Beiträge von Momentsammlerin


    Menou blickte auf das Handy, das Louis ihr unter die Nase hielt und las mit unglaublicher Geschwindigkeit die Nachricht seiner Mutter. Eine Sache, die ihr das Studium gebracht hatte, war schnell und dennoch präzise zu lesen. Schließlich hatte man gerade bei der Masse an Informationen und Lernstoff nicht die Zeit, sich jedes Wort doppelt und dreifach anzusehen, um es zu verstehen. „Du bist kein seelisches Wrack“, antwortete sie, ihr Blick war weicher, ruhiger geworden. Sie war Ärztin, sie hatte mit sowas umzugehen. Und richtig darauf zu reagieren. So gut sie eben konnte. „Mit mir klappt es doch auch. Wir gehen gleich Geschenke suchen und auf der Feier sehen wir uns sicherlich auch, wenn du willst, können wir uns ja irgendwo hinstellen, wo du nicht gleich…untergehst.“ Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und blickte ihn noch weiter kurz an, bevor sie ebenfalls aufstand und ihre Reste entsorgte.
    „Muss nicht sein, ich weiß noch nicht wirklich, was passend wäre.“ Sie sah nachdenklich aus, fuhr sich über den Nacken und deutete schließlich auf einen dieser Läden, die eigentlich nur Dinge verkauften, die man verschenken konnte, wenn man sich einen Spaß erlaubte. „Wir könnten uns dort mal umsehen. Vielleicht-“ Ja, vielleicht. Vielleicht? Menou war sich nicht sicher. Schon als Kind schien sie sich immer prinzipiell die falschen Wichtelgeschenke ausgesucht zu haben, ihre Mutter kaufte sie dann schließlich, damit das Kind nicht traurig oder enttäuscht war. Dabei war das niemals Menous Intention gewesen.
    Und in diesem Laden dachten sie sicherlich, sie wären alle kreativ mit ihren Weihnachtswünschen mit einem Sexy Santa. Wie konnte man den Weihnachtsmann nur zu einem muskelbepackten Weiberhelden mutieren lassen? Menou hielt von diesen Dingen nichts. Besonders nicht, wenn es Tassen gab, die bei Wärme die Kleidung durchsichtig werden ließ. Zum Glück hatte ihre Mutter die nur einmal benutzt, nachdem sie sie geschenkt bekommen hatte…
    Sie ging gemeinsam mit Louis schließlich erst einmal von den Tischen weg, immerhin war das momentan ein wenig ungünstig. Der Plaza schien sich immer mehr zu füllen, Geschenke mussten gekauft werden, allerdings nicht ohne Stärkung vor der Shoppingtour. So ähnlich war es schließlich auch bei Louis und Menou gewesen. „Geschenke für Fremde zu kaufen, sollte nicht so schwer sein“, meinte sie noch bevor sie überhaupt ein Geschäft betreten hatten. Allerdings war ihr Wichtelpartner auch gewiss nicht einfach zu beschenken.


    Kyle war sich nicht sicher, ob er froh sein sollte, dem Gespräch mit Bianca entkommen zu sein. Tatsächlich hatte sie ihn sogar zurückgelassen, war verschwunden, nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatte. Und obwohl Kyle es besser wusste, hatte es nach einem endgültigen Abschied geklungen, als würde er wieder gehen und nie wieder zurückkehren, als wäre das in Ordnung für sie. Vielleicht hatte sie damit abgeschlossen, all die Geschehnisse, ihre gesamte Geschichte war schon furchtbar lange her. So lange, dass Kyle sich wünschte, dass auch er vergessen konnte, vielleicht tatsächlich einfach verschwinden, ohne je wieder einen Gedanken an all das hier verschwenden zu müssen.
    Nie wieder an all die Toten zu denken, an Cammy, an Bianca. Sie hatte eine Freundin verloren, ihre Zofe, ihre Vertraute. Kyle war sich sicher, dass sie geweint hatte, doch er war gegangen. Was hätte er auch tun sollen? Ihr seine Schulter anbieten, selbst geschwächt von den Ereignissen, selbst so fragil wie eine Vase in Kinderhänden? Es war schließlich nicht so, dass Kyle nicht weinte, oft genug war ihm nach Tränen zumute. Und oft genug verspürte er die Furcht, die seinen Rücken hinaufkroch, die drohte, ihn zu lähmen, ihn zu verschlingen. War es so weit gekommen, dass er bereits zuließ, dass Träume ihn zerstörten?
    Und nun hatte es ihn in den Gasthof verschlagen. Nicht zum Wohnen, zum Schlafen, zum Ausruhen. Stattdessen ging er in Richtung des Kellers, zur Bar. In einem Bett würde er wachliegen, doch vielleicht konnte ihn etwas Alkohol genug ablenken. Kein Besäufnis, kein Gelage, nur so viel trinken, dass er eventuell traumlos durch die Nacht – oder den Tag – kommen würde. Nur einen Schluck, er vertrug nicht besonders viel, manchmal half es ihm. Meistens nicht.
    Doch er schüttelte den Gedanken ab, schickte ihn fort und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Seine Haare waren mittlerweile getrocknet, seitdem er aus dem Badehaus verschwunden war, war auch eine Weile vergangen. Er sollte sich vielleicht doch ein Zimmer nehmen, doch trotz Müdigkeit war nun nicht mehr an Schlaf zu denken, er hatte noch etwas vor und wusste, wie es enden würde, würde er sich nun hinlegen und krampfhaft versuchen, seine müden Augen auszuruhen. Er musste aussehen wie eine dieser Kreaturen, von denen man Kindern immer erzählte. Ein Wunder, dass Bianca es so lange mit ihm ausgehalten hatte – andererseits war es auch ein Wunder, dass er es mit ihr so lange ausgehalten hatte.


    Bianca ging es nicht gut. Kyle sah es ihr an, blickte ihr in die Augen undkonnte sehen, was mit ihr los war. Sie müde sie war, wie ausgelaugt, wie leer. Sie schien keine Kraft mehr zu besitzen, schien sich so zu fühlen wie er, obwohl er sich sicher war, dass sie des Nachts zumindest die Augen schließen und Träume träumen konnte, die sich nicht wie heißes Eisen in ihr Gedächtnis einbrannten. Sie wurde nicht von Gestalten verfolgt, die versuchten, ihr das Leben zu erschweren. Sie leiden ließen. Hieß das nicht sogar, er tat sich das selbst an?
    Er blickte sie an, stand zwischen dem Drang zu fliehen und bei ihr zu bleiben, obwohl seine Anwesenheit es für beide noch schlimmer machte. Er sprach nicht, antwortete ihr nicht auf ihre Vermutung, dass er nicht darum bitten würde, gerettet zu werden. Sie hatte recht, das wusste sie. Ein wenig kannte sie ihn noch, er hatte sich nicht vollkommen verändert. Ebenso wenig wie sie.
    Die Stimmung war gekippt, sie zogen sich nicht mehr auf und sie beide dachten in dieselbe Richtung. Das Gespräch wurde ernster, obwohl es das bereits von Anfang an gewesen war, getarnt hinter Worten, die den anderen anstacheln sollten, allerdings niemals verletzten.
    Kyle musterte die junge Dame vor sich, sobald sie den Kopf erhob. Sie schien eine Entscheidung gefasst zu haben, eine, die für sie beide in diesem Augenblick besser war. Er ahnte es und es war kein Untergang, selbst wenn er dem Ende dieses Gesprächs mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Erleichterung und Bedrückung, Verbitterung. Sie würde gehen, er würde gehen und bis sie einander erneut begegneten, konnte viel Zeit vergehen. Kyle wusste nicht, ob er das wollte, momentan wusste er gar nichts. Er stand da und wartete, hatte das Gespräch noch weiter andauern lassen, und gleichzeitig auch beenden wollen. Es war schwer.
    „Ich gehe nicht mehr“, antwortete er noch, während er spürte, dass sie ihn auf die Wange küsste. Beinahe wollte er zurückzucken, sie von sich stoßen und sagen, sie solle ihn nicht mehr berühren, dabei verstand er nicht, weshalb er so reagieren sollte. Er war überfordert. Denn gleichzeitig hatte er es vermisst. Hatte er Bianca vermisst? Nein. Glaubte er. Er sollte nicht mehr darüber nachdenken. Aber er hatte die Gespräche vermisst, die vertrauten Gesichter. Selbst Biancas, obwohl es so kompliziert zwischen ihnen war und er nicht einmal verstand, weshalb sie ihn berührt hatte. Er hatte gedacht, dass es diese Barriere zwischen ihnen gäbe, eine Hürde, eine Mauer, die niemals durchstoßen werden sollte, weil sie nicht wussten, wie sie nun miteinander umgehen sollten. Und doch hatte sie ihn auf die Wange geküsst und war gegangen. Hatte sich verabschiedet, falls er für immer gehen sollte. Schon wieder.
    Kyle schloss für einen Moment die Augen, nur für Sekunden, bevor er sie aufriss und mit schnellen Schritten in die Umkleide ging und seine Kleidung wieder anlegte. Bianca war schon fort und bevor er einschlief und ertrank, machte er sich auch auf den Weg. Er wusste noch nicht wohin, wen er als nächstes treffen würde, doch nichts würde so kompliziert werden wie seine Begegnung, sein Gespräch mit Bianca.~


    Menou konnte nicht ahnen, dass Louis‘ Selbstbewusstsein einem Supergau unterlag, der es beinahe vollkommen zerschmetterte. Wie auch? Sie hatte bemerkt, dass sie abwesend gewesen war, doch wenn sie einmal weg war, verlor sie auch ihr Zeitgefühl. Sie hätte eine halbe Stunde dort stehen und nachdenken können. Doch nichts war so extrem wie eine Zeichnung. Wenn sie zeichnete, malte, kreativ wurde, ging bei Menou gar nichts mehr. Und wenn man sie zwingen wollte, zurückzukehren, würde man wahrscheinlich doch nur einen giftigen, hochgefährlichen Blick abbekommen. Es sei denn, sie hatte einen guten Tag, dann wäre es eventuell in Ordnung.
    „Weihnachten ist schön. Harmonisch und warm und voller Lichter.“ Sie grinste, während auch sie begann zu essen. „Überall riecht es nach Essen, Wald und knisterndem Feuer. Ich liebe Weihnachten.“ Auch wenn das, was sie gerade aß nicht so wirklich zum Thema passte. Vielleicht sollte sie sich nachher noch ein paar Zutaten kaufen, um Kekse zu backen. Mit Zimt vielleicht. Zimt war immer gut.
    Gedanklich erneut über Wichtelgeschenke nachdenkend, hörte sie Louis weiterhin zu. „Keine Topfpflanzen also?“, fragte sie nachdenklich. „Ein Kaktus wäre auch nicht schlecht. Aber vielleicht etwas unpassend für die Jahreszeit…“ Es war schwerer als sie erwartet hatte, ein Geschenk zu finden, besonders für diese Person, der sie noch niemals begegnet war. Woher sollte sie wissen, was Fremden gefiel? „Essen klingt gut! Vielleicht verschenke ich Süßigkeiten. Aber das ist so unkreativ.“ Nicht, dass Topfpflanzen so kreativ waren, allerdings konnte man damit noch ein wenig was anstellen, sie verzieren oder so ähnlich.
    Sie zuckte stark zusammen, als Louis auf sein Handy blickte und sich anhörte als hätte er erfahren, dass der Weihnachtsmann gar nicht existierte. Oder noch schlimmer – dass er existierte und dieses Mal eine andere Route flog und Riverport ausließ. „Was ist denn?“, fragte sie ihn irritiert und strich sich eine Haarsträhne zurück. „Ist etwas passiert? Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir zusammen losgehen, vielleicht kannst du mir beim Wichtelgeschenk helfen, aber…“ Sie wollte ihn natürlich nicht dazu drängen und außerdem könnte ja etwas Furchtbares geschehen sein, sodass er weg musste. Dann würde sie eben allein losgehen müssen…


    Das Gespräch zog sich in die Länge, zehrte von ihm und seiner Kraft. Er wusste, dass er später ausgelaugt sein würde, müde, zu müde, um klar denken zu können und doch noch immer nicht müde genug, um zu schlafen. So ging es seit Tagen, Wochen, vielleicht Monaten. Er hatte sein Zeitgefühl verloren. Wie lange war Cammy schon tot?
    Und wenn er schlief, wurde er verfolgt. Verfolgt von Albträumen und Nachtmahren, Wesen, die ihn quälten und ihn niemals genesen ließen. Wie sollte er vergessen, was gewesen war? Jemals loslassen können? Er hing an Cammy, weil sie stets bei ihm war. Auf jedem Weg begleitete sie ihn, hielt sich an ihm fest, damit er sie niemals vergaß. Und Bianca – Bianca.
    Bianca wollte er nicht vergessen. Das hieß, doch, er wollte es und gleichzeitig auch nicht. Er konnte nicht, weil es endgültig wäre. Eigentlich wäre es am besten, würde er beide nicht vergessen, weder Bianca noch Cammy, doch die Gedanken schmerzten ihn und er würde niemals zur Ruhe kommen. Vielleicht würde er kaputt gehen. Durch sein Verschwinden hatte er sich auch den letzten Rest Freundschaft zerstört, der noch geblieben war.
    Seine ehemalige Liebste, das blauhaarige Biest, die adlige Schönheit, sie stand vor ihm und sie redeten. Nicht wie in alten Zeiten und doch ganz genau so. Hatte sich etwas verändert? „Mag sein“, stimmte er zu, klang etwas abwesend, während er sie musterte. Oder sah er durch sie hindurch? „Aber es bleibt nicht unbedingt ein bleibendes Urteil. Wir nehmen es wahr, aber es ändert nicht zwingend unsere Meinung über einen Menschen.“ Kyle senkte kurz den Blick, Müdigkeit überfiel ihn. Aber er wollte nicht gehen, konnte nicht gehen. Nicht jetzt. Nicht schon.
    „Du siehst doch sowieso beinahe alles als ein Kompliment an. Das überrascht mich also nicht.“ Er bestritt nicht, dass es als Kompliment gemeint war, das wäre unsinnig – schließlich stimmte es. Allerdings würde er es auch nicht zugeben, ihr nicht diese Genugtuung vergönnen.
    „Nicht?“, fragte er wenig überrascht. Er hatte den Blick erneut auf sie gerichtet, doch nun wandte sie sich ab. Er fragte nicht nach, weshalb sie auf das Wasser sah, ob sie etwas versteckte, eine mögliche Reaktion auf seine Worte vielleicht. Er musste es nicht wissen, nicht unbedingt.
    Ihm lag es auf der Zunge, etwas zu erwidern. Warum denkst du das? Ich bin nicht immer der, der andere retten kann. Besonders im Moment würde es ihm schwerfallen. Er könnte sich in diesen verstreichenden Sekunden wahrscheinlich nicht einmal selbst retten. Er versank nicht im Selbstmitleid und er sprach diese Gedanken nicht aus, doch er fragte sich, ob sie dachte, er sei gesund. Das war er nicht. Er war kaputt und verbraucht und ausgebrannt. Er brauchte einfach eine Zeit, bis er wieder bei Kräften war. Irgendwann war er es wieder. Vielleicht half es ihm, zurück zu sein. Vielleicht würde seine Rückkehr alles noch schlimmer machen. Die Zeit würde es zeigen.


    Mit großen Augen und kleinen, bedachten Schritten betrat Chocola den Spielplatz. Hier war sie noch nie gewesen, sie verstand gar nicht, warum. Dies schien ein Ort der Freude zu sein, ein Paradies, eine völlig neue Welt! Hier konnte sie eine Prinzessin sein, ein Pirat auf der Suche nach einem Schatz, sicherlich sogar ein Maulwurf, der versucht, sich ein sehr komplexes Tunnelsystem zu bauen! Alles erschien ihr riesig und fremd und neu.
    Anfangs noch ein wenig zögerlich, nun aber von der Neugier gepackt, lief Chocola quer über den Spielplatz. Ihre Füße versanken im Sand, sodass sie aufpassen musste, dass kein Sand in ihre Schuhe kam, das Gefühl mochte sie nicht. Von weit, weit weg hörte sie andere Kinder, und sie überlegte, zu ihnen zu gehen, entschied sich allerdings dafür, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen. Sie hatte schließlich nicht umsonst den ganzen Weg aus dem Waisenhaus auf sich genommen!
    Chocola tapste also weiter durch den Sand, lief an der Kletterwand entlang und konnte es schließlich nicht mehr erwarten, die anderen kennenzulernen. Ob sie wohl nett waren? Sie vielleicht sogar mitspielen ließen? So schnell sie ihre Beine trugen – und das war wirklich ziemlich schnell, sicher war sie sogar schneller als diese riesigen Katzen im Fernsehen! – rannte sie auf die Kinder an der Schaukel zu. Zwei Mädchen und ein Junge, aber sie konnte nicht sagen, ob sie nett aussahen. Zwei der beiden schaukelten nämlich und das ziemlich hoch, sodass sie die beiden schon mal kaum erkennen konnte. „Hallo“, sagte sie und winkte noch während sie auf die drei zu lief. Als sie zum Stehen kam, musste sie erst einmal tief Luft holen, grinste dann aber fröhlich. „Kann ich mit euch spielen?“ Sie sah gespannt zwischen ihnen hin und her, bevor sie hinzufügte: „Ihr schaukelt aber hoch! Das macht bestimmt Spaß!“

    Oh mein Gott, ich hab's geschafft, ich hab's geschafft!


    Name:  Chocola Malone
    [IMG:http://fc03.deviantart.net/fs7…incesslettuce-d85i8su.png]
    Altersstufe: Kind
    Geburtstag: 09.August
    Größe: 1,26m
    Familienstand: Waise
    Familie: Chocolas Eltern starben vor einigen Jahren bei einem Unfall, Details kennt sie allerdings nicht. Man erzählte ihr, dass sie ursprünglich aus Alaska stammte. Die einzig lebende Verwandte Chocolas lebte in Deutschland, eine krebskranke Frau, die kurz nach ihrem Einzug bereits verstarb. Chocola selbst kann sich kaum an ihre Familie erinnern.
    Herkunft: Ihre Wurzeln liegen in Alaska, wo ihre Familie bereits seit Generationen lebte. Nach dem Tod ihrer Eltern zog sie allerdings zur letzten lebenden Verwandten, einer Frau mittleren Alters in Deutschland, die vor einigen Jahren ausgewandert war. Allerdings erkrankte diese an Krebs und da Chocola noch sehr jung war, blieb sie in Deutschland und wurde in einem Waisenhaus untergebracht.
    Info: Bereits seit einigen Jahren verbringt Chocola ihr Leben als Vollwaise, ein Mädchen ohne Eltern, ohne Familie. Bevor sie im Waisenhaus Mondlicht Zuflucht fand, wurde sie in anderen herumgereicht wie Ware, die keiner haben wollte, doch nun scheint sie einen Platz gefunden zu haben, an dem sie bleiben kann. In Riverport fühlt sie sich wohl und kann auf eine schöne Kindheit hoffen, ein Wunsch, der sich hoffentlich erfüllen wird.
    Job: Schülerin der Grundschule
    Charakter: Chocola ist ein kleiner Sonnenschein, ein Mädchen, das für beinahe jeden Spaß zu haben ist. Sie lernt gerne neue Leute kennen, ist neugierig und meist auch aufgeweckt. Chocola strahlt Lebensfreude aus, auch wenn sie wie so viele Mädchen auch mal zickig oder trotzig sein kann. Dennoch ist sie absolut liebenswert und fantasievoll, vielleicht könnte man sie auch als verspielt beschreiben. Chocola ist zudem ein kleiner Sturkopf, recht mädchenhaft und gefühlvoll, sodass sie auch ein gewisses Maß an Empathie besitzt und selbst auch zeigt, wie sie sich fühlt.
    Hat sie Freunde gefunden, ist sie für diese da, komme was wolle, mit ihr kann man Pferde stehlen. Sie hat nichts dagegen, im Mittelpunkt zu stehen, sucht aber nicht krampfhaft nach Aufmerksamkeit, gibt man sie ihr allerdings, beklagt sie sich gewiss nicht. Vorausgesetzt, es ist positive Aufmerksamkeit. Chocola ist zudem weder ein rebellisches noch ein braves Mädchen, sie schlägt manchmal etwas über die Stränge, übertreibt es aber niemals maßlos. Sie ist teilweise ziemlich frech, hat aber einen Hundeblick, der ihr oftmals zugute kommt und mit dem sie so mancher Schimpferei schon entkommen ist. Letztlich ist Chocola zwar ein eher ehrliches Mädchen, aber das heißt nicht, dass sie niemals Notlügen erzählt oder nicht alles tut, um Strafen zu entgehen, ein Hundeblick und ein vorgetäuschtes Schuldbewusstsein machen sie also auch zu einer guten Schauspielerin.
    Vorlieben: Chocola hat eine Vorliebe für Süßigkeiten und Naschereien, liebt aber auch Erdbeeren über alles. Sie findet außerdem flauschige, niedliche Tiere toll, mit denen man gut kuscheln kann. In ihrem Zimmer hat sie einige Stofftiere, die sie lieb hat, besonders gern hat sie einen Teddy namens Angel. Ansonsten braucht sie nicht zwingend stets neue Kuscheltiere, ihr reichen die, die sie hat. Desweiteren mag Chocola den Strand und das Meer und gutes Wetter, allerdings gibt es für sie nichts Besseres als schönen weißen Schnee.
    Abneigungen: Was Chocola hingegen nicht mag, sind Prozellanpuppen, Clowns und Gewitter, vor diesen drei Dingen hat sie sogar Angst. Spinnen und Insekten findet sie einfach wirklich widerlich, sie läuft aber nicht schreiend im Kreis, wenn sie ein solches Tier entdeckt. Eine weitere Abneigung wäre die gegen Blattspinat oder bittere Dinge, auch Kokosmilch findet sie furchtbar, wenn sie das Fruchtfleisch auch eigentlich mag. Chocola mag es zudem nicht, wenn sie wie ein Kleinkind behandelt wird oder sie Ärger bekommt.
    Wohnort:  Königsstraße 1 "Das Waisenhaus Mondlicht"
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    Den Kopf leicht zur Seite geneigt und ihr Haar auf der Wange spürend folgte Menou Louis‘ Blick zur der Türe in ihrer Hand. Sie raschelte leise, als sie sie ein wenig anhob, doch dieses Geräusch ging in der Lautstärke der Masse um sie herum unter. „Ja“, bestätigte sie ihm mit einem freudigen Funkeln in ihrem Augen. Allein diese Frage war ihr Antwort genug, doch das laute Knurren seines Magens ließ sie sich sicher werden.
    Zunächst allerdings warf sie einen verstohlenen Blick über ihre Schulter – nicht, dass ein Grizzlybär sich entschied, seine Fänge im Fleisch ihrer Halsbeuge zu vergraben. Menou vermutete, dass sie besser schmeckte als sie aussah. Saftiger. Dabei war sie ein hübsches junges Ding, doch besonders viel dran war an ihr nicht. Vielleicht eher ein Gourmethappen? Ein Häppchen? Es wäre sicherlich interessant, in der Haut eines Bärs zu stecken – nein, im Fell. Und darunter kam die Haut, beides verbunden, nicht wahr? Vielleicht sollte sie malen. Ein Bild malen, durch die Augen eines Bären, die pelzigen Pranken verklebt vom-
    Sie wurde von Louis in die Realität zurückgeholt. Zunächst hört sie nur seine Stimme, vage Worte, deren Sinn sie nicht verstand. Doch sie reagierte schnell, antwortete ihm, indem sie nickte und sich kaum etwas von ihrem Ausflug anmerken ließ. „Tische“, murmelte sie, ein weiteres Nicken folgte. „Ja, setzen wir uns.“ Der riesige Weihnachtsbaum war ihr nicht aufgefallen, sie bemerkte ihn erst jetzt, als sie beide sich in die Richtung mehrerer Tische und Bänke begaben. Nicht ruhig, aber ein Tisch. Aus Holz. Solide und mit zwei Stühlen, mehr brauchte sie gerade nicht, um zufrieden zu sein.
    „Bald ist schon Weihnachten.“ Sie grinste. Weihnachten war schön, auch wenn sie nie den Sinn dahinter verstanden hatte, an einen großen, bärtigen Mann zu glauben. Sie hatte es als Kind selbst getan, doch verstanden hatte sie es nie. „Oh“, machte sie, sobald sie die Tüte auf den Tisch gestellt und sich hingesetzt hatte. Heute war es soweit, nicht wahr? Sie hatte sich beim Wichteln beworben, einem Projekt, um Menschen eine Freude zu machen. Sich gegenseitig zu beschenken. Schnell zog sie ihr Handy hervor und tatsächlich – eine neue Mail!
    Wen sie wohl bekommen hatte? Sie studierte intensiv einen kurzen Steckbrief. Nicht ganz leicht, doch sie war eine Künstlerin. Mit Sicherheit würde sie ein wunderbares Geschenk finden! Sie war bereits im Einkaufszentrum, vielleicht würde Louis ihr helfen. „Hm“, machte sie, während sie die beiden Behälter hervorzog und ihm einen hinüberschob. „Ich brauche ein Geschenk. Zum Wichteln, meine ich.“ Sie sah nachdenklich aus, zwirbelte eine Haarsträhne um den Finger und betrachtete dabei abwesend Louis‘ Gesicht. „Eine Topfpflanze vielleicht. Menschen mögen Topfpflanzen. Oder?“


    Majo hatte sich zu Darren und Dan gesetzt und versuchte beinahe verzweifelt, diese schreckliche Musik aus dem Kopf zu bekommen. Entnervt verdrehte sie die Augen und überschlug ihre Beine, als auch schon die erste Frage kam. Nur verschwand Darren, bevor sie ihm überhaupt antworten konnte, um Getränke zu holen – und kam nicht wieder.
    Großartig. Ließ er sie mit dem Pudel alleine und auf Getränke konnte sie also sicherlich auch noch warten. „Da waren es nur noch zwei“, antwortete sie und blickte zu Darren, der sich nun mit einer Frau an der Bar unterhielt. Sie zog die Augenbrauen zusammen, wandte sich aber schließlich ihrem zweiten Gesprächspartner zu. War ihr doch egal, wo er sich rumtrieb, schade war es nur um die Getränke! Es war schließlich nicht so, dass sie das Gespräch mit ihm ganz angenehm gefunden hatte. Und auch Dan nervte sie natürlich viel mehr als dass sie ihn in Ordnung fand. Ganz eindeutig!
    „Ich wohne hier schon eine Weile. In so einer WG mit meiner Cousine und irgendwelchen Frauen, mit denen ich nicht mal viel zu tun habe.“ Sie spielte kurz mit einer ihrer Locken und warf die blonde Haarpracht dann zurück, bevor sie ihn weiter ansah. „Als ich die Chance hatte, herzuziehen, habe ich das sofort gemacht. Und du? Weshalb wolltest du unbedingt her?“ Immerhin war das hier lediglich das kleinere Übel, ein Neuanfang, mehr oder weniger zumindest. So musste sie ihre Tante nicht mehr sehen, die scheinbar auch kein Interesse hatte, ihre Nichte und die eigene Tochter zu suchen. Umso besser!


    Klaus hob zugegebenermaßen etwas irritiert die Augenbrauen in die Höhe. Natürlich konnte er nachvollziehen, wenn man seinen Namen milde belächelte, schließlich hörte man einen derartigen nicht jeden Tag, doch dass seine Gesprächspartnerin sich so gehen ließ und so sehr lachte, dass sie zu weinen schien, gab ihm zu denken. Vielleicht hatte sie etwas zu tief ins Glas geschaut? Klaus konnte es sich nicht vorstellen, das würde er wohl bemerken, allein am penetranten Alkoholgeruch, der ihm glücklicherweise nicht in die Nase drang.
    „Nun“, gab er zu, „zum Teil schon, ja. Allerdings scheinst du es besonders lustig zu finden.“ Er runzelte skeptisch die Stirn, hörte ihr allerdings zu. Sie erwähnte ihren Namen, eine Information, die nicht ganz unpraktisch zu erfahren war.
    Suiren. Ein ungewöhnlicher Name, zumindest hatte er ihn noch nie gehört. Zumindest hieß sie nicht Valentina und nannte sich ‚Vodka‘. Vielleicht hätte Klaus sich dann gefragt, was in dem Whiskey gewesen wäre, den er getrunken hatte. Oder ob er Medikamente untergejubelt bekommen hatte, irgendwelche Drogen. Das in Kombination mit Alkohol war sicherlich nicht sonderlich gesund.
    Als sie auf ihr ursprüngliches Thema – das Geld – zurückfiel, zog er die Augenbrauen erneut zusammen. Sagte sie, dass sie sich Freundschaften erkaufte? Er hielt es nicht für sonderlich normal, die Freunde mit Geschenken zu überschütten, nur, weil sie es konnte. Da fragte er sich, was sie für Freunde hatte, wenn die sich ohne schlechtes Gewissen von ihr verwöhnen ließen. Vielleicht finanzierte sie ihnen das Leben? Hatten sie keinen Stolz? Klaus konnte nicht umhin, so zu denken, er hielt nicht besonders viel davon, Geld und Geschenke in Übermaßen anzunehmen. Er brauchte es nicht, doch ihre Freunde wahrscheinlich viel eher – konnten sie ihr noch widersprechen, ohne den Verlust des Geldes zu befürchten?
    Nichts davon sprach er aus, es ging ihn letztlich nichts an, doch sie sprach über ihre Freunde, als wären es Tiere. Klaus hatte nicht viele Freunde, darauf legte er es allerdings auch nicht an. Er musste Menschen respektieren und darauf vertrauen können, dass sie vollkommen überzogene Geschenke ablehnen würden, um sicher zu sein, dass sie ehrlich ihm gegenüber waren. Taktvoll und höflich, aber ehrlich. „Ich habe geerbt“, bestätigte er, „allerdings arbeite ich zusätzlich. Ich halte nichts davon, sich auf bloßem Erbe auszuruhen, ich habe noch vor, eine eigene Firma zu eröffnen, vielleicht in eine andere zu investieren. Vielleicht werde ich Aktionär.“ Er schien kurz nachdenklich, machte dann eine ausholende Geste mit der Hand. „Es gibt viele Möglichkeiten, aber ein Erbe scheint kein besonders anspruchsvoller Beruf zu sein. Das kann jeder, es gehört lediglich Glück dazu.“


    Kyle brauchte Bianca nur ansehen und er konnte zumindest grob erraten, was sie dachte. In welche Richtung ihre Gedanken gingen. Ihrem Blick nach zu urteilen stellte sie sich im Moment höher als andere Menschen, doch das war nicht besonders schwer gewesen. Schließlich dachte sie oft genug daran, Kyle wusste das, auch wenn sie sich entfremdet hatten.
    Anscheinend waren sie noch nicht fremd genug, sonst wären sie aneinander vorbei gegangen, den Blick gesenkt, vielleicht hoch erhoben und durch den anderen hindurch blickend. Aber es war immer noch etwas da, irgendetwas, was sie beiden anzog wie die Motten das Licht, auch wenn er sich weigerte, an positive Gefühle zu denken. Es war lediglich die gemeinsame Geschichte, die sie hatten, die Vergangenheit, die sie beide hinter sich lassen wollten und nicht konnten. Weil sie am Ende eben doch nicht wollten. Doch Kyle wusste das noch nicht, ebenso wenig wie Bianca das bereits herausgefunden haben dürfte.
    Nein“, antwortete er ihr ohne zu zögern und schüttelte den Kopf, um diese Aussage zu unterstreichen. „Ich stelle Vermutungen auf. Ich weiß nicht, ob mein Urteil über dich immer noch gerechtfertigt ist.“ Sein Urteil, dass er vor seinem Verschwinden gefällt hatte, seine Meinung über Bianca. „Ich kann nicht einfach über dich urteilen.“ Kurz musste er dem Drang widerstehen, einen Schritt auf sie zuzugehen, konnte sich aber beherrschen und bewegte sich nicht einen Millimeter in ihre Richtung.
    Er brauchte allerdings eine Weile, um auf ihre nächste Aussage zu reagieren, sah sie unverwandt an und erwiderte ihren Blick. „Ich würde dir gerne ein Kompliment deswegen machen“, murmelte er. „Aber ich lasse es. Du brauchst es nicht und es würde nichts bringen.“ Er grinste noch immer nicht. „Zumal ich es anscheinend doch nicht so sehr will, wenn ich es nicht tue.“ Doch, eigentlich wollte er. Aber er würde ihr das nicht zeigen, würde sich nichts davon anmerken war. Bianca war nicht die einzige, die sich unter Kontrolle hatte, Kyle hatte dazu gelernt.
    Ich stelle mich dir in den Weg, wenn ich aus dem Bad steige? Das nächste Mal bleibe ich am besten sitzen, dann kannst du dich revanchieren und mich retten, wenn ich aus dem Wasser gezogen werden muss.“ Er allerdings nicht, weil er hinein gefallen, sondern zu lange drin geblieben war. Und das war immerhin schon ein ziemlicher Unterschied, da er ihretwegen sitzen bleiben würde. Müssen würde. Er würde es nicht tun, natürlich nicht, er wollte nur die Stichelei ein wenig weiter fortführen. Alles andere wäre seltsam zwischen ihnen, sonst würden sie sich anschweigen und trotzdem nicht gehen können.
    Es war ihm egal, dass sie einen der Wege zwischen den Bädern blockierten. Sollten die anderen an ihnen vorbeischwimmen, am besten wäre es, es würde niemand ihr Gespräch mitbekommen. Es ging keinen etwas an, im Moment fühlte er sich, als wäre diese Situation so unglaublich intim, dass… Ja, dass was? Er sollte gehen. Er sollte wirklich endlich gehen, sonst würde das Gespräch niemals enden, aber er konnte nicht. Nur ein Gedanke streifte in diesem Augenblick durch den Kopf.
    Noch nicht.


    Menou freute es sehr, ihren Gesprächspartner lachen zu hören, sogar mehr, als sie gedacht hätte. Es war, als würde zumindest ein Teil seiner Nervosität und auch seiner Angst von ihm abfallen, sodass sie den Händedruck hinter sich brachten. Seine Hand fühlte sich nicht einmal nach totem Fisch an, wie es oft der Fall war, weil einige Menschen den Sinn hinter dieser Begrüßung nicht verstanden. Hielten ihre Hand hin und zogen wie wieder weg, sobald die Handflächen sich auch nur ansatzweise berührten. Was war so schwer daran, einen geringen Druck auszuüben?
    „Freut mich auch, Louis“, grinste sie, sobald er sich endlich vorgestellt hatte. Nun kannte sie also seinen Namen, immerhin, man konnte das sicherlich als eine Art Fortschritt bezeichnen, nicht wahr? Gerade als eine unangenehme Art der Stille zwischen ihnen entstand, weil keiner der beiden so recht wusste, was sie nun sagen sollten, knurrte Louis‘ Magen. Sie runzelte die Stirn und grinste.
    „Ich würde dich nur ungern aufhalten“, sagte sie, blickte dann auf die Tüte in ihrer Hand. „Ich habe aber auch noch was zu essen vom Restaurant. Unberührt. Meine Begleitung hat mich sitzen lassen, jetzt habe ich gleich zwei. Wenn du möchtest…“ Sie zuckte die Schultern und sah ihn nun fragend an. Ihre Anspielung dürfte er sicher verstehen, er war zwar seltsam und sozial unbeholfen – und wie! –, aber blöd war er auch nicht. Sie musste sicherlich nicht jedes Wort ganz genau aussprechen, damit er es verstand. Hoffte sie.
    Ansonsten wüsste sie auch nicht, was sie als nächstes tun sollte. Sie könnte nach draußen gehen und erneut umherlaufen, allerdings würde sie so nie einen Ort finden. Höchstens mit etwas Glück und nachdem sie mindestens eine halbe Stunde umhergeirrt war. Sie würde sich also auch noch bei anderen durchfragen müssen. Gerade hoffte sie aber eigentlich nur, dass er ganz eventuell doch zustimmen würde.


    Klaus wartete sogar einigermaßen geduldig auf ihre Antwort, musste allerdings bereits ein wenig lächeln als sie ihn zitierte. Sie wirkte sympathisch auf ihn, eine angenehme Gesprächspartnerin, alleine, weil sie nicht wirkte, als hätte sie hier im Wald spontan ein paar Pilze gesammelt und verspeist. Er konnte sich vorstellen, dass das wirklich einige taten. Furchtbar dumme Leute. Und da konnte ihm wohl auch niemand widersprechen.
    „Deine Gucci-Stiefel“, wiederholte er, warf einen kurzen Blick nach unten und besah sie sich. „Solange du das Geld hast, ist es ja in Ordnung.“ Er hätte auch nicht angeboten, ihr neue zu kaufen, schließlich war sie in ihn hinein gelaufen, doch das schien nun kein Problem mehr darzustellen, umso besser. „Geld ist ein nützliches Gut, nicht wahr? Ein Leben im Luxus führen zu können… Der Neid macht es noch besser, findest du nicht auch?“ Er hatte spontan entschieden, sie zu duzen, ein Sie wäre in dieser Situation unpassend gewesen.
    Er nickte auf ihren letzten Kommentar hin. „Ja. Und jetzt sind wir zu zweit allein, soweit das denn möglich ist. Es freut mich, dich kennenzulernen.“ Er grinste tatsächlich ein wenig und hielt seine Hand hin, „mein Name ist Klaus von Rosengold.“ Und obwohl er seinen Namen mochte, war ihm deutlich bewusst, dass er gerade ein wenig lächerlich wirkte. Da stand ein Mann mitten im Wald und stellte sich so vor, kurz nachdem sie sich über Gucci-Stiefel unterhalten hatten.
    Klaus war nicht der Typ Mann, der sich über jede neue Bekanntschaft freute und auch jetzt machte er keine Luftsprünge, doch es war immer noch verhältnismäßig ruhig und er hätte schlechtere Gesellschaft haben können. Deutlich schlechtere. Also sollte er vielleicht sogar dankbar sein, dass es nur diese Frau war.


    Majo hob ihre Augenbrauen ein wenig in die Höhe, grinste dabei selbstgefällig, wirkte allerdings insgesamt weniger feindselig oder genervt als zu Anfang. „Damit habe ich gerechnet. Sicherlich deine Lieblingsfarbe.“ Sie sah von einem zum anderen und wieder zurück und seufzte ebenso tief wie Darren es eben noch getan hatte. „Das Problem ist, dass sie so anstrengend sind, dass ich ihnen am liebsten an die Gurgel gehen würde. Diese Musik macht eben aggressiv, dich etwa nicht?“ Sie runzelte die Stirn. Er sollte nichts Falsches sagen, allerdings glaubte sie nicht, dass er auf mit billigen Rhythmen aufgepimpte Schnulzen stand, zu denen man herrlich gut trinken konnte, weil es nicht anders ging, um das alles irgendwann ausblenden zu können.
    „Ein Café?“, fragte sie dann. „Schön harmonisch und still in einer Ecke sitzen und ein wenig Gebäck knabbern?“ Sie schnaufte kurz und schüttelte ihren Kopf, sodass ihre Locken flogen. „Nein! Ich führe euch in eine Bar aus, einer von euch sollte mit als Dank einen ausgeben. Und für die richtige Stimmung sind Sitzecken da, ansonsten kann ich nachhelfen.“ Sie zwinkerte besonders in Dans Richtung und wackelte kurz mit den Augenbrauen, bevor sie durch den Sand in Richtung Bar stolzierte, wissend, dass die beiden anderen ihr folgen würden.~


    [Einer von euch lässt die drei dann sicherlich ankommen, nicht wahr? :>]


    Menou konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, was genau mit dem Fremden los war, besonders, weil er so schockiert reagierte, als sie sagte, sie würde Lost kennen. War das etwa so ungewöhnlich? Es war doch lediglich eine Fernsehserie, eine gute sogar, die sie eben mehr oder weniger regelmäßig angesehen hatte. Alle Folgen kannte sie nicht, aber eben so einige und es war ganz nett anzuschauen. Sie verstand nicht, weshalb er da so ein großes Ding draus machte, weshalb sie nur kurz nickte.
    Als er dann so aussah, als würde er gleich einen hysterischen Anfall bekommen, weitete sie ihre Augen und wollte gerade zu einer Entschuldigung und beruhigenden Worten ansetzen, doch er sprach ganz plötzlich und noch bevor sie ein einziges Wort herausbekommen konnte. „Nerdig?“, fragte sie ihn. „Nein, finde ich nicht. Das Wort klingt außerdem ziemlich beleidigend.“ Sie runzelte die Stirn und schüttelte schließlich den Kopf. Selbst sie verstand, dass sie ihm Angst machte, auch wenn sie nicht wusste, wieso. Wirkte sie so, als würde sie ihn gleich umrempeln und sein Geld stehlen wollen? Allerdings konnte es genauso gut eine Art Krankheit sein, sie war weder Psychologin noch Psychiaterin, sie konnte keine Diagnose stellen und wollte das auch gar nicht, aber entweder war er sozial unbeholfen oder es war noch deutlich tiefgehender.
    Wie dem auch sei, nachdem er zusammengezuckt war, ihr aber letztlich doch die Hand entgegen streckte, ohne ihre zu berühren, standen sie einfach da und hielten ihre Hände in die Luft. „Wollen wir jetzt unsere Lichtschwerter schwingen, oder ist es okay, wenn du dich mir vorstellst, Luke?“ Sie neigte den Kopf leicht zur Seite, grinste aber nicht. Sie griff schließlich nach seiner Hand, drückte sie leicht und ließ ihn wieder los, neugierig auf seine Reaktion wartend. Schließlich musste sie aber ein wenig lächeln, irgendwie war ihr ihr Gegenüber doch ganz sympathisch. Und wenn sie selbst manchmal aneckte, warum sollte sie ihn dann so seltsam finden, dass es beinahe schon bemitleidenswert war? Das fand sie nämlich nicht. Ganz und gar nicht.


    Kyle musterte Bianca lange, bevor er antwortete. Nicht, weil er großartig überlegen musste, was er erwiderte, sondern weil er einen Moment der Ruhe genoss und es auf irgendeine Weise auch schön war, Biancas Gesicht zu sehen. Er hatte nicht mitbekommen, was in seiner Zeit der Abwesenheit hier passiert war, aber alleine die Verluste, die sie alle hatten einbüßen müssen, war Zeichen genug gewesen, dass es sicherlich nicht allen gut ging. Er wusste nicht genau, wie sie sich fühlte, auch ihre Zofe war ums Leben gekommen, ebenso wie ein Angehöriger ihrer Familie, auch wenn er bezweifelte, dass sie zu diesem ein enges Verhältnis gehabt hatte. Doch das Leben in ihrer Gemeinschaft war noch nie einfach gewesen, Dörfer wurden zerstört, Menschen getötet. Und Kyle war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt und noch immer zerfraßen ihn so manche Gedanken und Albträume, hielten ihn davon ab, zu seinem früheren Selbst zurückzukehren. Doch er bezweifelte auch, dass es jemals dazu kommen würde, er konnte nicht mehr so unbeschwert sein, stets freundlich sein und lächeln, jedem eine Chance geben. Es war unmöglich geworden, obwohl er in geheimen Momenten diesem alten Kyle nachtrauerte.
    „Du hattest die Möglichkeiten für gute Bildung und nutzt sie dafür, andere niederzumachen und stets die Bianca zu zeigen, die allen überlegen ist. Oder die gerne allen überlegen wäre.“ Er grinste nicht mehr, nicht einmal mehr sarkastisch, stattdessen schien er sie weiterhin nachdenklich zu mustern, war deutlich ernster geworden. Wieder einmal. „Nein, die kümmert dich nicht“, stimmte er ihr schließlich zu, „und das ist gut so. Es wäre unerträglich, würdest du jammern, weil jemand eine andere Meinung hat als du. Oder würdest du weinen, weil jemand dich nicht mag.“ Dann würde sie wahrscheinlich gar nicht mehr damit aufhören, Tränen zu vergießen, doch er wusste, dass sie nicht einmal mit Absicht Leute von sich stieß. Es war ihre Art, sie hatte weder vor, von allen geliebt noch von allen gehasst zu werden. Sollten die Menschen von ihr denken, was sie wollten. In diesem Punkt war sie unabhängig.
    „Sarkasmus?“, fragte er nach, wirkte beinahe irritiert. „Nein, war es nicht. Ich bin noch nicht lange zurück, zuvor bin ich keinem begegnet. Oder ich habe niemanden erkannt, niemanden wirklich angesehen. Bei dir ist es schwer, dich nicht zu bemerken, besonders, wenn du in mich hinein läufst.“ Er hob eine Augenbraue und legte sich eine Hand in den Nacken. Er wusste nicht, ob dieses Gespräch bald enden oder noch lange fortdauern würde, er konnte es nicht einschätzen. Kyle war sich außerdem nicht sicher, was von beidem ihm lieber war.


    Menou konnte nicht anders als irritiert zu blinzeln und einfach stehen zu bleiben, während ihr Gegenüber mit seiner Nase beinahe ihre Brust berührte. Es war eindeutig ein Unfall gewesen, weshalb sie auch gar nicht daran dachte, wütend zu werden, sie war lediglich verwirrt und das sah man ihr auch an. Zumindest einen Augenblick lang.
    Als der junge Mann sich wieder erhob, wirkte er peinlich berührt und sogar eingeschüchtert, was sie wiederum nicht nachvollziehen konnte. Menou wirkte nun wirklich nicht bösartig oder erschreckend, im Gegenteil, sie war sich ihrer Exzentrik bewusst, doch ansonsten hatte sie sich immer für ganz sympathisch gehalten. Oder zumindest nicht einschüchternd, das passte auch einfach nicht zu ihrer Persönlichkeit.
    Sie wollte ihn gerade fragen, ob alles in Ordnung sei, als er begann zu sprechen. Seine Antwort machte es allerdings nicht besser, er brauchte mehrere Anläufe, um schließlich das zu sagen, was er wohl auch eigentlich von Anfang an gemeint hatte. „Äh“, machte sie, lächelte aber leicht, wenn auch etwas überfordert, „ja. Ja, verstehe ich.“ Die Serie kannte sie, tatsächlich hatte sie besonders die Insel stets sehr fasziniert. Die Menschen waren nicht so wirklich interessant, den Hund fand sie zumindest niedlich. „Wie die Menschen, die letztens erst von einem zurückkamen.“ Sie wusste nicht, ob er davon gehört hatte, allerdings dürfte es sich ziemlich rumgesprochen haben, doch sicher sein konnte sie sich da nicht. Sie hatte es schließlich auch letztens erst durch Zufall erfahren – von einem der Flugzeuginsassen höchstpersönlich.
    „Du hast dich also auch verlaufen?“, fragte sie ihn nachdenklich und stützte eine Hand in ihre Hüfte. Na großartig, was machte sie denn dann? Musste sie sich etwa durchfragen? „Das ist nicht gut, hm…“ In der Tat war das nicht gut, sie hatte wirklich gehofft, er würde ihr helfen können.
    „Mache ich dir irgendwie Angst oder so?“, fragte sie dann plötzlich, wirkte allerdings ganz ruhig und grinste sogar ein bisschen. Er schien noch immer sehr nervös zu sein, dabei kam es dazu – ihrer Meinung nach zumindest – absolut keinen Grund. „Ich bin übrigens Menou.“ Sie nahm ihre Hand von der Hüfte und hielt sie ihm entgegen.


    Gerade noch stand Klaus da und genoss die Stille um sich herum, als schon im nächsten Augenblick etwas – oder eher jemand – gegen ihn prallte. Er vernahm eine weibliche Stimme, bevor er sich langsam zu ihr umdrehte und eine schwarzhaarige Frau erkannte. Er hob eine Augenbraue in die Höhe und musterte sie kurz, bevor er ihr in die Augen blickte. „So wie es den Anschein hat – ich.“ Er musste tatsächlich leicht grinsen, allerdings diesmal gar nicht so unfreundlich. Vielleicht einfach, weil sie nicht so aussah, als würde sie dauerhaft irgendeinen Mist reden. Oder sich selbst nach Alkohol benennen. Wenn sie sich gleich mit Bourbon vorstellte, nahm er alles zurück.
    „Und wer läuft durch den Wald, ohne aufzupassen, wo er – oder in diesem Fall sie – hinrennt?“ Er sah sie ein wenig skeptisch an. Es schien ein Wunder zu sein, dass sie nicht gegen einen Baum gelaufen oder über eine Wurzel gestolpert war, die kamen nämlich öfter vor als Menschen, die dazwischen standen. Und dennoch lief sie ausgerechnet in ihn hinein. Immerhin war keiner von ihnen hingefallen oder gar verletzt, das hätte nur Probleme gegeben, denn dann hätte er auf jeden Fall eine Weile im Krankenhaus verbringen dürfen und er konnte sich deutlich bessere Dinge vorstellen. (Und ja, das sagte er ausgerechnet dann, wenn er nichts tuend im Wald stand. Das waren sehr viel bessere Dinge. Mehr oder weniger.)
    „Ich hoffe, es ist nichts Schlimmeres passiert“, fügte er schließlich noch hinzu, Manieren wollten nicht vergessen werden. Er war auch einfach besser gelaunt, jetzt, wo er ein wenig Ruhe und frische Luft um sich hatte. Zumal die Frau auch einfach erwachsener aussah als dieses Mädchen aus der Bar, aber das dürfte auch nicht sonderlich schwer sein. Er hatte zwölfjährige Bälger gesehen, die sich erwachsener verhielten als Sakura.