Beiträge von Airedale

    Sou. Ich weiß, dass die Abmeldung eigentlich schon längst überfällig ist, aber naja..
    Ich wollt eigentlich nur sagen, dass ich nach den vergangenen Wochen vom seltenen Rumlungern auch weiterhin für unbekannte Zeit abwesend sein werde.
    Derzeit fehlt mir jede Art von Motivation zu posten und lieblos was hinzuklatschen ist so... meh und seit ein paar Tagen häng ich hier wie ein Schluck Wasser krank und halbtot rum, was dem Ganzen nochmal ordentlich zusetzt. x__x
    Ich weiß, wie gesagt, nicht, wie lange das so bleiben wird und ob nicht schon Prüfungen und Besuch von Verwandten anschließen, von daher... Entsprechend kann ich nicht sagen, ob ich vor dem Ausmisten überhaupt noch zu Posts komme und möchte mich daher offiziell nochmal bei allen meinen Postpartnern entschuldigen. v___v


    Insgesamt bitte ich euch aber darum, euch irgendwie wegzuposten oder meinen jeweiligen Charakter einfach mitzuschleppen, damit ihr nicht ewig da rumhängt.
    Oh, und an die Mods: Bitte, sofern es geht, nichts austragen. D:

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    #1 - {Iris Blanche aka Allein, allein...~}


    Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Fortwährend erklangen zweierlei Töne im stetigen Wechsel. Leise gaben sie sich, sanft, überhörbar. Wie ein sachter Windzug, eine minimale Brise, so schwach, dass sie kaum zu bemerken war, grüßten und verhallten sie, nur um in den kommenden Augenblicken abermals ihr kurzes Leben zu beginnen und zu beenden. Sie bewegten nicht viele Dinge, genauer taten sie nichts, sie waren nicht mehr als ein Häufchen unwichtiger Geräusche. Unwichtig waren sie in der Tat und dennoch - oder gerade deswegen - schienen sie sich Platz zu schaffen, durch das komplexe Höhlensystem zu rasen, als würden sie sich Herz und Lunge rausschreien. Ihre Quelle fand sich über den Köpfen der Höhlenbewohner wieder, der unebene Stein, der sich Decke taufte, schien die Feuchtigkeit, welche in der gesamten Grotte vorzufinden war, förmlich aufzusaugen. Das kalte Gestein sammelte das Nass aus der Luft, gab ihm seine ursprüngliche Form wieder - Und dann schnappte die unüberwindbare Schwerkraft zu, griff nach den klitzekleinen Wassertropfen, zog sie in aller Schnelligkeit auf den Boden hinunter. Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Irrelevante Wassertropfen waren sie, Wassertropfen, die zarte Töne im stetig gleichen Rhythmus von sich gaben. Verschwindend, nichtsnutzig. Doch gerade diese nichtsnutzigen Dinger spielten eine unglaublich große Rolle in dem vorhandenen System.
    Nun ja... Und sie hatten ihre feuchten Finger im Spiel, wenn es um die ersten Erfahrungen eines neuen Bewohners ging. Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Zusammengekauert hockte eine Gestalt in einer der vielen düsteren Ecken des unterirdischen Labyrinthes. Das Licht war dämmrig, mehr als das, es existierte kaum, lediglich winzige Fragmente reichten bis in die gut geschützten Eingeweide des Komplexes, mickrige Partikelchen strichen über die erkaltete Haut der Figur, welche die langen Beine an sich gewinkelt hatte. Finsternis umhüllte das lebende Wesen, ließen nichts über, lediglich eine dünne, verschwommene Silhouette, zu grob, als dass sie wirklich zu erkennen war. Seelenruhig saß sie da, angelehnt an die raue, unbequeme Wand des Felsens, den sie kurzerhand zum neuen Heim erklärt hatte. »Mhm...« Langsam begann die schwarze Silhouette sich zu rühren, zu bewegen, millimeterweise, ehe dann endlich ein schlaffer Arm gehoben wurde, unmotiviert über die weichen Augenlieder striff. Darauf folgte ein herzhaftes, ausgiebiges Gähnen, ein eingeschränktes Strecken und Recken. Fast schon wach öffnete sie die Äuglein, zeigte der Düsternis das hübsche Gesicht, offenbarte die verschiedenfarbigen Iriden - Nicht, dass man sie bei dem geringen Licht hätte erkennen können. Entspannt legte die in weiß gehüllte Gestalt eine Hand auf den feuchten Boden, strich mit jener über den Grund, suchte in der Hoffnung schon bald einen ganz gewissen Gegenstand zu finden. Tatsächlich aber brauchte das Fräulein, welches da saß, nicht sonderlich lange, um überhaupt etwas anderes als Gestein zu finden - Nein, nein, eine limitierte Nachtsicht besaß die letzte Überlebende eines Vampirstammes sehr wohl! Jedenfalls brachte Iris, so der Name der jungen Frau, es rasch fertig, die Öllampe, die sie mit sich führte, zu entzünden, eine verlässliche Lichtquelle zu finden.
    Leer, nachdenklich gestaltete sich der Blick, den die Kurzhaarige an das andere Ende der Aushöhlung warf, so leer, wie es in dem halboffenen Raum generell war. »... Unschön...«, wisperte die Vampirin in den nicht vorhandenen Bart hinein, starrte sicherlich schon ein Loch in den massiven Felsen hinein. Unschön. In der Tat wirkte die Räumlichkeit nicht gerade bequemlich oder einladend - es war ja auch nur das Innere eines Felsens -, war der Farbfreundin zu einfarbig, zu grau, schwarz, welche Farbe auch immer der Stein besaß. Dinge mussten her, irgendwelche Gegenstände, die ihr ein halbwegs ordentliches, gewöhnliches Leben erlaubten - Nun, zumindest eine Decke, sowie ein Kissen wäre wohl wünschenswert gewesen. Augenblicklich durchsuchte die Dame ihre wenigen Besitztümer, musste feststellen, dass da nicht gerade viel war, wovon sie sich diese Dinge hätte kaufen können. Also: Geld musste her. Geld für eine Decke, für ein Kissen, vielleicht für Farben, eine Leinwand und - nicht zu vergessen! - genügend Öl für die Lampe! Seufzend rappelte sie sich also auf, strich sich mit beiden Händen durch die kurzen, blonden Haare, sprang so manches Mal auf und ab, um auch ja richtig zu erwachen! »Gut!«, enthusiastisch wie noch nie (okay, eigentlich schon) ließ die Sängerin ihre klare Stimme erklingen und ballte anschließend die Hände zu siegreichen Fäusten und streckte einen Arm - so gut es ging - in die Höhe, »Ab in die Stadt!« Vielleicht, nein, mit Sicherheit gab es in der naheliegenden Stadt von Trampoli ein paar geeignete Möglichkeiten, um Geld zu verdienen! Und wenn nicht, so existierten in Städten sicherlich mehr Orte, an denen man sich hinstellen konnte, um den Leuten etwas vorzusingen, als in einer... nun, verlassenen, gefürchteten, unterirdischen Grotte, die von Monstern behaust wurde. Rasch bückte die Pflanzenliebhaberin sich, griff unmittelbar nach dem verlässlichen Lichtspender und begab sich sogleich auf den Weg an die Oberfläche.


    ► Der Platz des Volkes


    #2.2 - {Sherry & Rick}


    Zähneknirschend lauschte Sherry den umgarnenden Worten des heuchelnden Würmchens, erhoffte sich insgeheim Informationen - Vielleicht war der Narr ja der Schlüssel, der ihr fehlte, um die Entsorgung zu tätigen? Doch zu der erwünschten Sache verlor das Gegenüber kein weiteres Wörtchen, verbeugte sich stattdessen, äußerte eine Bitte, welche jedweden Zorn der Rabenmutter für den Bruchteil einer Sekunde wegfegte. Die Stadt und ihre Bewohner wollte er also zerstören? Herablassend zog die Dame eine der goldenen Augenbrauen in die Höhe, schenkte dem Gesprächspartner einen wahrlich irritierten Blick, ehe sie erneut in spöttisches Gelächter verfiel. Ein Wurm? Ein machtloser, mickriger Wurm wollte eine ganze Stadt zerstören? Und weil er so schwach war, suchte er nun die Hexenprinzessin auf? Prustend näherte die Rotäugige sich dem Fremden, klopfte ihm belächelnd auf die Schulter. »Hach, wenigstens eine Sache hat das Würmchen richtig gemacht! Aber ich muss dich wohl enttäuschen...«, wisperte sie ihm nach Beruhigung zu und ging so manchen Schritt zurück. Abermals erfolgte ein Schnipsen, ehe ein gedämmtes Licht inmitten des weißen Dunstes erleuchtete, ein stolzes Flämmchen über ihrem Finger loderte, tänzelte. »Das einzige, was ich derzeit brennen sehen möchte, bist du!« Ohne groß zu Zögern schickte Sherry dem Unbekannten die Flamme entgegen, eine weitere für den Fall, dass sie verfehlte, und noch eine deutlich größere der Sicherheit wegen. Sicher, sie wollte als Hexe das Leid des großen Volkes sehen. Und sicher, eine brennende Stadt gefiel ihr in der Vorstellung vorzüglich. Allerdings bevorzugte die Dame ihr albtraumhaftes Werk allein zu verrichten - Sie hatte die Macht dazu, sie brauchte keinen dummen Handlanger, der ihr alles hinterher schleppte. Zumal konnte sie die verzweifelten Gesichter der Menschen im Alleingang doch viel eher genießen, als mit einem Partner, der sie zurückhielt - Ja, genau! Lachen würde sie, wie vom Teufel höchstpersönlich besessen! Freudig würde sie auf ihren Opfern tänzeln, würde ihnen einen grausamen, langsamen Tod schenken! Einen stilvollen! Sie müssten sich vor Schmerzen krümmend schon auf dem Boden umher rollen!
    Geschwind wirbelte die Hexe auf einer Ferse um, vermied den Blickkontakt mit dem Wagemutigen. Mit niemandem würde sie ihr Werk teilen! Schon gar nicht mit einem derart dummen Wurm! »Außerdem, Würmchen... Ich bin keine Wohlfahrt, die einem quasi alles in den Allerwertesten schiebt. Und auch bin ich nicht Mutter Theresa, die verlaufene Schäfchen aus misslichen Lagen rettet und ihnen bei jedem kindischen Plan unter die Arme greift«


    Weiterhin ernst, seriös, wahrlich überzeugt gestaltete sich der Blick, den die Dame ihrem Gegenüber zuwarf. Ein törichtes Würmchen, verlaufen in den verwobenen, hochgewachsenen Gehölzen der Stadt. Töricht genug, um nach dem wundervollen Namen der versierten Hexe inmitten eines schemenhaften Nebelschleiers zu fragen. Allein war er. Dumm war er. Als wäre er in das Maul eines blutrünstigen Löwen geklettert, als würde er mit den spitzen, zerfleischenden Fängen des Raubtieres spielen. Ein Narr, der sich erst dann wundern würde, wenn das majestätische, zugleich aber auch zu fürchtende Wesen seine achtungsvollen Zähne in das zarte Fleisch des Idioten bohrte! Sherry selbst war schon längst verstummt, gab der anspannenden Stille des Waldes bei, sie wartete, sie horchte, wollte die lächerlichen Ausreden des dummen Menschleins hören. Ausreden. Oh ja, Ausreden waren es doch immer! Hastig würde er wohl einen guten Grund suchen, verzweifelt würde das mickrige Würmchen im widerlichsten Dreck zappeln, für den leisesten Hoffnungsschimmer all sein Hab und Gut hergeben, die zitternde, bibbernde Hand nach einem gold'nen Spinnenfaden ausstrecken! So reagierten sie schon seit Dekaden, die jämmerlichen Feiglinge. Und sie? Sie war das Grauen, der sture Bösewicht, der nichts entgegen nahm. Sie war die schreckliche Person, die dem machtlosen Häufchen Elend auf die schwächelnde Hand trat, wenn es seine Rettung gefunden hatte. So reagierte sie schon seit Dekaden. Und auch der hier vorhandene Fall sollte keine Ausnahme bilden. Erwartungsvoll glänzte ein schelmisches Lächeln auf den ihrigen Lippen auf, als sie an all die Möglichkeiten dachte, mit denen sie dem Wurm seine zerbrechlichen Waffen aus den Fingern ziehen konnte. Freudig blickte das Hexenweib in die (ihrer Meinung nach) hässlichen Visage des Fremden, als dieser schmunzelte, zum Wort ansetzte. Eine Entschuldigung, sowie eine der erhofften Antworten schufen sich Raum. Binnen weniger Sekunden verzog sich jedoch die Miene der Rotäugigen, abermals schenkte sie ihm einen herablassenden Blick. Mithilfe einer simplen Bewegung wirbelte die Rabenmutter umher, zeigte dem Eindringling den Rumpf, welcher von allerlei Kleidungsstücken - allesamt in düsteren Tönen gehalten - bedeckt war. Eine weitere Geste sorgte schließlich dafür, dass eine feine Nagelfeile aus dem Nichts heraus auftauchte, eifrig die ohnehin schon gespitzten Nägel der Blonden bearbeitete. »Es gab wohl oder übel keinen besseren Weg, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen..?«, ignorant gab sich der Unterton, der in ihrer entschlossenen Rede mitschwang. Sie konnte wahrlich bessere Wege und Methoden vorstellen, mit denen man sich das Geschenk ihrer bedrohlichen Präsenz hätte erarbeiten können. Nach einer kurzen Ruhepause, noch immer in Harmonie mit dem hiesigen Schweigen der stummen Bäume, durchbrach schließlich das schnell verhallende Geräusch eines Schnipsen jenen Umstand. Die Finger streckte sie von ihrem Körper weg, begutachtete das Werk des fleißigen Werkzeuges. »Glaub mir, es gibt durchaus geeignetere Mittel«, fuhr die Gelockte verhöhnend fort, »Wärest du auf allen Vieren durch diesen miefenden Dreck zu mir gekrochen und hättest mir demütig eine Opfergabe geleistet, wäre ich dir jetzt vielleicht sogar noch freundlich gesinnt« Opfergaben waren schließlich stets eine wunderbare Art und Weise gewesen, um die Aufmerksamkeit einer derart erhabenen Person zu ergattern, nicht wahr? Seiner Angebeteten bot man immerhin auch das ein oder andere wertlose Ding dar, wenn man ihre schönen Augen für sich behalten wollte, oder? »Bedauerlicherweise genügt das nicht. Schau, mein Name in dem verdreckten, unwürdigen Maul eines Würmchens... Nein, schändlich ist das! Und wer es wagt, Schande über mein Haupt zu bringen...«, deutlich, ernst zog die erfahrene Hexe eine waagerechte Linie auf Halshöhe, wollte damit den grausamen, grotesken Tod ankündigen, den der Mann zu sterben hatte, würde er seine unbedachten Handlungen fortführen.


    Leider Gottes, so musste die alte Dame entsetzt feststellen, war das Ende des strömenden Wasserfalls lachhafter Ausreden noch lange nicht in Sicht, musste das unbefugte Ding tatsächlich noch weiter ausschweifen, auf jede einzelne Frage der Magierin eingehen. Kopfschüttelnd wandte diese sich jedoch ab, gähnte spielerisch, winkte mit einer Hand nebenbei ab. Sicher, sicher, von der Lebensgeschichte des uninteressanten Wurms gab die Blondine sich kaum begeistert - gut, den Worten des Mannes hatte sie nicht wirklich gelauscht - und auch die Erzählungen von unglaublichen Gerüchten waren der Dunkeläugigen schon längst bekannt, ins Gedächtnis gerufen. Menschen redeten schließlich den ganzen Tag vor sich her, brodelten eifrig eine beeindruckende Vielzahl an gräulicher Gerüchte und verteilten sie so rasch wie die Bienen ihre Pollen. Gewiss doch sprach der unwillkommene Gast die Wahrheit aus, entlockte der Langhaarigen ein zustimmendes Nicken, als er den Glaubwürdigkeitsgrad ihres Todes durch läppische Heugabeln - sie selbst sah in diesen Dingern übrigens nur Zahnstocher ohne jedweden Charme - und instabile Feuerchen, die vielleicht nicht mehr als eine Wärmequelle darstellten, anzweifelte, allerdings... Es wäre ohne Zweifel eine Lüge gewesen, zu behaupten, dass die vielseitigen Schmeicheleien der versierten Frau nicht mundeten, doch gleichzeitig war die schiere Zahl verdächtig, verdiente einen skeptischen Blick ihrerseits.
    Wenn man ehrlich war, so missfiel ihr das Gegenüber auf nahezu allen Ebenen - ein törichter Heuchler und ein uninteressanter Bengel, der mit Sachen spielte, die ihn nicht zu interessieren hatten, zugleich! - und dennoch... Verdutzt zuckte die Dame mit den weinroten Augen auf, fuhr aufhorchend umher. »Meine Tochter, sagst du..?« Stille. Einsames, unerträgliches Schweigen. Die Ruhe vor dem Sturm, wie es in den Mündern des einfachen Volkes hieß. Sherry an sich rührte sich nicht, nicht ein bisschen. Auch gab sie keinen einzigen Mucks von sich. Und dann... Empört sprang die Zauberin auf, trampelte zu dem Fremden hinüber, packte sämtliche Wut, die in ihr aufbrodelte in die stapfenden, zerstörenden Schritte. Drohend wedelte sie mit einem Zeigefinger vor der Nase des Fremden, die weißen Zähne drückte sie mit großer Kraft aufeinander, funkelte den mickrigen, miserablen Wurm, den unwissenden Narren mit einem stechenden Blick an. »Wag es ja nicht, dieses grausam klingende und absolut widerwärtige Wort in meiner Gegenwart nochmal in dein unnützes Maul zu nehmen!« Es missfiel. Und wie es ihr missfiel! Die Lava brodelte gefährlich nahe am Kopf des bald ausbrechenden Vulkanes, nein, viel mehr hatte sie schon längst ihren explosiven Weg aus der schmalen Öffnung des feurigen Berges gefunden. Ihre Tochter? Pah! Das Ding war keinesfalls ihre Tochter! Es war ein misslungenes Experiment! Eine Schande! Dieses Ding hatte das liebevolle Wort "Tochter" nicht verdient! Eher noch gehörte dieser Abschaum in den Müll, verbannt, auf grausamste Art und Weise aus ihrem Leben gestrichen! Und nicht nur das ließ das Temperament der gelockten Hexe aufkochen - Nein! Sie hatte mit dem überaus schändlichen Fehler ihres Lebens bereits abgeschlossen, hatte das Nutzlose wissentlich verlassen, um es nicht mehr betrachten zu müssen und dann..? Dann kam dieses jämmerliche Häufchen Elend vorbei und berichtete ihr tatsächlich von ihrem Versagen? Erzählte ihr vorfreudig davon, wie der Müll in ihrer Nähe ist?

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    #12 - {Lest & Kohaku & Frey (& Tori & Zavier)}


    Aufmerksam nickend lauschte der Kurzhaarige den Worten seines männlichen Gegenübers, welches sich noch immer mehr der blonden Kellnerin, dem Unfallopfer, zuwandte als Lest, der großzügigerweise seine Hilfe angeboten hatte. Anweisungen schenkte man dem jungen Herren, eine hastige, vielleicht auch verwirrte Antwort. Das Gegenüber, wie auch zuvor schon der Mann mit den strubbeligen, dunkelblonden Haaren, verwies auf eine hölzerne Tür, welche am anderen Ende des Saales prangte und lediglich darauf wartete von irgendwem geöffnet zu werden. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um nichts geringeres als eine simple, unbedeutende Abstellkammer, in der - zumindest wenn man nach dem Gewohnten urteilte - sicherlich ein paar Putzmittel und Werkzeuge, sowie alles andere, was man in solchen Miniaturräumen fand, hausten. Anschließend machte der unbekannte Fremde kehrt, wandte sich ab, zurück zu der vermeintlichen Blondine - nun ja, viel mehr hatte er sich nie von ihr entfernt - und verließ mit dieser vorsichtig die Stube, schlich die stabile Treppe hinauf. Letztlich verschwanden die beiden also in der dämmrigen Beleuchtung, welche der Etage über ihren Häuptern zugehörig war, und wurden fortan auch nicht mehr gesichtet. Währenddessen schlich sich ein seichtes Lächeln, nein, eher war es ein Grinsen, auf die Lippen des selbsternannten Abenteurers, welcher nach dem sicheren Abgang besagter Personen noch einige weitere Minuten lang in die zuvor angedeutete Richtung schaute, die alte Tür weiterhin mit seinem starrenden Blick durchlöcherte, ehe die Füße sich dann endlich in Bewegung setzten, den Dunkeläugigen in die gewünschte Richtung trugen. Am Zielort angekommen, umfasste die raue seinige Hand den kalten Knauf, von dem man ganz gewiss nicht behaupten konnte, er wäre nicht verstaubt gewesen, drehte ihn in einem knappen Winkel und öffnete das Tor, welches anschließend ein langwieriges, lärmendes Knarren von sich gab. Was ihn hinter den Pforten erwartete? Sagen wir, es war... Dunkel. Ziemlich düster um genau zu sein. Noch präziser: Wäre das letzte bisschen an Restlicht aus dem Speisesaal nicht existent gewesen, so hätte man in jenem mickrigen Räumchen vermutlich nicht einmal die eigene Hand vor den Augen erkannt - Glücklicherweise konnte der Möchtegern meinen, dass dem nicht so war, immerhin gab es ja eine Lichtquelle, welche die schwarz-grauen Silhouetten der Kammer spärlich anleuchtete, ihnen die erdigen Farben schenkte, die sie eigentlich inne hatten. Ebenso glücklich konnte er sich wohl dadurch schätzen, dass der männliche Anweiser von zuvor ihm garantiert keine Lüge aufgetischt hatte, dem Naivling auch keinen schlechten Scherz gespielt hatte. Das ersparte dem Kurzhaarigen defintiv die unendliche Suche nach einem Strohbesen, mit welchem der Herr mit dem peniblen Putzfimmel sein Werk rasch erledigen konnte - Und nicht nur das! Es hielt den Herren gleichermaßen davon ab, tatenlos daneben zu stehen! Jedenfalls: Mithilfe einer flinken Bewegung hatte der Kenner sich seine Utensilien aus dem Stapel an Gegenständen heraus gefischt, stolzierte mit Wischmopp und Eimer Wasser gewappnet ebenso schnell wieder raus, wie er eingetreten war. Am Orte des vorigen Missgeschicks hatten sich in diesen Augenblicken zudem Kohaku und Frey eingefunden, welche fleißig die Tellerscherben auflinsten oder zumindest auf einen klitzekleinen Haufen brachten. Und auch er begab sich rasch zu den Damen, griff ihnen insofern unter die Arme, dass er die kleineren Scherben, sowie sämtliche Soßenreste mit der weichen Mopprute aufsammelte, anschließend an den Rand der Stube führte - Er wusste ja nicht, wo der Gastwirt den Dreck letzten Endes haben wollte.
     
    Verdutzt hob der Blonde eine seiner Augenbrauen, als er sah, wie hektisch seine allerwerteste Schwester ihren Arm hinter dem eigenen Kreuz versteckte, versuchte in den Hintergrund zu rücken, nicht aufzufallen. In Gedanken entließ Lest tatsächlich einen leisen Seufzer, schüttelte das Haupt. Sie war immer so gewesen. Bestimmerisch, überfürsorglich. Sie wollte schon immer eine Art Mutterersatz mimen, zumindest seitdem die Geschwister das Elternhaus verlassen hatten. Sie war eine starrköpfige Frau, ziemlich unbeholfen und eine unglaubliche Nervensäge. Aber... Vorsichtig lehnte der Jüngere den hölzernen Mopp an einen unbesetzten Tisch, legte zugleich den schweren Behälter, welcher bis zur Hälfte mit halbwegs sauberem, vermutlich schon einmal benutztem Wasser gefüllt war, auf dem knarrenden Boden ab. Sie war eine Nervensaäge, ja, und sicherlich war sie auch eine Besserwisserin, aber... Aber zur selben Zeit war jene selbstbewusste, mütterliche Dame auch recht kindisch, verunsichert. Sie war eine Mimose, die aus der Ferne zu betrachten war, bei Berührung jedoch zusammenzuckend ein Versteck suchte. Und so wie sie die Gesellschaft Fremder als sichtlich unangenehm empfand, stand sie auch nur äußerst ungerne im Kristallpunkt jedweder Aufmerksamkeit. »Frey..?«, seine Stimme war weder überaus entschlossen, noch unglaublich zittrig und auch die Tonlage wirkte mehr gewöhnlich als extraordinär, »Ist alles in Ordnung?« Wenn man einmal ehrlich war, so handelte es sich bei jener Reaktion noch um eine Art Ausnahme. Ausnahme? Oh ja. Lest gehörte zu der Gruppe Mensch, welche nur schwer etwas bemerkte, so offensichtlich es auch war, wenn jemand meinte, dass es ihm gut erginge, so nahm er die Worte des vermeintlich Glücklichen für bare Münze. Er zählte zu jenem Typ Mensch, ganz gewiss, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er so immer war. Und zugegeben, egal wie unfreundlich und trotzig er sich seiner Schwester gegenüber verhielt, so war sie zu diesem Zeitpunkt wohl gleichzeitig die einzige Person, bei der der Dunkeläugige quasi alles vernahm - Ob es das geschwisterliche Band oder eine insgeheime Sorge war, sei jedoch dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass er mit schnellen Schritten zu seiner langhaarigen, älteren, mütterlichen Schwester getrottet war, ihr mit einem ernsten Blick wortlos vermittelte, dass keine Lügen und Ausreden akzeptiert wurden. Ob sie nun wirklich heim wollte? Ob ihr die Situation zu viel war? Oder war das noch nicht alles? Hatte sie sich gar beim Scherbensammeln verletzt?
    Bei dem Gedanken fuhr der Kurzhaarige herum, nahm den Ort des Geschehens in Augenschein und nickte zufrieden, als er sah, dass die Sauerei beseitigt war - Dies bedeutete immerhin auch, dass sie ihren Weg aus der Anlage machen konnten, weswegen jeder Herzenswunsch der beiden anwesenden Damen wieder zu erfüllen war (wenn Lest selbst jedoch deutlich lieber mit Kohaku durch die Gegend gestreift wäre, um das neue Heim zu erkunden). Abermals machte der selbsternannte Abenteurer eine halbe Umdrehung, ließ den seinigen Blick erneut den seiner Schwester treffen, setzte ein mehr oder minder gelungenes Lächeln auf, »Dem Heimweg steht nun nichts mehr im Weg!« Erfreut hob der Kurzhaarige den Daumen an, symbolisierte damit seine Einverständnis, ehe er näher an die junge Frau rückte, ihr die Worte »Und dann zeigst du mir, was du versteckst~« in die Ohren wisperte. »Und du, Kohaku, kannst gerne mitkommen!«, gab er, sobald dies getan war, mit einer lauteren, einladenden Stimmlage von sich, warf seiner neu gewonnenen Bekanntschaft ein Grinsen zu.


    // Dieser letzte Teil fühlt sich so schrecklich sinnlos und gerushed an, aber idk T^T

    SIE WERDEN IMMER LÄNGER QWQ
    Eigentlich sollten sie immer kürzer werden orz


    Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich voll viel verpeilt hab, aber shhh... Ich hoffe, ihr habt euer normal-unnormales besonderes Sternchen. :<<
    Viel Spaß beim Lesen, meine Mo(d)bber ♥


    Ach, bubus, ich hassliebe euch ja schon dafür, dass ihr es tatsächlich geschafft habt, mir irgendwann mal eine Rolle anzuschwatzen. TvT
    Wollt ihr mir denn die liebste Blanche anvertrauen und sie somit zum besonderen Sternchen machen lassen? 8D Wenn niemand anderes sie haben möchte, heißt das


    Stecki würde - wie eigentlich immer - in den nächsten paar Tagen folgen~ Aka ab Freitag vermutlich ahaha "


    Mit gemächlichen, ruhigen Schritten schlich ein Wesen, komplett gehüllt in schwarzem Stoff, umher, tappte so manches Mal in die zurückgelassene Pfütze eines längst vergessenen Regenschauers - Und jedes Mal, wenn dies geschah, so entfleuchte der ungehobelten Kehle jener kuriosen, pechschwarzen Kreatur ein lauter Fluch, welcher ein gewisses Gebiet einnahm, an den hochgewachsenen, alten Baumstämmen vorbei kroch und anschließend im feuchten, verhüllenden Nebel verschallte. Sumpfig und modrig, ein seichter Nebelschleier, knorrige Bäume, sowie die verzweifelten Schreie hiesiger Vögel. Zufrieden nickte die Gestalt, in einem erwartungsvollen Schimmer glänzten die ihrigen Lippen auf. Ein abschreckendes Gehölz wie eben dieses es war, wurde von der Öffentlichkeit gemieden, wurde verabscheut, gefürchtet - Einzig mit zitternden Beinen und bibbernder Stimme wagten sich die wenigen Mutigen, diejenigen, die sich von Gerüchten nicht jedweden Mumm nehmen ließen, in die geheimnisvollen Wälder, welche von Sagen und Geschichten umrankt waren. Einsam waren solche Tannichte, einsam und verlassen, Ruhe hatte man da sicherlich genug. Abermals nickte die schwarze Silhouette, die noch immer durch den Dunst wanderte, nahezu schon stolzierte. Ja, ganz gewiss! Ganz gewiss doch würde ein derartiger Hain dem Zwecke zu hundert Prozent dienen können! Von Geheimnis und mysteriösem Flair besaß das Gebiet sicherlich zu genüge, was nicht nur dem Geschmack der weiblichen Figur mundete, sondern noch dazu auf eine weitere Sache verwies: Alt, morsch, beinahe zerfallen - Vielleicht, ja, vielleicht würde die Frau hier ja fündig werden? Vielleicht hätte sie ihrer kurzen Suche doch endlich das lang erwartete Ende schenken können, wenn sie erfolgreich war? Wonach sie suchte? Ein vergessenes Schloss, eine Ruine, ein Opfer der Zeit. Sie suchte ein neues Heim, nachdem sie ihr altes aufgrund eines... peinlichen Vorfalles namens Noita verlassen hatte und danach quasi ziellos durch die Welt streifte, nur um nach einem passenden, einem interessanten Ort zu suchen. Die wenigsten Gegenden und Städte weckten die schlummernde Neugier in der erfahrenen Dame, die die finstere Kapuze ihres langen, schwarzes Mantels tiefer in ihr Gesicht zog. Und Riverport? Riverport war... Nun, nicht besonders, aber durchaus interessant, nicht zuletzt, weil es da jenes kuriose Gehölz gab, in welchem sie sich gerade befand. Mittlerweile war das Fräulein bereits tiefer in das Mysterium Nebelwald eingedrungen, fand aber ebenso schnell wieder raus, als sie mit Bedrücken feststellen musste, dass die Suche nach einem unbehausten, abgenutzten Schloss Jahre andauern könnte - Geduldig war die Dame ja nie wirklich gewesen, nicht mit solch trivialen Dingen wie ein geeignetes, für sie würdiges Gebäude, was letztlich wohl dafür sorgte, dass ihr Geduldsfaden sich mit der Zeit immer mehr verdünnisierte und zum Ende hin - also in ebenjenem Augenblick - riss. Grummelnd, sichtlich angesäuert riss die schwarz gekleidete Gestalt sich die schwere Kapuze von dem Kopf, schüttelte ungalant ihr Haupt, auf dass auch die letzten blonden, welligen Strähnen ihren Weg aus dem Stoff fanden. Gleichsam mit ihrer lockigen Mähne enthüllte die Frau damit auch ihre tiefroten, finster funkelnden Augen, eine verzogene Miene und ebenso ihre Existenz als Sherry van Liechtenstein. Mit den Zähnen knirschend marschierte, nein, viel mehr trampelte sie den matschigen Erdboden entlang - Zeitverschwendung! Reine, nichtsnutzige Zeitverschwendung war jene Stadt! Uninteressant! Nicht einmal jener Wald mit Potenzial konnte ihr etwas attraktiveres als einen dämlichen Vogel, der noch dazu so klang als würde er gerade krepieren, bieten!
    Dies war jedoch der Moment, indem etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Still schweigend stockte Sherry, würgte jedweden Fluch, der auf ihrer Zunge rastete, sogleich ab. Ihr nichts sagender, inzwischen beruhigter Blick starrte in die Leere, die sich vor ihr ergab, die eigentlich aus ein paar Bäumen und getrocknetem Laub bestand. Verdutzt horchte die Hexenprinzessin auf, rührte sich nicht. Ein Wort war in nächster Nähe gefallen. Ein Name. Ihr Name. Moment... Ihr Name? Irritiert blinzelte die Zauberin, gab auch weiterhin keinen einzigen Mucks von sich. Was hatte ausgerechnet ihr Name dort zu suchen? Dort, in Riverport? In Riverport, einer Stadt, welche sie gerade erst vor ein, zwei Tagen für sich entdeckt hatte? War es ein Gerücht? Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf ihren zarten Lippen ab. Gerpcht? Wie? Wann war sie bitte einer einzigen Menschenseele über den Weg gelaufen? Ob sie wer gesehen hatte? Ob jemand... Ach, das brachte doch nichts! Unnützes Grübeln war schließlich in den meisten Fällen gehaltlos! Stattdessen... Stattdessen wandte die Hexe sich auf ihrer Ferse um, blickte zur Seite und musste zwischen einigen Ästen einen Mann mit braunen Haaren in ihr Augenmerk nehmen. »Wer«, ließ die Rotäugige ihre kräftige, entschlossene Stimme in einem merklich abfälligen, zischenden Ton ertönen, »hat diesem mickrigen Würmchen erlaubt, meinen Namen auszusprechen?« Angewidert war sie, eher weniger davon angetan, dass jemand über ihren Aufenthalt in der interessanten Stadt bescheid wusste. Auch gab sie sich nicht sonderlich froh darüber, dass es ein Fremder war, der da ihren Namen in ihrer Anwesenheit in den dreckigen, unwürdigen Mund nahm. Was anschließend zu hören war, war ein schnell schwindendes Schnipsen, gebunden an einen simplen, unauffälligen Teleportationszauber - Wohin es sie brachte? Hinter den unbekannten Mann. Verschmitzt war das Grinsen, welches Sherry auf ihrem Gesichte trug, als sie die Arme verschränkte, sich mit dem Rücken an den des Mannes lehnte. »Und wer hat dem Würmchen meinen Namen auf seine Zunge gelegt?« Gleichermaßen empört, wie auch belustigt, stieß die Blondine sich von dem Herren ab, schlich in einem Halbkreis um ihn, bis sie letztlich vor ihm stand. Dem jungen Mann schenkte sie nicht mehr als einen herablassenden Blick - und das obwohl sie kleiner war! -, ehe etwas anderes ihr in das geliebte Augenmerk fiel: Eine alte, klapprige Hütte, ziemlich klein, schlecht gebaut. Ihr Blick wechselte zwischen den beiden Dingen hin und her, als die versierte Hexe schließlich in ein ordentliches Prusten fiel. »Ach, wie niedlich!«, stieß sie lachend, wissentlich, dass es dem Angesprochenen vermutlich ganz und gar nicht gefiel, was sie da tat, aus, »Das Würmchen dachte wirklich, dass ich - die Hexenprinzessin - darin leben würde..?«, mithilfe einer knappen Geste deutete Sherry derweil auf besagtes Gebäude. Eine Hütte, eine derart einfach gebaute, leicht zu findende Waldresidenz sollte ihr Heim sein? Lächerlich! Das? Das konnte sie über ein kurzes Ausatmen doch auseinander reißen und umwerfen! Es war ihr schlichtweg nicht zumutbar, unwürdig! Was sie benötigte, war schließlich ein sagenumwobenes Schloss und nicht ein jämmerliches Spielkartenhaus, das bei der ersten Gelegenheit in sich zusammenfiel! Jedenfalls... Als ihr abfälliges Gelächter endlich ein Ende fand, wedelte die Frau verneinend mit dem Zeigefinger vor sich hin und her, schüttelte dazu den Kopf, »Schau, ich weiß nicht, wer dir diesen derart absurden und unglaublich lachhaften Gedanken eingepflanzt hat...«, schlagartig nahm ihr Gesichtsausdruck an Ernst zu, »Aber du solltest diese Person schleunigst in die Mülltonne kloppen. Da gehört so jemand törichtes nämlich hin.«


    Schweigsam. Schweigsam war die junge Dame wohl schon immer gewesen, seit ihrer Ankunft in der Waldstadt, Alverna und auch Trampoli blieb davon wohl nicht verschont. Es missfiel der Rothaarigen, sich mit der Anwesenheit anderer Menschen, Elfen oder sonstiger Lebewesen, die in der Lage waren, zu sprechen, zu schmücken. Ebenso missfiel es ihr das Gespräch mit ebenjenen zu suchen, es schien ihr allein schon ein steiniger Weg zu sein, überhaupt erst einmal ein mögliches Thema für eine derartig offene Konversation anzutreffen. Worüber sollte sie schon groß sprechen, wenn sie nicht wusste, wie die Kreatur vor ihr reagieren würde, wenn sie sie nicht ausgiebig genug kannte? Und wie sollte sie jemanden kennenlernen, wenn sie keinen Ansatzpunkt dafür finden konnte? Welch' teuflischer Kreislauf es doch war, der sie da hinter stählernen Gittern gefangen hielt, nicht ausbrechen ließ, sie streng bewachte! Es waren Situationen wie diese, welche der vermeintlich verbitterten, gefühllosen Frau abermals in ebenjenen Teufelskreis schickten - Sicher, das Gegenüber, Leon, hatte in diesem Fall die Verantwortung der Themensuche übernommen, jedoch änderte dies ganz gewiss nichts an dem schweigsamen Gemüt des Halbwesens. Es war ein simples Schweigen, gefolgt von der zuvor genannten Antwort. Ein Schweigen, welches allem Anschein nach den Gesprächspartner durchaus verwirrte, stutzen ließ. Kein Wunder, wenn man genauer darüber nachdachte, denn eigentlich bestand der Sinn von Fragen ja auch darin, ein Gespräch am Leben zu erhalten und nicht direkt im Keim zu ersticken, oder..?
    Tatsache ist jedoch, dass die Reaktion des Blauhaarigen eine recht scherzhafte zu sein schien, zumindest beteuerte der Mann seine Enttäuschung gleichermaßen so stark wie seine sichtbare Erleichterung. Sich wundernd hob Raven entsprechend eine Augenbraue an, schob dann jedoch jedweden Hinweis auf Verwunderung beiseite, um die Bemerkungen des anderen Sprechers mithilfe eines zaghaften, angedeuteten Lächelns zu kommentieren: »Die Enttäuschung steht dir tatsächlich im Gesicht geschrieben« Dass auch dies, wie so ziemlich all die anderen Sprüche der Halbelfe, nicht im geringsten als ein ernstes Exemplar anzunehmen war, verriet dabei ausnahmsweise einmal der offensichtlich übertriebene Unterton, mit welchem sie das "tatsächlich" betonte. Vielleicht, so könnte man meinen, sollte der langhaarige Herr sich an dieser Stelle geehrt fühlen! Schließlich geschah es nur allzu selten, dass Raven überhaupt irgendwelche Anstalten machte, um die Ironie oder den Sarkasmus in ihrer Rede für jeden blinden Dummkopf, der auf diesem Planeten umher wanderte, ersichtlich zu machen - Nein, nein, meistens handelte es sich dabei um einen stumpfen, schroffen Ton, welcher für den Phönix sicherlich schon eine Art Merkmale bildete.
    Jedenfalls verlagerte die Schmiedin ihr Körpergewicht auf das rechte Bein, um dem verschwindend unauffälligen Drang zur Bewegung einen Gefallen zu leisten, und blickte den ebenfalls Blauäugigen, der bereits bei seiner nächsten Frage angelangt war, nachdenklich an. Ob sie überhaupt genügend Zeit zum Studieren ihrer Magie besaß? Nun... Wenn man es genau nahm, dann konnte sich das harsche Fräulein es nur selten leisten, sich gehen zu lassen oder gar einen simplen Zauber einzuüben - Wenn man es genau nahm, dann duldete der grimmige, alte Herr von Schmied und Hausherr auch keine faulen Säcke, die verstaubt in einer Ecke standen und nicht aushalfen. Doch... Nun, genau das waren sie wohl alle. Aus welchem Grunde auch immer hatte der Rotschopf in der letzten Zeit tatsächlich keinen ordentlichen Schmiedehammer mehr in den Händen gehalten, lediglich die mickrigen Werkzeuge, welche sie zum Herstellen der Prototypen so mancher Schmuckstücke - bei denen Leo ganz gewiss etwas wie »Das ist doch keine Schmiedekunst! Und damit hast du deine Zeit verbracht?!« oder dergleichen geschrien hätte - in Gebrauch genommen hatte, mussten in den vergangenen Tagen herhalten. »Zu genüge«, gab Raven schließlich knapp von sich, sicher, dem Gegenüber nichts von der ausnahmsweise unerledigten Arbeit zu erzählen. »Zumindest hab ich ihn einigermaßen unter Kontrolle«, fügte sie nach einigen Sekunden nachträglich hinzu. Während die Halbelfe sich scheinbar ohne tieferen Grund vor der Arbeit drückte, arbeitete sie nicht nur an den Plänen für eine Kollektion, sondern auch an der neu errungenen Kunst - In letzter Zeit zwar nicht mehr so oft, wie zuvor, aber dennoch tat sie es! Das eher nebensächliche Training brachte ihr dabei jedoch nur eine geringe Ernte, mit anderen Worten, waren weitere Übungen auf dem Plan, um zumindest einen gezielten, präziseren Einsatz zu ermöglichen. Des Weiteren blieb die erhoffte Erleuchtung aus, wirklich schlauer als zuvor war Raven im Bezug auf ihre Existenz als Halbmonster jedenfalls noch nicht.Anschließend vergingen weitere schweigsame Augenblicke, drei, vier Mal ein Blinzeln vielleicht, ehe die Rothaarige ihr Kinn mitsamt des Mundes abermals in dem wärmenden Schal, welcher sich um ihren Hals herum rankte, vergrub, den Blick vom Gegenüber abwandte. »Was... Ist mit dir und deinem Zauber...?«, zaghaft nuschelte sie ebenjene Worte in besagtes Stück Stoff hinein, erinnerte sich vage daran, dass der sonderbare Kerl vor ihr doch ebenfalls einen Zweig der Magie bei dem hiesigen Großmeister gesucht und auch gefunden hatte.


    // Hier auch nochmal: Sorry TwT

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    #11 - {Lest & Kohaku & Tori & Frey & Zavier}


    Da war sie nun, diejenige, die er in Gedanken mehrere Male an diesem Tage gesucht hatte. Sie, die sich permanent wie eine überfürsorgliche Mutter aufführte, die ihm zugleich jedoch auch die liebste und bekannteste Person in dieser mickrigen, noch geheimnisvollen Stadt war. Während er ihr den widerwilligen, allerliebsten Schützling mimen musste, wurde sie von ihm wie die beste Freundin behandelt, diejenige, mit der man alles durchstehen konnte. Und obgleich da jenes starke, geschwisterliche Band zwischen ihnen bestand, herrschte in demselben Bereich zwischen denselben Personen immer mal wieder eine gewisse negative, zerreißende Spannung - Angenervt von der altbekannten Mutterrolle, die Frey viel zu häufig, viel zu gerne einnahm, wandte der Kurzhaarige sein Haupt von ebenjener Person ab, schloss die Augen, um die schweren, lastenden Blicke der anderen zu meiden. Starrköpfig war er, starrköpfig wie eh und je, denn genau so gab er sich stets, wenn es zu derartigen Situationen kam. Und speziell diese Starrköpfigkeit war es, die es ihn erlaubte, für den Bruchteil einer Sekunde die gesamte, ungewünschte, vor allem aber angespannte Außenwelt um ihn herum eiskalt auszublenden. In einem fortwährenden Mantra wiederholte Lest die trotzigen Gedanken, welche ihn in solchen Momenten immer wieder heimsuchten, immerhin war es allseits bekannt, dass man sich auf diese simple Art und Weise gewisse Lügen glaubhaft gestalten konnte, sie zur gold'nen Wahrheit umwandeln konnte. Alt genug. Kein Kind mehr. Selbstständig und erwachsen. Spielt nicht mehr mit den Puppen. Einzig die kontinuierliche Stille umhüllte den Herren noch mithilfe eines seichten, weder durchsichtigen, noch festen Schleiers. Bisher war ihm doch eh noch nichts geschehen, oder? Nun, von der unansehnlichen Narbe, welche sich den dünnen Arm entlang zog, einmal abgesehen - Aber die entstand ganz gewiss nicht auf Grundlage seines nimmersatten Abenteuerdranges! Ach, welch' eine gräuliche Ironie das doch war! Das naive Kind meint schließlich auch immer, es sei bereits ein erfahrener Erwachsener, nicht? Letztlich aber, so muss man ihm zugestehen, beruhigte jener aufbauende Gedanke ihn doch merklich, ließ ihn unmittelbar nach Beendigung der Wiederholungen großzügig ausatmen, entspannen.
    Ohne sich großartig des Zögerns zu bedienen, öffnete der junge Mann eines der violetten Augen, linste das kuriose Mädchen, Kohaku, die vermeintliche Kellnerin, sowie die ältere Schwester an, beobachtete diese. Auch bemerkte er, dass die kurzgeratene Begleitung der Letztgenannten einen Stuhl herangezogen hatte, sie veranlasste, sich zu setzen. Ein sichtbar erleichtertes Lächeln begann die dünnen, getrockneten Lippen des selbsternannten Abenteurers zu umspielen, als dieses Bild vollständig bei seinem Denkorgan angelangt war. Erfreut, nahezu enthusiastisch, rückte er mitsamt der hölzernen Sitzgelegenheit, auf der er sich zu gerne breit machte, näher zu besagter Schwester, legte einen Arm um dessen Schultern, zog Frey mit einem minimalen Kraftaufwand näher an seine Seite. »Du wirst schon nichts bereuen!«, wisperte er ihr zuversichtlich zu, »Du machst dir einfach nur viel zu viele Sorgen, Frey... Kohaku wird mich schon nicht beißen~« Apropos..! Augenblicklich wandte Lest sich zu der kurzhaarigen Begleitung, mit der er in dieses Lokal eingetreten war. Dieser streckte er die freie Hand entgegen, hob den Daumen an, grinste so breit wie ein Honigkuchenpferd, »Danke dir, Kohaku!«, stieß er frohen Mutes aus - Ohne sie hätte die Sturheit von Schwester sich vermutlich nie hingepflanzt, sondern stünde sicherlich noch in zehn Jahren zitternd, angespannt an Ort und Stelle!


    Anschließend vergingen einige Momente, in denen die blonde Brillenträgerin mit den langen, geflochtenen Haaren zögerlich verschwand, in die Küche schritt, um den drei Gästen - ein Glück, dass Frey sich von der Gruppe überreden ließ, sich doch noch etwas Essbares zu bestellen! - die bestellten Gerichte zu bringen. Weiterhin herrschte eine nichts sagende Stille, welche jedoch genauso schnell, wie sie aufgekommen war, im unendlichen Nirgendwo verschwand, als des Abenteurers mütterliches Geschwisterkind ihre Stimme erhob, um eine durchaus... willkürliche, vor allem aber... irritierende Frage in den Raum zu werfen..? Richtige, anfassbare Existenzen oder Illusionen einer Einzelperson? Überfordert schluckte der junge Herr, um die nervöse, trockene Kehle zu befeuchten, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ich... Err...«, als wäre er auf frischer Tat erwischt worden, stammelte Lest einige bedeutungslose Laute vor sich her, mied den Blickkontakt mit der herzallerliebsten Schwester und suchte diesen stattdessen lieber bei Kohaku. Hilfesuchend. Ein lauter, auffälliger Schrei nach Unterstützung. Er... Er war sich sicher, dass seine neue Bekanntschaft ihn aus der misslichen Lage retten würde! Misslich? Oh ja, sehr sogar! Lest war noch nie ein großer Freund der Philosophie oder anderen ähnlichen Wissenschaften gewesen, es beschäftigte ihn nur selten, wie moralisch etwas war oder ob ein Stein beispielsweise im kältesten Winter fror - Ebenso uninteressant war für ihn also der Inhalt der zuvor gestellten Frage. Warum auch sollte er sich über so etwas Gedanken machen, wenn er anstelle dessen einfach in den Tag hinein leben konnte? Es war nun einmal, wie es war, oder..?
    Abermals schluckte der Kurzhaarige, warf einen hastigen Blick in die nicht neue, nicht alte Holzdecke der Taverne. Er musste raus. Raus aus dieser Situation, aus diesem lästigen Gedankenlauf. Allerdings... Wie sollte er das anstellen? »Da fällt mir ein..!«, brachte der Hellhaarige aus heiterem Himmel heraus schließlich hervor, sprang auf und schlug die Hände auf den kleinen Tisch, »Kohaku! Wir wollten ja demnächst die Gegend erkunden! Hmm... Hast du eine Idee, wo wir anfangen sol--«
    Lautes, unüberhörbares Klirren. Das unverwechselbare Geräusch zersplitternden Geschirres gellte durch den Speisesaal der Taverne. Unterbrochen. Lautlos verhallten die restlichen Worte des kindlichen Herren, nachdem sie mittendrin auseinander getrieben wurden. Und genau wie die seinigen Worte es taten, verstummten auch die restlichen Gespräche, welche parallel stattfanden. Schweigend lenkten sämtliche Gäste, Lest einbezogen, ihr Augenmerk auf die offensichtliche Quelle des unangenehmen Geräusches: Ein Mädchen, helle, blonde Strähnen, blaue Äuglein lag auf dem knarrenden Boden. Die Bedienung der drei war es, welche da, behaftet mit allerlei Soßenresten, saß. Es vergingen nicht viele Sekunden bis die erste Person aufsprang, um besagtem Fräulein zur Hilfe zur eilen - Ein junger Mann, leicht gebräunt, braune Haare und Augen. Ebenjener reichte dem Mädchen ihre verlorene Brille, schnauzte den perplex drein schauenden Gast, den Verursacher des Missgeschicks, an. Und Lest? Zunächst warf der Dunkeläugige, welcher im Übrigen so manchen Soßenspritzer und Rouladenrest abbekommen hatte, den zwei Damen an seinem Tisch einen schnellen Blick zu, erhob sich kurz darauf ohne sich weiterer Worte zu bedienen und schritt entschlossen auf den Ort des Geschehens, nicht unweit von ihnen, zu. Dort angekommen betrachtete er die verdreckte Umgebung, seufzte absichtlich laut, sodass auch ganz gewiss jedermann davon Wind bekam. »Das nenne ich mal Sauerei!«, kopfschüttelnd zuckte der Möchtegern daraufhin allerdings mit den Schultern - zwar störte es ihn persönlich, als peniblen Menschen, sehr, doch war dies mit Sicherheit nicht ein günstiger Zeitpunkt, um mit Mopp und Wassereimer anzurücken. Allen weiteren Ereignissen begegnete der Optimist anschließend mit einem warmherzigen Lächeln, überlegte im tiefsten Inneren jedoch für einen kurzen Moment - warum auch immer er das tat - eine der Rouladen zu nehmen und dem unvorsichtigen Gast in das Gesicht zu donnern, aber... Nun, das würde wohl noch mehr Dreck und Chaos bedeuten, wenngleich eine Essenschlacht durchaus etwas abwechslungsreiches an sich hatte... »Aber das dürfte man sicher schnell wieder erledigt haben - Brauchen die Herrschaften etwas Hilfe?«, wandte Lest sich letzten Endes jedoch an den Braunhaarigen, welcher der Brillenträgerin zuvor zur Seite stand. Das Putzen machte dem Hellhaarigen nicht viel aus, eher hatte er fast schon eine Vorliebe dafür entwickelt, weswegen er der Taverne wohl gerne diesen Gefallen tun würde.


    // Es tut mir so leid, dass ihr so lange hierauf warten musstet D:
     

    Regeleinweihung ftw


    Zum Steck:
    1. Ich hab einfach mal die Rollenfarbe genommen, die ich bei ihr zuletzt in Erinnerung hatte - Idk ob ihr diesbezüglich irgendeine Vorstellung habt owo
    2. Kein Beruf, cause... Ich geh davon aus, dass der 'Umzug' eher zufällig und ungeplant war, da wird kaum wer wohl vorsorgen "
    3. Wohnort... I just have no idea. Vorsichtshalber freigelassen xD
    4. Der Name klingt so strange




    Erwartungen keimten auf. Viele rosige Erwartungen und Hoffnungen. Hohe Anforderungen besaßen sie, Erfüllung suchten sie und bis sie diese fanden und letzten Endes erblühen konnten, würden sie wachsen, hoch, hoch, bis in die Wolken wachsen! Erwartungsvoll glitzerten also die weinroten Äuglein der Krankenschwester auf, erwartungsvoll lagen sie auf dem rotblonden Gegenüber. Felicia war klug - glaubte das Fräulein zumindest -, sie würde sicher schon wissen, wohin die Rosahaarige sich verirrt hatte! Ja, genau! Sie würde den Weg zurück in die werteste Wohngemeinschaft schon kennen! Und sie würde ihrer Mitbewohnerin sicherlich vor lauter Enthusiasmus von dem vermeintlich labyrinthartigen Heimweg berichten! Allein dieser Gedanke veranlasste das Fräulein dazu, augenblicklich entschlossen zu nicken. Ja, ja! Felicia würde das Kind schon schaukeln - Da war sie sich zu hundert Prozent sicher! Leider versprach überzeugte Zuversicht nicht gerade das Eintreffen der erhofften Prophezeiung... Und leider bedeutete das für Sage nur eines: Eine weitere Enttäuschung. Abermals zogen sich hunderte, kleine Risse durch die farbenfrohe Welt der Medizinerin, sie schlängelten sich durch das dünne, unsichtbare Glas und ließen es zersplittern. Entgeistert ließ das Fräulein ihre Arme hängen, das Haupt sank so schnell, wie ein Stein aus höchsten Höhen fiel. Verzweifelt war der stetige Blick, den Sage ihrer Sitznachbarin unmittelbar danach zuwarf. Verzweifelt, von allen Geistern verlassen. Sie wusste es nicht. Die großartige Felicia wusste es nicht! Schande! Schande sie und ihre nicht vorhandene Kuh! Quengelig fasste der Lockenkopf ihrem Gegenüber an die Schultern, rüttelte unsanft an diesem. »Wiesoooo...«, wimmerte der Okkultismus-Fan, zog das Wort dabei absichtlich in unermessliche Längen und schüttelte die Bekanntschaft weiterhin, wie einen Milkshake, durch, »Wieso tust du mir das aaaan...?«, fuhr sie jammernd und vor allem aber auch betroffen fort. Sterben würden sie! Auf jämmerliche Art und Weise würden sie in dieser UnzumutBar - oder wie auch immer das Etablissement sich nannte - umkommen! Ein Häufchen staubigen Elends! Sogleich biss das Rosahaar sich auf die weiche Unterlippe, ließ von Felicia ab. Aus war's! Sie würde niiiiemals ein ordentliches Geisterbeschwörungsritual vollziehen! Sie würde nicht einmal durch die Hand eines bösen, aber unglaublich coolen Geistes sterben! Nein! Natürlich musste sie in dieser hässlichen, ungeheuren Bar verrecken! Und das nur, weil weder sie noch ihre Gesprächspartnerin wusste, in welcher Richtung denn das liebste, heiß ersehnte Heim lag! Welch' tragisches, unverdientes Ende...
    Sichtlich unbegeistert von diesem Einfall zog Sage die Mundwinkel in die Tiefe, ließ sich auf das wenigstens weiche Rückenpolster der Sitzecke fallen, ihr Körper erschlaffte. Eindeutig lieber war ihr ein aufregenderer Tod, beispielsweise durch die Entführung eines bösen, vielfräßigen Monsters! Aber neeein, natürlich musste dem ja nicht so sein. Oh ja, sie würde einen langweiligen Tod sterben, jetzt, jeden Moment - Die Langhaarige spürte schon, wie die Umgebung ihr förmlich jedwedes Fünkchen an Lebenskraft raubte, immer daran saugend, wie ein blutrünstiger Vampir. Ein klirrend kalter Schauer kroch den Rücken des Fräuleins entlang. Jene Einstellung wurde im übrigen nicht besser, als Felicia meinte, einen dramatischen Akt auflegen zu müssen - Mit dem Vorwurf Sage hätte sie doch blindlings betrogen, wischte die blonde Frau sich eine imaginäre Träne aus dem Gesicht, wandte sich von der Mitbewohnerin ab. »Waaah...! Nein, Felicia, ich... Ich... Ich...«, wie auf Knopfdruck sprang das rosahaarige Mädchen auf, fuchelte hektisch mit den Händen vor sich herum, suchte verzweifelnd nach einer möglichen Rechtfertigung. »Es tut mir sooo leid! Ehrlich! Sei... Sei mir bitte nicht... böse...«, schoss gleich danach aus ihrer Kehle hervor, während sich jedwedes Schuldgefühl, das auf ihrem Schultern lastete, schlagartig verdoppelte, nein, verdreifachte! Überfordert bildeten sich Tränen in den roten Augen der Krankenschwester, welche ganz gewiss immer dann zu weinen begann, wenn ihr etwas nicht passte... Oder die Verzweiflung verdammt groß war, wie zu diesem Zeitpunkt. Verraten! Wie konnte sie nur?! Auch danach stammelte sie noch einige weitere Worte, die jedoch gänzlich unwichtig und vor allem aber nicht verständlich waren. Dann allerdings... Erlösung! Mit einem freundlichen Grinsen wandte sich die Konditorin ihrer Mitbewohnerin wieder zu, gespielt hatte sie, sie hatte Naivling Sage doch glatt an der Nase vorgeführt! »Spielt man so mit den Gefühlen einer Mitbewohnerin?«, lauteten die bekümmerten, vorwurfsvollen Worte, die darauf folgten.
    Eingeschnappt stemmte das Fräulein die dünnen Zahnstocherärmchen in die kaum ausgeprägte Taille, wollte ihrem Frust auch ordentlich Platz dchaffen und ihnd er ganzen Welt präsentieren - Wollte. Um Gottes Willen jedoch hielt Sage dies gewiss nicht lange aus. Genauer dauerte es vielleicht so einige Sekunden. Denn dann hatte das Gegenüber ein Handy aus der Handtasche gezückt und verkündete stolz, dass jenes die Lösung all ihrer Probleme sei! »Uhhh..!«, begeistert klatschte das eigene Mädchen in die mickrigen Hände, betrachtete bewundernd die Blondine. »Welch' genialer Einfall, oh erhabene Felicia-Göttin!« Nach einigen Momenten verhallte diese ungebändigte Begeisterung jedoch, schuf stattdessen ausreichend Platz für einen bekümmerten Blick in die eigene Handtasche, in welcher noch immer das uralte Fossil von Handy - wirklich, dem Teil war das Internet ein Fremdwort! - hauste. Sie würde sich sicher mal ein neues Exemplar anschaffen müssen. A-Aber Handyleinchen war doch sooo ein treuer Gefährte..!

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    #10 - {Lest & Kohaku & Tori & Frey}


    Sich eines gleichermaßen freundlichen, wie auch entschlossenen Blickes bedienend betrachtete der Hellhaarige die junge Dame, welche sich erst vor einigen Momenten zu ihnen gesellt hatte. Zaghaft rückte ebenjene das Brillengestell, das auf ihrer feinen Nase saß, zurecht, geleitete die beiden Gäste sogleich zu einem freien Tisch in einer vermutlich willkürlich gewählten Ecke des Hauses. Dabei, so wirkte es zumindest, handelte es sich um zwei recht bequeme Sitzgelegenheiten, die an einem runden Tisch aus nicht gerade dem wertvollsten und widerstandsfähigsten Holz, standen. Weiterhin schien es diesem durchaus an Dekoration zu mangeln. Eine Karte stand jedenfalls nicht bereit und Blümchen oder dergleichen waren weit und breit auch nicht zu sichten - Wenigstens, so muss man sagen, machten diese mickrigen, vollkommen irrelevanten Details dem Herren nicht sonderlich viel aus, immerhin hatten sie keinen Einfluss auf das, was er eigentlich in der Taverne wollte: Essen! Und solange das kommende Gericht nicht gerade aus diesen... verdammt widerlichen und... unglaublich unansehnlichen Auberginen bestand, die er so sehr verabscheute, war dem selbsternannten Abenteurer so gut wie alles recht! Entsprechend verzog Lest auch keine Miene, als die blonde Kellnerin mit der vermeintlichen Speise des Tages anrückte - Rindsroulade? Immer her damit! Erfreut ballte der Kurzhaarige eine Hand zur lockeren Faust und schlug damit enthusiastisch auf den morschen Tisch. »Rindsroulade klingt gut!«, gab er schließlich von sich und kombinierte all dies mit einem bestätigenden Nicken. Anschließend wandte er sich kurzzeitig von der Blondine ab, starrte für den Bruchteil einer Sekunde seine kurzgeratene Bekanntschaft aus der Waldes Lichtung an. Er überlegte. Rindsroulade schön und gut, aber... Zu jedem guten Essen gehörte schließlich auch ein mundendes Getränk! Nur was sollte er nehmen..? Sowohl nachdenklich als auch gequält legte er den Kopf zur Seite, schloss die Augen, verzog den Mund. »Hmm...«, mehr brachte Lest nicht hervor, verharrte so manchen Augenblick in dieser Position bis er letzten Endes der fehlenden Kreativität - der knurrende Magen war schuld! - nachgab, »Dazu dann noch einen Krug Wasser!« Nickend verschränkte der junge Mann die Arme vor dem flachen - wie es nun einmal für Männer üblich war - Brustkorb, sicher, dass das wohl die weiseste Entscheidung war... Alkoholische Getränke waren immerhin überbewertet, ja, ja, ein kräftiger Schluck Wasser machte hingegen fit für wahnsinnige Abenteuer! Das war jedenfalls der Moment, in welchem der Möchtegern seine tiefvioletten Äuglein öffnete und abermals seine Begleitung, für die er das Essen bezahlen wollte, in Betracht nahm. Ruhig war sie. Für jenen Moment jedenfalls. Und besonders ruhig war es wohl auch nicht, aber ruhiger als zuvor... Zählte das überhaupt? Jedenfalls zauberte sich ein sanftes Lächeln auf die Lippen Lests, welcher sich vorsichtshalber nochmal mit den Worten »Und du, Kohaku? « nach den Plänen und Wünschen des sonderbaren Fräuleins.
    »Willst du auch eine Rou--«l nichts ahnend setzte der Hellhaarige erneut zum Reden an, wollte seine vorige Frage ausführen, wurde dabei jedoch abrupt unterbrochen, als ein wohl bekanntes und äußerst geliebtes Gesicht neben ihm erschien und... Sogleich mit einer Standpauke anrückte..? Empört schluckte der Mann, wandte sich ruckartig zu der Quelle der nervigen Nörgelei. Die Wangen plusterten sich bei dem Anblick sofortig auf. Frey. Wem sonst gehörte diese mütterliche Stimme? Rasch hatte Lest sich von seinem hölzernen Stuhl erhoben, die Hand der Schwester von der Schulter geschoben - Er freute sich sehr wohl, dass sich sein Familienmitglied blicken ließ, hatte er sich immerhin den gesamten Tag über gewundert, wo sie denn gewesen sei, jedoch... Nun, jedoch hatte das Mädchen wohl einen unglaublich schlechten Zeitpunkt für das Erscheinen ausgesucht! Beschwichtigend nahm er die Hand Freys in die seinige, strich über diese, als wäre seine Schwester mehr eine Art feste Freundin gewesen. »Also bitte, liebste Schwester!«, begann er in wesentlich unruhigeren Tonfall, ließ von dem werten Geschwisterchen ab und stemmte die Hände in die Hüfte, ehe ein Arm ausgeholt wurde und entsprechend wild zunächst auf Kohaku, den Tisch und zuletzt auch auf die blonde Bedienung zeigte, »Wie du siehst, bin ich gerade bedient!« Starrköpfig, wie Lest sich gab, ließ er den Allerwertesten also direkt wieder auf den ungepolsterten Sitz fallen. Vermutlich würde all dies in einem derart verhassten Streit enden und auch wenn er sich denken konnte, wie unwohl sich Frey im Zentrum der Aufmerksamkeit wohl gerade fühlen musste, sah er nicht ein, ausgerechnet jetzt aus der Taverne zu verschwinden. Außerdem... Sein Blick glitt unmittelbar danach zu der kuriosen Kohaku. Außerdem war er sicherlich schon reif genug, um am späten Abend mit einer mehr oder minder guten Bekanntschaft den Abend zu verbringen, oder!? »Setz' dich lieber und gönn dir was«, wisperte der Kurzhaarige anschließend nachdrücklich in den nicht existenten, noch nicht gewachsenen Bart - bitte? Wo war dieser eigentlich? Bärte waren doch episch? - hinein, lehnte sich trotzig zurück.


    // Iiich glaube, ich hab wen überpostet. Tschuldigung. D: 


    Raven zog unmittelbar nach der Ankunft des Blauhaarigen eine der dünnen Augenbrauen in die Höhe, vergrub die angefrorenen Hände in den weichen Seitentaschen des schweren Mantels. Auf seine gänzlich gewöhnliche Frage reagierte sie anfangs jedoch nur mit einem undeutlichen Nicken, wartete einige Momente ab, ehe sie dem hochgewachsenen Herren eine knappe Antwort schenkte. »Gut, denke ich, lebendig bin ich wohl noch«, entkam die feste Stimme der ihrigen Kehle, während das unauffällige Lächeln weiterhin die farblosen Lippen umspielte, »Wie sieht's bei dir aus?« Leon war in der Tat ein ungewöhnlicher Herr, wie die Rothaarige fand - Und das lag ganz gewiss nicht nur an den flauschigen Fellohren, die aus seinem Haupte wuchsen, nein, nein, generell sein Auftreten erschien ihr markant. Zögerlich ließ die Halbelfe wenige Sekunden später das Augenmerk von dem Gegenüber ab, senkte es mitsamt des restlichen Kopfes, sodass der knarrende Holzsteg nun wieder voll und ganz im Fixpunkt lag. Trockenes Schlucken, dicht gefolgt von einem relativ kurzen Schritt nach hinten. Glücklicherweise, so muss man sagen, unterbrach der Gesprächspartner wohl mehr oder minder unbeabsichtigt jedweden aufkommenden, ungewünschten Gedankengang, indem er dem Gespräch lediglich ein weiteres Thema leistete. Schweigend hob das Halbwesen das Kinn wieder an, blinzelte den Wüstenfuchs in menschlicher Haut überrascht an. Stille regierte für die folgenden Augenblicke. Es war keine peinliche oder beängstigende Stille, so fühlte es sich jedensfalls nicht an, viel mehr wirkte es wie ein simpler Moment des Nichtssagens - Ausdruckslos, unwichtig, sogleich vergessen. Langsam fischte sie die rechte Hand aus den Wärme spendenden Manteltaschen, kratzte sich irritiert an der Wange. Magie? Wie sie damit zurecht kam? Am liebsten hätte die Rothaarige wohl losgelacht, nervös gelacht, am liebsten hätte sie diese Frage wohl eiskalt ignoriert und im Raume stehen gelassen, aber... Das tat sie gewiss nicht, nichts zuletzt, weil ein Themawechsel in ebenjenem Augenblick sicherlich zu auffällig gewesen wäre. Wenn man es genau nahm, so hatte sie auch nicht den geringsten Grund gehabt, um überhaupt so zu handeln - Man sage einfach, dass ihr diese Frage durchaus unangenehm war. Raven rollte mit den Augen - ausweichen würde sie sowieso nicht mehr können - und fasste sich mit der hervorgeholten Hand an die Hüfte. »Keine Sorge«, winkte das Fräulein ab, zog die zuvor ungebrauchte Hand dazu und schüttelte sie verneinend, »Bis ich einen Waldbrand verursache, musst du leider noch warten.« Das stimmte sogar! Nun, bisher zumindest hatte die Langhaarige noch nicht viel mit dem feurigen Atemzauber anfangen können - Sicher, sie hatte ihn nach dem Abgang aus dem Runenarchiv ausgiebig vor der Schmiede geübt und fast einen Busch angezündet, aber ansonsten..? Ansonsten brachte die Magie ihr bisher nicht mehr als eine raue Stimme. Und fast angefackeltes Buschwerk. Vielleicht... Die junge Frau seufzte, vielleicht sollte sie tatsächlich mehr mit ihrer neugefundenen Gabe machen und die noch vorhandenen Grenzen austesten..? Immerhin war die Freude äußerst groß, als der heimische Magier ihr den Zauber beibrachte, immerhin führte er sie näher an die vergessene Vergangenheit, immerhin... Die Schmiedin schüttelte ihr Haupt. Das war nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, oder..?

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    #2 - {Sage & Felicia}


    Nocturnegasse 5 


    Schwer. Schwer waren ihre Augenlieder. So schwer, dass das nicht existente Gewicht, welches an ihnen zerrte, sie wohl bald mit sich in die Tiefe reißen würde. Müde rieb die junge Frau sich die Augen, entließ einen herzhaften Gähner. Sie torkelte durch die Gegend, torkelte und torkelte. Planlos und ziellos. Tatsächlich schaffte Sage es sogar, gegen eine offensichtliche Straßenlaterne zu laufen! Mehr dösend als im Lande der Realität stoppte sie, blinzelte das hochgewachsene Ding, das sich wagemütig in ihren Weg gestellt hat, an. ...Nanu? Schweigsam musterte sie die Laterne, fuhr mit dem Augenmerk die abgerundeten Seiten entlang, bis ein grelles Licht ihr entgegen wirkte. Licht. Erneut blinzelte sie, legte verschlafen den Kopf schief. Licht. Vermutlich erweckte sie bei Außenstehenden den Eindruck, dass sie eine unglaublich dumme Person sei, in deren Kopf ein einziges, riesiges Vakuum vorfindbar sei - Man sei jedoch gewarnt! In ihrem Köpfchen befand sich nämlich... nämlich... Gut, seien wir ehrlich, sie kam dem Verhalten eines Zombies in diesem Moment tatsächlich sehr nahe. Ratter, ratter... Es verging sicherlich so manche Minute bis sich letztlich herausstellte, dass die Erkenntnisglühbirne der Rosahaarigen doch noch funktionierte und anschließend im schönsten Licht funkelte: Die Straßenlaterne brannte. Sie kam ihrer Funktion nach. Und das taten sie nur am frühen Morgen oder Abend! Sich des typischen Schneckentempos bedienend wandte die Krankenschwester sich um, hob das Kinn an und betrachtete den Himmel. Dunkelheit. Ein Grüppchen an klitzekleinen Sternen brach hier und da durch die dicke Wolkendecke, welche starrköpfig den Himmel verteidigte. Sterne... Finsternis... Verdammt nochmal, war es etwa schon Nacht?! Jene plötzlich erlangte Erkenntnis - die sie vermutlich schon viel früher hätte erhalten können, hätte sie mal genauer hingeguckt - veranlasste das Fräulein also dazu, die weinroten Augen mit einem Mal so weit wie möglich aufzureißen. Nacht. Nacht. Nacht!! Hastig schob die Langhaarige den schweren, Wärme schenkenden Ärmel des dünnen Kleides ihren Arm hoch, starrte eingehend auf die bordeauxfarbene Stoffarmbanduhr, die sie sich am Morgen nur nebensächlich umgebunden hatte. Tatsache. Wie spät es doch schon war..! Von allen guten Geistern verlassen ließ Sage entsprechend ihre zierlichen Ärmchen hängen, seufzte, ehe sie sich sanft mit den eigenen Händen die rötlichen Wangen klatschte, als wolle sie jemanden wecken. Tief atmete man durch. Rücken gerade! Lächeln aufsetzen! Das Gute an dem Tag sehen, dessen Hälfte sie verpennt hatte! Zufrieden nickte die kurz geratene Dame, als all dies getan war, stemmte die Hände in die Hüfte und marschierte ein erfundenes Liedchen summend die Straße entlang - Weiterhin orientierungslos, versteht sich. Ganz genau! Sie hatte zwar bis 17 Uhr durchgeschlafen und wurde vorher unsanft von einem Buch über Halloweenkostüme geweckt, ABER sie ist immerhin noch aus dem Haus gekommen! Außerdem hatte sie sogar auf eigene Hand den Weg zu ihrem Lieblingsbäcker gefunden, dessen Standort sie schon gefühlte hundert Mal vergessen hatte! Natürlich, der ersehnte Weg zum Friseur kam ihr zwar nicht entgegen und auch hatte sie sich auf den Rückweg nach Hause abermals verlaufen... a-aber sie lebte noch! Noch war kein Monster aus dem Boden geschossen und hatte sie mitgenommen! Allein bei dem Gedanken daran - okay, interessant wäre das trotzdem gewesen - huschte der jungen Frau ein kalter Schauer über den Rücken. Generell war es kalt. Kalt genug, um zumindest den eigenen Atem sehen zu können. Und wer wusste schon, ob diese Kälte nicht nachher noch ihr Tod sein könnte? Nein, nein! Das wollte sie nicht! Ganz und gaaaar nicht!
    Schnell schluckte der Okkultismus-Fan, warf immer und immer wieder einen Blick in die Umgebung, um irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, wo sie sich doch befand - Was an sich wohl sowieso eine fruchtlose Ernte war, immerhin besaß sie den Orientierungssinn eines Steins und noch dazu das Gedächtnis eines... eines... Irgendeines Tieres mit schlechtem Gedächtnis halt! Jedenfalls blieb die Rosahaarige sogar irgendwann stehen, befand sich letzten Endes vor einem auffällig beleuchteten Lokal. "UnzumutBar" stand in leuchtenden Farben über dem Eingang geschrieben; ein Schriftzug, den Sage sehr wohl registrierte, jedoch nicht zu 100% wahrnahm. Von reiner Neugier getrieben tappte die Langhaarige also an die schwere Eingangstüre heran, riss diese mit einer großzügigen Menge an Kraft auf und hoppste schnellstmöglich in das wohlig warme Innere hinein. Was sie erwartete? Ein Ort, der für sie mehr als nichtssagend war. Um genauer zu sein, hatte die Frau vom Lande noch nie wirklich eine Bar betreten - Da gab es doch eh nur diese unnötig lauten Parties und Menschen, die quasi nackend durch die Gegend tanzten. Und Alkohol. Ekelhaft! Etwas allein gelassen ging die musikalische Null demnach auch in das Herz der Lokalität, überquerte unbemerkt eine verlassene Tanzfläche und stoppte schließlich, um nach irgendeinem bekannten Gesicht zu suchen. Und... tatsächlich! In einer gemütlich wirkenden Sitzecke entdeckte Sage in der Tat einen bekannten Blondschopf, mit dem sie zwar selten ein Wort gewechselt hatte, aaaber es war immerhin etwas, was ihr ansatzweise ein Zeichen gab! Als hätte eine Wespe sie gestochen, sprang die Umherrirrende auf und raste mit aufkommenden Freudentränen - ein bekanntes Gesicht! Und es war dieses Mal sogar keine Straßenlaterne! - auf besagte Ecke zu. »Feliciaaaa..!«, rief die Rosahaarige dabei ungehalten ihrer Mitbewohnerin entgegen und sprang mithilfe einer gehörigen Menge Energie sogar auf die weiche Sitzgelegenheit, auf der diese sich befand, »Ich hab mich verlaufen! Wo bin ich hier? Wo ist unser zuhause? Ich... Ich... Und dabei war ich doch nur gaaanz kurz bei dem tollen Bäcker! « Nachdem sie wie entsprechend beschrieben also die Zusammenfassung ihres tragischen Tages in einem nimmer endenden Schwall hinter sich gebracht hatte, setzte sie sich ordentlich auf, schniefte. Eigentlich machte ihr die nicht vorhandene Orientierung nicht sonderlich viel aus, aber eigentlich hatte sie sich bisher auch noch nie in einen derart ungeheuren Ort verlaufen... Man sollte ihr ernsthaft ein Navigationsgerät besorgen.
     


    Angestrengt, langsam, vor allem aber auch vorsichtig waren die Schritte, mit dessen Hilfe Raven den dünnen Gebirgspfad entlang schlenderte. Sie hatte bereits vor einiger Zeit aufgegeben die Schritte mitzuzählen; nicht, dass sie sowas gerne tat, allerdings konnte man es durchaus als angenehmen Zeitvertreib ansehen, nicht? Jedenfalls kam ihr jeder einzelne Meter deutlich länger und langwieriger vor, als er es in Wirklichkeit war, wodurch aus einem Meter innerhalb weniger Sekunden beispielsweise gefühlte fünf oder gar zehn gemacht wurde! Welcher durchtriebene Geist hatte das Halbmonster bitte noch einmal mit listigen Worten dazu überredet, jenen viel zu langen und steilen Weg zu erklimmen, nur um mit ein paar halbverrotteten Früchten zur heimischen Schmiede zurückzukehren?! Für einen kurzen Augenblick, wenige Fußlängen vom eigentlichen Ziel - dem See mit seiner achso idyllischen und bezaubernden Aura - entfernt, stoppte das Elfenmädchen in ihrem Gang, stockte und schlug sich die offene, platte Hand gegen die eigene Stirn. Ach, stimmt ja, sie selbst hatte diesen Vorschlag gemacht. Gemacht, um nachher nicht dem Zorn des Schmiedemeisters zum Opfer zu fallen, sollte er den Schuhwerfer von zuvor ausfindig gemacht haben. Eigene Dummheit. Und das galt wohl allen Personen, die in den vergangenen Sätzen angesprochen wurden.
    Jedenfalls vergingen weitere Momente, welche das Halbwesen leichtsinnigerweise mit lästigem Bergsteigen verbracht hatte, um dann endlich einmal den ersehnten Ort betrachten zu können: Ein wahrlich großes Gewässer erstreckte sich vor ihr, weit konnten die lauen Wellen, angetrieben von sachtem Winde, in dem natürlichen Wasserbecken schwimmen, hier und da stießen sie auf das Ufer mickriger Inseln oder hinterließen ein plätscherndes Geräusch beim Treffen mit hölzernen Stegpfosten. Augenblicklich verzog sich die Miene der Rothaarigen, welche nun nicht mehr viel von der kühlen Fassade aufweisen konnte, eher noch begann diese sekündlich zu bröckeln und sich in das sauerstoffreiche Nichts aufzulösen, das sie allesamt umgab. Wasser. Eine Menge davon. Eine zu große, übertriebene Menge, wenn man sich für die Meinung der Blauäugigen interessierte. Wasser. In einem See. Was für eine Seltenheit, oho! Sie hätte es wissen müssen. Hätte wissen müssen, dass jener Kurzausflug ein schrecklicher Plan gewesen ist - Erst ein unglaublich, unnötig langer Weg und anschließend ein Haufen kühles Nass, in welchem sie jeden Moment ertrinken könnte, würde sie nah genug kommen... Vorrausgesetzt der Steg würde einbrechen, wenn sie auf ihm stand. Nervös kratzte das Fräulein sich am Hinterkopf, ehe die entsprechende Hand direkt darauf in der Manteltasche verschwand. Eines stand mit ganzer Sicherheit fest: Auf das stabil wirkende Holzgerüst würde sie sich heute zumindest nicht mehr trauen - Nicht, dass sie sich vor möglichen Ereignissen fürchtete, aber... Nun, sagen wir, es löste ein Gefühl des Unwohlseins aus. Und überhaupt: Was wollte ein feuriges Wesen wie der flammende Phönix höchstpersönlich bitte schon in einem See machen? Die Asche würde doch nur... Die herbstliche Kälte jagte der jungen Dame einen Schauer über den Rücken, während diese unsicher an eine Stelle des Seeufers tappste, an der ein paar schützende Büsche Wache hielten. Die vorangegangenen Gedanken von wegen der fehlenden Fertigkeit des Schwimmens verbannte die stille Persönlichkeit rasch aus ihren Gedanken, hielt stattdessen Ausschau nach brauchbaren Ressourcen - Und wenn es auch vollkommen unpassendes Erz war; das sah schließlich immer noch besser als gar nichts aus, oder?
    Tatsache ist, dass sie dabei eine bekannte Silhouette am anderen, dem Gewässer zugewandten Ende entdeckte: Große Ohren, die eines Raubtiers, eines Wüstenfuchses saßen auf dem Haupte der Person, welche Raven einst vor einiger Zeit im örtlichen Runenarchiv getroffen hatte. Wie genau lautete sein Name nochmal...? Leon? Klar war jedenfalls, dass die männliche Gestalt etwas in ihr rührte, sodass sie auf vorsichtige Art und Weise vom Ufer Abstand nahm, um sich dem Stege zu nähern. »Hey«, setzte sie in relativ lautem Tone an, fixierte den Herren mit einem kühlen Blick, »lange nicht mehr gesehen, was?«, fuhr sie fort, ehe ein Anflug eines seidigen Lächelns sich ankündigte. So schlecht die Halbelfe auch darin war, mit gewissen Menschen zu kommunizieren, so gern hatte sie dennoch die Gesellschaft geringer Zahlen. Oh ja, das unerwartete Treffen erfreute sie tatsächlich ein klitzekleines bisschen - Aber es wäre sicherlich noch erfreulicher gewesen, wäre der Rotschopf nicht direkt auf dem ersten Holzbalken des Steges stehen geblieben...


    Gelächter. Schallendes Gelächter. So laut, dass vermutlich die ganze Stadt davon mitbekam. So lang, dass die Schmiede mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit jeden Moment einstürzte. Und derart Nerven raubend, dass es unmöglich erschien, jenen Störenfried einfach so auszublenden. Entnervt stöhnte die Rothaarige auf, als die unerträgliche Lache ihren Weg in das werte Zimmer - der Zufluchtsort, die entspannenden Räumlichkeiten - fand und meinte, es sei eine gute Idee, in die gespitzten Ohren der Halbelfe zu preschen. Es war laut, verdammt laut. Ravens Haupt hatte es sich noch immer auf der kühlen, hölzernen Tischplatte gemütlich gemacht - Eine Tatsache, die das verschlossene Fräulein nur ungerne ändern würde, hatte der Handwerkstisch doch immerhin etwas bequemes an sich, nun, zumindest erschien er in diesem Moment deutlich komfortabler, als er es wohl in Wirklichkeit war. Langsam öffnete das Halbwesen die eisblauen Augen, setzte sich auf. Ihr Blick? Leblos, desinteressiert, entspannter als sie war. Als wolle sie sagen, dass sie fortan mit der Welt abgeschlossen hätte. Knapp war das Gähnen, welches in einem Augenblick der Unachtsamkeit ihrem Munde entflohen war, ähnlich kurz wie das Strecken, das wenige Sekunden darauf folgte. Erst jetzt, nach einer ewig erscheinenden Minute, legte sich ihr Augenmerk auf das, was vor ihr lag: Die Skizzen, Konzepte, die Formen, Materialien und was sich sonst noch so da vorfinden ließ. Selbstverständlich konnte man zu alle dem noch einen Prototyp vorfinden, einer aus billigem, gräulichen Material. Raven wollte sich bewegen, die Arbeit fortsetzen, allerdings... Ein Ächzen floh vor ihrer selbst. Gelächter. Gellendes Gelächter. Ohne sich groß zu bemühen, die allzu bekannte, männliche Stimme zu ignorieren, rollte sie mit den Augen, biss sich auf die Zähne, fletschte diese. In der Regel fürchtete sie keinen Lärm - um Gottes Willen, sie lebte in einer Schmiede, aus deren Tiefen man Tag und Nacht den Hammerschlag auf Eisen hörte! -, dies änderte sich zwischenzeitlich jedoch. Angesäuert zog die junge Dame eine Schublade hervor, schob den Papierhaufen mitsamt des provisorischen Ringes in jene und schloss sie ebenso schnell, wie sie geöffnet wurde. Das nächste Ziel waren die unscheinbar wirkenden Holzfässer, aus denen rasch der helle Mantel genommen und übergezogen wurde.
    Behutsam schloss das Elfenmädchen die schwere Türe hinter sich, begab sich zum Eingangsraum, welcher wie sonst auch eine unangenehme Hitze mit stickiger Luft entgegen warf, welcher vor lauter Waffen nur so strotzte. Vor ihrem Zimmereingang blieb sie stehen, beäugte die Halle. Kundschaft. Kundschaft, die am Tresen ein Gespräch mit dem hiesigen Schmied führte. Dem Schmied, der so aussah, als hätte er sich einmal ordentlich ausgelacht - Zum Glück, dass sie ganz gewiss nicht der Typ von Mensch war, der sich für sowas rächte. Und dem geradewegs ein Lederschuh entgegen flog. Sogleich schoss eine Augenbraue der Langhaarigen in die Höhe, war sie sich nicht einig, ob sie wirklich hinterfragen sollte und wollte, was sich hier gerade abspielte. Stattdessen hob sie eine Hand an, gab ein stumpfes »Willkommen« in Richtung der Kundin von sich. Danach setzte der Rotschopf ein unechtes, übertriebenes Lächeln auf, wandte sich an den alten Herren des Hauses, »Das nächste Mal ein wenig lauter, wenn ich bitten darf«, dass es sich dabei um einen sarkastischen Kommentar handelte, verriet nicht nur der mokante Unterton... Es verging jedoch nicht viel Zeit bis Raven sich auf der Stelle umgedreht hatte, sodass ihr Gesicht nun der kantigen Eingangstüre entgegen gerichtet war, um ebenjene mit einer simplen Handbewegung zu öffnen. »Wenn ich was Essbares finde, bring ich's dir mit«, fügte die Blauäugige schließlich knapp hinzu und schritt durch das Tor, hinter welchem sie erstmal einige Momente verharrte. Wenn man einmal ehrlich war, hatte sie die Schmiede doch nur verlassen, um nicht weiter große Worte mit der fremden Gesellschaft wechseln zu müssen, weswegen sie auch nicht einmal einen Ansatz von Tagesplanung besaß. Essbares, Essbares... Ravens Augenmerk nahm den erdigen Boden unter ihren Füßen in Angriff. Sie hatte schon am Morgen sonderlich viel Geld dabei gehabt, lediglich ein paar Münzen, welche höchstens für einen Keks oder dergleichen ausreichten. Wo gab es denn sonst noch... Ein Seufzer entfuhr ihrer Kehle, als sie die Gebirge im Westen in Augenschein nahm - Sollte in ihm nicht ein See zu finden sein? Vielleicht wuchsen dort ja auch Obstbäume, Beeren oder dergleichen? Was folgte, war ein letzter Blick über die Schulter. Beeren - wenn es in dieser herbstlichen Kälte überhaupt noch welche gab - waren sicherlich besser, als mit leeren Händen zurückzukehren, oder?


    ► Der Polisee

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    #8 - {Forever alone <3}

    ◄ Der Wachposten


    Vorsichtig schloss die Rothaarige die Eingangstür hinter sich, trat mithilfe mehrerer, schneller Schritte herein und ließ den Blick umherschweifen. Nichts. Niemand, nicht eine einzige bekannte oder unbekannte Person, kein Kunde. Raven legte den Kopf leicht schief, betrachtete den Raum, der vor lauter Waffen und Schilder förmlich platzte, den Raum, der einen jeden Besucher sogleich mit einem Hitzeschwall begrüßte. Sie verlagerte ihr Gewicht auf eine Körperseite, die Rechte, versuchte von der anderen Seite des Tresens aus zu erkennen, ob der Arbeitsraum nicht ausnahmsweise einmal abgeschlossen war, was bedeuten würde, dass Leo außer Haus war... Jenen Plan verbannte sie jedoch recht schnell aus ihren Gedanken. Der alte Schmied verließ den Laden doch sowieso so gut wie nie, stattdessen verbrachte er den lieben langen bei seinem Schmiedeofen und mühte sich ab oder... Nun... Was er sonst so anstellte, wusste die Langhaarige nicht wirklich, nein, aber sie war sich ebenso so unsicher, ob sie das jemals erfahren wollte. Mit einem Schulterzucken wandte sie sich ab, begab sich langsam zu der Tür, welche ihren eigenen Gemächern zuzuordnen waren. So rasch, wie jene Türe geöffnet wurde, wurde sie schließlich auch wieder geschlossen, hinterließ nicht mehr als ein leises Geräusch, das ohnehin kaum bemerkt werden würde.
    Da war sie wieder. Zurück im Zimmer, der Ort, an dem jener Tag seinen Anfang genommen hatte. Sie war allerhöchstens ein paar Stunden außerhalb gewesen. Außerhalb bei jener Fremden, der Namenslosen, die sich Mutter eines verlorenen Kindes schimpfte. Leise hustete die junge Frau - Irgendwann würde sie noch mit einer Erkältung im Bett liegen, da war sie sicher! Nun ja, es sei denn... Konnten Phönixe überhaupt krank werden..? Immerhin waren sie den Erzählungen nach unsterblich und sowieso erschien es doch mehr als nur absurd, dass einer Person mit einer derartigen Seite beim Üben eines Feuerzaubers soetwas wiederfuhr, oder? Raven stöhnte auf, zog sich den rosafarbenen Mantel vom Leibe und warf ihn ohne weitere Rücksicht auf Ordentlichkeit oder Falten auf eines der in der Ecke stehenden, hölzernen Fässer, die sie als Ersatzlagertruhen missbrauchte. Anschließend ließ sich mit dem Gesicht voran auf das weiche, gemütliche Bett fallen, ließ sich einsinken. Die Halbelfe atmete tief ein, rollte über die gefaltete Decke, sodass ihr Gesicht nun der altmodischen gegenüber stand. »Mutter also, huh?«, während der Rotschopf jene Worte vor sich her wisperte, glitt eine Hand nach oben, als wolle sie nach etwas greifen, wenn da nicht gerade nur Luft gewesen wäre. Abrupt sank der Arm jedoch wieder, landete mit einem überhörbaren "POFF!"-Geräusch auf der zerknitterten Decke. Wenn sie genauer darüber nachdachte, so wirkte die Monokelträgerin, welche sie eiskalt vor dem Wachposten hatte stehen lassen, absolut gar nicht wie eine Person, die ein Kind hatte - Ob sie wohl etwas anderes meinte? Angestrengt atmete die Halbelfe aus. »Was geht mich das schon an?« Richtig. Was sollte überhaupt die Interesse, die sie an der Fremden und ihrer Geschichte zeigte? Sie hatte ihr zwar versprochen, sich in der Stadt nach Neuigkeiten oder dergleichen umzuhören, aber... Ruckartig schlug Raven sich die eigene Hand gegen die Stirn. Sie tat es nicht. Sie war nicht die Person, welche tugendhaft durch die Gegend rannte, um irgendwem mit eventuellen Gerüchten zu helfen.
    Abermals wandte sie sich um, lag nun auf der Seite, betrachtete ihr kaum möbiliertes Reich. Die Fässer, das Bett, ein hölzener Tisch, auf dem Konzeptzeichnungen für das nächste geplante Schmückstück ruhten. Ein Ring sollte es werden. Ein einfacher. Ein silberner. Er sollte mit einem farbigen Kristall oder dergleichen besetzt werden. Und nachher, wenn sie genug Werke erschaffen hatte, würde er mit seinen Genossen zum Verkauf stehen. Eventuell. Unmotiviert rappelte die Blauäugige sich auf, bewegte sich zu dem Tisch, arbeitete an den Zeichnungen, an möglichen Gravuren und Formen, in der Hoffnung jedwede Gedanken zum Thema Klinikflüchtling verdrängen zu können. Und letzten Endes nickte das Fräulein dabei wohl unabsichtlich ein...

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    #9 - {Lest & Kohaku & Tori}


    Ob der junge Herr ein zögerliches Verhalten an den Tag legte? Mitnichten! Sünde wäre dies gewesen! Oh ja, eine Sünde zu zögern! Er besaß keinen geeigneten, keinen ausreichenden Grund dafür, es gab keinen Anlass für eine zögerliche Haltung - So wie er den ersten Fuß zuvor auf den knarrenden, allem Anschein nach recht alten Holzboden gesetzt hatte, zog er den zweiten recht schnell nach, tapste nun ordentlich in die Stube herein, stand er doch vor wenigen Sekunden lediglich in der Tür. Dass die kurzgeratene Begleitung ihn inzwischen eingeholt hatte, es ihm gleich tat, bemerkte Lest natürlich, auch warf er ihr ein erfreutes Grinsen zu, doch mehr Beachtung schenkte er ihr für den Moment nicht. Sein lauter, ungebändigter Ruf war inzwischen längst verhallt, war nicht ganz spurenlos vorbei gezogen: Kaum stand er gänzlich im Raum, durchlöcherte so mancher Blick den selbsternannten Abenteurer - Ausnahmsweise jedoch trafen diese auf eine eisige Schulter, wurden ignoriert, zumal es sowieso nur eine mickrige Handvoll Menschen gewesen war, eine schwindend geringe Nummer giftiger Blicke; er war in ihr Revier, ihr zweites Heim eingedrungen, er hatte ihre Ruhe mit einem lauten Geräusch gestört. Das spielte keine Rolle. Sie waren unwichtig, von zweitem Rang, viel wichtiger war doch... Es verstrich nicht viel Zeit, bis eine zierliche Dame über eine hölzerne Treppe am anderen Ende des Raumes hervorkam, sich zaghaft vor den beiden verbeugte. Ängstlich brachte sie eine gestammelte Frage hervor, eine Frage, welche typisch für Kellnerinnen oder dergleichen war - Gehörte jenes anscheinende Mauerblümchen etwa der Tavernenleitung an? Sein Augenmerk wanderte über die fremde Blondine, als ob er das ihrige Erscheinungsbild analysieren wollte, wenngleich jene ausführliche Musterung nicht so lange andauerte wie geplant, leiglich ein paar Sekunden anhielt. Vorfreudig öffnete Lest seinen Mund, wollte sogleich losplappern, eine Bestellung aufgeben - er wollte gar nicht erst wissen, was der Gastronom anbot, hauptsache es gab Essbares! -, doch aus den Augenwinkeln erkannte er, wie auch Kohaku einen verunsicherten Knicks machte. Vielleicht... Ja, doch, vielleicht wäre es wohl schlauer gewesen, die vermutliche Kellnerin zunächst zu begrüßen. Zu diesem Zwecke sollte jedoch nicht viel geleistet werden, nickte er doch einfach nur langsam anstelle einer prachtvollen Verbeugung.
    »Aber natürlich doch, ich hätte ger---«, setzte der Hellhaarige schließlich zu einem rapiden, überschwenglichen Redeschwall an, wollte nun - da das Hindernis Begrüßung nun aus dem Weg geräumt war - all seine Pläne von wegen Bestellung in die Tat umsetzen, aber... Unterbrochen. Erschrocken blickte der junge Mann drein, machte instinktiv einen Schritt nach vorne, als etwas ihm kräftig auf den Rücken schlug. Irritiert wandte der Tagebuchschreiber sich um, noch irritierter war der Blick, den er seiner lieblichen Bekanntschaft entgegen brachte. War sie diejenige, die..? Er schluckte, unerwartet, das war es - Lag es vielleicht an genau dieser Unachtsamkeit, dass jener Klopfer auf den Rücken ihn so stark vorkam? Oder war dieses kleine, zierliche Fräulein mit dem kuriosen und unglaublich interessanten Geheimnis wirklich stärker als sie aussah..? Den Kopf schüttelte Lest, richtete sich wieder auf - oder mit anderen Worten: Er stand wieder gerade -, fasste mit einer Hand die Schulter Kohakus, um sie an seine eigene Seite ranzuziehen, und streckte die andere der namenslosen Blonden entgegen. Zwei Finger zeigte er ihr, grinste wie ein Honigkuchenpferd, »Du hast es gehört: Einen Tisch für zwei bitte!«, entfloh es erneut recht lautstark seiner Kehle, ließ er dabei jedwede Höflichkeitsfloskel außer Acht. Sie befanden sich um Gottes Willen in einer Taverne! Für gewöhnlich ging man rein und raus, wann immer man wollte und musste nicht zunächst einen Tisch oder dergleichen bestellen, doch Lest selbst empfand es so als weitaus angenehmer.

    Wieso ist die zweite Version so viel länger geworden..? - sighs - qwq
    Oh well, ich hoffe, das ist in Ordnung so~
    Irgendwann. Irgendwann werde ich es kürzen. >w<


    Alex und Lutz sind btw noch unter den freien Rollen