Beiträge von Avokaddo

    Murakumo [First Post]




    Das Rauschen der Blätter im Wind, Vögel die aufschrecken und davonfliegen, das Reh, welches sich angstvoll umblickt. Es ahnt etwas. Der Wolf hatte seine Beute im Visier. Langsam, schleichend, lautlos ein Bein vor das andere setzend. Kein Geräusch. Die Stille war fast schon unnatürlich, er hörte nur den Atem des Geschöpfes, sein pochendes kleines Herz. Es rannte los. Er tat es ihm nach, machte einen Satz--

    Knack.

    Ein hässliches Knirschen.

    Leblos blickten die Augen des Rehes hinauf zur Walddecke, das Rauschen der Blätter im Wind welches unbeeindruckt seine Melodie fortsetzte.

    Der Tod war sauber gewesen.

    Die Zähne des Wolfes bissen sich weiter hinein, eine Ekstase, die ihn berauschte, Stolz über seinen Fang, das Fressen zu seinen Füßen, die frische Beute zum Verzehr, so rein, so nahrhaft, so notwendig.

    Nicht. NICHT.

    Er war mehr als das.

    Erinnere dich.

    Murakumo schüttelte sich, schüttelte die Instinkte, die ihn übermannten regelrecht ab. Die Pfoten wurden zu Händen und Füßen, nach wie vor spitz mit Klauen als Fingernägel, aber so viel geschickter. Das Fell ging zurück, zeichnete sich weiterhin verkürzt auf seinem Körper ab, wurde zu Haar, nackte Haut die stellenweise sichtbar wurde. Seine spitzen Ohren zuckten weiterhin, behielten die Geräusche des Waldes genauestens im Fokus. Der Mann, der an die Stelle des Wolfes getreten war, atmete spürbar aus, durch einen Mund der nicht länger Fangzähne aufwies. Schwerfällig richtete er sich auf, streckte sich in seinem veränderten Körper.

    Der Wolf war er, doch gleichzeitig war er es nicht. Er dachte anders, intuitiver, animalischer. Und er durfte nie mehr seine menschliche Seite vergessen, sodass er sich am Ende selbst vergaß. Das wäre... unschön. Unbequem. Und wenn Murakumo eins zu schätzen wusste, war es ein entspanntes Leben.

    Sein Blick huschte zu dem Reh zu seinen Füßen. Ein guter Fang.

    Zufrieden beugte er sich zu seiner Beute und zog es über seine Schultern. Der nächste Teil würde verdammt anstrengend werden, aber dafür konnte er dann immerhin ein paar Tage auf der faulen Haut liegen.

    Murakumo machte sich auf den Weg, heraus aus dem Wald außerhalb der Stadtmauern. Aber zuerst musste er noch die Stelle finden, an der er seine Klamotten abgelegt hatte. Die Wächter von Trampoli hießen es nicht gut, wenn er nackt aufkreuzte. Und dummerweise konnte er sich nicht mitsamt seiner Kleidung in die Gestalt des Wolfes begeben. Das wäre mal praktisch.


    Als der Mann schließlich (bekleidet!) an seiner Hütte im Flüsterwald innerhalb der Stadtmauern eintraf, war es bereits später Nachmittag. Am liebsten würde er erstmal ein Nickerchen machen. Aber das tote Reh verlangte weiterhin seine Aufmerksamkeit. Das Feuer geschürt, das Werkzeug geholt, setzte er sich im Schneidersitz vor seine Hütte und begann mit geübten Händen das Reh zu häuten.

    [Charlie] & Ben




    Auf einmal ging alles sehr schnell. Oder aber (was viel wahrscheinlicher war) Charlies betrunkenes Gehirn kam einfach nicht hinterher. Ben lotste sie in ihr Zimmer, stupste sie aufs Bett, ehe er sich selbst dazu legte und die Decke über sie legte. Keinen Moment zu früh. Oma machte die Tür auf und schielte rein. Charlie wollte instinktiv den Kopf heben und gucken, was natürlich absolut KONTRAPRODUKTIV war. Glücklicherweise gab es genug Gehirnzellen, die es für klüger hielten einfach das zu machen, was ihr Zwilling tat. Sich schlafen stellen. Tolles Spiel. Schien auch zu funktionieren, wenig später war Oma wieder verschwunden.

    "Das war.", flüsterte sie leise, "Einfach genial."

    Naja zumindest sowas in die Richtung, das Hustenbonbon ging ihr ein bisschen im Weg um beim sprechen.

    Vermutlich würde sie sich morgen trotzdem etwas anhören dürfen. Aber dann konnte sie sich zumindest in Unschuld geben. Keine Beweise, keine Zeugen - im Zweifel für die Angeklagte! Und das hatte sie wie üblich ihrem Lieblingsgeschwisterchen zu verdanken. Der gerade das Licht anknipste, sich aufrichtete und ihr einmal Wasserglas wie Hand reichte. Charlie setzte sich ebenfalls auf, gab ihm das eklige Bonbon, damit er es in den Mülleimer unweit entfernt schmeißen konnte und nahm das Wasser dankend entgegen. In wenigen Zügen hatte sie das komplett entleert. Phew!

    "Du bist ein Lebensretter Ben.", nuschelte sie und besaß genug restliches Feingefühl, dass sie erkannte, in welche Bredouille sie ihren Bruder mal wieder gebracht hatte. Und er machte es trotzdem immer wieder mit. "Hab dich lieb.", fügte sie leise hinzu und legte sich wieder hin. Charlie war sich nicht sicher, ob Ben bleiben wollte (immerhin stank sie ganz schön), aber sie würde sich freuen. Bis morgen früh. Bis der Kater und die Kopfschmerzen sie einholen würden.

    [Cedric] & Alessa | Küche


    Mir geht's nicht so gut. Cedric presste die Lippen aufeinander. Warum hatte er das gesagt? Es war schwierig, die Wahrheit zuzugeben vor allem vor sich selbst. Nein, nein, es war schon okay. Er bekam das schon wieder hin. Kein Grund andere in seinen Kummer mit hineinzuziehen. Erst recht nicht jemanden, den er seit längerer Zeit so ausgeschlossen hatte. Was so ziemlich alle Personen einschloss, die Cedric überhaupt kannte. Wollte sie es überhaupt wissen? Hatte sie nicht genug eigene Probleme? Er versuchte sich auszumalen, wie sich Alessa fühlen mochte. Eine Mammutaufgabe, wenn man bedachte, dass er sich seiner eigenen Emotionen kaum gewahr war. Ein Bruder, der sich nie meldete, tauchte ohne Vorwarnung an der Türschwelle auf? Bat um Obdach, konnte sich nicht erklären und war drauf und dran einen Haufen Ballast bei ihr abzuladen? Ah, er hätte nicht herkommen dürfen. Das war wirklich nicht fair. Der Egoismus wurde doch langsam zu einem steten Begleiter. Cedric suchte nach Worten um seine Aussage abzuwiegeln, das Thema auf leichtere Dinge zu lenken - welche auch immer das sein mochten - sich so zurückzuziehen. Er würde das schon mit sich ausmachen. Irgendwie. Doch bevor er ansetzen konnte, hörte er seinen Namen. Unwillkürlich horchte er auf. Es war das erste mal das sie seinen Namen benutzt hatte, seitdem er hier aufgekreuzt war. Alessa griff nach seiner Hand. Warm. Warm. Cedric drehte sich zu ihr um, irritiert, zweifelnd, blickte in die roten Augen, die so viel erwachsener geworden waren. Augen, die endlich etwas von ihrer Distanziertheit zu verlieren schienen. Eine Sorge, die nun durch die Oberfläche schimmerte. Eine Sorge, die sie sich nicht zu machen brauchte, doch nicht um seinetwegen. Er hatte es provoziert oder? Aber er hatte es nicht verdient. Nicht, wo er sie so alleine gelassen hatte.

    "Alessa...", setzte er an, ein Frosch, der ihm im Hals steckte, ließ seine Stimme heißer klingen. Was los war? Nichts war los, nichts, nichts, nichts. Nichts, was der Rede wert gewesen wäre. Er war nicht krank, er fühlte sich nur nicht... so gut. Erschöpft. Melancholisch. Allem überdrüssig.

    Leer.

    Er bekam keine Gelegenheit sich wieder, sich weiter zurückzuziehen, denn plötzlich - und er hatte keine Ahnung wie und warum - hatte seine Schwester ihn in die Arme gezogen. In erster Reaktion spannte sich sein Körper an, so unvertraut war die Berührung, die Nähe. Wie etwas, dass er einst gekannt, aber mit der voran streichenden Zeit vollkommen vergessen hatte. Als stünde er unter Strom, sein Herzschlug schnell. Er war nervös. Als hätte sein physisches Selbst vergessen, wie es war, wenn jemand auf diese Art Zuneigung zeigte. Reiß dich zusammen, Ced. Es war alles okay. Das war gut, gut. Langsam ließ er los. Die Anspannung fiel zu großen Teilen von ihm ab, während er die Umarmung erwiderte, die Arme vorsichtig um seine kleine Schwester legte und sie - schließlich, endlich - fest an sich zog. Ihr Atem, ihr Herzschlag, sie war da, hier, bei ihm, hielt ihn. Er ließ es zu, hatte sich in seinem tiefsten Inneren so sehr danach gesehnt, auch wenn er nach außen hin alles abgeblockt hatte. Es war, als sei ein Damm gebrochen worden und das war es wohl auch, auf eine gewisse Weise. Cedric vergrub seinen Kopf an Alessas Schulter, wollte sie einfach nur halten - und vor allem gehalten werden. Jemand, der da war. Jemand, der auf ihn zuging. Jemand, der ihm vertraut war - einst, zumindest und irgendwo musste dieses Vertrauen zwischen ihnen noch vergraben sein, konnte wieder gefunden werden. Hoffentlich.

    Er hörte sie etwas sagen, konnte kaum die Worte ausmachen. Egal. Als Antwort darauf zog er Alessa noch ein Stückchen enger. Es gab so viel, dass er sagen sollte. So viel was er sie fragen, was er erklären wollte. Aber er wusste nicht wo er anfangen sollte, wusste nicht wie. Was ist los? Ja... was? Der Kloß in seinem Hals schwoll an. "Ich weiß es nicht.", brachte er mühevoll hervor, was so ziemlich die unbrauchbarste Antwort überhaupt war und doch so dermaßen treffend.

    Ein Schluchzen durchbeutelte ihn und erst da bemerkte Ced, wie sehr seine Aussage doch der Wahrheit entsprach.

    [Marlin] & Mia



    Die Wut in seinem Inneren steigerte sich. Weil sie Recht hatte. Und er hasste es, wenn sie Recht hatte. War nicht das Intelligenteste von ihm, sich mit ner Minderjährigen einzulassen damals. Wenn er sie jetzt so sah, als erwachsene (debatable) Frau, hatte er das fast vergessen. Naja, viel eher verdrängt. Verdrängt, wie viel Zeit vergangen war, verdrängt was für einen riesigen, immensen, beschissenen Fehler er gemacht hatte. But let's face it: Sie war ein Kind gewesen und er hatte es ausgenutzt. Aber das sie ihm das jetzt unter die Nase rieb, das verabscheute er. Und das zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

    Und im nächsten Moment knallte sie ihm eine.

    Marlin war so perplex, hatte das sowas von nicht erwartet, dass sie - die kleine naive Mia, sein Engelchen - ihn schlug. Wie konnte sie es wagen?!

    Als die Überraschung wich, feuerte sie nur die Wut in ihm weiter an. Was bildete sie sich ein?!

    "Du kleines verdammtes Miststück.", knurrte er, ging unweigerlich zwei Schritte auf die Frau, dieses Mädchen, vor ihm zu, bemerkte nicht, wie sie im selben Takt zwei Schritte zurückging. Na warte. "Was, stellst du dich jetzt als unschuldiges Opfer dar? Hm? Gefällst dir in der Rolle? Das arme Mädel, verführt und geschwängert von einem Arschloch, der sich an Minderjährigen vergeht. Stimmt. Vergiss aber nicht deine Seite. Du hast die Welt gehasst, dich prinzipiell gegen alles gestellt, was man dir sagte, egal ob es sinnvoll war oder nicht, du hast genau gewusst was du tatest und du wolltest es erzwingen, eine kleine glückliche Familie, weil du sie selbst nie hattest." Der Plan war nicht aufgegangen. Das hätte sie wissen müssen, sie hatte ihn gekannt - gekannt wie nur wenige. Sie hat es trotzdem versucht und das hatte er gehasst - deswegen war er gegangen. Kurz spiegelte sich ein Schock in ihren blauen Augen wider - und er erkannte diesen Blick. Es müsste ihn anwidern, doch er ergötzte sich daran. Mia besaß diese frustrierte Seite, die sie jetzt zeigte, die ihn provozierte, die ihn anstachelte, widerspenstig wie Rosendornen. Doch sie hatte nie diesen kindlichen Teil abgelegt, diese Naivität, diese Unschuld, die er hasste, die ihn unwillkürlich jedoch anzog. In diesen, den ihren blauen Augen spiegelte sich so viel wieder. Und er hasste, was es mit ihm machte, was es ihn denken ließ. Am liebsten würde er einfach zurückschlagen, es juckte ihn in den Fingern. Marlin hielt sich zurück. Wenn eine Frau einen Mann bei offener Straße ohrfeigte, hatte er es verdient, wenn ein Mann eine Frau auf offener Straße schlug, gab's ne Anzeige. Darauf konnte er echt verzichten.

    Stattdessen packte er sie am Handgelenk. Fest. Beugte sich zu ihr herunter. Mia war so klein, so abgemagert, er überragte sie selbst mit seiner Größe.

    "Damals wie heute.", raunte er ihr ins Ohr, "Bin ich scheiße zu dir. Und trotzdem willst du mich, nicht wahr?"

    Marlin 2 & Sherry



    Expectation: Er war groß und hatte einen athletischen Körper vs. Reality: Er war klein und sein Körper war verbraucht, von einer Ernährung basierend auf Fertigessen, Zigaretten, Alkohol und Energy Drinks. Sie war nur ein kleines Stück kleiner als er selbst und blickte ihn direkt aus ihren unnatürlich roten Augen heraus an, als sie ihm das Handtuch abnahm - nur um es schlussendlich um die Haare zu binden, anstatt um ihren Körper. Kurz zog er die Augenbrauen nach oben. Da macht sie erst so ein Fass um ihre Nacktheit und dann das? Versteh einer mal die Weiber... Ebenso ambivalent war ihre angebliche Geschäftigkeit, nur um eigentlich keinen Plan davon zu haben, was sie denn so Wichtiges machen sollte. Natürlich könnte sie ihn auch anlügen, im Grund ging's ihm ja auch nichts an. Das Gefühl bekam er jedoch nicht - und eigentlich bildete er sich schon ein, Menschen ganz gut lesen zu können. Und warum in ein japanisches Bad gehen, in dem man sich frei zeigte, nur um sich dann zu genieren und es dann wieder zu zeigen? Apropos frei zeigen. Seine grünen Augen blitzten auf, als sie ihm den Rücken zukehrte - sich offensichtlich zeigte. Nun, auch er war nur ein Mann und würde sich sicher nicht über den Anblick beschweren - bis er ihm dann verwehrt wurde. Schade schade. Naja, zurück zum Thema. Wo waren wir? Achja, warum frei zeigen. Das machte keinen Sinn. Vielleicht war sie auch einfach dumm? Aber hinter ihrem Blick zeigte sich eine ungeahnte Scharfsinnigkeit. Nein, dumm war diese Frau sicher nicht. Aber er wurde das Gefühl nicht los, das etwas nicht stimmte. Vielleicht war das der Grund, warum er ihr unaufgefordert zur Bar folgte. Natürlich wich sie der Frage aus, niemand antwortete direkt auf sowas. Hatte er auch nicht erwartet. "Ah, die Zeit die du hier verschwendest, um was Besseres zu tun, von dem du aber noch keine Idee hast?", fasste er zusammen und kurz zuckten seine Mundwinkel zum Anflug eines provokanten Lächelns. Er ließ sich auf einem der Barhocker nieder und bestellte direkt ein Getränk. "Kenn ich." Nun, das war zumindest nicht gelogen.

    [Hahkota] & Yahto // bringen das Lagerfeuer ins Haus



    Sehr gut! Yahto hatte den Feuerlöscher bereits in der Hand! Aber... warum tat er nichts?! Es dauerte ein wenig bis die verzweifelten Worte seines Blutsbruders in seinem Hirn ankamen. "WARUM NICHT?", rief er entsetzt aus und riss Yahto der Gerät außer Hand. Hahkota schüttelte das rote Teil, aber nichts tat sich. "WARUM GEHT ES NICHT YAHTO?!?" Kurz war er versucht es auf die brennenden Vorhänge zu schmeißen, vielleicht würde es explodieren und so die nötige Löschkraft aufbringen?! Durch das Hin- und Hergezerre hatte Hahkota den Sicherheitsstift mit gelöst (nicht das er sich dessen bewusst wäre) und folgte nun genauestens der WikiHow Anleitung.

    Nicht. Natürlich nicht. Sah der Inseljunge aus, als würde er eines dieser neumodischen technischen Zauberkästen verwenden? Ha!

    Jedenfalls - der Sicherheitsstift war gelöst, heraus kam kein Wasser was ihn schon sehr wunderte, sondern eine Art weißer Schaum, mit dem er versehentlich Yahto traf (abspritzte klang gerade etwas fasch). Voller Schreck drehte Hahkota ab, ein restliches bisschen der Löschflüssigkeit kam noch heraus und dämpfte das Feuer kurz, aber es reichte nicht aus. Die Flammen züngelten sich erneut am Stoff entlang. Jetzt war sein Blutsbruder getroffen und das Feuer brannte immer noch! "WIESO IST DAS SCHON LEER?!?"

    [Marlin] & Mia



    Ah. Die Veränderung in Mia kam schnell und unerwartet. Da hab ich wohl einen wunden Punkt getroffen, hm?

    Dummerweise sie aber auch.

    Er konnte sie nicht unterdrücken, seine Wut, die sich als verzogene Fratze in seinem Gesicht widerspiegelte. Halt die Klappe, halt die Klappe, halt die Klappe.

    Nur für einen Moment, aber es genügte. Genügte, dass er ihren angewiderten Ausdruck kaum genießen konnte. Da war sie also doch noch zu was anderem in der Lage, als ihm stalkerisch nachzusetzen und ihn anzuhimmeln. Ha! Mia hatte es also doch noch in sich. Es müsste ihn freuen, aber die Wut, die in ihm brodelte, ließ kein anderes Gefühl zu. Aber in ihrer Aussage zeigte sich der kleine aber feine Unterschied. Marlin hatte Erwachsensein nie mit Verantwortung und Bindung verbunden - sondern stets mit Freiheit, dass zu tun, wonach ihm der Sinn stand.

    "Ja? Hab ich dich denn je im Glauben gelassen, das ich anders wäre?", pampte er zurück. Stets diese unrealistischen Erwartungen. Bah, wie er das verabscheute! Sie war selbst Schuld, sich mit ihm einzulassen. Weglaufen war alles, was er je gelernt hatte - alles was er damals hatte tun können, um sich zu schützen. Nicht, dass er das zugeben würde. Aber heute - nun, er war noch hier oder? Er war noch immer in Riverport. Weil sie hier war. Das ist gar nicht gut. Bisher hatte er sich das nicht eingestanden, aber scheiße, es stimmte oder? Seine Miene verdunkelte sich.

    "Ich hab dich gebeten abzutreiben.", meinte er kühl. Er hatte sie nicht nur gebeten - er hatte darum gefleht. Peinlich, aber wahr. Abfällig fügte er hinzu: "Also zieh mich nicht in die Verantwortung mit rein, die du dir selbst ans Bein gebunden hast."

    Bleib cool. Kacke, nur Mia konnte so unter seine Haut fahren. Sie strapazierte seine Nerven. Und ihr nächster Kommentar machte das verdammt nochmal nicht besser. Als würde dir jemand sagen, denk nicht an einen rosa Elefanten - natürlich ploppte das Bild dann in den Kopf. Genauso wie er jetzt unweigerlich ein Bild von Mia vor Augen hatte, auf den Knien, ihn nehmend... "Bah.", grollte er. Sie schaffte es wirklich ihn zu reizen. Seine grünen Augen funkelten zornerfüllt. Auf den Rest ging er gar nicht erst ein. Weihnachten? Er hasste das Fest doch sowieso. Und sie wusste das. Närrisches Weibsbild.

    [Charlie] & Ben | auf dem Weg ins Obergeschoss




    "So viel hab isch auch nisch getrunken.", protestierte sie so leise wie möglich und zog eine Schnute. So frech! Nur weil er zu sehr Muffensausen hatte um sich mal davonzustehlen, püh. "Pssst.", machte sie und führte mit einem Grinsen auf den Lippen den Zeigefinger zum Mund. Sie konnte leise sein! Gar kein Problem! Immerhin war sie Meisterin des nächtlichen Herumschleichens - naja, zumindest meistens. Manchmal. Hin und wieder.

    Das Grinsen verging ihr sofort, als Ben ihr eines von Opas grässlichen Hustenbonbons in den Mund stopfte. Ein scharfer Geschmack nach Pfefferminze, Salbei und anderen bestimmt total gesunden Kräutern machte sich in ihrem Rachen breit. Wi-der-lich! Sie versuchte einen plötzlichen Hustenreiz zu unterdrücken - eine Meisterleistung ihrer noch wenigen funktionierenden Gehirnzellen. Das Endergebnis war ein krampfhaftes Röcheln. Ughs.

    Ben hatte derweil ein Glas Wasser abgefüllt und leuchtete mit dem Handy in das gefährliche Gebiet, äh, den Hausflur. Er gab ihr ein Zeichen und sie folgte ihm daraufhin. Die Treppe hoch. Ein Schritt nach dem anderen. Charlie torkelte mehr, als das sie schlich. War die Treppe schon immer so krumm und schief gewesen?! Unfair! Schlussendlich hatten es die Zwillinge nach oben geschafft und sogar die quietschende Stufe beachtet. Jetzt noch am Schlafzimmer ihrer Großeltern vorbei, ihre eigenen Zimmer waren schon in Sichtweise - und Charlie stolperte über ihre eigenen Füße. Sie versuchte sich zu fangen, stieß dabei gegen ihren Bruder, der etwas vom Wasser verschüttete und weil sie gerade die Grazie eines Elefanten im Porzellanladen besaß, fiel ihr Körper unsanft gegen die Wand. Die Wand zum Schlafzimmer ihrer Großeltern.

    Charlie war zu betrunken um die Schritte ihrer Großmutter zu hören, die sich unweigerlich gerade auf dem Weg machte, den Lärm zu ergründen. Trotzdem riss sie erschrocken die Augen auf. Oma's Zorn wollte sie um Viertel nach Drei Uhr nachts wirklich nicht ausgesetzt sein. Und erst recht nicht wollte sie Ben in ihre Untaten mitreinziehen. "Schnell!", flüsterte sie dringlich. Ihre Zimmer waren nur wenige Schritte entfernt. Wenn sie sich darin noch schnell verstecken konnten, ein Anblick von seelenruhig im Bett ruhenden Enkelkindern... dann... dann hätte Oma nichts in der Hand...!

    [Pandora] am Busbahnhof



    Riverport war... lahm. Sorry, aber anders konnte man das echt nicht ausdrücken. Eine kleine, spießige Kleinstadt, in der die Bürgerinnen und Bürger brav ihren monotonen Arbeitsalltag nachgingen und nie etwas passierte. Grau. Träge. Reizlos.

    Deswegen hatte Pandora es sich zum Hobby gemacht, die ödesten Ecken aufzuhübschen. Sie schüttelte die Spraydose in ihrer Hand um noch das letzte bisschen Farbe herauszukitzeln. Sobald sie mit der Schule fertig war, würde sie hier abhauen. Es war nicht furchtbar in Riverport, echt nicht. Es war auch nicht so, dass sie unbedingt von ihren Eltern wegmusste, die waren cool. Außerdem hatten die viel Geld, das war einfach chillig. Aber das war's dann auch schon. Wo blieb die Aufregung? Selbst ihre beste Freundin Ivy erlebte gerade mehr als sie. Die begleitete nämlich ihren Patenonkel in Paris (behaupte ich jetzt einfach mal lol). Sie tauschten sich zwar täglich aus, aber ohne ihren Partner in Crime hier zu haben- that sucks. In einer Metropole zu leben, darauf hätte sie Lust. Ihre Mom nahm sie meistens mit, wenn's irgendwohin ging und sie liebte das. Die Anonymität, die Möglichkeiten, zu begreifen wie die Leute tickten, ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen, ihre Fehler. Ob sie sich deswegen ein Plätzchen am Busbahnhof gesucht hatte? Naah. Hier gab's einfach nur gute Ecken heruntergekommener Wände.

    Pandora warf die nun leere Spraydose zurück in ihre Tasche zu den anderen. Dann trat sie einen Schritt zurück um ihr Kunstwerk zu begutachten. Jap, sie wurde langsam echt besser darin. Nice.

    [Max] und Julia | Konditorei



    Der Moment war gekommen.

    Die Tortenstücke standen vor ihnen, Julia sah ihn aus erwartungsvollen Augen an, als er die Gabel zum Mund führte. Dieser Blick. So ein ernsthaftes Interesse an seiner Meinung. An ihm. In einer Welt, seiner Welt, in der stets nur Oberflächlichkeiten ausgetauscht wurden, in der man sich stets selbst profilierte und sich nicht ernsthaft für die anderen interessierte, da gab es so etwas nicht. Nichts, was Julias Ausstrahlung gleich kam.

    Der Bissen glitt von der Gabel in seinen Mund. Max ließ sich Zeit. Kostete die leichte Sahnecreme zwischen den Bisquitschichten, gespickt von Früchten aus der Region. Beeren. Fluffig. Cremig. Delikat.

    "Es ist gut.", erwiderte Max schließlich, die Überraschung in seiner Stimme unverkennbar. Wieso war es gut? Wieso schmeckte ihm das? Oder... lag es einfach an der besonderen Situation, seiner bezaubernden Gesellschaft, die seine Geschmacksknospen verwirrten? Wie italienischer Wein, der im Urlaub vorzüglich kostete, zu Hause jedoch derselbe Wein langweilig und glanzlos. Verrückt. Ich muss krank sein, ganz klar.

    "Ich habe das nicht erwartet.", gab er zu, als er ein weiteres Stückchen abstach. "Wie ist Euer Dessert?" Bisher hatte Julia ihn nur dabei beobachtete. Nicht, dass ihn das verlegen machte, im Gegenteil, er genoss ihre Aufmerksamkeit. Zugegeben - Max genoss immer Aufmerksamkeit.

    Nach dem dritten Bissen, war der Geschmack jedoch schon nicht mehr so intensiv. Lag wohl doch nur an seiner Erwartungshaltung. Wer sie niedrig ansetzte wurde häufig positiv überrascht. Aber noch was war komisch. Er bekam das Gefühl, das sein Hals und seine Zunge leicht anschwollen und ein seltsames Kribbeln machte sich in seinem Mundbereich breit. Vermutlich ist es doch einfach minderwertige Ware, die ich nicht vertrage. Trotzdem behielt Max sein Lächeln bei und nichts - nicht seine Körperhaltung, nicht seine Mimik - hätte seine wahren Gedanken verraten.

    [Cinnamon] kommt von der Klinik / im Archiv



    Cinnamon kam nach Hause und verkroch sich bestimmt die nächsten drei Tage um mal wieder richtig auszuschlafen und sich von den Strapazen zu erholen.

    Ruhe und Frieden.

    Ganz ehrlich? Das hatte sie sich auch verdient! Es war einfach so viel los gewesen die letzten Jahre Tage. Erst hatte sie sich mit Joe besoffen, dann war der große Krieger vergiftet gewesen und statt sich da schon ordentlich auszuruhen, waren sie mir nichts dir nichts in der alten Ruine gelandet, weil Joe nur ein Spatzenhirn hatte und lieber Brot hinterherrannte, als einmal vorher kurz nachzudenken. Ohne Witz, sie hatte sich zwischenzeitlich gefühlt, als würde sie babysitten. Und das war das Anstrengendste in der letzten Zeit gewesen. Normalerweise war sie die spontane, unvernünftige, chaotische Person - aber zwei von der Sorte auf einem Haufen, wurden ihr dann doch zu viel. Puh. Sie mochte Joe (platonisch!), aber war doch ganz froh, das der noch im Krankenhaus ausgeknockt war und sie ein wenig Me-Time für sich bekam.

    Einfach mal die Seele baumeln lassen...

    ~~~

    Die letzten Tage schon hatte sich der Rotschopf häufig ins Runenarchiv begeben um zu lesen. Und zwar keine Schund-Literatur! (Obwohl sie die ja mochte). Nein, tatsächlich las sie Bücher über Magie. Vieles zur Magie gab ihr weiterhin zu denken. Aber sie hatte ihr das verdammte Leben gerettet. Sie hatte es tatsächlich geschafft zu zaubern. Im Moment der Gefahr hatte sie kaum Gelegenheit gehabt, wirklich darüber zu reflektieren. Jetzt aber war sie verdammt stolz auf sich. Vermutlich verdankte auch der Hornochse ihr das Leben, ohne sie wäre er doch niemals lebendig da rausgekommen oder? Seltsames Gefühl. Meistens war sie es, die bei anderen in der Schuld stand, weil sie eben... naja, tollpatschig und unbedacht war. Vielleicht, ganz vielleicht jedoch, konnte sie sich verbessern? Stärker werden?

    Und deswegen las sie jetzt Bücher über Magie. Um zu verstehen. Um zu lernen. Und vielleicht... um noch einen Zauber zu erwerben? Da war eine ganz neue Sehnsucht in ihr entfacht und auch - Neugierde? Außerdem: immerhin war sie die Enkelin des Magiermeisters, ganz klar das sie sich da Mühe geben musste! (haha, wir ignorieren die Jahre wo sie als Sturkopf sich abgewandt hatte, ahahaha).

    "Sagmal Opa.", sagte sie schließlich, als sie bemerkte wie der alte Mann mit einem Stapel neuer Bücher an ihr vorbeiging. Cinnamon nahm kurz die Brille ab und rieb sich die Augen. "Gibt's auch Zauber, mit denen man Menschen gut auf Abstand halten kann?" Sie schmunzelte, so ganz ernst war die Frage nicht gemeint, hatte jedoch einen wahren Kern. Joe war verdammt nochmal ganz schön übergriffig von Zeit zu Zeit.


    ( Zyprim   schachtl please? Will nen neuen Zauber ;w; )

    [Cinnamon] geht~


    Cinnamon ließ widerwillig zu, wie Lily ihr eine Salbe auf ihre Wunden auftrug. Das hätte sie auch selbst tun können, aber zugegeben: Die ganze Aktion mit Joe im Monsterareal hatte ihr wirklich einiges abverlangt. Bei den Runeys, sie war so müde. Und Joe's Gejammer nebenan brachte ihr nur noch weitere Kopfschmerzen ein. Sie rieb sich die Schläfe. Irgendwie hatte Joe ein ganz ganz falsches Bild von ihr und ihrer Freundschaft bekommen. Sie seufzte. Lily ging zurück zu Nathalie und fragte wie sie weiter helfen konnte. Blöde Tute. Blöde, perfekte Tute. Sie rollte die Augen.

    Nathalie kümmerte sich mit einer Engelsgeduld im Joe. Der Holzkopf hatte das echt nicht verdient. Cinnamon hörte, wie die Ärztin dem Hünen ein Kraut zu kauen gab, zur Beruhigung. Und wenig später hörte sie ihn ungeniert schnarchen. Ha!

    Nachdem die Heilerin ihn versorgt hatte, trat sie schließlich an den Rotschopf heran. Sie prüfte kurz ihren Zustand, was Cinna widerwillig über sich ergehen ließ. "Soweit in Ordnung, dass ich dich entlassen kann. Trag diese Salbe die nächste Woche noch weiter auf die Wunden auf. Sollte sich nichts verbessern, komm zurück zu mir.", wies die Heilerin sie an. Cinnamon nickte. "Deinen Freund hier werde ich noch etwas hier behalten müssen." Sie räusperte sich. "Sollte sein Gebaren übergriffig werden, gib mir gerne einen Hinweis." Nathalie sah sie durch ihre Brille durchdringend an. So, als würde sie die Situation genau durchschauen. Und... war das etwa Mitleid in ihren Augen? Ughs. Cinnamon nickte nur und verließ die Klinik dann.

    [Cedric] & Alessa


    Es war schwierig mit dieser Art von Ablehnung umzugehen. Die Distanz, der kühle Blick, eine Vorsicht die in Misstrauen überging. Cedric konnte es ihr nicht verdenken. Als jemand, der selbst jeder scheinbar guten Wendung keinen Glauben schenken konnte und die Dinge stets mit einem Übermaß an Skepsis und Vorsicht betrachtete, konnte er seine Schwester da nur allzu gut verstehen. Damit teilten sie also wohl doch die ein oder andere Eigenschaft.

    Das bedeutete jedoch nicht, dass es nicht verdammt weh tat.

    So kalt, so unnahbar. Als würde es sie überhaupt nicht interessieren, ob er da war oder nicht. Als ob sein Auftauchen jetzt nur unnötigen ihren Tagesplan durcheinanderbrachte. Als ob sie nicht längst ohne ihn weiter gemacht hätte - wieso auch nicht? Er war ja nicht dagewesen. Das hatte sie selbst gesagt.

    Und all das war viel zu nah an der Wahrheit dran. Weil es wahr ist. Reines Pflichtbewusstsein, und damit tut sie schon mehr, als ich je getan habe.

    Alessa behielt ihre Einladung jedoch bei und warf ihn - und er hatte das bis zuletzt geglaubt - nicht wieder heraus. Nicht, dass das nicht noch kommen konnte. Wie war das nochmal mit dem Vertrauen fassen?

    Sie wandte sich schließlich ab und er folgte ihr in die Küche. Ein Teil von ihm war einfach nur erleichtert, dass er bleiben konnte und doch bewegte er sich umsichtig, als könnte ein falscher Schritt alles zunichte machen. So war es bisher oft genug gewesen, nicht? Eine falsche Entscheidung führte zu der Nächsten, bis sie sich in einer Abwärtsspirale aneinander reihten, die ihn immer tiefer zog. Nicht mehr. Nein, nicht mehr. Damit sollte es mit gestern ein Ende haben, immerhin stand er jetzt hier. Ja, als ob eine einzige weitere Nacht alles ändern würde. Bullshit. Er hatte sich nicht mal bewusst für oder gegen irgendwas entschieden - aber er lebte halt noch und solange das bestand hatte, ging es einfach... weiter.

    Cedric nahm das Glas von seiner Schwester entgegen und nuschelte ein leises "Danke.". Dann kam sie auch schon, die unausweichliche Frage, über die er im Grunde gar nicht so genau nachdenken wollte.

    "Ich weiß nicht, was mit Simon ist.", erwiderte er wahrheitsgemäß, obwohl das sicher nicht das war, worauf sie abgezielt hatte. 'Kümmer dich doch einfach um deinen eigenen Scheiß, Ced!' "Er ist nicht so gut auf mich zu sprechen.", fügte er hinzu. Eine sanfte Umschreibung, wenn man bedachte, wie ihr letztes Treffen ausgesehen hatte. Schock. Anschuldigungen. Schreie. Und da hatte er noch nicht mal im Ansatz geahnt, was noch alles dahinter steckte. Ced schloss für einen Moment die Augen. Wenn er es recht bedachte, war er auch nicht so gut auf seinen Bruder zu sprechen. Im Gegenteil. Noch etwas, dass er aus der Welt räumen musste, obwohl er sich bei dieser Angelegenheit nicht sicher war, wie das überhaupt möglich sein sollte. Er wusste, er sollte wütend sein, stattdessen fühlte er sich schlicht überwältigt. Vielleicht bekam er das mit der Wut ja noch hin, wenn er aufhörte seine Emotionen zu unterdrücken. Einfach.

    "Und ich wurde nicht aus dem Wohnheim geworfen.", widerlegte er und nahm einen großen Schluck Wasser, um Zeit zu schinden. Wie sollte er das nur erklären? Er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass er im Wohnheim wohnte, er hatte jedes Recht dazu, er konnte zurück. Nur, dass er es eben nicht konnte. Es gab keinen rationalen Grund. Cedric drehte das Glas in seiner Hand. "Ich-," Ja, was? Fühlte sich alleine, obwohl zig andere Leute anwesend waren? Bekam alleine beim Gedanken an eine Rückkehr Schweißausbrüche? Hatte panische Angst, dass es genau dort weitergehen würde, wo er aufgehört hatte, bevor er auf das verdammte Dach gestiegen war? Wieder in einem ewigen Kreislauf voller Nichts, den er nicht unterbrechen konnte?

    Er konnte es nicht. Es ging nicht. Noch nicht, jedenfalls. Nicht so bald. Keine Ahnung.

    Er stellte das Glas mit einem leichten Klirr auf der Arbeitsfläche ab, der Inhalt schwappte seicht hin und her. Sein Körper mochte Alessa zugedreht sein, sein Blick hing jedoch auf dem Wasser, welches immer kleinere Kreise zog. Er hielt daran fest, an dem Glas, als könnte es ihm irgendeine Form von Stabilität geben.

    "Mir geht's nicht so gut.", sagte er schließlich. Nüchtern. Eine einfache Aussage. Sein Magen verkrampfte sich trotzdem. Eine vage Erklärung und doch eine, die ihm all seine Überwindung kostete. Weniger für Alessa, doch umso mehr für sich selbst, ein Eingeständnis. Mir geht's nicht gut. Es war so unspezifisch und doch gab es keine Worte, die seine Situation, seinen Zustand, besser hätten beschreiben können. Er konnte seine Gedanken darlegen und seine Symptome beschreiben und dennoch gab es keine Erklärung für das warum. Warum er sich so fühlte, warum er so leicht in Panik geriet, warum er sich so häufig nicht aufraffen konnte. Dass ihn selbst Kleinigkeiten aus der Bahn warfen und die Erschöpfung ihn lähmte, wo auch immer sie herkam. Das war nicht normal, konnte es unmöglich sein, trotzdem war es völlig unverständlich, war es das nicht? Er zuckte - äußerst zeitverzögert - mit den Schultern, wie um seine Aussage zu mindern. Mir geht's nicht so gut, aber so schlimm ist es auch nicht. Nur ein Wehwehchen. Gib mir zwei Tage und dann passt das schon wieder. Das und nichts anderes wollte seine Geste bezwecken, weil er schon wieder in die üblichen Muster zurückfiel: Nur ja keine Last für Andere sein zu wollen, es solle sich bloß niemand um ihn sorgen, sie am liebsten von seiner jämmerlichen Präsenz befreien. Alles nicht so schlimm. Andere hatten es viel schlechter. Er musste sich nur einfach mal zusammen reißen. Ced, glaub mir wenn ich dir sage: du hast noch einen langen Weg vor dir.

    [Cedric] & Alessa


    'Du warst ja nicht da!'

    Ihre Wut prallte mit aller Heftigkeit gegen seine Schwermut.

    'Niemand war das!'

    Er musste da durch. Aushalten. Annehmen. Verstehen. Auf dass es vielleicht irgendwann in seinen verdammten Schädel reinging, dass es tatsächlich Leute gab, denen er nicht egal war. Die ihn - sofern Alessa's Worte wirklich der Wahrheit entsprachen - gar brauchten. Es war absurd.

    Ichkanndasnichtichkanndasnichtkanndasnichtkanndasnichtkanndasni-

    Du musst. Da. Durch.

    Cedric versuchte, sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Eins. Nach dem anderen.

    'Ich hätte euch gebraucht.' Gebraucht.

    Es machte keinen Sinn. Wieso hätte sie ihn brauchen sollen? Wer war er schon?

    Ich bin ihr vermaledeiter großer Bruder.

    Ah, scheiße. Als Familie waren sie wirklich ausgesprochen unfähig, nicht wahr? Er hätte es besser machen müssen. Er hätte so vieles besser machen müssen.

    Sie war die Jüngste, die Kleine, sie hätte nicht dasselbe durchmachen sollen, es auf keinen Fall dürfen, wie ihre größeren Brüder. Reichte schon wenn sie verkorkst waren.

    Wie sollte er ihr nur sagen, dass es nicht seine Absicht gewesen war? Machte das überhaupt einen Unterschied?

    Denn auch für ihn war niemand da gewesen. Die zähflüssigen Tage, die sich in reiner Sinnlosigkeit aneinander schmiegten. Die guten, an denen er zumindest mal das Bett verlassen hatte, die schlechten an denen er es nicht tat. Er hatte sich so von allen, die ihm mal was bedeutet hatten distanziert, sodass es niemanden kümmerte, gar auffiel, was mit ihm los war. Daher konnte er niemanden einen Vorwurf machen, außer sich selbst. Aber Alessa - sie hatte es versucht. Die Hand ausgestreckt. So viel mehr getan als er selbst und war doch ignoriert worden. Sein Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen. Er konnte sich in etwa ausmalen, wie es ihr erging und dieses Gefühl war absolut beschissen. Wie konnte er ihr nur erklären, dass es ihm schlichtweg an Kraft gefehlt hatte, dass er sie nicht hatte hören können? Wie auch sonst niemanden? Er verstand sich ja selbst nicht. Was fehlte ihm denn schon?

    'Ced? Du kriegst das hin. Du hast jetzt schon mehr hingekriegt, als du von dir gedacht hättest.'

    Nun, er hatte eine neue Chance bekommen, nicht? Also wollte er bleiben. Den Versuch wagen, wieder zusammen zu kitten, was auseinander gebrochen war. Cedric sah wie seine Schwester die Tränen wegblinzelte, ihn überrascht ansah.

    Sie weint wegen dir. Denkst du immer noch, das war eine gute Idee herzukommen?

    Hätte ich sie besser in Ruhe gelassen.

    Stillschweigend musterte sie ihn, als wägte sie ab, wie vertrauensselig diese Äußerung von ihm war. Er hatte ihr Vertrauen immerhin schon einmal gebrochen.

    "Nur wenn du das möchtest." Er konnte die Unsicherheit nicht aus seiner Stimme verbannen. Wollte sie? War es nur falsches Pflichtbewusstsein? Er hatte keine Ahnung. Ced hatte das Gefühl gerade auf Messers Schneide zu balancieren. Alessa zuckte zur Antwort darauf nur mit den Schultern, wollte sich nichts anmerken lassen. Nicht besonders einladend, aber auch keine Ablehnung. So gerne würde er sie einfach einmal in die Arme ziehen, diesen Abstand verringern, seiner Schwester wieder näher sein. Aber er fühlte sich unbeholfen in seinem Körper und die Sorge Grenzen zu überschreiten hemmte ihn zusätzlich. Würde sich das je wieder normal anfühlen? Oder musste er-

    Es ist auch dein Zuhause.

    Er blinzelte, geriet ins Stocken. Was in seiner Anspannung vermutlich gar nicht weiter auffiel. Sein... Zuhause? Das war keine kleine Sache. Im Gegenteil. Er hatte sich eigentlich nie so richtig irgendwo zu Hause gefühlt. Und im Moment fühlte er sich so verloren, dass diese Aussage fast wie ein Anker wirkte. Eine Einladung. Vielleicht auch ein Schritt, den seine Schwester gerade bereit war auf ihn zuzugehen.

    "Meinst du das ernst?", fragte er vorsichtig. Er blickte gequält drein. "Denn ehrlich gesagt würde ich ein Zuhause sehr zu schätzen wissen." Ein Zuhause, das war mehr als nur ein reiner Zufluchtsort. Konnte es das werden, für sie beide? Verlangte er ihr nicht gerade viel zu viel ab? Cedric verstummte, presste die Lippen kurz zusammen. Ehrlichkeit? Vielleicht musste er da auch einen Schritt auf sie zugehen. Sein Blick glitt durch den Raum, ehe er den Kopf wieder zu ihr drehte, vage in ihre Richtung blickte. "Ich weiß nämlich gerade nicht wohin mit mir." So sah es nämlich aus. Er wollte das mit Alessa gerade biegen, ja, aber der Grund seines Kommens lag in erster Linie darin begründet, dass das hier den einzigen Ort darstellte, der ihm in seiner Situation jetzt eingefallen war. Erbärmlich. Wo sollte man auch anfangen, wenn vor einem ein einziger Scherbenhaufen lag? Wenn man sein Leben bereits weggeworfen hatte?

    [Cedric] & Kyle // brain fog


    Es war laut.

    Was, was war laut?

    Das Klopfen seines Herzens, seines kaputten, gebrochenen, traurigen Herzens. Es dröhnte in seinen Ohren.

    Sein Körper war zum Zerreißen gespannt. Weshalb? Was war los? Warum, warum, warum?

    Seine blauen Augen fokussierten sich nicht auf einen Punkt, konnten es nicht, wanderten im Raum umher, ohne das sein Kopf sich mit drehte. Nur die Iriden.

    Wohin, wohin konnte er...? Wohin konnte er überhaupt noch?

    'Willst du etwa schon wieder die Flucht ergreifen?', höhnte es.

    Ich bin ein Feigling.

    Ich bin eine Last.

    Ich will nicht.

    Ich kann nicht.

    Ich schaff das nicht.

    Hilfe.

    Sein Herz zog sich zusammen, schmerzhaft, in seiner Brust. Ich muss weg. WEG.

    Egal wohin, irgendwohin.

    Es war laut, so laut, so laut, so--

    Ein Dreiklang ertönte, A, D, Fis. Noten, die das Rauschen seines Kopfes durchbrachen.

    A, Cis, E. Wer spielte...?

    Gis, B, E. Ich kenn' mich mit beiden Optionen relativ gut aus, Ced. You wouldn't even fucking imagine.

    "Hah." Die Worte, Kyle's Worte, sie kamen zeitverzögert bei ihm an, dumpf, wie aus der Ferne.

    Natürlich kennt er sich aus. Ich kann mir vermutlich wirklich nicht vorstellen, was er durchgemacht hat.

    Trotzdem heule ich rum.

    Warum nur fühle ich so.

    Es war frustrierend. So verdammt frustrierend.

    Melodie zum Akkord.

    Sooo.. what is it ur brain is bothering you with? Saying it out loud might just do the trick.

    Ja, was ist los? Was stimmt nicht mit mir?

    Saying it out loud.

    Cedric öffnete den Mund einen Spalt breit. Kein Laut entfuhr seinen Lippen.

    Ichkannnichtkannnichtkannnicht

    Seine Hände verkrampften sich, bohrten sich in den Sitzhocker hinein. Die einzige Regung, zu der er gerade im Stande schien.

    Warum nur fühlte sich sein Körper so schwer an?

    Sag es. Sag es. Sag es.

    Sag irgendwas.

    Er sprach nichts aus. Kyle sprach.

    I guess.. even right now I'm still questioning whether I'm a terrible person or not.

    Ob er eine furchtbare Person war? Beinahe hätte Ced kurz aufgelacht.

    Wondering.. if I'm even being a help to you at all?

    Wondering if I'm fucking things up?

    Beklemmung nistete sich in seiner Magengrube ein.

    Ich bin nur eine Last.

    Sicher ist er froh, sobald ich weg bin.

    Er fühlt sich nur verpflichtet mir zu helfen, obwohl er das nicht müsste. Nicht mal wollte.

    Sei still, sei still, sei still.

    Kyle hatte ihm einen Wohnungsschlüssel gegeben. Kyle hatte ihm vom verdammten Dach gezogen.

    Du lügst.

    Worried to say something wrong, to make you feel worse than you already do..

    Er machte sich Sorgen um ihn. Das sollte er nicht tun. Niemand sollte sich Sorgen um jemanden wie ihn machen.

    Die Melodie verklang. A, B, Gis. Ganze Note, 4/4-Takt. Stille.

    Stille.

    Bis auf ein leises Kichern.

    'Er lacht dich aus. Weil dein Verhalten einfach lächerlich ist. Erbärmlich.'

    Wie kann er so vergnügt wirken?

    Alles eine Farce?

    Alles eine Lüge?

    Immerhin kannte er es. Also, wieso lachte er?

    I don't really have any idea what I'm doing, you know? Don't think any of us do, though.

    Warum wurde das Leben eigentlich nicht mit Anleitung geliefert? Wer hat sich die Scheiße ausgedacht?

    Wieso musste es so verdammt hart sein?

    Ich hab auch keine Ahnung, was ich überhaupt tue. Tun soll.

    Aber es war ein klein wenig beruhigend, dass es Kyle genauso erging.

    But I know what it feels like to be alone and I don't want you to feel that way.

    Ced hatte sich verdammt lange verdammt allein gefühlt. Sie hatte tiefe Wurzeln in seiner Seele gegraben, diese Einsamkeit. Hatte dafür gesorgt, seinen Beziehungen nie vollends zu trauen, sich nicht mit ihnen. Hatte stets im Hintergrund Selbstzweifel geschürt.

    I don't want you to feel that way.

    Ah.

    Ich will es auch nicht.

    Warum konnte er nicht einfach 'nein' sagen und die Sache war erledigt? Warum musste es immer ein Kampf sein? Nichtsdestoweniger, ein Kampf gegen sich selbst?

    Er verspürte Zuneigung auf diese Worte hin. Er wollte so sehr daran glauben.

    And... it does get better. The scary thoughts get less and less. The self doubt does too. Everything.

    Unmöglich.

    Er wollte so sehr daran glauben.

    Das wird nicht passieren.

    Nicht immer. Aber manchmal. Manchmal war ein Anfang.

    Cedric legte den Kopf auf Kyles Schulter ab, den Blick weiterhin geradeaus gerichtet. Die Hände lagen nun in seinem Schoß und er nestelte mit ihnen herum.

    Er wusste nicht wann es passiert war, aber... die Anspannung seines Körpers war von Panik zu seinem üblichen Level gesunken. Wann er sie wohl erstmals gar nicht mehr würde spüren müssen?

    "Wie.", begann Cedric leise, seine Stimme endlich wieder gefunden. Zeit war verstrichen. "Wie wird es besser? Wie werden sie weniger?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

    Kyle war dadurch gegangen, nicht? Konnte er ihm nicht einfach sagen, was er tun musste, damit es ihm besser ging? Damit ihm die eigenen Gedanken, sein eigenes Selbst, nicht mehr so quälten? Aber es gab keine einfache Antwort. Er hatte es selbst gesagt. Keiner Ahnung, was er tat, sich hinterfragen, zweifeln, bis heute nicht wissen ob er ein schrecklicher Mensch war. Nein.

    "Du bist nicht furchtbar. Im Gegenteil." Ced musste das jetzt klarstellen. "Danke.", wisperte er, "Das du mich nicht alleine lässt."

    Dankbarkeit. Das war vermutlich die Zuneigung, die er zuvor gespürt hatte. Ein verdammt starkes Gefühl.

    Nichtsdestotrotz verblieb ein Ausdruck des Kummers auf seinem Gesicht.

    Sprich es aus. Cedric öffnete den Mund erneut, schloss ihn wieder. Als wäre da eine riesige Blockade, die ihn daran hinderte. Kyle hatte seine wahren Gedanken offenbart. Warum konnte er es dann nicht?

    "Es ist schwer.", meinte er gequält, "Die Gedanken laut auszusprechen." Als könnten sie dadurch realer werden. Als könnte sich die Bedrohung dadurch vergrößern. Als wären sie als Gedanken vielleicht noch widerlegbar, ausgesprochen jedoch ein unumstößlicher Fakt. Er konnte sie nicht in die Realität bringen.

    [Cedric] & Alessa


    Erneut legte sich die Stille über die Geschwister. Sie war von der Sorte, wie sie nur schwer zu ertragen war. Cedric hatte nicht den Mut aufzusehen, sah so nicht die Tränen in ihren Augen. Wusste es trotzdem. Schmerz, den er verursacht hatte. Immer und immer und immer wieder kam es auf genau das zurück. Es wäre so viel einfacher, wenn er einfach nicht da wäre. Er schrie. Im Kopf. Ein tosender Sturm seiner Gedanken, über die er einfach keine Kontrolle hatte. Dagegen kam er mit ein bisschen positiv denken schlichtweg nicht an - es wurde einfach verschluckt, negiert in einem dunklen Schlund der sich tief in ihm festgesetzt hatte. Sie hasst dich. Du bist wertlos. Die Leute wünschten, sich nicht mit dir abgeben zu müssen. Sieh was du angerichtet hast. Warum bürdest du dich ihr auf, hm? Niemanden liegt was an dir. Du hättest ihnen und dir da echt 'nen Gefallen tun können. Was kannst du eigentlich? Du-

    Es war so laut.

    Sei still, sei still, sei still, sei still, sei still.

    Cedric hob den Kopf, blickte nach oben zur Decke, blinzelte. Die Hände hinter seinem Rücken waren verkrampft, zitterten, was er zwanghaft versuchte zu unterbinden. Atme. Aber Gott, war es schwer Luft in seine verdammten Lungen zu befördern, wenn sich die Brust so derart zugeschnürt anfühlte. Es war nicht so das er hyperventilierte, sein Körper wusste wie man atmete, er war nur so blockiert, dass es flach und oberflächlich blieb und war das nicht absurd?

    Und als Alessa das Wort ergriff, wäre es diesmal fast er gewesen, der einen ungläubigen Laut von sich gegeben hätte. Als ob. Niemand brauchte ihn wirklich. Wieso log sie ihn an? Was sollte das? Er verstand nicht. Das machte keinen Sinn. Die Aussage nicht. Aber eine Lüge genauso wenig. Wie? Eine klägliche, hoffnungslose Seite in ihm hätte ihm beinahe ein 'Wirklich?' auf die Zunge gelegt - wollte sich vergewissern - doch hielt sich zurück. Cedric sah mittlerweile wieder zu seiner Schwester. Unter der Erschöpfung lag Irritation, Skepsis, Hoffnung vielleicht. Er empfand einen starken Drang ihre Worte einfach abzulehnen, sie nicht zu glauben, denn wie könnte er? Denn wenn er es tat, wog es so nicht noch viel schwerer, sie im Stich gelassen zu haben? Ah, es tat weh. Tat sie meistens, die Wahrheit.

    "Das wusste ich nicht.", erwiderte er leise. Nahm es für den Moment einfach nur an - die Trauer, die diese Wahrheit verursachte. Die Tatsache, dass Alessa alleine gewesen war, wenn sie ihre Bruder gebraucht hätte, wirklich gebraucht hätte, so unverständlich ihm das auch erscheinen mochte. Es war nicht nur das schlechte Gewissen, das in ihm arbeitete, nein vielmehr eine tiefe Melancholie darüber, nicht bei ihr gewesen zu sein, nicht an ihrer Seite. Verpasste Augenblicke. Gespräche, die hätten sein können, die nie waren. Es war schmerzhaft, aber es war gut nicht? Zumindest einen Teil mal einzusehen? Keine Entschuldigung könnte das so einfach wieder gut machen.

    Cedric stieß sich leicht, fast unmerklich von der Haustüre ab. Die eine Hand griff nach dem Ellenbogen der anderen Seite. Er zögerte, ehe er schließlich fragte: "Darf ich bleiben?" Sein Herz schlug schnell, sein Magen verkrampfte sich vor Nervosität, denn da lag immer noch die unterschwellige Angst sie möge ihn im nächsten Moment einfach wieder vor die Tür setzen, weil er zu viel verschissen hatte. Und das hatte er ja wirklich. Zu bleiben, bedeutete sich dem auszusetzen. Es wäre leichter, selbst einfach wieder zu gehen, oder? Aber er ahnte, ein verbliebener gesunder Teil von ihm ahnte, dass er sie dann komplett verlieren würde, wenn er es nicht schon hatte - und das er bleiben wollte, um ihretwillen, ganz gleich was sie ihm noch an den Kopf werfen würde. Schaffte er das? Konnte er das? Er musste. Wollte. Wollte, dass Alessa wieder zu seinem Leben gehörte und er konnte nur hoffen, dass es ihr auch so erging.

    [Cedric] & Alessa


    Ob es bessere Worte gegeben hätte, als jene die er gewählt hatte? Vielleicht. Vermutlich. Cedric spürte, wie sich die Kluft zwischen ihnen gerade nur noch zu erweitern schien. Ein Fehler - wieder einmal. Obwohl anzunehmen war, egal welche Sätze sich in seinem Mund bilden würden, sie konnten das Vergangene nicht ungeschehen machen. Taten sagten so viel mehr als Worte. Und nichts tun, sich nicht melden, sie nicht besuchen - das war nichts was er so eben beheben, wieder gutmachen konnte. Vielleicht nie. Und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, wenn Letzteres tatsächlich eintreten sollte - wenn Alessa ihm keine Chance mehr gab.

    Als Alessa sich zu ihm umdrehte, suchte er ihren Blick, als könnte er darauf hoffen darin Antworten zu finden. Was natürlich nicht so einfach war. Stattdessen erreichte ihn die geballte Kraft ihrer Gefühle: Wut, Leid, Enttäuschung - woraufhin er zusammen zuckte und bei ihrem Ausbruch immer kleiner wurde. Der Spott in ihrer Stimme konnte den Schmerz nicht übertünchen. Ihr Lachen klang leer und hohl, zornig, wo es einst voller Freude geklungen hatte. Cedric konnte ihrem Blick nicht standhalten, konnte es nicht. Er wand sich unter ihren Worten, hatte sich unbemerkt an der Haustür angelehnt, denn ohne sie würde er sicher komplett einknicken. Sie war so wütend und sie hatte jedes Recht dazu. Auf was willst du dich noch verlassen, wenn du von allen verlassen wurdest? Sie hatte sich diese beschissene Familie nicht ausgesucht. Er hatte besser sein wollen. Wirklich. Aber wer würde ihm das noch glauben? Und welche Rolle spielte das noch? Was machte er hier überhaupt? Was hast du denn erwartet? Das sie dich mit offenen Armen begrüßen würde? Er wusste es nicht. Vielleicht. Die Wahrheit war, er hatte gar nicht wirklich darüber nachgedacht. Zum einen, weil er nicht darüber nachdenken konnte. Ganz im egozentrischen Sinne, war er stets so mit sich selbst beschäftigt, dass schlichtweg keine Kapazitäten mehr da waren, sich in andere hineinzuversetzen. Als wäre seine Empathie völlig kaputt gegangen. Warum nur war das so? Zudem hatte er nicht erwartet, dass sie sauer sein würde, weil er ganz einfach nicht damit gerechnet hatte, dass sie ihn ernsthaft vermissen würde. Das sie ihr eigenes, geregeltes Leben hatte und ganz zufrieden damit war - so zufrieden wie man eben sein konnte. Hatte sie sich mal bei ihm gemeldet? Auch dem war er sich nicht sicher. Selbst wenn, dann hatte er es bestimmt als reine Höflichkeit abgetan. Denn wie konnte er ehrliche Bekundungen als solche anerkennen, wenn er selbst fest daran glaubte, diese Zusprüche nicht verdient zu haben?

    Und so stand er nun hier mit ihr im Eingangsflur und da war sicher noch vieles, sehr vieles auf dem Herzen. Ihrer beiden. Cedric blickte zu Boden, die Handflächen hinter ihm an die Tür gedrückt - als wolle er sich einen schnellen Fluchtweg sichern. Ewig der Feigling. "Tut mir leid, dass ich so aus dem Nichts auftauche.", wisperte er, "Und nicht schon viel früher gekommen bin."

    Gibt's noch ne Charakterbegrenzung? Ne oder? 😂


    Name: Pandora Minh Choi

    [Bild muss ich zu Hause gucken]

    Altersstufe: Teenager

    Geburtstag: 24. November

    Größe: 1,66 cm

    Familienstand: who cares?

    Familie: Suiren [Mutter], Rick [Vater], Ran [Halbschwester], Matthias [Patenonkel], Amy [Patentante], Cedric [Patencousin], Iveine [beste Freundin]

    Herkunft: Riverport

    Info: Pandora war eine Frühgeburt. Dies und mehrere Unachtsamkeiten in der Schwangerschaft führten dazu, dass Pandora auf ihrem linken Auge blind geboren wurde. Sie hatte eine ganz wundervolle Kindheit (was in Riverport schon was heißen will), denn beide Elternteile waren für sie da gewesen. Nicht nur das: Bei dem reichen Elternhaus waren Ausflüge, Urlaube und generell alles drin gewesen, ohne sich darüber auch nur einen Gedanken machen zu müssen. Es galt nur eine Regel: don't mess with your parents. Nicht, das sie's nicht versucht hätte, aber meistens verbrannte sie sich daran doch. Tja, und jetzt steckt Panda in der Pubertät, gl hf.

    Job: chaos queen

    Charakter: stolz, spontan, stur, abenteuerlustig, selbstbewusst, chaotisch, impulsiv, ist für fast alles offen, anmaßend, hochmütig, rebellisch, egozentrisch

    Vorlieben: Partys, Chaos, tun was sie will, Nächte, Graffiti, Make-Up, Kleidung (Style!!), Freiheit, Verbotenes,

    Abneigungen: Menschen, Erwachsene insbes. Autoritätspersonen, Regeln, Schule, schwer arbeiten (überhaupt arbeiten??)

    Wohnort: Fuchsberg 4 | Riverport

    Vergeben an: Avokaddo