Man konnte es kaum glauben, aber Cedric bereute seine Ehrlichkeit im nächsten Moment. Er hatte nicht weit genug gedacht, nicht überlegt wie sich seine Antwort auf das junge Mädchen auswirken mochte. Er hätte es überspielen sollen, wäre ja nicht das erste mal gewesen. Warum konnte er es bei ihr nicht? Oder lag es nur daran, dass die Situation zwischen ihnen so klar und rein war, dass Lügen nicht durch diese unsichtbare Wand brechen konnten? Was auch immer es war, es war zu spät, er erkannte es an ihrem Blick, ihren erstaunten Augen, die diese Antwort nicht erwartet hatten. Er spürte förmlich ihren Drang, ihn trösten, ihm helfen zu wollen, doch das war nicht nötig, sie sollte sich doch wegen ihm keine sorgenreichen Gedanken machen! Wie konnte er sie nur davon abbringen? Ach was, es hatte sowieso keinen Sinn, ihr konnte man sowieso nicht sagen. Stattdessen richtete Noita einige wenige Worte an ihn. "Stimmt.", erwiderte er und sah über das Mädchen hinweg, "Es ist mir wichtig." Wie könnte es auch anders sein, wie könnte es - wie könnte sie, Ran, nicht wichtig sein?! "Aber dir nicht, sollte es nicht sein." Was sollte Noita sich darüber einen Kopf machen? Für sie war es nicht wichtig, hatte es nicht wichtig zu sein - es war seine Sache, sein Problem, sein Kummer. Ran tief eingeschlossen in seinem Herzen, verschwunden aber nicht vergessen. Niemals.
Als Ced sich von Noita wegstieß, war er in Gedanken noch so bei ihr, das er gar nicht bemerkte, wie die Hexentochter erst stehen blieb, ehe sie sich wieder aufraffte. Er hatte ihr Sorgen bereitet, verdammt. Und das nur weil er ehrlich sein musste! Die Wahrheit war zu gefährlich als das man offen mit ihr umgehen könnte, hatte er das immer noch nicht begriffen? Cedric drehte sich um, als er Noita mit einem Herausforderungsruf hinter ihn herjagen hörte. Gott sei Dank, es wurde Zeit, dass seine Gedanken und Gefühle wieder im Jetzt ankamen. Der Junge ließ sich ein kurzes Stück rückwärts gleiten, um Noita's Beweggründe zu studieren. Als er sich wieder umdrehen und weiterspringten wollte, fiel ihm jedoch auf wie - verdammt das war zu schnell! "N-Noita..?!" Das Mädchen hatte längst die Augen zusammengekniffen und fing wohl an Stoßgebete zum Himmel zu schicken. Cedric wusste nicht recht was am besten zu tun war, doch die Antwort wurde ihm schnell abgenommen als sie mit voller Wucht gegen ihn stieß. Die beiden verloren das Gleichgewicht - eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass dies erst jetzt der Fall war - und vielen (dankbarerweise) in einen Schneehaufen, der am Rand der Eislaufbahn aufgeschichtet worden war. "Eieiei." Cedric rieb sich den Schädel und öffnete langsam die Augen. Erleichtert atmete er aus - dem Mädchen schien glücklicherweise auch nichts passiert zu sein. Das sie ihm so unglaublich nah war, registrierte er im ersten Moment überhaupt nicht. Nachdem das mit dem Bewegen jedoch nicht so recht gelingen wollte, war in seinem Kopf schlussendlich doch die Information verarbeitet, dass sie auf ihm lag. Ihr Gesicht war ganz nah, die roten Augen funkelten ihn triumphierend an. "Sehr witzig.", brummte er und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Da war sie wieder - die Leichtigkeit die sie mit sich brachte schlug auf ihn über, hatten die Kraft seine Sorgen zu verpuffen als wären sie nicht mehr als Schall und Rauch. "Gnädiges Fräulein, wenn Ihr euch je im Stande sehen würdet mir meine Freiheit wieder zu geben, wäre ich euch sehr verbunden.", meinte er, "Oder bleibe ich ein Gefangener Eurer Launen?" Cedric sah sie abwartend und leicht belustigt an. Ihr Gewicht störte ihn nicht wirklich und sie waren irgendwie sowieso hoffnungslos ineinander verkeilt das es nicht leicht sein würde den Knoten zu lösen. Zu lösen ja.. das war schwierig. Auch was ihre Augen betraf. Oder ihren Mund. Nicht ansehen. Sowas gehörte verboten! Wohin glitten seine Gedanken nur wieder?! Wobei man ihm kaum einen Vorwurf machen konnte, wenn sie so verdammt nah war. Ah, was für ein Schwachsinn! Er schluckte und wollte beinahe instinktiv zurückweichen, weil ihre Nähe so verdammt überwältigend war. Unangenehm? Das war die Frage. Stattdessen sanken die beiden jedoch nur weiter in den Schneehaufen ein. Nicht mehr lange und sie würden zu Schneemännern (und -frauen) mutieren. Ja gut zugegeben, das war tatsächlich Schwachsinn.