(schnell posten solange das Wlan noch da ist xD aka yesterday after midnight..)
Schweigen. Stille. Man könnte meinen Chlorica wäre wieder ins Reich der Träume gewandert, welches ihr offenbar einiges mehr bot als die Realität, die ihr missfiel. Ihm sollte es gleich sein. Er wusste, dass Chlorica nicht schlief, nicht jetzt. Und er behielt Recht, zumindest einmal. Die Maid richtete ihren Kopf wieder auf, wandte sich ihm zu, strahlte, lächelte. Erstaunt sah Vishnal in ihr perfektes Gesicht, dass sich nie in derartiger Schönheit zeigte. Jedes einzelne Teil des Bildes, dass sich ihm soeben bot, fing er ein, wollte es behalten, für sich, in seinen Gedanken. Er blickte einen Moment zu lange in das Gesicht seines Gegenübers und begriff umgehend wie trügerisch die Realität war, wie illusorisch, wie falsch. Seine Annahme bestätigte sich bereits im nächsten Augenblick. »Vishnal, du Nichtsnutz!« Er seufzte innerlich. Alte Worte, die sich ihm gegenüber immer wiederholen würden. Wie lange war er schon völlig abgestumpft für jegliche Arten solcher Beleidigungen? Ein trauriges Lächeln wollte sich auf seine Lippen schleichen, doch der Butler unterband es, wusste aus Erfahrung, dass es das Beste war, nichts zu tun, zu sagen, sich nicht zu regen, bis die Dame ihm gegenüber wieder verstummte und müde von ihren eigenen Worten wurde. Er schloss lediglich für einen kurzen Moment die Augen, wappnete sich innerlich auf die Tirade, die ihn sogleich folgen würde und überlegte insgeheim für welch charmante Auswahl sie sich diesmal entscheiden würde. Da Chlorica sich einen Augenblick zuvor noch erstaunlich offen gegeben hatte, könnte es möglicherweise gar interessant werden. Zuhören tat er immer, töricht wäre es gewesen anders zu handeln. Aber gut, dass hätte ihr Bild von ihm nur noch um eines mehr bestätigt.
Vishnal beobachtete jede ihrer Bewegungen genau, verfolgte wie sie aufstand, sich nicht vorhandenen Staub von den Klamotten klopfte und dabei dennoch nichts on ihrer Eleganz verlor. Gähnte, natürlich. Dieser Umstand schien ihr unangenehm, anders als ihre Worte, die dem Gift einer Schlange glichen, rein und tödlich. Es wäre gelogen, würde er behaupten, ihre erneute Ausdrucksweise ihm gegenüber würde ihn nicht verletzen. Gleichzeitig wirkte seine Kollegin gerade derart surreal, dass er Mühe hatte ihre Präsenz zu erfassen. Chlorica verstummte, hatte viel gesagt und doch nicht mehr als theatralische Dramatik, die für ihn keinerlei Bedeutung hatten, weswegen er in ihren Augen nichts wert war. Grotesk! Stille legte sich erneut über den Gasthof. Die Lautlosigkeit hatte weder etwas Angespanntes noch etwas Tröstliches in sich, sie war lediglich unausweichlich vorhanden. Vishnal gab der Handlung Überlegung, schweigend aufzustehen und den Raum zu verlassen, doch befand sich etwas in ihm, dass ihn daran hinderte. Trauer? Empfand er Traurigkeit, Enttäuschung? Verzweiflung gar? Nein, lachhafterweise empfand der junge Butler Wut, welche ihn dazu trieb ebendieser Ausdruck zu verleihen, was genauso töricht war, wie Chlorica ihn eben dargestellt hatte. Doch wen kümmerte es? Sie würde ihr Bild sowieso niemals ändern, nicht ohne einen Anlass, den er ihr tatsächlich kaum geben konnte. Und er selbst? Belanglos.
»Chlorica meine Liebe, es erfreut mich, dass zumindest ich dir etwas Belustigung bieten kann, da es sonst nur wenig zu geben scheint, was die Veranlagung besitzt, dir eine Freude zu bereiten. Niemals sprach ich von einem Vertreiben Deinerseits, was ehrlich gesagt an ein Wunder grenzt, wenn man das deinige Verhalten zu den Menschen in deiner Umgebung betrachtet.
Chlorica, ich kenne dich nicht. Es ist weder ein Vorwurf, noch ein Appell, lediglich eine Feststellung. Wir befinden uns nur zufällig im selben Arbeitsverhältnis, welches auch nur der Fall ist, da wir Tätigkeiten verrichten müssen. Die Wahrscheinlichkeit unserer Begegnung war so gering wie jede andere Alternative auch. Ich kenne dich nicht, da du nichts von dir Preis gibst. Dennoch verlangst du schamlos, dass ich jedes verworrene Detail deiner Worte entschlüsseln kann? Verzeih das ich dich unter diesen Umständen missverstehe und erachte mich als dumm und töricht, wenn ich die Zusammenhänge, die du dir machst, nicht nachvollziehen kann, da sie mir nicht vorliegen. Die Melancholie hat in dir keine Opfer gefunden? Meinen herzlichen Glückwunsch. Ich hatte für einen Augenblick schon die Befürchtung, dass du es tatsächlich wagst Gefühle anzunehmen und Menschlichkeit zu zeigen. Wie arrogant von dir zu glauben, dass meine Achtung dir gegenüber selbstverständlich ist! Selbstgefälligkeit kann dich nicht ewig schützen. Ich achte dich ja. Als Kollegin, als angestellte Magd im Hause unserer Master. Respektvoller Umgang ist eine Pflicht, eine, die für dich offenbar lediglich Wertlosigkeit darstellt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass dir nicht zu trauen ist, doch erstaunst du mich nichtsdestotrotz immer wieder mit deinen Launen und deinem Eigensinn. Wie lange noch, bis ich die Hoffnung tatsächlich aufgebe? Gut, lass ihn hören deinen Grund, warum ich in deinen Augen nicht mehr wert bin als der Dreck, den du soeben von der Theke gewischt hast.«