Cylie & Nick | Nick geht Leila nach
Er hörte wie Cylie seinen Namen flüsterte. Leise kam er über ihre Lippen und doch war sie so nah, dass er die wenigen Buchstaben deutlich hören konnte. Womöglich hätte er diese liebliche Stimme auch von der anderen Seite des Raumes ganz deutlich vernehmen können. Vielleicht. Der Schwarzhaarige drehte sich nicht um. Er tat was er in diesem Moment für richtig hielt, indem er Cylie hochhob und sie durch den Raum trug. Erst als er sie abgesetzt hatte, wagte er einen Blick und erkannte was er schon längst vermutet hatte: Leila war weg. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie ihnen bis zum Tisch folgen würde und dennoch schmerzte es, dass sie nicht mehr hier war. Er schluckte, den Tränen nahe. Allein sie zu sehen wühlte diese Gefühle wieder in ihm auf. Diese Gefühle, von denen er gedacht hatte, dass er sie längst vergessen hatte. Aber er hatte sie nicht vergessen. Hatte sie stattdessen nur in irgendeine Truhe in seinem Inneren verband, die Leila mit ihrer bloßen Anwesenheit wieder aufgeschlossen hatte. Und nun quollen die Geschichten in seinen Kopf zurück. Die Emotionen, die er gefühlt hatte in jedem Moment, den er mit ihr zusammen verbracht hatte. Und während er in seinem Gefühlschaos versank, hätte er fast Cylie vergessen, die ihm jetzt gegenüber saß. Sie entschuldigte sich bei ihm und sofort sah er auf, fixierte ihren trüben Blick mit seinen blauen Augen. Unwillkürlich musste er schmunzeln, weil die angehende Ärztin die Schuld tatsächlich bei sich suchte. "Es ist nicht deine Schuld.", versicherte er ihr und nahm ihre Hand in seine. Sanft streichelte er mit seinen Fingern über ihren Handrücken. "Es ist meine. Ich hab dich da reingezogen, obwohl du das nicht verdient hast." Wahrscheinlich verstand Cylie nicht geanu was er damit meinte, aber so war es nunmal. Nick hatte Leila angelogen, um sich von ihr zu trennen. Hatte ihr eine andere vorgegaukelt, die es damals nicht gegeben hatte und jetzt glaubte sie vermutlich, dass Cylie diese Person war. Aber das hatte Cylie nicht verdient. Doch als wäre das nicht genug, fragte die Brünette, ob er seiner Ex nicht nachlaufen wollte. Er wollte den Kopf schütteln, aber es war zu schwer. Wollte er ihr nachlaufen? Ein Teil seines Körpers wollte das unbedingt. Aber da war auch noch der Teil, der ihn hier hielt. Hier bei Cylie. Der Schwarzhaarige wusste nicht wie er reagieren sollte. Er wusste nicht was das Richtige war. Dabei versuchte er doch immer das Richtige zu tun, um niemanden zu verletzen. Gab es hier noch einen Ausweg, ohne jemanden zu verletzen? Hatte er das nicht schon längst getan? Cylie redete weiter auf ihn ein und Nick suchte in ihrem Blick nach einer Antwort auf sein Dilemma, während er sich gleichzeitig fragte, wieso die Brünette das tat. 'Geh schon.' "Willst du das denn wirklich?", fragte er schließlich und klang fast schon verletzt, aber so leise, dass er sich unsicher war, ob seine Begleitung es überhaupt verstanden hatte. Sein Blick drifete auf die Tischplatte. Wollte Cylie so sehr, dass er Leila nachging? Wieso nur? Die Brünette erklärte sich, aber für Nick ergab das keinen Sinn. Trotzdem konnte er im Blick seiner Freundin erkennen, dass es ihr wichtig war, dass sie sich schuldig fühlte und das war genug. Er drückte ihre Hand mit seiner und strich erneut zärtlich mit den Fingern über ihren Handrücken. "Es ist nicht deine Schuld. Es ist meine. Und bevor du ihr selbst nachläufst, gehe lieber ich. Aber warte hier bitte auf mich. Ich komme zurück. Versprochen." Nick zwinkerte ihr noch einmal zu, lächelte leicht und dann ließ er Cylies Hand los und stand auf, um sich durch die Menge nach draußen zu drücken und Leila zu suchen. So unlogisch und unpassend das gerade auch immer war.
Geht Leila nach ~
Yumi & Alex
"Natürlich habe ich das.", verkündete Alex, als Yumi weiter auf das böse Feen Gespräch einging. "Handschellen aus Eisen sind doch die Schwachstelle einer jeden Fee, oder nicht?" Er lächelte verschmitzt und und schnaubte dann ein wenig amüsiert auf, weil die Anspielung zwar passte, aber auch ein bisschen zu offensichtlich über seine Lippen kam. Es war zu einfach gewesen, um gut zu sein. Er nahm einen großen Schluck von der Bowle, die er sich beiläufig eingegossen hatte und sah dann wieder zu seiner Ex, nachdem er den Blick einmal kurz über das Buffet wandern ließ. Doch der Blick der Blondine galt nicht ihm. Das erkannte er sofort. Ihre klaren Augen waren hinter ihn gerichtet und ohne sich umdrehen zu müssen, konnte Alex erhahnen was sie dort gesehen hatte. Oder besser gesagt wen. Missmutig landete der Rest der Spinnen-Pizzaschnecke in seinem Mund und er leerte seinen Becher in einem Zug. Yumi bemerkte davon nichtmal was. Alex hingegen sah sich auf den langen Tische nach etwas um, das die Bowle noch toppen könnte. Etwas härteres. Etwas, das seine Laune zumindest ein kleines bisschen heben würde. Doch seine Augen fanden gerade nichts passendes. Außerdem war doch bis gerade alles in bester Ordnung gewesen. Der Silberhaarige zwang sich dazu seinen Kopf zu leeren. Es gab keinen Grund sich zu ärgern. Sie war hier, sprach mit ihm und nicht mit Darren. Sie ging ihm nicht nach. Also versuchte Alex das Gespräch am Laufen zu halten. Sie machte einen Witz und er musste sogar darüber schmunzeln. "Aus dem Grund bin ich auch da.", gab er zu verstehen und goss Yumi und sich selbst neue Bowle ein, während er den Anblick ihres unschuldigen Lächelns genoss. Sie wusste, dass sie ihre Mimik unter Kontrolle hatte. Zumindest meistens. Und sie wusste diese Mimik gegen die Männer einzusetzen. Es war nicht verwunderlich, dass auch andere ihr verfielen, denn schließlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Erst fragte sie, ob es sich bei seinen Worten tatsächlich um eine Einladung handelte und er musste allein bei ihrem Tonfall schmunzeln. Als ob sie das nicht schon längst wüsste. Ihre Neckerei nahm er gelassen. Außerdem war das eine gute Gelegenheit sie von Darren weg zu bekommen. Weg aus seinem Blickfeld, denn immer wieder sah Alex, wie ihr Blick abdriftete. Dann kam Yumi ihm näher und ihre Lippen so nah an seinem Ohr weckten wohlige Erinnerungen, die ihm nur zu gut gefielen. Yumi wusste ganz genau, was sie tat. "Gut zu wissen.", flüsterte er nah an ihrem Ohr zurück, doch ehe die beiden weitere Pläne schmieden konnte, klingelte Alex' Smartphone. Er hatte den Ton auf Laut gestellt, weil er die glorreiche Idee hatte 'Toss a Coin' als Klingelton einzustellen. Für den Fall der Fälle. Und gerade bekam der Möchtegern-Witcher drei Coins in Form von Nachrichten zugeworfen. Mit entschuldigender und gleichzeitig belustigter Miene sah er auf sein Smartphone und war tatsächlich verwundert. Eigentlich hatte er vorgehabt einfach nur den Ton leise zu stellen und das Ding wieder in seiner Tasche verschwinden zu lassen. Aber dass Alice ihm um diese Uhrzeit schrieb, war verdächtig. Er blickte sich um. War sie hier? Hatte sie ihn mit Yumi gesehen? Das wäre nicht optimal gewesen, weshalb er vor dem Öffnen der Nachrichten schluckte und sich auf eine wütende, kleine Zickenschwester gefasst machte. Aber da war keine. Ihre Nachrichten waren kurz und irgendwie seltsam. Ein Hilfe, dann ein Standort. Das war... ungewöhnlich. Wieso schrieb sie ihm und nicht Simon? Irgendetwas stimmte nicht. War es ein blöder Scherz? Nein. So dreist war Alice nicht, dass sie das Wort "Hilfe." in einem solchen Moment leichtfertig schrieb. "Ich glaube meine Feenjagd muss warten." Alex sah zu Yumi und sein Blick verriet, dass es ihm zwar leid tat, aber dass er sich nicht umstimmen ließ. Er stellte den fast vollen Bowle-Becher auf dem Tisch vor sich ab. "Es tut mir wirklich leid." Sollte er sie fragen, ob sie mitkommen wollte? War das intelligent? Alice konnte sich sicher auf Anhieb eine Million Dinge einfallen lassen, die sie lieber sehen würde als Yumi. Und Alex war sich sicher, dass einige davon sehr unangenehm waren. Nur ungern ließ er Yumi hier zurück. Vor allem nachdem es heute so anders zwischen ihnen war. Nachdem sie so einen guten Draht zueinander hatten, den sie sonst nie hatten. Doch gerade hatte er einfach das Gefühl für Alice da sein zu müssen. Vielleicht auch ein bisschen, weil er ein schlechtes Gewissen wegen Yumi hatte. Und mit einem letzten intensiven Blick in Yumis Augen und wenigen Worten, verließ er die Gaststätte. "Es ist mir wirklich wichtig.", hatte er gesagt und gehofft, dass sie es irgendwie verstehen würde, auch wenn er nicht daran glaubte.
Alex geht ~> Nebelwald