Beiträge von Avokaddo

    [Pandora] und Maeve vom Busbahnhof



    Pandora ging voran - obviously, nachdem die Hexe hier offenbar neu war und keine Ahnung hatte, wo es lang ging. Eigentlich ganz schön blöd, einfach jemanden so hinterherzulaufen. Zu vertrauen. Sie hätte das sicher nicht gemacht. Andererseits hätte sie auch einfach Google Maps benutzt um herauszufinden, wo sie hinwollte, anstatt den nächstbesten hergelaufenen Teenager als Fremdenführerin auszuwählen.

    "Der Weg am Strand entlang ist schöner.", behauptete sie, was natürlich gelogen war. Sie hatte genau die entgegengesetzte Richtung zur Innenstadt eingeschlagen, in der sich vermutlich irgendein Laden befand, der ihr gewünschtes Sortiment führte. Was wusste sie schon? Erwartete die Frau echt, dass sie jeden Laden in der Stadt auswendig kannte? Again: Sie konnte Google benutzen. Vielleicht gehörte die Fremde ja auch einfach zu der Sorte Mensch die Technik per se ablehnte? Die Looks dazu hätte sie ja.

    Schließlich blieb Panda stehen und drehte sich aufs offene Meer. Mit der freien Hand deutete sie über den Ozean in Richtung der Insel, die sich etwa einen halben Kilometer entfernt befand. Die Insel des Mondscheins. Pandora war noch nie dort gewesen.

    "Dort findest du sicher irgendwelche Kräuter und Pflanzen." Viel Spaß beim Schwimmen.

    [Pandora] mit ner Hexe am Busbahnhof >> gehen



    Pandora schnaubte. "So 'nen Bullshit hab ich schon lang nicht mehr gehört." Immerhin kam der Sarkasmus bei ihr an. Ansonsten hätte sie wirklich noch geglaubt, die Frau lebte in ihrer eigenen heilen, mutmaßlich esoterischen Welt. Hast du etwas besseres vor - hmpf. Als ob man Pläne haben müsste, um fremden Leuten ne Abfuhr zu erteilen. Wie arrogant einfach?! Als ob sie selbst die beste Option wäre oder eher die Aussicht darauf etwas Gutes zu tun. Was ja jetzt nicht per se verkehrt war, aber DA FUCK was bildete die sich auf sich ein?

    "Der Nonne hätte ich notfalls noch ein Kunstwerk auf ihre Kutte gesprayed.", entgegnete Panda. Sollte die Hexe nur nicht glauben, sie stünde in ihrer Schuld. Die Nonne war zumindest witzig gewesen, aber das anmaßende Getue von der ging ihr zunehmend gegen den Strich. Und dann fing sie auch noch von ihren Eltern an. Hallo? Welcher Teenager wollte sich bitte bevormunden lassen? (Auch wenn ihre Eltern schon ganz cool waren). Sie war doch kein verdammtes Kind mehr.

    Pandora war sauer. Statt heißer Wut, kühlte sie jedoch nur runter. Eine frostige Aura - zumindest stellte sie sich das gerne so vor. Pandora atmete einmal lange aus, schloss dabei die Augen und überlegte in der Zeit, wie sie am besten mit der nervtötenden Frau umgehen sollte. Puh.

    Okay.

    Ging wieder.

    Sie reckte das Kinn und sah die Frau kühl an. "Schön.", meinte sie und zu vermutlich aller Überraschung: "Dann komm mal mit."

    [Antoinette] vom Café


    Sie hatte nicht geweint. Noch nicht. Noch hielt sie alles zusammen. Nach außen hin perfekte Maske wahren. Aber für wen? Für wen riss sie sich denn so zusammen?

    Wie im Trance stand sie plötzlich vor ihrer Haustüre. Antoinette hatte nichts vom Weg registriert. Jetzt stand sie wie verloren vor ihrer Wohnung. Schlüssel. Sie brauchte den Schlüssel. Apathisch öffnete sie ihre große Handtasche. Ah, der Kuchen, den sie hatte einpacken lassen. Sie würde ihn sicher nicht mehr essen. Antoinette ließ die Schultern hängen. Schließlich ging sie ein Stockwerk nach oben, kritzelte eine Notiz hin und stellte ihm den Nachbarn vor die Türe. Vielleicht würde der sich freuen.

    [Pandora] mit ner Hexe am Busbahnhof




    Die Nonne kam mit der Lüge wohl nicht klar und fing an.. fing sie jetzt wirklich an zu beten?! Pandora verstand nicht, was die Frau vor sich hinmurmelte, aber da sie völlig in sich gekehrt schien und sich abwandte, war dem Teenager nur recht. So und wer war jetzt nochmal der andere Papparazzi? Pandora wandte sich dem Girl zu. "So, du willst dich also meiner schmutzigen Seele annehmen, huh?" Sie musterte die Person vor sich einmal von oben bis unten. Alles an ihrem Aussehen schrie alternative. Blieb die Fragen offen, which kind of alternative - cringe or cool.

    Vielleicht würde sie das aber auch nie erfahren, denn der fordernde Tonfall ging Pandora naturgemäß gegen den Strich. Was glaubte sie denn, wer sie war? Genervt hob sie ihre Tasche auf und warf sie sich über die Schulter. "Und warum sollte ich das tun?", fragte sie herausfordernd. Immerhin musste sie hier ja noch Beweise vernich-, ich meine, abgeben.

    Marlin & Sherry



    Marlin betrachtete sie einen Moment lang, abwägend wie ernst sie das mit der Teufelsanbetung meinte. Sarkasmus oder Sekte? So ganz hatte er sich noch nicht entschieden. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ein klein wenig zu viel gefühlte Wahrheit in ihren Worten steckte.

    Der Satz, der darauf folgte machte das ganze nicht besser.

    Marlin hob eine Augenbraue.

    'Glaubst du ich lüge dich an?' Nun, hierauf ehrlich mit Ja zu antworten wäre vermutlich unhöflich gewesen. Aber was konnte er schon machen? Man schloss halt instinktiv von sich selbst auf andere. Und die Frau ihm gegenüber wirkte nunmal nicht wie ein unschuldiger Engel - selbst bestätigt mit dem ganzen Teufelszeug und weiß der Geier noch was.

    'Ich bin die Hexe die nicht brennen kann.' Er öffnete den Mund um darauf etwas zu erwidern, beließ es dann jedoch dabei und so verzogen sich seine Mundwinkel zu einem süffisanten Lächeln. Das Gespräch hatte eine ungewöhnliche Wendung genommen, doch gerade da er nicht abschätzen konnte, wie viel Lüge und vermeintliche Wahrheit in den abstrusen Worten steckte, hielt sich sein Interesse.

    Und vielleicht, vielleicht, hatte er sich für einen Augenblick gefragt, wie Sherry auf einem brennenden Scheiterhaufen ausgesehen haben mochte. Aber er konnte nichts dafür. Das war, als würde man jemanden sagen, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Na? Selbst Schuld.

    Kein Kommentar seinerseits zu Teufeln, Hexen und Geschichtsbüchern. Voerst.

    "Dann fühle ich mich ja regelrecht geehrt, dass du unser belangloses Geplauder als besonderen Anlass siehst.", meinte er mit Blick auf ihren Drink und prostete ihr mit seinem Glas in der Luft zu, ehe er sich einen Schluck genehmigte. Und ihr damit suggerierte, dass sie einen Treffer gelandet hatte. Keine Frage für Sherry diese Runde.

    Tori 2 & Joe 2 | Schenke



    Wieso kam er denn so nah? Oder kam ihr das nur so vor? Tori musste sich zusammenreißen, nicht instinktiv zurückzuweichen. Gaius, wo bist du? Sie wünschte sich, er wäre hier, bei ihr. Die Maid schloss die Augen und zählte innerlich bis drei, ehe sie sie wieder öffnete. "N-Nie.", antwortete sie mit piepsiger Stimme. Kurz. Und. Knapp. Eher unbeabsichtigt, sie bekam einfach kein weiteres Wort heraus. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen konnte! Warum wollte er das denn so genau wissen? Spielte das eine Rolle? Wollte er sie etwa abfüllen und.. und... und....?! Sie wagte gar nicht, sich das weiter auszumalen! Statt der Röte in ihrem Gesicht wurde sie nun ganz bleich.

    Tori 2 & Joe 2 | Schenke



    Während Tori ihm den Wein einschenkte, redete der Gast weiter auf sie ein. Warum, warum, legten gerade Männer den Damen Worte in den Mund? Egal wie die Antwort ausfiel - oder mit Schweigen erwidert wurde - sie dachten sich dann einfach was aus! Was sollte das? Es war so unverschämt, so unfair! Ihre Wangen wurden ganz rot - vor Wut, aber auch vor Scham, weil sie sich nicht gegen den Mann zu wehren wusste. Wieso konnte sie nicht so stark wie Rita sein? So unbeirrt wie Elsje, oder so schlagfertig wie Cinnamon? Die Anglerin hätte bestimmt etwas erwidert wie: 'Zwei Gläser - für dich und dein Ego oder wie?' Sie seufzte und vergaß dabei sich zurück zu halten. Wups. Egal. Sie musste nicht freundlich zu den Gästen sein, oder? In Trampoli gab es sowieso keinen zweiten Ort, an dem Alkohol ausgeschenkt wurde, was hatte sie also zu verlieren? Das war immerhin nicht mal ihr richtiger Job! Der Gedanke beruhigte sie etwas, als sie ihm widerwillig das zweite Glas auf den Tisch stellte. "I-I-Ich tr-trinke n-n-nich-cht." Sie wollte das so cool sagen, aber stattdessen kam wieder mal nur ein Stammeln heraus. Für einen kurzen Moment schloss Tori die Augen um die Schmach über sich ergehen zu lassen.

    Tori 2 & Joe 2 | Schenke



    Der Hüne lachte. Warum lachte er? Wegen des Preises? Sollte man bezüglich des hohen Preises nicht überrascht oder entsetzt sein? Oder war er so reich, das es Peanuts für ihn waren? Aber so sah er gar nicht aus... Oder - oder lachte er etwa sie aus?

    Der Gedanke verunsicherte die junge Magd noch weiter, was sich leider unweigerlich auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Tori brachte die Flasche zurück und fragte Rita im Vorbeigehen, was sie empfehlen konnte.

    Was sich ungefähr so abspielte: Rita, an den Tresen klebt ein Mann der mich bedrängt und nach Weinen ausfragt, ich weiß nicht was ich tun soll, bitte hilf mir!

    Nagut vielleicht war es ein größeres Gestammel gewesen und die Wirtin hatte vielleicht nur jedes zweite Wort verstanden, aber ihre Antwort war laut und deutlich gewesen: Biete ihm einfach irgendwas an, wenn er selbst nicht in die Puschen kommt und wenn er dich nervt, geh zu anderer Kundschaft!

    Und weg war die Wirtin. Tori blickte zerknirscht drein, studierte dann kurz die Karte und nahm - wie empfohlen - irgendeinen, ehe sie zurück zu dem Hünen ging.

    "E-Empfehlung d-d-d-es Hau-Hauses.", meinte sie, ohne ihn anzublicken. Warum nur konnte sie nicht so tough wie Rita sein? "Z-Zu einem ge-gewöhnlichen Preis." Damit fische sie noch ein Glas unterm Tresen hervor und schank ihm ein. Ein Glas. Für einen Gast. Am besten keine Fragen über sich selbst beantworten, dann verlor er hoffentlich das Interesse. Tori notierte sich den Ausschank, um später kassieren zu können und blickte sich nach weiteren Kunden um, die bestellen wollten.

    [Antoinette] & Wayne



    Das war's.

    Das war's was sie gewollt hatte, nicht? Aber als Wayne wortlos Geld auf den Tisch legte und aufstand, spürte sie einen nagenden Stich im Herzen. Es hatte sich falsch angefühlt, bei ihm zu bleiben, wenn ihre Gefühle doch nicht ehrlich waren. Oder besser gesagt, nicht stark genug.

    Aber das jetzt, war einfach nur furchtbar. Antoinette's Wangen brannten. Sie schämte sich und es tat ihr unendlich leid für den Schmerz, den sie Wayne zubereitete. Das mit der Freundschaft war dann wohl auch Geschichte. Der Verlust fraß sich in ihr Herz. Damit war sie wieder allein. Allein.

    Ich bin so egoistisch. Am Ende ging es ihr doch nur um ihre eigene Einsamkeit, nicht?

    Sie presste die Lippen zusammen, sah auf, blickte Wayne hinterher, erkannte für den Hauch eines Augenblicks seine geröteten Augen und den Schmerz in seinem Gesicht. Ihr fehlte die Luft zum Atmen. Warum nur tat es denn so weh? Dann hörte sie nur noch die Glocke als die Tür des Cafés geöffnet wurde. Er war weg.

    Das die Ungewissheit aus dem Weg geräumt war, hätte eine Erleichterung sein müssen, doch gerade empfand sie nur Bitterkeit und Frust. Es wäre so viel einfacher, so viel schöner gewesen, wenn sie sich einfach eine Beziehung mit dem jungen Mann hätte einlassen können. Sie dachte an den Kuss zurück, der süß geschmeckt hatte und doch... falsch. Was stimmt nur nicht mit mir?

    Sie wartete, wollte genug Abstand zwischen sie bringen, als ob Wayne noch vor dem Café auf sie warten würde. So ein Quatsch. Doch auch sie brachte jetzt keinen Bissen herunter. Das Café. Wie hirnrissig musste man sein, um so einen Ort zur Trennung vorzuschlagen? Einfach bescheuert. Frustriert bezahlte sie, ließ sich die Kuchen jedoch einpacken. Zum Wegwerfen waren sie einfach viel zu schade und vielleicht fand sie ja noch einen Abnehmer.


    Geht~

    [Murakumo] bei den Entführern & Kindern & Elsje


    Die Situation schien kein Ende zu nehmen. Ich habe mich überschätzt., dachte Murakumo verbittert. Er hätte gleich Hilfe holen sollen, als ihm der verdacht kam. Er hätte zumindest Elsje bescheid geben können, dann hätte sie Hilfe holen können. Es hätte so viele Optionen gegeben. Aber er hatte sich ja aufspielen müssen. Murakumo mochte ein Halbwesen sein, doch unbesiegbar war er nicht. Und Gauner spielten stets mit unlauteren Mitteln. Das hätte er wissen müssen.

    Als der, dem er das Handgelenk gebrochen hatte, wieder auf der Bildfläche erschien, dauerte es einen Moment bis Murakumo die Situation überriss. Das darf nicht wahr sein. Langsam wurde sein Bick wieder klar und er sah das Mädchen in der Umklammerung des Gangsters. Mit der gesunden Hand hielt der das Messer fest an ihrer Kehle. Der Hüne fletschte die Zähne. Was mach ich jetzt? Er war zu weit weg für einen Angriff und konnte sich so schnell nicht wieder verwandeln. Ich hätte einfach in der Gestalt des Wolfes bleiben sollen. Aber hätte das wirklich geholfen? Der verletzte Arm machte ihn in Tiergestalt mehr zu schaffen, als in Menschenform. Und das Mädchen wäre genauso in Gefahr gewesen.

    "Schon gut.", erwiderte Murakumo mit rauer Stimme, wollte den Entführer beschwichtigen, damit er der Kleinen nichts tat. "Schon gut. Tu ihr nichts." Widerwillig griff er nach dem Seil, als mehrere Dinge gleichzeitig passierten.

    Aus den Augenwinkeln erkannte er Elsje, die auf den Ganoven zu rannte. Murakumo riss die Augen auf. War sie denn lebensmü-? Oh. Die Köchin fiel der Länge nach ins Gras. Eh...? Die Aktion reichte jedoch, um den Entführer für einen winzigen Moment abzulenken und im nächsten Moment schrie der Mann auf. Das Mädchen fiel zu Boden und Murakumo zögerte keinen Augenblick. Mit einem Satz sprintete er nach vorne und schlug mit dem gesunden Arm in dessen Magengrube. Der Mann knickte ein und Murakumo warf ihn zu Boden, sein Knie in dessen Rücken und die Arme mit einer Hand festhaltend.

    "Gib mir das Seil.", rief er zu dem Mädchen. Ihre Wunde war ihm noch nicht aufgefallen. Aufgrund seines verletzten Armes, hatte er das Seil bei seinem Angriff unwillkürlich fallen gelassen.

    "Du da.", wandte er sich dann an den Jungen. Ein Elf? Huh. "Such mir ein weiteres Seil. Wenn du kannst, fessle den da an Armen und Beinen. Wenn nicht, gib's mir und geh runter von der Kutsche." Der Mann, den er regelrecht zerfleischt hatte, sollte zwar keine Probleme mehr machen - allerdings hatte er das von dem mit dem gebrochenen Handgelenk auch geglaubt und das wäre beinahe schief gelaufen. Ein Glück hatte Elsje ihn abgelenkt, wenn auch nur unabsichtlich.

    "Elsje?", rief er laut, ohne sich umzudrehen. Weder die Entführer, noch die Kinder, wollte er jetzt aus den Augen lassen. "Geht's dir gut?"

    Tori 2 & Joe 2 | Schenke



    Nervös nestelte Tori mit ihren Händen herum, hoffte aber es hinter den Tresen verstecken zu können. Der Gast blickte Rita hinterher, ehe er sich zu ihr umdrehte. Seine mürrische Miene änderte sich und er fletschte seine Zähne - ich meine, er lächelte. Die Maid hatte eindeutig zu viele Bücher gelesen. Sie wich seinem Blick aus. Hatte der Mann sie gerade schön genannt? Es fühlte sich nicht wie ein Kompliment ein, eher war ihr die Aussage zuwider, wenn sie von einem völlig Fremden kam. Außerdem war sie nicht besonders hübsch, aber daraus machte sie sich auch nichts. Machte er sich etwa über sie lustig?

    "I-Ich h-helfe h-heute nur aus.", erwiderte sie ausweichend und ging nicht auf seinen Kommentar über ihr Äußeres ein. Immerhin bestellte er dann auch etwas. Aber derart unpräzise. Tori blickte verwirrt zu ihm.

    "W-wenn I-Ihr mit dem b-besten W-Wein den t-t-teuersten meint...", begann sie zögerlich und ging im Kopf das Sortiment durch. Sie hatte vielleicht keine Erfahrung an der Bar, was den Bestand und das Inventar betraf, wusste sie jedoch bescheid. "K-Kann i-i-i-ch d-den Château Mouton Rothschild Cru Pauillac an-anbieten, m-muss j-jedoch auf eine v-vorab Z-Zahlung be-bestehen. D-Die Flasche k-kostet 500 G-Goldtaler."

    Tori 2 & Joe 2 | Schenke



    Die Sonne begann sich bereits zu setzen, aber Tori bemerkte das kaum. Hochkonzentriert ging sie ihre Notizen durch und wog nacheinander die Zutaten ab, die sie für einen Trank brauchte, den sie ausprobieren wollte. Noch war die Sonne hell genug, dass sie keine Kerze brauchte. Kerzen... Kerzen waren ein Problem. Immer noch.

    Die junge Maid war gerade dabei Weihwasser in passender Menge abzufüllen, als es kräftig an ihrer Tür klopfte. Vor lauter Schreck fiel ihr das Fläschchen aus der Hand und die Flüssigkeit verbreitete sich auf dem Boden. Oh nein! Sie kroch unter ihren Tisch um die Sachen aufzuheben, als Rita abrupt die Tür öffnete. So erschrak sie sich ein zweites mal und stieß mit dem Kopf gegen den Tisch. "Auauauau.", wimmerte sie leise, ehe sie unter dem Tisch hervorkroch. Das Weihwasser war vergeudet. Tori seufzte. Das war ihr insoweit nicht schlimm, als das es erstmal nichts anrichtete oder einsaute, aber das war ihr letzter Vorrat gewesen, also musste sie erst wieder zur Kapelle für Nachschub. Wie ärgerlich.

    "Tori, ich brauche deine Hilfe. Der Ausschank beginnt und Elsje ist nirgens aufzufinden. Du musst mir an der Theke helfen."

    Tori - immer noch am Boden knieend, riss entsetzt die Augen auf. "A-A-Aber Miss, Miss R-Rita, i-ich kann- ich kann w-wirklich n-n-nicht mit M-Menschen--", stammelte sie panisch, doch die Wirtin unterbrach sie.

    "Ich hab bisher immer versucht Rücksicht auf dich zu nehmen und dir andere Aufgaben zugeteilt. Aber Eunice hat Urlaub und ist weg, Turner muss die Küche schmeißen, weil der Koch krank ist, Elsje ist nicht aufgetaucht, weiß der Geier wo sich das Mädchen rumtreibt, vielleicht ist sie irgendwo eingeschlafen und ich schaff den Ausschank mit meinem verletzten Arm nicht alleine. Du kannst dich nicht immer verkriechen, Kind."

    Damit verließ Rita ihr Zimmer und ließ die Tür offen stehen, in selbstverständlicher Erwartung das Tori ihr gleich folgen würde.

    Tori hingegen überlegte, ob das Fenster eine gute Fluchtoption gab.

    Dummerweise lag ihr Zimmer im ersten Stock des Hauses und... naja... körperlich fit war nun keine ihrer Eigenschaften.

    Sie kniete immer noch am Boden, schockstarr vor Entsetzen. Genauer genommen war sie nur weiter in sich zusammengesunken und gerade drauf und dran zu hyperventilieren. IchschaffdasnichtichschaffdasnichtichschaffdasnichtichwillnichtichwillnichtichwillnichtneinneinneinneinneinNEIN.

    Ihr Herz raste, sie biss sich ungewollt in den Daumen um sich von der eigenen Hysterie abzulenken. Der Schmerz half ein wenig. Atme, Tori, Atme.

    Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen. 5 Dinge die ich sehen kann, 4 die ich spüren kann, 3 die ich hören kann, 2 die ich riechen kann, 1 die ich schmecken kann.

    Den Tipp hatte sie aus einem Buch. Also los.

    Sie sah ihr Bett, das Holz des alten Fußbodens, die offene Tür, die Kerze, die nicht brannte, die unzähligen Kräuter, die sie in ihrem Zimmer zum Trocknen aufgehängt hatte. Sie spürte den Boden unter sich, ihre Brille auf der Nase, den Stoff ihres weichen Kleides, den Druck auf ihrem Daumen, weil sie sich in den Finger gebissen hatte. Sie hörte ihr eigenes, pochendes Herz. Die Vögel, die draußen zwitscherten, die ersten Stimmen im Gastraum unten. Sie roch die Kräuter in ihrem Zimmer und der Duft von Eintopf der nach oben strömte. Sie schmeckte Blut an ihrer Zunge.

    Spätestens da riss sie sich zusammen und schüttelte ihre Hand. Närrin. Sie wickelte etwas Stoff um ihren Daumen. Ihr Atem, ihr Herz, ihr Körper hatten sich wieder etwas beruhigt.

    Du schaffst das. Du hast schon viel mehr geschafft, als du dir selbst zugetraut hast. Nicht ihre Worte. Seine. Aber sie trug sie tief in ihrem Inneren. Mut, von dem Mann, der ihr stets Mut schenkte.

    Damit stand sie auf. Die Haare sowieso in Zöpfen, damit sie ihr nicht im Weg umgingen. Sie nahm noch drei Tränke aus ihrem kleinen Vorratsschrank und steckte sie tief in ihre Kleidtasche. Man konnte ja nie wissen, denn jetzt zog sie in den Kampf. Für sie war es das jedenfalls.

    Tori schluckte, ehe sie zögerlich den Weg die Treppe runtermachte.


    Tori betrat den Gastraum und stand damit direkt hinter den Tresen. Bisher war noch nicht viel los, immerhin. Hoffentlich würde das so bleiben. An der Theke selbst saß direkt ein Riese von einem Mann, mit furchteinflößendem Blick. Das Tempo ihres Herzens beschleunigte sich sofort wieder. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgedreht. Sie schluckte, ehe sie einen winzigen Schritt näher an die Bar machte. "H-Hallo.", begrüßte sie den Gast mit piepsig hoher Stimme. Für mehr war ihr Mund gerade nicht mehr in der Lage.

    Yatho, Rumi & Hahkota



    Als Rumi ihre Jacke auszog und ihm hinhielt, hielten beide Jungs verdutzt inne, die Hände noch an Yahto's T-Shirt und sich gegenseitig an- bzw. ausziehend. Das Bild stand so für sich. Jedenfalls hatte die Geste des Mädchens zufolge, dass die Brüder es aufgeben sich um das T-Shirt zu zanken. Hahkota wurde leicht rot vor Scham. Er war der Ältere, er sollte verantwortungsvoll gegenüber Yahto sein und Rumi... Rumi war ein Mädchen und gab ihm ihre Jacke! Beschämt murmelte er unverständliches vor sich hin. Die Jacke der Rosahaarigen brachte ihm überhaupt nichts, aber er hatte sie sich trotzdem pflichtbewusst um die Schulter gelegt. Die Geste eines Mädchens lehnte man nicht ab.

    Als die Feuerwehrmänner sie befragten, wuchs die Unsicherheit in Hahkota nur noch. Er hasste es, die Sprache nicht richtig zu verstehen, nicht zu wissen, was sie von ihm wollten. Und es waren fremde Autoritätsfiguren. In Momenten wie diesen wünschte er sich sehnlichst in seine Heimat zurück. Vertrautheit. Bekannte Gesichter. Eine warme Umgebung. Nun fröstelte Hahkota wirklich, doch es lag definitiv nicht nur am kalten Wetter hier.

    "Wo sollen wir jetzt hin?", flüsterte Hahkota wehmütig, als er in die Flammen blickte. Mehr zu sich selbst, als zu irgendjemanden sonst. Nicht das außer Yahto ihn jemand hier verstehen könnte.

    Die Hexe hatte ihn gewarnt, nicht? Das ihn Unglück und Leid heimsuchen würden. Und so wie es aussah, war das hier der Anfang.

    [Hahkota] & Yahto & Rumi | vor dem brennenden Haus mit Feuerwehr



    Rumi streckte ihre Hand nach ihm aus und Hahkota ergriff sie bereitwillig. Das sich jemand drum kümmerte, der sich in dieser Welt auskannte, war gerade eine enorme Erleichterung. Erst jetzt bemerkte der junge Mann, welcher Druck auf ihm lastete. Immerhin hatte er das Werkzeug des Dämons in ihr Haus eingeladen. Es war alles seine Schuld. Er schluckte, Yahto riss ihn jedoch prompt wieder aus seinen Gedanken. Als der versuchte sich auszuziehen, ließ er auch Rumis Hand wieder los und versuchte Yahto das T-Shirt wieder anzuziehen. "Lass das!!", entgegnete er, "Sonst frierst doch du!" Das ging nicht. Er war der Ältere. Yahto war der Sohn des Oberhauptes. Nein, nein, nein. Zumal das alles seine verdammte Schuld war!

    Im nächsten Moment kamen Männer in Anzügen - vermutlich Feuerwehrmänner, auch wenn er das Wort nicht kannte - und sprachen schnell auf sie ein. Hahkota verstand kein Wort und sah hilfesuchend zu Rumi. Immerhin begannen sie das Haus zu löschen - und das deutlich erfolgreicher als sie es gewesen waren.

    [Murakumo] bei den Entführern & Kindern


    Der passte nicht. Und der passte auch nicht. Wie viele unterschiedliche Schlüssel hingen überhaupt hier dran?! Murakumo knirschte mit den Zähnen, aufgrund der Anspannung. Er mochte ein Jäger sein, aber einem Kampf gegen Ganoven stellte er sich nun nicht alle Tage. Ganoven, die Kinder in eine Kiste gesperrt hatten. Er hatte das Mädchen flehen gehört, hörte sie nun ihrem Freund gut zureden, dem es offenbar nicht gut ging. Wenn jemand seiner kleinen Hina so etwas antun würde... Er wüsste nicht, ob er sich dann noch zurückhalten könnte.

    Klack. Na endlich! Der Schlüssel passte. Erleichtert atmete er auf - nur ein kurzer Moment, denn augenblicklich hörte er Elsje's Warnung. Murakumo kam gar nicht dazu nachzudenken, wo die Köchin war oder wie sie in die Nähe der Gefahrenzone gelandet war. Reflexartig drehte er sich um, sah den Kerl den er anfangs von der Kutsche geworfen hatte nur aus dem Augenwinkel. Ein Messer raste auf ihn zu und Murakumo schrie schmerzerfüllt auf, als ihn die Klinge den Arm aufschlitzte. Verdammte scheiße. Murakumo sprang einen Satz zurück, um der Waffe auszuweichen. Als geübter Bösewicht setzte er gleich nach - klug von ihm. Hoffentlich warteten die Kinder einen guten Zeitpunkt ab, bevor sie aus der Kiste purzelten.

    "Hey, wir können über alles reden.", meinte er zu dem Gangster, nachdem er sich mit dem Schmerz abgefunden hatte. Mit nur einem Arm blockte es sich nur leider echt schlecht - und ließ sich auch schwierig angreifen, wenn das Gegenüber eine Waffe in der Hand hielt. Zumindest schienen die beiden Entführer keine Magiewirker zu sein. Der Gangster grinste ihn nur herablassend an - sicher, nun die Oberhand zu behalten. "Nichts da, als Halbwesen bringst du bestimmt ein nettes Sümmchen ein." Entschuldigen Sie bitte? Er war doch kein Schoßtier! "Okay, dann können wir wohl nicht reden.", erwiderte er mit leichtem bedauernd in der Stimme.

    Murakumo machte einen Satz nach vorne und verwandelte sich in diesem Augenblick zu dem riesenhaften Wolf, dessen Gestalt er in sich trug. Die langen Haare wurden zu Fell, der Mund zur Schnauze mit Reißzähnen - und er biss zu. Als er landete knickte das vordere linke Bein sofort ein; die Verletzung blieb und sie konnte sein Gewicht nicht tragen. Das Messer fiel klappernd zu Boden. Kein Schrei.

    Murakumo zwang sich, den Mann loszulassen. Aber sein Instinkt sagte ihm, er musste Essen. Hunger. Und um einen Fiesling war es sicher nicht schade, oder...? Nur ein Haps. Etwas um diesen Hunger zu stillen.

    Mit einem Stöhnen verwandelte er sich zurück in Menschengestalt. Es war verdammt anstrengend in kürzester Zeit wiederholt die Form zu wechseln. Unweigerlich ging er in die Knie, sah den Mann vor ihm blutend, röchelnd, mit Wunden versäht, aber lebend. Ein Glück. Wenn ein Halbwesen einen Menschen tötete, gab das nur Probleme. Er musste... musste die Entführer der Wache übergeben. Sein Blick verschwamm kurz vor seinen Augen, als er versuchte sich aufzurichten. Der Ganove hier würde keine Probleme mehr verursachen. Und wo war der, dem er das Handgelenk gebrochen hatte? Ging es den Kindern gut? Und hatte er vorhin nicht Elsje's Stimme vernommen...?

    [Cedric] & Alessa | Küche


    Langsam doch stetig breitete sich die Flüssigkeit über den Tisch aus. Cedric starrte auf das umgestoßene Glas, schrie sich im Kopf an, zu handeln, das Glas wieder hinzustellen, das Wasser aufzuwischen. Doch sein Körper rührte sich nicht, konnte es nicht. Als begriff er nicht ganz, was um ihn herum geschah. Wie all jene Male, in denen er im Bett lag und sich stumm anschrie aufzustehen, einfach nur aufzustehen. Etwas zu essen. Einem Tag nachzugehen. Wie konnte man nur die einfachsten Dinge verlernen? Ich habe verlernt zu leben, hatte er gedacht, nachdem er sich wieder einer Gegenwart gegenübergestellt sah. Es ging weiter. Irgendwie. Nur manchmal, da stockte es plötzlich, unbedarft - so wie jetzt. Cedric glaubte seinen Namen zu hören, doch in seinen Ohren rauschte es, als wäre sein Kopf Unterwasser, als hätte ihn die umgestoßene Flüssigkeit untergetaucht. Beweg dich.

    Aber er musste sich nicht bewegen. Nicht von alleine, zumindest, denn sie half ihm, in dem sie aufstand und ihn zu sich zog. In eine Umarmung.

    Überrascht zu fühlen, dem war er gerade nicht fähig, daher war es mehre Verwirrung, die die Geste seiner Schwester in ihm auslöste. Weil er sich gerade gedanklich woanders befunden hatte. Weil zwischen ihnen bisher Vorsicht und Distanz im Vordergrund stand. Weil er nicht erwartet hatte, dass sie oder irgendjemand sonst ihm so zugeneigt war. Denn da nun vor allem eins: Wärme.

    Beinahe hätte Cedric tief aufgeseufzt. Er spürte sie: Die Wärme, die Zuneigung, die Sorge. Er wusste nicht, ob es das war, was Familie ausmachte, ob es ganz ungeachtet davon passierte, fest stand nur eines: Er fühlte sich nicht alleine. Als ihm dieser Gedanke kam, erwiderte er die Umarmung seiner Schwester bewusst, drückte sie noch ein wenig fester an sich, auch wenn sie so seine Tränen abbekam. Seine dummen, naiven Tränen. Weil er einen Schmerz in sich trug, mit dem er nicht umzugehen wusste - und die nicht nur ihn, sondern auch die um ihn herum belastete.

    Ein wenig wollte er die Zeit vergessen. Es einfach geschehen lassen, in diesem kleinen Kokon der Fürsorge, der sich gerade um die Geschwister gesponnen hatte. Ihn festhalten diesen Moment und vielleicht, vielleicht konnte er noch weiter gedichtet werden. Als Alessa ihn liebevoll als Trottel bezeichnete, fühlte er sich zurückversetzt in eine Zeit in der noch alles in Ordnung war - oder zumindest mehr als jetzt - eine Zeit, in der der Kummer nicht allumfassend war. Sie verharrten in ihrer Umarmung, in der Nähe die sie so lange nicht miteinander geteilt haben. Seine Schwester. Seine Familie. Am Ende des Tages, als er überhaupt nicht mehr wusste wohin mit sich, hatte es ihn als erstes zu seiner Familie gezogen. Verrückt, wenn man bedachte, wie verkorkst ihre Verhältnisse waren. Aber doch so nachvollziehbar, wenn man nichts mehr hatte. Cedric schluckte. Sie lösten die Umarmung, während ihre Worte noch immer in seinem Kopf schwirrten. Er verstand nicht. Ihre Ansicht ergab in seinem Kopf keinen Sinn, war Selbstsucht nicht etwas Negatives? Dachte er zu simpel? Sicherlich war es manchmal wichtig, sich selbst vorzuziehen, aber doch nicht zum Schaden anderer? Zu simpel. Er ahnte es, aber verinnerlichte Glaubenssätze veränderten sich nicht von heute auf morgen.

    "Jaa... irgendwie schon.", nuschelte er daher als Antwort, ehe sie ihm durch die Haare wuschelte. Verblüfft sah er auf. Sah ihre Tränen, die er zu verantworten hatte und dennoch diese liebevolle Geste der Zuneigung. Ein gutes Gefühl. Vertraut. Nah. Familiär. All das, was er wollte, nachdem er sich so sehnte. Und er vermutete, dass es ihr genauso ging. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "...Danke." Cedric nahm den Lappen entgegen und war schon drauf und dran, sein Missgeschick zu beseitigen, ließ ihn dann jedoch erstmal liegen. Jetzt nochmal richtig. Er suchte die Hände seiner Schwester und drückte sie einmal fest. "Danke.", wiederholte er über den dicken Kloß in seinem Hals hinweg. "Das du für mich da bist. Das ich dir das anvertrauen durfte." Einen kleinen Teil zumindest. Obwohl du jedes Recht gehabt hättest, mich in hohem Bogen hinaus zu werfen. Er zögerte, senkte den Blick, ehe er leiser fortfuhr: "Ich glaub... ich glaub ich brauch Hilfe." Das einzugestehen, löste Unwohlsein in ihm aus. Niemand gab gerne zu, dass er nicht klar kam. Gebrochen. "Mir geht's nicht gut, das... das sehe ich mittlerweile ein, aber-" Er zuckte hilflos mit den Schultern, "Ich weiß nicht weiter." Er wusste nicht, wie er sich in die Situation gebracht hatte, er konnte nicht einmal benennen was für eine Situation das genau war. Für ihn war es kaum greifbar. Es waren Einsamkeit und Apathie, Panik, Ängste, Unsicherheiten, fehlendes Vertrauen, verinnerlichte Wertlosigkeit, verlorene Freude und so viel mehr - oder auch Nichts - das ihn dazu brachte aufzugeben. Aufgegeben zu haben. Nicht noch einmal. Alessa hatte ausgesprochen, woran er noch kaum getraut hatte zu denken: Er versuchte einen Weg heraus zu finden. Sie war verdammt nochmal stolz auf ihn deswegen. Sie wäre es wohl kaum, wenn sie die ganze Wahrheit wüsste., dachte er zerknirscht. Tiefe Scham saß dort. Nichts, worauf er stolz sein konnte. Schon lange nicht mehr. Aber es war schön, irgendwie, die Worte trotzdem zu hören, auch wenn er sie nicht annehmen konnte. Vielleicht konnte er es irgendwann.

    "Damit wollte ich nicht sagen, dass du irgendwas machen sollst oder auf deinen großen Bruder aufpassen musst, weil er nicht in der Lage ist, sich um sich selbst zu kümmern--", fügte er schnell hinzu und verzettelte sich dabei total. Er wollte Alessa auf keinen Fall Druck machen oder ihr eine Last sein (sind wir schon wieder an diesem Punkt, huh?), erst recht nicht, nachdem sie sich gerade so zugeneigt gezeigt hatte. Er hatte den offenen Raum genossen, den sie geteilt hatten und wünschte sich dieses Verhältnis für die Zukunft bei. So. Sehr. Hastig griff er nach dem Lappen, bevor er weitere Dummheiten von sich gab und wischte das vergossene Wasser endlich auf.

    [Hahkota] & Yahto & Rumi | vor dem brennenden Haus



    Kein Wasser. Kein WASSER!

    Hahkota lief der Schweiß von der Stirn (obwohl er oberkörpernackt rum stand), vor Feuer, aber vor allem vor Angst und Stress. Wie gelähmt stand er da und versuchte sich zu erinnern, an all die Schutzzauber und Rituale, die ihm die Dorfälteste immer eingeschärft hatten. Hätte er doch nur mehr zugehört! Hätte er doch nur geübt, auch hier, fernab der Heimat! Dieses Vergehen holte ihn jetzt ein. Und Hahkota schwor sich, wenn er das hier überleben, wenn der Feuergott sie mit dem Leben schonen würde, dann würde er sich bemühen wieder zu seinen Wurzeln zurück zu finden.

    Es war die Stimme seines Blutsbruders, die ihn aus seinen Gedanken riss. Erschrocken riss er den Kopf hoch. Wie sehr hatte sich das Feuer noch ausgebreitet?! Seine Augen suchten nach Yahto und schließlich fand er ihn am Rande des Grundstückes bei dem Mädchen, welches ihn an eine Blume erinnerte. Er kannte sie vom sehen, hatte sich aber noch nicht mit ihr unterhalten. Was vielleicht auch daran liegen mochte, das ihm die hiesische Zunge nicht so gelang, wie Yahto. Der Jüngere war einfach sprachbegabter, was er schon ein wenig beneidete. Er musste sich mehr anstrengen!

    Hahkota trabte auf die beiden zu, wandte sich dann aber direkt an seinen Bruder. "Hatte sie eine Idee? Ist euch noch etwas eingefallen?!", sprach er schnell in seiner Muttersprache und hoffte auf eine Lösung.

    Just in diesem Moment EXPLODIERTE der Lärm. Hahkota presste die Hände auf die Ohren und kniff die Augen zusammen. War das der Schrei des Feuergottes, der erzürnt war, weil ihm seine Beute entfloh? Warum aber klang dieser dann so... modern?

    Marlin 2 & Sherry


    Sherry. Wie der Drink? (Nein, er hatte kein Alkoholproblem). Sicherlich ein Fake-Name, so hieß doch niemand. Ein wenig ließ in das jedoch zurückdenken, an die vielen Male, in denen er hinter der Bar gearbeitet hatte. War auf jeden Fall ein angenehmerer Nebenerwerb, als auf einer Farm zu schuften. Andererseits - denk nicht mal dran - wurde er doch auch einfach zu alt für das Nachtleben, nicht? Hmpf. Kurz verzog sich seine Miene, während er einen Schluck trank. Geschmack: semi. Dabei war er allerdings auch kritisch - wie es die meisten waren, wenn es sich um Sachen handelte, die sie selbst beherrschten.

    Sherry richtete sich bei seiner Frage auf. Hatte er also tatsächlich einen Treffer gelandet. Es war seltsam - der intensive Blick, mit dem sie ihn betrachtete, ohne dass sich in ihrem Gesicht eine Regung ablesen ließ. Warum? Marlin ließ es an sich abprallen. Sie hatten ja beide schon eruiert, dass der jeweils Andere schräg drauf war.

    Er bekam eine Antwort, die ehrlich klang. Großeltern - da er selbst keine kannte, kam ihm dieser Gedanke nie. "Du glaubst doch an keinen Gott.", unterstellte er ihr. Wenn ja, würde ihn das sehr überraschen. Es war leicht gläubige Menschen zu belächeln, Marlin fand sie jedoch immer auch ein wenig befremdlich. Musste aber schön sein - wenn man alles was beschissen lief, einfach auf einen ominösen Gott schieben konnte, dessen 'Wille geschehe'. Nein, er konnte mit dieser Philosophie nichts anfangen, sie widerte ihn sogar ein bisschen an. Was ihn nicht davon abhielt, Leuten trotzdem die Hölle zu wünschen.

    "Du bist eine Weinliebhaberin. Vielleicht etwas zu sehr, wenn dir als erster Name Sherry einfällt. Alkoholprobleme?"

    [Murakumo] bei den Entführern & Kindern


    Ach wie schön. Die Kutsche hielt an und er wurde freundlich begrüßt. Murakumo lächelte breit. Jap, das war auf jeden Fall die zornige Stimme, die er zuvor aufgeschnappt hatte. Auf den ersten Blick hingegen wirkte nun alles ruhig. "Ja, vielen Dank fürs Anhalten.", erwiderte er erstmal, die Arme vor der Brust verschränkt, während er überlegte wie er nun am besten vorgehen sollte. "Wisst ihr, ich hab mich gefragt, ob ihr zufällig was mitbekommen hat, von Kindern die vermisst werden." Direkt mit der Tür ins Haus. Der Hüne war nunmal nicht für seine Spionagefähigkeiten bekannt. Noch bevor irgendeiner der Männer etwas sagen konnte, hörte er ein Mädchen schreien. Murakumo legte den Kopf leicht schief, sah an dem Kutscher vorbei nach hinten auf die Ladefläche, wo der Schrei herkam. "Das beantwortet dann meine Frage.", fügte er locker hinzu, seine Augen wurden jedoch schmal, als er sich zurück an die vermeintlichen Entführer wandte.

    Mit einem kräftigen Sprung, setzte er auf den Wagen auf und schlug dem einen kräftig mit der Faust ins Gesicht. Der Schwung beförderte den Kerl ins Aus - der nun hoffentlich bewusstlos auf der Erde lag. Murakumo kümmerte sich nicht weiter, sondern drehte sich direkt zu dem zweiten Mann, der ihn gerade mit einem Messer angriff. Frech. Er blockte den Arm des Angreifers und verdrehte dessen Handgelenk. Schmerzhaft schrie der Kerl auf, ließ das Messer schließlich fallen und ging unbeabsichtigt in die Knie. "Verfluchtes Monster!" Von Murakumos gutem Gemüt blieb nicht mehr viel übrig, als er den Entführer leise, aber bedrohlich aufforderte: "Lass sofort alle frei, sonst-" Knack. Mit einem Ruck hatte er die verdrehte Hand gebrochen. Der Mann schrie erneut auf. "Werd ich ungemütlich."

    Normalerweise würde er ja erst fragen und dann Brutalität anwenden, aber manchmal war schnelles Agieren wichtiger als Höflichkeit. Erst Recht, wenn sie noch andere in ihrer Gewalt hatten - das Halbwesen hatte ja keine Ahnung um wie viele potenzielle Opfer es sich handeln mochte. Der Entführer wimmerte nur noch ohne auf seine Aufforderung zu reagieren. Alles muss man selber machen. Murakumo umfasste mit seiner Pranke den Hals des Kerls, dessen Handgelenk er gebrochen hatte, damit der nicht abhauen konnte, während er dessen Taschen durchsuchte. Tatsächlich zog er einen ganzen Schlüsselbund hervor. Na großartig. Bevor Murakumo ihn verließ, nahm er noch einmal dessen Kopf ins eine Hände und schlug ihn einmal gegen den Kutschenboden. Nur, damit er sich ein wenig benommen fühlte und er nicht noch auf die Idee kam, ihn mit der noch funktionierenden Hand anzugreifen.

    Damit hüpfte er auf die Ladefläche. Jede Menge Kisten, Ladung und Krempel. Die Mädchenstimme rief erneut um Hilfe, so fand er ihr Gefängnis schnell. Das ist unmenschlich. Was fiel diesen Leuten ein? "Ich hol dich hier raus.", raunte er ihr zu und begann die dutzend Schlüssel nacheinander auszutesten. Was war nochmal mit dem zweiten Kerl passiert...?

    [Antoinette] & Wayne



    Ihre Wangen wurden heiß. Je länger Wayne sprach, desto wütender wurde sie. Das war neu. Bisher hatte sie nur ein verdammt schlechtes Gewissen gehabt, sie wusste ihr Verhalten ihm gegenüber war alles andere als fair, sie wusste nur nicht, wie sie das am besten angehen konnte, wie sie das aufklären konnte. Bis er vorhin in der Bibliothek aufgetaucht ist. Und jetzt saßen sie hier, was nach außen hin wie ein Date aussah und es war auch noch ihre Idee gewesen. Das war nicht ihre Absicht, wieder war es nicht ihre Absicht gewesen, also wie schaffte sie es, sich stets so zu verrennen?!

    Sie war wütend, als sie ihn so sprechen hörte. Weil er zum einen verdammt nochmal Recht hatte, es sich aber zum anderen total einfach vorstellte. Seit wann waren Gefühle denn einfach? Oder war das nur sie?

    "Non, natürlich will ich nicht, dass du mich anflehst.", pampte sie zurück. Vielleicht will ich nur, dass du die Gefühle zeigst, wie ich es nicht kann. Aber womöglich tat sie ihm unrecht. Vielleicht war er wirklich so reflektiert und abgeklärt und stolz wie er sagte. Das war doch... im Grunde eine gute Sache, nicht? Mon Dieu, bin ich etwa neidisch, weil er sich über sich im Klaren ist und ich nicht? Mit einem Mal fühlte sie sich noch kleiner, noch beschämter, aber auch sie hatte ihren Stolz und wollte auf keinen Fall, dass er davon Wind bekam. Antoinette reckte ihr Kinn.

    "Was das hier soll? Warst es nicht du, der ein klärendes Gespräch haben wollte? Verzeih, wenn dir das Ambiente nicht passt, mir ist auf die Schnelle nichts passenderes eingefallen.", schoss sie zurück. Je länger sie Wayne zuhörte, je länger sie selbst sprach, desto sicherer wurde sie sich. Obwohl sie irren mochte - Wut blendete so gerne die anderen Gefühle aus. Sie hatte die Momente mit dem blonden Kerl genossen. Sie mochte, wie er sie aus der Komfortzone lockte, wie warmherzig er über seine Familie - inklusive der Tiere - sprach. Er war der Gentleman, der sie bei Regen nach Hause brachte, er war derjenige mit dem sie ewige Zeiten lang den Sonnenuntergang und die Sterne betrachten konnte.

    Er war derjenige, der sie geküsst hatte, in einem Chaos aus Mehl und Schokolade. Süß, schüchtern, aufregend, neu. Und doch hatte sie ihn danach aus ihrer Konditorei geschmissen, anstatt mehr zu wollen, mehr Küsse, mehr Nähe, mehr ihn zu verlangen. Es war süß und schön gewesen und doch war ihr erster Instinkt mehr Abstand zu brauchen.

    Er war derjenige, den sie um eine Beziehung gefragt hatte, weil er Wayne war, weil es schön war mit ihm Zeit zu verbringen, weil es doch der nächste logische Schritt war, wenn man sich mochte, wenn man sich geküsst hatte. Nicht? Und doch hatte sie, kaum nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, ein ganz komisches Bauchgefühl gehabt. Dieses Bauchgefühl das einen vor Fehlern warnte, dass die eigenen Bedürfnisse meist am besten kannte. Wenn sich dieses Empfinden nur von ihrer innewohnenden Anxiety unterscheiden könnte. Die Unsicherheit, die Nervosität, die Beklemmung, die sich körperlich als Anspannung, Kribbeln oder Druck zeigten, mit der kämpfte sie schon lange. Es war schwierig darunter noch das wahre, vage Bauchgefühl zu erkennen.

    Ihre Wut verebbte, als die Erinnerungen über sie hinweg schwappten. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, doch Antoinette hielt sie zurück. Sie war es die ihn verletzt hatte, vor ihm durfte sie nicht weinen.

    "Es ist nicht fair, ich weiß das.", setzte sie schließlich deutlich sanfter zu Wort an, trotz ihrer zugeschnürten Kehle, die ihr den Mund verbieten wollte. Das ist... Traurigkeit, non? "Es war nie meine Absicht, dich zu verletzten. Ich mag dich... als Freund. Aber mehr ist da nicht. Verzeih, dass mir das erst so spät klar geworden ist." Ihr Blick ging ins Leere, sie hatte die Hände auf ihrem Schoß abgelegt. Es schmerzte, sich das einzugestehen, es schmerzte, ihn verletzt zu haben, es schmerzte wohl bald wieder allein zu sein. Aber er hatte seine Antwort bekommen.