[An einem Tisch] Dolce & Micah
Kaum hörbar atmete das Halbmosnter erleichtert aus, als er keine negative Veränderung im Gesicht der Rosahaarigen erkennen konnte. Er hatte sie also nicht verschreckt, nicht vertrieben, nicht vor den Kopf gestoßen. Doch beantwortete sie seine Frage nicht - Nein, sie wich ihr mit einer ausgesprochenen Intelligenz aus. Micah merkte anhand ihrer Gegenfrage, der Art wie sie die Worte an ihn übermittelte, dass sie nicht bereit war, ihm den Grund mitzuteilen. >>In den meisten Fällen. Oft sind es Gründe, welche man anderen Menschen niemals mitzuteilen vermag - zumindest völlig Fremden.<< Als diese Worte seinen Mund verließen, blickte der Blonde seinem Gegenüber direkt in die Augen - sein Blick sanft und verständnisvoll. Sicher war, Micah nahm sie zu viel heraus, eine Antwort zu erwarten, wo er die junge Dame doch keine zwei Minuten zuvor erst getroffen hatte. Kein Mensch - zumindest kein normaler - würde nach solch kurzer Zeit bereits offen mit einem Unbekannten, dessen Namen man nichteinmal kannte, über seine Lebensgeschichte sprechen. Jedoch war der erste Schritt zu einem näheren Kennenlernen getan, als die Rosahaarige ihm ihren Namen verriet. Dolce also. Er klang genauso ruhig und mysteriös wie die Frau vor ihm - wie passend. Micahs Mundwinkel zuckten nach oben - ein Spiegelbild seines Gegenübers. Er lächelte sie an, seine Augen auf die ihren gerichtet. >>Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Dolce. Ich bin Micah.<< Nun waren den beiden zumindest ihre Namen bekannt - ein großer Fortschritt. Der Blonde schob sich ein Stückchen Brot von seinem Teller in den Mund, während er ein wenig den Tönen der Taverne lauschte. Menschen, sie waren so faszinierend. Man brauchte nur für einen Moment still sein und hinhören und man bekam bereits so viel Einblick in viele von ihnen - besonders, wenn sie in Gesellschaft waren. Nach einem kurzen Moment der Stille richtete das Halbmonster dann wieder seine Aufmerksamkeit auf Dolce. Wenn sie nicht gerne unter Menschen war, warum war sie dann hier in der Taverne zu einer der Hauptbesuchszeiten? Diese Frau warf einige Fragen auf, welche Micah nur zu gerne beantwortet hätte, jedoch war er sich nicht sicher, wie er seine freundliche Befragung angehen sollte. Dolce schien ihm keine Frau vieler Worte und auch wenn Small Talk oft half, Menschen aufzuwärmen, so hatte er das Gefühl, dass sie nicht sonderlich begeistert von diesen Dingen war. Also war es nicht nötig, damit anzufangen. Viel erfolgreicher würde er sicher sein, wenn er sie an seinem ehrlichen Interesse teilhaben ließ. >>Nachdem wir uns einig sind, dass Menschen nicht deine Lieblingsbeschäftigung sind, was ist es dann? Was machst du so, wenn du nicht in der Taverne von Fremden angesprochen wirst?<< Frage er deshalb darauf los. Stille Wasser waren tief und Micah war ein Mensch - Halbmensch? - welcher gerne Dinge aus den Tiefen an die Oberfläche holte.