[Felicia] bei Ash
Abermals schlag ihr der Blonde jegliche Sorge in Nullkommanichts aus dem Kopf. Ganz offensichtlich schien es sich dabei gar nicht bemühen zu müssen, denn immerhin kam es ihm so einfach von den Lippen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Wahrscheinlich machte genau das ihn zu so einem großen Bruder, so selbstlos zu sein, war wohl einfach Teil seiner Persönlichkeit und schmeichelte ihm selber ungemein! Huh, habe ich das gerade wirklich gedacht? Ganz verwirrte musste die Konditorin erstmal ihren Kopf schütteln, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen. "Ich verlasse mich auf dich. Wenn ich mit Henriette irgendwo im Nirgendwo lande, musst du uns finden. Ich bin keine sonderlich gute Überlebenskünstlerin, noch habe ich einen guten Orientierungssinn!" Lachend gab sie zu verstehen, dass es sich bloß um einen Spaß handelte, auch, wenn sie wahrscheinlich wirklich nicht aus der Pampa wieder zurück nachhause finden würde! Wie Ash dann über seine Tiere sprach, wärmten Felicia abermals das Herz. Er hatte so viel Liebe und Fürsorge übrig, nicht nur für die Menschen, sondern auch für seine Tiere. Wie sagte man so schön? Wer Tiere liebt, muss auch Menschen lieben. Auch wenn es der Blonden durchaus leichter fällt ersteres konditionslos zu lieben. Immerhin stellten sich Tiere als durchaus loyalere Begleiter als Menschen dar. "Es klingt sehr schön, wie du über deine Tiere redest.", gab sie ehrlich in einer sanften Stimmlage zu. "Ich bin mir sicher, dass die Tiere dir am Ende am dankbarsten sind, dass du sie fütterst, streichelst und liebst. Was auf dem Papier steht, interessiert die Tiere wohl besonders wenig. Aber ich lerne gerne alles kennen. Auch die Ausreißer. Vielleicht verstehe ich mich ja gerade mit denen besonders gut!" Die Option - auch wenn es sehr unwahrscheinlich für eine solche so unerfahrene Frau wie Felicia war - wollte sie dennoch im Hinterkopf behalten. Vielleicht werden Träume ja tatsächlich eines Tages wahr.
Ein weiteres Mal bot Ash der Konditorin seinen Schutz in Form von sehr beruhigenden Worten und auf fast wunderhafte Art und Weise schien sie sich binnen Sekunden nicht mehr schlecht zu fühlen. Felicia war bewusst, dass Ash sie genauso neckte, wie sie es auch tat und eigentlich, war Felicia gerne Teil eines Scherzes. Das war sie ihr Leben lang schon und wusste normalerweise immer gut zu kontern. Warum war es dann bei Ash so anders? Warum war es genau er, der sie doch so sehr in Schwanken brachte? "Danke dir Ash", kam ihr nur kurz über die Lippen. Während sie seinen etwas festeren Händedruck spürte, der sie in ihrem Verhalten nochmals versicherte, ,entgegnete sie ihm ein ebenso sichere Lächeln, wobei sie auch seine Hand einmal etwas fester drückte. Sie war unglaublich warm und trotz der Tatsache, dass sich seine Hände nicht nach Seide durch die ganze schwere Handarbeit anfühlte, war die bloße Berührung an sich bereits ein besonders gemütliches Gefühl.
Felicia wagte es gar nicht, für auch nur einige Sekunden in die Augen des Blonden zu blicken. Zu groß war der Scham und die Angst davor, eine ernüchternde Antwort zu bekommen. Aber woher kam die plötzliche Schüchternheit und vorher genau hatte die Blondine eigentlich Angst? Es war nicht so, dass sie ihm ihre Liebe gestanden hatte oder ihm einen Antrag gemacht hatte. Es ging lediglich, um ein Gefühl, etwas fast belangloses. Aber war es das wirklich für die Blondine? Sie hatte so viel mit ihm gespaßt und ihn aufgezogen, dass sie wahrscheinlich gar nicht gemerkt hatte, in welche Richtung sie sich mit ihm bewegte und was für eine Art Gefühl er in ihr auslöste. War sie gerade auf dem Weg dahin, dass sich aus ihrer versehentlichen Bekanntschaft, bis hin zur Freundschaft etwas darüber hinaus entwickelte? Zumindest seitens Felicia, schien sich wesentlich durch den Sinn und musste einmal schlucken. Als Ash' Worte in ihren Ohren erklangen, war sie sich noch etwas unsicher, ob sie es wagen sollte, ihm entgegen zu blicken. Dennoch hob sie ganz zierlich ihren Blick, beinahe wie ein Kind, dass etwas schlimmes getan hatte und aufgrund der Schuldgefühle niemandem in die Augen sehen konnte. Es war unschwer zu erkennen, dass es den Landwirt wohl in eine ähnlich unangenehme Situation gebracht haben muss "Wirklich...?" Felicia musste erstmal inne halten, bevor sie weiter sprach. "Aber ich glaube nicht, du weißt, wie das gemeint war..." Warum sie genau diese Worte wählte? Sie wusste es selber nicht. Auf der einen Seite, wollte sie sich ihm gegenüber klar positionieren, auch wenn sie selber nicht wusste, wo genau sie stand, auf der anderen Seite, zögerte sie, weil sie sich fürchtete, vielleicht vor Ablehnung?
Der Wandel des Gespräches war nötig und daher war Felicia auch umso glücklicher, dass sie sich über etwas unterhalten konnten, wo die Konditorin wirklich aufblühen konnte. "Dann haben wir also einen Deal, ja?", lächelnd blickte sie zu ihm auf, in der Hoffnung, dass es sich tatsächlich um Geheimrezepte, im Plural handelte. Als sie dann versuchten ihre Stupsaktion weiterhin fortzuführen, schnappte sie Ash schon ihre Hände und verschränkte sie ineinander. Einmal noch versuchte sie sich von ihm zu lösen, aber ihre Hände und Finger waren so miteinander verankert, dass sie sich gar nicht herauswinden konnte. Aber so schnell wollte sie noch nicht aufgeben. Lachend bewegte sie sich mit ihrer Nasenspitze auf seine Brust zu und versuchte ihn ein weiteres Mal anzustupsen.
"Zusammen kriegen wir alles hin. Und auf jeden Fall mit Spaß, das versichere ich dir!" Bestätigend drückte sie also nochmal seine Hand und drückte ihn etwas an sich. Da sie sich sowieso schon so nahe waren, störten wenige Zentimeter auch sicherlich nicht mehr ... oder? Hoffentlich räusperte er sich nicht, weil es ihm unangenehm war!
Zustimmend nickte sie einmal "Fest klingt gut. Ich habe auch ziemlichen hunger bekommen. Von mir aus, können wir gerne hin! Vielleicht, finden wir sogar einen Stand, an dem - zumindest ich mich, über Kühe informieren kann!", lachend gab sie zu verstehen, dass wenn einer etwas zu lernen hatte, es wohl eher die Blonde war, als der Landwirt selber.