Beiträge von Seaice

    [Marin] & Tara



    'Ihr habt beide alles dafür getan, dass ich weiß, dass wir keine sind.' Ah, da war er ja endlich. Der Vorwurf auf den Marlin schon die ganze Zeit gewartet hatte. Es stimmte ihn beinahe zufrieden. Als bräuchte sein schlechtes Selbst doch hin und wieder eine kleine Bestätigung. Auf ihre letzte Bemerkung hin schnaubte er nur, ehe er einen weiteren, kräftigen Zug seiner Zigarette nahm. Der Glimmstängel war schon halb verglüht. Ein Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Marlin hatte nicht damit gerechnet, dass Tara derart direkte, ehrliche Kommentare von sich geben würde. Ihre vorsichtige Art von anfangs hatte sie mittlerweile zurück gesteckt. Ein Seitenblick auf das Mädchen verriet ihm, dass sie mit den Tränen kämpfte. Nachdem sie sich offensichtlich alle Mühe gab, jene zu verbergen, gab er vor, jene nicht zu bemerken. Nicht, dass es ihm je schwer fiel Gleichgültigkeit zu zeigen, immerhin war dies quasi sein Status Quo. Ein Seufzen kam ihm über die Lippen und mit der freien Hand fuhr er sich durch die Haare, wobei sich einige Strähnen aus seinem Zopf lösten. Was mache ich nur? Er war wirklich froh, dass Tara nicht komplett zu weinen angefangen hatte, denn es gab kaum etwas, was er weniger leiden konnte. Nicht nur, weil Mia selbst ihn ständig voll heulte. Manchmal amüsierten die Tränen ihn, zumeist nervte ihn das nur. Allerdings war auch nicht von der Hand zu weisen, dass er Tara gegenüber anders eingestellt war, als ihrer Mutter. Es war nicht so, dass er sie nicht verstand. Wer wünschte sich nicht eine intakte, glückliche Familie? Er war nicht anders gewesen, damals. Lange her. Aber wer 'Glück' und 'Liebe' nicht kannte, konnte sie auch nicht geben. Vermutlich wusste sie das. Marlin straffte die Schultern, ehe er das Schweigen schließlich brauch. "Hoffst du etwa darauf, dass sich das ändert-,", sagte er, "Oder willst du 'nen Haken dran setzen?" Mir dieser Frage richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Tochter. Seine Tochter. Er war sich nicht sicher, ob er tatsächlich umfassen konnte, was das bedeuten sollte. Wie auch? Asche, die sanft zu Boden fiel. Er könnte fragen. Belanglos. Warum nicht? Immerhin war sie immer noch hier. Zum Erstaunen aller, wahrscheinlich. "Abgesehen von deinen verkorksten Eltern-," Er konnte es nicht zurückhalten, dass süffisante Lächeln, obwohl es überhaupt nicht seiner Stimmung entsprach. Doch schien es die einfachste Weise zu sein, der tristen Wahrheit entgegen zu treten. Oder sich vor ihr zu verstecken. "Bist du zufrieden?" Das 'Geht's dir gut' für Arme. Naja. Zufriedenheit war ein ziemlich relativ bezogener Zustand. Er selbst war zufrieden mit seinem menschenfeindlichen Zynismus, also von dem her. Nachdem fraglich war, ob er Tara nach heute noch einmal treffen würde, hatte er also doch eine Frage zu ihr gestellt. Belanglos. Irrelevant. War es etwa tatsächlich ein Hauch von Sentimentalität der ihn trieb? Witzlos. Was erwartete er überhaupt als Antwort? Wollte er damit etwa sein nicht vorhandenes Gewissen frönen?

    [Cinnamon] & Joe



    "Brauner? Sag mal spinnt's du?", empörte sich Cinnamon kopfschüttelnd und drehte sich dann zu Joe um. Der... sein Schwert fallen gelassen hatte. War das nicht die erste Regel des Kampfes, nie seine Waffe zu verlieren? Oder sowas? Oder verwechselte sie das gerade mit einem Buchzitat? Kurz war sie mit den Gedanken woanders, ehe sie hörte, wie Joe fortfuhr. "Sagt der, der bei Zwei anfing loszurennen.", entgegnete sie mit einem Grinsen. Wenn er nicht nach den Regeln spielen musste, galt dasselbe ja wohl genauso gut für sie. Ebenso schnell war sie jedoch wieder bei der Sache. Cinnamon gab sich alle Mühe sich nichts anmerken zu lassen. Was gar nicht so einfach war, denn ihre Arme ächzten bereits vom Parieren. Darum hatte sie ja in erster Linie ja auch auf Ausweichen umgeschwenkt. Joe hatte sich da echt nicht zurück gehalten, aber sie fürchtete was die reine Kraft anbelangte - dass Joe das Parieren um einiges leichter Fallen würde. Aber vielleicht war er ja auch langsam und ungelenk wie ein Stein? Auf jeden Fall stand er gerade felsenfest - und entschlossen - vor ihr. "Also gut...", meinte sie, mehr um sich selbst zu ermutigen, statt zu ihm. Cinnamon umschloss ihre Waffe fest mit beiden Händen und preschte dann vor. Sie legte all ihre Kraft in den Anfang, damit er nicht sofort die Möglichkeit bekam, den Spieß erneut umzudrehen. Weiter, nicht nachlassen.

    [Gabriel] & Marie | Gehen~



    Trotz der Erschöpfung, die langsam einkehrte, wich das Lächeln nicht aus dem Gesicht des jungen Latinos. Es war wirklich einfach und angenehm mit Marie! Er nickte, als sie vorschlug nach einem anderen Ausgang zu suchen und beide machten sie sich mit ihren Handys auf die verschiedenen Ecken der Scheune auszuleuchten. Marie hatte dabei jedoch eher Erfolg als er. "Ich bin ganz bei dir.", meinte er, als er näher kam. Die Seitentür war zum Glück nicht verschlossen und draußen war es mittlerweile ruhig geworden. "Es ist auch schon echt spät geworden. Hat aber Spaß gemacht, den Ausflug müssen wir auf jeden Fall nachholen!" Damit schlichen die beiden aus der Scheune, blickten sich nach links um und nach rechts, doch diesmal schien sie niemand weiter zu verfolgen. An der Bushaltestelle hatten sie auch Glück und mussten nicht lange warten. Hoffentlich war auch Clive gut nach Hause gekommen, er würde ihm später mal schreiben. Oder es vergessen haben, denn nach all der Aufregung und den Abenteuern von heute, war Gabriel wirklich K.O. Und Marie konnte er ansehen, dass es ihr ganz ähnlich gehen musste.

    "Wir sehen uns in der Schule.", meinte er zum Abschied zu ihr, umarmte sie kurz, ehe sich ihre Wege nach Hause trennten~

    [Cinnamon] & Joe



    Cinnamon zuckte bei seiner Vermutung nur mit den Schultern. "Nee, da wohne ich nur. Du hast mich nur ausnahmsweise dort erwischt." Für andere mochte das Runenarchiv einen gewissen Zauber versprühen, aber wenn das der Ort war an dem man lebte, verlor das ein wenig seinen Glanz. Und von Zaubern war sie ja lange genug regelrecht davon gelaufen. Aber hey, alter Hut.

    So wie sie sich wohl allen Dingen zum Trotz im Runenarchiv zurecht fand, gab Joe an, ebenso etwas aufgeschnappt zu haben, wo er doch in der Kaserne wohnte. Das leuchtete der Anglerin ein. Sie durfte ihren neuen Freund nicht unterschätzen, auch wenn das Bild des betrunkenen und dann kranken Kerles diese Ansicht vielleicht etwas überlagerte. Das war ein Fehler.

    Also verkniff Cinnamon sich jegliche Kommentare, als Joe ihre Haltung korrigierte. Sie passte auf, um sich diese auch für die Zukunft einprägen zu können, als der angehende Krieger vor ihr einen Vorschlag machte - und ihn direkt in die Tat umsetzte.

    Cinnamon blinzelte für einen Moment lang irritiert, als der Hüne auf sie zuschoss. Ihr erster Instinkt war weg zu rennen, doch zu spät. Es war ein Glück, dass sie ihre Waffe schon passend positioniert hielt und ihn nur ein Stück hochreißen musste. Dennoch ging ihr der Schlag als ein Beben durch beide Arme. Die junge Frau fluchte, doch Joe ließ ihr keine Verweilpause, sondern setzte sofort nach. Ihre Hände umfassten das Stück Holz fest, beinahe krampfhaft, während sie langsam zurück gedrängt wurde. Ein bisschen stolz war sie ja schon darauf, sich überhaupt so lange zu halten und mühevoll seine Schläge parierte. Doch lange würde sie das nicht mitmachen, dafür kamen die Schläge von Joe zu stark. Fitness und Training hin oder her, an reiner, roher Kraft war er ihr schlichtweg überlegen.

    Also machte Cinnamon als nächstes einen großen Schritt nach hinten, damit sie nicht mehr blocken musste und ließ seinen Schlag ins Leere gehen. Ohne seine Reaktion abzuwarten, versuchte sie nun ihrerseits ihn auf seiner rechten Seite zu erwischen, ganz und gar auf das Ziel fixiert.

    [Max] & Julia in der Schneideralley



    Das die Schneiderin Zweifel an der Legitimation seiner Begleitung hatte, kam Max fürwahr nicht in dem Sinn. Ganz einfach, weil ein solcher Zweifel bei ihm nie aufkommen würde - und er auch sonst selten in unpassender Begleitung erschien. Tatsächlich würde er die Gesellschaft von Julia auch niemals so einstufen, denn er schätzte sie. Sogar sehr. Seine schmeichelnden Worte, so leicht sie ihm stets über die Lippen kamen, entsprachen zumindest diesmal keiner Lüge. Nicht, dass dem jungen Mann hier etwas davon gerade bewusst auffallen würde. Er behielt die Verkäuferin weniger im Blick als die junge Dame an seiner Seite. Max schien sich selbst beliebig etwas anzusehen, damit sie in Ruhe die ihr vorgelegten Stücke begutachten konnte, dabei behielt er sie jedoch im Blick. Betrachtete ihr hübsches Gesicht, das Glitzern in ihren Augen, die Nachdenklichkeit, während sie überlegte. Es bereitete ihm Freude daran teilzuhaben. Menschen zu beobachten war sowieso eines seiner wenigen Hobbys, aber zumeist tat er dies, um über sie abzulästern oder um einen Vorteil daraus zu gewinnen. War mal ganz entspannt, wenn dies nicht zutraf. Ungewöhnlich.

    Nachdem er Julia ein wenig Zeit zum Anschauen gegeben hatte, trat er wieder ein wenig näher zu ihr, um sich ebenfalls einen genaueren Blick zu verschaffen. Die Verkäuferin hatte wahrlich höchst unterschiedliche Stücke gebracht. Alle waren feine Arbeit, wenngleich er nicht alle als passend erachtete. Weder für die Dame an seiner Seite, noch zu dem Anlass, den sie sich vorstellte. Hatte er sich etwa nicht klar genug ausgedrückt? Nun, womöglich war die Absicht der Verkäuferin einfach ein variierenderes Portfolio aufzuzeigen.

    Als Julia ihn nach seiner Meinung fragte - darauf hatte er nur gewartet - studierte er die zwei Exemplare, die sie auserkoren hatte, mit einem prüfenden Blick. Sie hatte weder zu den bodenlangen Kleidern gegriffen, noch zu denen aus leichter Seide, sondern zu kürzeren, aus festerem Stoff, die dennoch eine angenehme Textur aufwiesen. Hervorzuheben waren die Stickereien und die Rüschen, die Julia bereits jetzt gerne trug. Offenbar wusste sie genau, was ihr stand, worin sie sich wohlfühlte und worauf sie Wert legte. Oder sprach er ihr hier zu viel Virtuosität zu? Nichtsdestotrotz nickte er, ein wohlwollendes Lächeln auf den Lippen. An ihrer Wahl gab es nichts auszusetzen - wenngleich er einen Ratschlag ansonsten derart flattierend formuliert hätte, dass es sie niemals vor den Kopf gestoßen hätte. Allerdings war das gar nicht nötig. "Exzellente Wahl.", erwiderte er, "Ich schlage vor, Ihr probiert sie beide an. Es darf nicht nur gut aussehen, sondern Ihr müsst Euch auch wohl darin fühlen." Das mochte salopp klingen, fand Max jedoch wichtig. Kleider, die zwar hübsch aussahen, aber die einem nicht passten, wo der Stoff sich nicht wie eine zweite Haut anschmiegte, in denen man sich verkleidet fühlte - sie waren am Ende nutzlos und brachten nicht das hervor, was sie versprachen. Einen selbst, in der besten Weise möglich. Außerdem musste die Verkäuferin notfalls noch Maßanpassungen vornehmen. Wenn es nach Max ginge und beide verzauberten, würde er ganz einfach auch beide erwerben. Aber so viel hatte er von Julia's Bedenken durchaus schon vernommen: Das selbst ein Kleid ein kleines Vermögen für sie darstellte. Wie traurig musste das sein, sich nicht stets das leisten zu können, was einen glücklich machte. Umso mehr freute er sich, dass Julia sich dennoch ab und an etwas Luxus erlaubte - und auch erlaubten konnte.

    [Tori] & Gaius



    Tori zuckte innerlich zusammen. Das sie es nach außen hin nicht ebenso tat, war an sich tatsächlich verwunderlich, doch eine Unsicherheit hatte sich dennoch in ihre Mimik geschlichen. Jene, die ihr sowieso ein ständiger Begleiter war. Ah, was hatte sie auch nachfragen müssen? Warum war sie nur so unverhohlen, so unangebracht neugierig? Das Mädchen war seit jeher mit großem Wissensdurst erfüllt - nur suchte sie dieses meist in sicher in Form von Büchern. Menschen... waren kompliziert. Undurchschaubar. Man konnte vorher nie wissen, wie sie reagierten - oder was eine unbedarfte Frage auslösen konnte. Sie musste das doch wissen. Das tat sie auch nur... gebracht hatte es ihr trotzdem nichts. Meist unterdrückte sie ihre Neugierde, hielt sich zurück, das konnte sie, gut sogar. Aber diesmal, mit Gaius, dachte sie... dachte vielleicht... es könnte gehen. Denn gerade weil es nun um ihn drehte, weil er so wichtig war für sie, wollte sie alle Aspekte an ihm verstehen lernen. Und doch schämte sie sich nun für dieses Verlangen, schämte sich auch dafür, dass ihr der Namen seiner Herkunft etwas gesagt hatte, als hätte es das nicht gedurft. Als wäre das Wissen in ihrem Kopf etwas Unanständiges. Und war es das nicht, wenn sie dadurch einen Hauch über Jemanden wusste, obwohl es ihr vielleicht gar nicht zustand? Tori hatte nie so darüber nachgedacht.

    Die Maid schloss für einen Moment die Augenlider, als ob sie so die Gedanken in ihrem Geist zur Ruhe zwingen könnte. Womöglich aber auch, um den Schatten, den sie in Gaius' Gesicht zu erkennen glaubte, nicht zu sehen. Ein Blick, der einem Angst einjagen könnte. Das hatte sie sich sicher nur eingebildet. Seine Frage an sie klang beinahe so wie immer. Beinahe. Dennoch vernahm sie jene als Anklage. Tori wollte den Kopf schütteln, wie um alles abzustreiten, aber das wäre Unsinn. Nicht wahr? Sie wollte, sie durfte nichts verleugnen zwischen ihnen - um ihrer beider Willen. Also öffnete sie den Mund, zuerst jedoch um sich zu entschuldigen. Doch Gaius kam ihr mit genau diesem Wort zuvor. Irritiert öffnete sie die Augen wieder und suchte seinen Blick. Dann sprach er.

    Tori schwieg, hörte nur zu, wenngleich Gaius nicht viel sagte. Eben nur die simple Antwort auf ihre einfache Frage. Sie erblickte auch das bekannte Grinsen auf seinen Lippen, doch blieb ihr Gesichtsausdruck nachdenklich. Das Mädchen versuchte die Informationen noch richtig einzuordnen - rational wie emotional. Wenngleich der Schmied vorhin zum Ausdruck gebracht hatte, dass er seiner Geburtsstadt nicht nachhing und Orte keine Bedeutung für ihn hatten, hatte sich die Umgebung nach ihrer Frage hin mit Anspannung angereichert. Doch nun, da er ihr tatsächlich eine Antwort gegeben und heiter eine Anekdote hinzugefügt hatte, hatte sich jene scheinbar verflüchtigt.

    "Verzeih mir.", begann sie schließlich leise, "Für meine Neugierde." Sie verspürte eine Nervosität weiterhin, ein unangenehmes Kribbeln in ihrer Magengegend. Die Entschuldigung galt für die vergangene Frage, ebenso wie jene, die sie nun stellen würde. Immerhin war auch sie ihm noch eine Antwort schuldig, nicht wahr? "Das... das bedeutet, du weißt was dort geschehen ist?", fuhr sie mit zittriger Stimme fort und das Herz klopfte ihr in der Brust, weil sie nicht einschätzen könnte, ob es klug war oder einfach nur unfassbar dumm, weiter zu bohren. Ausnahmsweise hielt sie sich nicht zurück. Ausnahmsweise machte sie weiter. Weil sie sich immer so viel mehr traute, wenn Gaius bei ihr war. Selbst, wenn es sich um ihn handelte, selbst wenn es ihn... verletzte? Tori wusste nicht, was sie davon halten sollte. Die Scham von vorhin kehrte zu ihr zurück, doch die Worte befanden sich bereits im Raum. Also brachte sie sie zu Ende. "D-Das weiß ich nämlich nicht. Das weiß niemand. Bekannt ist nur ein Machtwechsel und später eine unbekannte Katastrophe, die... die...", sie schluckte, unfähig den Satz zu Ende zu bringen. Ihre Wangen brannten. Sie senkte den Blick, sah auf ihre Hände, die den Stoff ihres Kleides zusammengerafft hatten, als hätten sie sonst nichts zu fassen gefunden.

    [Tori] & Gaius



    Als sich ein kleines Lächeln auf den Lippen des Schmiedes ausbreitete, spiegelte sich jenes unwillkürlich auch auf den ihren wieder. Ein Glück, sie hatte wohl keine unschönen Erinnerungen in ihrem Freund geweckt. Vielleicht verbarg Gaius dies nur, vielleicht aber hatte er auch einen Frieden mit seiner Vergangenheit geschlossen - was auch immer sich in dieser verbergen mochte. Sein Lächeln jedoch gab ihr keinen Anlass zur Sorge. Und so konnte Tori ganz und gar, mit voller Aufmerksamkeit, seinen Worten lauschen.

    Toris Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er den Namen seines Geburtsstadt erwähnte. Es dauerte nicht lange, da hatte sie diesen seiner Geschichte zugeordnet. Ein Ort des Fortschritts, der Kampfkunst und der Alchemie - welche eine gewisse Sehnsucht in ihr auslöste - die hoch in den Bergen angesiedelt gewesen war. "Oh.", sagte sie nur, "Ooh." Nach ihrer Ankunft in Trampoli hatte sie sich vor allem Bücher zu Städten gegriffen, die ebenso Schicksalsschläge verkraftet hatten - oder gar gänzlich ausgelöscht wurden. Gaius hatte es mal erwähnt, oder nicht? Ähnlich wie Alvarna. Nur zog sich der Schatten in der Geschichte von Incrementos weitaus tiefer. Der Ort hatte - im Gegensatz zu ihrer Heimat - auch eine größere Bedeutung innegehalten. Magier hatten die Stadt für sich vereinnahmt und dann... nichts. Unklarheiten. Fragen, die ungeklärt blieben. Wusste Gaius etwas darüber? Seine Kenntnisse wären für jeden Historiker bedeutungsvoll. 

    "W-Wann bist du weg gegangen...?", hauchte sie, auch wenn das Warum ebenso interessant war - für sie vor allem persönlicher Natur. War 'weg gegangen' überhaupt der richtige Ausdruck...? Was wusste sie schon? Ihr war nicht entgangen, dass der Zwerg ihre erste Frage übergangen hatte, aber sie drängte auch nicht weiter nach. Sie fand es bewundernswert, dass Gaius nicht so sehr an Orten oder materiellen Gütern einer Art hing, sich eben nicht verwurzelte. Ging damit nicht eine ungeahnte Freiheit einher? Sich nicht zu binden, gehen zu können, wohin man möchte, dem dahinter gebliebenen nicht nachzuhängen? Aber was ist dann mit mir?, flüsterte eine besorgte Stimme in ihrem Kopf. So sehr sie die vermeintliche Leichtigkeit ihres Freundes auch faszinierte, so milderte sie nicht die stete Unrast, dass er genau aufgrund dieser Eigenschaft eines Tages einfach... gehen würde.

    [Tori] & Gaius



    Wenn die Maid mittlerweile auch wusste, dass es ihr unmöglich war vorherzusehen, was Gaius sagen, wie er handeln würde - so wurde sie dennoch immer wieder aufs Neue überrascht. Damit gerechnet, das der Zwerg sich bei ihr entschuldigen würde, hatte sie jedenfalls nicht. Ebenso wenig die anderen Worte, diese ehrlichen Erklärungen. Er war nachdenklich geworden und Tori wusste nicht ganz, wie sie ihn nun greifen konnte. Sie schüttelte lediglich sachte den Kopf, denn eine Entschuldigung war wahrlich nicht nötig, doch war sie nicht sicher, ob er ihre ruhige Bewegung bemerkte. Sie hatte ihm auch keinen Vorwurf machen wollen, war es etwa wie einer angekommen? Sie wiederholte seine Worte in ihrem Kopf, staunte ein wenig. Es hatte den Anschein, als wäre Gaius so lang und gerne in der Schmiede gewesen, wie sie in der Bibliothek. Schlecht mit Menschen? Ah, da waren sie zu zweit, nicht wahr? Sie wurde einfach zu schnell nervös und machte sich Sorgen über jede noch so unbedeutende Kleinigkeit. Und er? Anders, aber doch im Kern, gleich. Nur mit ihr, da war er nie schlecht gewesen, sondern hatte sie im Gegenteil immer vor Schlechtem bewahrt. Diese Gewissheit trug sie stets warm in ihrem Herzen. Ob ihm das überhaupt bewusst war?

    Als Gaius seine Frage über die Lippen brachte, verfiel Tori in ein langes Schweigen. Sie überlegte - wollte die Antwort nicht leichtfertig geben. In Alvarna war sie ein schüchternes, artiges Mädchen gewesen, welches seine Arbeiten mit Gewissenhaftigkeit erfüllt hatte und ansonsten jegliche freie Zeit bei Büchern verbracht hatte. Das hatte sich kaum geändert und doch war sie nicht mehr dieselbe Person. Die Sicherheit hatte man ihr unter den Füßen weggerissen, Wärme und Schutz wurden ihr genommen. Das Urvertrauen, dass der morgige Tag nicht anders sein würde, als der heutige, dass sie auch künftig einen festen Platz innehalten würde - verloren. Es gab keinen Platz für sie, nichts war sicher und niemand hätte ihr wirklich nachgeweint. Mit diesen Gedanken war sie in Trampoli eingetroffen und es hatte sich bewahrheitet. Eine Gemeinschaft, die ihr fremd war und schreckliche Ereignisse, die hier einander einfielen. Der Friede und die Unschuld ihrer frühen Tage wirkten nicht mehr als nur ein ferner Traum. Sie hatte sich so sehr an jene unbeschwerten Tage zurück gesehnt, hatte dadurch unbewusst dem neuen Ort, der sie immerhin aufgenommen hatte, keine richtige Chance gegeben. Sie hatte sich alleine gefühlt, keinen Zugang gefunden. Nach der Entführung durch Grarag hatte sie die Taverne nicht einmal mehr verlassen wollen - und das auch ziemlich lange so durchgezogen. Und doch, zögerte sie bei ihrer Antwort. All das, es lag immerhin zurück. Wie war es jetzt?

    "Nein.", erwiderte Tori schließlich langsam, "... nicht mehr." Sie drehte die Worte erneut und konnte keine Unwahrheit darin erkennen. Mit eigener Verwunderung suchte sie den Blick ihres Freundes. Nicht mehr. Gerade... gerade war die Maid so vollends zufrieden darin, hier zu sitzen, in der Taverne, einer Umgebung, die sie nun doch schon lange gewohnt war, mit einer Person, die sie liebte, die nie aufgegeben hatte, ihr ein wenig das Glück zu zeigen. Die Wege durch Trampoli war sie mittlerweile zahllose Male gegangen, sie kannte die genaue Anordnung noch jedes Buches im Runenarchiv und sie war Lehrling der Alchemie. Hatte sie also doch, allen Widrigkeiten zum Trotz, neue Wurzeln geschlagen? Seit wann... und wie...? Das bedeutete nicht, dass Erinnerungen an Damals und an all die widerfahrenen Unglücke keinen Schmerz hervorriefen. Aber vermutlich, und dem gab es kein Entrinnen, gehörten diese ganz einfach zum Leben dazu. Zu ihr.

    Man könnte fast glauben, ein kleines Strahlen läge in ihren Augen. Tori hatte den Blick nicht abgewandt. "Wo... wo fühlst du dich zu Hause, Gaius?", hauchte sie dann, zögerlich, als war sie nicht sicher, ob die Frage angebracht war. "V-Vermisst du Alvarna...? Bist... bist d-du überhaupt von dort...?" Die Worte waren ihr entflohen, noch bevor sie überhaupt überlegen konnte, sie zurück zu halten. Es verständlich, oder? In Anbetracht der Tatsache, wie wenig sie über Gaius wusste. Andererseits - musste sie das? Mehr wissen? Nein. Es war auch so in Ordnung, natürlich war es das. Aber nachdem sie gerade so sehr in sich gegangen war und quasi eine neue Wahrheit für sich herausgefunden - da wollte sie wissen, wie es ihm dabei ging. In der Hoffnung sie würde nicht versehentlich Wunden aufreißen, so wie Gaius es gerade unbeabsichtigt bei ihr vollbracht hatte. Es war schwierig, wenn man bedachte, in einer welch gefährlichen Welt sie lebten. Vielleicht sprachen die Menschen deshalb so selten über ihre Vergangenheit. Zu viele Wunden, zu viele dunkle Geheimnisse, zu viel geflossenes Blut. Nur wie bedachte Gaius das einst Gewesene? (weint er auch gleich?)

    [Tabatha] & Bade



    Der Mund des Jünglings öffnete sich zu einer Antwort, als sein Blick jedoch an ihr vorbei glitt. Tabatha drehte unwillkürlich den Kopf über ihre Schulter, als auch schon eine tiefe Stimme erklang. Der Junge ging weiter seiner Arbeit nach und die Elfe drehte sich nun vollständig zu der Person um, die sie angesprochen hatte. Der Kriegermeister Bade, zweifellos. "Tabatha, Sir.", antwortete sie ohne Umschweife auf die Frage, die er ihr gestellt hatte. Das Sir kam ihr dabei intuitiv über die Lippen. Formelle Anreden war sie immerhin gewohnt, sodass ein Weglassen solcher ihr unhöflich erschien - insbesondere wenn die Person hierarchisch über ihr stand.

    Tabatha musterte die Gestalt vor sich in der Kürze eines Augenblicks. Seine ganze Statur sprach von den Kämpfen, die er mitgefochten haben musste, wenngleich er jünger war, als sie angenommen hatte. Vermutlich wurde kaum ein Krieger recht alt und blieb dabei auch noch gesund - physisch wie psychisch - um eine Kaserne wie diese hier führen zu können. Was mochte er wohl halten, von einer Dienstmagd, einer Elfe, einer Frau, die sich auf dem Weg gemacht hatte, um in die Kampfkunst eingewiesen zu werden? War dieser Mann frei oder gespickt von Vorurteilen? Aus seiner Miene, die bereits Fältchen umzogen, konnte sie nichts ablesen. Also gut.

    "Ich will Euch erbitten mich in die Lehre zu nehmen.", sagte sie dann und kam dabei, wie so häufig, direkt auf den Punkt. "Ich möchte den Weg einer Kriegerin beschreiten." Sie hielt den Blick zu Bade aufrecht, damit ihr keine mögliche Regung aus seinem Gesicht entging. Tabatha wappnete sich innerlich bereits gegen eine Art Prüfung, wenn sie auch nicht wusste, in welcher Form sie sich beweisen musste. Aber so funktionierte das, nicht wahr? Anders wäre es ja wohl kaum möglich. Tabatha konnte gut nachvollziehen, das die Meister der Stadt nicht in jeden dahergelaufenem Rüpel (Grüße an Joe Ella ) Zeit investieren wollten oder Fertigkeiten in denen fördern, die sie danach für Untaten missbrauchten.

    [Charlene] & Benjamin



    Als die Zwillinge ihre Fahrräder bestiegen und sich aufmachten, war Charlie einfach nur glücklich. Sie liebte es, wenn sie in Bewegung kam, sie liebte das sonnige Wetter und wie ihr der Wind die lockigen Haare zerzauste. Ein breites Grinsen hatte sich in ihrem Gesicht festgesetzt. Anstatt den direkten Weg über die Hauptstraße zu nehmen (nicht das in Sternbach je viel Verkehr herrschte), hatten sie das Haus in südlicher Richtung verlassen und waren einem schmaleren Weg gefolgt. Kätzchengasse, wie ihr Opa gern zu solchen Straßen sagte. Die Strecke führte sie über den Fluss, der an dieser Stelle kaum breiter war als ein Bach und an den zahlreichen Windmühlen vorbei, welche sich im mäßigem Tempo drehten. Das Licht der Sonne drang nur noch vereinzelt zu ihnen durch, als sie den Wald erreichten und strahlte sie erst wieder an, als sie den See schließlich erreichten.

    Sorgsam stellten die Geschwister ihre Fahrräder ab und suchten sich ein hübsches Fleckchen Erde. Natürlich hatte Ben an eine Picknickdecke gedacht. Und an etwas zu trinken auch, so wie es aussah. An beides hatte sie auch kurz gedacht - aber die Betonung hier lag auf kurz und in ihrer Eile, zu der es wahrlich keinen Grund gegeben hatte, hatte sie es wieder vergessen. Manchmal wünschte sie sich wirklich eine Scheibe mehr von der Besonnenheit ihres Bruders abzuhaben. Aber dafür war er ja für sie da.

    Charlie legte sich in voller Länge rücklings auf die Picknickdecke, die Arme unter ihrem Kopf verschränkt. "Ich lieb's wenn Tage einfach schön und gechillt sind.", meinte sie leichthin. Als Schülerin hatte sie davon glücklicherweise noch genug, auch wenn sie fand das die Erwachsenen das Schulleben häufig kleinredeten. Hatten sie vergessen, wie es war, zur Schule gehen zu müssen? Dabei ging Charlie nichtmal ungerne hin. Nur das Aufstehen so früh am Morgen, darauf könnte sie echt verzichten. "Hey sagmal, ich hab dich gestern auf dem Fest dann gar nicht mehr gesehen. Bist du etwa früher gegangen?", fiel ihr dann ein. Ganz am Anfang hatte sie Ben kurz in der Menge erspäht, aber Brian und die Kürbisschnitzerei hatten sie dann in Beschlag genommen und danach hatte sie keine Spur mehr von ihm entdecken können. Es wäre allerdings nicht ungewöhnlich für ihren Bruder, früher als üblich von einer Veranstaltung zu verschwinden.

    [Cinnamon] & Joe



    "Ja, ich angle gerne.", erklärte sie beiläufig, während sie sich in Position brachte. "Schon immer. Und irgendwie muss ich ja auch mein täglich Brot verdienen." Oder zumindest dadurch ein klein bisschen Unabhängigkeit erlangen. War zumindest ein Anfang, oder? Cinnamon sah interessiert zu Joe, der wieder prahlte. Aber vielleicht war ja was dran und er hatte sich bisher zurück gehalten? Auch... wenn sie das ehrlich bezweifelte. Joe machte ihr nicht den Eindruck ein Schauspieler zu sein. "Kennst du denn Kampfhaltungen?", hakte sie gezielt nach. War er nicht gestern völlig verzweifelt deswegen überhaupt ins Runenarchiv gekommen? Hatte sie ihm nicht Schriften gezeigt, in denen Kampfhaltungen, Übungen und Positionen abgebildet waren? Was sie allerdings nicht unterschätzen durfte war die Erfahrung, die der Hüne womöglich schon mit sich brachte. Die Praxis. War nicht von Kneipenschlägereien die Rede gewesen? Das hatte zwar nichts mit einem koordinierten, kultivierten Duell zu tun, aber ehrlich gesagt... das waren Gefechte gegen Monster genauso wenig. Und die stellten meist noch ein viel höheres Risiko dar, wie Cinnamon nur zu gut wusste. Vermutlich war Joe auch schmerzresistenter als sie selbst, auch wenn das ins Blaue hinein geraten war. "Wegen mir kann es also gleich losgehen.", meinte sie daher und es überkam sie so etwas wie eine freudige Erregung. Cinnamon drehte den Speer allerdings so, dass er mit dem stumpfen Ende nach oben zeigte. Immerhin wollte sie Joe nicht verletzten, nicht beabsichtigt und erst Recht nicht versehentlich.

    [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Schlaf nicht. Nicht? Warum... nicht?

    Er hörte sie noch. Die Klänge, jene unvergleichlichen Töne, die im Raum tanzten, ihn wegtrugen. So sanft, als wollten sie ihn in eine Falle locken. Das könnte sein, nicht wahr? Lag etwas Trügerisches in diesem Trost? Ah, so verlockend, so verzaubernd. Er wollte weiter zu hören, ewig lang, denn nur in diesem schien es ihm vergönnt sein wahrlich zu vergessen. Sich weder vor Augen halten zu müssen, was war, noch was morgen sein würde. Als würde ihm die Melodie den Raum geben, den er so dringend benötigte, um einfach einmal durchzuatmen. Eine Pause. Ein Stillleben im Augenblick der Zeit. Nicht vergeuden, nicht verschwenden. Der Schlaf war nichts für ihn, er wusste um die Gefahr, die sich in jener Dunkelheit verbarg. Sie lauerte dort, jede Nacht, kein Trost in dieser Vertrautheit. Was er sich wohl heute stellen musste? Nicht.

    Cedric horchte auf. Nicht aufgrund dessen was er hörte, sondern weil er nichts mehr hörte. Was war geschehen, was war los? Er hielt die Augen geschlossen. Die Welt wollte ihn wieder einvernehmen, klopfte höflich an, doch er wollte sie nicht sehen, die Realität, wollte sich nicht mit ihr auseinandersetzen. Nicht schon wieder. Doch genauso wenig wollte er gänzlich abdriften, klammerte sich bis zuletzt an den letzten Hauch Wachseins, zögerte das Unvermeidbare heraus. Geistesabwesend spürte er, wie Lucky mit Samtpfoten auf ihm herumspazierte, schließlich - offenbar weil eine weitere Streicheleinheit ausblieb - von ihm abließ und ihn (mit einem Sprung, wohlgemerkt) verließ. Cedric blieb ungerührt, dämmerte in diesem Zustand von halb wach und Halbschlaf dahin, unfähig sich für eine Seite zu entscheiden.

    Da setzten sie wieder ein, die Klänge und eine seltsame Geborgenheit erfasste ihn, hier, in dieser fremden Wohnung eines Freundes. Eine Zuflucht in der Musik. Eine Zuflucht in der Freundschaft. Auch die Liebe konnte eine Zuflucht sein. Nachdem er jegliche verloren hatte, hatte er nicht erwartet, sie an jenem Tag wieder gewährt zu bekommen, die sein Letzter hätte sein sollen. Schlaf. Nicht?

    Sein Kopf sackte zur Seite hin weg und bevor er sich ganz verkrümmte, hatte Cedric sich ohne einen weiteren Gedanken zu verschenken, geradezu instinktiv, hingelegt. Obwohl zahlreiche Kissen verfügbar wären, stütze ein Arm seinen Kopf und die Beine waren leicht angewinkelt. Die Müdigkeit hatte ihn nun vollends für sich eingenommen, die Erschöpfung des Tages - der letzten Wochen und Monate - forderte ihren Tribut. Cedric konnte sich dem Schlafe nicht ewig verwehren, ganz gleich wie groß die Sorge. Es blieb nur zu hoffen, dass jene Sanftheit, die ihn in das Reich der Träume geleitete, bleiben würde. Nun, wenn der Tag schon der reinste Albtraum gewesen war, blieb vielleicht ausnahmsweise die Nacht verschont.



    Derselbe Post vor zehn Jahren so:

    Cedric schlief ein.

    [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Kein Nachbohren, kein Nachfragen - Cedric war froh, sich nicht erklären zu müssen. Dass er für den Moment vergessen konnte, woher er kam und was ihn alles erwartete. Ein anteilnehmendes Schweigen war nicht selten wertvoller als jeder noch so gut gemeinte Rat. Denn manchmal, ja manchmal, war der doch so weise Rat längst bekannt, doch gab es genug Gründe sich nicht daran zu orientieren. Ganz gleich ob es sich um fehlende Einsicht, unterschiedliche Ansicht oder um reine Schwäche handelte.

    Von dem her, Schweigen.

    Wäre es also zu viel verraten, dass Cedric jenes erstmal nicht unterbrechen würde?

    Er wusste nicht, welche Gefühle sich in Kyle abzeichneten, doch als dieser seinen Vorschlag - seine verwegene Bitte - annahm, spürte Cedric einen Hauch von Unsicherheit, die er zuerst mit seiner eigenen verwechselte. Konnte es sein? Doch die Erklärung seines Gastgebers war Nachweis genug. Cedric nickte bloß stumm, uneins darüber, ob eine Erwiderung angebracht war. Er folgte Kyle mit dem Blick, als dieser sich durch das Zimmer zum Instrument begab. Selten vor anderen gespielt, huh? Als Student in der Musikfakultät konnte er das nicht von sich behaupten, wenn er auch nur ungern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Die Musik half ihm dabei jene auszublenden, ganz einfach zu vergessen. Zuletzt wirklich nervös geworden war er nur, als er Noita ein noch unfertiges Stück zur Hörprobe geben wollte. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als die Erinnerung an sie in den Vordergrund rückte. Ah, so viele Fragen an sie, wie es ihr ging, was sie machte? Ob sie ihn schon vergessen hatte? Er wusste, dass er sich diese nicht stellen durfte, fürchtete insbesondere jene Letzte - aber so war es mit Erinnerungen nicht wahr? Sie tauchten stets unverhofft auf, ganz gleich was geschah. Letzten Endes war es auch zu der Demonstration nie gekommen und würde es nun wohl auch nimmermehr.

    Cedric neigte den Kopf als Antwort auf Kyle's letzte Bitte, wenngleich dieser seine stille Erwiderung nicht sehen konnte, saß er nun doch mit dem Rücken zu seinem Gast. Cedric konnte also nicht umhin und hatte den Kopf nun dennoch instinktiv zu Kyle gedreht um zu lauschen, hörte die Anfänge einer Melodie, die primäre Unsauberkeit - bis Lucky ihn dreist bedrängte, ganz als wolle die Katze ihn an sein Versprechen erinnern, eben nicht hinzusehen. Seine Mundwinkel zuckten kurz, ehe er dem nachkam, das Haustier schließlich auf seinen Schoß gewährte. Alles in Allem ging es dabei ja auch nicht um das Sehen, sondern Hören, nicht wahr? Cedric begann, nach einigem Zögern, die Katze zu streicheln, was sie mit einem wohligem Schnurren guthieß. In diesem Moment tauchte auch der Raum in neue Farben ein, dunkles violett, pink, nachtblau - ein Abbild des Sternenhimmels, als würden sie sich in Wahrheit tatsächlich in weiter Ferne befinden. Das wäre nicht das Schlechteste, dachte Cedric abwesend, sich heimlich fragend, welche Kniffe in diesem Apartment noch alles verbaut waren.

    Es war ein schönes Stück. Ihm entkam ein leises Seufzen, ehe er die Augen schloss und sich vollends an der Couch anlehnte. Erst jetzt, nun da die Töne sanft erklangen, fiel auch noch die letzte Anspannung von ihm ab. Wann hatte er das zuletzt gehabt? Ah, es war schon lange her, nicht? Unfassbar lange. Die Hand, die Lucky streichelte, hörte langsam auf, ruhte dann nur noch auf dem weichen Katzenkörper. Sie schien sich jedoch nicht daran zu stören und blieb wo sie war, als wäre sein Schoß gerade der perfekteste Ort zum Verweilen. Ein wenig zerrte die Wehmut in ihm. Es war schon lange her, dass auch er an einem Klavier gesessen hatte - dafür musste er an den Campus. Aber er besaß noch Sue's Guarneri - selbstverständlich - doch auch hier, wie lange...? Wie lange überhaupt, etwas? Ah, er wollte. Aber er wagte nicht - wie so vieles nicht. Ungeachtet dessen, es war etwas ganz anderes - Seltenes - wenn doch jemand anders spielte, er sich ganz dem Zuhören hingeben konnte. Die Müdigkeit kroch langsam über ihn, diesmal jedoch blieb die Panik aus, die Angst vor dem Grauen, das ihn sonst mit punktierter Regelmäßigkeit erwartete, wie einen alten Feind. Cedric dämmerte langsam weg, langsam, aber noch spürte er das Atmen der Katze bei ihm, die wundersamen Klänge des Flügels, die friedlich den Raum erfüllten, die Gewissheit dessen, dass er gerade nicht alleine war, sondern bei einem Freund Übernacht. Seltener Frieden.

    [Cinnamon] & Joe



    Es bereitete ihr einen Hauch von Genugtuung, dass sich Joe gerade abmühte. Er konnte seinen gequälten Gesichtsausdruck echt nur schwer verbergen. Dabei musste sie sich selbst schon ganz schön Mühe geben, um keine Miene zu ihrer Anstrengung zu verziehen. Das gelang ihr sonst eigentlich nicht, aber ihr Stolz verbot es ihr, so leicht Joe gegenüber einzuknicken. "Das Training hat schon angefangen mein Lieber.", meinte sie, konnte jedoch ein, nunja, angestrengtes Atmen nicht ganz vermeiden. Auf jeden Fall konnte sie nicht reden und gleichzeitig sich am Hampelmann abstrampeln oder gar im Liegestütz hantieren. Weswegen sie es Joe gleich getan hatte und nun am Boden lag - wie gewollt - während sie ihn angrinste. Dann stand sie jedoch fix wieder auf und zog ihren Pferdeschwanz wieder enger. "Danke.", meinte sie, obwohl sie nicht fand das ihr Kumpane in der Position war, ein solches auszusprechen. Aber konnte sie es nicht trotzdem einfach annehmen? "Tja, ich sage oft, dass die Leute das Angeln unterschätzen! Ich hätte aber von einem angehenden Krieger ein wenig mehr Kondition erwartet.", konnte sie sich die Stichelei nicht verkneifen. Cinnamon war im Grunde nicht so angriffslustig im Gegenteil. Aber da war etwas an Joe, ein wenig aufgeblasen, aber locker, dass sie quasi dazu anstiftete. Sie knabberte ein wenig an ihrer Unterlippe, als ihr das auffiel. Sowas aber auch. "Na komm.", meinte sie dann und griff sich ihren (wieder normalen) Speer, "Lass uns richtig üben!" Sie war motiviert, sie war es tatsächlich. Ja, dehnen und aufwärmen war wichtig, aber danach ging der Spaß ja erst richtig los!

    [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Ein Hauch von Neugierde war für einen Augenblick in Cedric's Gesicht zu erkennen, weil er erneut Kyle's Reaktion nicht ganz einzuordnen wusste. Er tat es oft: Ein Glucksen, ein Kichern, ein Grinsen, ein Lachen - so viel positiver Ausdruck, selbst nach allem was heute passiert war. Immerhin war der Punk auch nur irgendwie in alles reingezogen worden. Cedric fragte sich nicht zum ersten Mal, was es war, das er wohl tat und sagte, welches eine solche Reaktion in dem anderen hervorrief. Er nahm es auch weder böse auf, noch zog es ihn mit - okay, zugegeben, doch ein bisschen vielleicht - doch zum größten Teil überwog ein wenig das Unverständnis, wenngleich ihn das nicht daran hinderte, es einfach hinzunehmen. Es half, so wie Kyle war. Eine Person, die er kannte, der er vertraute, die jedoch nicht seinen Alltag berührte. Bei dem er es noch nicht verkackt hatte, noch jemand, dem er gerecht werden musste oder für den er sich verantwortlich fühlte. Woher er jedoch das Vertrauen nahm - das er überhaupt gerade? wieder? so empfinden konnte - wusste er nicht. Aber jemanden das beschissene Leben zu retten, war definitiv kein kleiner Indikator dessen.

    Cedric zog die Beine an und rutschte auf der großen Couch ein wenig nach hinten, um sich anzulehnen und es sich ein wenig bequemer zu machen, als Kyle sich erklärte. Seine Augen wurden groß. 'Das war der Grund, warum ich auf dem Dach so wütend geworden bin.' Wie? Was? Der kurze Schreck war alles, warum diese Wörter stumm versiegelt blieben. Die Erwiderung auf seine Aussage hin, nicht? 'Dass etwas derart Wertvolles mit derart wenig Respekt behandelt wird.' Ah. Als jemand, der bereits mehrfache Suizidversuche hinter sich gebracht hatte und - wie sagte man so schön? - 'überm Berg war', der wieder Freude in seiner Existenz gefunden hatte, musste das Leben per se wahrlich wertvoll vorkommen. Naja, vermutlich jedem, der gesund und bei klarem Verstand war. Aber genau jenes hatte er mit Füßen getreten, nicht? Er war sich selbst jetzt noch uneinig darüber, ob er sich über den Verlauf der Dinge glücklich schätzen konnte. Glücklich war ein zu großes Wort dafür. Kyle's Bemerkung klang wie eine Anklage in seinen Ohren, gleichzeitig schien sie jedoch nicht gegen ihn gerichtet. Das machte keinen Sinn. Oder? Aber gegen wen sonst?

    Cedric schloss erschöpft die Augen. Wut. Kyle war wütend gewesen, das hatte er gesagt. Cedric konnte sich überhaupt nicht an solche Gefühle in dem Punk entsinnen. Alles, an das er sich erinnerte, waren seine eigene Gedanken, die in ihm schrien, im Wettkampf zu der Dunkelheit seiner Gefühle, die alles zum verstummen bringen wollten. Und Kyle, der etwas zu ihm sagte, ihn schließlich schüttelte und ihn dann nochmal ansprach. Ah, es war schon ein heilloses durcheinander nicht? Er war tatsächlich sauer gewesen. Und dann erleichtert. Vermutlich. Seltsamerweise war ihm beides weitaus lieber als Entsetzen, Schock oder Sorge. Diese mischten sich sicherlich mitunter, aber zuerst war da die Wut gewesen und dann die Erleichterung. Oder bildete er sich nun alles nur ein, jetzt so im Nachhinein, aufgrund der eigenen Feststellung Kyle's? Schließlich konnte er seinen eigenen Erinnerungen immerhin am wenigsten trauen, nicht wahr? Er wagte es zumindest nicht. 'Fuck, Ced.. fuck, bin ich froh, dass du noch da bist..' Naja, letzten Endes war vielleicht doch alles ganz anders, als es den Anschein hatte.

    Das Echo in seinem Kopf verblasste, als sein Gegenüber sich noch einmal erklärte. Als wäre nun er es, der kurz mit sich gehadert hatte - oder nur ein wenig in Gedanken gewesen? Es war reinstes Erstaunen, welches sich in seiner Mimik widerspiegelte, als Cedric die Augen wieder öffnete und unverhohlen zu Kyle sah, als müsste er sicher gehen, diese Aussage gerade wirklich so vernommen zu haben. Er hatte mit vielem gerechnet. Aber damit nicht. Eine fast vergessene Wärme machte sich in ihm breit, nach dieser simplen, doch so kostbaren Wertschätzung. Nachdem Cedric sich so lange selbst herabgewürdigt hatte und ebenso alle von sich weggestoßen hatte, die dem auch nur etwas entgegenzusetzen hätten, kam dieser ehrliche Zuspruch wie ein Segen, nein, eine Begnadigung. Unnötig zu sagen, dass jegliche Sorge, dass Kyle auf ihn sauer gewesen sein könnte, sich wohl als inkorrekt entpuppte - und selbst sollte sie es nicht sein, dass ihm verziehen worden war. 'Wonach du suchst ist Vergebung.'

    Cedric schluckte. "Danke.", entgegnete er leise, noch immer resonierend dazu, wie sehr er förmlich nach einer Art von Wertschätzung gelechzt hatte. Erbärmlich, aber nicht verwunderlich. Cedric legte kurz das Handgelenk über die Augen, den Kopf in den Nacken gelegt, während er die Worte sacken ließ. "Danke.", wiederholte er ein zweites Mal, ehe er die Position wieder löste, "Ich kann nicht glauben, wie sehr ich sowas mal wieder hören musste.", rutschte es ihm unbeabsichtigt, aber ehrlich, heraus. Den Blick hielt er nun auf die Katze gerichtet, und sei es nur um dem von Kyle gerade auszuweichen. Er sollte das Kompliment erwidern, nicht? Aber gerade war das Durcheinander zu groß. Nichtsdestotrotz blieb es eine alte Weisheit, das Hilfe dann kam, wenn man sie am Nötigsten hatte. Der Zynismus in Cedric zweifelte die Wahrheit dieser stark an, jedoch wäre es schön, wenn sie einen Funken Wahrheit enthielte.

    Cedric verfiel in Schweigen, während Kyle mit Lucky beschäftigt war. Als der Punk ihn wieder in Bezug auf des Flügels ansprach, schüttelte er nur den Kopf. Er konnte nicht. Nicht, weil er nicht wollte, sondern wirklich weil er nicht konnte. Zumindest glaubte er das selbst. Als müsse er zuerst seinen Anker wiederfinden. Aber wie, wenn er es nicht einmal versuchte? Doch mit zittrigen Händen spielte es sich nicht gut.

    "Tatsächlich wollte ich dich vorhin das fragen.", sagte er daher mit einer gewissen Wehmut in der Stimme. Er wollte spielen, doch ein beachtenswerter Teil von ihm, fühlte sich dazu nicht in der Lage. Oder traute er sich nur nicht? Vielleicht auch war ihm die Passivität einfach ein zu vertrauter Begleiter geworden. "Ob du was spielen wollen würdest, meine ich.", beendete er den Satz relativ nüchtern. War das eine seltsame Bitte? Er fand durchaus, weswegen er vorhin die Frage auch abgebrochen hatte. Andererseits, waren heute so viele seltsame Sachen passiert - grausame Sachen - das diese, einem Freund beim Klavier spielen zu lauschen, wohl die weitaus Geringste sein dürfte.

    [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Deinem Genie? Ach. Auch wenn die Selbstironie seines Gastgebers offensichtlich war, konnte Cedric nicht anders, als jenem mit einem zweifelnden Blick zu taxieren. Naja, vielleicht war ja sogar ein bisschen was dran. Immerhin hatte Kyle vollbracht, woran er selbst seit Langem scheiterte. Ihn ein wenig aus der Reserve gelockt und ihm alle Möglichkeiten geben, seine Welt um ihn herum zu vergessen. Zu verdrängen. Und er hatte sich darauf eingelassen. Zumindest für den Moment akzeptiert, dass er hier war - nicht warum. Es fühlte sich an, als befände er sich in einem Fluss Unterwasser, über ihm nur Felsen, die ihn jeglichen Freiraum nahmen. Bis er sie endlich fand, jene Lücke im Gestein, in der er wieder Atem holen konnte. Er würde verweilen, so lange es ihm möglich war, bis ihn der Strom wieder erfasste, ihn weiterzog, wieder nach unten drückte. Einzig was blieb, war der Glaube daran, auf eine weitere Fuge zu warten. Das würde genug sein um durchzuhalten. Auf dass ihm nie wieder so lange die Luft wegblieb, er nicht noch einmal so nah daran war, zu ertrinken. Und wer wusste schon, ob jenes Gewässer, in dem er sich befand, nicht eines Tages die Dunkelheit verlassen und wieder im Antlitz der Sonne funkeln würde? Ah, das wäre aber wirklich ein wenig zu viel verlangt, nicht?

    Ein wenig vielleicht, ja. Cedric lauschte matt der beruhigenden Erklärung von Kyle. Ein Erbe also, huh? Wer hätte gedacht, dass mit dem Gegenstand ihres Gespräches eine derart sentimentale, gar traurige Erinnerung verknüpft war? Kleine Fragen wirbelten durch seinen Kopf, doch waren sie zu unstet, um sie zu erfassen, sie zu verlauten. Also ließ er sie fallen, löste den Blick langsam wieder von dem Instrument hin zu Kyle, der zwischenzeitlich Gesellschaft bekommen hatte.

    "Nicht wirklich.", meinte er langsam. Er wehrte sie ab, jene Deskription, obwohl sie doch im Grunde etwas positives war. Emotionen, die nicht unter der Last der Erschöpfung oder dem Schmerz ausradiert worden waren? Hurray! Das war gut! Und es wäre ihm wohl nicht einmal aufgefallen, aber Kyle hatte schon nicht ganz Unrecht mit seiner Feststellung. "Vermutlich kann ich einfach den Gedanken nicht ertragen, dass etwas derart Wertvolles mit derart wenig Respekt behandelt wird. Nichtmal in der Theorie." Zugegeben, jene Dinge, die Cedric ertragen oder eben nicht ertragen konnte, hatten mittlerweile eine ganz neue Messlatte erreicht. Wenn die schier endlose Gleichgültigkeit ihn in ihrem Griff hielt, blieb auch nicht mehr viel über. Nichtsdestotrotz, das sagte man so, oder nicht?

    "Außerdem-,", setzte er nach kurzem Zögern nach, sich mittlerweile wieder nach vorne gebeugt, um sich Wasser nachzuschenken, "Schätze ich es wirklich sehr." Den Flügel? Instrumente? Die Musik im Allgemeinen? Schon bezeichnend, wenn der letzte Anker, an den er sich stets klammerte, nie eine Person, sondern schon immer jene wundervolle Welt der Töne gewesen war, in die er sich fallen lassen konnte. Bis irgendwann auch das nicht mehr funktioniert hatte.

    [Tabatha] | Kommt von der Schmiede



    Nachdem Leo zu beschäftigt gewesen war, der Tag jedoch noch jung, hatte Tabatha nicht lange überlegen müssen, wo sie ihre Beine als nächstes hintrugen. Mit einem genauen Ziel vor Augen, steuerte sie die Kaserne an. Es war ja nicht so, als hätte sie sich diesen Entschluss nicht schon lange vorher überlegt. Die Möglichkeiten abgewogen. Sie war wahrlich nicht der Typ, der Entscheidungen leichtfertig traf. Aber vielleicht machte sie sich hier auch nur selbst etwas vor. Ihre impulsive Seite hatte sie immerhin seit jeher in Zaum halten müssen. Es gebührte sich nicht, weder in der Rolle als Prinzessin, noch als Botschafterin, noch als Zofe im adeligen Haushalt. Manchmal fragte sie sich wirklich, ob das immer so gut war, aber nach so langer Zeit schien sie gar nicht mehr anders zu können. Wer bin ich überhaupt noch?

    Schließlich kam das große Gelände vor ihr in Sichtweite. Tabatha betrat die Kaserne bestimmten Schrittes, jedoch ohne dabei in Eile zu sein. Sie war noch nie hier gewesen. In Alvarna hatte es einen solchen Ort nicht gegeben. Obwohl das große Unglück nun schon Jahre zurück lag und es sich wohl die meisten Flüchtlinge davon längst in Trampoli heimisch gemacht hatten, galt das immerhin nicht für sie. Darüber hinaus war sie nach dem Ritual in ihre Heimat zurück gekehrt. Sie bereute diese Entscheidung nicht, doch gerade wurde ihr dadurch umso mehr bewusst, wie fremd sie in diesem Ort noch war.

    Mit Interesse ließ die Elfe ihren Blick über das weite Gelände schweifen. Sie hielt sich am Rand, bedeckt, während sie die Eindrücke der Umgebung wahrnahm. So, wo finde ich nun den Mann, der hier die Verantwortung inne hat? Bade war sein Name. Sie hatte sich zuvor flüchtig über ihn informiert, war ihm jedoch noch nicht begegnet. Im Gegensatz zu Leo, bei dem sie vor ihrer Abreise ihre Dolche erworben hatte, wusste sie nun nicht, mit welcher Art Person sie zu rechnen hatte.

    Als ein Junge, ein Gehilfe der Kaserne wohl, ihren Weg kreuzte, hielt sie ihn ohne Umschweife auf. "Kannst du mir sagen, wo ich den Kriegermeister finde?", fragte sie ihn direkt. Hoffentlich hatte sie diesmal mehr Glück als in der Schmiede.



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    schachtl   Zyprim Bade please?

    [Cinnamon] & Joe



    Joe machte alles andere als einen professionellen Eindruck. Nicht, dass sie das wirklich erwartet hatte. Immerhin hatte Bade den Raufbold erstmal abgelehnt, nicht? Aber sein überheblicher Kommentar, ging ihr gegen den Strich. Sie behielt es jedoch für sich, sollte der Kerl sich nur in falsche Überlegenheit wiegen. Fest stand nur: Mit dem Training, was sie eine Zeit lang mit Forté absolviert hatte, hatte das hier nur wenig gemein. Schade, dass die Wächterin irgendwann zu sehr eingespannt gewesen war und Cinnamon hatte das Training dann auch nicht beibehalten. Aber darum waren sie ja hier! Als er den Ton angab, machte sie es ihm auch ohne Umschweife nach. Cinnamon war kräftiger als sie aussah, dem Angeln sei Dank. Das ewige Auswerfen und Kiloweise Fisch an Land ziehen hatte da schon sein Gutes. Allerdings wiegte Joe das vermutlich allein durch seine Veranlagung auf. Ganz schön unfair. Oder überschätzte sie ihn vielleicht? Das er sich selbst überschätzte, dem war sie sich auch so ziemlich sicher. Als Joe bereits ins Keuchen verfiel, ging Cinnamon in ein leichtes Jogging auf der Stelle über. "Na, machst du etwa schon schlapp?", zog sie ihn auf, während sie gerade warm wurde, "Du hättest dich nicht so mit Essen voll stopfen sollen!", meinte sie grinsend. Das war ja auch selten dämlich gewesen. Tja, sein Pech!

    wie geil das du's jetzt echt übern Generator gemacht hast XD


    hab dich wieder mit ihr eingetragen, viel Spaß und Frohes Posten!

    [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Bisweilen passierte doch noch das vermeintlich Unmögliche. Auch wenn Cedric noch darüber grübelte, wie - und ob - er seine eigentlichen Fragen stellen wollte (nachdem Kyle jegliche Indikatoren einfach ignorierte), konnte er den amüsierten Erwiderungen seines Gastgebers nicht entfliehen. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem verräterischen Grinsen nach oben - zum ersten Mal an diesem Tag mehr als nur eine Andeutung. Er hatte auch nicht viel zu Lachen gehabt, nicht wahr? Es würde auch nicht halten, aber das war okay. Es war der Hauch des Moments, dieses herrlich dämliche, triviale Gespräch, welches doch eine nicht zu verachtende Bedeutung innehielt. Einfach weil es war. Weil es existierte, gerade passierte. Da war es von wenig belang, wie wichtig oder unwichtig die Inhalte sein mochten - darum ging es nicht. Wichtig war nur, dass sie überhaupt hier saßen, gemeinsam, in der Lage waren völlig abstruse Anmerkungen zu machen, obwohl sie beide wussten, dass der Andere es nicht ernst meinte. Okay, den letzten Satz streichen wir nochmal - letzte Restzweifel blieben. Aber das war unmaßgeblich.

    Zu nicht minder als seiner eigenen Überraschung, entkam Cedric ein leises Lachen. Es war einfach völlig absurd. "Eine Tischtennisplatte?", wiederholte er. Ihm wurde allerdings schnell klar, dass Kyle Recht behielt. Vermutlich war er der einzige Student im ganzen Wohnheim der sich mehr über einen Flügel freuen würde und bei aller Liebe, das Risiko wollte er sicher nicht tragen. Fürchterlicherweise konnte er sich aber ebenso ernsthaft vorstellen, dass Kyle keinen Witz machte. Eine Tischtennisplatte würde in dieses Apartment mindestens genauso gut passen wie in das Wohnheim, was einen merkwürdig paradoxen Zusammenhang darstellte.

    Er war nicht aufmerksam genug, als dass ihm die Randbemerkung auffiel. Jene, dass Kyle bereits die Wohnheime aufgesucht hatte. Kannte er dort jemanden oder hatte er vorher dort gelebt, bevor er im Lotto gewonnen hatte und in diese Suite gezogen war?

    Cedric stellte das Glas schließlich wieder vor sich ab, warf einen Blick zu dem wunderschönen Instrument, ehe er sich wieder Kyle zuwandte. Die freien Hände nun hinter sich platziert, um sich daran abzustützen. "Ich glaube, unsere Ansichten gehen hierbei auseinander.", meinte Cedric und wirkte fast schon etwas entspannter. Zumindest besser als noch bei seiner Ankunft hier. "Was ich damit sagen will-,", setzte er an und suchte kurz nach den passenden Worten, "Bitte halte den Flügel in Ehren und tausch ihn nicht durch eine Tischtennisplatte aus." Er blickte dabei ein wenig gequält drein. Obwohl er sich ja sicher war, das es sich nur um einen Scherz handelte, war der reine Gedanke wie schlecht möglicherweise mit wertvollen Instrumenten umgegangen wurde, eine Zumutung. Da konnte er nicht umhin, seine Sichtweise darzubringen, auch wenn es ihm im Grunde überhaupt nichts anging, selbst wenn Kyle es ernst meinen sollte. Danach verfiel Cedric wieder in ein komfortables Schweigen, diesen winzigen Moment der Zwangslosigkeit auskostend, ehe das Rad der Zeit sich wieder weiter drehte.