Beiträge von Ella

    Joe & Cinnamon
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    Klack. Klack. Schlag auf Schlag. Ein dumpfer Laut. Holz schlug auf Holz. Immer und immer wieder. Oh, der Hüne kannte kein Erbarmen. Er schlug, ohne Pause, auf dem erhobenen Speer der armen Cinnamon ein. Klack. Klack. Mal von vorne, mal von der Seite, damit sie die Position ihrer Waffe ab und zu ändern musste. Er wollte es ihr schließlich nicht zu einfach machen. Aber, und das musste er zugeben, sie machte das richtig gut. Sie parierte jeden seiner Angriffe. Das beeindruckte ihn (ein wenig).
    Er hob sein Schwert und setzte so erneut zum Angriff an, als Cinnamon plötzlich einen großen Schritt nach hinten machte. "Uh?" Was zum-? Sein Schwert verfehlte sein Ziel um Längen. Und dann ging alles sehr schnell: aus dem Augenwinkel heraus konnte er ihren Gegenangriff kommen sehen. Er verlor das Gleichgewicht und stolperte im letzten Moment nach vorne, die scharfe Speerspitze verfehlte ihn um Haaresbreite. "Ruhig' Brauner!", rief er mit erhobenen Händen und ließ dabei das Holzschwert fallen. "Ich ergebe mich!" Ein breites Lächeln schmückte sein Gesicht. "Ich weiß, du willst mir was beweisen, aber du warst noch nicht dran ..." Schließlich sollte sie erstmals bloß seine Angriffe blocken, aber gut, Cinnamon war hochmotiviert. Er konnte es ihr nicht verübeln. "Nun gut", sagte er, nachdem er das Übungsschwert wieder aufgehoben hatte. "Ich merke, das Blocken langweilt dich", er hielt das Schwert mit beiden Händen schräg vor dem Körper, so wie Cinnamon es ebend mit den Speer getan hatte, "dann dreh'n wir den Spieß jetzt einmal um!" Er stellte sich in Schrittstellung. Breit für ihren Angriff.

    Sake & Rumi
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    Sake lachte. Nicht jeder konnte mit ihrem schwarzen Humor umgehen, umso erleichterter war sie, dass Rumi einen ähnlichen Witz teilte. "Nicht schlecht", sagte sie mit einem Fingerschnippen. "Den merk' ich mir ..." Wird bestimmt der Renner beim nächsten Seminar!
    Rumi bedankte sich bei Sake für ihre Worte mit einem Murmeln. "Nicht dafür!", lächelte die Blondine und klopfte der Rosahaarigen abermals auf die Schulter. "Manche wissen's halt schon seit frühster Kindheit und andere eben erst ... viel, viiiiel später", sagte sie, wobei sie ja eigentlich das Thema wechseln wollte. "Wieder andere schließen drei Ausbildungen ab und machen danach noch ein Fernstudium an einer Hochschule, scheiß' drauf, der Älteste in meinem Kurs ist 39, wenn der fertig ist, ist der ...", Sake nutzte mal wieder ihre Finger um zu zählen", ... ich bin jetzt im fünften Semester, also 40, 41, 42 ...? Sehr alt!" Eigentlich wollte sie damit nur sagen, dass Rumi alle Zeit der Welt hatte um sich zu entscheiden. Und wenn sie sich falsch entscheiden sollte, konnte sie sich immer noch ... umentscheiden? Aber nun gut: Themenwechsel! Mit ihrer Frage hatte sie das Thema eigentlich auf etwas Positives lenken wollen und nicht auf so harten Tobak wie "... nach dem Tod unserer Eltern ..." Puh! Die Blondine schluckte schwer. Das hatte sie jetzt nicht erwartet. "Ja, Riverport ist ganz okay." Sie wollte nicht unsensibel rüberkommen, aber sie wollte auch nicht weiter auf dieses Eltern-Thema eingehen. Es würde nicht gerade für die beste Stimmung sorgen. "Du hast also eine Schwester? Ich habe auch eine, also, eine Zwillingsschwester, Yumi. Und eine normale Schwester, Charlie. Wobei 'normal' vielleicht nicht der richtige Ausdruck ist ...", murmelte sie den letzten Satz. "Und einen Bruder, Ben! Charlie und Ben sind ebenfalls Zwillinge, gruselig oder? Ich sollte besser keine Kinder bekommen, die Wahrscheinlichkeit Zwillinge zu bekommen ist viel zu hoch ... Und das pack' ich nicht, ich glaub' ein Gör wäre mir schon zu viel ..."

    Joe & Cinnamon
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    "Aha ...?" Mit erhobener Augenbraue musterte er das vermeintliche Bibliothekmäuschen. "Ich dachte, du arbeitest im Runenarchiv ..." Das lag doch nahe, schließlich wohnte sie ja da. Außerdem hatte sie ihm letztens bei seinem Anliegen einen guten Dienst erwiesen. Der kleine Krieger ... oder? Oder hatte er sich für die Schriftrolle entschieden? Er wusste es gar nicht mehr so genau! Hatte er überhaupt ein Buch mitgenommen? Wollte ihm Cinnamon nicht noch das Lesen beibringen ...? Oh Gott, so viele Fragen, so wenig Antworten und viel zu viele Erinnerungslücken ...
    Er betrachtete die Spitze seines Holzschwertes skeptisch. Hm? Ein Splitter? Überrascht über diesen Umstand, schließlich hatte er das selbst Schwert geschnitzt, entfernte er diesen Störfaktor mit Daumen und Zeigefinger gewissenhaft, ehe er sich wieder Cinnamon zu wandte. "Pfff ...", entwich es seinem Lungen. "Was denkst du eigentlich von mir, hm?" Herausfordernd blickte er sie an. Ein schelmisches Grinsen zierte seine Lippen. Gestern hatte sie ihn noch für "ganz in Ordnung" befunden, heute zweifelte er etwas an dieser Aussage ... "Ich wohne schließlich in der Kaserne, ich sehe so etwas jeden Tag." Er klemmte sich das Holzschwert unter seinem Arm, um Cinnamons Hände so akkurat wie möglich an die richtigen Stellen ihres Speers zu legen. Eine Hand in Höhe ihrer linken Hüfte, die andere in Höhe ihrer rechten Schulter, sodass sie die Waffe schräg vor dem Körper hielt. "So!", verkündete er zufrieden, nachdem er noch ihre Daumenstellung korrigiert hatte. Dann ließ er von ihr ab und stellte sich einige Meter vor ihr auf. "Dann machen wir jetzt eine Kombination aus beidem", erklärte er. Er hob das Schwert und zeigte mit der makelosen Spitze auf sie. "Wir fangen mit dem Blocken an! Du spannst jetzt jede Faser deines Körpers an und versuchst meine Angriffe abzublocken, verstanden?" Er lächelte und stellte sich in Position. "Okay? In drei, zwei ..." Und bei zwei rannte er schon los und schlug kurzerhand, ohne dass sie noch etwas erwidern konnte auf ihren Speer ein.

    Micah & Shara auf der Suche nach einem Unterschlupf
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    Micah horchte auf. In der Ferne verhallte der erste Donner. Der Himmel verfinsterte sich immer mehr, dunkle Wolken zogen auf und Sharas Gesicht tat es ihm gleich. Hm. Sie reagierte - wie erwartet - nicht besonders gut auf seine schlecht überlegte Wortwahl. Verklemmt. Er räusperte sich. "Ich meinte, ähm ..." Mit der rechten Hand kratzte er sich verlegen am Hinterkopf. Seine Lippen trugen ein vorsichtiges Lächeln. Was hatte er eigentlich damit sagen wollen? Er kam sich auf einmal fürchterlich dumm vor und traute sich kaum sie anzusehen, als sie ihm wütend widersprach. Als er es - trotz aller Befürchtungen - dann doch tat, erntete er einen bitterbösen Blick. Einen Blick, der hätte töten könnte. Schon gut. Den hatte er verdient. Reumütig öffnete er den Mund, er musste etwas sagen, er musste sich entschuldigen, als seine hellblauen Augen nochmals auf das schöne Blumenmädchen fielen, schloss er ihn jedoch wieder, ohne dass auch nur ein Wort über seine Lippen kam. Sie hatte die dünnen Arme vor der Brust verschränkt und die Unterlippe, und das brachte ihn ein wenig aus der Fassung, so niedlich nach vorn geschoben. Ja, sie sah ein wenig beleidigt aus und das vermutlich auch zu recht, aber die Position ihrer rosanen Unterlippe und das kleine Zittern, das Micah glaubte auf ihr gesehen zu haben, durchflutete sein Herz mit einem eigenartig wohligen Gefühl. Es fühlte sich so vertraut an. "... du konntest noch nie gut mit Komplimenten umgehen", beendete er schließlich seinen angefangenen Satz. Da hatten sie was gemeinsam: Micah konnte nicht gut mit Worten umgehen, er sagte unabsichtig gern das Falsche. Unüberlegt. War das schon immer so? Er konnte sich nicht erinnern. Beim besten Willen nicht. Seine Erinnerung an seine Kindheit oder an die letzten Jahre in Alvarna und Trampoli waren so löchrig, wie der Käse, den er heute Morgen zum Frühstück verzehrt hatte. Er seufzte. Tief. Auf ihre Frage hin: "Ja, das war es nie ..." Sein sehnsüchtiger Blick galt der Ferne: den finsteren Wolken und den hektisch tanzenden Bäumen. Der Wind blies ihm heftig ins Gesicht und ein dumpfes Grollen drang erneut an seine empfindlichen Ohren, auch wenn immer noch kein heller Lichtstrahl am Himmel erkennbar war. Wenn sie nicht ins Unwetter geraten wollten, sollten sie sich langsam mal auf die Socken machen ... Trotz der schlechten Aussichten schwadronierte der Blonde ausgiebig über das mehr oder weniger ereignisreiche Farmleben. Ohne Punkt und Komma. Ohne Luft zu holen. Er hätte den ganzen Tag und die ganze Nacht darüber reden können, hätte Shara ihn nicht mit wütender Stimme unterbrochen. Wütender Stimme?! Sie schrie, schrie ihn förmlich an, sodass er auf der Stelle verstummte. Ein großes, schockiertes Augenpaar betrachtete die kümmerliche Gestalt vor ihm. Unter Tränen und mit bebender Unterlippe erwiderte sie seinen Blick - nein, hielt sie seinem Blick stand. Sein Herz raste, als versuche es den Käfig der Rippen von innen heraus zu sprengen. Er schluckte schwer, die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Nicht zu glauben, wie schnell das fröhliche Geplänkel dieser äußerst unangenehmen Situation gewichen war. Er konnte nicht damit umgehen. Er öffnete wiedermals den Mund, ohne dass auch nur eine Silbe seine spröden Lippen verließ. Was sollte er sagen? Was konnte er sagen? Er fühlte sich auf einmal so ... schlecht. Shara standen die Tränen in den Augen. Er hatte irgendwas falsch gemacht, aber er wusste - bei Ventuswill - nicht was. Langsam näherte er sich ihr - vorsichtig. Vereinzelte Regentropfen fielen auf sein Haupt, auch wenn er sich nicht daran störte, nickte er eifrig, als Shara auf einmal so gefasst vorschlug, einen Unterschlupf zu suchen. Als wäre nichts geschehen. Als hätte sie ihm gerade nicht so angeschrien. Als hätte sie ihm gerade nicht so außer sich mitgeteilt, dass sie sich nach seiner Aufmerksamkeit gesehnt hatte. ... was auch immer das zu bedeuten hatte?
    Ohne groß darüber nachzudenken, griff er nach ihrer Hand und zog sie wortlos statt in die Stadt, tiefer in den dicht bewachsenen Wald hinein. Die großen Blätter der Bäume schützten sie erstmals vor dem immer stärker werdenden Regen. "Da!" Sie näherten sich einer Lichtung mit zwei Abzweigungen: sie könnten einerseits tiefer in den Wald gehen in der Hoffnung eine verlassene Hütte oder so etwas ähnliches zu finden oder sie folgten dem anderen Weg, der geradewegs zu einer kleinen Höhle führte. Hundert Meter, vielleicht weniger. Micah haderte mit sich selbst. Sollten sie noch tiefer in den Wald gehen? Umher irren? Im Ungewissen? Oder lieber in die unmittelbare Höhle, die nicht minder gefährlich war ...? Es war nicht unmöglich, dass sich dort wilde Monster oder blutrünstige Banditen niedergelassen haben, Banditen, die möglicherweise Netze spannten, um andere Lebewesen gefangen zu nehmen, um wer-weiß-was mit ihnen anzustellen? Welches Risiko sollten sie nun lieber eingehen?

    Sake & Rumi
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    Sake lächelte bei dem Gedanken: Rumi? Als kleines, pinkes Äffchen. Süß. Sakura hingegen gehörte mehr zu den Affen, die wild mit ihrem Exkrementen rumwarf, sobald ihr das Studium und alles damit verbundene zu viel wurde.
    Sie nahm einen großen Schluck ihrer Limo. Dann streckte sie sich ausgiebig und sagte sie seufzend: "Verantwortung? Wohl war. Wenn deine Friseurin etwas zu viel von deinem hübschen Haar abschneidet ist das ärgerlich, aber nicht schlimm." Sie lächelte. "Wenn mir das bei einem Patienten passiert, dass ich irgendwo zu viel abschneide, dann habe ich ein Problem." Sie zögerte einen Moment, brach dann aber in lautes Gelächter aus. "Und der Patient erst ...!" Nicht jeder konnte mit so viel Krankheit und Tod umgehen, vermutlich entwickelten einige Ärzte deshalb mit der Zeit einen schwarzen Humor. Ein Glück, Sakura hatte ihn schon!
    Trotz der ganzen Späße entwickelte sich das Gespräch der beiden nun in eine ernstere Richtung. Die Zukunft. Beziehungsweise Rumis ungewisse Zukunft. Sie hatte den Kopf gesenkt und darum gebeten, das Thema zu wechseln. "Hey", sagte Sake ruhig, sie hatte ihre Hand sanft an Rumis Schulter gelegt. "Ich habs auch ganz lange nicht gewusst. Manchmal muss man das Leben einfach auf sich zu kommen lassen." Sie lächelte sanft. "Aber ... du wolltest ja das Thema wechseln ... also ... hm ... also ... lebst du schon lange hier? Bist du hier aufgewachsen? Und was machst du sonst so? Wenn du nicht gerade Postkartenständer aufhebst, die irgendso nen' Vollidiot umgeschmissen hat ...?"

    Sherry / kommt an [von: Die Insel des Mondscheins]
    trifft auf Alma
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    Es war dunkel. Mitten in der Nacht. Tiefschwarz. Die Nacht war mondlos, doch ein paar wenige frostig blasse Sterne standen am Himmel. Weit verstreute blinkende Lichtpunkte. Sie spendeten den gequälten Seelen Hoffnung. Trost. Und eine dieser gequälten Seelen schlich gespenstisch über dem feinen Sandstrand. Sie kam nur schleppend voran und hinterließ eine tiefe, undefinierbare Spur im Sand. Der Wind schlief allmählich ein, eine seichte Welle lief auf den Strand zu, wurde abgebremst, türmte sich wütend auf und brach verzweifelt ab. Wehmütige, rote Augen beobachteten das ruhige Treiben. Ein plötzlich auftretender Schmerz in ihrer linken, unteren Körperhälfte hatte sie innehalten lassen. Ein spitzer, erbarmungsloser Schmerz, stechend wie von einem Messerstich herführend. Kein Laut verließ die rauen Lippen, kein Seufzer, keine Klage entrang sich der gequälten Brust. Ihr Leben war vergiftet, ihr Herz nekrotisch schwarz. Nicht mal einem einfachen Kappa - eine niedere, stinkende Gottheit - hatte sie dem Garaus machen können, was zur Hölle war nur aus der einst so mächtigen Hexenprinzessin geworden? "Verflucht seist du", kam es ihr zähneknirschend über die Lippen. Die unbeschadete Hand auf die schmerzende Seite gedrückt. Du, sie richtete sich auf, wandte das wütende Gesicht dem Wellen entgegen, sollst verflucht sein! Ein lauter von Groll erfüllter Laut verließ schreiend ihre Kehle. Sie brüllte, brüllte so laut und so lange sie konnte. Sie brüllte den unbändigen Wellen ihre gesamte Frustration entgegen. Die Frustration über ihre momentane, aussichtslose Lage. Sie wäre nicht hier, sie wäre nicht so, wenn sie nicht gewesen wäre. Sie wäre verdammt nochmal nicht am Strand und würde nicht kraft- und machtlos im Schneckentempo 'nach Hause' kriechen. 'Nach Hause'? Sie musste es bloß zum Schloss der Hexenprinzessin schaffen, Noita und Majo hatten ihrem 'Rubik's Cube' erfolgreich die Stirn geboten. Wie erwartet. Wobei sie weniger mit Noitas und mehr mit Majos Intension gerechnet hatte. Hm, Majo, diese Möchtegern-Hexe. Eine bittere Enttäuschung, mehr nicht. Enttäuschung? Pah! Das war sie vielleicht als Kleinkind, nachdem ihre Mutter sie bei ihr abgeben hatte, eine Enttäuschung, ja. Sie war naiv und unverdorben, aber sie hatte Potential. Aber nach den heutigen Geschehnissen ... erst das Smartphone und dann erstarrte sie auch noch zu einem Stein als sie ihrem mächtigen Würfelmonster gegenüberstand. Eine Schande! Eine Schande war es, dass sie sich als 'Hexe' bezeichnete. Dass ausgerechnet Noita sie rettete ... Dass hatte selbst Sherry nicht erwartet, ihre Emotionen kochten über und aus ihrer Not heraus wollte sie nur noch eins: Majo beschützen. Und die magische Energie sprudelte nur so aus ihr heraus, ha! Und genau diese würde sie - sobald sie in ihr Schloss zurückgekehrt war - mit Freuden aufsammeln! Dann würde sie endlich wieder zu Kräften kommen. Aber der Weg dorthin gestaltete sich schwieriger als gedacht. Schleppender. Mittlerweile hatte sie sich wieder stöhnend in Bewegung gesetzt. Langsam setzte sie ein Bein vors andere. Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Das Gesicht war verschmiert vom Dreck und Schweiß, die sonst so prächtigen, blonden Locken waren nass und zum Teil verklebt, durch diese widerlich, schmierigen Algen, die ihr der Kappa ins Gesicht geworfen hatte. Ihre rechte Hand blutete immer noch, weil sie die Wunde nicht abgebunden hatte, da sie ihren schönen, schwarzen Umhang nicht unnötig beschmutzen wollte. Schwerfällig bewegte sie sich im weißem Pulversand fort. Als plötzlich ein seltsames Geräusch an ihre empfindlichen Ohren drang. "Hm?" Sie schaute auf, die Augen zu schmalen Schlitzen verzogen und erkannte ... pechschwarzes Haar. "Noita?" Ihr Herz blieb für einen Moment stehen. Erschrocken riss sie die Augen auf. Wie konnte sie sie verdammt nochmal hier find-? "Oh?" Moment! Beim genaueren Hinsehen erkannte sie - trotz der Dunkelheit -, dass es sich nicht um ihren lausigen Abkömmling handelte, nein. Da stand ein anderes, schwarzhaariges Mädchen vor ihr und starrte sie mit großen Augen an.

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    Sherry van Lichtenstein


    Die Hexenprinzessin

    "Mythen und Geheimnisse begleiten sie schon ihr ganzes Leben, wie der dunkle Mantel, der schwer auf ihren Schultern lastet. Niemand kennt den wahren Grund, weshalb die Hexe - ein Schatten ihrer selbst - nach Riverport zurückkehrte. Sie musste verflucht sein, ein weiteres Mal einen Fuß auf dieses Land zu setzen."

    "Sie fauchte, sie kratzte, sie beißte, nur, damit es niemand bemerkte. Die unersättigte Liebe einer Mutter. Einer Mutter, die nichts anderes im Sinn hatte, als das eigene Wohlbefinden. Durfte sich so etwas überhaupt als 'Mutter' schimpfen?"

    Beziehungen:


    Joe & Cinnamon 3810-joe-rftod-png

    Er verzog die Lippen zu einem schmalen Schlitz. Hm, die Cinnamon von gestern war nicht so provokant. Oder? Hatte er es nach dem gefühlt fünfzehnten Met nur nicht mehr bemerkt? Doch, doch, sie war viel schüchterner und zurückhaltender! Aber heute, wo sie den Hünen schon besser kannte, und sie ihn (wohlbemerkt) schon nackt gesehen hatte, konnte sie jetzt ihr wahres, gehässiges Gesicht zeigen! Er grinste, als sie sich neben ihn auf den Boden fallen ließ. Erstaunlicherweise nahm sie sein Kompliment einfach so an - ohne Widerworte. Er hob überrascht eine Augenbraue. "Angeln?" Er hatte sie nicht für die typische Anglerin gehalten oder ... hatte sie gestern so etwas ähnliches erwähnt? Hm? Der Hüne überlegte angestrengt. Nein, oder? Nur, dass sie Fisch mochte, was auch erklären würde, warum sie Fisch mochte ... "Schon gut!", winkte er ab. "Du wirst gleich sehen, wie viel Kondition ich wirklich habe!" Er lächelte und als Cinnamon aufstand und sie sich ihren Speer schnappte, richtete sich Joe ebenfalls auf. "Sehr gern! Möchtest du Kampfhaltungen durchgehen ...", er schnappte sich sein Übungsschwert und zeigte damit auf die Rothaarige, "... oder gleich richtig kämpfen ...?" Er meinte natürlich einen 'Übungskampf'. Sie konnte mit ihrem stumpfen Speer ohnehin nur wenig ausrichten ...

    Simone & Ludmilla beim Springbrunnen
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    Den Kopf zur Seite geneigt legte sie den Zeigefinger nachdenklich ans Kinn. Sie beäugte die junge, adrett gekleidete Frau vor sich eingehend. Eine tiefe, besorgte Falte bildete sich auf ihrer Stirn, die allerdings hinter dem fransigen Pony im Verborgenen blieb. Die adrette Dame hatte zwar ein reizendes Lächeln aufgesetzt und gesagt, das es schon ginge, aber Simone, die junge Ärztin, konnte nicht aus ihrer Haut. Sie vertraute auf ihre natürliche Intuition und verringerte den Abstand zwischen sich und der anderen mit einem großen Schritt nach vorn. Das scharfe Auge betrachtete das makelose Anlitz der geschmackvollen Hutträgerin ausgiebig. Ihr extrovertiertes Äußere passte zu ihrem kommunikativen Charakter, als würde sie sich über ihren Look definieren. Prunkvoll und auffällig. Sie schwadronierte - wie Fremde das normalerweise oft machten, weil sie nicht wussten, worüber sie sonst reden sollten - über das Wetter. Das warme Wetter. Sie horchte auf. Der Blick fiel unwillkürlich auf ihren weißen Kittel. Sie stutzte. Ja, der hartnäckige Winter hatte sich längst ergeben und war dem unbeständigen Frühling gewichen.
    Unbeständig, ja? Man hätte auch 'launenhaft' sagen können. Ja, die Sonne schien munter und der Himmel war wolkenleer, aber die unberechnenbaren Launen des Frühlungs schickten hin und wieder einen frischen Wind durch die Straßen und Gassen Trampolis, sodass sich einem die Nackenhaare aufstellten. Sicherlich, die Temperaturen waren gestiegen, es war zum Teil recht angenehm, aber Simone schüttelte inständig den Kopf und sagte: "Nein, gewiss nicht." Es war nicht warm. Es war nur wärmer als im eisigen Winter. Aber bei zwölf Grad Außentemperatur sollte man draußen nicht zu leicht bekleidet herumstolzieren. Sonst droht Erkältungsgefahr! Umso erschreckender war es, dass der Frau auf einmal so warm wurde, dass sie zu schwitzen begann. War ihre 'Augenverletzung' doch schwerwiegender als anfangs gedacht? Zeigte sie jetzt schon vegetative Symptome? Anstieg der Körperkerntemperatur? Schweißausbrüche? Simone horchte auf. Ohne auf ihre Fragen einzugehen, trat sie nochmals einen Schritt näher an sie heran. Sie kniff die Augenbrauen zusammen und betrachtete prüfend die abweisenden Augen ihres Gegenübers. "W-was ...?" Ohne groß darüber nachzudenken, packte sie das Kinn der jungen Frau und drehte es in ihre Richtung. Simone war es gewöhnt Fremde zu Untersuchungszwecken einfach so - ohne Vorwarnung - zu berühren. Dass sie sich diesmal aber nicht in ihrer Klinik, sondern auf offner Straße befand und sich ihr Gegenüber vielleicht gar nicht untersuchen, geschweige denn anfassen lassen wollte, blendete die eifrige Ärztineinfach aus. Ihr scharfes Auge sprang zwischen den Augen der anderen aufgeregt hin und her. "W-was ...", wiederholte sie, "für eine außergewöhnliche Anomalie der Pupillen ... habe ich noch nie gesehen ..." Eine Abweichung der Pupillen verhieß nie etwas Gutes, Simone hatte schon so einiges gesehen, aber eine solche 'herzförmige' Verformung der Pupillen war ihr noch nie untergekommen.

    Joe & Cinnamon
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    "Urgh!", stöhnte er auf. Das Stechen wollte nicht vergehen. Verdammt, er legte seine Hand auf die schmerzende Seite, er hatte also doch ... Seitenstechen. Wie war das nochmal ...? Tief ein- und ausatmen? Er blieb stehen und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf seine Atmung. Aber Cinnamon, die sein kurzes (aber hartes) Aufwärmungsprogramm erstaunlicherweise leichtfertig hinter sich gebracht hatte (alle Achtung!), störte natürlich seine Konzentration. "Hm?" Er öffnete ein Auge und schielte grimmig zu seiner angespornten Trainingspartnerin. "Nein, ich möchte mich bloß physisch wie psychisch aufs Training vorbereiten ...", knurrte er. Er wandte sich ab und atmete noch einmal tief ein und aus. Der stechende Schmerz an seiner Seite wurde allmählich immer weniger bis er letzten Endes vollstens verschwand. Er öffnete die Augen wieder und schaute grinsend zu seiner rothaarigen Begleitung. Mit einem Schulterzucken reagierte er auf ihren gehässigen Kommentar. Natürlich, hatte sie recht! Wie könnte es auch anders sein? Er hätte sich nicht so mit dem Brötchen vollstopfen sollen ... Aber es schmeckte einfach zu gut, außerdem hatte er einiges nachzuholen, schließlich hatte er fast einen ganzen Tag lang nichts gegessen! Er beäugte wieder seine Begleiterin, nutzte nochmals (hoffentlich unbemerkt) den kurzen Augenblick zur Ruhe. "Aber nicht schlecht! Ich muss dich loben!", grinste er. "Das waren korrekte Liegestütze! Hätte nicht gedacht, dass du so ... fit bist ..." Das hatte er wirklich nicht von ihr erwartet, dem zugeknöpften Bibliothekmäuschen, aber die bebrillte Cinnamon war - und das musste er langsam echt mal begreifen - immer wieder für eine Überraschung gut.


    3810-joe-rftod-pngJoe & Cinnamon

    Allen gut gemeinten Ratschlägen zu trotz, verputzte er allein auf dem Weg hierher zwei weitere Brötchen mit Käse. Und eine halbe geräucherte Wurst. Das Obst ließ er gekonnt links liegen. Er atmete tief ein und aus: Aahh, das hatte vielleicht gut getan! Seine Sachen stellte er neben Cinnamons Speer ab. Er reckte und streckte sich und zur Krönung rutschte ihm auch noch ein ausgelassener Gähner über die Lippen. Hm, vielleicht stimmte es ja doch? Zu viel Essen machte einen träge ... Aber das Training und die Bewegung an der frischen Luft würden seine müden Glieder schon wieder aktivieren. "Hm?" Großer Krieger? Oh ja, an diese Anrede könnte er sich gewöhnen! "Du machst das schon ganz gut", sagte er mit einem Lächeln. Süß, wie sie sich dehnte. Aber das dürfte nicht reichen! "Wir müssen uns richtig aufwärmen!", verkündete er jetzt super motiviert. Auf seine Worte, folgten sogleich Taten: "Auf der Stelle laufen! Hampelmann!", er ließ sich auf den Boden fallen, "Liegestütze! 1, 2, 3 und nochmal von vorne!" Er richtete sich wieder auf - urgh, was war das denn? Ein Stechen im Bauch! Lag das am Essen? Oder war das ... Seitenstechen ...? Nein, der super trainierte Joe hatte doch kein Seitenstechen! Es musste am Essen liegen!

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    Mit einem breiten Grinsen packte er Cinnamon noch etwas ein. Er selbst schnappte sich noch eines der Brötchen, das er jetzt verspeisen konnte und schulterte dann das mittlerweile Zentner schwere Fresspaket. Sie gingen den Gang entlang, als ihn Cinnamon fragte, warum sie eigentlich nicht hier trainierten. Und noch bevor er ihr antworten konnte, lieferte sie ihm auch schon die passende Antwort. Er knirschte mit dem Zähnen. Sie hatte ja so recht, leider. Außerdem waren Bade und er nicht immer einer Meinung. Er wollte nicht vor Cinnamon schlecht dastehen, wenn er ihr eine Kampftechnik zeigte und Bade diese korrigierte, bzw. sie komplett änderte. Zudem hatte er keine Lust sich mit dem anderen Anwärter um den besten Trainingsplatz zu streiten. Um diese Uhrzeit war echt viel los. Er wollte Cinnamon lieber für sich alleine haben. Auf dem Trainingsplatz angekommen, nahm er sich ein Übungsschwert - ein einfaches Holzschwert - aus der Kiste. Auf ihre Frage hin, klopfte er mit dem Schwert sanft auf ihren Kopf. "Klar", sagte er. "Was glaubst du denn, wer die Dinger schnitzt?" Dann durfte er sich doch wohl auch eins mitnehmen! Nachgefragt hatte er aber wirklich noch nie. Sein grimmiger Blick schweifte nochmals über den Trainingsplatz. "Komm, wir gehen!" Er führte sie mit der Hand an der Schulter wieder durch die Kaserne und durch die reparierte Eingangstür.
    gehen >> Großer Baum

    Joe & Cinnamon
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    Untersteh dich!
    Ha! "Schade", sagte er nachdem er laut aufgelacht hatte. Anscheinend hatte sie nur so 'cool' getan. Das hatte er sich aber auch schon gedacht. Er sammelte sein Werkzeug wieder zusammen und verstaute alles in einem kleinen Beutel. Dann ging er mit Cinnamon im Schlepptau in die Küche. Er öffnete sämtliche Schranktüren und suchte sich aus den Töpfen und Gefäßen das beste heraus. "Möchtest du auch noch was? Oder reicht dir ...", er blickte verächtlich auf das verbliebene Obst in ihren Händen, "das da?" Er schnappte sich einen großen Beutel und legte verschiedene Brötchen und ein halbes Brotlaib hinein. Sowie ein wenig Käse und verschiedene Würste. Im großen und ganzen ein zehn Pfund schweres Fresspacket. "Vergiss nicht", warnte er sie, "wir haben heute viel vor." Und Training konnte ganz schön hungrig machen! Bevor sie aufbrachen, wollte er sich noch eins der Übungsschwerter mitnehmen. 'Nur' mit einem Speer ließ sich schließlich schlecht kämpfen, also, ließ es sich schon, aber Joe wollte schon authentisch mit ihr trainieren.

    3810-joe-rftod-pngCinnamon & Joe

    Er fummelte längst wieder an dem Türschloss herum, als Cinnamon mit dem Essen unter'm Arm und einem flotten Spruch auf den Lippen wieder zu ihm zurückkehrte. "Ach so?" Er schaute von seiner Arbeit auf und grinste breit. Wenn sie sich mit dem Spruch nicht ins eigene Fleisch geschnitten hatte ...? Sie war heute so anders, ganz anders als gestern. Was eine gemeinsame Nacht auf dem kalten Küchenfußboden nicht alles ausmachte ... "Wenn das so ist", sagte er breit grinsend, "zieh' ich mich gleich wieder aus." Er beäugte sie von oben bis unten und leckte sich unwillkürlich über die Lippen, als sein Blick auf die Lebensmittel unter ihrem Arm fiel. "Ist das ... Obst?", fragte er. Die Enttäuschung in seiner Stimme konnte er nicht verbergen. "Warum denn 'nur' Obst? Hast du nichts anderes gefunden?" Er schüttelte den Kopf. "Cinnamon, ich bin kein Kanichen. Ich bin ein Mann. Außerdem habe ich seit gestern nichts mehr gegessen, ich brauch was Deftiges! Was richtiges!" Einen ganzen Brotlaib, zum Beispiel. Mit Käse und harter Wurst, Trockenfleisch und dem Braten von gestern. Irgendwas, was nicht ... Obst war. Er seufzte und widmete sich dann wieder seiner Arbeit. Er drehte die letzte Schraube fest und rüttelte wild an der Klinke herum. Die saß fest. Er überprüfte das Ergebnis, indem er die Tür mehrmals öffnete und wieder schloss. Alles ging wieder seinem gewohnten Gang. "Sehr gut!" Er lockerte die Handgelenke, drehte sich wieder zu der Rothaarigen und verkündete: "Dann mach ich mir jetzt ein Lunchpaket, das Obst kannst du gerne alleine aufessen."

    Joe & Cinnamon
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    Anscheinend hatte Cinnamon heute nicht vor, eine große Hilfe zu sein. Unwillkürlich biss er sich auf die Unterlippe, als er die Hand mit der Türklinke wieder senkte. "Friedlich?", wiederholte er mit erhobener Augenbraue. "Eine Armee Trolle, die grölend in den Krieg zieht wäre leiser als du." Er lächelte verschmitzt. Wobei Cinnamons anfängliche Entrüstung mittlerweile einem hämischen Grinsen gewichen war. Anscheinend amüsierte sie seine prekäre Lage. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Hm, interessant! Das hätte er ihr nie zugetraut, nein, diesen Charakterzug hätte er ihr niemals nachgesagt, aber Cinnamon war allem Anschein nach schadenfroh. Seine Nacktheit machte ihn wahrscheinlich in ihren Augen verwundbarer, sie fühlte sich möglicherweise überlegen. Und ihre nächsten Fragen bestätigten seinen Verdacht, sie zog ihn auf. Er schüttelte lächelnd den Kopf. Ja, an diesen Morgen fand er weitaus neue, faszinierende Seiten über sie heraus. "Die Tür war schon vorher kaputt", sagte er mit einem Seufzen, "ich muss das jetzt reparieren, du musst dich also noch mit deinem Training gedulden! Ich geh' jetzt mein Werkzeug holen." Er drehte sich um und präsentierte Cinnamon selbstbewusst seinen blanken Hintern. Das Leinentuch noch immer vor seinem besten Stück stolzierte er selbstgefällig die Treppen hinauf. "Ich hab Hunger!", rief er noch die Treppen hinunter. "Könntest du vielleicht in die Küche gehen und mir etwas holen? Dann könnten wir auch schneller los!" Sobald er das mit der Tür erledigt hatte, versteht sich. Aber erstmal verschwand er auf sein Zimmer. Er warf das Leinentuch in die nächste Ecke und zog sich im Interesse aller eine weinrote Hose an. Und ein grauweißes T-Shirt. Er suchte noch sein Werkzeug zusammen, ehe er die Treppenstufen wieder hinab stieg, um sich endlich dem Türschloss widmen zu können.

    Sakura & Rumi spazieren durch den Park
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    "Kein Problem"
    , winkte die Blonde ab. "Ich studier' Medizin, ich weiß damit umzugehen." Sie lächelte, räusperte sich nochmals und beseitigte so den letzten Hustenreiz. "Ach", winkte sie abermals ab, "das ist kein Hexenwerk. Jeder der viel auswendig lernen kann, kann Medizin studieren. Wenn du wie ein Äffchen auf Knopfdruck das richtige Wort sagst, gehts ..." Das sagte sie jetzt so 'cool', dabei wollte sie nach dem ersten Tag ihres Studiums am liebsten alles heulend hinschmeißen. Mittlerweile hatte sie sich an das viele Auswendiglernen gewöhnt. Am Anfang eines jeden Studiums musste man eben erst das Lernen lernen. "Die Chirurgie", antwortete sie auf Rumis Frage. "Am liebsten die Viszeralchirugie, also das Operieren der inneren Organe. Das interessiert mich eigentlich am meisten ... " Jedes Organ hatte seine eigene, komplizierte Funktion. Selbst die Milz. Lange Zeit galt sie als überflüssig. Heutzutage kennt man ihre wichtige, aber nicht überlebenswichtige Funktion. Die Milz und Sakura hatten irgendwie viel gemeinsam, sie wurden oft in ihren Fähigkeiten unterschätzt.
    Sake schnipste den Zigarettenstummel weg. Sie drehte sich wieder zu Rumi und sagte: "Weißt du denn schon, was du mit deinem Leben nach der Schule anfangen willst?" 

    Simone & Ludmila beim Springbrunnen
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    Die Hände noch immer in die Hüften gestemmt atmete sie tief ein und aus. Ahhh frische Landluft, sehr schön, für die Lungen und die Seele gab es nichts Besseres. Sie wollte sich gerade abwenden, sich in Bewegung setzen und sich ein frisches Brötchen vom Bäcker kaufen, um ihren unerbittlichen Hunger zu stillen, als plötzlich eine fremde Frauenstimme an ihr Ohr drang. "Hm?" Was hatte sie gesagt? "... ich muss mir die Augen waschen ..." Hö? Augen waschen? Sie drehte sich in die Richtung, wo sie die Stimme vermutete und entdeckte eine junge, adrett gekleidete Frau. Sie trug einen großen, prächtigen Hut, der eigentlich nicht so aussah, als wäre er für den Alltag gedacht. Im Allgemeinen war diese Frau viel zu schick gekleidet für die einfachen Straßen des Marktplatzes. "Was ins Auge bekommen?", kam es der Lilahaarigen prompt über die Lippen. "Damit ist nicht zu spaßen und ich weiß, wovon ich rede ..." Sie lächelte. Sie musste nicht extra auf ihre Augenklappe deuten, es war offensichtlich, dass sie sie meinte.

    Joe & Cinnamon bei der Eingangstür
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    Er konnte es nicht lassen, er schüttelte und rüttelte an der Klinke. Er öffnete die Tür etwas weiter und suchte mit dem Fingern nach den Schrauben. Mit Hilfe der Fingernägel drehte er sie in verschiedene Richtungen in der Hoffnung irgendwas zu verändern. Er arbeitete so konzentriert, dass er alles andere um sich herum ausblendete. Zum Beispiel die Tatsache, dass er halbnackt in der geöffneten Tür stand. Als plötzlich jemand laut seinen Namen rief, zuckte er erschrocken zusammen, so heftig, dass er die rechte Hand blitzartig zurückzog und mit ihr auch die Türklinke. Im selben Atemzug löste sich das Leinentuch durch die schnelle Bewegung von seinen Hüften. Ups! Die linke Hand schnellte nach unten und ergriff - im letzten Moment - den äußeren Zipfel. Damit konnte er seine Scham gerade so noch bedecken. "Cinnamon?!", kam es ihm entrüstet von den Lippen. "Erschreck' mich doch nicht so ..." Seine Augen fielen auf seine rechte Hand mit der losen Klinke. Er hatte sie ausversehen ausgerissen. "Sieh", sagte er, "was du angestellt hast ... Jetzt muss ich mein Werkzeug holen ..." Er streckte ihr die Türklinke entgegen, während seine andere Hand seinen Schambereich mit dem Leinentuch geringfügig bedeckte. Sie sollte ihm die Klinke abnehmen, damit er beide Hände frei hatte, auch wenn er im Gegensatz zu ihr kein Problem damit hatte, ihr im Adamskostüm gegenüber zu stehen.

    Electra, Maerwen & Ren in Electras Zimmer
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    "Maerwen, ich-", versuchte sie es erneut, doch ihre Stimme versagte. Die bittere Kälte, die der Wächter in jeder Faser seines Körpers spürte, konnte Electra auch spüren. Im Gegensatz zu ihrem tollkühnen Retter in der Not, merkte man ihr das aber deutlich an. Sie zitterte immer noch. Sie konnte nicht so 'cool' und souverän bleiben wie der Wächter und sie verfluchte und beneidete ihn zeitgleich dafür. Verdammt, Maerwen. Wenn sie wütend war, konnte sie so angsteinflössend sein, dass einen das Blut in den Adern gefrierte. Sie kannte sie schon so lange und sie hatte sie das ein oder andere Mal schon wütend erlebt, aber ihr Groll hatte selten bis gar nicht ihr selbst gegolten. Es war beängstigend einmal auf der anderen Seite zu stehen ... Ihre unheimlich fiese Ausstrahlung, ihr düsterer Gesichtsausdruck und ihre finsteren Augen, die erbarmungslos über den Rand ihrer Brille über sie urteilten. Du solltest dich schämen, sagten sie. Schämen! Und sie schämte sich - bei Gott - sie schämte sich in Grund und Boden. Und es wurde noch schlimmer, als Ren das Wort ergriff. Ihre Kinnlade klappte herunter. "Ren!", rief sie empört. Sie griff seinen Ärmel und zog daran. D-das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt, oder ...? Oder?! Er konnte doch nicht einer Bediensteten des Hause Saint-De-Coquilles so auf die Füße treten! Nicht in Electras Beisein! Zumal sie ihr ja aufgetragen hatte, das Festival der Magie in ihrer Vertretung zu besuchen, aber das konnte Ren ja nicht wissen ... Sie wollte noch etwas sagen, wollte noch etwas erwidern, als er sie wieder so ansah und sie fragte, ob sie sich sicher war, dass er gehen sollte. "I-ich ... ähh ...", ihre Stimme versagte wiedermals. Verdammt. Das würde er als ein 'Nein' abtun. Seine nächsten Worte verschlugen ihr abermals die Sprache. Er behauptete, in seiner widerlich wichtigtuerischen Art, dass Electras Probleme erst nach Maerwens Auftauchen aufkamen. Und die Angst. Moment? Angst? Ihr klappte erneut die Kinnlade herunter. Verdammt, Ren! Ja, sie hatte Probleme. Ja, sie hatte Angst. Sie wusste nicht, was sie machen, sagen, geschweige denn denken sollte. Diese Situation überforderte sie. Immerhin war sie krank, der Grippe ergeben mit neununddreißig Grad Fieber. Vor einer Stunde hatte sie noch bewusstlos auf dem Boden des Parks gelegen und jetzt das ... Das war zu viel für die momentan so labile Adelige und auf einmal ... auf einmal kam ihr eine Idee. "Ren! Maerwen! Ich ... Mir ... wird ganz schlecht ...", verkündete sie, dann verdrehte sie die Augen und ließ sich wie ein nasser Sack aufs Bett fallen. Vielleicht würde das ja die Streitigkeiten der Beidem im Keim ersticken ...