[Hahkota]
Ein junger Mann saß in den Wipfeln einer Baumkrone und träumte. Er träumte von Bäumen, die noch viel höher hinaufreichten; von Vögeln mit bunten Federn statt grauen; von süßen Früchten, die ergattert werden wollten statt sie abgepackt und alt in einem Laden zu tauschen. Im Traum hörte er das Rauschen von Wasserfällen, das Geschnatter der Tiere und ihre Stille, wenn die Räuber zur Jagd aus waren. In diesem Land war es niemals wirklich still. Selbst jetzt, wo er sich weiter in den nahen Wald zurückgezogen und seine Bäume erklommen hatte, vernahm er zahlreiche Geräusche, die nicht in das grüne Meer passten. Automobile in der Ferne, eiserne Vögel über ihm, Spaziergänger mit ihren Haustieren, die gar nicht auf ihre Umgebung achteten, Jogger mit Kopfhörern, die sie sogar bewusst ausblendeten. Warum, hatte er noch nicht verstanden.
Hahkota öffnete die Augen.
Er saß hier schon noch bevor der Tag angebrochen war. Die Momente bevor die Sonne langsam aufging, waren ihm schon immer die liebsten gewesen - und in dieser Welt war es die ruhigste Stunde jeden Tages. Oft genug ging er genau dann hinaus, um der Morgendämmerung beizuwohnen und ganz bei sich zu sein. Aber jene Stunde ist längst verstrichen und die Sonne nun bereits klar zu sehen. Vielleicht sollte er mal zurück. Bald. Es gab ja nichts, was ihn drängte.
Hahkota drehte den Kopf, ließ den Blick schweifen. Nebel war längst aufgezogen, wie er es oft hier tat. Schön. Er mochte diesen Anblick im Wald und doch vermisste er dabei häufig seine Heimat. Die ihm vertrauten Pflanzen, Tiere - und Menschen. Seine Freunde und Familie, die Gebräuche und Gepflogenheiten. Hier hatte er das Gefühl nicht recht dazuzugehören, was ja auch der Fall war, nur hatte Hahkota mittlerweile festgestellt: Er wollte es auch gar nicht.
Nur, was wollte er dann?
Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Ah. Da. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Diese kleinen Genossen mit dem buschigen Schwanz und den kleinen Pfötchen waren wahrlich herzig. Das Eichhörnchen starrte ihn an und Hahkota hielt den Blick aufrecht. So verweilten beide einige Augenblicke, ehe das kleine Tierchen mit einigen wenigen Sprüngen das Weite suchte. Hahkota blickte noch einen Moment lang hinterher, ehe er sich entschied es dem Eichhörnchen gleich zu tun. Behände kletterte er nach unten und sprang das letzte Stückchen, wodurch er mit einem lauten, dumpfen Geräusch auf dem Boden ankam. Also dann.