[Margaret] vor der Kapelle
Es wirkte fast schon ironisch, wie sarkastisch Eric mit ihr umging oder auch mit ihr sprach. Er zuckte keine Wimper, um der Elfe eine durchaus mutige Antwort zugeben, bedenkend, dass Margaret diejenige war, welche der Braunhaarige seine Verletzung zu verdanken hatte. Die Blondine war es durchaus nicht gewohnt, dass sich die Leute nicht vor ihr fürchteten, nachdem sie jenen mit Taten gezeigt hatte, wozu sie fähig war, ohne sich für ihr Verhalten zu schämen, ganz geschweige denn von dem Gefühl von Reue. Noch eben von ihrer Wut geprägt musste die Elfe nun ein wenig schmunzeln. War der eigentliche Fremde wirklich dabei, seine Grenzen bei ihr auszutesten? Eigentlich war die Elfe davon ausgegangen, dass die Grenzen klar und deutlich bei ihrem letzten Treffen gezogen hatte. Da der Jägerin durchaus bewusst war, dass der Mensch gerade dabei war, sie zu provozieren, floh das Schmunzeln schnell von ihren Lippen und wendete sich in einen sehr neutralen Gesichtszug um. "Ich brauche weder dein Mitleid, noch das von irgendwem anders." Abwertend schnaufte sie die Worte nur schnell über ihre Lippen. "Ihr Menschen sprecht immer von Mitleid, als wärt ihr eine Wohlfahrtsorganisation, die sich um Alles und Jeden kümmert. Merkwürdig, dass diese Regeln anscheinend nur für Euresgleichen gilt und ihr euch bei der kleinsten Gefahr sofort abwendet. Du bist ein sehr gutes Beispiel dafür, mein Lieber." So sehr sich die Elfe auch anstrengte, sie konnte sich das eine oder andere Kommentar einfach nicht verkneifen. Manchmal war ihr Mund einfach viel schneller als ihr Verstand und auch wenn ihr dies öfter schon zum Nachteil wurde, würde sie selber niemals diese Schwäche an sich selber anerkennen. "Bei uns spricht man bei sowas von Heuchelei.", dieses Mal murmelte sie ihre Worte eher und machte sich selber nochmal deutlich, warum sie die menschliche Rasse so sehr verabscheute. Immer das Gefasel von Moral und Ethik, alle preisten die 'guten Werte' an und predigten von ihnen, aber keiner scheint sich jemals daran halten zu können? Genau aus ihrem Hass gegenüber Menschen, die vorgaben etwas zu sein, was der Realität nicht mal im Geringsten entsprach, machte sie über Jahre zu der Person, die sie nun ist. Es waren ihre Erfahrungen, die sie kalt hatte werden lassen. Auch wenn er es wohl nicht wahr haben wollte, hielt sich Margaret für eine der ehrlichsten Personen auf dieser Welt. Auch wenn ihre Ellbogen-Mentalität sicherlich nicht jedem gefiel, tat sie nicht so, als würde sie die Welt oder irgendwer interessieren. Das einzige was bedeutsam ist, hat bis zum heutigen Tag die höchste Priorität, denn es waren genau diejenigen, die sie niemals im Stich ließen. Daria und sie selber. So sehr sie sich auch bemühte, den jungen Mann vor sich so gewaltfrei wie möglich unter Druck zu setzten, schienen all ihre Bemühungen gegen eine Wand zu fahren. Ihr Gegenüber hatte eine gute Aufnahmefähigkeit, das konnte sie nicht abstreiten, was sich allerdings zu ihrem Missfallen zeigen sollte. Margaret bevorzugte die Menschen auf eine gesunden Distanz, desto weniger sie über sie wusste, desto besser war auch ihre Lebensqualität. Als Eric zu verstehen gab, dass er von der einen Person Bescheid wusste, die ihr etwas bedeutete schluckte die Elfe kurz. Kein Mensch sollte jemals davon erfahren, dass diese eine bedeutsame Person Daria war. Menschen konnte man nicht vertrauten und die Elfe kann es einfach nicht riskieren, dass ihrer jüngeren Schwester etwas zustößt. Wer weiß, wozu diese abscheulichen Wesen im Stande waren? Für die Blondine war es schlimm genug, dass sich die Jüngere im Kreise der Menschen aufhielt, aber sie musste es akzeptieren. Auch der Gedanke, wie negativ sich ihr eigenes Verhalten auf ihre jüngere Schwester auswirken könnte, wüssten die Menschen, von ihrer Beziehung. Daria wäre am Boden zerstört, wenn sie die Gesellschaft wegen meines Verhaltens ausstoßen würde. Gerade jetzt, durfte sich die Elfe nicht aus der Fassung bringen lassen. Sie wusste genau, dass es nichts bringen würde, wenn sie nun jegliche Relation abstreiten würden.
"Hör zu-", flüsterte sie in das Ohr ihres Gegenübers, ihre Lippen streiften dabei an dem Ohr des jungen Mannes, sie wusste ihre Reize einzusetzen, kam jedoch nicht dazu, ihren Satz zu beenden, da eine quirlige Stimme sie von hinten bereits unterbrach. Das ächzende Quietschen in der Stimme hatte einen hohen Wiedererkennungswert. Da sich weder ihre Stimmlage, noch der Satz sonderlich bedrohlich anhörten, machte sich Margaret gar nicht erst die Mühe, sich schnell zu ihr umzudrehen. Auf ihren Lippen zierte sich nun ein Grinsen, dass kaum zu verstecken war. Nur langsam löste sie sich von Eric. Die Elfe wusste nicht, in welcher Beziehung die Grünhaarige, wie war noch gleich ihr Name- Doris?, zu Eric stand. Umso besser konnte sie also mit diesem Moment spielen und noch ein wenig provozieren. Wie du mir, so ich dir, Eric. "Süß, deine Verehrerinnen sind gekommen.", flüsterte sie so leise, dass es wohl nur der junge Mann vernehmen konnte. Bei näheren Anblick des Mädchens, brach die Elfe beinahe in Gelächter aus. Sie stand so eingeschüchtert da und auch, wenn es sie wohl die größte Mühe gekostet hatte, vor ihr zu treten, konnte sie die Angst schon beinahe schmecken. Mit ihrem Plüschtier in der Hand und den Haaren im Gesicht wirkte das Mädchen kaum Elter als zwölf. "Ich gebe dir einen guten Rat, vielleicht solltest du dich nicht unbeliebt machen, indem du mit minderjährigen Mädchen verkehrst. Ich habe gehört, dass einige Dorfbewohner, vor Allem die Väter sehr allergisch darauf reagieren können." Nochmals waren ihre Worte ausschließlich an ihren Gesprächspartner gewidmet und so leise, dass Doris es nicht hören konnte. Margaret wollte nicht für bittere Tränen verantwortlich sein. Auch ihre Begleitung wirkte nicht sonderlich gefährlich, wenn sie nicht vorhatte, sich auf die zierliche Figur Margaret mit all ihrem Gewicht zu werfen. Ein schneller Blick zu Eric verriet ihr nun, dass er durchaus eine positive Beziehung zu dem Mädchen haben musste, dass war alleine an seinem Gesichtsausdruck schwer zu übersehen. Oh wie herrlich durchschaubar Menschen doch waren! Die Gelegenheit, um für ein wenig Aufruhe zu sorgen wurde ihr praktisch wie auf dem Präsentierteller serviert. "Aber, aber..", begann die Elfe nun laut genug zu sprechen, dass sie nun auch die beiden Mädchen hören konnte. Mit einer schnellen, graziösen Bewegung stellte sie sich neben Eric und umschlang seine Hüfte mit ihrem Arm und zog ihn dabei näher an sich. "Wir haben bloß ein nettes Pläuschen geführt. Wie in alten Zeiten. Es hat uns einfach gefreut, einander wiederzusehen." Solange Margaret diejenige war, welche die Kontrolle hatte, war ihr jeglicher Kontakt Recht. Besonders, wenn sie damit irgendwie Unruhe stiften konnte. "Habe ich nicht Recht, Eric?" Ihr Griff verfestigte sich ein wenig, während sie ihm jedoch das freundlichste Lächeln schenkte, was Margaret zu vergeben hatte, während sie ihre andere Hand sanft auf den Brustkorb ihre Gegenübers legte. Hatten die Mädchen irgendwas für den Mann über, dann würden sie sicherlich innerlich kochen und es gab wohl nichts auf der Welt, dass Margaret mehr freute, als sich an dem Leid von Menschen zu ergötzen. Außerdem war sie mit Eric noch lange nicht fertig und wenn er sich nun entschließen sollte, der Elfe in den Nacken zu fallen, hatte sie zumindest jeden Grund, um das Blatt zu wenden. Er wäre überrascht, wie gut ihre Manipulationskünste waren und in ihrem Kopf spielte sich schon ein genaues Szenario ab, wie sie all ihre bösen Taten gegenüber Doris erklären könnte und den Menschen am Ende im schlechten Licht dastehen zulassen.