Beiträge von schachtl

    3814-leon-pngLeon & Bianca | im Krankenzimmer


    Das Halbwesen räusperte sich. Das ging fast schon zu einfach oder? Er sagte kein Wort, machte außer das mehrmalige Husten, er hatte sich wohl an seiner eigenen Spucke verschluckt, passierte mal im Liegen, während die Damen im Raum sich wohl im Stillen darüber einig wurden dass es schließlich doch Bianca sein sollte, die Wache hielt. Damit er nicht hier auf der Liege krepierte. Oder vielleicht doch nur simulierte und am Ende etwas mitgehen ließ. Schon klar, man konnte das einfache Fußvolk nie aus den Augen lassen. Leon konnte sich ein Grinsen nicht länger unterdrücken als diese böartige Elfe endlich den Raum verließ. Seine Abneigung ihr gegenüber war ja wohl verständlich oder, immerhin hatte er rein gar nicht gemacht, war unschuldig, hatte nur dafür gesorgt dass eine Adelige auf dem Weg nachhause nicht vom Weg abkam. Und auf die Schnauze fiel. Mit dem Gesicht voran. In einen Dornenbusch. Und alles was diese Bedienstete machen konnte, war ihn anzugreifen? Vielleicht sollte hier Jemand mal an seinen Aggressionsproblemen arbeiten und er war es sicher nicht. Vielleicht aber auch Bianca.. der Typ öffnete seine hellen Augen ein bisschen, schaute aus den Augenwinkeln heraus in die Richtung der Frauen. Oder jetzt zumindest einer Frau. Nämlich die Adelstochter selbst, die an seinem Krankenbett Platz genommen hatte. Obwohl es ja eher eine harte Liege war aber man sollte sich ja nicht beschweren. „Nochmal?“, erwiderte er und hob seine Augenbrauen bevor er sich etwas erhob und auf sein Bein schielte. Es wäre ja immerhin nicht das erste Mal dass sie daneben griff und ihn beinahe umbrachte. Er drehte sich etwas zur Seite wobei seine langen Haare über seine Schultern nach vorne fielen. Leon beobachtete wie die Andere schließlich den Raum verließ und kurz etwas Stille zurück ließ. „Sie schien ja nicht ganz damit einverstanden zu sein.“ Gut, war wahrscheinlich auch irgendwo verständlich, immerhin war er ein normaler Bürger, kein Mann von Adel und jetzt war er auch noch alleine mit einer solch hübschen Dame von gutem Hause. Die betrunken war. Aber ja, auch Menschen wie sie durften einmal zu tief in den Krug schauen. „Willst du jetzt da weiter machen wo du gestört wurdest?“ Der Jäger streckte langsam seine Hand aus und legte sie an ihre, die weiter die Tasse festhielten, in dem eigentlich das heilende Getränk für ihn war. Sein Blick glitt auffällig auf ihre vollen Lippen. Sie wusste schon was er meinte. Mit was für einer Hingabe sie sich auf ihn gestürzt haben musste, wie nah sie ihm war, nur ein paar Sekunden hatten gefehlt und er hätte eine rettende Mund-zu-Mund-Beatmung bekommen. Die er zwar nicht gebraucht hätte, war er ja nur ohnmächtig und nicht tot aber mit Sicherheit hätte es ihm auf eine gewisse Art und Weise geholfen.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Dass die ehemalige Studentin nicht damit aufhörte ihn zu verteidigen und es beinahe schon schön redete was passiert war, jagte ihm die Wut in den Bauch. Für ihn hatte ihr Ex jetzt einen Stempel auf, auch wenn er wusste dass es unfair war, wenn man sich nur eine Seite einer solchen Geschichte anhörte aber bedarf es wirklich sich seine Seite anzuhören? Damit er es genauso schön redete, Sachen verdrehte damit es sich am Ende noch als blöder Unfall herausstellte? Natürlich konnte man sowieso sagen, dass es Darren nichts anging, dass er seine Nase da raushalten sollte. Weil es eine Vergangenheit, eine Erinnerung von Yumi und Alex war und er da nicht hin gehörte. Nicht sicher ob er überhaupt in die Zukunft der blonden Frau gehörte. Er kämpfte darum, gab alles, hatte immer öfter das Gefühl dass es so war, dass es so sein würde aber da er Yumi kannte, konnte er sich nie sicher sein. Es änderte sich, konnte sich täglich, stündlich, minütlich ändern und vielleicht nahm sie den Rauswurf an der Uni ja jetzt zum Grund um wieder zu flüchten? Oder zu reisen, neue Länder zu sehen. Ihr Aufenthalt in einem fernen Land war damals ja keine Flucht gewesen, das hatte sie ihm ja klar gemacht. Und doch klang es jetzt, nachdem er wusste was zwischen ihrem Ex und ihr vorgefallen war, noch viel mehr nach einer Flucht. Vor Alex selbst? Oder weiteren Konsequenzen? Vor einer weiteren Konfrontation? Was es auch war, so genau würde er es nie herausfinden weil er wusste dass er damit auch zu viel verlangte. Alleine dieser Augenblick war fast schon zu viel. Seine Umarmung wurde fester, inniger und er versuchte seine Atmung mehr zu kontrollieren, genauso wie seinen Herzschlag, der sich beinahe mehrmals überschlug. „Was hast du getan?“, fragte er schließlich weil ihm diese Frage auf der Zunge brannte. Wenn sie schon so viele Anspielungen machte, so oft erwähnte dass sie Schuld daran war geschlagen worden zu sein, war es doch nur selbstverständlich dass er nachfragte oder? „Ich.. kann es nicht verstehen. Erklär es mir.“ Nur ein ganz kleines bisschen schüttelte der angehende Schauspieler seinen Kopf, hatte seine dunklen Augen auch kurz geöffnet obwohl er nichts von ihrem Gesicht sah, nur gerade aus starrte auf die nackte Schulter der Studentin. „Nichts erklärt oder rechtfertigt das was er dir angetan hat.“ Warum glaubte sie das? Warum glaubte sie es verdient zu haben? In seinem Kopf sponnen sich die wildesten Geschichten zusammen, die verrücktesten Szenarien und Ursachen was Yumi angestellt hatte doch gab es ihn wirklich, diesen einen Grund, der es rechtfertigte wenn der eigene Partner gewalttätig einem gegenüber wurde? Wie konnte man überhaupt so sein. Seine Freundin schlagen, sie willentlich zu verletzen.. bei dem Gedanken wurde dem Studenten beinahe schlecht, vielleicht war es aber auch noch der Alkohol, der wohl langsam begann sich in seinem Körper abzubauen. So würde es ihn nicht wundern dass er am nächsten Tag einen wirklich großen Kater hatte, auch wenn er gerade nichts von der der berauschenden Wirkung des Giftes spürte. Gerade das war ja auch das Gefährliche an diesem Gesöff. Auch Darren schlug seine Augenlider schließlich wieder auf, er drehte seinen Kopf etwas, lockerte die innige Umarmung nachdem er diese sanfte Berührung an seiner Haut gespürt hatte. Ihre kleine Nasenspitze, die ihn berührt hatte. Ein kleines Lächeln umspielte seine rauen Lippen. Natürlich hätte er ihr etwas anderes entgegnen können. Hätte dafür nur seine verletzte Hand heben müssen um ihr zu beweisen dass sie nicht auf sich aufpassen konnte. Dass es Gründe gab warum er Angst hatte. Nicht nur weil sie zurück zu ihrem Ex-Freund gegangen war, sondern auch generell. Nicht dass er nicht glaubte dass Yumi Gefahren deuten konnte, sondern mehr dass sie ihnen nicht aus dem Weg ging. Dass sie sich oft genug wahrscheinlich aus Nervenkitzel darauf einließ. Aber das musste er auch nicht erwähnen oder? Schließlich hatte er sich vorgenommen ihr keine Vorwürfe diesbezüglich zu machen, weil es sowieso nichts änderte. „Aber was wenn..“, begann der Musiker und hielt dann doch wieder inne, verwarf den Ende seines Satzes, den er auch gar nicht aussprechen musste. Yumi wusste was er sagen wollte. Aber es lohnte sich auch gar nicht seine Gedanken mit Worten zu beenden. Hatte er sich doch sowieso schon viel zu sehr in alles eingemischt nicht wahr? Der Kerl schloss nochmals seine Augen, er ließ die Luft aus seinen Lungen und akzeptierte es. Seine Arme drückten sie fester an sich heran. Er spürte ihre zarte Haut und erschrak schon beinahe als ihr Pullover auf den Boden fiel weshalb er seine Augen wieder öffnete und nach unten schaute, dorthin wo der dunkle Stoff gelandet war. Für eine Nacht hm? Darren lächelte. Genoss den Moment, genoss wie sie sich an ihn lehnte, er ihren Körper bei sich spürte. Yumi bei sich spürte und die Tatsache dass sie sich ihm weiter geöffnet hatte. Auch wenn es unfreiwillig war, er die Schuld trug, wenn man es so sagen konnte und wollte. „Fürs erste..“, erwiderte der junge Kerl schmunzelnd darauf. Er brauchte immerhin nicht zu erwähnen wie er seine Worte gemeint hatte. Und trotzdem lernte er diese Momente wertzuschätzen. Sowieso alle, die er mit der Blonden teilen durfte. Mit seiner rechten Hand griff er nach ihrem linken Oberarm, um den er seinen Arm sowieso halb geschlungen hatte, und drehte die Studentin in seinen Armen herum. Fast als würden sie tanzen, weshalb sich ihm ein zartes Grinsen auf die Lippen malte. Seine Hände legten sich an ihr Gesicht, zumindest versuchte er es und während er sie mit der einen Hand bestimmt fest hielt, lagen die Finger seiner linken Hand nur ganz leicht auf ihren Wangen aber trotzdem taten sie es. Mit den intakten Fingern drückte er ihr Kinn und folglich ihr Gesicht nach oben, verringerte den Abstand und legte zart seine Lippen auf die ihren. Verwickelte die junge Frau in einen sanften Kuss. Yumi konnte bleiben so lange sie wollte, wie lange sie es.. aushalten konnte. Seine Tür stand jederzeit offen und sein Herz sowieso für sie.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Wahrscheinlich hatte Yumi Recht. Der Kerl würde es nie verstehen, egal wie sehr er es versuchte, egal wie viele Fragen er stellte. Egal was für Antworten er bekam. Vielleicht wollte er es ein Stück weit auch gar nicht verstehen oder konnte es nicht. Weil ihm seine Gefühle im Weg standen. Um klar zu sehen? Um sehen zu wollen? Konnte er selbst ihr Glück nicht sehen? War er vielleicht blind? Kaum merklich schüttelte Darren den Kopf. Redete er sich selbst etwas ein damit er ihr etwas vorhalten konnte oder versuchte er sogar ihr etwas einzureden? Dass sie nicht glücklich mit ihrem Ex war, dass das alles gar keine Liebe war. Der Musiker sollte damit aufhören, er tat es auch, hielt inne und entgegnete ihr nichts mehr. Zwar tat er sich damit schwer, war seine Zunge doch weitaus gelockerter als sonst, wenn man daran dachte wie viel Alkohol in seinem Blut floss, aber er merkte selbst dass es keinen Sinn hatte. Dass es nicht fair war von ihm ihr Dinge zu unterstellen, die ganz einfach nur sie wissen konnte. Aber Fragen waren ja auch nicht verboten oder? Vor allem war es doch immer interessant wie sehr Yumi sich verteidigte. Oder ihren Ex oder deren Beziehung. Sollte es nicht irgendwo egal sein was andere darüber dachte? Immerhin wusste man es doch selbst am besten wie man etwas fühlte und was man fühlte. Aber wenn man in ein Wespennest stach, musste man mit solchen Reaktionen auch rechnen. Welches Motto er befolgte, nach welchem er lebte oder welchem er mehr abgewinnen konnte, war mittlerweile auch vollkommen egal. Beides hatte Vor- und Nachteile, wahrscheinlich konnte man nicht einmal sagen was einem am besten tat. Jemanden an seiner Seite zu haben der so war wie man selbst, den man deshalb auch verstand aber barg es doch auch Gefahren. Wobei das auch der Fall war, wenn da jemand war, der viele Dinge vollkommen anders sah. Weil es nie verkehrt war wenn man andere Blickwinkel zu sehen bekam. Situationen anders beurteilen lernte. So wie die gerade eben? Doch was gab es hier anders zu beurteilen, anders zu verstehen. Es war eindeutig und doch hörte die Blonde nicht auf sich heraus zu reden. Versuchte sie zu beschwichtigen, es nicht so ernst zu sehen wie es doch war. Yumi war erschrocken, zusammen gezuckt, zitterte. Weil er seine Gitarre durch den Raum getreten hatte? Nein, da war einfach mehr, viel mehr, etwas dass Darren nicht wusste und es zerrte an ihm dass sie alles als normal abtat. „Nein..“ Das kleine Wort war so leise als es seine Lippen verließ. Was genau er gerade verneinte, das wusste der Student gar nicht so genau. Die Tatsache dass sie sich die Schuld für das gab, was passiert war? Dass es überhaupt passiert war? Dass sie wieder bei ihm war obwohl er es getan hatte? Obwohl er seine damalige Freundin geschlagen hatte. Das war es doch, was passiert war. Yumi versuchte es zu erklären, versuchte auch noch ihn zu verteidigen. Einen guten Grund zu finden aber egal was die ehemalige Studentin sagte, es konnte doch nicht erklärt werden. Man konnte es nicht gut reden. Der Kerl presste seine Lippen zusammen, hatte so viele Worte in seinem Kopf die raus wollten und doch wusste er nicht wie und ob es überhaupt nötig war. Ob es gut war, denn viele davon waren nicht gerade nett. Wohl auch verständlich oder? Oder nicht? Immerhin ging es ihn ja eigentlich nichts an, vor allem wenn es Vergangenheit war aber wie sollte er handeln, wenn das Mädchen für das er solch starke Gefühle hatte zu ihrem Ex rannte, der er handgreiflich gegenüber geworden war. Gab es dafür eine wirklich gute Erklärung? „Nein..“ Nochmal sprach er es aus, wohl mehr für seine Gedanken und verfolgte schließlich mit seinem Blick ihre Bewegungen. Darren schüttelte den Kopf. Konnte nicht verstehen warum sie ihn verteidigte. Aus Liebe? War es das? Spätestens als Yumi sich von seinem Bett erhob, ihren vorhin ausgezogenen Pullover in ihren Händen hielt, schaffte auch er es wieder auf seine Beine. Hatte sich zuvor beinahe angefühlt wie gelähmt. Und auch jetzt noch war es schwer gerade zu stehen, auch wenn der Alkohol keine Wirkung mehr auf ihn hatte, zumindest kam es ihm gedanklich so vor. Er fühlte nicht mehr nüchtern als jemals zuvor. Nach wie vor sagte der Schauspielstudent nichts, sollte man sich doch auch zurück halten wenn man nichts Nettes zu sagen hatte oder? Es war nicht die Zeit für Vorwürfe, für Beleidigungen, für verständnislose Worte. „Es.. es tut mir leid, Yumi, ich wollte das nicht.. dass du daran erinnert wirst, dass ich dir Angst gemacht habe, ich..“ Er kämpfte mit sich, mit dem was er getan hatte. Sein Blick glitt flüchtig in die Zimmerecke, wo seine kaputte Gitarre lag und es war nicht wirklich der Anblick des demolierten Instruments, das er auf jeden Fall ersetzen musste, es war eher dass er ihr damit solch einen Schrecken eingejagt hatte, dafür gesorgt hatte dass diese schreckliche Erinnerung für den Moment zurück gekehrt war. Ein schwerer Druck lag auf seiner Brust, als hätte man ihm einen Stein darauf gelegt der sich nicht abschütteln ließ. Langsam bewegte sich der junge Erwachsene wieder, trat an das Mädchen heran, kam ihr näher und legte seine Arme um ihren schlanken Körper während er hinter ihr stand. Seinen Kopf vergrub er neben dem ihren, atmete ihren süßlichen Duft ein. Für einen langen Moment hielt er Yumi einfach nur fest, umarmte sie und drückte sie an sich und doch hielt er ihr die Option offen zu gehen. Sowieso jederzeit. Weshalb er hinter ihr stand. „Du weißt dass.. daran nur eine Person die Schuld trägt.“, flüsterte er schließlich, hatte seine Augen weiter geschlossen und bewegte sich auch nicht. „Und das bist nicht du.“ Darren konnte weiterhin nicht glauben dass sie sich die Schuld gab. Dafür dass sie geschlagen wurde. Das machte absolut keinen Sinn. Egal wie sehr sie ihn provoziert hatte und er wusste selbst wie gut sie das konnte aber nichts erklärte warum er so gehandelt hatte. Es war unentschuldbar aber genauso wusste er, dass es Menschen gab die so etwas anders sahen. Die es als einmaligen Ausrutscher schön redeten, die davon überzeugt waren sie selbst hätten den anderen dazu getrieben. Den anderen, der ja gar nicht so einer war. Kein Schläger, ein lieber Partner, der halt eben einmal ausgeflippt war. Einmal war keinmal. So ein Mist. „Ich habe Angst um dich.“ Jetzt noch mehr als sowieso schon. Natürlich konnte er Alex nicht einschätzen, nicht so wie Yumi und viele anderen es konnten und auch wenn der Typ nicht wirklich den Eindruck eines Schlägers gemacht hatte, so konnte man es nie wissen und nach ihrem Geständnis war ja klar, wie sehr man sich doch täuschen konnte. „Geh nicht zu ihm.“ Seine Umarmung wurde fester, er klammerte sich schon fast an sie. Ihm ging es bei seinen Worten nicht alleine darum dass er Angst hatte dass es nochmal passierte. Natürlich war sie da, auch wenn Yumi darauf beharrte dass er nicht so einer war. Aber Darren musste seine Worte auch gar nicht weiter erklären oder? Es war doch schon längst klar, er musste es nicht aussprechen. „Bleib bei mir.“

    4047-beatrice-pngBeatrice & Eric | an einem der Tische


    „Nun ja..“, begann die Adelige während der Blick ihrer eisblauen Augen auf und ab wanderte. Ihn ganz genau abtastete als suchte sie nach etwas, vielleicht tat sie das auch irgendwie, immerhin war es nie verkehrt aufmerksam zu sein wenn es um fremde Menschen ging, denen man auf der Straße über dem Weg lief. „Du bist immerhin ein doch recht ansehnlicher Mann und deinen braunen Rehaugen sind bestimmt schon einige Damen verfallen..“ Beatrice ordnete ihre Haarsträhne wieder zurecht, strich sie hinter ihr Ohr und verschränkte die schlanken Arme vor der Brust. Den Anderen ließ sie aber keine Sekunde aus den Augen. Weil sie gerade über Vertrauen sprachen, die Dame eben aufmerksam war damit sie kein Messer in den Rücken bekam, als Teil des Adels musste man da eben besonders aufpassen, oder aber weil der Typ schön anzusehen war, seine braunen Augen dem eines treuen Hundes ähnelten, den genauen Grund behielt sie natürlich für sich. Genießen und schweigen, so war das. „Ach..“, begann die Prinzessin und hob ihre schmalen Schultern, neigte dabei den Kopf etwas. „Es könnte auch alles Teil eines perfiden Plans sein.“ Sie hob ihren schlanken Finger, legte ihn an die rosigen Lippen und grinste. Als sprachen sie gerade über ein geheimes Thema, das niemand sonst mitbekommen sollte. „Bei dem den anderen mit Met abfüllen dazu gehört.“ Ihre Stimme war leiser geworden, zweifelnd sah sie ihre neueste Bekanntschaft an als ob sie längst hinter seine Fassade geschaut hätte. Doch eigentlich machte sie sich nur einen Spaß aus dieser Unterhaltung, was ihm ja wohl genauso klar war. Da sie schließlich auch noch gemeinsam lachten. Beatrice hatte zudem auch noch überhaupt keine Ahnung wie der Met der bekanntesten Familie der Stadt schmeckte und eigentlich war das Gesöff sowieo nicht ganz das ihre.. nur manchmal widmete sie sich dem Tropfen, wenn er besonders gemacht war, mit extra viel Honig. „Oh, traut ihr mir das etwa nicht zu?“ Beatrice richtete sich unbewusst ein bisschen mehr auf. Natürlich hatte sie generell eine sehr gute Haltung, einen geraden Rücken, angespannt, denn so hatte man es gelernt. „Mit Sicherheit hätte ich nach einmal Fingerschnipsen jemanden an meiner Seite der mir nicht von dieser weicht und auf mich achtet, sich noch auf eine schmutzige Pfützen legt damit ich nicht darüber laufen muss aber mich zu unterschätzen ist der falsche Weg.“ Sie warf ihre silbernen Haare über ihre Schulter. Sie glänzten im Sonnenlicht. Ihre Hand ließ sie für eine Sekunde in ihrem Nacken. Als er nach ihrer Heimat fragte. Woher sie kam. Beatrice öffnete ihren Mund und hielt dann schließlich doch inne. Als müsste sie überlegten wie ihr Heimatkönigreich hieß. Doch mehr noch überlegte sie ob es nicht zu riskant war den Namen zu nennen. Was wenn er mehr wusste? „Von weit her. Es war eine furchtbar lange Fahrt.. ich habe viel geschlafen und mich erholt, die Landschaft hatte sich geändert.. die Pferde waren wirklich erschöpft.“, erzählte das Mädchen und wandt ihren Blick ab, schaute sich um und schließlich setzten sie sich auch in Bewegung als Eric ihr versicherte dass er sie zum besten Gasthof Trampolis führen würde. „Ich sollte mir schon mal eine Strafe zurecht legen.. falls du mich belügst.“ Der Weg führte sie durch ein Stück ihres neuen Zuhauses bis hin zu einem älteren Gebäude aber das waren hier alle. In die Jahre gekommen. Als gäbe sich keiner Mühe sie instand zu halten. Beatrice schüttelte kaum merklich den Kopf. Das gab es nicht in ihrer Heimat. Dort kümmerte man sich um alle Häuser. Egal um welche, egal was anstand. Vielleicht ein weiterer Grund warum die hiesige Adelsfamilie derart in Reichtum schwamm? Weil sie sich einen Dreck für das Dorf interessierten? „Sicher dass du mich nicht entführen willst?“ Die Adelsdame wirkte für einen Augenblick etwas irritiert als sie die Taverne betraten, ihre ein spezieller Duft in die Nase stieg, der sich jedoch recht schnell als Geruch verschiedenster Köstlichkeiten entpuppte. „Und jetzt musst du mir nur noch beweisen dass du Geschmack hast..“ Gemeinsam mit dem jungen Mann nahm sie Platz, bemühte sich jedoch nicht darum eine der handgeschriebenen Karten zu nehmen. Viel mehr bettete sie ihren Kopf auf ihre Hände und lächelte den Anderen herausfordernd an. „Bestelle du für mich mit.“, forderte sie und warf einen Blick über ihre Schulter, bekam die neugierigen Blicke der anderen Besucher natürlich mit. War es so selten dass sich Menschen wie sie hierher verirrten? Menschen erster Klasse. „Seit wann lebst du hier?“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Darren ließ das Thema sein, er ging nicht mehr weiter auf die Worte ein, die Yumi ihm noch entgegnete. Weil er und eigentlich auch beide wussten dass es sowieso keinen Sinn hatte noch länger darüber zu reden. Weil der Musiker sich darüber im Klaren war dass sie keine Hilfe annehmen würde oder konnte oder wollte oder was es auch war, immerhin musste sie diese Dinge immer selbst mit sich klären und die ehemalige Studentin wusste genauso gut, dass er sich nicht davon abhalten ließ. Wenn Darren helfen wollte, dann tat er das so gut er konnte und wollte und ging dabei auch Gefahr ein vielleicht einen Schritt zu weit zu gehen. Aber schon öfter war er dafür belohnt worden. Schon öfter hatte sich der Schritt zu viel als gut erwiesen. Naja, wahrscheinlich genauso oft als schlecht aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wahrscheinlich war ihr auch gar nicht bewusst was es mit ihm machte hilflos zuzusehen, was es mit einem selbst machte wenn man diesem bestimmten Menschen nicht helfend zur Seite stehen konnte. Wenn dieser Jemand abblockte. Der Student war nicht der Meinung dass sie schwach war oder gar hilflos, ein Mensch der nichts alleine schaffen konnte, er wusste ganz genau wie stark Yumi sein konnte, jedoch war vieles doch einfacher mit einer Stütze und die wollte er sein. Egal wann, egal wie. Egal bei was. Außerdem war es sowieso eine andere Geschichte, ein Thema das in den Hintergrund rückte und beide im Augenblick zumindest nicht mehr weiter interessierte oder zumindest verloren sie wohl keine Gedanken mehr dazu. Denn er hatte sich erhoben, streunerte langsam durch sein nur schwach beleuchtetes Zimmer. „Ich will es einfach verstehen!“, antwortete er, schreite es eigentlich fast heraus. Natürlich nicht zu laut, er übertrieb nicht, doch war seine Stimme etwas erhoben. Was ihm jedoch selbst auch aufgefallen war. Er ballte die Hände zu Fäusten, also eine davon, und wandt den Blick von ihr ab. „Du wirkst auch wirklich glücklich.“ Nach einer kurzen Pause in der der Kerl ein paar Mal tief durch geatmet hatte, wirkte er ruhiger, ließ dieses Mal nicht einmal anmerken wie genau er seine Worte meinte. Ob er es ernst meinte oder ob da ein großer Hauch von Sarkasmus mitschwang. Vielleicht weil er sich sowieso schon auf dünnem Eis bewegte? Obwohl das auch lange nicht das erste Mal war, das war ihm bewusst, jedes Mal wenn er diese Themen ansprach oder sich ihr Gespräch in solch eine Richtung entwickelte. Darren ließ sich von ihrem unnachgiebigen Blick wieder einfangen, erwiderte ihn, schaute in die blauen Augen der jungen Frau. „Ein Akt aus reiner Nächstenliebe also.. du bist zu gütig.“ Der alten Zeiten wegen.. fast wäre ihm ein abfälliger Laut über die Lippen gekommen, doch er konnte sich zusammen reißen, schüttelte daher nur mit dem Kopf und ließ sie wieder aus den Augen, wandt seinen Blick auf den Boden und wanderte weiter durch das Zimmer bis ihre sanfte Stimme an sein Ohr drang. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Für beide. So wirkte es. Beide wechselten ihre Gemütslage beinahe jede Sekunde. Wirkten aufgebracht, wurden ausfallend, nur um sich wieder zu fangen. Damit Sanftheit einkehren konnte, damit ihre Stimmen wieder leiser wurden. Gar so leise damit sie nichts damit kaputt machen konnten. „Natürlich.“, erwiderte der Kerl, hielt in seiner Bewegung inne und schaute die junge Erwachsene dennoch nicht an. War es denn wirklich so schwer sich einem besonderen Menschen hinzugeben? Sämtliche andere Beziehungen abzubrechen weil man diese eine Person gefunden hatte? War es so schrecklich das zu erwarten? Natürlich hatte jeder Mensch seine Vorlieben, jeder liebte anders und wahrscheinlich konnte er es auch gar nicht von ihr erwarten, so zu lieben wie er es eben tat aber war das doch mit der Grund für seine Fragen. Weil er es wissen wollte, vielleicht aber auch um ihr etwas zu zeigen. Was es auch war, im Grunde wartete er nur auf eine Erkenntnis ihrerseits, doch je länger er genau darüber nachdachte, desto lachhafter war das alles eigentlich. Wie sehr überzeugt war er eigentlich von sich, was versuchte er hier eigentlich und manch andere würden wahrscheinlich noch fragen, wie viel Sinn das alles hatte. „Gemäß dem Motto 'Gleich und Gleich gesellt sich gern'?“ Die Mundwinkel des Mannes hoben sich, jedoch nicht weil er den Gedanken unglaublich süß fand, eher weil er es belächelte und doch waren es die letzten Worte die er ihr gab bevor seine Gitarre dran glauben musste. Eins folgte dem anderen bis sein Herz für eine Sekunde aussetzte als er Yumi sah, bis es schließlich schnell pochend wieder einsetzte und er den Abstand überwandt, ihre Nähe suchte, sachte ihr Hand umschloss. „Ich.. glaube dir nicht.“ Das war auch lange nicht das erste Mal und doch war er sich dieses Mal um einiges mehr sicher. Das blasse Lächeln der ehemaligen Studentin erkannte er kaum, spürte jedoch ihr sanftes Streicheln als sie sich zu ihm lehnte. Ihm damit beweisen wollte dass alles in Ordnung war, ihn überzeugen und trotzdem scheiterte sie. Aber das war ihr längst bewusst oder? „Du warst selbst Schuld..?“ Darren wiederholte ihre Worte, klang irritiert, ungläubig, als konnte er nicht glauben was sie gerade gesagt hatte. Dass sie die Schuld bei sich suchte. Dafür was anscheinend passiert war. Mit jeder Sekunde schien die Blonde weiter in sich zusammen zu sacken. Der Musiker presste seine Lippen zusammen, versuchte sich zurück zu halten und wand seinen Blick für einige Sekunden ab. Er ließ seinen Kopf hängen, schloss die dunklen Augen. Versuchte eine andere Erklärung für ihre Reaktion in seinem Kopf zu finden. Doch welche andere Erklärung gab es? Weshalb sonst zitterte man, erschrak so leicht, zuckte zusammen und vorallem wich erschrocken zurück wenn ein anderer Mensch in solch einer Situation mit seiner Hand zu nahe kam..? Es gab ganz einfach keine andere Erklärung. Vorallem nicht wenn man das Mädchen kannte und Darren würde von sich behaupten, dass er das mittlerweile doch ganz gut tat. Der zukünftige Schauspieler hob seinen Kopf wieder an, ihre Blicke begegneten sich. Nochmals versicherte Yumi ihm dass es ihr gut ging. Nur erschrocken also. Deshalb hob man also schützend seine Arme über den Kopf als erwartete man mehr. Deshalb zuckte man also zusammen und wich zurück als erwartete man mehr. Weil man es so gewohnt war, so kannte? Weil man damit schon einmal in Berührungen gekommen war. Egal ob einmal, mehrmals, regelmäßig. Es reichte eine einmalige Erfahrung. „Er hat dich geschlagen..“, kam es schließlich über seine Lippen, ließ es weder wie eine Frage, noch wie eine Feststellung klingen. Vielleicht klang es aber auch nach beidem. Abermals hielt er für einen Augenblick die Luft an. Fast als könnte er durch seinen eigenen Atem ihre Antwort nicht hören. Als könnte er etwas verpassen, doch mehr raubte ihm der Gedanke den Atem und das auf keine gute Art und Weise. „Und du.. gibst dir dafür die Schuld?“ Als er seinen Atem wieder gefunden hatte, sprach er weiter. War fassungslos und fast schon überfordert.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Man brauchte sich ja eigentlich nur im Zimmer des Mädchens umschauen, alleine ein Schritt ins Zimmer reichte da aktuell schon damit man ihren Worten Glauben schenkte, wenn man es zuerst nicht tat. Außer die ehemalige Studentin hatte sich in den letzten Stunden seit er ihr Zimmer verlassen hatte doch noch aufräumen, nachdem sie davor noch wild alles durcheinander gebracht und in ihren viel zu kleinen Rucksack gepackt hatte. Aber jeder hatte ja so seine eigene Ordnung, die nicht jeder verstand. Das war auch okay, solange man sich irgendwie zurecht fand und damit zurecht kam. Schwierig war dabei nur wenn das Gedächtnis nicht ausreichte und man viel zu schnell vergaß, wohin man bestimmte und wichtige Dinge gepackt hatte. Aber das konnte einem selbst in einem wirklich sauberen und ordentlichen Raum passieren. Daher, hauptsache man fühlte sich wohl und im Großen und Ganzen sprachen die beiden ja sowieso nicht unbedingt von der Ordnung in einem Zimmer und bei dieser Art von Chaos konnte selbst die gute Marie Kondo nicht mehr helfen. „Du bist weiß Gott nicht die erste die aus ihrem Studium geflogen ist.“, erwiderte der Musiker mit gehobenen Augenbrauen, schüttelte den Kopf. „Und damit auch den Platz im Wohnheim losgeworden ist. Aber wahrscheinlich gehörst du zu dem schwindend geringen Teil der sich nicht helfen lassen möchte. Der glaubt, alles alleine machen zu müssen.“ Darren wollte jetzt wirklich nicht davon anfangen wie viele Studentin es in ihrem Leben nicht geschafft hatten, das Studium freiwillig schmissen oder geschmissen wurden und daher mit Sicherheit auch mit einem Fuß auf der Straße standen. Aber in solchen Momenten konnte man sich doch eigentlich auf Hilfe von Familie oder Freunden verlassen. Und Yumi hatte doch ihren geliebten Freund, der doch sicher an ihrer Seite stand und sie unterstützte. Das beruhigte doch sicher und nahm ein paar der kreisenden Gedanken, die sie sich in diesem Augenblick machte. Oder gab es da gar niemanden, der ihr als Partner den Rücken stärkte? Den abwertenden Ton ihrer Stimme hatte sich wieder beruhigt, auch wenn er den zuvor gar nicht wirklich wahr genommen hatte. Natürlich war ihm ihre veränderte Tonlage bewusst gewesen, doch den Umständen entsprechend ja auch irgendwie verständlich. Es war eben eine doch recht große Veränderung, die mitnahm und einem irgendwie den Boden unter den Füßen wegziehen konnte. „Dann lass ich dir heimlich Schecks zukommen..“, erwiderte er auf ihre ablehnenden Worte, die ihm auch im Vornherein schon klar gewesen waren. Denn wie er bereits ausgesprochen hatte, Yumi dachte immer alles alleine lösen zu müssen. Alleine zu schaffen, irgendwie, wie sie folgend so schön sagte. „Nicht alle Menschen haben Böses im Sinn oder wollen dir in den Rücken fallen.“, entgegnete er während ihre Blicke sich trafen, wen auch nur kurz. Darren musste nicht erwähnen dass er sich dazu zählte, dass er sie niemals alleine lassen würde. Dass er ihr den Rücken stärken, ihre Hand nehmen und mit ihr gehen und sie gleichzeitig voran ziehen würde. Wenn sie das wollte. Und das war wohl der Punkt. Der Kerl hob seine Schultern. Was wenn es dieses Mehr nie gab? Es war eine gute Frage, die der Student doch nicht beantwortete. Weil sie die Antwort doch schon irgendwie selbst wusste oder? Er lächelte nur. Die Blonde kannte seine Gedanken dazu, wusste dass er beinahe nie die Hoffnung aufgab. Zumindest nicht wenn es um sie ging. Was seine Verletzung anging, sah es da manchmal schon ganz anders aus aber darüber sprachen sie gerade auch nicht. Zumindest nicht hauptsächlich. Ihm war sofort klar gewesen dass ihr das nicht gefallen würde, dass sie ihm so begegnen würde. Lachend, ihn nicht ernst nahm, seine Worte belächelte. Aber es hielt ihn nicht davon ab das zu sagen was ihm in diesem Moment in den Kopf kam. Was er sich fragte und das wollte er auch aussprechen. „Und das was.. du dir selbst damit antust.“, fügte er hinzu und presste seine Lippen kurz aufeinander während er die Augen schloss. „Warum.. tust du das wenn du weißt was für Folgen es haben könnte? Warum bist du mit ihm zusammen wenn er dir nicht das geben kannst, was du brauchst..?“ Weshalb sonst ging man fremd? Suchte man Nähe zu anderen Menschen? „Warum kannst du dich einer Beziehung nicht voll hingeben?“ Seine Stimme hatte er für diese Worte etwas gesenkt, wirkte für die Dauer ruhiger. Wenn auch nur kurz. Wahrscheinlich war es einfach etwas, das nicht in seinen Kopf hineingehen wollte. Den Partner betrügen, ihn hintergehen, das Risiko eingehen jemanden mit voller Absicht zu verletzen. Wenn es rauskam und das tat es doch irgendwie immer. Früher oder später. Darren entgegnete ihren Blick, erkannte das Funkeln darin. Keines das ihm das Herz höher schlagen ließ. Zumindest nicht weil es ihm ein gutes Gefühl gab. „Anscheinend habe ich keine Ahnung davon.“ Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Natürlich war ihm bewusst dass jeder dieses Gefühl anders spürte, dass es für jeden etwas anderes bedeutete. Vielleicht sollte er zurück rudern, einsehen dass es kein Thema bei dem sie einer Meinung waren, auch wenn er sich das wünschte. Es war schließlich auch nicht das erste Mal. „Oh ja..“, begann er, machte weiter Schritte durch das Zimmer bevor er sich nicht gerade liebevoll seinem Instrument widmete. „Er scheint der perfekte Freund zu sein.“ Der Student hielt sich die Hand an den Kopf. Er brummte und war im nächsten Moment wie leer geblasen als er sich herum drehte, Yumi entdeckte, die sich mit den eigenen Händen schützend auf seinem Bett kauerte. Mehrmals kam ihm der Name der jungen Erwachsenen über die Lippen und er versuchte auch andere passende Worte zu finden. Jedoch scheiterte er daran und Yumi wirkte zudem abwesend, als ob es egal wäre was er sagte weil es eh nicht zu ihr durch kam. Mit einem Mal schien sich der Alkohol in seinem Blut verflüchtigt zu haben, das schwummrige Gefühl, das Herzrasen das dem Gift verschuldet war, war weg. Er spürte nur noch einen Druck auf seiner Brust, geschuldet seinem Verhalten, seinen Worten. Was ihn ihr wohl irgendwas ausgelöst haben musste. Oder war es wirklich so, hatte sie sich wirklich einfach nur.. erschrocken? Darren wartete, biss auf seine Unterlippe während er inne hielt und trotzdem weiter überlegte was er sagen konnte. Um es besser zu machen? Um sein Verhalten zu erklären? Um herauszufinden was mit ihr los war? Das flüchtige Lächeln der anderen bemerkte er zwar, konnte es jedoch nicht ernst nehmen weil ihre Augen dem nicht gleich taten. „Nur erschreckt?“, wiederholte er ihre Worte und schüttelte langsam und beinahe in Zeitlupe seinen Kopf. Seine Stimme war dünn. Ihre zarte und beinahe zufällige Berührung jagte einen Schauer durch seinen Körper und er ließ seinen Blick sinken, sah auf seine Hand, auf ihre Hand. Er schloss die Finger um ihre, jedoch nur ganz vorsichtig. Warum hatte sie noch einmal zusammen gezuckt als er seine Hand nach ihr ausgestreckt hatte? Viel zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf und einer hatte sich dort festgesetzt, doch daran wollte er gar nicht denken. Wollte ihn gar nicht aussprechen. Weil er bestimmt nur übertrieb, so etwas hatte man ihr doch bestimmt nicht angetan oder? Das konnte nicht sein. Auf ihren kläglichen Versuch ging er gar nicht ein, wen interessierte jetzt schon ernsthaft die zerstörte Gitarre des Musikers. Darum kümmerte er sich später, morgen, irgendwann. Es würde schon der Zeitpunkt kommen an dem er sich dafür selbst hasste. „Was ist los?“ Der Student hob seinen Blick wieder an, begegnete den ihren und zog die Augenbrauen zusammen. „Was.. war das? Hat dir.. jemand etwas angetan?“ Der Griff um ihre Hand wurde fester und doch nicht zu fest. Er setzte sich nachdem er zuvor auf seine Knie gefallen war, schaute von unten zu ihr hinauf während sie weiter auf seinem Bett saß. Aber entspannt sah anders aus. „Sag es mir.“ Auch den anderen Arm legte er auf seiner Matratze ab, schob sie so weit vor dass er sie mit seiner verletzten Hand berührte. Zu gerne hätte er sie mit seinen Fingern gestreichelt, ihr ein bisschen Ruhe damit gespendet aber das war ihm nicht erlaubt. „Yumi.. bitte.“, flüsterte er verzweifelt.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    „Klar. Du weißt doch, Ordnung ist das halbe Leben.“, sagte der Kerl sehr überzeugt von seinen Worten und auch davon, dass er ein teuer Fan genannter Frau war. Wenn nicht der treueste Fan überhaupt. „Egal um was es sich dabei handelt.“ Das eigene Zimmer, irgendein dreckiger Abstellraum in der Universität, der Kopf des Mädchens das ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt. Auch wenn ihn um letzteres niemand gebeten hatte, vorallem nicht das Mädchen selbst aber hey. Bei manchen Dingen wartete man auch nicht auf irgendeine Bitte sondern versuchte sein Glück trotzdem. Und wenn man scheiterte, versuchte man es nochmal und nochmal. Bis man an sein gesetztes Ziel kam. Bis man das erreichte, was man sich vorstellte. Aber es war auch lange nicht jeder so ausdauernd, viele verloren wahrscheinlich auf dem Weg die Lust und das Verlangen oder die Gefühle, in diesem Fall, jedoch nicht Darren. Darauf konnte sie nicht vertrauen, wenn sie das irgendwie hoffte. Als die Blonde ihm schließlich diese Frage stellte, horchte er wieder mehr auf und hob eine Augenbraue. „Du bist ja nicht allein.“, sagte er und klang wahrscheinlich etwas irritiert von ihrer Frage. Solange man in solchen Situationen nicht alleine war, jemanden an seiner Seite wusste der da war, egal wann und egal wie, schienen solche Lebensaufgaben doch schon um ein gutes Stück leichter. „Es ist nur ein Studium. Das Leben hat doch noch so viel zu bieten und du bist nicht die Erste, die da rausgeflogen ist.“, erklärte er seine Worte schließlich und hob seine Schultern. „Und wie gesagt bin ich da und deine Freundin bestimmt auch, du musst da ja nicht ohne Unterstützung durch. Wir finden was für dich.“ Das war ja wohl klar? „Auch wenn du meinst da alleine durchzumüssen..“ Aber das musste sie nicht. Eigentlich nie. Nur stellte sich die Studentin viel zu oft selbst gegen Hilfe von außen. Aber man musste nicht immer alles alleine durchstehen, nicht immer selbst nach Lösungen suchen um sie am Ende nicht zu finden. Für sowas hatte man doch Freunde. Oder.. entfernte Bekannte oder was auch immer Darren für sie war. Egal was. Yumi wusste um einen Schlafplatz und ein bisschen Geld hatte er auch noch auf der Seite. „Sag mir was du brauchst und ich besorge es dir, etwas Geld krieg ich schon noch zusammen.“ Der Student sprach als wäre es das Normalste der Welt und für ihn war es das ja eigentlich auch. Wahrscheinlich weil er es auch gar nicht anders kannte. Wenn immer irgendwer in seinem Freundeskreis Hilfe brauchte, egal wie diese aussah, war er da und versuchte sein Möglichstes. Warum also nicht bei der ehemaligen Studentin? „Du findest auch noch deinen Weg..“ Seine Stimme war sanfter geworden. Im hellen Mondschein schenkte er ihr ein Lächeln und es folgte ein kurzer Augenblick der Stille während sie ihre Augen geschlossen hielt, er sie weiter anschaute und schließlich zu einer Antwort ansetzte. „Auf mehr.“ Und was das zu bedeuten hatte wusste Yumi ganz genau. Das musste er nicht ansprechen, nicht näher darauf eingehen. Es bedarf keiner Erklärung oder näheren Ausführung. Der Musiker wollte einfach nur sie an seiner Seite. Jetzt und morgen und für immer. Das belustigte Lachen der Anderen sorgte dafür dass er seinen Blick abermals auf sie richtete. Mittlerweile war er es ja gewohnt für seine Aussagen belächelte zu werden. Es war schon nichts Neues mehr und auch nur selten störte es ihn noch. Wahrscheinlich ja auch einfach ein Zeichen ihrer Unsicherheit? Immerhin war es leichter Dinge, die man nicht hören wollte, denen man keinen Glauben schenken konnte und wollte, wegzulächeln als sich ihnen wirklich zu stellen und versuchen zu verstehen. Oder sie am Ende auch noch wirklich zu glauben. „Das was du ihm antust hat gar nichts mit Liebe zu tun.“, antwortete der Kerl, klang ein bisschen gleichgültig und schüttelte kaum merklich den Kopf. Hatte aber bemerkt, dass sie kurz ins Stocken gekommen war. Dass ihr das Lachen beinahe im Halse stecken geblieben war. „Das sage ich nicht weil Alex mein neuer bester Freund ist oder solch einen Mist.“ Nur um das noch einmal klar zu stellen, nicht damit sie noch einmal mit solchen Worten um die Ecke kam weil sie es anders nicht glauben konnte, warum er so etwas sagte. „Und das.. weißt du eigentlich auch selbst.“ Natürlich konnte er nicht in ihren Kopf gucken, nur wilde Vermutungen aufstellen aber vielleicht war es auch genau das, was er damit erreichen wollte. Sie ein bisschen provozieren, reizen, die Wahrheit aus ihr heraus kitzeln? „Wie kannst du überhaupt davon überzeugt sein ihn zu lieben wenn du das hier tust?“ Dieses Mal war er es, die ihre Aussage oder eigentlich eher ihr Verhalten, zurück zu Alex zu rennen, belächelte. „Bin ich dafür auch wieder zu viel Gutmensch? Gehört ein bisschen betrügen mittlerweile dazu? Ist das Zeichen von Liebe?“ Der Kerl schnaubte und schmunzelte zugleich während er erneut den Kopf schüttelte und noch das Augenrollen der Blondine erkannte. „Das habe ich dir schon gesagt.“, war alles, was er dazu sagte bevor er schließlich mit einem Schwung, zumindest fühlte es sich so für ihn an, das Bett verließ. Nachdem er es geschafft hatte dass sein Zimmer sich aufhörte zu drehen, setzte er sich in Bewegung. Versuchte irgendwie dieses Chaos an Gefühlen in seiner Brust durch Auf und Ab laufen los zu werden. Vielleicht fühlte er sich danach leichter aber er scheiterte daran, was ja auch irgendwie zu erwarten war und so widmete er sich seinem eigentlich geliebten Musikinstrument, das dieses Mal jedoch eine andere Art von Zuwendung erfahren durfte. Mit einem schrägen Ton begleitet vom Knarzen des Holzes knallte die Gitarre an die gegenüberliegende Wand. In ein paar Stunden würde er sich dafür hassen, doch gerade eben konnte er nichts mehr damit anfangen. Obwohl er das ja sowieso nie wieder konnte. Wie denn auch, mit nur einer Hand. Damit war dieser Teil seines Lebens doch eh vorbei. Geschichte. Die doch noch nicht einmal richtig angefangen hatte. Der Student kniff die Augen zusammen. Nicht unbedingt weil ihm schwindelig war, mehr aus dem Grund um sich zu beruhigen. Vielleicht konnte er so gezielter damit sorgen, dass die Gedanken verschwanden. „Du bist.. das Beste.“ Er hatte ihre Worte noch gehört. Zumindest einen Teil davon. Das, was sie noch ausgesprochen hatte, bevor.. Sein Blick glitt kurz noch über das jetzt ganz zerstörte Instrument und schweifte dann zu Yumi. „Yumi, es-“, begann er noch, hielt dann jedoch inne, seinen Satz brach er mittendrin ab als er die junge Erwachsene auf seinem Bett ins Auge gefasst hatte. „Yumi..?“ Seine Stimme war ganz leise. Als könnte er etwas zerstören. Wahrscheinlich hatte er das jetzt schon längst aber auf eine andere Art und Weise. „Yumi?“ Erst war er stehen geblieben, wie angewurzelt, war fast gelähmt bei ihrem Anblick. Wie sie ihre Arme schützend über ihren Kopf hielt. Als könnte er.. als würde er.. das dachte sie nicht oder? Nochmal kam ihr Name über seine Lippen, dieses Mal fehlte ihm jedoch die Stimme während er sich ihr langsam näherte und schließlich vor seinem Bett stehen blieb. Darren streckte seine gesunde Hand nach ihr aus doch hielt inne als er bemerkte wie sie zitterte. Die ganze Zeit über hielt er den Atem an oder zumindest fühlte es sich so an für ihn, ihm fehlte die Luft zum Atmen. „Hey.. was ist..“ Die Wut und Verzweiflung, die er bis gerade noch in seinem Bauch gespürt hatte war weg. Jetzt plagten ihn Sorgen und Vorwürfe. Darren sackte zusammen, fiel auf die Knie und ließ das Mädchen doch nie aus den Augen. Er rang mit sich, wollte sie in den Arm nehmen, sie an sich drücken und sie spüren. Dafür sorgen dass das Zittern aufhörte. Und doch lähmte ihn etwas. Angst. Ihr weh zu tun? Es noch schlimmer zu machen? Ihn plagten Schuldgefühle. „Es.. tut mir so leid.“, kam es ihm über die Lippen während er nochmal seine Hand hob, sie zunächst aber nur auf das Bett legte. „Ich..“ Der Musiker rang nach den richtigen Worten und gleichzeitig auch ein bisschen nach Atem. Ihr Blick traf ihn hart. Dieser Ausdruck in diesem so schönen Blau. Da waren so viele Fragen in seinem Kopf. Das hier konnte doch nicht nur daran liegen dass er die Gitarre durchs Zimmer getreten hatte. Oder? Er drehte seine Hand herum, falls Yumi danach greifen wollte.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Wahrscheinlich wäre es ihm unter anderen Umständen längst aufgefallen dass Yumi immer wieder flüchtete. Nicht wirklich körperlich, das wäre ihm nun doch noch aufgefallen, aber ihre Gedanken verflüchtigen sich wohl immer wieder irgendwo hin, wo Darren keinen Zugriff hatte. Zwar bemerkte er dass sie länger brauchte um eine Antwort zu geben oder auch einfach zu reagieren aber allzu lange kam es ihm auch nicht vor. Sowieso hatte er kein Gefühl mehr für Zeit, fragte er sich in dem Moment auch welche Uhrzeit sie überhaupt hatten. Wann er in sein Zimmer gekommen und über die Flasche Schnaps hergefallen war. Wann er eingeschlafen war. Wenn man das überhaupt Schlaf hatte nennen können. War es doch eher ein Zustand zwischen beidem, war er nicht wach gewesen doch so wirklich tief geschlafen hatte er auch nicht. Ein Zustand den der böse Alkohol so gerne hervorrief. Wenigstens war ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht so schwindelig gewesen wie jetzt. Vielleicht sollte er auch aufstehen, etwas trinken und etwas essen. Zumindest eine Kleinigkeit mit viel Wasser. Nichts Hochprozentiges. Oder vielleicht doch.. wünschen tat er es sich, sein Körper wahrscheinlich eher weniger. Als die Stimme der Studentin wieder an sein Ohr drang horchte er auf. „Oh nein, der Alten habe ich natürlich Honig ums Maul geschmiert damit sie mich in Ruhe lässt..“, erzählte der junge Musiker schmunzelnd und konnte sich gar nicht mehr so recht erinnern was er in dieser Situation eigentlich gesagt hatte. Wenn er überhaupt etwas gesagt hatte. Man kannte es von der lieben Wohnheimleitung ja, dass sie einen nie ausreden oder sich erklären ließ. „Aber so schlimm war diese Strafe ja auch nicht..“ Wenn er so zurück dachte.. hätte es wirklich schlimmer kommen können. Natürlich sprach er eher weniger von der Strafarbeit an sich als mehr von dem, was wirklich passiert war. Nicht zwischen Alessa und ihm, auch wenn er ihre Anwesenheit sicher auch immer genoss, so waren es doch ganz andere Augenblicke gewesen, an die er sich zurück erinnerte. Gern zurück erinnerte. Zumindest an die meisten. War schließlich er es gewesen der sie dann hatte zurück gelassen. Mit dieser grandiosen Neuigkeit dass sie nun nicht mehr länger zu haben war und sich doch noch so gab. Während er zurück dachte, war ihm die Bedeutung ihrer Worte gar nicht so bewusst aufgefallen. Zwar hatte er sie gehört, doch noch schwelgte er in Erinnerung. Vielleicht kämpfte er auch nur mit seinem flauen Magen. „Du bist was?“, platzte es dann doch aus ihm heraus und in seinem Zustand konnte man froh sein dass es nur überraschte und schon fast geschockte Worte waren. Seine dunklen Augen wurden größer. „Okay ich.. ich dachte jetzt nur du wärst aus dem Wohnheim geflogen wegen irgendwelcher Regelverstöße aber.. das.. Yumi?“ Wahrscheinlich sollte es ihn gar nicht so wundern, genauso wenig wie es sie selbst wunderte. Oft genug hatte er erzählt bekommen wie selten sie die Vorlesungen besuchte und auch wenn er es das ein oder andere Mal geschafft hatte sie hin zu drängen, so war es wohl doch nicht genug gewesen. „Naja ich brauche dann sowieso eine Managerin wenn ich den großen Durchbruch schaffe.“ Im Moment nahm er das locker, warum auch nicht? Es betraf ihn ja nicht. Und außerdem war ein gescheitertes Studium wirklich kein Grund auszuflippen. Das passierte Jedem einmal. Oder es konnte passiert. Manchmal war es doch auch gewollt wenn man nach ein paar Semestern feststelle, dass es nicht das war, was man sich vorgestellt hatte. Er hob seine Schultern. „Dein Leben ist nicht vorbei, glaub mir.“ Der anfängliche Schock war schnell wieder vorbei, er lachte sogar, spielte das Gefühl der Leichtigkeit des Alkohols etwas mit. Hier konnte man doch oft ernste Situationen nicht ganz einschätzen und das passierte ihm wohl auch gerade. Auch wenn es wie bereits erwähnt, auch gar nicht seine Sache war. Es war nicht sein Studium, warum sich also irgendwelche Sorgen machen? Die Blonde wusste doch sicher was sie tat. Oder? Der nüchterne Darren hätte diese Frage wahrscheinlich ganz anders beantworten, generell anders reagiert weil er sich mehr Sorgen um ihre Zukunft machte. Nicht, dass er sie dazu drängen wollte etwas zu studieren, was ihr im Endeffekt keinen Spaß machte, jedoch war es mit Sicherheit eine Situation in der man sich irgendwie verloren fühlte. Vielleicht auch ein Stück weit befreit aber was kam dann? Darüber wollte sie wahrscheinlich auch gar nicht nachdenken. Zumindest nicht jetzt. Erstmal stand ja auch der Umzug an. Oder eher ein Auszug ohne ein bestimmtes Ziel danach. „Ach die meinst du!“, rief er laut aus und hätte sich noch spaßeshalber die Hand an die Stirn geklatscht aber war die Koordination auch nicht mehr die Beste. „Ja nein, die können lange da unten warten..“ Der Kerl schüttelte angemessen zu seinem Schwindel den Kopf. „Kannst du ihnen auch sagen, wenn du sie siehst.“, fügte er hinzu und schmunzelte. Jedoch auch nicht für lange. Bis er den finsteren Blick des Mädchens bemerkte. „Wie oft willst du mich noch fragen ob ich es Leid bin? Ob ich endlich genug habe und sowas. Das ist jetzt wirklich nicht das erste Mal und hey, langsam solltest du die Antwort doch kennen oder?“ Der Schauspielstudent hob seine Schultern so wie es ihm möglich war und er erwiderte ihren Blick, lange nicht so abweisend wie sie. „Ich will nur nicht dass du Probleme bekommst.. wenn er es erfährt, wird er nicht glücklich sein und ein Streit zwischen euch.. das macht auch dich nicht glücklich.“ Zumindest sollte es ja so sein oder? Dass man einem eigentlich unnötigen Streit entgegen wirkt. Allerdings machte Yumi gerade auch alles damit es dazu kommt. Außer natürlich es ihrem.. Freund gleich direkt vorzutragen. Mit jedem kleinen Detail und so. Darren hielt inne, auch nachdem sie ausgesprochen hatte. Wohl nichts mehr sagen wollte. Für einen Moment hatte er seine Augen geschlossen gehalten, als er jedoch merkte wie sie sich bewegte, öffnete er wieder, sah nach was sie tat. Hatte sogar kurz daran gedacht dass sie aufstand, das Zimmer verließ. „Liebst du ihn?“, fragte er schließlich nachdem einer oder zwei oder vielleicht sogar weit mehr ruhige Momente verstrichen waren. Er wusste um die Bedeutung dieser Worte Bescheid. Vor allem was sie für die Blonde bedeuteten. „Warum bist du zu ihm zurück? Wenn er dir nicht geben kann was du brauchst.“ Zuneigung, Wärme, Liebe, ein Zuhause? Konnte er wohl kaum, wenn Yumi weiter durch die Gegend rannte und sich vergnügte. „Wahrscheinlich bin ich zu viel Gutmensch um das zu verstehen.“ Der zukünftige Schauspieler schnaubte während er sich langsam aufrichtete, alles in seinem Tempo und sich drehte, die Beine aus dem Bett schwang, alles ganz langsam natürlich, und kurz in dieser Position verharrte. „Warum hat er dich verdient?“ Seine Stimme war leise, seine Hand ballte sich zu einer Faust. Solange bis er sich in die Höhe erhob, ein bisschen schwankte aber nicht für allzu lange. Trotzdem war der Schwindel schlimmer als gedacht. Doch selbst das legte sich ziemlich schnell wieder. „Warum hat er dich verdient und nicht ich?“ Dieses Mal sprach er lauter, viel zu laut, presste danach die Lippen aufeinander, hielt sich zurück und scheiterte dann doch. „Warum er? Warum.. er und nicht ich?!“ Langsam machte er ein paar Schritte nach vorne in sein Zimmer, atmete tief durch und konnte doch nicht zur Ruhe kommen. Er stieß mit dem Fuß an seine Gitarre, welche einen schrägen Ton von sich gab. Im Dunkeln hatte er das Instrument nicht gesehen und eigentlich hatte er auch gar nicht Acht gegeben. Mit einem heftigen Tritt landete das eh schon demolierte Teil auf der anderen Seite seines Zimmers. „Ich.. hab alles verloren.“ Ja, er wusste selbst dass man Dinge, Personen, Gegenstände, was auch immer, nicht verlieren konnte wenn man sie niemals sein Eigen hatte nennen können. Das musste ihm niemand sagen, dieses blöde Geplauder. Sein Arm hing einfach nur nach unten, schlaff, ohne jede Bewegung obwohl man ihm gesagt hatte dass er darauf achten sollte. Aber was hatte es schon noch für einen Sinn? Generell, alles?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Der Schauspielstudent hob seine Hand und zog mit seinem Zeigefinger einen Haken in der Luft. Symbolisch dafür, dass er den genannten Punkt von dieser imaginären Liste streichen konnte. Ziemlich oft sprachen die beiden Studenten von irgendwelchen nicht existenten Dingen oder? Auch damals schon als sie eine Liste für verliebte Pärchen abarbeiteten obwohl sie nicht einmal annähernd solch ein Interesse aneinander hegten. Mittlerweile schien es anders. Zumindest für einen Part dieser Bekanntschaft und manchmal, in ganz bestimmten und seltenen Augenblicken, da hatte der Musiker sogar das Gefühl, dass es doch von beiden Seiten ausging. Dass da mehr war als eine Bekanntschaft, eine Freundschaft.. jedoch bekam er oft genug zu hören dass er sich irrte. Dass da nichts war. Dass da niemals etwas sein würde. Yumi wiederholte das beinahe schon zu oft.. auffällig oft. Gab sie doch immer wieder diese kleinen Hinweise, diese kleinen Momente, die Hoffnung aufkeimen ließ. Noch mehr Hoffnung als die, die sowieso immer in ihm schlummerte. Denn Darren war ausdauernd, er gab nicht so schnell auf. Auch, wenn es dauerte. Für solche Dinge ließ man sich eben Zeit, ließ viel mit sich machen, auch wenn andere schon längst das Handtuch geworfen und ihn als Träumer und hoffnungslosen Fall betitelt hätten. Jedoch interessierte er sich diesbezüglich sowieso nicht für die Meinung anderer, warum sollte er auch. Wichtig waren nur sie, war nur die Blonde, die doch auf seine Frage antwortete. Etwas, das er doch nicht erwartet hatte. Womit er nicht gerechnet hätte. Naja vielleicht schon, allerdings eine andere Antwort. Eine, die vielleicht noch gelogen war. Viel eher hätte er einen herablassenden Kommentar erwartet oder ein Lachen, dass er so eine Frage überhaupt stellte. Allerdings wusste der Kerl auch von dieser Seite des Mädchens. Natürlich, denn er hatte sie schon kennen gelernt. Mehr als nur flüchtig. Mehr als nur diese eine Seite, die sie jedem zeigte. Darren wusste, dass da mehr drin steckte. Die Tatsache dass sie ihn nicht anschaute, den Blick mied.. Ein Lächeln malte sich auf seine Lippen während er seinen Blick nicht von ihr abwenden konnte. Sie dabei beobachtete wie sie seinen Augen erfolgreich entkam. Er spürte die Freude. Das Kribbeln in seiner Brust. „Oh naja.. das war.. ein bisschen blöd gelaufen.“, redete sich der angehende Schauspieler aus der Situation und schmunzelte. „War es doch irgendwie ihre Schuld dass sie ihr Büro nicht zusperren kann oder? Wir waren eben beschäftigt.. da passiert das mal.“ So im Eifer des Gefechts stürzte man sich eben mal an offene Türen, verwüstete ein fremdes Büro und trieb es auf dem frei geräumten Schreibtisch. War doch ganz normal oder? Es überraschte den jungen Mann folgend nicht sonderlich dass sie sein Angebot nicht ernst oder gar annahm. „Ah.. du meinst die, die den ganzen Tag vor dem Wohnheim auf mich warten oder?“ Er legte seine Finger an das Kinn als würde er sich ernsthaft Gedanken darum machen, eine mögliche Lösung suchen, doch schlussendlich schüttelte er nur den Kopf. „Daran müssen sie sich sowieso irgendwann gewöhnen.“ Dabei ließ er offen was genau er damit sagen sollte. Oder eher wen genau er damit ansprechen wollte. Für ihn war es zwar bereits klar und höchstwahrscheinlich würde Yumi es auch verstehen aber hatte dazu sicherlich eine ganz andere Meinung. Auch wenn sie sich abermals anders verhielt. Abermals seine Nähe suchte. Abermals Dinge machte, die nicht ihren Worten entsprachen. Darren unterdrückte Tränen während er sprach, während er erklärte, was sich nicht erklären ließ. Er versuchte zumindest die Trauer zu unterdrücken, schaffte es doch nicht so recht. Einzelne Tränen kullerten über seine Wange aber er bemerkte es nicht einmal. Konzentrierte sich mehr darauf den Schwindel unter Kontrolle zu bringen und das zu tun, was Yumi von ihm erwartete. Sich zu erinnern. An die vielen Male, an die er sie mit dieser Hand berührt hatte. Mit der er es jetzt auch tat. Jedoch nur mit ihrer Hilfe. Und es war auch nicht das gleiche. „Das hat damit nichts zu tun.“, entgegnete der Musiker und hätte wohl den Kopf geschüttelt, wenn er damit nicht auf der Matratze lag während die Studentin noch länger auf ihm saß. Ihm jedoch nicht mehr so nahe war wie noch zuvor. Sie hatte sich aufgesetzt, sich entfernt und das nicht nur körperlich. Es war zu spüren. Er öffnete seine Lippen einen Spalt, er wusste dass er sich irgendwie selbst widersprach. Jetzt so etwas sagte, ihr auf diese fast schon abweisende Art und Weise begegnete während er ihr noch vor einigen Stunden um den Hals gefallen war. Sogar noch mehr eigentlich. Dem Kerl entkam ein leises Schmunzeln. „Ich weiß, eigentlich sollte es mit Alkohol eher andersherum sein..“ Sein Blick verfolgte sie als sie wieder von ihm abließ, sich von ihm rollte und neben ihm liegen blieb. Zuerst schaute er noch ein paar Sekunden zu ihr, dann wandt er seinen Blick ab und schloss ebenso seine Augen. „Wenn.. es umgekehrt wäre..“, begann er, atmete tief ein und wieder aus bevor er seinen Kopf zur Seite drehte. Ihr Profil betrachtete. „Dann.. würde ich dir vertrauen.“ Denn egal was ihr Ex-Freund oder aktueller Freund oder was immer Alex nun war vorhatte, es gehörten schließlich zwei dazu. Und wenn Yumi sich weigerte.. „Dass du dich gar nicht darauf einlassen würdest weil ich dir.. wichtiger bin.“ Er zog die Augenbrauen zusammen. War das verrückt? Naiv?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    „Hast du es doch so eilig?“, fragte der junge Mann während er seine Augenbrauen näher zusammen zog. Wann musste sie noch einmal ausziehen? Wann würde die alte Schrulle auf der Matte stehen und Yumi rauswerfen? Konnte er sich daran gewöhnen? Nicht mehr zu wissen wo sie war. Nicht dass er es jetzt zu jedem Zeitpunkt wusste, wäre das wahrscheinlich auch ein bisschen merkwürdig, aber doch gab es dieses Zimmer, das er immer öfter passierte, zu dem er immer wieder schaute und bald würde es nicht mehr ihr gehören. Bald wohnte dort jemand völlig Fremdes. Vielleicht würde auch Yumi das über ihre Beziehung sagen, dass sie einander mehr oder weniger fremd waren, bis auf so manche körperliche Begegnungen. Aber es war nicht so, egal was sie sagte und sie sehr sie egal wen überzeugen wollte. Der Kerl wartete einen Moment, wirkte als würde er über ihre Worte nachdenken, als wäre ihm nicht ganz klar worüber die Studentin sprach aber natürlich wusste er es ganz genau. Zumindest einiges davon. Vieles war immer noch schwarz, Erinnerungen waren weg. Überschattet. „Gehört doch bestimmt auch zu den Dingen, die man mal im Leben mitgemacht haben muss oder? Alkoholbedingt im Krankenhaus landen.. obwohl, hey, ich war einfach nur zu dumm zum Laufen, okay?“ Immerhin war er zu dem Zeitpunkt ja nicht mehr wirklich betrunken gewesen. Vielleicht ein bisschen, hatte einen leichten Kater gehabt und eigentlich war ja sein Handy daran Schuld. Dass er unter Alkoholeinfluss verloren hatte.. naja, wie auch immer. Er machte sich sowieso keine großen Gedanken darum, es war ihm nicht unangenehm, sowieso nicht vor Yumi. Das passierte halt mal. Das amüsierte Schmunzeln auf seinen Lippen verebbte langsam, er bemerkte den starren Blick des Mädchens. Sie wirkte abwesend, als würde sie nachdenken. Worüber genau? Über seine Frage? Nahm sie sie doch ernster als er im ersten Moment geglaubt hatte? Darren öffnete seinen Mund jedoch verlor er keine Worte, schaute Yumi nur an während er seine Augenbrauen zusammen zog. Hatte nicht damit gerechnet dass sie so reagieren würde, eher dass sie es abwinkte, lachte, sich darüber lustig machte, wie sie es eben immer tat, wenn sich das Gespräch in eine solche Richtung entwickelte. Vielleicht bildete er sich aber auch nur etwas ein und verspürte die Pause als länger als sie eigentlich war. Immerhin verlor man leicht mal das Zeitgefühl wenn man Alkohol getrunken hatte. Vorallem wenn es beinahe eine ganze Flasche gewesen war. „Nein?“ Der Musiker schüttelte ebenfalls seinen Kopf. „Nicht in Ordnung?“, wiederholte er und konnte nicht anders als zu schmunzeln. Sie hatte kein Recht dazu? Der junge Mann hob seine Augenbraue. Wer hatte ihr das denn nur eingeredet? Gut, die Antwort konnte er sich bereits denken aber trotzdem manchmal überraschend was sie sich in ihrem hübschen Köpfchen einredete und zusammen reimte. Als gäbe es Voraussetzungen, bestimmte Dinge die man erfüllen musste. „Aber du tust es trotzdem oder?“ Darren hatte seinen Blick abgewandt, die Bettdeckte angestarrt. Wartete, mal wieder auf eine Antwort. Klang ungewohnt unsicher. Beinahe als hätte er Angst vor der Antwort weil er sich ja auch denken konnte, was kam, nach dem, was sie gerade gesagt hatte. Deshalb wartete er nicht länger, ließ sich zurück fallen, den Schwindel über sich ergehen und irgendwie genoss er sogar das schummrige Gefühl. Dass Yumi auf seine Erzählung aufsprang und ihm ein Grinsen schenkte, ließ ihn nur noch einmal schmunzeln. Wahrscheinlich war es auch eine Wirkung des Alkohols in seinem Blut. Immerhin waren da manche Emotionen einfach ausgeprägter als andere. „Wie gut dass ich so brav bin und mit Sicherheit nie rausgeworfen werde. So musst du nicht einmal an eine Brücke denken.“ Ging er damit quasi schon davon aus dass sich die Studentin immer zu ihm verkriechen würde, wenn sie einen Schlafplatz brauchte? Dass es für sie in Ordnung war? Für ihn war es das, auf jeden Fall, es war das was er wollte. Somit wusste er immerhin dass sie sicher war. Nicht irgendwo unterwegs, in keinem anderen Bett. „Ich will nur dass du es weißt.“, sagte er schließlich, antwortete ihr damit, versicherte ihr somit seine Unterstützung, wenn man es so nennen konnte. Ihm war bewusst dass es einen Unterschied gab. Zwischen Einsamkeit und dem alleine sein. Doch manchmal war der Übergang auch fließend, geschah beinahe unbemerkt. „Meine Tür steht immer offen für dich.“ Egal was passiert war, was geschehen würde. Das wusste die angehende Psychologin ja hoffentlich. Dass es keinen Unterschied machte. Dass ihm nicht einmal ihre Kommentare etwas ausmachten, worauf er im Folgenden eigentlich hätte antworten können, immerhin konnte Yumi davon wohl eher ein Lied singen oder? Kurz umspielte ein Schmunzeln seine Lippen. Bis es verebbte, Platz machte. „Ich weiß es nicht..“, erwiderte er. So leise dass er nicht einmal wusste, ob er die Worte wirklich ausgesprochen hatte. „Man sagte mir sooft ich müsse positiv sein.. optimistisch.. nur so käme das Gefühl wieder zurück. Rückschläge wären normal aber.. es gab noch keinen einzigen Fortschritt. Wie soll ich.. da an das Gute denken? Ich weiß nicht weiter.. ich weiß nicht wer ich sein soll.“ Welches Gefühl er zulassen sollte. Weil sowieso nichts ihn voran brachte. Weder wenn es um seine Verletzung ging, noch wenn es um Yumi ging. Die ihn folgend an seinen Schultern packte, herum drehte, fest hielt. Der Junge verfolgte ihre Bewegungen mit seinem Blick, so gut er konnte und hatte zwischendrin sogar die Luft angehalten, die er jetzt wieder aus seinen Lungen ließ. Seine Lippen blieben verschlossen, auch wenn er etwas sagen wollte, doch fand er nicht die passenden Worte. Spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut, die Gänsehaut die sich von dort ausbreitete. Er sah das Grinsen auf ihren Lippen, wie sie seine Hände nahm, sie über ihren Körper wandern ließ. Mit ihrer Hilfe konnte sich seine Hand bewegen. Nur mit ihrer Hilfe. Darren bildete sich ein eine Gänsehaut auf ihrem fast nackten Oberkörper zu erkennen, doch vielleicht war es auch nur das schwache Licht und seine Augen spielten ihm einen Streich. Der Blick seiner braunen Augen wanderte über sie. Über ihren schlanken Körper den er kannte und doch nicht genug bekommen konnte. Er wanderte über ihren süßen BH, den sie weiter trug, aus dem er ihr auch schon zu oft geholfen hatte. Und doch nie oft genug, wenn es nach ihm ging. Sein Blick ging weiter auf Wanderschaft bis sie sich zu ihm hinab lehnte. Darren öffnete seinen Mund einen Spalt als sie Halt machte, dafür sorgte dass sich ihre Lippen nicht berührten. „Ich könnte es nie vergessen..“, flüsterte er. Jedoch änderte es nichts. Es änderte nichts daran dass er sie nicht spüren konnte. Nicht die Hand, die ihn führte, weder ihre entblößte Haut. Der Schauspielstudent spürte einen Druck auf seiner Brust. Nicht etwa weil Yumi zu schwer war oder sich darauf abstützte. Es waren die Gefühle, die sich darin sammelten. Und es überwog die Wut. „Du solltest das nicht tun.“ Er hatte seine Augen für ein paar Sekunden geschlossen gehabt. Gab vielleicht den Anschein dass er sich konzentriert hatte. Auf die Berührungen, versuchte hatte etwas zu spüren. Doch eigentlich hatte er es nicht einmal wirklich versucht. Schon vorher aufgegeben. Weil es doch sowieso keinen Sinn hatte. „Es ist ihm gegenüber nicht fair.“, kam es schließlich über seine Lippen. Darren öffnete seine Augen, entzog ihr mit seiner gesunden Hand die andere und ließ diese auf die Matratze fallen. Die Blonde wusste was er meinte. Das hier tat keine vergebene Frau. Und das war sie doch.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Für den Moment könnte die Welt doch anhalten oder? Sich aufhören zu drehen damit dieser winzige Moment eine Ewigkeit werden konnte. Funktionierte das überhaupt so? So genau konnte der Kopf des Mannes gerade auch nicht denken, waren da viel zu viele wirre Gedanken und die Tatsache dass in seinem Körper auch ziemlich viel Alkohol war, der zusätzlich noch für Unruhe sorgte. Aber ganz gleich, er wünschte sich dass dieser Augenblick anhielt. Lange, so lange wie möglich während die Studentin bei ihm lag. So nahe dass beinahe kein Blatt Papier mehr zwischen sie passte. Sie es zu ließ und gleichzeitig nicht den Eindruck machte als würde sie es einfach über sich ergehen lassen. Sich nicht wehren damit es schnell genug wieder vorbei war. Das war Yumi nicht. Er atmete langsam und merkte selbst in dieser ruhigen Position wie sich sein Kopf drehte, alles darin und so langsam glaubte sein betrunkenes Gehirn dass es doch nicht so klug war, die Flasche fast alleine zu leeren. „Wenn ich gewusst hätte.. dass du zurück kommst..“ Aber damit hätte ja niemand rechnen können. Wahrscheinlich nicht einmal Yumi selbst. „Vielleicht hätte ich mich dann zurück gehalten.“ Der Schauspielstudent schmunzelte und doch steckte ein Fünkchen Ernst in seiner Aussage, immerhin war Alkohol doch eigentlich nie eine Lösung, vorallem dann nicht wenn man ihn dafür benutzte den Kopf auszuschalten. Er war gefährlich, das wusste jeder und doch war es eine beliebte Methode. Nicht die Beste und eigentlich auch nicht wirklich das wofür man ihn kannte aber Menschen änderten sich oder nicht? „Wahrscheinlich auch besser so.“, erwiderte der Kerl und hob schon fast vorwurfsvoll seine Augenbrauen während er in ihre Richtung blinzelte, auch wenn er gerade kein Stück besser war. „Nicht dass du wieder verlernst zu laufen. Und getragen werden musst.“ Der Student schloss seine Augen für ein paar Sekunden, hatte das Bild vor Augen wie sie sich an ihn klammerte, ein mehr als klares Zeichen eigentlich aber er schüttelte kaum merklich seinen Kopf, wodurch dieses Bild sich verflüchtigte und der Schwindel wieder zurück kam. Der war aber immer noch besser. Als sie ihren Satz mehr oder weniger abrupt beendete wurde er wieder aufmerksamer, schaute so gut es ihm in seinem aktuellen Zustand möglich war gespielt überrascht zu ihr. Es war kaum zu übersehen dass sie nachdachte, über die Worte die sie gerade verloren hatte. Was war nach Hause jetzt für sie? „Bin ich dein Zuhause?“, fragte er nach, wusste die Antwort auf diese Frage schon selbst und musste deshalb auch schmunzeln weil er sie auch einfach nicht ernst meinte. Oder es zumindest überspielen wollte, nicht ernst klingen lassen wollte. War ja auch besser so oder nicht? Ihre Haut fühlte sich weich an unter seinen Fingern. Ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen. „Na und?“ Darren hob seine Schultern, er grinste. „Du darfst mich trotzdem vermissen, das ist in Ordnung..“, erklärte er als wäre es ein neues Gefühl für die junge Frau, deren Worte doch etwas holprig über die Lippen gekommen waren. Als könnte sie es nicht verstehen. Wie sollte man jemanden auch vermissen, wenn man denjenigen vor ein paar Stunden noch gesehen hatte. Ein bisschen übertrieben vielleicht? Aber was war schon übertrieben und zu viel, wenn Gefühle mit ihm Spiel waren. Obwohl diese Gefühle auch nur einseitig waren, nicht erwidert wurden. Das hätte er jetzt beinahe vergessen. Der Kerl blieb ruhig auf seinem Rücken liegen, hätte wissen müssen dass schnelle Bewegungen jetzt nicht das allerbeste in seiner Situation waren, weshalb er auch die Augen schloss in der Hoffnung, es würde seinem Schwindel irgendwie helfen. „Wenn sie mich auch noch aus dem Wohnheim schmeißt, haben wir schließlich ein Problem oder?“ Der Musiker wirkte zunächst etwas besorgt während er sprach, als hätte er wirklich Angst vor dem Drachen der über dieses Haus herrschte aber lachte doch im nächsten Augenblick. „Obwohl ich gehört habe manche Türen der Universität sollen nachts gar nicht abgesperrt sein..“, fügte er hinzu und öffnete langsam seine dunklen Augen wieder, drehte seinen Kopf etwas in ihre Richtung und sein Blick wirkte fast schon herausfordernd, neugierig ob diese Gerüchte die man sich so erzählte wirklich stimmten. Nachts hatte die Uni sicher einen ganz eigenen.. Charme. War es immerhin auch verboten. Oft genug wurden seine Kommilitonen und er schon vom Hausmeister verwarnt und auch rausgeworfen als die Theaterproben einmal länger gedauert hatten. Er schloss erneut seine Augen, überlegte vielleicht was für geheime Eingänge es an der Universität gab, vielleicht dachte er aber auch an gar nichts. Genoss einfach die Ruhe und Stille, die sich über die beiden gelegt und ausgebreitet hatten. Eine angenehme Stille. So friedlich in diesem Augenblick, in dem ihre Herzen so schnell schlugen. Aufgrund ihres Alkoholpegels natürlich, denn da hatte das Herz und der Kopf und auch all die anderen Organe jede Menge zu verarbeiten. Bei ihm auf jeden Fall. Bei Yumi war ihr Körper das vielleicht schon gewohnt. Die leise Stimme der Studentin durchbrach schließlich die Stille. Darren konnte gar nicht genau sagen wie viel Zeit vergangen war, Sekunden, Minuten, wie lange sie nebeneinanderlagen. Seite an Seite. Während ihre Körper sich sanft berührten. Als wäre es völlig normal. Das alles hier. Kurz glaubte er es war nur ein Traum, als hätte er sich ihre Worte nur eingebildet, als wären sie nicht echt. Doch er bemerkte wie sie sich bewegte, bemerkte wie sein Arm sich von ihrer Berührung bewegte aber mehr.. nicht. Da war nichts. Kein Kribbeln, kein Kitzeln, nichts. Darren spürte nichts. Er presste seine Lippen zusammen. Hielt seine Augen weiter geschlossen und atmete tief durch. Es war eine merkwürdige Mischung an Gefühlen, die sich in seinem Inneren angesammelt hatte. Wut, Trauer, Enttäuschung. Hatte er mit dem Alkohol nicht damit gesorgt dass alles taub wurde? War es doch nicht genug gewesen? Hätte er noch eine weitere Flasche suchen sollen? Er hörte dieses winzige Wort, das sein Herz schließlich zum Flattern brachte. Seine Lippen waren wieder einen Spalt geöffnet, formten sich zu einem Lächeln. „Du weißt dass du keine einzige Nacht alleine sein musst.“, sagte er und sprach dabei lauter als er es eigentlich musste. Immerhin lag Yumi direkt neben ihm. Ob er es nicht wirklich einschätzen konnte oder seinen Worten einen gewissen Nachdruck, eine besondere Bedeutung geben wollte, wer wusste das schon. „Du entscheidest dich doch selbst dafür alleine zu sein..“ Der Student hielt kurz inne bevor er sich schließlich langsam, beinahe in Zeitlupe aufrichtete und Versuche machte sich zu strecken, es jedoch ließ und so nur die Schultern etwas bewegte. „Danke..“, wiederholte der junge Student, lehnte sich zur Seite, angelte im schummrigen Licht nach der Schnapsflasche, die ihm zuvor aus der Hand und auf den Boden gefallen war, und hob sie nach oben. Musste enttäuscht feststellen dass sie jetzt wirklich leer war weil der Rest sich auf dem Boden verteilt hatte. Er schwenkte die Flasche hin und her, wirkte abwesend als ob er dem Inhalt nachtrauern würde oder aber überlegte wo er Nachschub bekommen konnte. Oder war vielleicht noch eine Flasche irgendwo in seinem Zimmer? Wahrscheinlich wäre es jedoch am besten zu Wasser zu wechseln aber schlaue Entscheidungen in seinem Zustand zu treffen gehörte nicht zu seinen Stärken. Die leere Schnapsflasche fiel wieder auf den Boden, schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppich auf während er sich zu ihr drehte, auf sie hinab schaute und ihr Gesicht im Mondschein musterte. Aber nichts sagte, nichts antwortete. Ihren Dank einfach hinnahm im Stillen, lächelte. Sein Blick tastete ihr wunderschönes Gesicht ab, jedes Fleckchen, alles was er erkennen konnte. Bis sein Lächeln wieder starb. „Ich kann dich nicht spüren.“, sagte er schließlich, sein Kopf bewegte sich und er schaute auf seine Hand, die immer noch von Yumi gehalten wurde. Ihre Finger waren ineinander geschoben und doch merkte er nichts. Was komisch war, wenn man etwas am eigenen Körper sah aber dazu nichts spürte. „Warum..“ Natürlich wusste er die Antwort darauf, wusste darüber bescheid, immerhin hatte man es ihm oft genug gesagt. Den Schaden, die Folgen. Was er sich jetzt in diesem Moment erwartete? Von Yumi? Er wusste es nicht. Tränen sammelten sich in seinen eh schon vom Alkohol glasigen Augen. „Es wird wieder.. oder?“ Er klang verloren. Als hätte jegliche Hoffnung ihn verlassen.

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    Hina & Alessa | in ihrem Zimmer


    Das Mädchen spürte ein Kribbeln in ihrer Magengegend. Perfekt nannte ihre beste Freundin sie. Perfekt wie immer. Hina presste ihre Lippen zusammen, musste sich zwingen nicht über beide Ohren zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Obwohl sie sich für eine kurze Sekunde fragte weshalb sie sich zwang es nicht zu tun. Weil es vielleicht zu auffällig war? Aber durfte sie sich nicht über solch ein Kompliment freuen? Das war doch eigentlich auch ganz normal, vor allem weil sie wusste dass solche Worte von ihrer Besten auch wirklich so gemeint waren und nicht mit irgendwelchen Hintergedanken ausgesprochen wurden. Das erlebte sie ja doch immer mal wieder. Leider. Aber trotzdem hielt die Schülerin sich etwas zurück und strich ihre blonden Haare über die Schultern nachdem sie ins heiße Wasser eingetaucht war, die Wärme sie umgab und auch der gut duftende Schaum, der ihre Gedanken gleich ein bisschen vernebelte. Zwar nicht so schlimm wie Alessa es alleine mit ihrer Anwesenheit tat aber eben auf eine andere Art und Weise. Deshalb liebte sie es zu baden. Weil man mal kurz abschalten konnte. Aber auch nur kurz, dieses Mal war sie immerhin nicht alleine in ihrem Badezimmer. „Willst du nachsehen?“, erwiderte sie, fixierte das hübsche Gesicht ihrer Freundin. Herausforderung funkelte in ihren grauen Augen während ein breites Grinsen auf ihren Lippen lag. Irgendwie war sie jetzt aufgeregt. Das Kribbeln war wieder da, viel stärker. Es fühlte sich beinahe an als hätte sie einen Wunsch ausgesprochen. Etwas, das sie wollte. Was sie erwartete. Eine Sehnsucht? Doch schnell wandte sie ihren Blick wieder ab, sie merkte wie sich ihre Atmung beschleunigt hatte. Wie ihr Gesicht ganz warm war. Lag das doch aber sicher an der Wanne und dem dichten Wasserdampf oder? Das Mädchen klatschte sich einmal eine Ladung Wasser ins Gesicht, was es zwar nicht wirklich besser machte aber so konnte sie sich zumindest für einen kurzen Moment ablenken bevor sie ein paar Vorschläge für den heutigen Tag machte. Die zwar akzeptiert wurden, hätte Hina auch wirklich gewundert wenn Alessa Einwände gebracht hätte, aber so ganz überzeugt schien sie dann doch nicht. Das Mädchen lächelte und schüttelte den Kopf etwas. „Nein, das passt schon. Ich brauch das. Shoppen macht immer alles besser.“, sagte sie überzeugt und warf dann einen Blick auf ihren verbundenen Arm. „Vor allem wenn man frustriert ist. Ich brauche was, das die blöde Wunde abdeckt.. ein paar schöne neue Pullover oder Cardigans. Und das wo der Sommer vor der Tür steht! Vielleicht auch einfach ein paar neue Bikinis? Oh! Das klingt besser.“ Vor allem wenn sie daran dachte wie verdammt gut Alessa in Bikinis aussah. War das vielleicht auch der Gedanke, der sie dazu gebracht hatte, den Vorschlag anzubringen? Die Schülerin räusperte sich und war schließlich froh dass die Röte auf ihren Wangen wahrscheinlich nicht einmal auffiel bei der Hitze, die ihr Gesicht sowieso erreicht hatte. Wegen dem warmen Bad natürlich. Als ihre Freundin einwilligte und ihre langen blonden Haare mit Shampoo versorgte, zog sie ihre Beine an sich heran und legte ihre Arme darum, genoss die sanften und bestimmten Berührungen der Anderen, die kein Fleckchen auf ihrem Kopf ausließ. „Hmm... perfekt.“, murmelte sie zwischendurch, merkte ein Kribbeln das sich von dort in ihrem gesamten Körper ausbreitete. „Du bist geschickt mit den Fingern.“ Hina hatte ihre grauen Augen geschlossen während sie die kleine Kopfmassage genoss. Erst dann fiel ihr auf, was sie eigentlich gesagt hatte. „Also ähm.. äh ich meine, das fühlt sich wirklich gut an.“ Ob es das jetzt besser machte? Sie ließ ihren Kopf etwas sinken und rutschte auch weiter in die Wanne, stoppte dann jedoch weil sie sich noch im letzten Moment an den Verband an ihrem Arm erinnerte, den sie ja nicht nass machen wollte. Schnell nahm sie die Brause zur Hand, spülte das Shampoo sowie die Spülung, die sie folgend noch in ihre Haarspitzen einmassiert und einwirken hatte lassen, aus und spritzte sich nochmal eine große Menge Wasser ins Gesicht. Das ein bisschen kälter war, in der Hoffnung, sie würde etwas abkühlen. In mehrerlei Hinsicht.. „Ich wäre ja für Pizza!“, schlug sie nach einer kurzen Pause vor und grinste bevor sie sich schließlich aus der Badewanne erhob und hinaus stieg. „Mit extra viel Käse natürlich.“ Das Mädchen kicherte während sie nach einem frischen Handtuch griff und damit ihren schlanken Körper einwickelte. Mit einem weiteren Handtuch drückte sie das Wasser aus ihrer langen Mähne und drapierte es dann schon beinahe kunstvoll auf ihrem Kopf damit sie trocknen konnten. „Davor brauche ich aber nochmal was für die Schmerzen..“ Die Schöne verzog ihr Gesicht, denn je mehr sie den Arm anstrengte, desto mehr tat er auch weh. Wahrscheinlich hatte sie das etwas unterschätzt. „Vielleicht eine Flasche Schnaps.“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    „Es wäre besser?“, wiederholte er, ungläubig, als wüsste er gerade nicht wirklich wovon die junge Frau sprach. Seine Stimme war leise aber es war auch gar nicht nötig viel lauter zu sprechen. Im Zimmer war es ruhig, man hörte nichts. Nicht einmal irgendwelche grölenden Studenten durch das gekippte Fenster. War es schon so spät? Oder so früh? Darren hatte jegliches Zeitgefühl verloren aber war es auch nicht wirklich wichtig. Gerade jetzt, wo Yumi zu ihm gefunden hatte, sie in seinen Armen lag. Zwar nicht ganz freiwillig aber den Fakt ignorierte der Musiker gekonnt. Immerhin schien sie sich auch nicht zu wehren, lag ganz friedlich bei ihm oder vielleicht bekam er das auch nicht so ganz mit, schwebte er für einen Augenblick schon wieder zwischen einem Traum und der Realität, irgendeiner Zwischenwelt, so wie das eben passierte, wenn man ein paar Schlucke Alkohol zu viel genommen hatte. Und da es in seinem Fall beinahe eine ganze Flasche gewesen war, gepaart mit ein paar Schmerzmitteln, natürlich nicht zeitgleich aber trotzdem aufeinander, war es doch kein Wunder dass er immer wieder wegnickte. Vor allem bei dem Gefühl, das Yumi ihm gab. Dieses gute Gefühl, das man nicht einmal beschreiben konnte. Ein Gefühl von Geborgenheit, von Heimat. Und das nicht nur weil er gerade sturzbetrunken war. „Aber was.. wenn ich aufwache, wenn das hier ein Traum ist, und du.. dann weg bist..?“ Seine Worte kamen nur langsam über seine Lippen, fast als müsste er nach jedem Wort tief durchatmen, als wäre es schwer zu sprechen. Der angehende Schauspieler merkte ganz deutlich dass sie ihren Kopf an seine Brust schmiegte, vielleicht war das der Grund warum ihm der Atem wegblieb. Weil sein Herz auch so schnell klopfte. „Das will ich nicht.“ Sanft streichelte er über ihren Kopf, vergrub seine Finger in ihrer blonden Mähne und seufzte leise und zufrieden. Denn so wollte er es. Genau so. Darren schloss seine Augen und genoss einfach diesen Moment, diesen so wunderschönen Augenblick. Wenn da nur nicht der Fakt wäre, dass die Welt sich irgendwie noch drehte und sich ein flaues Gefühl in ihm breit machte. Vielleicht lag das aber nicht unbedingt am Alkohol sondern daran dass er es trotz allem nicht vergessen konnte, dass er noch so gut daran dachte, dass seine andere Hand nur locker an ihrer Seite lag. Er dabei aber nichts spürte. Aber was hatte er auch erwartet, Alkohol konnte vieles aber keine Wunder wirken. Dass er nichts spürte, dass seine Finger und Teile seiner Hand nach wie vor taub waren.. dass dieser Albtraum jetzt eben die Realität war. „Nur weil ich nicht so geübt bin wie du?“, erwiderte der junge Kerl und schmunzelte. „Oder hättest du auch gerne etwas davon abgehabt?“ Eine Gänsehaut wanderte über seinen Körper, ihr warmer Atem streifte die empfindliche Haut seines Halses, genauso wie ihre weichen Lippen. „Obwohl du wohl auch genug hattest hm.. oder regnet es jetzt schon Rum?“ Oder was auch immer es genau war, nach dem die Psychologiestudentin roch. Der beißende Geruch war auf jeden Fall wahrzunehmen und der lag bestimmt nicht nur an ihm. Darren biss sich auf die Unterlippe, er schloss genießerisch seine Augen für einen Moment während ihr Atem ihn kitzelte bevor er sie wieder öffnete und etwas von ihr wegrutschte. Zwar nur ein kleines bisschen aber weit genug damit er in ihr hübsches Gesicht sehen konnte. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen, schaute auf das Mädchen herab und ließ seine Hand von ihrem Kopf in ihr Gesicht gleiten, strich ihr dort einige blonde Strähnen hinter das Ohr. Im hellen Mondschein das durch das offene Fenster in sein Zimmer fiel konnte er gerade genug sehen. „Das ist also der einzige Grund?“ Enttäuscht sanken seine Mundwinkel nach unten. Er wirkte traurig. Hatte er mehr erwartet? Sollte er nicht sowieso schon genug froh sein dass Yumi ihn das überhaupt fragte? Dass sie nicht bei irgendeinem anderen Kerl die Nacht verbrachte, vielleicht sogar noch bei ihm? Natürlich war er das irgendwo, keine Frage und eigentlich musste sie das auch gar nicht fragen. „Und ich dachte du.. bist zu mir gekommen weil du mich vermisst hast..“ Auch wenn ihre letzte Begegnung ja nur ein paar Stunden her war. Oder schon länger? Darren konnte es gar nicht so genau sagen. „Weil ich.. der einzige bin.“ Aber dieser Gedanke war schon ein bisschen sehr naiv oder? „Aber naja, mein Bett ist schon ziemlich bequem.. und den Weg hierher nach oben bist du immerhin schon gewohnt.“ Nicht nur zu ihrem ehemaligen Zimmer. Seine Lippen formten erneut ein Grinsen, er schmunzelte und sein Gesicht erhellte sich wieder ein bisschen. „Du kannst hier bleiben. Egal wann.. für immer.“, flüsterte er während sein Daumen über ihre Wange strich, er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte und sich dann nach hinten fallen ließ. Auf den Rücken und dort verweilte. „Lass dich nur nicht von der Heimleitung erwischen während du dich zu mir ins Zimmer schleichst.“ Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er die Studentin. Oder versuchte es, wieso bewegte sie sich denn so viel? Darren blinzelte ein paar Mal und gab es schließlich auf, schloss seine Augen und wirkte trotzdem amüsiert. „Oder von irgendwem anderes..“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Irgendwann war der junge Student tatsächlich eingeschlafen. Oder so etwas ähnliches. Manchmal wurde er wieder wach, schlief nur oberflächlich aber trotzdem bekam er nicht alles mit und schien zu träumen. Auch wenn es sich eher um einen Albtraum handelte. Darren sah diese Schlägertypen vor sich, er sah Yumi vor seinen Augen und plötzlich waren alle wieder weg. Nur damit er die Stunden voller Schmerzen im Krankenhaus wieder erlebte. Wieder und wieder. Er sah das erschrockene Gesicht der Psychologiestudentin, hörte ihre Schreie. Es war nicht das erste Mal dass er solche Träume hatte. Es war in den letzten Wochen öfters passiert. Manchmal war er schweißgebadet aufgewacht. Diesmal hatte er das Gefühl alles noch intensiver zu erleben. Wahrscheinlich war der Alkohol Schuld daran, immerhin hatte er doch eine beachtliche Menge in relativ kurzer Zeit in sich gekippt. Und in Kombination mit den Medikamenten die er momentan nehmen sollte, war das vielleicht keine allzu gute Idee gewesen. Aber Darren hatte sich nur gewünscht für einen Moment einmal Ruhe zu haben. Vor den Schmerzen, den Gedanken, den Gefühlen. Und es hatte ja auch geklappt. Dass er damit jemanden Sorgen bereiten konnte, daran hatte er natürlich nicht gedacht und vorallem hatte er auch nicht ahnen können, dass jemand einfach so in sein Zimmer kam. Vorallem nicht sie. „Yumi..?“, kam es leise, viel zu leise über seine Lippen als er langsam und blinzelnd seine dunklen Augen geöffnet hatte. Irgendwo weit entfernt hatte er leichte Schritte gehört, hatte gehört dass jemand sich ihm genähert hatte. Doch er hatte nicht unterscheiden können ob es ein Traum war. Oder die Realität. Nicht einmal als er ihre liebliche Stimme hörte, die seinen Namen aussprach. Immer wieder und immer lauter. Im hellen Licht des Mondscheins erkannte er ihr hübsches Gesicht. Ihre blonden Haarsträhnen kitzelten sein Gesicht während sie über ihm lehnte. Anscheinend versucht hatte ihn aufzuwecken. Warum konnte sie ihn nicht einfach liegen und schlafen lassen? Warum war sie eigentlich hier? War er gar nicht in seinem Zimmer? „Ist das ein.. Traum?“, flüsterte er und hob langsam seine Arme, wollte nach ihr greifen doch hielt inne als sein Blick auf seine verletzte Hand fiel. Diesmal trug er keinen Verband oder eine Bandage, die die Hand und die Finger etwas stabil hielten. Seine Finger taten nichts, sie rührten sich nicht, er konnte nichts machen. Darren zog seine Augenbrauen zusammen. „Ein Albtraum..“ Er sah nur noch seine Hand oder sah vielleicht auch durch sie hindurch, er wirkte abwesend und neben der Spur und auch seine Gedanken kreisten obwohl er doch so sehr versucht hatte sie zu betäuben mit dem guten Tropfen, dessen Rest sich auf seinem Boden verteilt hatte. Seine Arme ließ er wieder sinken, fielen mit einem dumpfen Geräusch neben seinem Körper auf das Bett und er schloss seine Augen wieder, schien ein weiteres Mal einzuschlafen oder in irgendeine andere Welt zu flüchten. Bei betrunkenen Menschen wusste man das schließlich nie so genau. Fetzen von Erinnerungen blitzten abermals vor seinem inneren Auge auf, er presste seine Augen zusammen als könnte er sie derart loswerden, doch es funktionierte nicht. Es wurde nur noch schlimmer. Immer wieder stellte er sich die Frage was passiert wäre wenn er Yumi in diesem Moment nicht gefunden hätte. Was in Zukunft passieren könnte, wenn sie weiter so achtlos durch die Welt lief. Wenn sie sich weiter auf solche Typen einließ. Was, wenn er sie irgendwann nicht beschützen konnte? Wenn er versagte? Plötzlich riss er seine braunen Augen wieder auf, schnappte nach Luft als hätte er in den letzten Sekunden vergessen zu atmen und entdeckte die Blonde sofort, die nach wie vor über ihm lehnte. Ihr Blick schien überrascht, verwirrt und erkannte er da auch etwas Sorge? Was es auch war, viel länger schaute er nicht mehr in die blauen Augen des Mädchens, eher griff er nach ihr, zog sie mit einer Hand an sich heran, zu sich ins Bett und wickelte anschließend seine Arme um den schlanken Körper, drückte sie fest an sich. „Du bist da..“ Seine Stimme zitterte, war ganz leise. Die Studentin roch nach Alkohol, vielleicht war es aber auch nur er selbst. „Es ist kein Traum..“ Der Musiker atmete tief ein, nahm den Duft ihres Shampoos und ihres Parfums wahr, noch ganz leicht. Vermischt mit dem Geruch von kaltem Zigarettenrauch, der immer an Yumi haftete, beinahe schon zu ihr gehörte. Etwas, das ihn nicht einmal mehr störte. Sein Griff wurde fester als wollte er sich an ihr festhalten weil seine Welt sich weiter drehte, dem Alkohol sei Dank aber vielleicht lag es nicht nur am bösen Gift alleine. Schließlich war seine Welt ein bisschen aus den Fugen geraten. Es hatte sich ein Weg aufgetan, dem er folgen musste, ob er wollte oder nicht. „Ich lass.. dich nie wieder gehen.“, murmelte er in die Dunkelheit hinein, drückte ihr einen Kuss auf das blonde Haar während er ihren Kopf näher an seine Brust drückte. Mit der Hand, in der er noch ein Gefühl hatte. Deren Nerven nicht hinüber waren und vielleicht nie wieder funktionierten. Vielleicht sollte er sich doch wünschen, dass das alles ein Traum war. Ein böser Traum, der bald endete, der ihn aufwachen ließ zu einer Zeit, in der noch alles in Ordnung war. Mehr in Ordnung.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren | im seinem Zimmer


    Dieses eine Mal schien die Studentin ihre Wahl getroffen zu haben. Der kurze Moment, so flüchtig und so leicht war er gewesen, in dem sich wortlos mehr entwickelt hatte, in dem ihr Atem heiß geworden war, die Erwartungen sich aufgebaut hatten, er war vorbei, hinüber und nicht mehr zurück zu holen. Die mittlerweile recht gut verheilte Narbe an seinem Bauch trug die Schuld, es war nicht zu leugnen. Ihre erste Reaktion hatte Bände gesprochen obwohl kein Wort ihre Lippen verlassen hatte. Ob Erinnerungen sie eingeholt hatten? Wahrscheinlich. An jene Nacht, an jenes Erlebnis. Darren schien kurz durch sie hindurch zu sehen während er zurück dachte. An das was passiert war. An das was er sich noch erinnerte. Denn manche Momente waren verschwommen aber das war vielleicht auch besser so. Wahrscheinlich auch eine Art Schutzmechanismus des eigenen Körpers worüber man sich freuen konnte. Ob das auch bei Yumi so war? Die Flucht als Schutz? Vor Konfrontation, vor möglichen Konsequenzen? Der Musiker hielt seine Arme immer noch ein Stückchen in der Luft, beinahe dort wo er sie gerade noch hingehalten hatte. Jedoch war die Studentin nicht mehr dort, saß nicht mehr auf ihm sondern war aufgesprungen und hatte sich entfernt. Ihre Worte hallten noch in seinen Ohren, auch wenn er sie am liebsten gar nicht gehört hätte. „Yumi..“ Ganz leise kam ihm ihr Name über die Lippen während er sie nicht aus den Augen ließ, die Augenbrauen enger zusammen zog und den Mund geöffnet hielt, als wollte er noch etwas sagen, doch es folgten keine weiteren Worte. Keine Bitte, keine Fragen, gar nichts. Langsam sanken seine Arme nach unten, seine verletzte Hand legte er wieder auf seinen Oberschenkel. Er war weiter nach vorne gerutscht, saß an der Bettkannte und konnte doch nicht aufstehen. Es war als weigerte sich sein Körper. Als sagte eine Stimme in ihm, dass er sitzen bleiben musste. Weil er Yumi sonst aufgehalten, sie sogar festgehalten hätte? Schließlich biss er sich auf die Unterlippe, zwang sich selbst sich nicht zu bewegen. Immerhin wollte er ihr nie im Weg stehen, sie nie hindern zu gehen. Ihr immer diesen Fluchtweg offen halten. Aber es fühlte sich nicht gut an. Nicht, dass er erwartet hatte, dass er damit gut umgehen konnte aber der Druck auf seiner Brust wurde stärker, je mehr das Mädchen sprach. Kurz hatte er seinen Blick von ihr abgewandt, auf den Boden gestarrt, dann an sich hinunter auf seine Narbe, auf die auch die Studentin deutete. „Ich..“, begann der Schauspielstudent nach einer kurzen Pause, kam jedoch nicht weit, wurde mehr oder weniger von ihrer Stimme unterbrochen. Jedoch war er sich auch gar nicht sicher ob seine Lippen sich gerade überhaupt wirklich geöffnet hatten. Ihm wurde kalt und es lag nicht unbedingt an der Tatsache dass er oberkörperfrei auf ihrem Bett saß und sie anschaute. Es war auch kein Fenster geöffnet, kein kalter Luftzug wehte durchs Zimmer. Trotzdem fröstelte er. „Yumi bitte..“ Mittlerweile hatte er es geschafft sich aufzurichten, sich vom Bett zu erheben und war ihr auch einen Schritt näher gekommen, hielt aber dennoch genügend Abstand. Die angehende Psychologin wuselte eh weiter durch ihr Zimmer mit ihrem Rucksack in der Hand, durchsuchte es anscheinend wieder nach Dingen die sie in nächster Zeit unbedingt benötigte. Darren hatte sie vorhin ja auch dabei gestört. „..bleib.“, flüsterte er, doch die Zimmertüre war bereits ins Schloss gefallen. Der junge Erwachsene hatte noch seine Hand etwas nach ihr ausgestreckt, nicht sicher ob er sie festhalten und aufhalten wollte oder erwartet hatte, dass sie danach griff und doch hier blieb. Ein bisschen lächerlich dieser Gedanke. Wo sie ihm nicht einmal mehr einen Blick geschenkt hatte. Nur ganz flüchtig. Damit es einfacher war zu gehen? Darren schmunzelte, er schüttelte den Kopf und strich sich mit seiner Hand übers Gesicht, rieb sich abwechselnd das Auge und hielt inne, spürte eine Gänsehaut, die der Kälte zu verschulden war. Die jetzt nur noch schlimmer war. Ihm war kalt, er fror und somit suchte er auch seinen Pullover, den sie ihm zuvor noch ausgezogen hatte. Doch bemühte sich nachdem er ihn aufgehoben hatte nicht ihn anzuziehen. Denn er wusste, dass es ihm nicht helfen würde. Sein Blick wanderte nicht wirklich aufmerksam durch den chaotischen Raum, man konnte fast meinen es hätte ein Sturm gewütet, was auch irgendwie beinahe so war. Ob er nach etwas suchte? Nach Fotos? Oder Andenken? An bestimmte Zeiten? Er presste die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf und atmete tief ein, wieder aus und schlüpfte schlussendlich doch noch in seinen Pullover. Was durchaus etwas unbeholfen wirkte wenn man bedachte, dass ihm nur eine Hand zur Verfügung stand. Das Zimmer des Mädchens wirkte auf einmal so leer. Es war die Stille, die ihn erdrückte. Das einsame Gefühl, das sie hinterlassen hatte. Doch wohin gehen, wo es besser war? Gab es einen Ort, der ihm jetzt gut tat? Eigentlich nicht wirklich aber hier bleiben war so oder so keine Option weshalb er die Falten seines Pullovers glatt strich und das Zimmer verließ, die Tür langsam ins Schloss fallen ließ und noch einmal inne hielt bevor er sich herum drehte und auch direkt sein Zimmer ansteuerte. Zwar wurde er etwas langsamer als er an der Küche vorbei ging, überlegte sogar für den Bruchteil einer Sekunde sich kurz etwas zu essen zu machen, da er sich kaum mehr daran erinnerte wann er das letzte Mal wirklich etwas Warmes gegessen hatte, aber er ließ es dann doch. Weil er sowieso nichts im Kühlschrank hatte. Davon abgesehen hätte er wahrscheinlich eh nicht die Nerven dafür gehabt und wirklichen Hunger verspürte er auch nicht. Weshalb der Musiker sich in sein Zimmer zurück zog, die Tür hinter sich zu zog und dort stehen blieb, sich daran lehnte und die Augen schloss. Er spürte einen Schmerz an seiner Narbe. Oder drumherum oder irgendwie auch überall. Es waren diffuse Schmerzen, die er nicht zuordnen konnte weshalb er das Gesicht verzog und auch versuchte sie wegzuatmen, was einem doch immer wieder gesagt wurde. Weil es ja auch so gut half. Der Student strich sich durch die zerzausten Locken, kratzte sich am Hinterkopf und holte sein Handy hervor, suchte nach ihrem Namen und öffnete den Chat. Er tippte sogar Nachrichten. Dass es ihm leid tat, dass es nicht ihre Schuld war. Dass sie zurück kommen sollte. Darren schrieb so viel, löschte es wieder, tippte erneut und löschte wieder alles. Seine Finger begannen zu zittern, er biss sich auf die Unterlippe und knabberte daran während seine Gedanken kreisten und sich drehten, er überlegte was er schreiben konnte. Ob es überhaupt etwas gab, was sie überzeugen konnte. Aber eigentlich kannte er die Antwort auch schon. Mit einem Mal warf er sein Handy zur Seite, vielleicht war sein Schreibtisch sein Ziel gewesen, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall landete es auf dem Boden und dort blieb es auch. Darren knibbelte an dem Verband seiner linken Hand und löste ihn, schälte ihn langsam von seiner Hand und versuchte bei jeder Sekunde seine Finger zu bewegen. Doch er scheiterte, natürlich. Anderes hätte ihn auch gewundert. Darren drehte seinen Arm vor seinem Gesicht hin und her. Sah die kleinen und feinen Narben an seinen Fingern, den Abdruck den der Verband auf seiner Haut hinterlassen hatte. Vielleicht sollte er es eincremen, die Narben ein bisschen pflegen damit sie noch dünner und feiner und beinahe durchsichtig wurden. Aber was sollte es schon bringen, vergessen würde er es ja so oder so nicht. Niemals. Oder? Darren schnaubte, er schüttelte den Kopf, warf den Verband unachtsam zur Seite. Er war frustriert, genervt. Gleichermaßen aber auch enttäuscht. Weil sich nichts tat, weil er nicht vorwärts gehen konnte, weil ihm dieser Vorfall festhielt. Weil die Ärzte ihm nicht wirklich helfen konnte. Zwar wollte er ihnen keinen Vorwurf machen, tat es aber insgeheim trotzdem irgendwie. Der Blick seiner braunen Augen wanderte durch sein Zimmer. Unschlüssig stand er an der Türe, wusste nichts mit sich anzufangen. Lernen? Spazieren gehen? Schlafen? Netflix? Irgendwas tun, was ihn ablenken konnte. Damit er nicht an Yumi dachte? Sowieso zwecklos. Nochmal überlegte er Nachrichten an sie zu schreiben, suchte auch sein Handy nachdem er sich in bequemere Klamotten geschmissen hatte aber ließ es dann als er an seiner Gitarre vorbei ging. Mit seinen Fingern strich er über die Saiten, nahm sie schließlich in die Hand und setzte sich damit auf den Boden vor seinem Bett. Der Musiker presste seine Lippen zusammen und schaute nach unten, er beobachtete seine tauben Finger und ließ sie nicht aus den Augen während er versuchte zu spielen. Einen Ton anzustimmen. Doch er spürte nicht einmal das Gefühl von den Saiten an seiner Haut. Rein gar nichts. Er hatte es immer wieder versucht in den letzten Wochen. Auch während der Reha hatte er es probiert. Am Klavier, an der Gitarre. Niemals hatten sie sich gerührt, nichts konnte er spielen. Die Musik fehlte ihm. Plötzlich stieß er das Instrument von sich. Es landete auf der anderen Seite seines Zimmers und gab ein schiefes Geräusch von sich. Ob es etwas abbekommen hatte, vielleicht sogar kaputt war? Ein paar Saiten hatten sich gelöst doch es war ihm egal. Irgendwie war ihm alles egal. Darren strich sich durch die Locken, sackte mehr in sich zusammen und stieß die Luft aus seinen Lungen. Es dauerte nicht lange bis er sich wieder erhob, auf dem Weg zu seinem Schreibtisch auch das achtlos zur Seite geworfene Handy aufhob und es dort ablegte. Auf den Berg von Unterlagen, den er noch durchlesen und unterschreiben musste. Viel zu viele Dokumente und andere Schreiben, die er wegschicken musste. An seine Krankenkasse, die Universität und selbst das Wohnheim wollte Bestätigungen haben. Er schob die Blätter zur Seite und damit auch durcheinander, konnte sich jetzt nicht damit auseinander setzen. Wo er so oder so keinen klaren Gedanken fassen konnte. Immer noch an Yumi dachte. An die Wärme, die sie ausgestrahlt und die Kälte, die sie hinterlassen hatte. Einige Blätter fielen zu Boden. Arztbriefe in denen unaussprechliche Worte standen, seine Diagnosen, alles was sie mit ihm angestellt hatten. Was sie machen mussten um ihm das Leben zu retten nachdem sie seine inneren Blutungen bemerkt hatten. Der Student beugte sich nach unten und wollte die Dokumente aufheben als ihm eine fast volle Flasche Schnaps auffiel, die er in seinem Schreibtisch verstaut hatte. Er griff danach und drehte die Flasche hin und her, klemmte sie zwischen seinen Arm und seine Brust damit er den Deckel aufdrehen konnte und nahm sogleich einen kräftigen Schluck davon. Darren verzog das Gesicht während der bittere Geschmack sich in seinem Mund ausbreitete. Lange schon hatte er nichts mehr getrunken. Unter medizinischer Aufsicht war es auch kaum möglich. Er nahm noch einen Schluck. Der Alkohol brannte in seinem Mund, brannte als er seine Kehle hinunter lief und selbst noch in seinem Magen machte sich das Gift bemerkbar doch er hatte das Gefühl, dass er genau das jetzt brauchte. Irgendwas, womit er sich ablenken konnte. Von der Bürokratie, seinen bleibenden Verletzungen, der fehlenden Musik und der Leere, die er in sich spürte. Irgendwann wusste der Kerl gar nicht mehr wie viel Uhr es war als die Flasche schon gut geleert war und er sich auf sein Bett gelegt hatte. Weil sein Zimmer sich drehte. Seltsam. Darren schloss die Augen während die Flasche aus seiner Hand auf den Boden fiel.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Der Musiker war froh, ja beinahe erleichtert, dass die Studentin das unangenehme Thema fallen ließ und nicht weiter darauf einging. Ihm nicht weiter Vorwürfe machte oder ihm seinen Fehler vor Augen hielt, obwohl er es eigentlich auch verdient hatte. Es war wohl nicht die feine Art gewesen ihr vorzulügen es wäre alles wieder in bester Ordnung, dass er keine bleibenden Schäden hatte und bald wieder quietschfidel nachhause ins Wohnheim zurück konnte. Nein, es war nicht fair gewesen, nicht gut und vor allem auch eine Lüge, die er gar nicht hätte aufrecht erhalten können. Weil er Yumi so oder so begegnet wäre, er hätte ihr eh nicht aus dem Weg gehen können. Nicht gehen wollen. Wahrscheinlich hätte er in dem Moment auch gar nicht weit genug gedacht. Sich gar keine Gedanken drum gemacht was passieren könnte. Manchmal handelte auch der anscheinend so gut durch dachte Schauspielstudent ohne wirklich über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Machte Fehler, die nicht rückgängig zu machen waren, die aber plötzlich gar keine so große Rolle mehr spielten. Die in den Hintergrund rückten, nicht mehr präsent aber sicherlich auch nicht vergessen waren. Wie dem aber auch war, was daraus noch entstehen würde, Darren machte sich jetzt keine großen Gedanken darum, fühlte er sich eh wie benebelt während seine Finger über ihre Haut streiften. Die Gänsehaut unter seinen Fingerkuppen spürte während er seine Hände langsam ihren Rücken hinauf wandern ließ und schließlich wieder sanft hinab. Genauso wie seine Lippen die zarte Haut ihres Halses abtasteten, sich ihrem Mund langsam und Stück für Stück annäherten. Flüsternd verließen diese Worte seine Lippen und er spürte selbst, dass sie eine gewisse Wirkung auf die Blonde hatten. Dass das Mädchen auf seinem Schoß lange nicht mehr so entspannt wirkte, so offen dafür worauf das hinaus lief. Und trotzdem steuerte er seine Hand nach vorne, ließ sich dadurch nicht beirren, ließ seine Finger dann doch ruhen während Yumi sich in seine Richtung lehnte. Sein Blick wanderte von ihren Augen hinab zu ihren verführerischen Lippen, erwartete und hoffte auf einen erneuten Kuss und schien doch kurz und für eine Sekunde enttäuscht als er diesen nicht bekam und hob seinen Blick schließlich wieder an, tauchte in das helle Blau ein, das ihn beobachtete. Ihre Augen glänzten. Aufgeregt? Erregt? Ihre Berührungen hinterließen ein warmes, fast brennendes und doch angenehmes Gefühl als ihre Hände unter den Stoff seines Pullovers schlupften. „Nein..“, antwortete der junge Kerl, schmunzelte während das Kribbeln schließlich unter seine Haut griff. „Du weißt dass.. ich nur Angst habe dich zu verlieren.“ Wie auch sie hielt er an ihren Blicken fest, wagte und wollte sie gar nicht aus den Augen lassen, fast als erwartete er eine Regung darin, eine stille Antwort, die sie nicht bereit war auszusprechen und die es doch gab oder? Eine Antwort, die er doch irgendwie endlich verdiente. Ihr warmer Atem prickelte auf seinen Lippen als sie sprach, ihn herausfordernd anblinzelte und doch wusste er dass es am Ende leere Worte waren. Ihm war klar, dass sie jederzeit gehen konnte, wenn sie es wollte und das war der Punkt. Wenn sie es wirklich wollte, wenn sie ihn wirklich zurück lassen wollte, hätte sie es doch schon längst getan. Weshalb er auch nichts sagte, sich nur im Stillen darüber amüsierte. Auch darüber wie sie langsam aber sicher seinen Oberkörper von seinem Pullover befreite, ihm das Stück Stoff letztendlich über den Kopf streifte. Einen Moment länger hielt er seine dunklen Augen geschlossen und ein Grinsen umspielte seine Lippen als er ihre neugierigen Blicke bemerkte obwohl es doch im Grunde nichts wirklich neues war oder? Nichts, was sie nicht schon kannte und doch gab es da einen kleinen aber feinen Unterschied. Obwohl dieser so klein gar nicht war. Ein Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, ausgehend von ihren Berührungen. Es lang nicht daran dass es kühl war in diesem Raum und selbst wenn, hätte ihn die Hitze die von ihr ausging und die sich auch langsam aber sicher immer mehr in ihm aufstaute gewärmt. Das Grinsen jedoch verschwand wieder und auch der Ausdruck in ihrem Gesicht, das er die ganze Zeit beobachtete, änderte sich mit einem Mal. Ihr Mund öffnete sich, wollte sie etwas sagen? Rang nach Worte oder war es eher die Überraschung, der Schock? „Yumi..“, begann er, doch stoppte in seinem Satz als sie versuchte sich von ihm wegzuschieben. Es auch tat, doch nicht recht weit kam, da er zuvor seine Hände um ihren schlanken Körper gelegt hatte nachdem sie ihm des noch vor wenigen Sekunden störenden Pullovers befreit hatte. Jetzt schien es sich jedoch als wahrer Fehler zu entpuppen. Doch für welche Seite? Der Musiker zog seine Arme zurück, er legte seine Hände lediglich sanft an ihre Seiten und hielt inne. Er ließ ihr die Wahl zu gehen. Eine Wahl, die sie sowieso immer hatte. Kein einziges Mal hatte er Yumi daran gehindert oder ihr die Möglichkeit genommen. „Ich weiß..“ Ein leises Seufzen verließ seine Lippen und er neigte seinen Kopf zur Seite. „Ich muss bald wieder ein bisschen mehr trainieren.“ Der Student schmunzelte, spielte darauf an dass er in den letzten Wochen doch schon etwas abgenommen hatte und wahrscheinlich nicht mehr ganz so trainiert wirkte wie noch das letzte Mal als sie sich auf dieser Ebene begegnet waren. Nicht dass er sich schämte oder es ihm in irgendeiner Art und Weise unangenehm war, es war auch nicht so dass er überhaupt ein Kerl war, der wirklich viel trainierte und Wert auf einen gut durchtrainierten Oberkörper legte aber er hatte generell einfach etwas abgebaut und das war selbst ihm aufgefallen. Aber so war das eben, wenn man für längere Zeit im Krankenhaus lag, sich nicht wirklich bewegen konnte oder durfte. Nichts essen wollte, mehr damit beschäftigt war sich Fragen zu stellen und vergeblich nach Antworten zu suchen. „Kein Grund so geschockt zu sein.“ Er schüttelte den Kopf, lächelte sanft. Seine Hände legte er an ihr Gesicht, lenkte es mit zumindest einer Hand und sorgte dafür dass sie ihn anschaute. Es war beinahe so als könnte er sehen was sie gerade dachte. Was für Gedanken sie sich machte. Vorwürfe Der Daumen seiner rechten Hand bewegte sich langsam über ihre Wange während die Finger seiner anderen Hand sich nicht rührten. Nicht einmal ein bisschen, obwohl er sich für einen Moment darauf konzentrierte. „Damit bekomme ich sicher die Rolle des bösen Jungen..“, sagte er schmunzelnd, überspielte damit gekonnt seine Enttäuschung darüber dass er Yumis zarte Haut dort nicht spüren konnte und strich ihr stattdessen eine verirrte blonde Strähne hinter das Ohr bevor er mit seiner rechten Hand nach ihrer griff, sie fest hielt. Wahrscheinlicher fester als er es eigentlich wollte. Zumindest auf einer Seite. Denn seine linke Hand legte er nur an ihre andere Hand. Mehr konnte er nicht tun.

    3700-alicerpg-pngAlice & Marlin | zwischen den Bücherreihen


    Die widersprüchliche Reaktion des älteren Herren war eigentlich auch schon Antwort genug auf ihre Frage, dabei konnte man sein kleines Nein auch eigentlich ignorieren aber sie sparte es sich auch nachzufragen warum er ihr offensichtlich eine Lüge auftischte. Er hatte sicher seine Gründe und selbst wenn sie nicht gut waren, hatte Alice es wahrscheinlich wenig zu interessieren. Auffällig wanderte der Blick ihrer roten Augen über den Dunkelhaarigen, der sich weiter damit beschäftigte ihr Chaos aufzuräumen und auch während sie weitere Bücher vom Boden aufsammelte, ließ sie ihn nicht aus den Augen, auch wenn es weniger auffällig wurde. Vielleicht war er ja ein weitere Liebhaber ihrer Mutter, schließlich war sie ja durchaus bekannt gewesen in der Männerwelt, wenn man den Gerüchten so glauben konnte. Eigentlich ein seltsames Gefühl so darüber nachzudenken wie und wo und mit wem Katja ihre Zeit vertrieben hatte aber so genau wollte sie dann doch nicht an diesem Gedanken festhalten und ihn verfolgen, weshalb sie ihren Kopf schüttelte, die Augenbrauen kurz anhob weil sie irritiert davon war dass sie überhaupt daran dachte und schob weiter einzelne Bücher zurück ins Regal. Auf irgendwelche Ordnung oder Sortierung achtete sie dabei nicht, immerhin kannte sie diese auch nicht und auch nachdem sie sich kurz umgeschaut hatte, das Regal auf der anderen Seite genauer unter die Lupe genommen hatte, war ihr dort auch keine bestimmte Reihenfolge aufgefallen. Aber die Mitarbeiter hier würden sich sicher schon darum kümmern und sofern sie ihr Chaos beseitigt hatte, war für sie ja alles gut. „Pass doch auf.“, kam es dieses Mal aus ihrem Mund, wiederholte damit seine vorhin noch gesagten Worte und schüttelte dazu den Kopf als wollte sie den durchaus etwas älteren Mann zurecht weisen als dieser nicht gerade sanft mit den Büchern umging während er sie zurück ins Regal steckte. Das Mädchen hob die noch einige Wälzer vom Boden auf, strich mit den Fingern über das Cover und laß flüchtig die Titel, auch wenn sie sie nicht interessierten, war sie doch eher für ein anderes Genre hergekommen. Das sie auch noch gar nicht gefunden hatte. Erstmal blieb die schwangere Jugendliche stumm nachdem er ihr diese überaus netten Worte vorgesetzt hatte. Alice hob ihre Augenbrauen und öffnete ihren Mund, doch kam kein Laut heraus und sie senkte nur ihren Kopf. Musste durchaus ein paar Mal durchatmen. Schwangere waren nun einmal nah am Wasser gebaut und die Tatsache, dass er mit seinem Gemecker etwas recht hatte, setzte ihr doch schon etwas zu. Sie spielte mit einer ihrer blonden Haarsträhnen während sie ihn schließlich wieder anschaute. „Oh, ich bin davon ausgegangen dass du ein bisschen gesprächiger bist als die Bücher hier.“, sagte Alice und verschränkte die Arme vor der Brust, konnte sie ja schon beinahe auf ihren wachsenden Bauch ablegen. „Und freundlicher.“ Alice zog ihre Augenbrauen zusammen, sah ihn fast schon vorwurfsvoll an aber wahrscheinlich konnte sie nicht von jedem Menschen erwarten, dass er offen und empathisch reagierte und auf Sorgen einging. Sie war wohl zu naiv dafür, auch wenn ihr schon genügend Griesgrame über den Weg gelaufen waren in ihrem Leben. „Aber nein, mein.. Macker hat mich nicht sitzen lassen.“, stellte sie schließlich klar, klang dabei auch sehr überzeugt und war davon selbst ein bisschen überrascht, was man ihr wahrscheinlich im Gesicht ansehen konnte weshalb sie sich etwas von ihm wegdrehte, so tat als würde sie sich für die Bücher interessieren die sie gerade noch zurück ins Regal geräumt hatten. Flüchtig ließ sie ihren Blick über die Büchertitel wandern bevor sie sich wieder zu dem unfreundlichen Typen drehte. „Das wäre ja auch ein bisschen feige oder?“ Und das war ihr Simon ganz bestimmt nicht. Zwar war er in letzter Zeit nicht wirklich für sie da und mehr irgendwo unterwegs als an ihrer Seite gewesen aber naja, Alice wusste trotzdem dass er sie liebte. Auf seine eigene Art eben. Die roten Augen des Mädchens wurden etwas schmaler. „Sprichst du aus Erfahrung?“ Oder wieso sonst kam der Kerl auf diese dumme Frage?

    Schweren Herzens möchte ich euch bitten, mich komplett auszutragen. Ich habe momentan einfach zu viel anderes um die Ohren und weder Zeit noch Motivation fürs Posten. Tut mir ehrlich Leid.

    Wir warten auf deine Rückkehr! ♥



    Theru viel Spaaaaß~ 🥰