Beiträge von Seaice

    [Lily] First Post | in der Klinik



    Lily nahm einen tiefen Atemzug. Einen sehr tiefen. Heute! Heute würde sie Natalie fragen! Nicht, dass sie sich das nicht gestern schon gesagt hatte. Und den Tag davor. Und den Tag davor. Aber dann war ihr ständig etwas, nunja äh, dazwischengekommen. Genau. Und das hatte sicher nichts damit zu tun, dass sie fürchtete, der Aufgabe, die sie sich lange schon in den Kopf gesetzt hatte, nicht gewachsen zu sein. Lily wollte Heilerin werden, lange schon, aber nie hatte die Zeit gereicht, wo sie sich doch um ihre jüngeren Schwestern kümmern musste. Was sie mit Leib und Seele gern getan hatte. Aber die Kleinen wurden groß und waren nun quasi selbstständig! Odette auf jedenfall... und bei Violet würde es wohl auch nicht mehr zu lange dauern, achje! Und das Kümmern lag ihr irgendwie in der Seele, seien es ihre Schwestern, jedwege Tiere, die ihr über den Weg liefen, oder eben ihre Kunden, die jeden Abend kamen um sie zu hören. Also gut! Keine faulen Ausreden mehr! Und damit betrat sie die Klinik und fragte nach der Obersten Heilerin Natalie, um sich von ihr ausbilden zu lassen.


    [Cinnamon] & Joe << von der alten Ruine | vor der Klinik



    Wann würde es dem humpelnden Joe auffallen, dass Cinnamon nicht das Runenarchiv, sondern die Klinik anpeilte? Vermutlich gar nicht, denn zum einen war er hinüber und zum anderen mussten lag die Klinik auf dem Weg, wenn man ins Runenarchiv wollte. Ein Glück, denn die Diskussionen wären sonst nur anstrengender geworden. Und sie war sich sicher, diese würden kommen.

    "Also Freundchen.", begann Cinnamon mit strenger Stimme und bereute sofort die Wahl des Wortes 'Freundchen', denn weiß der Geier, was Joe sich daraus wieder reimen würde. "Du bist verletzt und dir hängt noch das Gift der Riesenschnecke raus. Wir lassen dich durchchecken. Entweder das oder du kannst alleine nach Hause humpeln. Und damit meine ich nicht das Runenarchiv, sondern die Kaserne!" Nein, diesmal verschwendete Cinnamon ihre Energie nicht an nette Worte. Vielleicht half es ja, wenn sie klare Kante zeigte und er hörte zumindest dann auf sie. Der Rotschopf sah vom Klinikgebäude zu Joe. "Haben wir uns verstanden?" Er hatte ihr heute jeden Nerv - und fast das Leben - geraubt, da war ihr der Tonfall hoffentlich vergönnt.

    [Tabatha] & Elsje | Küche



    Tabatha blinzelte. Blinzelte erneut. Bei der Magie der Elfen, dachte sie, Was geht hier vor? Die Magd atmete einmal tief durch. Ruhig bleiben. Das war stets das oberste Gebot. Ruhig bleiben, die Situation analysieren, sich eine Lösung überlegen und dann danach handeln. In der Regel funktionierte das gut. Sofern die Situation richtig erfasst wurde. Beim letzten Mal hatte sie diese ja falsch eingeschätzt, dadurch einen Retter mit einem Angreifer verwechselt und ihn deswegen attackiert. Nun, Fehler passierten. Sie sollten sich nur nicht häufen. Den Brotpudding ignorierte die Elfe für's erste jedenfalls.

    Warum schlief Elsje am hellichten Tag? War sie nur übermüdet von einer schlaflosen Nacht oder passierte das regelmäßig? Tabatha schüttelte die junge Frau wieder, etwas energischer nun. "Elsje, wach auf." Nichts. Tabatha sah sich im Raum um. Welche Aufputscher gab es hier? Tatsächlich fand sie schnell einige Kaffeebohnen, die geschwind zu Kaffee aufgegossen wurden. Auch Johanniskraut ließ sich auftreiben, zwar eine seltsame Mischung mit dem Kaffee, sollte jedoch für Aufschwung sorgen. Und Zucker. Der war bei Kaffee sowieso nicht verkehrt. Mit der heißen Tasse in der Hand kniete sich Tabatha wieder vor Elsje, die mittlerweile sogar zu schnarchen begonnen hatte. "Elsje, du kannst jetzt nicht schlafen. Der Brotpudding verbrennt noch." Manche hörten im Geiste noch zu und wachten vielleicht bei drohender Gefahr. Ob sie die Möglichkeit hatte Elsje ihr Getränk anzudrehen, bevor sie erneut einschlief?

    [Hahkota] & Yahto



    Das war es, was sie beide ausmachten. Sie verstanden einander ohne viel erklären zu müssen. Da wurde nichts in Frage gestellt, nichts relativiert. Nein, sie glaubten einander, aneinander und handelten danach. So einfach war das. Yahto behielt den kühlen Kopf, der ihm diesmal abhanden gekommen war. Es war aber auch eine schreckliche Begegnung gewesen. Sein Blutsbruder griff nach dem passenden Buch. Das ihm das nicht gleich eingefallen war! Wo auch immer sie das herhatten, spielte keine Rolle, auf den Inhalt kam es an. Hahkota fiel mit seinem Bruder in die magischen Worte mitein, während er das Weihrauch aus eine der gut sortierten Schubladen zog. Bei ihnen zu Hause hatte man das wertvolle Harz mühevoll ernten müssen, aber hier konnte man es einfach im nächsten Esoterik-Shop in der Innenstadt kaufen. Einige Sachen der Neuen Welt waren schon bequem. Hahkota entzündete Räucherkohle in einem dafür vorgesehenen Schälchen, um den Weihrauch entsprechend einzusetzen. Dann ging er zusammen mit Yahto durch das Haus, räucherten in alle Ecken und wiederholten den magischen Schutzzauber, solange bis die ganze Bude nach dem Harz roch und nichts mehr davon vorhanden war. Sie versiegelten den Zauber und Hahkota ließ sich dann auf die Couch fallen. Er war völlig fertig mit den Nerven. "Danke dir Yahto.", meinte er zu seinem Bruder, "Ich bin beim Anblick der Dämonin echt... keine Ahnung, mir kam's echt kalt einfach." Da fiel ihm noch etwas ein. Er zog aus eine seiner Taschen das Schweizertaschenmesser hervor. "Damit hat sie mich bedroht. Meinst du etwas von ihrer böswilligen Kraft steckt auch darin?" Hahkota mochte der Ältere der beiden sein, aber im Grunde fühlten sie sich immer ebenbürtig. Und Paranormales war einfach schon immer etwas gewesen, wovon er lieber die Finger gelassen hatte... es war ihm einfach nicht geheuer.

    [Marlin] & Sherry | Gemeinschaftsbad



    Haaach.

    Es sind Momente wie diese, an dem Marlin befand, dass das Leben doch ganz erträglich sei. Ganz im ernst, auch ein alter Miesepeter wie er es war, konnte an einer heißen Quelle kaum etwas Schlechtes finden. Zumal er das ganze Bad ja für sich hatte. Keine Menschen. So musste der Himmel aussehen, in den er nie gelangen würde. Wie poetisch. Und viel zu theologisch, disgusting. Wie dem auch sei, Marlin hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme auf den Beckenrand und ließ sich einfach ein wenig treiben. Ein bisschen seltenen Frieden, der sich hier eingenistet hatte. Als solcher etwas, dass er tatsächlich wertschätzen sollte und auch würde. Solange bis-

    Platsch.

    Marlin öffnete die Augen und neigte den Kopf, um zu sehen, wer oder was hier die Ruhe störte. Es klang als würde ein Kind vom Beckenrand ins Wasser springen, aber weder das eine noch das andere war hier erlaubt. Okay, bei den Kindern war er sich nicht so sicher, aber falls, dann sollten sie in einem Badehaus wie diesem hier verboten gehören. Nur seine bescheidene Meinung. Sowieso - woher so plötzlich?

    Er kniff die Augen zusammen, um durch die Dampfschwaden des heißen Wassers etwas auszumachen, auch wenn sie nicht so exorbitant waren, dass sich die Sicht groß eingeschränkt fühlen müsste. Weswegen er nun auch sah, was ihn aus seinem kurzweiligen Frieden geholt hatte.

    Eine erwachsene Frau. Eine Frau die ihm den Rücken zugekehrt hatte, sich dabei aber in voller Gänze zeigte.

    Was zur Hölle. Nicht, dass Marlin per se etwas gegen Frauen hatte, erst recht nicht gegen Nackte, aber wie zum Teufel war sie so plötzlich hier aufgetaucht? War er etwa kurz weggedöst? Dafür war er eigentlich nicht der Typ, aber vielleicht wurde er doch langsam senil. Was anderes konnte ja kaum möglich sein, sie hatte sich ja wohl kaum hierher teleportiert. Sich reinzuschleichen und dann doch so ungeniert zu zeigen - ja doch, ein was zur Hölle, war durchaus angebracht. Damit war es jedenfalls dahin mit dem Frieden. Aber der war ja sowieso nur eine kurzweilige Illusion gewesen. Marlin beobachtete wie sie unter- und wieder auftauchte, dabei ganz bei sich schien. Hatte sie ihn etwa nicht bemerkt? So groß war das Bad ja nun auch nicht, als dass sie ihn beim reinkommen übersehen haben könnte - oder? Marlin wurde das Gefühl nicht los, dass etwas seltsam war an dieser Angelegenheit, aber vielleicht auch nur, weil er sich keinen Reim auf ihr Verhalten machen konnte. Na dann. Als sie vor sich hinmurmelte, ging er einfach darauf ein: "Das hör ich oft.", erwiderte er leichthin, "Häufig nach einer gemeinsamen Nacht, wobei das nicht der einzige Anlass ist. Noch vor dem ersten Kennenlernen ist allerdings auch für mich das erste Mal~."

    [Antoinette] & Yuri | Yuri's Boutique




    Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, hatte sie dies auch schon bereut. Was für eine seltsame, direkte Frage auch, zu stellen, nach diesem absolut aufwühlenden, ebenso seltsamen Aufeinandertreffen. Aber sie hatte ihr auf der Seele gebrannt, lange schon und vielleicht hatte sie auch nur befürchtet, die Dame mit dem außergewöhnlich lachsfarbenen Haar würde wieder verschwinden, bevor... ja bevor was eigentlich. Immerhin verband sie ja gar nichts - außer stets unglücklich verlaufene Begegnungen. Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass sie dich einfach nicht leiden kann und dir deswegen ausweicht? Uh oh. Jetzt wo sie hier in Yuri's Boutique saß und sie so direkt gefragt hatte, schien es so offensichtlich. Oder hatte sie nur gefragt um ihre Befürchtungen widerlegt zu wissen? Schon irgendwie auch, ja! Was hatte sie nur falsch gemacht? Außer die Sache mit dem Punk, ja nun. Da waren ihre Nerven blank gelegen und sie schämte sich auch dafür. Sie wollte nicht, dass die Menschen schlecht von ihr dachten. Womit wir wieder bei der Sache mit der Ablehnung wären... mitunter ein Grund warum sie in diesem Laden in Tränen ausgebrochen war. Warum konnte sie nicht einfach über den Dingen stehen? Nicht, dass sie es nicht versuchen würde, aber naja. Und wohin wanderten ihre Gedanken eigentlich schon wieder?

    Antoinette zwang sich wieder zu Yuri zu blicken - deren Angesicht sie gerade zutiefst gemieden hatte. Sie suchte nach den passenden Worten um die Situation irgendwie zu retten - was es da auch immer zu retten gab - als ihr Yuri's Miene auffiel und die Panik die sich deutlich zeigte. Uh oh. Oh, Antoinette konnte sich sehr gut vorstellen was da gerade passierte - been there, got the T-Shirt - was nicht hieß, dass sie auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was sie jetzt tun sollte. Ist das meine Schuld? Schon wieder? Nein, nein, nein! "Y-Yuri?" Ihre Stimme war mehr ein Piepsen. Okay, wie war das nochmal. Tief durchatmen - haha als ob das dann so einfach wäre - den Atem zählen, wie war das noch, vier ein, vier halten, vier raus? oder sechs aus? oder sechs halten? War das so wichtig?? Akzeptanz. Ja... ne, schwierig. Ablenkung. Ablenkung, dass könnten sie hinbekommen. Es würde vielleicht auch Sinn machen, wenn sie Yuri das sagen würde, richtig und -

    Yuri fiel um.

    Es passierten so viele Dinge gleichzeitig, dass Antoinette keine Ahnung hatte, wie eins zum anderen gekommen war. An einem Punkt war sie aufgesprungen, aber ob das war, als Yuri noch stand und mit ihrer Angst kämpfte oder erst, als sie dabei war umzufallen konnte sie nicht sagen. Die Belgierin hatte zumindest versucht Yuri nicht auf den harten Boden knallen zu lassen, was nur so semi geglückt war. So lagen sie nun beide in einem Knoten, die eine bewusstlos, die andere verwirrt und ein weiteres Opfer dieser Verkettung unglücklicher Ereignisse dürfen wir dabei nicht außen vorlassen: Der Früchtetee, den Antoinette zum Zeitpunkt der verhängnisverheißenden Frage in ihren Händen gehalten hatte, hatte sich ebenso in freien Fall begeben. Der Inhalt ausgebreitet über die beiden Damen, die Tasse kullerte ein wenig, bis sie an der nächsten Kommode zum Halt gebracht wurde. Immerhin war sie nicht zerbrochen und auch nicht allzugroß, sodass sich zumindest dieser Schaden in Grenzen hielt.

    Nicht zu vergleichen jedenfalls mit dem, den Antoinette angerichtet hatte. Wieso kann ich nicht einmal was richtig machen?, schalt sie sich, ehe der rationale Teil ihres Gehirnes - statt des überkritischen - die Aktion 'Yuris Gesundheitsstand überprüfen' in den Vordergrund rückte. Mon Dieu.

    Antoinette schälte sich unter Yuri hervor und kniete sich neben sie, die kleine Frau vorsichtig hinlegend. Moment, stabile Seitenlage wäre klüger, oder? Aber hieß es nicht auch, man solle die Beine hochnehmen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen? Aber... Yuri hatte einen Rock an! Als ob das noch eine Rolle spielt in so einer Situation! Ah! Atmete die Schneiderin überhaupt noch? Ja... doch, okay, immerhin in der Hinsicht alles gut, wir mussten nicht Mund-zu-Mund beatmen, aber was zur Hölle sollte sie denn jetzt tun?

    Beruhig dich selbst einmal, sonst bist du gleich die Nächste mit einer Panikattacke.

    Huh, sagte die Stimme in ihrem Kopf also doch mal etwas sinnvolles. Antoinette nahm einige tiefe Atemzüge, ehe sie vorsichtig begann Yuri zu schütteln. "Yuri? Yuri kannst du mich hören?", meinte sie und konnte die Angst dabei nicht aus ihrer Stimme verbannen. Wie auch. Da lag gerade jemand bewusstlos vor ihr und sie hatte womöglich Schuld daran. Hätte sie den Laden gar nicht erst betreten. So wird das nichts. Sie hatte keine Ahnung von Medizin. Am Ende hatte Yuri eine schwerwiegende Krankheit und das war der eigentliche Grund für ihre Ohnmacht. Es könnte sonst was los sein und sie war sich nichtmal sicher ob nun stabile Seitenlage oder Beine hoch the way to go war. Antoinette griff nach ihrer kleinen Handtasche und kramte nach ihrem vermaledeiten Smartphone, um den Notruf zu wählen.

    [Marlin]



    Es war ein neuer, wunderschöner, sonniger Tag - den Marlin als solchen natürlich nicht wertschätzte - als dieser im Auto saß und sich die schmalen Bergstraßen hinaufschlängelte. Das Auto war nicht seines - wo kämen wir denn dahin - sondern das von Henry, dem Bauern, der ihm mit der Aufgabe betraut hatte, das örtliche Badehaus mit frischem Lebensmitteln zu beliefern. Es hatte sehr danach geklungen, als würde dies eine neue Routineaufgabe für ihn bereitstellen und böse Stimmen würden munkeln, Henry suchte nur nach guten Gründen seinen neuesten Erntehelfer nicht ständig bei sich auf dem Feld zu wissen. Gerüchte, nichts weiter, doch wer den Mann kannte, der hier rauf geschickt wurde, würde einen gewissen wahren Kern wohl nicht zu verneinen wissen.

    Verfluchte Scheiße, murrte Marlin innerlich. Er konnte die schöne Landschaft gar nicht genießen - wer weiß ob ihm dies so oder so gelungen wäre - aber die Serpentinen rauf zu fahren, war einfach ätzend. Und es dauerte ewig. Scheiß Job.

    Was tat man nicht alles für das liebe Geld. Er wusste noch nicht wo es danach hinsollte, wusste er nie. Und die Frage nach dem wann, nun. Mia war ihm nicht mehr aufgelauert und er wusste nicht, was er davon halten sollte oder warum er überhaupt darüber nachdachte - und auch seiner Tochter war er kein zweites Mal begegnet. Zum Glück. Shit. Er hatte sich ihr gegenüber wie n Arschloch verhalten, oder? Was denn sonst. Das Kind hatte seine beschissenen Eltern nicht verdient. War besser ohne sie dran. Würde hoffentlich besser werden. Also doch, ein Wunsch, auch wenn er es nicht zugeben wollte.

    "SCHEISSE!", fluchte er laut und drückte auf die Hupe, als zwei Wanderer ohne auch nur einmal zu gucken quer über die Straße liefen. "Wollt ihr überfahren werden oder was?!" Die beiden schauten pissig drein und riefen ihm offensichtlich etwas zu - was Marlin mit einem weiteren Hupen erwiderte. Eine rüde Geste - die Marlin mit einem Stinkefinger zurückgab, sehr erwachsen, wissen wir - und die Wanderer schienen aufzugeben und zogen sich wieder in den Wald zurückzuziehen. "Da wo ihr hingehört, Trottel echt.", murmelte er mies gelaunt und fuhr fort, den Karren den Berg hinaufzukutschieren.

    Oben angekommen, stellte er sich mitten vor den Haupteingang, stieg aus und klopfte laut die Tür des SUV zu. Wenig später durfte er die Kisten voller Gemüse auch noch eine nach der anderen ins Lager bugsieren. Das nahm tatsächlich eine beträchtliche Zeit in Anspruch, die von leisem Gefluche und Gemurre begleitet wurde. Allerdings konnte es die Damen, die ihm das Gemüse abnahm kaum dabei helfen, denn es war eine sehr kleine Frau mit sehr vielen Falten und Marlin fand es fast schon verwunderlich, dass sie in ihrem offensichtlich hohen Alter nicht längst schon im Grab lag. Aber gut, er ging auch immer von seiner eigenen Lebenserwartung aus, die so hoch nicht sein dürfte. Tatsächlich schien ihm die alte Frau zugetan - vielleicht war sie auch nur schwerhörig und nahm sein Gemurmel nicht wahr sowie schlechtsehend und nahm seine grimmige Miene ebenso wenig wahr - jedenfalls fragte sie ihn nach getaner Arbeit: "Ach mein lieber Junge, da warst du mir wirklich eine große Hilfe! Wenn du willst, kannst du dich zum Dank gerne eine Runde im Badehaus ausspannen!" Da erwischte sie Marlin tatsächlich einmal perplex, denn keine Ahnung wann er das letzte mal lieber Junge auf ihn bezogen gehört hatte. Vermutlich nie. Und eigentlich hatte er ja kaum Dank verdient, immerhin tat er nur seinen beschissenen Job, aber hey, eine Einladung zu einem heißen Bad würde er sicher nicht ablehnen. Er war ja nicht mehr der Jüngste, okay?! Alte Knochen und heiße Bäder versprach gute Kombi. Außerdem würde Henry ihn sowieso nicht vermissen. Also nickte er, versuchte sich an einem dankbaren Lächeln (was wohl eher einer Grimasse glich) und ließ sich von der doch netten alten Dame mit einem Handtuch bestücken und ins Gemeinschaftsbad schicken. Marlin band sich die Haare nach oben und glitt dann in das heiße Wasser hinein.

    [Hahkota] & Yahto



    Hahkota musste sich kurz einen Moment lang umsehen, um seinen Blutsbruder ausfindig zu machen, so sehr stand er noch neben sich. "Yahto...?", kam es ihm irritiert über die Lippen, "Was machst du?", fügte er mit einem Stirnrunzeln an, als er den jüngeren Mann am Wohnzimmerboden bemerkte, hinter ihm der weiß flirrende Fernsehapparat. Eines der vielen angenehmen Errungenschaften der Neuen Welt. Dann jedoch schüttelte er den Kopf, als besinne er sich eines besseren. "Egal. Hör mir zu. Wie so häufig strich ich in friedvoller Natur durch den Wald, beobachtete Eichhörnchen," Das Wort der kleinen Nagetiere sprach er in der hiesigen Sprache, immerhin gab es die kleinen Wesen auf ihrer Insel nicht, also hatten sie auch kein Wort dafür, "Als ich auf einmal eine Klinge im Rücken spürte. Kannst du dir das vorstellen? Hier? Es war eine Frau und kurz darauf bekam sie eine Art Anfall. Du hättest sie mal hören müssen..." Ein kalter Schauer kroch ihm den Rücken runter. "Etwas stimmte ganz und gar nicht, ich weiß es. Ich bin mir sicher, die Frau war von einem böswilligen Dämon besessen, Yahto. Das war nicht normal." Während Hahkota seinem Bruder seine Geschichte erzählte, tigerte er unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Eigentlich war er der Besonnenere von den beiden, aber die Begegnung hatte ihm bis auf die Knochen aufgewühlt. Er kam mit vielem zurecht, sobald jedoch dunkle Mächte ihm Spiel waren... "Wir sollten unsere Hütte umgehend mit einem Schutzzauber belegen. Erinnerst du dich noch an die genauen Worte? Und an den Exorzismus?" Bei der Frage an Yahto blieb er kurz stehen, wandte sich an seinen Bruder und sah ihm fest in die Augen, ehe die Unruhe ihn wieder von einer Seite des Raumes zur anderen trieb. "Wir müssen etwas tun.", murmelte er, "Wir müssen etwas tun..."

    [Tabatha] & Elsje | Küche aber zu einem anderen Zeit-Kontinuum wie Torius



    Tabatha folgte der jungen Frau in Richtung Taverne, die um die Nachmittagszeit nur mäßig besucht war. Einige Gesichter waren dennoch auszumachen. Die Elfe blieb im Eingang kurz stehen, um sie sich einzuprägen, als sie von Elsje schon vorwärts geschoben wurde. In der Küche war nicht viel los, nur einige wenige Bedienstete gingen ihr Tagwerk nach. Neugierig sah Tabatha sich um. Die Küche war so ganz anders, als jene in der Villa. Chaotischer, dreckiger, aber doch auch mit guten Zutaten versehen. Und altem Brot. Sowas würde bei den Gourmets der Saint-Croquilles überhaupt nicht gehen, aber dafür war es preiswert, nicht? Tabatha folgte den Anweisungen - als Dienstmagd war sie das ja gewohnt - zerkrümelte das Brot und vermischte die Zutaten. Außerdem strich sie die Auflaufform mit kalter Butter aus. Ein Feuer brannte schon, wie sie sah - in der Taverne vermutlich rund um die Uhr. Die Magd ging ganz intuitiv der Arbeit nach, als gehörte sie hierher und so dauerte es einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass sie etwas irritierte. Moment. Ihre spitzen Ohren zuckten und schließlich drehte sie sich langsam um, zu ihrer Gastgeberin, die sich kurz hingesetzt hatte. Die Augen geschlossen, der Atem ging ruhig, saß sie dort immer noch, doch der Kopf war ihr auf die Brust gesunken. Tabatha runzelte die Stirn. "Elsje?", fragte sie behutsam. Keine Reaktion. Besorgt kniete sich die Elfe vor das Mädchen, griff nach ihrem Handgelenk, fühlte den Puls. Alle Anzeichen deuteten auf Schlaf hin, aber... konnte es sein? Tabatha legte den Kopf leicht schief, sah zu ihr hoch. Leicht rüttelte sie am Körper der jungen Frau. "Elsje, kannst du mich hören?"

    [Cinnamon] & Joe



    Was als nächstes geschah, passierte schnell. Cinnamon stand der Schweiß noch auf der Stirn geschrieben, ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse im Angesicht des Monsters. Und Joe er - er setzte sich selbst in Flammen. Zur Hölle?! Naja genau genommen hatten seine Wurzeln Feuer gefangen, sodass sie sich herausbrechen und als Fackel verwenden ließen. Dem Wolf schmeckte das ganz und gar nicht und die Wildkatzen fauchten wie verrückt, als sich auch ihr Wurzelgefängnis langsam auflöste. Im nächsten Moment packte sie der Hüne, trug sie verdammt nochmal und Cinnamon hätte sich am liebsten mit Händen und Füßen gewehrt, wenn nicht ihr Leben davon abhängen würde. Also presste sie nur fest die Lippen zusammen, vor Wut, aber auch vom Adrenalin, dass ihr durch die Adern pochte. Joe vermutlich ebenso, denn trotz ihres Gewichtes rannte er unermüdlich. Sie war erleichtert, dass auch er sich für die Flucht entschieden hatte. Einem Kampf wären sie vermutlich kaum glimpflich davon gekommen, auch wenn sie mit dem Feuer einen Vorteil herausgeschlagen hatten. Diese Bestien hassten die Flammen. Weswegen sie bezweifelte, dass der Wolf ihnen nachsetzen würde - zumal da noch ein Rudel Felis im Weg stand. Der Gedanke tröstete sie und langsam beruhigten sich ihre Nerven, auch wenn es sicher noch dauern würde, bis auch die Anspannung von ihr abfallen würde.

    Am Rande des Areals schließlich stolperte der Hüne und sie mit ihm. "Autsch.", entfuhr es ihr reflexartig. Sie war mit dem Rücken aufgeprallt, was alles andere als eine sanfte Landung gewesen war. Kurz verschwamm das Blickfeld vor ihr, ein stechender Schmerz setzte ein und es dauerte einige Augenblicke bis dieser nachgelassen und sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Joe lag noch über ihr. "Geh runter von mir.", schimpfte sie, erkannte erst danach seinen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck. Das - und die Tatsache, dass er die Situation nicht ausnutzte - sagte ihr, dass er sich tatsächlich ernsthaft verletzt haben musste. Er fluchte, als er aufstand und dann doch wieder einknickte. Das war gar nicht gut. Von weitem hörte sie das wütende Heulen des Wolfes, dessen Klauen sie entgangen waren. Verdammt, sie wollte einfach nur noch hier raus.

    Cinnamon rappelte sich auf und hielt ihm ihren Speer hin. "Stütz dich darauf ab.", sagte sie, "Und dann nichts wie weg hier." Sie warf einen unsicheren Blick hinter sie. Noch konnte alles in dieser Dunkelheit lauern, doch die Lichter des Dorfes waren bereits auszumachen. Okay, nochmal. Sie nahm einen tiefen Atemzug und suchte nach dem Kern ihrer Magie. Die Wurzeln der dicken Bäume bewegten sich, hakten sich ineinander, bildeten eine dichte Pflanzenwand hinter ihnen. Das sollte mögliche Verfolger hoffentlich abhalten. Sie schwitzte von der Anstrengung, aber ein breites Grinsen hatte sich unweigerlich auf ihrem Gesicht festgesetzt. Sie wurde tatsächlich besser.

    Cinnamon wandte sich zurück zu Joe, der sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte. "Klappts mit der Stütze?", fragte sie besorgt, "Wir müssen uns beeilen." Sie konnte noch immer kaum fassen, dass sie gerade davon gekommen waren, würde sich aber nicht sicher sein, bevor sie das Gebiet nicht vollständig verlassen hatten. Was hasste sie Monsterareale. Cinnamon griff nach der Zigarre in Joes Mund und nahm sie ihm weg. Die brauchte er nun echt nicht! Stattdessen nahm sie selbst einen Zug - den hatte sie sich verdient, fand sie - bekam aber sofort einen Hustenanfall. "Bei den Runeys", fluchte sie, "Wie konntest du damit laufen?" In schleppendem Tempo machten sie sich auf dem Weg.

    [Marlin] verpisst sich



    Er hatte keine Antwort erwartet. In der Regel verkrümelten sich Menschen, wenn man sie anpflaumte - oder schossen zurück und verkrümelten sich dann. Einige Exemplare holten auch zum Schlag aus, dass waren aber die wenigsten, sahen sich die meisten doch über körperlicher Gewalt stehend. Von dem Kind vor ihm sicher nicht zu erwarten. Allerdings hatte er auch nicht mit einer solch nüchternen Antwort gerechnet. Da lag kein Sarkasmus in ihrer Stimme, nur eine entmachtende Zustimmung. Wow, dachte Marlin bei sich, Dein Freund ist echt n Arschloch, was? Nachdem er selbst eins war, konnte er das ja ganz gut beurteilen. Und es waren immer die, die einem am nächsten standen, die so an einen rankommen, so verletzen konnten. Weswegen er keine Bindungen mehr einging. Win-Win.

    Aber fuck, was hasste er es dieses Gör mit ihrem schwangeren Bauch vor sich zu sehen, hasste was sie für ihn darstellte. Eine kleine, freundliche Erinnerung in seinem Hinterkopf, was er selbst im Leben verschissen hatte. Sie war nicht freiwillig schwanger, niemand in dem Alter war das. Mia war's auch nicht gewesen. Aber sie hatte auch nicht abgetrieben, obwohl er sie sogar angefleht hatte. Selten hatte er sich so abhängig von anderen gefühlt. Und dieses Mädchen hatte ihre Chance zur Abtreibung offensichtlich auch verpasst. Egal welche Gründe sie dafür gehabt haben mochte, sie würde auf die Schnauze fallen. Entweder ihr geliebter Freund würde sie verlassen oder er würde seine Wut an ihnen auslassen, ganz so wie es der seine getan hatte. Für solche Familien gab es kein Happy End.

    Marlin's Gedankengänge rissen ab, als jemand in ihn hineinstolperte. Was zur Hölle. Was stimmte nicht mit den Leuten in dieser Stadt, konnten die alle nicht gerade auslaufen? Erst die Schwangere, die das Bücherregal angerempelt hatte und jetzt noch eine? Hielt seine pessimistische Aura die Menschen normalerweise nicht davon ab, einen großen Bogen um ihn zu machen? Verdammte scheiße! "Verflucht nochmal!", blaffte er die Fremde an. Ein weiteres Teenagermädchen, wie sich herausstellte, nachdem er sich zum Quell des Störenfrieds umgedreht hatte. "Pass doch auf wo du hinläufst." Zum Teufel war er stinkig. Er wollte am liebsten noch ein wenig weiter über unreife Mädels herzetern, da warf sich die Blonde der Neuen in die Arme. Na herrlich. Ein herzzerreißendes Wiedersehen. Kein Wunder waren die zwei befreundet, tollpatschig wie sie beide waren. Doch Marlin hielt sich zurück, nachdem er die ehrlich Freude, gar Erleichterung sah, die dem schwangeren Mädchen einherging. Na schön. Sollten ihr noch ein paar heitere Momente vergönnt sein, ehe das Unglück sie wieder heimsuchte. Also griff er einfach nach einem der Bücher, damit er nicht ganz umsonst hierhergegangen war und verließ dann stillschweigend die Bibliothek.

    [Hahkota] ausm Nebelwald



    Nicht einmal hatte Hahkota innegehalten und sich umgedreht. Sein Blick war stets nach vorne gerichtet, dorthin, wo er hinlaufen wollte. Raus aus dem Wald. Wild aufbrausende Stürme? Aufregend, aber aushaltbar. Jagd auf wilde Tiere? Ein fantastischer Nervenkitzel. Aber Dämonen?! Nein, nein, nichts womit sich Hahkota auseinandersetzen wollte. Während er rannte, betete er zu den Göttern und zu seinen Ahnen und er meinte, sie beflügelten seine Schritte, ließen ihn nicht zaudern, nicht stolpern, nicht fallen. Habt Dank ihr großen Mächte, dachte er, als er den Wald hinter sich ließ und die ersten Straßen der Stadt eintauchte. Es war irrational, immerhin war dies keine Grenze, doch Hahkota glaubte nicht, dass sie ihn verfolgte. Oder zumindest hoffte er es. Er würde den Göttern und den Ahnen seine nächste Mahlzeit opfern müssen. Oder am besten die nächsten drei. Dämonen!, dachte er völlig fertig, während er auf das kleine Häuschen zusteuerte, dass er mit seinem Blutsbruder Yahto bewohnte. Und noch einem Rotschopf, der wohl weniger Dämon als Kobold war und der ihm schon lange nicht mehr untergekommen war. Vielleicht war er ja weiter gezogen. "Yahto!", Hahkota's Stimme donnerte durch das Haus. "Bist du da?!" Mit ihm sprach er stets in ihrer gemeinsamen Muttersprache. Sie hatten genug verlernt, da musste das nicht auch noch sein. Ob die Dämonin wohl aufgetaucht war, weil sie es nicht geschafft hatten, ihre Rituale aufrecht zu erhalten? Es wäre wohl angebracht, das Haus mit entsprechendem Schutz zu versehen. Die blassen Menschen hier mochten nichts darauf geben, aber Hahkota hatte gerade mit seinen eigenen Augen das Gegenteil vernommen. Die Gefahr war echt. Und er musste sich dringend mit seinem Blutsbruder beraten.

    [Hahkota] haut ab



    Ganz offensichtlich zeigte sein Mantra Wirkung! Dieses Wesen vor ihm musste wahrlich von einem Dämon besessen sein! Sie wurde noch wütender, ging ihn an, verlangte eine Antwort. Sie weiß es, dachte Hahkota, Sie fürchtet die Macht der Worte. Heilige Worte, die die weisen Frauen aus dem Dorf ihm bereits auf Kindesbeinen beigebracht hatten. Etwas beunruhigte ihn jedoch zusätzlich. Etwas, dass die Hexe andeutete. Konnte es sein? Der Nebelwald, ein Kraftort der Finsternis? In all seinen Streifzügen hatte er bislang keine Gefahr verspürt. Oder hatte er sie nur ausgeblendet, annehmend, dass Bedrohungen in dieser sicheren Welt eine Rarität waren? Überheblichkeit konnte einem das Leben kosten, auch das hatte er sich viele Male anhören dürfen und doch hatte Hahkota offensichtlich seine Schilde gesenkt, sich in Sicherheit gewogen. All das wurde ihm bewusst, nun, da er sich den finsteren Mächten gegenüber gestellt sah. Ein kalter Schauer fuhr ihm den Rücken runter. Sein Mantra war lediglich ein Schutzzauber, kein Exorzismus und er war froh, dass ihm zumindest diese noch eingefallen waren. Es war einfach zu lange her... Jäh ergriff ihn die Sehnsucht nach seiner Heimat, doch er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Sein Gedanken kreisten, wie nur sollte er am besten vorgehen? War es klug zu kämpfen? Konnte er es mit bloßen Händen mit einer Dämonin aufnehmen, einer Hexe? Er fühlte sich nicht bereit. Oh, er fühlte sich ganz und gar nicht bereit. Übernatürliche Kräfte hatten ihm schon immer eine Heidenangst eingejagt. Die Frau rappelte sich wieder auf, spuckte Gift. Hahkota wich noch einen Schritt zurück. Wenn er sich jetzt umdrehte und rannte, fürchtete er, ihre Schatten würden ihn einholen. "Karunchakuy ñuqamanta", sprach er nun lauter in Hoffnung so seinen Schutz zu verstärken, und griff dann langsam in eine seiner Taschen. "Supay, qaraykimanta lluqsiy*", sang er dabei. Sie wollte ein Messer? Das konnte sie haben. Blitzschnell zückte er sein eigenes Messer und warf mit Kraft in die Richtung der Hexe. Hahkota wartete nicht ab um zu sehen ob er sie getroffen, gestreift oder einen der Bäume hinter ihr erwischt hatte, er rannte. So schnell ihn seine langen Beine trugen. Der Baum hinter ihm wäre sein bevorzugtes Ziel gewesen in der Hoffnung, dass sie es im ersten Moment mit ihrem eigenen verwechselte und sich darauf stürzte. Sein Messer abzugeben machte ihm weniger aus, er vermutete, sie hatte deutlich gefährlichere Waffen in ihrem Arsenal und bräuchte gar keine Klinge dazu. Allerdings, warum wollte sie ihres dann so unbedingt zurückhaben?, wunderte er sich dann doch, während er lief und zu seinen Göttern betete, sie würde sich damit zufrieden geben, ihn vertrieben zu haben und ihm nicht nachsetzen. Ihre Worte hingegen, verfolgten ihn weiterhin. 'Außer du willst deine Lieben für immer und ewig leiden lassen.'



    *Quechua für "Geh weg von mir Teufel, fahr aus deiner Haut"

    [Max] & Julia | Konditorei



    Sie überraschte ihn erneut und vermutlich konnte er diesmal die Verwunderung nicht ganz aus seinem Gesicht verbannen. Eine Frau, die nicht nur ihre Zeche selbst, sondern auch noch ihn als Mann einladen wollte? Eine Bürgerliche, die sich nicht am Reichtum des Adels ranmachen wollte, sondern für jemanden bezahlte, der so viel vermögender war? Max blinzelte irritiert. Sein Stolz hätte verletzt sein sollen, aber stattdessen war er ganz positiv angetan von ihrer bestimmten Art. Julia begegnete ihm auf Augenhöhe und mit einer offenen Herzlichkeit, die er nicht kannte. 'Das könnte alles nur gespielt sein.', warnte ihn sein Erfahrungsschatz, 'Sie erschleicht sich dein Vertrauen und nimmt dich dann aus.' Nein. Mit Heuchlern und Schmarotzern kannte er sich aus, ein Blick in Julias Augen genügte um all seine Zweifel niederzulegen. Niemand konnte eine derart bezaubernde, einvernehmende Art einfach so aufsetzen. Oh, das ist gar nicht gut. Max schob die Sorge beiseite, die es bedeuten mochte, dieser Frau so zugetan zu sein.

    "Nun, dann werde ich Euren Wunsch selbstverständlich respektieren und bedanke mich schon jetzt für die äußerst großzügige Einladung.", erwiderte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Manchmal musste man einfach einsehen, wann man einen Kampf verloren hatte und seinen Dank für entsprechende Gunst kundtun. Max hörte interessiert zu, während die Dame ihm gegenüber mit solch einer Begeisterung über das Badehaus sprach. Ein seltsames Gefühl kam in ihm hoch, während er ihr lauschte. War es... Wehmut? Das konnte nicht richtig sein. An was sollte es ihm schon fehlen, dass er sich nach etwas sehnte?

    Max nickte langsam, als könne er ihre Worte nachvollziehen. Was er nicht tat. Eines stand jedoch fest: "Eure Leidenschaft für Eure Tätigkeit im Badehaus ist wahrlich bewundernswert. Man merkt, wie viel Euch das bedeutet." Das stimmte. Selten hörte er Leute mit solch einem inneren Feuer über etwas sprechen. Sie liebte das was sie tat wirklich über alles. "Ich kann nicht sagen, dass es etwas gibt, was in mir ein solches Engagement auslösen würde.", gestand er ein und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch zusammen. So ganz hatte er es immer noch nicht verstanden. Das ein heißes Bad heilsam sein konnte, dem stimmte er zu. Aber sich darum kümmern? Es vorzubereiten? Max hatte ja noch nie sein eigenes Bad eingelassen, es waren immer Diener gewesen. Um was genau ging es Julia also? War es das helfen, den Besuchern etwas gutes tun, wie sie sagte? Was für ein seltsamer Gedanke. Wobei, ein wenig konnte er das verstehen. Wenn er seiner lieben Schwester oder seinen Cousinen ein Geschenk erbrachte, erfüllte ihn dies auch mit Freude. Das musste es wohl sein. Das man diese aber auch durch Arbeit erreichen konnte, fand er faszinierend.

    "Ja, vielleicht sollte ich das...", meinte er gedankenverloren. Ein Besuch im Badehaus? Obwohl er es doch viel bequemer bei sich zu Hause haben konnte? Allerdings könnte er dann wahrlich sehen, welches Werk Julia vollbrachte, könnte weitere Facetten dieser Frau kennenlernen. Eine aufgeregte Nervosität machte sich in ihm breit. Oh, das war gar nicht gut.

    Ein Glück kam in diesem Moment der Kellner an ihren Tisch, als hätte er nur auf einen Hinweis von ihnen gewartet. Julia bestellte und Max entschied sich, der Empfehlung des Hauses zu folgen, damit er sich nicht mit einer Entscheidung quälen musste. Außerdem konnte man darauf ja dann auch das beste Urteil fällen.

    Nachdem der Kellner gegangen war und ihre Bestellung verarbeitete, wandte Max sich wieder ganz seiner Begleitung zu. "Erlaubt mir eine Frage Fräulein Julia und ich hoffe Ihr verzeiht mein brüskes Verhalten,", begann er, denn es gab da etwas, was ihn beschäftigte, "Ihr habt in unserer kurzen Zeit zusammen schon vermehrt die Sorge zum Ausdruck gebracht, Ihr könntet mich langweilen oder Euch für Euer eigenes Verhalten entschuldigt. Seid vergewissert, dass es hierfür keinen Anlass gibt. Ich empfinde Eure Gesellschaft als große Bereicherung und genieße euer Wesen ganz und gar." Zu sehr. Sie war so herrlich unverstellt, so verdammt offen, bestimmt auf der einen, verlegen auf der anderen Seite, mit tadellosen Gepflogenheiten und doch forsch, wie es ihm nur selten unterkam. Kurzgesagt: Sie war hinreißend. "Sollten jene Bemerkungen jedoch ein Versuch gewesen sein, mein Interesse an Euch zu schmälern und mich abzuwerben, so muss ich sagen, dass Euch dies nicht geglückt ist. Auf Verlangen kann ich aber gern einen Rat geben, Menschen höflich abzuweisen, so wie ich es mit Euch, Fräulein Julia, getan hätte, wäre dies mein Ansinnen gewesen." Dem letzten Zusatz fügte er ein Lächeln hinzu, ein kleiner Scherz um nicht zu sehr in negativen Annahmen zu hängen. Es bereitete ihn durchaus Bedauern zu sehen, wie sie sich selbst unbemerkt runtermachte und ihr Licht ein wenig unter den Scheffel stellte. Das hatte sie gar nicht nötig. Wie aufs Stichwort kam nun auch der Kellner zurück und brachte jeweils Dessert und Getränke, die in aller Verführung auf ihren Tisch abgestellt wurden. Na da war er ja jetzt mal gespannt.

    [Cinnamon] & Joe



    Bei allen Fischen im Meer, der Typ macht mich wahnsinnig, fluchte Cinnamon in Gedanken. Sie hatte so viele Fragen. Wieso, warum und weshalb standen da ganz vorne mit dabei. Sie hätte ihn einfach im Wald verenden lassen sollen. Aber man, selbst jetzt noch, könnte sie nicht einfach ohne ihn gehen, weil sie so etwas wie ein Gewissen hatte. Seiner plötzlichen Anerkennung begegnete die Anglerin nur mit einem Seufzen und sein Kommentar von wegen ebenbürtige Partner mit einem Schnauben. Wie konnte man nur ein so falsches Bild von sich selbst haben? Er machte sie wirklich wütend. So etwas verspürte sie wahrlich nicht allzuoft. Vielleicht mal, wenn keine Fische an ihrer Angel anbissen, aber das war kein Vergleich zu dem, was dieser Macho hier abzog. "Wenn du Magie lernen willst, musst du erst an meinen Großvater vorbei.", kommentierte sie. Joe hatte Kanno ja kennen gelernt und ihr Opa war nicht allzu angetan von ihm gewesen. Wie sie jetzt durchaus verstehen konnte. Wieso hat der alte Mann schon wieder Recht behalten... Vielleicht sollte sie doch anfangen, mal auf ihn zu hören. Irgendwann.

    Ein weiteres Knurren erklang. Diesmal war Cinnamon sicher, dass es nicht nur ein Schatten ihrer Fantasie war, denn nicht nur war es deutlich lauter gewesen als zuvor, sondern auch Joe war endlich mal verstummt und hatte sich zu der Stelle umgedreht. Selbst die Felis waren still geworden und fauchten nicht mehr. Cinnamon wurde blass - bei der Dunkelheit sowieso nicht zu erkennen - und ganz ruhig. "Joe.", zischte sie leise, "Wenn wir jetzt nichts unternehmen, dann-,"

    Doch zu spät.

    Aus der Finsternis der Wälder war die Silhouette eines großen grauen Wolfes zu erkennen, gold leuchtende Augen funkelten in der Nacht und hatten ganz ihre Beute im Blick: die beiden Menschen, die sich so unvorbereitet in sein Revier begeben hatten. Gleichzeitig bemerkte Cinna aus den Augenwinkeln etwas aufflackern. Ein Funken? Eine Flamme? Hatte die Wurzel, die Joe umschlungen hatte Feuer gefangen? Das konnte eine Chance bedeuten - oder nur eine andere Möglichkeit zu Tode zu kommen.

    Keine Zeit zu verlieren. Sie war eine Magierin verdammt, wurde Zeit, dass sie auch endlich wie eine handelte. Cinnamon legte eine freie Hand auf die Wurzel, die ihre Beine umschlungen hatte und konzentrierte sich nur auf diese eine einzige. Nicht so wie vorhin, wo sie schnell und verzweifelt gehandelt hatte, versuchte sie es nun mit mehr Fokus. Du schaffst das Cinnamon, komm schon, komm schon! Und da! Die Wurzeln lockerten sich ein Stück weit. Yes! Es war trotzdem noch schwierig sich daraus zu schälen und in der Zwischenzeit war der Wolf auf leisen Pfoten näher geschlichen, schien noch abzuwägen - vielleicht, wen er zuerst verspeisen wollte - und war Joe deutlich näher als an ihr dran. Würde sie das kleine Kunststück nochmal bewerkstelligen können und das während, sie sich einer solchen Bestie stellen sollte? Aussichtslos. Ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust. Sie fühlte sich an den Mantikor zurück erinnert, den sie mit Leon und Seriza auf der Pluvia Insel begegnet war. Dem zu entkommen hatten sie nur im Team geschafft und insbesondere Leon war es zu verdanken gewesen, dass sie es alle drei lebend rausgeschafft hatten. Da auf Joe definitiv nicht so zu zählen war, wie auf ihren schakalartigen Freund, lag es wohl nun an ihr, sie lebend hier rauszuschaffen. Bei den Runeys... ob sie das schaffen würde?

    [Tabatha] & Elsje gehen



    Und so näherten sich diese beiden Frauen, mit ihren so unterschiedlichen Herangehensweisen aneinander an. Ein warmes Gefühl breitete sich in Tabatha aus, als sie dies erfasste - eine kleine Freude, die ihre Sorgen für den Moment ein wenig zu vertreiben wusste. Sie lächelte zaghaft, während Elsje sinnierte, mit was sie den Dienst einfordern könnte. Tatsächlich hatte die Magd dies eher aus reiner Höflichkeit gesagt, so wie es Sitte war, doch sie würde zu ihrem Wort stehen. Solange es nichts Unsittliches war, versteht sich. Doch das war es nicht. Im Gegenteil. Es war ganz das, wonach Tabatha eigennützig gesucht hatte und beinhaltete zudem noch eine Chance. Auf neue Perspektiven, neue Erfahrungen, neue Persönlichkeiten. Die Elfe neigte leicht den Kopf um ihre Zustimmung auszudrücken. "Eine hervorragende Idee.", befand sie, auch wenn sie insgeheim schmunzeln musste. Wie jung mochte Elsje sein? Sie wirkte selbstsicher im Auftreten, auch irgendwie tollkühn, aber doch noch sehr sehr jung. Und sie wollte ihr etwas beibringen? Doch Hochmut war eine Sünde und sie hatte ihr soeben ja auch vollkommen Recht geben müssen. Das versprach tatsächlich... spaßig zu werden. Na sowas! "Also dann.", meinte Tabatha, "Folge ich dir gerne in dein Reich des Kochens. Sollen wir zuvor noch Einkäufe erledigen?" Sie wusste nicht wie es um die Vorräte von Elsjes Küche bestellt war, aber das würde sie gleich herausfinden. Zusammen machten sich die beiden Frauen auf den Weg~

    [Hahkota] & Sherry



    Die Fremde wiederholte sein Wort - korrekt ausgesprochen selbstredend - aber sie schien ihn wohl verstanden zu haben. Oder? Zumindest ließ sie spürbar die Klinge sinken. Hahkota behielt seine Stellung bei, bereit jederzeit loszulaufen oder sich der Frau zu stellen, wenn es sein musste. Vorsicht war angebracht, sie war ihm stets eine wohlwollende Begleiterin - anders als die Angst, die die Sinne trübte und zu unbedachten Entscheidungen lockte. Als jedoch ein gellender Schrei ertönte, stellte es dem jungen Mann die Nackenhaare auf. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er drehte sich abrupt um, blickte seiner Angreiferin ins Gesicht. Es war eine große, blonde Frau mit wilden Locken, die hager aussah. Fertig, auf eine Weise. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und Hahkota verstand nicht, was los war. Er hatte ihr nichts getan. Hatte sie... eine Art Anfall? Vermutlich wäre es klug gewesen, dass Weite zu suchen, jetzt wo sie abgelenkt und anscheinend außer Gefecht war. Sie war potenziell gefährlich. Auch für sich selbst? Er konnte sie ja kaum sich selbst überlassen, am Ende griff sie weiter unschuldige Passanten an, die weniger Erfahrungen mit extremen Situationen hatten als er oder aber sie verletzte sich selbst. Zuerst einmal griff er jedoch nach dem Messer, welches sie hatte fallen lassen und ließ es in einer geschwinden Bewegung in seinen Klamotten verschwinden. Im nächsten Moment fluchte sie, hielt sich die Ohren zu und ging auf die Knie. Bei den Göttern des Himmels und der Erde, dachte Hahkota. Vielleicht war sie ja... besessen?! Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Die Aussicht auf ein dämonisches Wesen jagte ihm weitaus mehr Angst ein, als es die Klinge vor einigen Augenblicken noch getan hatte. Leise begann er ein Mantra anzustimmen, ein wiederholender Singsang, der böse Geister fernhalten sollte. Hahkota entschied sich alle Vorsicht walten zu lassen und erst einmal abzuwarten. Sollten die heiligen Worte keine Wirkung zeigen, konnte er ihr ja immer noch helfen. Außer sie griff ihn erneut an, dann würde es vielleicht zum Kampf ausarten, was Hahkota tunlichst vermeiden wollte. Er war außer Form seitdem er in dieser einfachen Welt lebte, doch das Nervenkitzel jagte in Hitze durch seinen Körper, wenn er daran dachte...

    [Hahkota] & Sherry


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    Er vernahm ein Rascheln im Unterholz und doch war Hahkota nicht schnell genug. Noch bevor seine Sinne eins und eins zusammenzählen konnten, spürte er, was er hier niemals erwartet hätte: Eine Klinge in seinem Rücken. Er blieb genau so stehen wie er war und bewegte sich keinen Millimeter, selbst die Hände behielt er unten. Und zum ersten Mal seit Jahren wurde etwas aktiv, dass er längst verloren geglaubt hatte: sein Kampf-Flucht-Reflex. Sein Körper hatte instinktiv alle Muskeln angespannt, Adrenalin wurde ausgeschüttet, alles heruntergefahren, was nicht gerade diesem Moment nützte. Sein Herz schlug schnell, jedoch nicht primär aus Angst, sondern vor Aufregung. Ein Angriff auf ihn, auf sein Leben, hier in diesem sonst so friedlichen Wald in einer Welt, die so sehr in Watte gepackt war! Es war wohl eine Frau, die ihn bedrohte, dass hörte er nun, recht groß für ihr Geschlecht und einer rauen Stimme, die ihn anzischte. Sie hatte ihn aber weder angegriffen, verletzt oder gar gleich umgebracht, also verblieb Hahkota eigentlich recht optimistisch. Vermutlich wollte sie nur ihr Revier verteidigen, sich schützen und wer könnte ihr das schon verdenken? Andererseits sollte er sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Sie könnte sonst was im Sinn haben und ganz erpicht auf diese Klinge in seinem Rücken war er nun auch nicht. Welche Möglichkeiten blieben ihm? Er konnte sich umdrehen, einen Schritt zur Seite machen, damit die Klinge ins Leere ging und ihr die Hand verdrehen. Dazu musste er aber schnell sein. Außerdem war er sich nicht sicher, ob sie die Waffe mit nur einer oder beiden Händen hielt. Vermutlich würde es auch einfach ausreichen wegzulaufen. Immerhin hielt sie ihn nicht fest, er hatte nach vorne absolut freie Bahn und war mir ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches schneller als sie. Oder aber, er versuchte es erst einmal mit Deeskalation! Naja, sobald Waffen im Spiel waren, war es dazu eigentlich zu spät, allerdings war es das erste mal das ihm hier etwas so aufregendes passierte, wer wollte denn da gleich weglaufen?

    "Eichhorrnchen!", antwortete er daher ganz ehrlich auf ihre Frage, was er hier suchte. Eichhörnchen war aber auch ein schwieriges Wort. Die Umlaute bekam er immer noch nicht hin, er rollte das R zu stark und der >ch< laut klang bei ihm auch viel härter, aber alles in allem glaubte er hatte er es ganz gut ausgesprochen.

    [Cedric] & Kyle | Küche


    Die Sache mit dem Zeitgefühl - die hatte Cedric immer noch nicht raus. Es konnte nicht mehr als einige Augenblicke gewesen sein, dass Kyle zur Erwiderung ansetzte und doch kam sie ihm viel länger vor. Es erinnerte ihn daran, dass, wenn er im Bett lag, die Zeit ebenso zäher anfühlte oder aber sie sich zusammenpresste, dass längst abends war, obwohl er doch gerade erst aufgewacht zu sein schien. Naja.

    Kyles verdutzte Reaktion, verwunderte ihn gleichermaßen. "Nicht?" Wenn er auf etwas anderes hinauswollte, wieso drückte er sich dann nicht so aus? Naja, Ced war sich darüber bewusst, dass er die Dinge häufig Wort für Wort nahm und das Kyle sich häufig verwirrend ausdrückte, war auch ein Fakt. Cedric lehnte sich im Stuhl zurück und wartete einfach ab. Tatsächlich fühlte er sich den Umständen entsprechend relativ entspannt. Ja, die nervöse Anspannung war sein treuer Begleiter, doch selbst sie schien milder als sonst. Er könnte für einen Moment einfach ausblenden was gestern war. Er hatte lediglich bei einem Freund übernachtet, die Morgensonne schien ihnen ins Gesicht und gerade hatte es Frühstück gegeben, welches er sogar verzehrt hatte. Ein schöner Traum. Ein trügerischer Schleier.

    "Ich studier Musikwissenschaften.", erwiderte er nun also konkret. Es war schon seltsam, wie bereits die Anfänge einer Freundschaft geknüpft waren, sie dabei aber diese banalen, alltäglichen Fragen einfach... außen vor gelassen hatten. So war das wohl, wenn der eine dem anderen das Leben rettete. "Bist du denn selbst auch an der Uni? Ich mein, gehen ja auch genug Leute hin, also ist es doch kein Wunder, wenn wir uns am Campus verpassen, oder?" Naja, für Cedric verschwammen Menschen, die er nicht kannte, auch zu einer einzigen Masse. Gerade, dass er die Leute aus seinem Kurs halbwegs kannte. Kennen war vielleicht schon zu viel gesagt: Er konnte Namen den Gesichtern zuweisen und lag damit meistens sogar richtig. Zählte das? Ein wenig legte sich die Schwere auf ihn, während er so darüber nachdachte. "Naja, schätze ich war in letzter Zeit auch nicht besonders häufig dort." Er konnte nichtmal sagen, wann er das letzte Mal dort gewesen war. Tage, Wochen, Monate?! War er, seitdem ihm Alice am Campus über den Weg gelaufen war, noch einmal dort gewesen? Er wusste es gar nicht. Vermutlich war er längst exmatrikuliert und hatte es nur nicht mitbekommen. Seine Post hatten sich kürzlich in einen kleinen Stapel der Schande verwandelt. "Ich glaub ich hab das Leben verlernt.", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Kyle, während sein Kopf langsam die Dinge zusammentrug, die man als Erwachsener irgendwie so zu erledigen hatte. War vielleicht ein gutes Zeichen, wenn sein Hirn wieder in solche normalen, banalen Dinge dachte, aber man wirklich toll war das nun auch nicht. Scheiße eh.

    [Tabatha] & Elsje



    Es war schon faszinierend, wie schnell die Wut verpuffte, wenn sich die Personen gehört fühlten. Tabatha hatte den Zorn, das Entsetzen der jungen Frau spüren können und sie verstand gut, war es doch sehr nachvollziehbar gewesen. Tatsächlich war der Einwand der Frau gerechtfertigt, denn hygienisch war das gerade nicht. Und eben sowieso schon alt. Aber es gab immer Wesen, für die dies wertvoll sein mochte, das wollte die Magd nicht verkennen. "Nun, die Vögel würden sich sicherlich ebenso freuen.", gab sie daher zu Bedenken, denn für Tabatha war der Unterschied zwischen Vogel, Raubtier, Mensch oder Elf nicht allzugroß. Sie war sich aber auch nicht sicher, wie das Mädchen weiter verfahren wollte und beließ es erstmal ohne einen weiteren Kommentar. "Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen Elsje." Ein wahrlich schöner Name. Die Elfe schätzte es, wie leidenschaftlich Elsje offenbar hinter dem stand, was sie tat. Mit dieser Einstellung war sie sicherlich eine herausragende Köchin. "Mein Name ist Tabatha und ich bin die Zofe der Lady Bianca." Zumindest war sie das gewesen. Wer vermochte das jetzt schon zu sagen? Bei dem Gedanken machte der Kummer ihr das Herz schwer und sie wandte den Blick ab, richtete ihn stattdessen auf die Vögel, die sich noch um die letzten Reste scharten. "Falls ich dir zum Ausgleich für mein Verhalten einen Dienst erweisen kann, sag es mir bitte.", bot sie an. Nicht ganz uneigennützig, das musste sie sich eingestehen, immerhin sehnte sie sich immer noch nach Zerstreuung.