Benjamin & Chris an der Snackbar
Die Tatsache, dass Chris ebenfalls in einem kleinen Dorf aufgewachsen war, machte ihn für den Teenager irgendwie sympathischer. Auch wenn Ben nicht ganz klar war weshalb. Vielleicht, weil er das Gefühl bekam kein Außenseiter zu sein? Er kannte es nur zu gut von Leuten in seinem Alter seltsam angeschaut zu werden, wenn sie erfuhren, dass er bei seinen Großeltern aufwuchs und das auch noch auf dem Dorf. ‘Da ist doch nichts los!’ In der Tat. Nicht viel zumindest. Und auch wenn Ben die Ruhe genoss, hätte er manchmal doch gerne etwas mehr Würze. Daher konnte er nur allzu gut nachvollziehen, was Chris gleich als nächstes zum Leben im Dorf beitrug. Ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. “Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ein bisschen Abwechslung ab und an schadet nie.” Angestrengt lauschte Ben, was der Student noch so von sich erzählte und war darauf bedacht ja kein Detail zu verpassen. Er war ein guter Zuhörer, das hieß er wollte es gern sein. Ja, doch er war es irgendwie auch. Bloß vergaß man viel schneller Dinge wieder, je stärker man sich darauf konzentrierte bloß kein Detail unter den Tisch fallen zu lassen. “Riverport ist keine schlechte Stadt.”, kommentierte er mit einem Nicken. Ja manchmal fragte er sich auch wie es wohl wäre dort zu wohnen und sich nicht nur in der Freizeit oder für die Schule dort herumzutreiben. Charlie war mit Sicherheit der Typ, der direkt umziehen würde, wenn ihre Großeltern es vorschlagen würden und vermutlich würde er auch einfach ja sagen, um seiner Schwester nicht im Weg zu stehen, aber ob es tatsächlich so viel besser war, als hier auf dem Land, konnte er für sich selbst einfach nicht beantworten. Aber vielleicht kam das ja später noch … im Moment war es doch eigentlich eh unsinnig darüber nachzudenken.
Chris riss ihn mit seiner nächsten Frage nach den Snacks aus seiner Gedankenblase. Fast hätte er völlig vergessen, dass er hier nicht alleine herum stand. “Äh … oh! … ja. Klar.” Der Lockenkopf beeilte sich einige Süßigkeiten auf einen kleinen Teller zu häufen, was viel mehr dazu diente zu überspielen, dass ihm seine geistige Abwesenheit gerade etwas unangenehm war. Er drehte sich wieder zu seinem Gesprächspartner herum und probierte dann einen der von ihm erwähnten Augäpfel. Ein wenig Überwindung kostete es ihn schon dieses überaus eklig aussehende Dings einfach in den Mund zu stopfen, weshalb er zunächst nur ein Stückchen abbiss. Da es aber ziemlich gut schmeckte, steckte er doch recht schnell den übrigen Teil dazu. “Gar nicht mal so schlecht. Also, besser als ich gedacht hätte.” Erst jetzt fiel ihm auf, dass das so klang, als hätte er eh erwartet, dass das Essen hier auf dem Fest nicht schmecken würde. “Naja ich meine, weil es doch sehr unappetitlich aussieht, oder?” Ein etwas unsicheres Lächeln folgte.
Das Gesprächsthema wurde auf seine Schwester gelenkt und Ben schaute etwas missmutig drein. “Ich weiß auch nicht recht weshalb. Eigentlich war ich mir sicher, dass wir zusammen gehen, aber warum auch immer hatte sie wohl keine Lust.” er hob und senkte etwas ratlos die Schultern. “Ich hätte sie gern dabei gehabt, weil, naja, wir sind Zwillinge und es fühlt sich immer seltsam an ohne sie.” War das jetzt zu persönlich? Machte er sich wieder zu viele Gedanken? Auch wenn er wusste, dass dem so war, war es ihm etwas peinlich, da er nun das Gefühl hatte Chris würde ihn für ein Baby halten, das es nicht auf die Reihe bekam mal alleine irgendwo hinzugehen. Um seine Hände zu beschäftigen, schob er sich noch einige Süßigkeiten langsam in den Mund. “Hast du Geschwister?” Vielleicht kannte er das Gefühl ja auch oder so ähnlich zumindest? Einen Versuch war es wert.
Chase mit Hina im Gruselkabinetts
Ein Schmunzeln schlich sich bereits auf die Lippen des Teenagers, als Hinas Stimme an sein Ohr drang, welches aber noch breiter wurde, als er den Kopf wandte und seine Mitschülerin in Augenschein nahm. Chase ging nicht sofort auf ihre eher uncharmante Begrüßung ein und musterte ihr Kostüm ebenso aufmerksam, wie sie ihn. “Es freut mich auch dich hier zu sehen, liebste Hina. Danke der Nachfrage.” Es war tatsächlich das erste Mal, dass er sie mit ihrem Namen ansprach, hatte er diesen doch aus dritter Hand erfahren. Nicht, dass es ihn störte. Allerdings stellte er gerade fest, dass er ihren Namen irgendwie sehr mochte. Kurz fragte er sich, ob das kleine Vögelchen Alma ihr auch seinen Namen gezwitschert hatte, aber eigentlich zweifelte er gar nicht daran.
Chase wollte gerade einen weiteren Schluck von seinem bereits halb geleerten Getränk nehmen, als besagtes Fräulein an ihn heran trat und den Aufdruck seines Hoodies mehr schlecht als recht nachzeichnete. Ihr süßliches Parfüm stieg ihm in die Nase, was ihm, gepaart mit der Berührung, eine leichte Gänsehaut verschaffte. Nagut, vielleicht lag es auch eher daran, dass er an das ziemlich heiße Schäferstündchen mit ihr denken musste. War im Grunde aber auch egal. Chase ließ seine Gedanken unausgesprochen, kommentierte ihre Geste auch nicht. “Und du gibst dich nicht als Teufelchen aus, weil die beiden Wörter ‘kostenlos’ und ‘Alkohol’ verlockend klangen?”, war nun seine verspätete Antwort auf ihre Meinung zu seinem Kostüm. Nur einige Sekunden später schob er jedoch noch ein paar sehr stichelnde Worte hinterher: “Oder möchtest du jemandem imponieren?” Er würde es wohl nicht unbedingt zugeben, zumindest nicht, wenn sie ihn nicht danach fragte, aber er war schon irgendwie beeindruckt. Hina war sich ganz offensichtlich mehr als bewusst, wo ihre Reize lagen. Aber das hatte er auch bei ihrem letzten Treffen schon festgestellt.
Nun nahm Chase endlich den Schluck, den er schon vor einigen Minuten trinken wollte, verschluckte sich jedoch fast daran, als das blonde Teufelchen versprach, dass er sich auch an sie kuscheln könne, falls er Angst bekäme. Er grinste breit. “Wie aufmerksam von dir.” In einem Zug trank er sein Glas leer, stellte es neben sich auf den Boden und machte einige Schritte auf sie zu. “Na dann Ladies first”, säuselte er in einem süßen Ton und machte eine theatralisch passende Geste. Gemeinsam betraten sie also das kleine Gruselkabinett. Zumindest wirkte es von außen nicht allzu groß. Dennoch war Chase wirklich gespannt, wie gut oder schlecht der Kuhkaff so ein Kabinett aufstellen konnte.
Schnell fanden sie sich in ein sehr spärlich beleuchteten Gang wieder, der von einigen geschnitzten Kürbissen und sonstigen flackernden Dekoartikeln gesäumt wurde. Gruselige Klänge aus nicht allzu guten Lautsprechern gab es natürlich auch. ”Vielleicht treffen wir ja auf den netten Herrn Serienmörder vom Schulausflug, hm?” Er bezweifelte, dass hier tatsächlich Schauspieler rumlaufen würden. Für so ein kleines Dorf war das doch sicherlich viel zu teuer. Auf jeden Fall war die Gruselstimmung auch so eigentlich ganz okay. Chase musste zugeben, dass man sich hier ordentlich Mühe gegeben hatte und er es sich deutlich schlechter vorgestellt hatte. Aber in die Hose würde er sich hier wohl nicht machen. Aus dem Augenwinkel musterte er Hina und fragte sich kurz, ob sie sich in dem kurzen Outfit nicht eher eine Erkältung holen würde. Aber hey, was kümmerte es ihn. Er war weder ihre Mutter noch in einer anderen Position, in der er in irgendeiner Art und Weise auf sie aufpassen müsste. Wenn sie meinte sie musste so rumlaufen, dann sollte sie doch. Verführerisch war das Outfit allemal, wodurch das eh schon schöne Mädchen eine absolute Augenweide war. Ungefragt legte sich ein leichtes Schmunzeln in seine Züge und der wandte den Blick wieder von ihr ab.