Chase am Brunnen bei Melanie | später in einer Bar
Hatte sie gerade wirklich gesagt, dass sie ihm vertraute? Chase lupfte eine Augenbraue. Was sollte man davon halten? Sie kannten sich doch gar nicht wirklich, oder versuchte Melanie sich die Tatsachen etwas schön zu reden? Kurz kreuzte die Frage, ob sie immer so gutgläubig zu fremden Kerlen war, seine Gedanken, aber was kümmerte es ihn schon. Sorge um das junge Mädchen empfand er dabei keine viel mehr hoffte er um ihretwillen, dass ihr das nicht irgendwann mal auf die Füße viel.
Melanies halbherzige Drohung zauberten jedoch gleich darauf einen amüsierten Gesichtsausdruck in die Züge des Teenagers. Nun gut, der Betonung und den Emotionen nach, die bei ihren Worten mitschwangen, waren alles andere als halbherzig. Aber genau das machte es irgendwie schon etwas putzig, weshalb er die Aussage nicht richtig ernst nehmen konnte. Vermutlich wusste sie auch selbst nichtmal wie das ‘so richtig kennen lernen’ überhaupt aussehen sollte. Es juckte Chase in diesem Moment schon ein wenig in den Finger das bei Gelegenheit herauszufinden. Als Antwort auf ihre Ansprache, stieß er jedoch nur belustigt die Luft aus. Bevor er allerdings die Silben aussprechen konnte, die ihm bereits auf der Zunge lagen, drehte seine Mitschülerin sich plötzlich um und zog ihn unerwarteter Weise direkt in die nächstgelegene Bar. Diese war noch nicht allzu stark gefüllt, war es doch auch nich recht früh, um in eine Bar zu gehen. Das Ambiente war jedoch recht gut.
Melanie bewegte sich nicht sofort, begutachtete wohl erst einmal das Innere der Location eingehend, um bewerten zu können, ob es ihrer würdig war oder etwas dergleichen, während Chase neben ihr stand und sie von der Seite musterte. Er überlegte kurz auf seine von ihr bezahlten Drinks zu bestehen, ließ es jedoch erst einmal bleiben. Später konnte er immer noch darauf zurück kommen.
Kaum hatten die beiden sich wortlos an einen der freien Tische gesetzt, ergriff Melanie wieder das Wort. Diesmal jedoch deutlich leiser. Er studierte ihre hübschen Augen und las Neugierde, aber auch eine gewisse Nervosität darin. Seine Mundwinkel zogen sich ein Stückchen nach oben und malten so ein kleines Lächeln, welches wohl ein wenig zynischer wirkte, als es beabsichtigt war. Hatte nicht jeder Mensch Geheimnisse? Vor seinen Eltern hatte er jedenfalls eine Menge. Sicherlich gab es da auch noch einige mehr, aber eigentlich war Chase sich nicht wirklich sicher, ob er tatsächlich etwas über sich selbst Wusste, das niemand jemals erfahren sollte. Denn im Grunde genommen war es ihm nicht wichtig was andere Leute so den lieben langen Tag über ihn erzählten. Unterschiedliche Menschen betrachteten zudem auch unterschiedliche Dinge als so fatal, das sie für immer und ewig in den eigenen Gedanken verweilen sollte. Für einige Sekunden schwieg der Teenager also, ließ das hübsche Mädchen vor ihm im Ungewissen. “Hast du Lust auf ein Trinkspiel?”, fragte er schließlich und grinste dabei. “Never have I ever…”.
In diesem Moment fiel ihm sein Hobby ein, das er liebend gerne gegenüber von anderen unerwähnt ließ: Kochen. Es war eine ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung, vor allem für einen Teenager. Er hatte keine Lust deswegen schief angeschaut zu werden. Irgendwie fand er sogar selbst, dass dieses Hobby nocht so richtig zu ihm passen wollte. Es war eine Tätigkeit, die viel Hingabe erforderte, die er normalerweise nur bei gutem Sex an den Tag legte.
Vermutlich war es deshalb etwas, was man schon irgendwie Geheimnis nennen konnte? Wie auch immer. Melanie würde sowieso nicht darauf kommen, denn wer fragte bei einem Trinkspiel schon nach irgendwelchen banalen Hobbies. Foglich hatte Chase nachwievor keinerlei Bedenken, dass er mit seinem Spielvorschlag etwas Unangenehmes von sich preis geben müsste.