Beiträge von Randomia

    In ein Buch vertieft saß der Braunhaarige in einem Café in der Nähe des Eingangs des Einkaufscenters. Im Augenwinkel beobachtete er die vorbeigehenden Menschen. Hier und da schnappte er einige Gesprächsfetzen auf. Neben ihm saß eine Gruppe Schülerinnen, die sich über ihre Zukunftspläne unterhielten. Dirk seufzte. Was würde er dafür geben wieder dieses Gefühl der Begeisterung für die Zukunft zu verspüren. Allgemein ein anderes Gefühl als diese drückende Leere. Er erinnerte sich wie motiviert er als Schüler gewesen war. Wenn er doch nur zurück könnte... Biologie... das wollte er studieren. Er wollte Forscher werden. Er hatte sogar die Chance auf ein Stipendium gehabt. Als er dafür die Zusage bekommen hatte... das war der Tag, an dem... Dirk wurde übel. Er nahm einen großen Schluck seiner heißen Schokolade und konzentrierte sich wieder auf sein Buch. Aber... vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht die Zeit ein Stück zurück zu drehen? Sein aktueller Job als Postbote hatte ja wirklich wenig mit seinem ehemaligen Traum zutun. Doch er zweifelte... War er überhaupt bereit für einen Neuanfang? Der Junge hatte damals sein Abitur abgebrochen. Und nun war er nicht mehr der jüngste. Der Postbote schüttelte den Kopf und wandte sich wieder anderen Gedanken zu.

    Marina freute sich als der Bus sich Riverport endlich wieder näherte. Sie war kein Fan von Busfahrten - allgemein die Beförderung mit irgendwelchen Verkehrsmitteln war nicht eines ihrer Lieblingsdinge - Sie wurde schnell reisekrank. Doch mit einer Thermoskannekaffee war es zumindest halbwegs auszuhalten, während sie auf den Post von Kyle wartete.

    Marina in der Nähe von Luki
    ~Marina kommt an–


    Wie es nicht anders zu erwarten war, kam die junge Göttin mit einem Keramik-Coffee-to-go-Becher am Bus an. In ihrem Rucksack, der lässig über ihrer Schulter hing, hatte sie natürlich auch noch eine ganze Thermoskanne Kaffee für die Fahrt dabei, die sah aber natürlich nicht ganz so schick aus, wenn man damit durch die Stadt stolzierte. Es war ein wenig nervig für das Mädchen gewesen den viel zu großen Koffer durch die Stadt zu befördern, aber mit dem Ding durch die Stadt zu fliegen war nun mal keine Option gewesen. Ihr war außerdem noch etwas schlecht, weil sie durch das schwere Gepäck auch noch auf die Fähre von der Insel in die Stadt angewiesen war - Hoffentlich wurde sie nicht auch im Bus reisekrank.
    Sie verstaute ihren leicht zu erkennenden pastellfarbenen Koffer im Gepäckraum des Busses und stieg schließlich in den Bus, wo sie sich kurz umsah, während eine blauhaarige Dame sich an ihr vorbeidrängte. Apropos blaue Haare, da war er ja, der Pinsel. Sie überlegte einen Moment, da er gerade mit irgendeiner Frau redete, bevor sie schließlich grinsend an Lukes Platz vorbeiging, wo sie ihn mit einem souveränen "Hey Punk," begrüßte und sich schließlich in den Zweisitzer in der gleichen Reihe des Pinsels fallen ließ. Hey, es gab doch nichts besseres als einen zweier Platz für sich zu haben. Sie betete einfach, dass sich niemand anderes neben sie setzen würde. Und den Kaffeegeruch wollte sie dem Punk ja nun auch nicht zumuten. Sie postete noch ein Selfie mit ihrem Kaffee auf Instagram bevor sie ihre Kopfhörer herausholte und eine gute Spotify-Playlist für die Fahrt heraussuchte.



    Lutz neben Cheryl
    Ein großes Auto mit verdunkelten Fenstern blieb auf dem Parktplatz stehen. Ein älterer Herr stieg aus und öffnete daraufhin einem kleinen Knirps der begeistert aus dem Wagen sprang die Tür. Er setzte sich einen für seinen Körper viel zu großen Rucksack auf aus dem noch eines der vielen Notfall-Medikamente herausragte. Der Mann holte aus dem Kofferraum schließlich einen Raketen-Trolli, den er zusammen mit dem kleinen Jungen zum Bus brachte. Er verstaute das Gepäck und brachte Lutz schließlich noch bis in den Bus, wo er ihn noch an zahlreiche Sachen an die der Brillenträger bezüglich seiner Medikamente zu denken hatte, erinnerte. Der Imperator nickte nur müde und verabschiedete sich schließlich von seinem Chauffeur, bevor er freudig in den obersten Teil des Busses stürmte. Ah! Zum Glück waren ganz vorne noch Plätze frei. Und hey, dort saß Cheryl und dahinter Mao. Er freute sich seine Handlangerinnen wieder zu sehen. Und er hatte wohl definitiv ein Recht auf einen Platz neben dem Mädchen. Schließlich war er ihr Herrscher. "Seid gegrüßt Cheryl und Mao!" begrüßte der Imperator seine Ex-Sandburgbauhelferinnen. Er setzte sich ohne weitere Umschweife neben Cheryl während er seinen Rucksack unter dem Sitz verstaute. "Freut ihr euch auch schon auf den Urlaub?"

    Ächzend hechtete der Imperator der Asiatin und Cheryl hinterher. Als Asthmatiker war er eigentlich kaum auf so ein spontanes Wettrennen vorbereitet gewesen! Doch nach ein paar Sprühstößen aus seinem Inhalator war auch er bereit sein wohlverdientes Zitroneneis zu essen. Kurz nachdem Cheryl sich verabschiedet hatte, machte auch der kleine Imperator schließlich mit seinen Sachen auf den Heimweg, nachdem er sich von Mao und Kuma verabschiedet hatte.

    Stille kehrte zwischen den Teenagern ein. Bedrückend. Aber wie hätte der Punk sonst reagieren sollen? Es war ungewohnt Zustimmung von Luke zu bekommen, wenn Marina sagte, dass sie umwerfend war. Sie runzelte die Stirn und lächelte dann. "Hey, seit wann sind wir so nett, Herr Pinsel?" fragte sie halbernst, was die Stimmung ein wenig auflockern sollte.
    Doch auch Lukes Reaktion auf die Gegenfrage der Göttin ließ erahnen, dass auch er nicht gerade gut auf seine Eltern zu sprechen war. Einen Moment beobachteten die beiden Teenager schließlich die Laterne den Himmel empor steigen. Auf die Frage des Punks verdrehte die Göttin nur gespielt genervt die Augen, "Das gilt wohl eher für dich Mister Dauer'krank'!" gab sie nur kichernd zurück, wobei ihr natürlich klar war, dass keiner der beiden Schüler wirklich schnell krank wurde (solange Marina sich an ihren Ernährungsplan hielt). Sie warf einen Blick auf den Strand auf dem sich die Menschenmenge so langsam auflöste. "Aber klar, lass uns gehen," stimmte sie dem Punk schließlich zu. Sie hätte gern ein Wettschwimmen gemacht, doch leider mussten die Teenager ja noch die Luftmatratze wegbringen. Marina nahm die Luftmatratze und die beiden Teenager wateten damit langsam Richtung Strand.
    Schließlich gingen sie noch einen Stück des Weges gemeinsam bis sich schließlich ihre Wege trennten.~

    Natürlich hatte der Punk ein Feuerzeug dabei. Auf ihren Lieblingsraucher war schließlich immer Verlass. "W-was?" fragte das Mädchen perplex und schaute nervös hin und her. Okay, okay, sie wurde lang nicht mehr danach gefragt, aber diese Lüge würde jetzt kein Problem werden. 'Natürlich verstehe ich mich blendend mit ihr! Sie ist die coolste! Sie arbeitet weltweit auf Fashionshows und ist deshalb nie zu Hause. Aber sie ist so cool! Und ich liebe sie!" Anfangs hatte sie das ständig erzählt wenn ihre Mitschüler sie gefragt hatten. Also los! Moment... warum war ihr Gesicht nass? Hatte der Junge sie etwa wieder mit Meerwasser attackiert? Nein oder?
    In einer eleganten Handbewegung wischte Marina sich die Träne weg, die ihre Wange herunter gekullert war und brachte ein Lächeln zustande. "Äh... Nein, ich meine Ja! Na- Ja... Ich glaube.... Ich denke.. Ja... oder...äh...," stammelte sie und seufzte schließlich, "Eigentlich... erinnere ich mich nicht an sie" Sie hasste es sich einzugestehen, dass sie nicht einmal fähig war sich an ihre eigene Mutter zu erinnern. Es war seltsam Luke - ihrem Rivalen! das zu gestehen (Pro Tipp an Luke: "HAHA ich kann was was du nicht kannst!!" ist jetzt nicht die richtige Reaktion). "Soweit ich mich erinnern kann bin ich immer ein Waisenkind gewesen... Ich habe keinerlei Erinnerungen an die Zeit vor meinem siebten Lebensjahr... Die Ärzte waren auch ratlos. Sie meinten mein episodisches Gedächtnis wäre geschädigt und die Erinnerungen würden bald zurück kommen. Manchmal hatte ich die Hoffnung meine Mum oder... irgendjemand der mich damals kannte würde zurückkehren und mich finden aber... nun ja das alles ist jetzt 10 Jahre her..." Marina lächelte noch breiter, sodass es jetzt definitiv gezwungen aussah. Sie zuckte die Schultern und gab irgendein Geräusch von sich das wie ein Lachen klingen sollte, aber mehr wie ein unterdrückter Schluchzer klang, "Aber ist ja auch egal, oder?? Ich meine geschadet hat's mir ja nicht, ich bin umwerfend!" Ihr Blick ging wieder auf die Meeresoberfläche und ihre Mundwinkel senkten sich. Sie haderte mit sich ob sie diese Frage stellen sollte. "Und... wie ist deine Mum so?"

    Fast schon enttäuscht nahm Lutz die Laterne von Mao entgegen. Natürlich wollte er, dass sein Wunsch erfüllt wurde, doch die Kinder hatten den ganzen Tag an der Sandburg gearbeitet und der Abend war bald vorüber und es schien keine Siegerehrung zu geben! Er nahm den Zettel seiner Handlangerin entgegen und musste gar nicht lange überlegen ehe er in wirklich schlechter Handschrift wenige Worte auf den Zettel schrieb. Man brauchte wohl selbst kein Genie sein um zu erraten was der selbsternannte Imperator und angehender Weltherrscher sich so sehnlichst wünschte! Lutz schaute sein Gefolge an und nickte als Cheryl in die Runde fragte. Auch Mao schien schon fertig zu sein und die Kinder stellten sich im Kreis um ihre Sandburg um ihre Wünsche steigen zu lassen. Als die Laternen den Himmel empor stiegen sah es fast so aus als würden sie von der Burgfestung aus hochsteigen, wie nach einem erfolgreichen Siegeszug. Kurz darauf hörten die Kinder erneut eine Ansage und endlich! Die langersehnte Siegerehrung! Lutz sprang freudig in die Luft und streckte seine winzige, blasse Faust in die Höhe. "Mein treues Gefolge! Wir haben es geschafft! Wir haben die (absolut und total vorhandene) Konkurrenz in Grund und Boden gestampft und diesen wohl verdienten Sieg mit Schweiß, Blut und Ehre errungen! Und ihr wisst was das heißt: ENDLOS EIS DAS GANZE JAHR!!"


    Luna bei der Luma
    Mit ebenso großer Faszination beobachtete Marina die kleinen Lichter, die vom Strand aus dem Himmel entgegen strebten und sich bald auch über den beiden Teenagern, die anscheinend einen Kompromiss bei der Nutzung Luftmatratze gefunden hatte, verteilten und dem goldenen Sonnenuntergang schmeichelten. "Ob die biologisch abbaubar sind?", fragte die Göttin abwesend, schien jedoch mehr fasziniert als sorgenvoll. Plötzlich landete eines der Lichter direkt vor der jungen Göttin, die den daran klebenden Zettel auf die Nachfrage ihres Klassenkameraden neugierig öffnete. "Hmm... Kann man kaum lesen... 'Ich... will...' äh... 'mehr Zeit mit Mami...' Aw... das ist...," Marina fühlte ein Stechen in ihrer Brust, "...echt traurig... richtig... traurig..." Bedrückt sah Marina den Wunsch an, der es anscheinend leider nicht sehr weit geschafft hatte. Vorsichtig versuchte sie die Laterne wieder etwas in Form zu bringen damit sie wieder irgendwie fliegen konnte. Sie band den Zettel wieder ran und schaute die Kerze an die leider erloschen war. "Wo ist dein Feuerzeug?" fragte sie den Jungen neben sich, bei dem sie eigentlich gar nicht nachfragen musste ob er eines hatte.

    Dem Mund der Göttin entwich ein kurzes Kreischen, welches jedoch schnell erstickte als sie im Wasser landete. Nach anfänglichem Strampeln, um das schon eingetretene Disaster irgendwie abzuwenden, ließ das Mädchen genervt auf den Boden des Meeres sinken und beobachtete genervt den Pinsel wie er sich ihre Luftmatratze schnappte und dafür in Kauf nahm, dass das Fashionweek würdige Sonnenbade-Outfit seiner Mitschülerin wortwörtlich ins Wasser fiel. Sie hatte es geschafft den ganzen Tag trocken im Meer zu liegen und dann kam der Punk und musste es ruinieren. Marina hatte aus gegebenen Gründen ein ziemlich ein hohes Lungenvolumen und wartete deshalb einen Moment bevor sie auftauchte. Dies tat sie nebenbei direkt unter der Luftmatratze welche sie mit ein wenig Wasserkraft mühelos umflippen konnte, was den unerwünschten Passagier der SS LUMA auf seinen rechtmäßigen Platz beförderte. "Fuck you," murmelte das Mädchen immer noch ihren trockenen Haaren nachtrauernd, obwohl es durch ihre Zöpfe eigentlich gar nicht so gravierend war. Sie schnappte sich die Luftmatratze hielt aber inne und sah dann schließlich verdutzt zum Himmel, der nur noch von einem schmalen orangenen Streifen beleuchtet wurde. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Irgendjemand verkündete etwas am Strand aber die Teens waren zu weit weg um es zu hören. Sie erblickte nur die Lampions die gerade am Strand verteilt wurden. "Was machen die da..?", fragte sie neugierig.

    Bei dem Konter von Luke musste Marina laut auflachen, sie musste zugeben, dass der schon ziemlich gut war. Auch wenn sie tatsächlich manchmal Bedenken hatte nach Fisch zu riechen - schließlich lebte sie in einem See. "Kannst du nicht einmal nett sein, Pinsel?", fragte sie ihren Klassenkameraden kichernd und spritzte ihm mit der Hand Wasser ins Gesicht. Auf die Referenz hin verdrehte das Mädchen nur die Augen und legte sich wieder auf den Bauch. "So ziemlich. Nur dass ich mir diese Luftmatratze selbst geholt hab und du damit keinerlei Daseinsberechtigung auf ihr hast. Glaub ja nicht ich werde meinen Nachnamen am Ende in Fox umändern," erwiderte sie und versuchte die Arme des Jungen langsam von der Matratze zu drücken.

    "Fuck You!!", rief sie zurück als der nächste Stein geflogen kam. Am liebsten hätte sie das Wasser mit ein wenig Magie abgewehrt doch der Strand war voller Menschen, die schon seltsam zu den brüllenden Teenagern rüber schauten. "Äh! ich weiß nicht, aber vielleicht solltest du dich mal waschen?! Du stinkst bis hier hinten, Punk!"

    Sie redete gerade noch mit Raegar als plötzlich ein Wurfgeschoss den Rücken des Mädchens traf. Empört blickte Marina in die Richtung aus der Stein gekommen war und war noch viel empörter, als sie den Werfer erblickte. "Fucking Pinsel...," brummte die Göttin und setzte sich auf. "Hey Pinsel!!", rief sie dem Jungen zu, "nur weil du zu schüchtern bist mich anzusprechen musst du nicht gleich mit Steinen werfen, Bitch!"

    Während Cheryl sich aufmachte die ihr aufgetragene Aufgabe zu erfüllen, widmeten sich Mao und Lutz wieder ihrer Sandfestung. Langsam aber sicher entstand die Basis einer Sandburg und nebenbei wurde auch bald der Graben für den Brokkoli und Spinat fertig. Als der grobe Teil der Festung fertig war, betrachtete Lutz den Fortschritt. Da Mao auf der einen Seite der Burg saß und Lutz auf der anderen konnte er nicht sehen, was Mao auf die Mauern gekritzelt hatte. Er dachte auch nicht daran, dass seine Handlangerin auf eine so törichte Idee kommen würde! "Wie sieht's auf deiner Seite aus, Mao? Lass uns mit den Förmchen die Dächer aufsetzen! Ah! Und auf die Mauer müssen diese Dinos um die Feinde abzuwehren!" Lutz suchte sich die Förmchen aus und legte sie zwischen Mao und sich, als Cheryl zurückkam. "Da bist du ja endlich! Also deine Schnelligkeit hat mich schon mal nicht beeindruckt!", ließ er das Mädchen wissen bevor er sich die zahlreichen, auf dem Boden ausgebreiteten Dekoelemente anschaute, "Mal sehen... Mit den Steinen können wir die Mauer verstärken!" Er nahm eine große Muschel in die Hand, die sich sicher sehr gut als Burgtor machen würde. Der Seetang war perfekt um Rankenpflanzen darzustellen. Cheryl hatte viele ähnliche kleine Muscheln gesammelt, die sich sehr gut als Fenster für die Festung machen würden. Nach einer längeren Pause, in der Lutz eine betont evaluierende Pose einnahm, wandte er sich schließlich an Cheryl. "Du hast deine Quest erfüllt, Cheryl. Ich freue mich dich im Imperium begrüßen zu können! Du hast nun die Ehre mir bis in alle Ewigkeit zu dienen! Möge das Böse immer mit dir sein!"

    Entspannt lag die Göttin auf dem Bauch und schloss die Augen. Die Wellen wiegten sie leicht hin und her und scheuten sich förmlich davor die Naturgöttin von ihrem Plastikboot hinunter zu stoßen! Die sommerlichen Sonnenstrahlen kitzelten ihre zarte Porzellanhaut, während sie tagträumend eine Melodie summte. Die Menschen am Strand waren schon fast außer hörweite und Marina war - auch wenn sie Menschen als Göttin durchaus noch faszinierend fand - froh, dass sie auch mal ihre Ruhe haben konnte. Schließlich war sie ebenso ein Teenager. Die Göttin ahnte schon Böses als sie ein verdächtig näher kommendes Plätschern hörte. Das kurze 'Hi' was diesem folgte bestätigte ihre Befürchtung sogleich. Aber hey, hatte sie erwartet auf einem Sommerfest nicht angesprochen zu werden? Das Mädchen hob seinen Kopf und stützte sich auf den Unterarmen ab. Durch ihre Sonnenbrille musterte sie den Fremden kurz skeptisch und warf ein trockenes "Hi," zurück. Ihr Blick huschte zum Strand herüber und dann wieder zum Jungen, "bist du extra hergeschwommen, um mir das zu sagen, Raegar?" fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und stützte ihren Kopf auf ihrer rechten Hand ab. "Marina," stellte sie sich knapp vor, "War das alles was du wolltest?"


    Überrascht schaute Lutz kurz zu seiner Gehilfin herunter als diese sich zu Wort meldete. "Mega-witzig...," wiederholte der Junge verdutzt und notierte sich das Wort für seine nächsten großen Reden - Hey, man musste schließlich seinen Wortschatz erweitern. "Hmm, also Cherry...Cherly... ich meine Cheryl... Da wir keine weiteren Schaufeln mehr haben, könntest du dem Imperium dienen, indem du Deko... i-ich meine prachtvolle Symbole der Macht für unsere Festung... am Strand sammelst! Wenn du uns...," er warf noch einmal einen Blick auf seine Handlangerin Mao die Cheryl immer noch anstrahlte, "wenn du MICH beeindrucken kannst, dann sei es dir erlaubt uns zu helfen!!" verkündete der Imperator und machte dabei umschweifende Bewegungen bevor er sich daran machte den Eimer, den er zuvor umgeworfen hatte wieder mit Sand zu füllen.




    ~Marina kommt an~
    Wie immer traf man die Teenie-Göttin auch an diesem Tage mit einem Coffee-to-go in der Hand an - an diesem heißen Sommertag am Strand natürlich in eisgekühlter Form mit Strohhalm, wie immer Schwarz und ohne Zucker. Sie trug ein Pastellfarbenes Kleid, darüber einen luftigen Kimono und auf der Nase eine spiegelnde Sonnenbrille mit runden Gläsern. Sie hatte ihre prächtigen Locken zu zwei lockeren Zöpfen geflochten und schützte ihr zartes Köpfchen mit einem großen schwarzen Sommerhut mit breiter Krempe. An ihrem Kaffee nippend ließ die Göttin ihren Blick über den Strand streifen, bevor sie sich zielstrebig auf den Weg zum Luftmatratzenverleih machte. Die Göttin war heute leicht angepisst. Outfit on point, Wetter on point, Location on point und für die Luftmatratze gab es nochmal 'nen extra Bonus, aber kein Handy um es auf Instagram zu posten! Und von Kyle hatte sie ewig nichts mehr gehört. Der konnte was erleben, wenn sie sich wiedersahen. Seufzend ließ die Göttin ihre Tasche in den Sand fallen und ließ ihren Kimono sowie ihr Kleid folgen. Im Bikini legte sie sich schließlich auf die Luftratze, die sie zuvor im Meer platziert hatte und ließ sich (mit ein wenig göttischer Nachhilfe) von den Wellen ein Stück ins Meer hinaus treiben.

    Lutz funkelte Mao zunächst leicht beleidigt an, als sie es wagte als unbedeutende Handlangerin Vorschläge zu machen!! Doch dann erhellte sich seine Miene in heller Begeisterung. "Au ja!!" rief er aus, "und da muss noch irgendwas richtig fieses... und böses schwimmen...sowas wie... wie..." Lutz dachte nach, was war das fieseste und böseste und grauenhafteste was es auf dieser Welt gab? "S-Sp-Spinat!!!!! Und BROKKOLI!!!" Er schnippste mit dem Finger und holte die liebevoll bereitete Lunchbox voll mit Biogemüse aus seinem Rucksack. "Hier! Damit können wir unseren Graben füllen! Dann haben wir definitiv die furchteinflößendeste Festung am ganzen Strand!!"
    Er legte die Büchse zur Seite und arbeitete jetzt noch eifriger daran den ersten Eimer mit Sand zu füllen. Endlich war der erste Baustein für die Sandburg bereit zur Landung. Er drückte den Sand im Eimer fest und versuchte diesen dann mühsam anzuheben. Uff... der war doch irgendwie ganz schön schwer! Hoffentlich bekam der Imperator keinen Asthmaanfall! "Hee-uff!"


    Mit einem Rums rutschte der Eimer aus den Händchen des Jungen und die Hälfte der Arbeit der Kinder war wieder zunichte gemacht. Da kam ein Mädchen zu den beiden Kindern und fragte neugierig was die beiden Sandburgenbauer gerade machen würden. Lutz musterte sie zunächst etwas skeptisch. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieses Mädchen eher weniger Lust darauf hatte ein Bösewicht zu sein und sich einem Imperator zu unterwerfen.
    Trotzdem nahm er schließlich eine stolze Pose ein und präsentierte den zugegebenermaßen noch wenig beeindruckenden Arbeitsfortschritt der Kinder. "Sieht man das nicht? DAS ist der Anfang eines riesigen Imperiums!! Der Beginn eines Zeitalters unter der Herrschaft des grooßen Lutzes!! Wir bauen eine Sand-Festung, weil jeder große Herrscher etwas zum angeben braucht. Du kannst gerne auch meine Handlangerin werden und Teil eines mächtigen Volkes werden." Nach diesem Redeschwall holte die Asthma-Lunge des Jungen erstmal tief und ein wenig röchelnd Luft. Dann verschränkte er von sich überzeugt die Arme. "Natürlich musst du dafür erstmal mein Vertrauen gewinnen und beweisen, dass du überhaupt würdig bist zu meinem Gefolge zu gehören."

    Nachdem die Kinder endlich einen perfekten Ort für ihre Sandburg gefunden hatten ließ Lutz seinen Rucksack auf den Boden fallen und breitete einige seiner Spielzeuge auf dem Boden aus und sortierte sie ein wenig. Ordnung musste schließlich sein! Die Sternformen da, die Harken da, die Blümchen formen da, die Herzformen... iiiiih! gaaanz weit weg, die-"Nein nein nein nein nein!" schrie der Imperator als er sich zu seiner Gefährtin umdrehte und schlurfte mit seinen Füßen über die Striche die Mao in den Sand gemalt hatte, wobei er sie verwischte. "Ich bin der Anführer und deshalb bauen wir die Burg wie ich das will!! Wir bauen ein groooßes Schloss, das einem Imperator und seinem Gefolge würdig sein wird!" stellte er stolz klar und sammelte einen Stock auf, um nun den Strukturplan zu zeichnen, der Maos vorherigem jedoch ziemlich ähnlich sah, nur etwas größer war. "Okay, jetzt können wir mit den Türmen anfangen!" verkündete der Imperator freudig und stellte seinen Eimer auf dem Boden ab. "Hier, ich hab sogar eine zweite Schippe für dich," sagte der Junge während er seiner Sandburg-Freundin eine kleine Plastikschippe übergab und er mit einer etwas größeren Schippe anfing den Eimer mit Sand zu füllen. "Und wir können dabei auch gleich den Burggraben ausheben, okay?"

    ~Lutz kommt an~


    Mit einem großen Rucksack gefüllt mit den hauseigenen Sandformen sowie Schippen und Haken und außerdem einem Eimer in der Hand trottete der Knirps zum Strand nachdem seine Mami die empfindliche Haut des Kindes dick mit Sonnencreme mit LSF 100 eingeschmiert hatte. Die liebevollen Abschiedsworte 'Und vergiss nicht dich jede Stunde neu einzucremen!' der Bürgermeisterin hallten immer noch im Gehör ihres Sohnes wieder. Er trug außerdem einen, für den dürren Körper des Jungen viel zu großen Sonnen Hut und eine coole Sonnenbrille mit Raketen an den Seiten. Bald sollte hier das Strandfest beginnen und wie ein vorbildlicher Machthaber kam der Brillenträger natürlich überpünktlich. Kaum angekommen entdeckte Lutz auch schon ein bekanntes Gesicht am Strand. Hach ja, auf seine Verbündeten war immer Verlass, selbst wenn er sie gar nicht gebeten hatte herzukommen. "Hallo Mao, hallo Kuma," begrüßte er das schlafende Mädchen und den Panda in ihren Armen, kurz bevor er sich entschied Mao so lang in die Wange zu pieksen bis sie aufwachte, "Wollen wir eine Sandburg bauen? Ich will für die Sandburgenolympiade üben und meinen Bauplan für eine Festung ausprobieren! Du darfst dich geehrt fühlen von mir als Helferin auserkoren worden zu sein!"

    "Klar, wenn man auf frittierte Pappe steht ist McDonald's wohl die richtige Wahl, huh?" meinte Marina und ließ den letzten Happen ihres Essens in ihrem Mund verschwinden. Auch sie trank noch den Rest aus ihrem Weinglas, als Luke sich plötzlich verabschiedete. "Was? Ähm. Oh. Klar...," meinte die Teenagerin und sah den noch zögernden Punk schulterzuckend an. Sie winkte ihrem Schulfreund noch hinterher, zog dann aber irritiert die Augenbrauen zusammen und fragte sich ob sie oder er seltsam gewesen war. Sie ließ sich die Reste des Salates und die Weinflasche von der Bedienung einpacken, bezahlte und verließ schließlich das Restaurant und machte sich auf den Weg nach Hause. Irgendwie war sie ja auch froh, dass Luke so plötzlich abgehauen war und sie nicht noch nach Hause bringen wollte oder so. Schließlich war es nicht einfach zu erklären wo man wohnte, wenn man in einem See auf einer Insel vor der Stadt wohnte.


    ~Marina geht~

    Der Wanderer musste - auch wenn dies eine ernste Situation war - leise kichern, "Das überrascht mich nun wahrlich nicht, meine Teuerste. Ich verstehe schon, dass ich Euch nicht von irgendetwas abbringen werden kann," sagte er und richtete seinen Hut. "... das haben wir ja schon einmal festgestellt...," murmelte er sich am Kinn kratzend und dachte an jenen schicksalhaften Nachmittag am See zurück.
    Dennoch entschloss sich der Hutträger dafür zu sorgen, dass die Dame - was auch immer sie heute noch vor hatte - sicher zurück nach Hause zu bringen. Schließlich gehörte sich das so für einen aufrichtigen Mann. Außerdem konnte sie nicht - sehr stumpf ausgedrückt - draufgehen bevor die beiden Streithähne ihren zurzeit pausierenden Konflikt zu Ende geführt hatten. Lute wollte im Übrigen auch nicht unbedingt am heutigen Tage schon sterben, er hatte keine Angst vor dem Tod, doch wie gesagt... es musste nicht unbedingt sein. Der weitgereiste Hutträger wartete bis Cinnamon sich wieder gesammelt hatte und anfing nachzudenken.
    Der Mann nickte verständnisvoll und war dankbar, dass die aufgebrachte Frau sich immerhin um Fassung bemühte und sich kooperativer als bei der Begegnung am See zeigte. Während die Anglerin redete und nachdem sie geendet hatte zählte Lute nebenbei fasziniert die Sorgenfalten auf der Stirn der jungen Dame, die sich mit jeder Sekunde die verstrich vermehrten und tiefer wurden, bis er schließlich aus seinen abschweifenden Gedanken erwachte besänftigend nickte. "Verstehe, aber die Jägerhütte klingt doch nach einem sicheren Ort, wenn denn auch - wie der Name vermuten lässt - ein Jäger in diesem Hause residiert. Wie wäre es, wenn wir einfach aufbrechen und schauen ob Eure Schwester dort ist, Miss Cinnamon?"

    "Ist 'Haha Opfer' schon zu kitschig?" fragte das Mädchen unschuldig, während sie auf ihrem Salat herumkaute. Gespannt beobachtete die Erntegöttin die Reaktion des bekennenden Fastfood-Essers und kicherte leise bei der Mimik des Punks. "Du siehst echt albern aus," stellte die Vegetarierin fest und widmete sich dabei ihrem Hauptgericht, was - in den Augen der Erntegöttin - wirklich lecker aussah. "Hey, na das ist doch immerhin etwas, " meinte Marina schließlich auf Lukes Feedback, "aber was soll 'normal' heißen? Die sind ganz sicher besser als das Zeug was du bei McDonald's oder so bekommst!"
    Während ihre Begleitung die nächste Frage stellte positionierte die Göttin ein Stück der Wirsingrolle auf ihrer Gabel und versenkte es schließlich in ihrem Mund. "Am Valentinstag. 14. Februar," antwortete sie wahrheitsgemäß und musste grinsen, "schon witzig, dass du an Halloween und ich am Valentinstag Geburtstag hab oder? Lädst du mich dann zum Geburtstag auch in dein Lieblingsrestaurant ein?" fragte die Lilahaarige neckisch und lächelte den Punk an. Auch wenn ein Besuch in Lukes Lieblingslokal sicherlich auch einen unmittelbaren und unvermeidlichen Besuch über der Kloschüssel für eine Erntegöttin, die von Junkfood krank wurde, nach sich zog.