[Antoinette] & Wayne
Antoinette schwieg. Antoinette schwieg eine ganze Weile, selbst nachdem Wayne seine fast schon eine Ansprache, beendet hatte. Dabei war die Wahrheit ganz einfach. Nur auszusprechen - das war sie nicht. Die junge Belgierin hatte die Lippen aufeinander gepresst und sah ihm nicht in die Augen, jene, die sie doch von nächster Nähe schon hatte betrachten können. Ihre Hände lagen verkrampft in ihrem Schoß, aufgelegt auf den Schichten von Rock und Petticoat. Das ist nicht gut. Wieso hatte sie sich darauf eingelassen, nein sie war es ja selbst gewesen, die ein Café als neutralen Gesprächsort vorgeschlagen hatte. Dumm. Dumm, dumm, dumm. Als ob das nicht total wie ein Date aussah. Als ob sie ihm nicht unbewusst dadurch Hoffnungen gemacht hatte.
Die Barista kam und brachte ihre Bestellung. Antoinette konnte kaum aufsehen um sich bei ihr zu bedanken und behielt den Blick einfach auf dem Dessert. Auf das sie keinen Appetit hatte. Meine Güte. Das sie nichts Süßes verzehren wollte, stellte die absolute Ausnahme da. Ein Zeichen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ich hab's kaputt gemacht.
Wayne's Worte rauschten in ihren Ohren. Er war viel zu nachsichtig und stellte sie auf ein Podest, welches sie nicht wollte. "Ich versteh dich nicht.", presste sie schließlich hervor, wich noch immer seinen Blick aus. "Ich hab dich buchstäblich geghosted und es ist jetzt nicht so, als ob ich stolz drauf wäre, ich wusste nur nicht was ich machen sollte, ich-," Meine Güte klang das erbärmlich. Faule Ausreden. Nein! Nein, das stimmte nicht. Sie war nur nicht... so gut mit ihren Gefühlen. Aber er offenbar auch nicht, konnte ihr keiner erzählen, dass er sie nicht unterdrückte. Vorhin waren sie aus ihm rausgeplatzt und ganz ehrlich, das war eine absolut natürliche Reaktion gewesen, die sie ihm kaum vorhalten konnte. Sie hatte Fehler gemacht. Aber ehrlich zu sein - nicht nur zu ihm, zu sich selber - das war hart. Aber irgendwie machte sie seine Antwort nur wütend. Und in diesem Moment wollte sie gar nicht um Entschuldigung bitten. Antoinette holte einmal tief Luft und suchte diesmal seinen Blick.
"Nein, ich verstehe dich nicht.", wiederholte sie, "Du akzeptierst das, so einfach? Wenn ich dich zurückweise? Meine Entscheidung, herzlichen Dank das du mir meinen eigenen Entscheidungsraum lässt, sehr gütig." Es war nicht fair. Ehrlich gesagt war Wayne doch genau das, was man sich wünschen konnte von einem Mann, wenn die Beziehung zu Ende ging. Dass er einen nicht verfolgte, stalkte, drangsalierte, unter Druck setzte, erpresste, schlecht redete. Sondern zwar verletzt war, getroffen, wütend, sauer, eingeschnappt - aber es akzeptierte.
Nur das Wayne auf Antoinette weder verletzt, wütend noch eingeschnappt wirkte. Das verwirrte - und provozierte - sie.
Aber vielleicht... vielleicht geht es ihm wie mir und er hat festgestellt, dass die Gefühle nicht stark genug sind...? Aber wozu dann das Ganze? Moment.
Der Gedanke kam ganz plötzlich. Keine Gefühle. Beziehung zu Ende. Es durchzuckte sie regelrecht und mit einem Mal erkannte sie, dass sie tatsächlich einen Schlussstrich ziehen wollte. Sogar musste. Weil das Ganze nur hinauszögern - das wurde ihm nicht gerecht. Keiner von ihnen.
Jetzt musste sie es nur noch aussprechen. "Weil ich denke, genau darauf läuft es hinaus."