Beiträge von Airedale


    Ihr Blick richtete sich gen Himmel. Wie eine schwere Decke lagen gräulich weiße Wolken über den Köpfen der Menschen, durchbrochen von einigen wenigen Strahlen der Sonne, kündigten sie die langsam fallenden Schneeflocken an. Es war ein seltsam friedliches, gar unschuldiges Bild, welches sich da darbot. Vor allem wenn man an das Unwetter zurückdachte, welches noch kurz zuvor gewütet hatte und in seiner Rage bedrohliche Blitze zucken ließ. Und auch, wenn man den Rathausplatz - die raunenden Massen, die Verletzten, die Ausgelaugten - betrachtete, schien es ironisch, fast schon wie das Werk eines makaberen Gottes. Es ließ die Blonde schmunzeln. Als wäre der apokalyptische Sturm nie geschehen, würden sich die feinen Freuden des Winters über die Narben, die die Erde trug, legen und das Gemälde eines kleinen, idyllischen Dorfes malen. Blanche spazierte durch die abziehenden Mengen, schnappte dabei die Fragmente verschiedenster Gespräche auf. Die Menschen redeten und sie redeten viel; von Monsterangriffen, von der Zerstörung, die sie hinterlassen haben, von Plänen und von ihrer Hoffnung. Die meisten wären den abenteuerlichen Geschichten wohl mit Schock oder Faszination begegnet, doch die Vampirin verzog keine Miene. Statt auch nur einen Finger zu rühren, um den vielzähligen Verwundeten Hilfe zu leisten, begab sie sich lediglich in den spärlichen Schatten eines Baumes am Rande. Anders als im Warenhaus war sie nicht hier, um Unfug mit den Menschen zu treiben und ihre Langeweile zu stillen, nein, im Moment wollte die weiße Iris nicht mehr als ein neutraler Beobachter auf der Suche nach Informationen sein. Hoffend, dass sie nicht allzu sehr herausstechen würde, lehnte sie sich an den knorrigen Stamm und stimmte ein leises Summen an. Unbekümmert und seelenruhig, fast schon apathisch musterte sie die zerfließende Schar - Wie die weißen Schneekristalle, die sich vom grauen Himmelszelt lösten, schien auch sie nur wenig beeindruckt von den verheerenden Geschehnissen zu sein.


    »Interessant«, wisperte sie in die warme Teetasse hinein. Sie war... erstaunt? Irritiert? Tatsächlich hatte das Goldlöckchen es geschafft, das Fräulein auf dem falschen Fuße zu erwischen, ihre Erwartungen auszutricksen. Statt wie die meisten vor lauter Zorn zu explodieren, bediente der anwesende Herr sich lediglich eines Schulterzuckens. Er schien aus tiefstem Herzen nicht einen Pfennig für seine Tätigkeit zu geben. Blanche schloss die Augen, der Anflug eines Schmunzelns umspielte ihre Lippen, als sie die letzten Tropfen aus dem Gefäß schlürfte. Faul, sarkastisch und unverschämt, nicht gerade Eigenschaften, die man dem stereotypischen Händler zuschrieb... Und doch befand sich eine derartige Person direkt vor ihrer Nase - Oder zumindest hatte sie es bis vor einige Sekunden getan. Ohne viele Worte hatte er das Gebäude zur hölzernen Türe hinaus verlassen und somit die Vampirin blinzelnd zurückgelassen. Eiskalt. Sie blies trotzig ihre Wangen auf und stampfte auf die Dielen, wie ein kleines Kind, dem man seine Süßigkeit verwehrte. Fast schon schmollend stellte sie das Geschirr auf der Theke ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei war sie doch diejenige gewesen, die dem Gespräch ein Ende setzen wollte! Sie hatte sogar einen hübschen Abgang geplant gehabt! Und er! Er ging einfach so. Ohne ihr eine Chance zu lassen! Ein Seufzen flüchtete ihrer Kehle, dicht gefolgt von einem Kopfschütteln. Normalerweise machten ihr unvorhergesehene Ereignisse nichts aus, im Gegenteil, viel mehr begrüßte sie es, wenn etwas mal außer Fugen geriet. In diesem Fall jedoch löste es ein seltsames, gar ungewohntes Gefühl von Aufgebrachtheit in ihr auf. Und das, obwohl das frühzeitige Verschwinden des Gegenübers ihr doch eigentlich in die Hände spielte. Entsprechend schnellen Schrittes folgte die blonde Sängerin ihrem eigentlichen Gesprächspartner und setzte den ersten Fuß über die Türschwelle, ehe sie umherwirbelte, um einen vorerst letzten Blick auf das alte Warenhaus zu werfen. Zu gerne hätte sie Goldlöckchens Gesichtsausdruck gesehen, wäre sie diejenige gewesen, die aus heiterem Himmel heraus verschwunden wäre. Wobei... Eigentlich war sie sich sicher, dass der Herr eine Feier geschmissen hätte. Mit einer ausholenden Handgeste überkreuzte sie die dünnen Beine, machte einen Knicks, wie es ein Straßenmagier nach seinem Auftritt tat. »Das war ein wundervoller Tee übrigens!«, fügte sie abschließend noch hinzu und schenkte den verbliebenen Herrschaften ein gespieltes Grinsen, ehe sie in die weite Welt hinausrannte.

    ► Das Rathaus

    [IMG:http://fs5.directupload.net/images/161229/isepckct.png]
    #3 - {Anette & Sharron & Tabatha}


    Ihre Erscheinung? Seltsam? Anette blinzelte die unbekannte Dame verdutzt an, doch kaum war eine Sekunde verstrichen, verfiel sie in ein eiliges »Nein, nein, nein! Auf keinen Fall!« Ebenso panisch wie sie vor ihrer Brust mit ihren Händen wedelte, schüttelte die honigblonde Postbotin ihr Haupt, auf dass sich so manche Strähne aus den locker geflochtenen Zöpfen löste. Einen Schreck bereiten? Jenes fesselnde Antlitz? Niemals! Das einzige, was die Erscheinung mit ihr anstellte, war das kleingewachsene Fräulein gleich eines Fluches in seinen Bann zu ziehen, ein kurioser Zauber, der seine Wirkung keinesfalls verfehlt hatte. Und trotz der Tatsache, dass sie sich bereits einmal dabei ertappt hatte, ihr elegantes Gegenüber über mehrere Minuten hinweg anzustarren, konnte sie nicht anders, als jene Person - war sie überhaupt menschlich? - auch weiterhin ausgiebig zu mustern. Ihre türkisblauen Augen klebten förmlich an der schneeweißen Haut und dem wallenden Haar der Fremden, sie wurden groß und glitzerten wie die eines jungen Kindes. Vorsichtig deutete Anette mit dem Zeigefinger schließlich auf besagte silberne Strähnen und rückte einen halben Schritt näher, »Darf... ich sie anfassen...?« Unterbewusst schob sich ihre andere Hand zu den eigenen Locken. Diese kamen einem zotteligen Tier, das sich unter keinen Umständen zähmen ließ, recht nahe, waren sie doch kein Vergleich für das gepflegte, schöne Haar der mysteriösen Frau. Die Briefträgerin schluckte aus Respekt. Nicht, weil sie sie fürchtete - tatsächlich kam es ihr nicht einmal in den Sinn, dass ihr Gegenüber nahezu gespenstisch wirkte - sondern viel mehr, weil sie sich wie das kleine, hässliche Entlein neben einem grazilen Schwan fühlte. Noch immer lag ein rosiger Schimmer auf ihren Wangen.
    Gerade wollte sie ihre Lippen, welche sowieso schon leicht offen standen, rühren, ein weiteres Wort hervorbringen, da ließ sie eine erwachsene, doch äußerst beruhigende Stimme aufhorchen. Neugierig wie das Fräulein war, wandte es sich um, eigentlich hatte sie mit einer der hiesigen Angestellten gerechnet - ihrem leise grummelnden Magen wäre es zumindest recht gewesen -, doch das war es definitiv nicht. Mehr als ein überraschtes »Ah--« brachte sie allerdings nicht hervor, dafür begann ihr kleines Hirn zu sehr zu rattern, zu rauchen. Überfordert guckte Anette zwischen den beiden Frauen hin und her, auf der einen Seite der weiße Schwan, auf der anderen eine Dame, die so simpel und unauffällig eingekleidet war und dennoch eine nahezu majestätische Aura besaß. Abermals fühlte sie sich unangenehm, fehl am Platz, wie ein mickriger Bauer, den man urplötzlich in royale Hallen geworfen hatte. »A-Also...«, begann das Mädchen sichtlich überrumpelt zu stammeln, ehe sie die Fingerchen zu einer Zange formte und sich selber in die Wange kniff. Konzentrieren, Anette! Sei natürlich! Die Götter haben ihre Engel gesandt! Das ist deine Chance! Vielleicht segnen sie dich mit einem Wachstumsschub! Die Blondine nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen. »Ich bin übrigens Anette, die Briefträgerin hier!«, stellte sie sich anschließend mit einer deutlich sorgloseren Stimmlage vor und stemmte aufgeregt beide Hände auf den hölzernen Esstisch, sodass all die Dinge, die ihn zierten, einen knappen Satz in die Höhe machten. Dass ihre Bestellung noch immer auf sich warten ließ, hatte sie dabei für den Moment aus ihren Gedanken verbannt... Es ging hier schließlich um einen heiß ersehnten Wachstumsschub!

    - cough - Ignorieren wir mal, dass der letzte Post hier in 2013 war - cough -


    Ich hab RFF in den Weihnachtsferien mal wieder rausgekramt und direkt in die Konsole geschoben UND ES WAR SO NOSTLAGIE PUR. Aus irgendeinem Grund hat Klein-Madl damals nie geheiratet, also will ich es dieses Mal unbedingt so weit schaffen!!
    Wenn... Ich nur genau wüsste wen. :'D
    Ich weiß noch, dass ich damals durch die Anleitung geblättert und Anette gesehen hab... Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich liebe energiegeladene Charaktere UND SIE HAT EINE FLIEGERBRILLE, DIE SIND SO COOL. Also wahrscheinlich läuft's darauf hinaus, wobei ich Iris und Cinna auch noch unglaublich gern hab. :< Okay, eigentlich liebe ich jeden der RFF-exklusiven Chars. Und Melody. Und Ta-bae-tha. Und Bianca. Ich hab ein Problem.

    dass ich auch meist einen Jungen spiele, einfach weil die Mädchen die zur Auswahl stehen immer viel ansprechender sind als die männlichen Heiratskandidaten...zumindest für mich xD


    Das da. Ich fühl es so sehr. xD
    Ich hab ehrlich gesagt nicht viele HM-Spiele, eigentlich nur zwei, bei denen man das Geschlecht frei wählen kann. An und für sich ist mir das Geschlecht meines Chars relativ schnuppe. In der Regel finde ich die Designs der weiblichen Protagonisten 5x ansprechender als die der männlichen... Gleichzeitig mag ich Heiratskandidatinnen häufig mehr als ihre männlichen Gegenstücke. gay marriage when
    Meistens wird's dann doch der männliche Protag im ersten Durchlauf, zu einem zweiten schaff ich's eh nie :'D

    [IMG:http://fs1.directupload.net/images/150113/x3yc8fud.png]
    #5 - {Iris Blanche & Danny (& Rosetta)}


    Sie hatte sich an den hölzernen Thresen gelehnt und die Hände ineinander gewoben, um nebenbei die Minuten mit drehenden Däumchen zu verabschieden. Ihre sonderbaren Augen musterten das Warenhaus zum erneuten Male, während sie wartete - Auf das Tässchen Tee, ebenso wie auf das Goldlöckchen, welches jeden Moment aus einem der Gänge schlurfen würde. Und sie erspähte vielerlei Dinge, von den klitzekleinen Staubpartikeln, die aufgewirbelt durch die Gegend tänzelten und dank des Scheines der künstlichen Lichtquellen das Rampenlicht auf sich zogen, bis hin zu den hauchdünnen Kratzern, welche naheliegende Regale stillschweigend zierten. Vielleicht war es nicht allzu auffällig, doch man sah dem Gebäude an, dass es bereits ein paar Jährchen auf dem Buckel hatte oder zumindest gerne einmal reger Verkehr herrschte. Reges Treiben. Jener Gedanke entlockte der Sängerin ein sachtes Schmunzeln. Es war ein seltsamer Gedanke, wenn man bedachte, dass sie seit einigen Minuten die einzige, potenzielle Kundin, umgeben von zwei Händlern darstellte und dabei nicht einmal den Plan hegte, ihr nicht vorhandenes Geld hier zurückzulassen. Iris ließ ihre Augenlieder für einen kurzen Moment fallen, genoss die vorherrschende Stille, die einzig und allein den Boten des Sturmes jenseits der vier Wände wich. Nun, zumindest tat sie dies bis Goldlöckchens Mitarbeiterin ihr das gewünschte Getränk reichte und zeitgleich die Ruhe in ihre Einzelteile zersplittern ließ. »Ah. Vielen Dank!« Die Vampirin bediente sich lediglich eines angedeuteten, höflichen Knicks, ehe sie die warme Tasse mitsamt Untertässchen entgegennahm und sich den milden Duft vorsichtig zufächerte. Auch beobachtete sie die junge Dame für so manche, weitere Sekunden, vor allem ihre zittrigen Finger riefen dabei nach Aufmerksamkeit, doch Blanche beschloss, sich nicht weiter mit ihr auseinanderzusetzen - Für sie war die Verkäuferin nicht mehr als ein einfacher Statist, eine Nebenrolle, die herhalten sollte, bis der Hauptdarsteller die Vorhänge durchbrach und sich dem Publikum in voller Glorie präsentierte.
    In anderen Worten sehnte sie sich nach dem reizbaren Goldlöckchen, welches kaum nach Äußerung des insgeheimen Wunsches die Bühne endlich wieder betrat und die gesammelten Waren auf ebenjenem Thresen ablud. In der einen Hand hielt die leidenschaftliche Sängerin den Untersetzer, mit der anderen führte sie das hübsche Gefäß an ihre Lippen, auf dass sie seelenruhig, als würde nichts und niemand sie aus der Fassung bringen können, an dem heißen Tee nippte. »Lieblichkeit«, begann die Kurzhaarige und schloss das eine Auge, sodass nunmehr einzig ihre rote Iris auf dem Herren lag, »Sicher nichts, was Ihr zu Euren Eigenschaften zählen könnt.« Nach einigen Sekunden ließ sie die Teetasse wieder auf ihr Gegenstück sinken. Lieblich. »Ausnahmsweise muss ich Euch jedoch recht geben«, fügte sie nickend an. Tatsächlich kein Attribut, das sie anziehend oder erstrebenswert fand. Es ging mit der Gunst anderer Wesen einher, die sich wie die Vögel darum scharrten und es bewunderten - Die weiße Iris hingegen strebte das Wissen an und als solche besaßen derartige Beschreibungen nur wenig Gehalt. Das Liebliche, das Schöne, das Langweilige. Häufig waren die hässlichen, die unförmigen, die bösartigen Dinge des Lebens doch so viel interessanter, ließen sich aus ihnen doch die spannendsten Geschichten spinnen. Apropos unschön... Sie wandte ihr Gesicht von dem Mann ab, betrachtete stattdessen die durchsichtigen Fenstergläser nicht unweit vom Eingang. Der Sturm war bereits verstummt und statt eines bedrohlichen, roten Schimmers brach nun das grelle Licht des Tages in den Raum hinein, wie ein Schwall strömenden Wassers, der bis vor wenigen Augenblicken noch zurückgehalten wurde. Schlagartig weitete sich das Lächeln des jungen Fräuleins, nicht, aufgrund der Tatsache, dass das Unwetter verschwunden war, sondern viel mehr weil sie bald wieder durch die Gegend streifen und die Opfer des merkwürdigen Apokalypsenspektakels studieren konnte. Nicht viel würde sie noch bei Goldlöckchen, der trotz seiner Hauptrolle nur ein simpler Zeitvertreib gewesen war, halten. Was verblieb war einzig die Auflösung ihrer sinnlosen Scharade. Abermals führte Blanche das zerbrechliche Geschirr an ihren Mund, schlürfte die beruhigende Flüssigkeit, ehe sie mit dem Zeigefinger auf die Waren deutete, »Hmm... Seid doch bitte so lieb und räumt sie wieder weg. Ich habe es mir anders überlegt.« Selbst wenn sie aus tiefstem Herzen vorgehabt hätte, jenes Gebäck auf die Beine zu stellen, hätte ein Küchlein zur Feier des Weltunterganges seinen Punkt verfehlt, wenn der Weltuntergang im Endeffekt nie wirklich stattgefunden hatte. Doch davon einmal abgesehen, plante die Vampirin nicht, die Zutaten eigenhändig wieder einzuräumen, dafür gab es schließlich den faulen Händler.

    [IMG:http://fs5.directupload.net/images/161229/isepckct.png]
    #2 - {Anette & Sharron & Tabatha}
    ◄ Der Gasthof


    Es war höchstens ein kurzer Katzensprung, der Taverne von Gasthof trennte, vor allem das junge Blondchen, welches aus Gewohnheit allein schon ein ordentliches Tempo an den Tag legte, brauchte nicht allzu lange, um jenes Ziel zu erreichen. Sie legte ihre Hand auf die Türklinke und wollte gerade den ersten Schritt über die Schwelle tätigen, da blickte sie noch einmal auf den Weg hinter sich zurück. Erst an dieser Stelle fielen dem Mädchen unzählige Äste und Blätter auf, welche wahllos über den Grund verteilt lagen - Hatte es einen Sturm gegeben? Anette zuckte daraufhin jedoch nur nichtssagend mit den Schultern. Kein Donnerhall, kein pfeifender Wind hatte sie aus dem wundersamen Land der Träume gerissen und solange kein Gebäude oder dergleichen in züngelnden Flammen stand, zählte dies auch eher weniger. Entsprechend sorglos stolzierte das Fräulein also durch die Tür geradewegs in den Hauptraum hinein, wo sie sich die wärmende Mütze sogleich vom Kopf riss und dem nächstbesten Angestellten winkte, »Einmal das Übliche bitte!« Man konnte die Briefträgerin sicher schon als eine Art Stammkundin bezeichnen, zumindest stattete sie der Gaststätte nahezu täglich nach der Arbeit einen Besuch ab. In der Regel bestellte sie dabei einen riesigen Teller, auf dem eine Vielzahl an Semmelknödeln, sowie ein deftiges Stück Braten in Sauce präsentiert waren... Nun, das Übliche eben. Ob ihr der Geschmack dabei jemals langweilig wurde? Niemals! Dafür mundete es ihr doch viel zu sehr! Allein der Gedanke an das zarte, doch saftige Fleisch, das quasi auf ihrer Zunge dahinschmelzte, ließ ihr kleines Herz höher schlagen! Und auch jetzt konnte sie es kaum erwarten, diese Sensation an jenem wunderbaren Tage ein weiteres Mal erleben zu dürfen, auf dass sie sich hastig nach einem freien Plätzchen nur für sich selbst umsah.
    Ihr Augenmerk blieb dabei an einer Person hingen, welche gerade alleine am Tisch saß und speiste - Ihre langen, seidigen Strähnen glänzten im warmen Licht des Tages und auch ihre Lippen schimmerten förmlich als sie genüsslich in das Brot biss. Die Dame fiel unter den anderen Kunden besonders auf, beseelte sie doch eine außergewöhnlich elegante Aura, welche durch ihr schneeweißes Antlitz nur weiter verstärkt ward. Anette hatte das Gefühl, dass sie sich wie ein Schneeflöckchen auflösen würde, würde man sie berühren. In anderen Worten war die Fremde einfach nur »Schön...«; die Blonde sprach dieses simple Wort vollkommen geistesabwesend aus, zu sehr war sie damit beschäftigt, die Frau - gleich einer Göttin - anzuschmachten, zu fasziniert war sie von ihrem grazilen Auftreten. Es dauerte allerdings eine Weile bis Anette zusammenzuckte und sich beschämt die Hände über den Mund schob, ihr Gesicht hatte ein leuchtendes Rot angenommen. Nicht nur hatte sie die Unbekannte minutenlang angestarrt, nein! Aber... hatte sie ihren Gedanken tatsächlich laut ausgesprochen? Laut genug, dass jeder es hätte hören können? Ah! Wie peinlich! Panisch verbeugte sie sich, immer und immer wieder, sodass sie einem Stehaufmännchen einen Moment lang ziemlich nahe kam, »Entschuldigung!!«, stieß die Botin dabei wiederholt aus. Bestimmt hatte sie ein Gefühl des Unwohlseins bei ihr ausgelöst!


    Sie kuschelte sich in die geliebte, warme Decke und presste das weiche Kissen ein letztes Mal an ihren Körper, ehe sie müde mit den Wimpern schlug. Ihr Blick wanderte langsam durch den Raum, um sich zu vergewissern, dass es sich dabei tatsächlich um den ihren handelte: In der einen Ecke stand eine einzige Topfpflanze, Charlie, welche sicher schon ihre besten Tage hinter sich hatte, und auf dem hölzernen Schreibtisch stapelte sich das Briefpapier, ein leeres Tintenfass war unter ihm begraben. Das war defintiv ihr Zimmer. Voller Energie schob Anette die Decke zur Seite und sprang in einem ruckartigen Satz von der Matratze, welche folglich ein unangenehmes Quietschen entließ. Wie üblich rannte das Blondchen sogleich zum Fenster, ihrem einzigen, und riss es in einer Bewegung auf. Ein frischer Wind zog vorbei, umspielte die goldenen Löckchen der Briefträgerin. Diese schloss zunächst die blauen Augen, sog das angenehme Aroma, das in der Luft lag, freudig auf - Dass sie hier eine beinahe-Apokalypse verschlafen hatte, kam ihr dabei keineswegs in den Sinn, wie auch? Anschließend stemmte das Fräulein ihre Arme gegen die Fensterbank, holte abermals tief Luft, um dann ein ziemlich lautes »Anette meldet sich zum Dienst!!« in die Welt zu schreien. Gut, zum "Dienst" musste die junge Postbotin nun sicher nicht mehr antreten, ihren alltäglichen Rundgang hatte sie bereits vor vielen Stunden, kurz nach Morgengrauen, abgeschlossen und der Schlaf, aus welchem sie soeben erwacht war, war nicht mehr als ein einfaches Mittagsschläfchen, um Energie zu tanken. Anette wirbelte umher, ein zufriedenes Lächeln zierte ihre Lippen. Das würde ein wundervoller Tag werden! Sie spürte es in ihren Fingerspitzen! Sie kribbelten schon vor lauter Aufregung! Schnellen Schrittes begab sie sich zur Türe, stockte jedoch kurz davor, um dem treuen Kleiderständer Mantel samt Mütze und Fliegerbrille abzunehmen und sich rasch darin einzukleiden. Nicht lange dauerte es, bis diese in ihr Schloss fiel und das Blondchen schnurstracks durch den langen Gang huschte, geübt die Treppe runterdüste und sich nach einer knappen Begrüßung des anwesenden Personals in die Freiheit begab. Ihr Ziel war dabei eine Entscheidung, die nichtmal einen Wimpernschlag brauchte: Zu ihrem täglich wiederkehrenden Ritual zählte nun einmal auch ein Abstecher bei der örtlichen Taverne. Ahh, das Wasser lief ihr bereits im Munde zusammen, wenn sie nur an den köstlichen Duft dachte...!

    ► Die Taverne

    Wir sind auf Seite 69, wie könnte ich da nicht was schreiben, aaaaalso...
    Tralala die Post ist da~
    Natürlich total unangekündigt und zu einer nicht gerade idealen Zeit, wie auch sonst?


    Anette
    [IMG:http://i45.tinypic.com/33wy36g.png]
    Spitzname: -
    Altersstufe: Erwachsene
    Geburtstag: 4. Dezember
    Herkunft: Trampoli
    Wohnsitz: Der Gasthof
    Arbeit: Briefträgerin
    Familie: Ihre Eltern hausen in einer fernen Stadt, Anette legt großen Wert darauf, regen Briefkontakt zu ihnen zu halten.
    Info: Anette ist die lokale Briefträgerin und verlässt als solche die Stadt mindestens genauso oft, wie sie ihren täglichen Rundgang macht. Obwohl sie selber viele Einwohner Trampolis kennt, werden die wenigsten mit ihrem Namen ein Gesicht oder irgendeine Erinnerung verknüpfen, was wohl daran liegt, dass sie ihrer Arbeit in der Regel in den frühen Morgenstunden nachgeht und dann bis in den späten Nachmittag hinein schläft. Ihre Geschichte ist nicht besonders lang oder spannend, sie erzählt lediglich von dem Leben eines ganz gewöhnlichen Mädchens, welches behütet in einer liebenden Familie aufgewachsen ist und seither kaum einen gravierenden Schicksalsschlag erlitten hat. Erst geraume Zeit nach der Ankunft der Alvarna-Flüchtlinge beginnt sie allmählich zu realisieren, dass die Welt nicht durchweg Friede-Freude-Eierkuchen ist.
    Charakter:  Quirlig und lebensfroh gehören mit Sicherheit zu den ersten Worten, die einem in den Sinn kommen, wenn man Anette sieht. Sie ist offen, lebt für den Moment und hat kein Problem damit, sich Fremden zu nähern, um Kontakte zu schließen oder einfach einen netten Plausch zu führen. Entsprechend hat sie eine natürliche freundliche Art, schreckt aber auch nicht davor ab, das zu sagen, was ihr gerade in den Sinn kommt - Sie ließe sich also auch als voreilig beschreiben, redet sie doch immer ohne vorher nachzudenken und rennt stets Hals über Kopf in irgendwelche Gefahrensituationen. Dieses naive Verhalten äußert sich zudem auch darin, dass sie vieles gleich für bare Münze und sich zu Herzen nimmt oder aber dank einer ausgeprägten Fantasie überinterpretiert. Und auch die Tatsache, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf lässt trägt sicher dazu bei; sie lacht, wenn sie lachen möchte und weint, wenn ihr zu Weinen zumute ist. Ihre Handlungen sind entsprechend schwer vorherzusagen, folgt sie doch meistens ihrem spontanen Bauchgefühl. Davon einmal abgesehen ist Anette stur und beharrt unglaublich gerne auf ihrer eigenen Meinung, es missfällt ihr, wenn diese nicht ernstgenommen wird oder man sich über sie lustig macht. Unter dieser kindlichen Haut befindet sich ein verletztlicher Kern, der die grausame Welt da draußen nicht richtig kennt, aber kennenlernen möchte - Auch wenn er mit vielen Dingen, die nicht in sein idealistisches Weltbild passen, noch nicht wirklich umzugehen weiß.
    Hobbies: Allem voran das Lesen und Schreiben von Briefen, dicht gefolgt von Aktivitäten in der Natur wie das Rennen oder Klettern, gerne liegt sie aber auch nur auf dem Boden und beobachtet die Wolken
    Vorlieben: Briefe & alles im Zusammenhang | Bewegung | der Himmel | Märchen | Monster (aber nicht die gruseligen!) | das Badehaus | Kinder | Kürbiskuchen (...)
    Abneigungen: Nicht ernstgenommen werden | bedrückte Stimmung | Geister & Gruselgeschichten | Monster (die Raubtiere) | Höhlen | Auberginen (...)
    Berufung: -
    Zauber: -
    Waffen: -
    Gezähmte Monster: -
    Heldengrad: -
    Vergeben an: Airedale
    Zuletzt gespielt von:   Miezekatze



    Astor. Oh ja, der Name ließ ein Glöckchen in Ravens Hinterkopf erklingen. Ein ziemlich lautes sogar. Ihrer Kehle flüchtete ein angestrengter Seufzer, die Hand fuhr durch die verklebten Strähnen. »... Astor«, wiederholte sie nach einigen Augenblicken, mehr an sich selbst als an die beiden Gesprächspartner gerichtet. Allein der Name schickte einen kalten Schauer ihren Rücken hinunter, ihre Gedanken begannen sogleich abzuschweifen. Vor ihrem geistigen Auge zeichneten sich verschwommene Bilder der Flucht ab: Ein Monsterüberfall. Züngelnde Flammen. Vorherrschende Panik. Und mittendrin ein Maskierter. Das Halbmonster zischte, ehe ein unwohles Gefühl von Abscheu ihre Magengegend einnahm. Ihr Haupt musste rauchen, rattern, bei Gott, er stand sicher kurz vor einer Explosion! »Sein Ziel... Was ist es..?«, nuschelte sie in die Faust, welche nachdenklich an ihren Lippen lag, wagte sie doch den zum Scheitern verurteilten Versuch, die Aktionen des Maskenträgers nachzuvollziehen. Wollte er Zerstörung und Leid verbreiten? Nein, das schien ihr eine zu einfache Erklärung gewesen zu sein. Hegte er einen Groll? Immerhin schien er die Schar um die Bewohner Alvernas bereits zum zweiten Male angepeilt zu haben. Der Elfe war zum Schreien zumute, je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Fragen stellten sich ihr in den Weg, welche wiederrum nur weitere Fragezeichen darboten. Es war frustrierend, erdrückend, zum erneuten Male fühlte sie sich unglaublich klein und machtlos. Hätte sie gesessen, so wäre sie höchstwahrscheinlich zusammengesackt und runtergerutscht, ihr fiel es immer schwerer, die kühle Fassade eines desinteressierten Gesichtes aufrecht zu erhalten. Letztlich war es aber die gebrochene Stimme der anderen Dame, welche sie aus der Unendlichkeit ihrer Antwortensuche riss und zurück in die trümmerhaften Überbleibsel der Klinik zerrte. Mehr als ein Nicken konnte Raven auf dessen Bitte jedoch nicht hervorbringen, es war, als ließen die Ruinen ihre Stimme ersticken. Stattdessen wandte der Rotschopf sich um, ließ den Blick ein weiteres Mal über das Chaos schweifen. Sie schluckte. Aus den Wänden - oder zumindest das, was davon übrig war - konnte vermutlich selbst der beste Handwerksmann keine neuen errichten. Wortlos schritt sie auf den nächstbesten Brocken zu und blieb vor diesem stehen. Über die Schulter hinweg winkte sie sowohl den Grünhaarigen, als auch die Rosahaarige zu sich und begegnete ihnen mit einem beruhigenden (jedenfalls hoffte sie, dass es eines war) Lächeln, »Zumindest die können wir aus dem Weg schaffen.« Die Tatsache, dass sie im Moment nicht mehr ausrichten konnte, nagte an ihrem Stolz, mehr, als sie es wahrscheinlich zugeben wollte. Aber dafür, so schwor sie sich, würde sie ihr Bestes bei den wenigen Dingen leisten, die im Rahmen ihrer Kräfte lagen.

    [IMG:http://fs1.directupload.net/images/150113/x3yc8fud.png]
    #4 - {Iris Blanche & Danny (& Rosetta?)}


    Ihr huschte ein leises Kichern über die zartrosanen Lippen und es war mitnichten eines, das vor mädchenhafter Niedlichkeit nur strotzte. Wann immer sie ihre dichromatischen Augen auf den jungen Herren richtete, stieß ihr förmlich ein Schwall geballter Gehässigkeit entgegen, sein Enthusiasmus sprach Bände. Nun, Blanche war in der Regel nicht darauf hinaus, sich unnötige Feinde zu schaffen - Doch was tat man nicht alles, um der Langeweile Durst zu stillen? Dass das Fräulein Schicksal ihr dabei jene Begegnung in die Hände spielte, kam ihr nur recht; wer wäre der Vampir denn gewesen, erlaubte er sich nicht dann und wann mal einen kleinen Spaß mit den Menschen? Während der Angestellte also zwangsläufig durch die Regale schlurfte und wahllos nach den beauftragten Lebensmitteln griff, blieb sie selbst am Ende des Ganges stehen und wachte zunächst kommentarlos über dessen Werk. Mehr als eine Scharade war die Idee des Weltuntergangskuchens sicherlich nicht, entsprechend brachten die Zutaten ihr auch herzlichst wenig - Es folgte also nur ein simples Schulterzucken, sowie ein sarkastisch unterlegtes »Natürlich nur frisches Leid, andernfalls würde das Gebäck doch nicht munden, ich bitte Euch!« als der Herr ihre Liste kommentierte.
    Kurz darauf zierte die andere Verkäuferin den Geschäftsraum abermals mit ihrer Präsenz und sprach die Einladung zum Tee aus. »Ah, gegen ein Tässchen hätte ich tatsächlich nichts einzuwenden«, erwiederte die Sängerin, ehe ihr Augenmerk ausnahmsweise von ihrem Opfer abließ und sie sich der Dame an der Theke mit einem freundlichen Lächeln zuwenden konnte. Im Lauf legte das in weiß gehüllte Fräulein die Hände aufeinander, »Das ist ein lieblicher Duft~«, säuselte sie und musterte über die Schulter hinweg den Gang, in dem das genervte Goldlöckchen sich noch befand, »... Wäre doch nur alles so lieblich«


    Sie fühlte sich dreckig. Nicht nur rhetorisch, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes. Der Schlamm heftete an ihrem Gesicht, an ihrer Kleidung, ach, eigentlich überall. Wie eine junge, grazile Schönheit sah sie definitiv nicht aus, es sei denn, Dinge wie Ganzkörperschlammmasken waren etwas, das man in der prunkvollen Oberschicht gerne genoss. Erfrischt fühlte sich der Rotschopf auch eher weniger, am liebsten hätte sie sich wohl in das heiße Wasser des hiesigen Badehauses niedergelassen und den Tag als unangenehme Erinnerung abgestempelt. Doch stattdessen fand Raven sich einige Minuten später vor den Ruinen eines bekannten Gebäudes wieder. Nun, zumindest glaubte sie, dass es eines war. Vielleicht war es der Schock oder aber die Erschöpfung, welche ihr sämtliche Fähigkeiten nahmen, klar war jedoch, dass ein großer Klumpen in ihrem Hals saß. Unterbewusst fasste die Halbelfe ihre Magegegend, es war, als hätte ein zweites, deutlich massiveres Monster sie gerammt. Das... Das war doch die Klinik... oder etwa nicht...? Was hatte sie verpasst? Ihr Kopf sank wie ein schwer wie Anker. Sie bemerkte nicht einmal, dass die Winde sich zügelten oder dass die Blitze immer seltener, immer unregelmäßiger zuckten, bis sie letztlich komplett verstummten. Persönlich hatte die Schmiedin eher weniger mit jener Anstalt am Hut und soweit sie wusste, befand sich auch keine für sie wichtige Person dort und dennoch... Dennoch herrschte eine gewisse Trauer über ihre Gesichtszüge, eine Art Verzweiflung zupfte an den Fäden. Sie schlug die Zahnreihen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten, wäre eine Wand oder ein Baum neben ihr gewesen, hätte Raven sicherlich frustriert dagegen geschlagen. Machtlos. War das das richtige Wort, um ihre Gemütslage zu umschreiben? Machtlos, weil sie den Menschen, welche zuvor am anderen Ufer gekämpft hatten, nicht beistehen konnte? Weil sie dem freundlichen Herren, Vishnal, nicht in letzter Sekunde eine Hand reichen konnte? Weil sie im Prinzip keinen Unterschied, nichtmal einen minimalen, bewirken konnte? Was folgte war ein tiefer Atemzug, sowieso eine kraftvolle Ohrfeige, die lediglich ihr selbst galt. Selbstmitleid brachte nichts. Nicht ihr, nicht den anderen Opfern, die der Tag offensichtlich gefordert hatte. Es war eine Pflicht, zu helfen, wo es nur ging.
    Ein zweiter Blick auf die zerstörte Szene rückte ihr so manche Person näher ins Blickfeld. Hier und da rannten Menschen eilig - wie Ameisen - zwischen den Trümmern - Helfer vielleicht? Weiterhin stand nicht weit von ihr entfernt ein grünhaariger Mann, stocksteif, wahrscheinlich genauso irritiert und ratlos, wie sie es gewesen war. An ihn schmiegte sich zudem eine Frau, sichtlich bestürzt, bargen die Reste der Klinik einen geliebten Menschen? Zögerlich schritt Raven auf jene Gestalten zu, sie war niemand, der häufig offen auf andere zuging, und auch, wenn sie die Antwort bereits erahnen konnte, sprach sie die Frage aus, die sicherlich allen auf der Seele lag, »Was... ist geschehen?«


    Erwartungsvoll blinzelte sie den Verkäufer an, etwa wie ein kleines Kind seine allerliebsten Süßigkeiten oder ein brandneues Spielzeug mit funkelnden Augen anstarrte. In ihren Gedanken schlug sich irgendwo das Bild eines Notizbuches auf, in dem sie jede noch so mickrige Reaktion, jede bedeutungsvolle Information niederschreiben würde, liebte sie immerhin nichts mehr als das gründliche Erforschen ihrer quasi-Nachbarn und das stetige Aufstellen von Vermutungen über deren nächste Handlung, welches damit einherging - Selten traf man dabei sogar auf Personen, bei denen ebendies mehr ein gewagtes Glücksspiel mit bodenlos tiefer Erfolgsquote war, doch kurz gesagt hatte die weiße Iris genau solche am liebsten. Ein simples Ratespiel, das man lediglich mit einer ausgereiften Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis gewinnen konnte, war schließlich kein Spiel in dem Sinne mehr, sondern schlicht und ergreifend ein gnadenloser Sieg auf Seiten der Vampirin.
    Und was war mit ihrem Gegenüber? Sicherlich wirkte er dem Seufzer und der trockenen Art nach zu urteilen angesäuert oder zumindest alles andere als begeistert von der Situatuon, in der er sich wiederfinden durfte. Doch würde er brodeln wie Vulkan? Ihr die kalte Schulter zeigen? Tatsächlich aber beschloss das Goldlöckchen trotz allem keinen Widerstand zu leisten und kooperierte... Mehr oder weniger. Viel eher machte er den Anschein, als würde er am liebsten an Ort und Stelle tot umfallen statt freiwillig einen einzigen Finger zu rühren. »Autsch! Rau und herzlos, hoffentlich schürft sich keiner an Ihnen die Haut auf!«, gab die Blonde von sich und verschränkte die Arme vor der Brust, »Zudem ist es sicher nicht die Art des Gentleman eine Dame zu hetzen, denken Sie nicht?«, fügte sie anschließend mit dem tadelnden Zeigefinger vor seiner Nase wedelnd hinzu. Kurz darauf wirbelte sie auf dem Fußballen umher, sodass ihr Rücken nun auf ihren Gesprächspartner deutete, legte den Kopf minimal schief. Mal sehen welche unglaublich absurden Dinge ihf einfallen würden, um den Herren auf die Palme zu bringen...
    Es dauerte nicht lange, da wandte Blanche sich fingerschnipsend wieder um und imitierte in absichtlich hoher, definitiv freudigerer Stimmlage das »Herzlichen Glückwunsch« des Lockenkopfes, »Sie sind dafür auserkoren worden, mein Reiseführer für dieses Warenhaus zu werden!« Wenige Augenblicke später hatte die Sängerin ihn auch schon bei der Hand gepackt, um ihn einige wenige Schritte in Richtung Regale zu zerren. »Ich suche alles, was man für einen liebevollen Kuchen gebrauchen kann«, etwa zeitgleich begann sie mit der freien Hand die Zutaten beispielhaft aufzuzählen, »Milch... Eier... Mehl... Das Leid der Menschen...«

    [font=Cambria]


    Wenn es ein Wort gab, um die Regale perfekt zusammenzufassen, dann war es sicherlich etwas im Sinne von "außergewöhnlich". Blanche hatte in ihrem Leben nicht häufig den Kontakt zu Menschen genießen dürfen, entsprechend selten setzte sie auch mal einen Fuß in deren Warenhäuser, doch sie war sich sicher, dass ein versierter Händler seine Waren mitnichten auf staubigem Holz präsentierte - Nun, wenn man hier den tatsächlich von "Waren" sprechen konnte, immerhin herrschte dort eine eindrucksvolle Leere, umrahmt mit einigen wenigen Verkaufsgütern. Zugegeben, es verdutzte die junge Dame doch ein wenig, sodass sie es fast schon in Betracht zog, dass dies Absicht gewesen sei. Menschen waren schließlich eine außerordentlich irritierende Spezies; es hätte sie nicht wirklich gewundert, wenn ein Dahergelaufener jene sinnfreie Schnapsidee zur minder erfolgreichen Marktstrategie verarbeitet hätte.
    Je länger sie durch den Gang schlich, desto öder schien ihr die Einrichtung zu werden, nichtmal eine Kakerlake verirrte sich hierher und die beiden Personen an der Theke konnten ihr Interesse für den Moment ebenfalls nicht aus ihr herauskitzeln. Nach einiger Zeit lugte also der blonde Schopf hinter dem besagten Regal hervor, hoffend, dass irgendetwas ihr Augenmerk ergreifen und für sich beanspruchen würde. Und tatsächlich gab es eine kleine Veränderung, welche es schaffte, ihre Neugier oder vielmehr... das Bedürfnis, jemandem unendlich auf die Nerven zu gehen zu wecken: Ein schlanker Herr kam aus dem Hinterzimmer gekrochen. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er sonderlich wach und seine Haare sprachen zahlreiche Bände über die lieblichen Träume, aus denen er vor nicht allzu langer Zeit gerissen wurde. Aber vor allem wirkte er enthusiastisch! Jawohl! Ungefähr so begeistert und motiviert wie ein Faultier, dass gerade aus seinem Winterschlaf erwachte! »Ahh, Herr Verkäufer, nehme ich an?«, säuselte sie und schritt auf den Mann zu, begegnete ihm mit einem breiten, durchaus schelmischen - wenn nicht sogar minimal teuflischen - Grinsen, »Sie sehen so aus, als würde es Ihnen in den Fingerspitzen brennen, einem Kunden in Not auszuhelfen!«


    Ein müdes Lächeln huschte über die bläulich blassen Lippen, sein Begleiter ein überraschter Blick. Die Halbelfe rührte sich nicht einen Millimeter, zu verdutzt war sie, als ihr Kamerad sich ruckartig auf einen der abgestürzten Flugfische zubewegte und sich auf desselbigen Rücken positionierte. Sie wollte etwas sagen, sie wollte ihn von diesem lebensmüden Ritt abhalten, doch entkam kein Ton ihrer gereizten Kehle. Sie wollte ihre Beine in die Hand nehmen, ihn an der Schulter packen und davonzerren, doch ihre Muskeln verwehrten ihr den Dienst. Fliegen war in der Tat ihre einzige Möglichkeit, den See zeitnah zu überqueren - Das hatte sich in ihren Augen nicht geändert. Aber... Bei Gott! Als Raven von einem Flug sprach, meinte sie sicher alles andere als auf ein verwirrtes Lebewesen zu springen und zu hoffen, dass man verhältnismäßig unversehrt am anderen Ufer ankam! Entsprechend zwiegespalten stand sie nun auch ihren Optionen gegenüber: Wäre sie so heillos verrückt und folgte ihm bei der nächsten Gelegenheit auf einem anderen Jungtier? Oder sollte sie lieber abwarten und Tee trinken, hoffend, dass sich bald ein Zeitfenster öffnen würde, in dem sie sich unbemerkt verwandeln könne? Der Rotschopf ließ den Kopf senken, ihre Sicht verschwamm, ein unerträglicher Mix aus Schwindel und Übelkeit machte sich in ihrer Magengegend breit.
    Das nächste Mal, dass sie ihr Kinn wieder anhob, musste sie jedoch feststellen, dass sie den wagemutigen Flugfischreiter aus den Augen verloren hatte, wodurch das Gefühl von Unbehagen nur noch stärker randalierte. Der Schock stand ihr in das nasse Gesicht geschrieben. War er..? Rasch näherte sie sich dem See, versuchte durch den dichten Regen und die Massen an Monstern hinweg den blauhaarigen Herren zu erkennen und... Fehlanzeige. Raven schluckte, ihr war schlecht. Sie hätte ihn aufhalten sollen. Sie hätte ihm folgen sollen. Genau genommen hätte sie wohl all das machen sollen, was sie nicht getan hat. Mit einem kurzen Anlauf sprang das Halbmonster geradewegs auf den See zu, ehe ein schwächelndes Licht sie umhüllte und anschließend einem prächtigen Farbenspiel von Federn wich. Ihre Schwingen waren schwer, das Regenwasser brauchte nicht lange, um sich an die Daunen ihrer Monsterform anzuheften und sie in die Tiefe zu ziehen. Und auch der Wind war mitnichten ein Freund in dieser Situation, viel zu stark, als dass sie sich ordentlich hätte manövrieren können. Es stand bereits von Anfang an fest, dass sie diese Form nicht lange halten könne. Umso wichtiger war es also auch, dass sie Vishnal schnellstmöglich ausfindig machte und an Land schleppte! Tatsächlich erwischte sie den jungen Mann auch dabei, wie er gerade von dem Flugfisch rutschte und in die Tiefe stürzte. Alamiert setzte der Phönix zum Sturzflug an, versuchte mühselig den Herren mit ihren Krallen zu packen, wie ein Adler es mit seiner Beute tat. In jenem Falle entglitt das "Fressen" ihr jedoch um eine Haaresbreite und tauchte nahezu geräuschlos in die tobenden Wellen. »Verdammt!«, entwischte es der Gestaltenwandlerin, der jedoch kaum Zeit verblieb, sich Sorgen um das Absturzopfer zu machen, rammte einer der vielzähligen Flugfische sie doch selber.
    ...
    ... ...
    »Mhm...«
    Raven öffnete langsam ihre eisblauen Augen, blinzelte um die verschwommene Sicht zu reparieren. Nicht, dass es viel zu sehen gab - Statt Sonnenschein und Vogelzwitschern begrüßte das mysteriöse Unwetter von zuvor die junge Dame, welche wie aus einer Narkose erwacht, noch immer leicht benommen war. Ihr Kopf dröhnte, in ihrer Magengrube herrschte ein stechender Schmerz, den sie selbst allerdings kaum warnahm. Plötzlich jedoch schrak die Schmiedin auf, sah sich wie wild geworden umher. Vishnal. Wo war Vishnal? Was war mit den Kämpfern auf der anderen Seite des Ufers? Sie konnte bei bestem Willen niemanden entdecken. Hatte sie etwa halluziniert? Nein, das konnte nicht sein. Trotz ihrer Benommenheit konnte sie vor sich klare Spuren eines Gefechtes entdecken. Moment. Kampfesspuren? Hatte sie das andere Ufer etwa erreicht? Das Halbwesen versuchte sich aufzurichten, ihre Arme waren zittrig, rutschten in dem tiefen Matsch immer wieder ab, ihre Beine spürte sie nicht einmal mehr, hingen sie doch die ganze Zeit im eisigen Wasser... Wasser? Hatten die Wellen sie an Land getragen, nachdem sie ebenfalls abgestürzt war? Wie lange lag sie bewusstlos da? Sie schlug ihre Hand an die Stirn, es dröhnte und pochte, es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Andererseits war der Elfe sehr wohl bewusst, dass sie ihren Körper zumindest aus dem kühlen Nass schleppen musste, wenn sie nicht gerade einem kalten Tod ins Auge blicken wollte. Mühsam tasteten die Hände den rutschigen Grund vor ihr ab, suchten nach einem Ast, einem Stein, irgendwas, an das man sich hätte hochziehen können - Sie ergriffen eine dünne, alte Wurzel, welche sicherlich nicht viel aushalten würde, aber durchaus ein mickriger Hoffnungsschimmer war.
    Um sich die Details zu ersparen: Es war ein Krampf bis sie endlich wieder "festen" Boden unter sich hatte. Ebenso war es auch der Akt des Aufstehens - Weiß Gott, wie oft sie ausrutschte und wie viel Schlamm an ihr haftete, in ihrer Haut fühlte sie sich jedenfalls nicht mehr wohl. Seufzend fuhr Raven sich durch den klebenden Pony, sie musste Vishnal suchen. Oder zumindest irgendeine andere Person. Vielleicht war jemand dazu in der Lage, sie über die derzeitigen Geschehnisse aufzuklären.


    ► Die Klinik



    Es war ein ganz normaler Tag in jenem idyllischen Dörfchen: Der Mond hing blutrot scheinend über dem pechschwarzen Himmel der Nacht und der stürmische Wind peitschte einem die Überreste von Baumkronen um die Ohren. Hach, das Zeitalter des Friedens, wie schön! Sichtlich unbeeindruckt schlenderte die junge Vampirin durch das Chaos, was einst ein Dorf darstellen sollte - Vielleicht summte sie, vielleicht war es auch mehr ein Hopserlauf; Tatsache ist, dass die gefühlte Apokalypse in ihr eine seltsam gute Laune auslöste. Nach solchen Ereignissen gab es schließlich immer wieder eine Menge zu dokumentieren! Das Leid der Menschen zum Beispiel! Vorfreudig riss das Blondchen die Türe zum Warenhaus so weit wie möglich auf, »Hallihallo, jemand hiier~?«, säuselte sie, als wäre das donnernde Unwetter jenseits des Türrahmens nichts ungewöhnliches. Tänzelnd setzte Blanche einen Fuß vor dem anderen, ehe sie sich inmitten der Räumlichkeiten wiederfand, umgeben von so manchen Regalen, in denen wiederrum allerlei Zutaten und dergleichen standen. Dort angekommen, führte sie zunächst einmal ihre Hand in Richtung Kinn, lehnte sich ein wenig zur Seite, dachte nach. Nun, was sollte sie eigentlich zur Feier des Tages machen? Etwa ein zuckersüßer Kuchen zum Untergang der Stadt? Mit pinken Streuseln? »Hmm...«, sie schloss die Augen, wirkte als hätte man sie vor eine lebenswichtige Entscheidung gestellt - Und bei Gott, hatte man das! Wobei ein Kuchen doch durchaus verlockend klang, wenngleich sie definitiv nicht die talentierteste Bäckerin war... oder überhaupt einen funktionstüchtigen Ofen in ihrer nassen Grotte stehen hatte. Von der Tatsache, dass sie ohnehin nur Staub und Flusen in ihrem Geldbeutel vorweisen konnte, fing man besser nicht an. Abermals zuckte sie mit den Schultern, lenkte ihren Blick auf die hölzerne Theke. Die Sängerin wusste durchaus, wie man sich in menschlicher Gegenwart verhalten musste, um seine Ziele zu erreichen. Obwohl es ihr leider deutlich missfiel, immerhin gab es nichts langweiligeres als in einem Spiel den schnellen, problemlosen Sieg zu erhaschen, oder? Mit jenem Gedanken wirbelte sie auf der Ferse herum, um willkürlich durch einen Gang zu stolzieren. Irgendwelche brauchbaren Lebensmittel würden sich schon auftreiben lassen.