Beiträge von Dystariel

    Benjamin kommt an | eigenes Zimmer | nächster Morgen im Wohnzimmer
    << Dorfplatz, Halloweenparty


    So leise wie möglich schloss Ben die Haustür auf, da er vermutete, dass seine Großeltern schon schliefen. Ob Charlie von der Party schon zurück war, wusste er auch nicht. Der Flur war dunkel und auch im Wohnzimmer brannte kein Licht mehr. Also hatte er mit seiner Vermutung gar nicht falsch gelegen. Ebenso leise schloss er die Tür wieder hinter sich, entledigte sich seiner Schuhe und schlich die Treppen in Richtung seines eigenen Zimmers hinauf. Dabei nahm er die Taschenlampe seines Handys zur Hilfe. In seinem kleinen Reich angekommen, überlegte er kurz, ob er überprüfen sollte, ob Charlie schon in ihrem Bett lag. Licht brannte jedenfalls nicht, so viel war sicher. Doch er entschied sich am Ende doch dagegen. Partys waren immer recht auslaugend für Ben, was sich nun auch deutlich zeigte. Die Müdigkeit hatte er schon auf dem Nachhauseweg gespürt, nachdem die ganzen neuen Eindrücke aufgehört hatten auf ihn einzuprasseln. Folglich schälte er sich aus seinem Halloweenkostüm, schlüpfte in seine Schlafsachen und begab sich ins Badezimmer, wo er etwas Probleme damit hatte die Halloweenschminke aus seinem Gesicht zu bekommen. Naja, würde schon gehen. Zur Not musste er Charlie morgen nochmal bitten ihm irgendwas zum abschminken zu geben. Ben putze noch schnell seine Zähne, ehe er sich in sein kuscheliges Bett legte und schnell einschlief.



    Der nächste Morgen war leicht bewölkt, aber dennoch weckte das Tageslicht den Schüler. Innerlich ärgerte er sich, dass er gestern ganz vergessen hatte das Rollo etwas herunter zu lassen, sodass genau das eben nicht passierte. Aber was sollte es. Jetzt war er eh schon wach. Ein schneller Blick auf seinem Wecker verriet ihm die Uhrzeit: 8:06Uhr. Eigentlich noch recht früh. Charlie war mit Sicherheit noch nicht wach. Da er jedoch sowieso nicht mehr schlafen konnte, entschied er sich dafür schoneinmal duschen zu gehen. Zu seinem Glück konnte er dabei die letzten Reste der übrig gebliebenen Schminke in seinem Gesicht noch abwaschen. Zudem tat die Dusche wirklich gut und Ben verbrachte vermutlich mehr Zeit damit sich das heiße Wasser über die Haut laufen zu lassen, als es unbedingt notwendig war.

    Mit einem Buch bewaffnet und frischen Klamotten am Leib, folgte er wieder leise dem Verlauf der Treppe in das Erdgeschoss des Hauses, um seine Schwester nicht zu wecken, falls sie denn immer noch schlief. Unten angekommen suchte er kurz nach seinen Großeltern, fand sie mit einem Blick aus dem Fenster schließlich im Garten. Wo auch sonst. Schmunzelnd wandte er sich um, ging in die Küche, wo er sich ein Glas aus dem Schrank holte und dieses mit Orangensaft füllte. Vermutlich würde Charlie auch schon bald wach werden - hoffte er jedenfalls. Gerne wollte er mit ihr zusammen frühstücken. Die ältere Generation in diesem Haus hatte offensichtlich schon gegessen. Eine Tüte mit frischen Brötchen lag allerdings noch auf dem Küchentisch. Ben schlenderte ins Wohnzimmer und ließ sich dort so auf dem Sofa nieder, dass er die Tür im Blick hatte und sehen würde, wenn sein Zwilling aus dem Land der Träume erwacht war. Sein Buch legte er kurz zur Seite, um das Handy aus der Hosentasche zu holen und zu überprüfen, ob Alessa sich gemeldet hatte. War es kindisch, dass er gern wissen wollte, ob sie gestern Abend gut Zuhause angekommen war? Genauso wie gestern rang Ben kurz mit sich, ob er ihr schreiben sollte. Vor einigen Stunden hatte das ‘lieber nicht’-Gefühl überwogen. Doch jetzt wollte er ihr doch schreiben. Also tippe er eine Nachricht an sie. Irgendwie war es immer seltsam einen völlig leeren Whatsapp-Chat zu beginnen. Ob es Künstlern so erging, wenn sie vor einer leeren Leinwand saßen?

    Gleich darauf ließ er das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden, schlug sein Buch auf und begann zu lesen.



    Seaice Ben wartet auf sein Schwesterlein :)

    Benjamin bei Alessa in der Kinoecke | geht

    Stimmt, allzu spät war es noch nicht nach “Partyzeitrechnung” in den größeren Städten. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf Bens Lippen. Auf dem Dorf lief der Hase da etwas anders. Für ihn war es wohl normaler als für Alessa, die wohl häufiger die Clubs der Stadt besuchte. Zwar ließ sich Ben doch das eine oder andere Mal darauf ein, aber ein regelmäßiger Partygänger war er nicht unbedingt. Kurz musterte er das hübsche Mädchen vor sich. Vermutlich war sie ein regelrechtes Magnet für aufdringliche Typen. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, fiel ihm auf, dass er noch gar nicht auf ihre Aussage reagiert hatte. “Ah, ähm, ja. In Riverport würde die Party wohl jetzt erst so richtig in Fahrt kommen, was?”, beeilte er sich daher schnell seine Gedanken auszusprechen.

    Auch wenn Alessa beim Thema Nachhauseweg vermeiden wollte, dass er einen Umweg machen musste, hätte Ben sie so oder so begleitet. Zwar legte er immer viel wert darauf ehrlich zu sein, aber hier hätte er, selbst wenn er einen Umweg hätte machen müssen, wohl von einer kleinen Notlüge Gebrauch gemacht. Nur ungern ließ er sie ganz allein um diese Uhrzeit und noch dazu mit einem so knappen Kleid in der Dunkelheit umher laufen. Der Schüler winkte also ab und sie einigten sich darauf, dass er sie ein Stück des Weges begleitete.

    “Na klar! Du hast mir ja auch Gesellschaft geleistet. Also auch danke an dich., gab er mit einem verschmitzten Lächeln zurück und erwiderte ihre Umarmung im Anschluss - zunächst etwas zögerlich, aber er entschied sich doch schnell dafür sie etwas fester zu drücken. Ein wenig Gänsehaut machte sich in seinem Nacken breit, als Alessa ihr leises ‘bis bald’ in sein Ohr flüsterte. Er nickte einige Male, als sie sich schließlich von ihm löste. Leicht winkend sah er ihr hinterher, ließ langsam den Arm sinken, als sie ihm den Rücken zudrehte. Erst, als er die Kindheitsfreundin kaum noch ausmachen konnte, wandte Ben sich um, und machte sich auf den Weg zu seinem Elternhaus. Er hoffte, dass Alessa sich melden würde, wenn sie Zuhause angekommen war. Falls nicht, würde er ihr wohl noch schreiben ... vielleicht auch nicht. Eventuell war das auch zu aufdringlich? Das würde er sich noch überlegen ...

    → Benjamin geht

    Chase bei Hina und Wayne an der Bushaltestelle

    Ja, er hatte es geahnt. Er hatte diese Antwort geahnt, aber dennoch war er enttäuscht von der des Fremden. Natürlich fuhren keine Busse mehr, hatte schließlich noch gefehlt. Irgendwas musste doch immer passieren, um seine gute Laune wieder Richtung Kellertür zu schubsen. Chase seufzte genervt und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare. Was für eine Scheiße.

    Der Teenager beobachtete Hina dabei, wie sie sich neben den Kerl mit den komischen Klamotten setzte und ihr hübsches Lächeln auf ihre ebenso schönen Lippen zauberte, während sie mit ihm sprach. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mit dem Traktor nach Riverport zu fahren hätte durchaus was, das musste er irgendwie zugeben. Allerdings nur, wenn er selbst am Steuer sitzen könnte und nicht zusammen mit Hina damit umher kutschiert werden würde. Das schrie ihm dann doch zu sehr nach Bauer sucht Frau. Der originale Bauer hier im Bunde fand Hinas Fragen aber anscheinend weniger witzig. Schade. Hätte ja sein können, dass er doch nicht so spießig war, wie er aussah. Aber gut. Anscheinend wollte er auch noch den Held vom Erdbeerfeld spielen und reichte Hina seine Jacke. Jetzt wurde es interessant. Neugierig musterte er seine Mitschülerin und fragte sich, wie sie wohl darauf reagieren würde. Eifersüchtig war Chase keineswegs. Worauf auch? Das ihm diese geniale Idee nicht gekommen war, um sich bei Hina einzuschleimen? Wohl kaum. Hatte er sowieso nicht nötig. Viel mehr interessierte ihn, ob die Blonde ihren Charme weiter spielen ließ und das Kleidungsstück, welches auf jeden Fall nicht der neuesten Mode entsprang, annahm oder ob sie es ablehnen würde.

    Jedenfalls bot der Kerl ihnen seine Hilfe an. Eigentlich etwas, dass Chase an so kleinen Kuhkaffs nicht mochte: Jeder war einfach wahnsinnig hilfsbereit und half absolut jedem. Einfach so, weil sie alle so suuuper freundlich waren. In diesem Fall kam es den beiden aber durchaus zu gute. “Nach Riverport.”, gab Chase die überaus knappe Antwort. War auch irgendwie logisch, wenn er nach einem Bus fragte, der in eben jene Stadt fuhr, oder? Im Feld um die Ecke war er ganz bestimmt nicht Zuhause und etwas anderes gab es hier ja wohl nicht wirklich in der Nähe. Irgendwie hoffte Chase, dass der Typ ihnen einfach den Weg beschreiben und dann wieder gehen würde. Aber andererseits wusste man auch nicht wie gut der Handyempfang zwischen Sternbach und Riverport war, um sich auf Google Maps zu verlassen. Sich Mitten in der Nacht auch noch zu verlaufen, schien die noch viel beschissenere Option zu sein.

    “Du hast was gut bei uns.”, kam es schließlich noch über seine Lippen - eine Art ‘Danke’ sozusagen. Was auch immer das sein sollte, was er ‘gut hatte’. Und eigentlich plante Chase den Typen im Anschluss sowieso nicht wieder zu sehen, also war es eigentlich auch egal. Aber vielleicht motivierte es ihn seine angebotene Hilfe nicht am Ende wieder zurückzuziehen. Kurz sah er zu Hina hinüber, fragte sich wo genau sie überhaupt in Riverport wohnte und war gleich darauf ein wenig erstaunt über seine eigenen Gedanken.

    Cheryl mit Julius und Ivy am Basteltisch, später beim Apfel tauchen | Cheryl geht

    Cheryl musste zugeben, dass sie insgeheim gehofft hatte, dass ihre Kronen-Kreation das Rennen machen würde. Aber Ivy hatte sichtlich Mühe sich zwischen ihrer und der von Julius’ zu entscheiden. Letztendlich entschied sie sich also für beide. Eine Doppelprinzessin - das klang so toll!! Vergnügt kicherte sie. “Du siehst total toll aus mit den Kronen!” Vermutlich wäre es dem Ältesten in der kleinen Runde auch lieber gewesen, wenn er den Sieg davongetragen hätte. Aber es gab nunmal keinen Sieger, damit mussten sich die beiden wohl abfinden. Nein halt! Sie waren beide Sieger! Das klang viel besser. Und gelogen war es auch nicht. Cheryl grinste breit angesichts des Lobes von Julius. “Deine ist auch schön geworden!”, gab sie ehrlich zu.

    Ivy wollte also ihre neuen Kronen feiern. “Eine tolle Idee!, rief sie sogleich, wusste aber auch nicht sofort, was man dafür unternehmen konnte. Zum Glück hatte aber der Mann im Schweinchenkostüm eine super Idee. “Auja! Apfel tauchen!” Wieso war sie nicht selbst darauf gekommen?! Dabei konnte Ivy ihre Kronen auch einfach abstellen oder so. Also griff sie nach ihrer und Julius’ Hand und zog beide in Richtung des aufgebauten Apfeltauchens. Eine ganze Weile beschäftigten ich die drei mit diesem klassischen Halloweenspiel. Cheryl hatte eine Menge Spaß dabei, wurde aber schon bald ziemlich müde. Zudem war es nun auch schon ziemlich spät und sie musste so langsam, nach Hause gehen. Immerhin hatte sie Ash versprochen nicht zu lang weg zu bleiben. Also verabschiedete sie sich von ihren beiden Spielgefährten. “Ich hoffe wir sehen uns mal wieder. Ivy - du kannst gerne mal wieder vorbei kommen zum spielen! Oder ich besuche dich!” eine neue Freundin war doch immer toll und die musste man einfach halten, fand Cheryl. Schnell kritzelte sie die Festnetznummer, die sie auswendig lernen musste, falls mal etwas passierte, auf einen kleinen Zettel und reichte ihn Ivy. Ein Handy besaß sie noch nicht. “Bis bald!", rief sie den beiden noch zu, winkte dabei ausschweifend mit dem Arm und verließ dann den Dorfplatz.



    -> Cheryl verlässt den Dorfplatz


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    Benjamin bei Alessa in der Kinoecke


    Erzählte man Freunden oder anderen Leuten in ihrem alter, dass die Eltern nur selten Zuhause waren, sprudelte häufig der Neid aus ihnen heraus und man wurde sogar beglückwünscht. Alessa kannte diese Sätze nur allzu gut, das wusste Ben. Nicht zuletzt, da er sie selbst oft zu hören bekam. Zwar lebte er nicht ganz allein in dem Haus, so wie seine alte Kindheitsfreundin, doch häufig nahmen andere Teenager an, dass Großeltern deutlich weniger streng waren und man dann ohne die Eltern im Haus quasi machen konnte, was man wollte und nebenbei jeden zweiten Tag 10 Euro per Handschlag zugeschmuggelt bekam. Dass man seine Eltern auf Dauer eher sehr vermisste, sahen die anderen nicht, oder eher selten. Und genau so erging es eben auch Alessa. Ben nickte nur stumm, malte jedoch ein ehrliches Lächeln in sein Gesicht. Mit ihrer Aussage hatte sie genau ins Schwarze getroffen. Jenes Lächeln wurde aber schnell zu einem etwas verlegenen Grinsen. Es war seltsam, dass sie ihn einen Ritter nannte. Zwar vermutete er, dass sie auf das Spiel anspielte, mit dem sie sich als Kinder oft die Zeit vertrieben hatten, aber dennoch machte es ihn etwas verlegen. Immerhin hatte er einfach nur versucht sie aufzumuntern, was er im Grunde genommen für selbstverständlich hielt. Zusätzlich überraschte ihn doch ihre Geste sehr. Gleichzeitig machte diese ihn etwas nervös, weshalb er sich unwillkürlich ein wenig versteifte. Normalerweise war es eben nur Charlie, die ihm so nahe kam. Aber er redete sich in Gedanken einige Male zu, dass es sich hier ja nur um Alessa handelte, die er doch schon so lange kannte und es daher gar keinen Grund gab, dass ihr Kopf auf seiner Schulter Unbehagen in ihm auslöste.

    Ben lachte bei der Vorwarnung von vielen Nachrichten. “Gar kein Problem. Ich freu mich immer, wenn ich helfen kann.” Sein Blick glitt hinüber zur Leinwand, wo der Film gerade in seinen letzten Zügen zu sein schien, während seine Hand noch ein wenig Popcorn aus der Tüte fischte. Es war angenehm nun einfach still nebeneinander zu sitzen und den Rest des Horrorfilms zu gucken. Die unheimlichen Stellen waren jetzt eh so gut wie alle durch.

    Offenbar war das nun auch der letzte für heute gewesen, denn ein Halloweenhelfer erklärte, dass das Fest sich dem Ende zuneigte und die Kinoecke ihren Betrieb jetzt schon einstellen würde. “Nagut, dann sollten wir uns wohl auch auf den Heimweg machen, oder? Du hast es ja noch ein bisschen weiter als ich.” Kurz überlegte er, ob er anbieten sollte, dass es auch möglich wäre, dass sie bei ihm übernachtete, wenn es ihr schon zu spät am Abend war, aber irgendwie erschien ihm das zu aufdringlich. Sie hatten sich ja gerade erst wiedergetroffen. Ben warf einen schnellen Blick auf den Display seines Handys, um die Uhrzeit zu erfahren. “Vermutlich haben sie die Party extra jetzt schon beendet, damit die Gäste aus Riverport noch die letzten Busse nach Hause nehmen können.” Eigentlich ziemlich clever, wie er selbst fand. Soll ich dich noch zur Haltestelle bringen? Oder zumindest ein Stückchen begleiten?”, bot er an, während er sich von dem bunten Kissen erhob und Alessa im Anschluss seine Hand anbot, um ihr aufzuhelfen.

    Sophia bei Aria


    Überraschung zeichnete sich in den Gesichtszügen Sophias ab, als Aria die Nutzmonster erwähnte. Insbesondere die Tatsache, dass das junge Mädchen mit diesen interagierte. Hatte sie denn keine Angst? Etwas ungläubig weiteten sich ihre Augen und sie musterte ihre Begleiterin für einige Sekunden regelrecht sprachlos. Ein kurzes Blinzeln, langsam öffnete sie den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Doch die Adelstochter wagte einen zweiten Versuch und diesmal fand sie auch ein paar Worte, die jedoch ein wenig kleinlaut über ihre Lippen kamen: ”Ist das nicht gefährlich?” Sophia hatte schlicht und ergreifend absolut keine Ahnung von Nutzmonstern und welche Unterschiede es zu anderen Monstern gab. Eigentlich zweifelte sie sogar daran, dass es welche gab, woher auch ihre Verwunderung, ja fast schon halbes Entsetzen kam, dass die Bewohner der Farm ein Mädchen offenbar ganz ohne Aufsicht mit Monstern arbeiten ließen. Zwar beteuerte Aria, dass eben jene Monster süß und freundlich waren, aber so recht glauben konnte sie das irgendwie nicht. Bei der Erwähnung eines gewissen Aaron, der vermutlich ihr Bruder oder einer der Freunde, war die mit der kleinen Dame die Farm bewohnten, legten sich ihre Bedenken jedoch wieder ein wenig. Vielleicht war dieser Aaron ein besonders starker Mann und hatte die Monster gut im Griff, sobald es doch mal von Nöten sein würde. In diesem Moment kam ihr Micah in den Sinn - eine Begegnung die schon so unendlich lange her zu sein schien. Der blonde junge Mann war in der Lage gewesen sich in ein äußerst bezauberndes kleines Wooly zu verwandeln. Vielleicht waren die meisten Nutztiere ja ebenso liebenswürdig? Es war einfach schwierig sich dies vorzustellen, fand Sophia. Immerhin hatte man ihr seit sie denken konnte eingebläut bloß niemals die Monsterareale zu betreten, da dort sonst nur der Tod auf sie warten würde. Eigene Erfahrungen mit Monstern rundeten ihr Bild, welches vorwiegend aus Furcht bestand, ab. Dennoch stahl sich ein Lächeln auf die Lippen der Adelsdame. Aria schien noch mutiger zu sein, als sie bisher angenommen hatte. Wenn nicht sogar viel mutiger, als sie selbst.

    Jenes Lächeln trübte sich jedoch etwas im Anschluss. Wo sie arbeitete? Nachdenklich ließ sie ihren Blick für einen Moment über die Stände schweifen, die so langsam in das goldene Licht der Abendsonne getaucht wurden. Das Fest neigte sich allmählich dem Ende zu. Sophia sah wieder zu ihrer Begleitung. “Nun, ich gehöre der hiesigen Adelsfamilie an und lebe daher in der großen Villa Trampolis mit meiner Verwandtschaft.” Das war es nicht, was ihr etwas Unbehagen bereitete. Sophia mochte es eigentlich im Mittelpunkt zu stehen und tat sich nicht schwer mit ihrer Herkunft, auch wenn es manchmal wohl doch etwas einfacher wäre sich mit dem einfachen Volk zu unterhalten, würde sie nicht in teuren Kleider durch die Straßen laufen. Doch das war auch etwas, was Sophia einfach gewohnt war und sich daher auch nicht daran störte. Vielmehr stieß es ihr nicht zum ersten Mal sauer auf, dass sie den lieben langen Tag … nichts tat. “Du musst wissen, dass wir eine beachtliche Dienerschaft in der Villa beschäftigen, die jegliche Art von Arbeit für die Adelsfamilie erledigt. Mein Vater sowie seine Brüder kümmern sich um finanzielle Dinge.” Eine seichte Schüchternheit stahl sich in ihre Züge. Vermutlich würde Aria nun wissen worauf sie hinaus wollte - da war sich Sophia sicher. Aria war ein kluges Mädchen, was sie in der kurzen Zeit, in der sie sich nun mehr oder minder kannten, schon des Öfteren festgestellt hatte. Sie wusste ja nicht einmal, was sie mit ihren eigenen Worten überhaupt meinte. Die ganzen Finanzen der Familie wurden stets vor ihr Geheim gehalten. Nur ihr Cousin Max, der einzige Erbe der Blutline, durfte sich damit befassen. Ihr, ihrer Schwester und auch ihren Cousinen stand dies nicht zu. Als kleines Mädchen hatte sie das ein oder andere Mal zufällig einen Blick auf Bücher voller Zahlen erhascht, die ihr ohnehin viel zu kompliziert erschienen.

    Die Adelstochter richtete ihren Blick auf die eigenen Hände, welche sie in ihren Schoß gebettet hatte. “Ich gehe keiner festen Tätigkeit nach.” Sie wiegte den Kopf ein wenig nachdenklich hin und her. “Der Adel ist … anders.” Mehr sagte sie vorerst nicht dazu. Wer wusste schon, ob sie das Mädchen mit diesem Thema am Ende nicht langweilte.

    Schwungvoll aber dennoch adrett erhob sie sich von der Bank, richtete die violetten Augen wenige Sekunden gen abendlichen Himmel. Ihr Vater sah es gar nicht gerne, wenn sie zum Einbruch der Dunkelheit nicht wieder in der Villa zugegen war. “Es ist schon recht spät geworden”, wieder ein Lächeln, diesmal weitaus herzlicher. “Erlaubst du mir dich morgen auf der Farm aufzusuchen? Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir alles zeigen würdest.”

    Chase & Hina kommen an und treffen auf Wayne

    Der Abend war schon sehr weit vorangeschritten, wenn nicht sogar schon zur Nacht geworden. Vermutlich schlief schon das ganze Dorf, denn je weiter die beiden Schüler sich vom Dorfplatz entfernten, desto ruhiger wurde es. Ein Stück die Straße runter und schon war außer dem Rauschen der Baumkronen absolut gar nichts mehr zu hören. Es war schon fast eine unheimliche Stille, insbesondere gepaart mit den kaum vorhandenen Straßenlaternen. Es wirklich bemerken oder sich daran stören, tat Chase nicht. Dafür hatte er erstens zu viel im Tee und zum anderen eine besonders anziehende Begleitung, der man doch viel lieber die Aufmerksamkeit schenkte, als der toten Umgebung. Die sternenklare Nacht war kühl, aber der Alkohol im Blut wärmte ganz gut. Bei Hina hatte Chase da allerdings ein paar Bedenken, ob der Pegel und ihr knappes Kostüm ausreichend waren. Ab und an musterte er sie aus dem Augenwinkel. Sein Arm streifte häufiger den ihren und andersherum, gingen die beiden Teenager doch trotz der breiten leeren Straße sehr dicht nebeneinander. Er genoss es, wenn der Wind ab und an auffrischte und den Duft ihres schweren Parfüms, vermischt mit einer Alkoholfahne, die ihn auf Grund seiner eigenen nicht störte, direkt in seine Nase wehte. Dann glaubte er sogar ihn wieder auf seinen Lippen zu schmecken - so wie einige Stunden zuvor, als er ihren Hals liebkost hatte. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, als er die noch frische Erinnerung daran in seinen Kopf weiter spann. Ja, es war definitiv eine gute Sache gewesen ihr seine Nummer zu geben.


    Schon von weitem konnte man die Bushaltestelle erkennen - kein Wunder bei der hell beleuchteten Tankstelle gleich daneben - sowie eines weiteren Menschen, der etwas verloren auf der Bank saß. Chase musterte die Person, welche noch nicht in hörweite war und vermutlich auch noch nicht bemerkt hatte, dass sie gleich Gesellschaft bekam. “Hätte nicht gedacht doch noch irgendjemanden Lebendes hier in dem Kuhkaff zu sehen.”, kommentierte er schulterzuckend und sah kurz zu Hina. Abgesehen von der Party versteht sich. Aber wirklich viele Leuten waren dort auch nicht mehr zugegen gewesen, als er vor einigen Minuten mit seinem Betthäschen den Dorfplatz verlassen hatten.
    Aus der Nähe sah der blonde Kerl sogar noch verlorener aus. Kurz fragte Chase sich, ob er auch von der Halloweenparty kam. Ein Kostüm hatte er jedenfalls nicht an, auch wenn seine Klamotten reichlich seltsam aussahen. Zudem schien er mental völlig woanders zu sein. Aber ja, was sollte es. War nicht sein Problem. Außer er war stoned. Dann war etwas Freundlichkeit ja ganz vielleicht nicht verkehrt.

    Chase schenkte dem Fremden vorerst jedoch keine Beachtung und ging kommentarlos an ihm vorbei, um zum ausgehängten Fahrplan zu gelangen. Kurz checkte er die Uhrzeit auf seinem Handy, ließ anschließend den Blick über die ziemlich kurze Liste gleiten. Etwas irritiert zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er keine passende Fahrzeit finden konnte. Also scannte er den Aushang ein zweites und drittes Mal, prüfte auch den Tag, falls er versehentlich in der Spalte verrutscht war. War er doch schon zu besoffen, um einen beschissenen Fahrplan zu lesen? Aber auch nach dem vierten und fünften Blick wollte sich nichts finden lassen. Der letzte Bus war seit gut zwei Stunden weg und der nächste würde erst in … viel zu vielen Stunden fahren? Sein Kopf war zu vernebelt für irgendwelche Rechnungen. Verdammte scheiße, dass konnte doch echt nicht deren ernst sein? Chase sah erneut auf die Uhrzeit, die ihm fast schon zu hell auf dem Handybildschirm entgegen leuchtete, fast schon belustigt anstarrte, weil er so dumm war zu denken hier würde doch genauso oft ein Bus fahren wie in der Stadt. Dabei hätte er es doch besser wissen müssen! Immerhin hatte er seine Kindheit an einem ähnlich elenden Ort verbracht. “Hey,”, sprach er den Fremden schließlich mit einem etwas gereizten Unterton an, noch während er sich zu ihm herum drehte. “Wann kommt hier der nächste Bus nach Riverport?” Vielleicht war der dumme Fahrplan auch einfach sau alt und niemand hatte sich die Mühe gemacht ihn zu erneuern? Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

    Sophia bei Aria

    Arias Antwort fiel doch anders aus, als sie es gedacht hatte, weshalb sie die Jüngere zunächst etwas irritiert musterte. Natürlich war nichts verwerfliches daran, dass sie zusammen mit Freunden und ihrem Bruder auf der Farm wohnte. Aber Sophias Naivität hatte hier wohl wieder die Hände im Spiel gehabt. Denn in ihrem Weltbild wuchsen doch die armen Kinder ohne Eltern im hiesigen Waisenhaus auf, sofern sie nicht allein in den Straßen der Stadt umher irrten und Essen von den Marktständen stibitzten. Dafür war das Waisenhaus doch da, oder nicht? Allerdings kam ihr dann der Gedanke, dass ihr Bruder vielleicht deutlich älter war, wohl so in ihrem eigenen Alter, und sich daher um die kleine Aria kümmerte. Hinterfragen tat es die Adelstochter aber nicht. Denn auch wenn ihr gegenüber ihr diesmal eine Antwort gegeben hatte, schien das Thema doch recht unangenehm zu sein. Zudem war sie sich eh ziemlich sicher, dass die Theorie des großen Bruders die logischste und daher vermutlich auch zutreffend war.

    Sophias Wangen färbten sich etwas rot, als Aria es offenbar gar nicht fassen konnte, dass es tatsächlich Menschen gab, die noch nie eine Farm betreten hatten. Doch bei dem Angebot eines Besuches stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie nickte eifriger, als es sich für eine Adelsdame geziemte. “Dieses Angebot nehme ich sehr gerne an.” Sophia fragte sich was das Mädchen wohl alles für Aufgaben dort hatte. Gab es dort überhaupt Aufgabenteilung oder machte einfach jeder das, wonach ihm gerade der Sinn stand? Und wie viele Personen lebten überhaupt insgesamt auf der Farm, damit sich niemand überarbeitete und trotzdem alles erledigt werden konnte? Sie musste zugeben, dass sie sich tatsächlich noch nie so wirklich mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte. So viele Fragen formten sich plötzlich in ihrem Kopf, aber es war wohl besser diese für den Besuch aufzuheben. Vielleicht erübrigten sich manche ihrer Wissensdürste dann auch schon. Eine Sache wollte aber dennoch sofort von ihrer Zunge: “Gibt es eine Tätigkeit, der du auf der Farm besonders gerne nachgehst?” Ehrliches Interesse lag in ihrem Blick. “Geht dir dein Bruder immer oder jemand anderes dabei zur Hand?” Irgendwie tat es ganz gut, dass die Neugier die Gedanken um Eric ein wenig in den Hintergrund drängten.

    Benjamin bei Alessa in der Kinoecke

    Ob es nun bei der Frage nach dem Popcorn tatsächlich eine richtige und eine falsche Antwort gab, konnte Ben auch nach Alessas Aussage die richtige Wahl getroffen zu haben, nicht sagen. Ironie und Ernst waren für ihn manchmal nicht so gut zu unterscheiden. Insbesondere dann, wenn er die andere Person nicht, oder in diesem nicht mehr, richtig kannte. Sofern man wusste wie bestimmte Menschen tickten, wie sie redeten - ja einfach um ihre Persönlichkeit wusste - war das einfacher. Folglich lächelte Ben nur, nahm ihre Antwort eben so hin. Das war schon manchmal ziemlich praktisch an dieser Mimik: Es war eine sehr universell einsetzbare Antwort auf die unterschiedlichsten Fragen, Aussagen und Taten.

    Auf jeden Fall schmeckte das süße Popcorn ziemlich gut, weshalb Ben gerne das ein oder andere mal in die Tüte griff und sich ein paar der kleinen Maiskügelchen in den Mund schob. Er lachte etwas verlegen, als Alessa anmerkte ihn behalten zu wollen. Das klang so nach … Beziehung und daher irgendwie schräg. Vielleicht war das aber auch nur für ihn so? Kurz fragte er sich, ob Alessa eigentlich zu den Mädchen gehörte, die da etwas … offener waren. Immerhin war sie bildschön, zeigte offenbar gerne ihre schlanken Beine, wie er durch den kurzen Rock ihres Kleides schlussfolgerte, aber er schob den Gedanken schnell wieder bei Seite. Schubladendenken war nie eine gute Idee und Ben gab sich immer viel Mühe dies zu vermeiden. So also auch in diesem Moment. Bisher wirkte sie auf den Teenager nämlich eher sehr liebenswürdig, wenn auch sehr selbstbewusst. Aber das eine schloss das andere ja auch wieder nicht aus?

    Erst als Alessa ihm ihr Smartphone hinhielt, unterbrach sie seine abschweifenden Gedanken. Kurz musterte er sie perplex, brachte dann ein etwas kleinlautes “Oh… ja.” über die Lippen. Natürlich, die Handynummer. Wie sollten weitere Treffen auch sonst funktionieren? Natürlich war der verbale Vorwurf seiner Kindheitsfreundin nur gespielt vorgetragen, das erkannte er jedenfalls, aber dennoch kam er sich gerade etwas dämlich vor. Benjamin nahm ihr also das Handy ab, tippte seine Nummer ein und reichte es ihr wieder. Anschließend spürte er kurz darauf sein eigenes in der Hosentasche vibrieren. Er holte es hervor, um gleich darauf ihre Nummer in seine Kontaktliste einzupflegen.

    Die Leichtigkeit des Gespräches verflog jedoch wieder etwas. Zwar drückte Alessa mit Worten aus, dass sie nicht einsam wäre und sich daran gewöhnt hätte allein zu sein, doch alles andere vermittelte etwas ganz anderes. Schweigend musterte Ben sie eingehend und das Mitleid war zurück. Das Mitleid, dass sein Gegenüber offenbar nicht wollte. Es war deutlich zu spüren, dass sie ihre Gefühle dahingehend gerne in den Hintergrund drängte, nicht traurig sein wollte sondern stark. Oder es satt hatte die Einsamkeit ihre Gedanken bestimmen zu lassen, weil sie eh nichts daran ändern konnte. Ben verspürte den Drang sie zu umarmen, ihr mit körperlicher Nähe halt zu geben, wusste aber nicht, ob sie das überhaupt wollte und zögerte. “Es ist einfach sich daran zu gewöhnen, aber schwierig damit umzugehen.” Sagte er schließlich und schenkte ihr ein Lächeln. “Hast du schon mal überlegt dir ein Haustier zuzulegen? Das soll helfen. Also falls du noch keines hast?” Eine kurze Pause entstand in er das inzwischen leere Glas zwischen den Fingern umher drehte. “Ich weiß wir kennen uns noch gar nicht so lang - naja jedenfalls bezogen auf uns aktuell - aber wenn du Gesellschaft brauchst, kannst du mich gern jederzeit anrufen. Oder schreiben.” War es seltsam das anzubieten? Hoffentlich würde sie sich jetzt nicht bedrängt fühlen. Aber er meinte seine Aussage durchaus ernst und wollte gerne für sie da sein, auch wenn sie nur jemanden brauchte, dem sie am Telefon das Ohr abkauen konnte. In diesem Moment fragte er sich welche Rolle Hina spielte - wenn sie denn eine spielte. Alessa hatte erwähnt, dass die beiden sich fast jeden Tag sahen. Aber angesichts der seltsame Reaktion auf die Frage nach ihr, wollte Ben das Thema lieber nicht schon wieder von sich aus aufgreifen.

    Benjamin bei Alessa in der Kinoecke

    Zum einen freute es Ben, dass Alessa gerne seine Pfannkuchen probieren wollte, aber zum anderen machte ihn das auch etwas nervös, was wohl nicht zuletzt an der Art und Weise lag wie sie ihm dies mitteilte. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als das hübsche Mädchen vor ihm kicherte. “Von mir aus gerne. Ich hoffe nur, dass du danach am Ende nicht nie wieder Pfannkuchen ist, weil du was ganz anderes erwartet hast.”, er lachte, überspielte damit etwas, dass er seine eigenen Worte durchaus ernster gemeint hatte, als es wohl schien. Ben enttäuschte andere Leute wirklich nur sehr ungern und machte sich im Zuge dessen selbst auch unwillkürlich gerne zu viel Druck, wenn es darum ging die Erwartungen eines anderen zu erfüllen. Dessen war der Schüler sich bewusst, aber abstellen konnte man es dennoch nicht so einfach.

    Das Popcorn hatte Ben fast vergessen, nein er hatte es vergessen. Viel mehr fiel es ihm erst ein, als Alessa in die Richtung, wo man jenes Knabberzeug noch abgreifen konnte, steuerte, bevor man sich einen der Filme zu Gemüte führte. Der ernste Gesichtsausdruck, den Alessa bei der Frage nach der Sorte des Popcorns aufsetzte, verunsicherte Ben erneut. Gab es eine falsche und eine richtige Antwort? Würde er jetzt in einem schlechteren Licht für sie dastehen, wenn er nicht ihren Geschmack traf? “Ähm”, war also zunächst alles, was ihm dazu von der Zunge rutschte. Schnell warf er jedoch eine genauere Erläuterung hinterher. “Ich mag das Süße sehr gern, aber such dir das aus, worauf du Lust hast.” Eine diplomatische Antwort, oder? Wenn auch nicht besonders souverän.

    Die Kinoecke war wirklich sehr liebevoll hergerichtet worden - ebenso wie der Rest des Dorfplatzes für dieses Fest. Die teils bunt gemusterten, teils einfarbigen Kissen, auf denen auch Ben und Alessa Platz genommen hatten, gaben dem ganzen eine sehr heimelige Atmosphäre, die der verkleidete Vampir genoss. Benjamin lauschte aufmerksam, als seine hübsche Begleitung seine Frage beantwortet, während sein Blick die Umgebung erkundete. Seltsamerweise rutschte das Thema schnell wieder zu den Pfannkuchen und er schmunzelte. Alessa schien wirklich ganz heiß darauf zu sein seine zu probieren. Aber doch vermutlich nur, weil sie glaubte er würde sie genauso gut hinbekommen, wie sein Vater, oder? Jedenfalls war Ben sich da mehr als sicher und die leise kleine Angst davor, dass sie total enttäuscht von dem sein würde, was dann auf ihrem Teller lag, kehrte zurück. Doch er versuchte sich stumm Mut zuzureden, denn immerhin hatte sie ja ‘üben’ gesagt. Und man konnte ja nur besser werden, wenn man übte, nicht wahr? “Vielleicht mache ich das wirklich mal. Dann meckert meine Oma immerhin nicht wie denn ihre Küche schon wieder aussieht.”, antwortete er schließlich, grinste dabei und kam dann gar nicht drum herum in ihr Lachen mit einzufallen, als sie das Frühstück im Bett erwähnte. “Na klar, und anschließend trage ich dich in deiner Sänfte durchs Haus.” eine durchaus sarkastische Bemerkung, von denen ihm nicht allzu oft welche über die Lippen kamen. Aber wenn man ab und an etwas herumalberte, tat das gut. Auch wenn sich die beiden erst vor ein paar Minuten erst wieder getroffen hatten, hatte der Lockenkopf schneller das Gefühl von einem vertrauten Menschen gewonnen, als es für ihn üblich war. Und auch wenn sie beide um einiges älter waren, als bei ihrer letzten Begegnung und sich stark verändert hatten, war die Wellenlänge wohl dennoch die gleiche geblieben. Und diese kleine Erkenntnis wärmte sein Herz. Benjamin musterte für einen Augenblick die schönen Gesichtszüge der Schülerin, dachte dann wieder an ihren Vater und die Tatsache, dass sie oft ganz allein war. Seine Eltern sah er zwar auch nicht oft, aber er hatte ja noch Charlie und seine Großeltern. Ob sie sich oft einsam fühlte? Vielleicht hatte sie ihn deshalb indirekt zum Pfannkuchen üben zu sich eingeladen? Plötzlich empfand er Mitleid mit Alessa. “Hör mal … “, er wandte den Blick ab und sah wieder auf das Glas in seiner Hand. “Also, naja, ich dachte mir, dass du gerne wieder häufiger Charlie und mich besuchen kommen kannst. Wenn du möchtest.” Sein Blick glitt wieder in ihre faszinierenden roten Augen. “Wenn nicht - auch ok.”, ein ehrliches Lächeln. “Dann komm ich nur mal vorbei, um deine Küche einzusauen.”, er grinste und versuchte damit die lockere Stimmung beizubehalten.


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    Chase mit Hina vor dem Gruselkabinett

    Chase sah Hina mit verschränkten Armen dabei zu, wie sie ihr Kostüm versuchte nach und nach wieder in die richtige Position zu bringen und ihre goldenen Haare zu ordnen. Dabei huschte ihm der Wunsch ihren schönen Körper auch mal gänzlich ohne den Stoff betrachten zu können durch den Kopf, welcher ihm ein leichtes Grinsen auf die Lippen trieb. Eben jenes wurde allerdings bei Hinas Kommentar bezüglich unartiger Teufelchen breiter und er stieß amüsiert die Luft aus. “Richtig. Ich weiß schon, warum mich deine Kostümwahl nicht wirklich wundert.” Dann schloss er wieder zu ihr auf folgte ihr weiter den Weg des Gruselkabinetts entlang. “Vielleicht wäre Rotkäppchen auch nicht schlecht gewesen. Immerhin bist du vom Gruselweg abgekommen.”, kommentierte er die etwas dämlichen Pfeile auf dem Boden, die wohl dazu da waren, damit auch jeder Idiot in dem schwachen Licht raffte wo es lang ging und nicht hinter irgendwelchen Kulissen entlang stolperte. Bei Hinas Aussage bezüglich ihrer spontanen Treffen kehrte Chase’ Grinsen zurück, wobei diesmal etwas Arroganz darin lag. “So?” Gespielt fragend hob er eine Augenbraue. Seine Hand fand den Weg zum Rocksaum an ihrer Rückseite, welchen er noch ein wenig zurecht zupfte und sich ihr dabei wieder etwas näherte. “Ich muss gestehen, dass du mir mit diesen Spontanitäten durchaus den Tag versüßt.”, gab er schließlich mit einer etwas gedämpften Stimme zurück. Dann löste er sich wieder von Hina, musterte sie aber dennoch ab und zu aus dem Augenwinkel. Eigentlich schlief er selten ein zweites oder drittes Mal mit irgendwelchen Mädchen, was nicht unbedingt daran lag, dass er die meisten kaum bis gar nicht wieder traf. Zwar flirtete Chase nur zu gerne, aber dennoch hatte er nicht bei jeder sofort Lust Intimitäten auszutauschen. Hina konnte sich also durchaus geehrt fühlen. Nicht nur ihre Schönheit zog ihn an. Er mochte auch ihre direkte unverblümte Art und nicht zu vergessen den Sarkasmus, den sie wohl gerne an den Tag legte.

    Dem weiteren Verlauf des Weges verfolgten die beiden Teenager recht stumm. Jeder hing irgendwie seinen eigenen Gedanken nach und Chase war zudem etwas geschafft von der jüngsten Aktivität, die er aber keineswegs bereute. Ganz im Gegenteil. Irgendwann endete der Weg und der Ausgang kam in Sicht an der sich eine kleine Spendenbox befand, falls es einem doch so toll gefallen hätte, die Chase gekonnt ignorierte. Bei sowas warfen doch eh nur Muttis, die froh waren ihre Bälger mal anders beschäftigen zu können, ein paar Münzen hinein.

    Wieder draußen angekommen blieb Hina nach einige Schritten stehen und er tat es ihr gleich. Etwas verwundert hob er eine Augenbraue, als sie zunächst seinen Namen sagte, aber im nächsten Moment etwas abwesend auf ihrem Handy umher tippte. Anschließend hielt sie ihm jedoch eben jenes entgegen und er verstand worauf sie hinaus wollte. Für einen kurzen Moment sah er abwechselnd in ihre Augen und wieder zurück zu ihrem Smartphone, während das Schmunzeln auf seinem Gesicht langsam immer breiter wurde. “Darf ich mich jetzt geschmeichelt fühlen, dass du um meine Nummer bittest?”, entgegnete er etwas amüsiert, meinte es aber auch ernster, als er selbst gedacht hätte. Tatsächlich überraschte und freute ihn die Geste gleichermaßen, da er doch gewillt war es nicht nur bei spontanen Treffen zu belassen. Deshalb nahm er ihr Handy entgegen und tippte seine Nummer sowie seinen Vornamen ein und betätigte den Speicher-Button. Anschließend reichte er es ihr zurück. Kurz überlegte er auch ihre Nummer in seinem Handy einzuspeichern, aber verwarf den Gedanken schnell wieder. Hina würde sich schon irgendwann melden - immerhin hatte sie direkt danach gefragt. Und selbst wenn nicht war Chase Gentleman genug es bei spontanen Treffen zu belassen, wenn sie ihre Meinung doch noch änderte.

    “Und? War dir das genug Spaß an Halloween für den heutigen Abend? Oder hast du vor noch etwas zu bleiben?” Ein Grinsen zierte seine Gesichtszüge.

    “Ich werd mir jetzt noch was zu trinken holen. Körperliche Aktivitäten machen schließlich durstig. Und weil ich schöne Teufelchen besonders gerne mag, bring ich denen auch was mit, wenn Bedarf besteht.” Chase fixierte Hina, musterte ihr Gesicht und ließ es ihr offen, ob sie nun gehen wollte oder nicht. Er selbst würde vermutlich auch bald nach Hause gehen, aber bei kostenlosen Getränken nahm er gerne noch das ein oder andere mit. Diese Gelegenheit musste man schließlich ausnutzen.

    Kiel bei Brodik und Barrett

    Natürlich reichten drei Gläser nicht. Natürlich war das vierte und letzte es nicht als Reserve geplant oder Sonstiges. Wenn seine Nerven nicht so angespannt gewesen wäre, hätte Kiel vermutlich nun geseufzt, aber stattdessen verfluchte er diese beschissene dunkle Höhle, diese noch viel beschisserenen riesigen Spinnen und allgemein, dass er überhaupt zugesagt hatte mitzugehen tonlos in seinen Gedanken. Er war viel zu dickköpfig, was seinen eigenen Stolz anging, um alles laut auszusprechen. Zumal dieser einige Kratzer bekam, als Barrett sich ohne mit der Wimper zu zucken auf das neu hinzugekommene Krabbelmonster stürzte, es offenbar in einem unachtsamen Moment erwischte, zumindest interpretierte Kiel es so, und das Glas alsbald zu ihm herüber rollte. Der Blondschopf musterte Barrett kurz, schluckte dann aber das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen, weil er nicht gleich so gehandelt hatte, plus den angekratzen Stolz hinunter. Er steckte die Schwerter zurück in ihre Scheide, hob das Glas in einer flinken Bewegung auf und suchte den Stock, den er zuvor fallen gelassen hatte. Zwar fand er ihn, jedoch löste sich das gute Stück nicht mehr vom Boden - zu klebrig waren die Fäden. Also nochmal von vorne für diesen Inhalt. Toll. Ungeduldig suchten seine grauen Augen den Boden nach weiteren Stöckern ab, aber zu seinem Bedauern konnte er keine finden, die stabil genug waren. Er warf einen kurzen Blick zu seinen Gefährten und musste trotz der Situation etwas schmunzeln, als Barrett seinem Unmut Luft machte, auch wenn es sich nicht allzu lange auf seinen Lippen hielt, da Brodik ihm eine Frage stellte, die er leider Gottes verneinen musste etwas ratlos die Schultern zuckte. “Die Öllampe zu zerschlagen würde das zwar bringen, aber dann haben wir kein Licht mehr, um aus der Höhle wieder herauszufinden.” Ihm kam gar nicht so richtig in den Sinn, dass Brodik seine Aussage vermutlich auch eher im übertragenen Sinne gemeint haben könnte. Während er sprach sah er sich immer wieder nach einem Stock oder etwas Ähnlichem um, fand nichts und fragte frustriert, ohne irgendjemanden direkt anzusprechen: “Gibt es hier keinen einzigen bescheuerten Stock, den man gebrauchen kann?!”. Gleich darauf kam er aber auf eine Idee, als sein Blick zum wiederholten Male die staksigen Beine der Riesenspinne streifte, die nun schon tot danieder lag. Zwar sträubte sich alles in ihm gegen diese Idee, weshalb er nicht ohne Gänsehaut und einem etwas angewiderten Ausdruck im Gesicht ein Teil eines Beines vom Rest des Körpers abtrennte. Kurz grinste er den fertigen Ersatzstock obgleich seiner ziemlich guten Idee an, besann sich dann aber schnell wieder und machte sich daran Spinnweben darum zu wickeln. Dabei achtete er darauf nicht die Schnittstellen zu berühren, denn wer wusste schon so genau, ob das, was auch immer sich da so unter der Chitinschicht der Spinne befand, nicht auch giftig war.

    Sorgsam aber dennoch mit schnellen Handgriffen verschloss er das Spinnenbein samt Weben in dem letzten Glas. “Fertig!”, rief er sogleich den anderen beiden zu, während sich Erleichterung in ihm ausbreitete. Dennoch fiel die Anspannung nicht gänzlich von ihm am. Immerhin mussten sie noch aus der Höhle raus. Kiel schnappte sich die Laterne, befestigte diese an seinem Gürtel und verstaute zügig die Gläser, um anschließend beide Hände für seine Schwerter frei haben zu können. Er wollte einfach nur noch raus. An die frische Luft, ins Licht. Mühsam, aber so schnell wie es ging, kämpften sich die drei jungen Männer also wieder Richtung Ausgang. Kiel Herz machte regelrechte Freudensprünge, als es in dem dunklen Gang immer heller wurde und schließlich die eisige frische Luft ihnen ins Gesicht schlug.

    Sophia bei Aria

    Gefühlen sind schwierig. So eine simple Aussage, aber doch voller Wahrheit. Sophia musterte das junge Mädchen, dass in ihren Augen plötzlich viel erwachsener wirkte, als es eigentlich der Fall sein sollte für ihr augenscheinliches Alter. Dann stal sich ein Lächeln auf ihre zarten Lippen. “Du bist eine sehr gescheite junge Dame, Aria.” Vermutlich hatte sie schon mehr erleben müssen, als Sophia ahnen würde. Hatte mehr schwierige Entscheidungen in ihrem kurzen Leben treffen müssen, als eine Tochter mit blauem Blut es je tun müsste. Was Sophia gesagt hatte, meinte sie auch genau so.

    Aria wusste auch auf ihre Nachfrage nach dem Essen bzw der Zutaten eine kluge Antwort. Doch noch viel mehr interessierte sie der letzte Teilsatz, den ihr Gegenüber wohl eigentlich nur so nebenher gesagt hatte. Neugierde schlich sich in den Ausdruck ihrer violetten Augen. Sogleich glitt der Adelstochter eine entsprechende Frage von der Zunge: “Du lebst auf der hiesigen Farm?” Bisher hatte sie niemanden getroffen, der auf einer Farm lebte, das Gemüse zog, welches sie und ihre Familie täglich auf den kostspieligen Porzellantellern serviert bekamen. Nicht zu vergessen die Tiere. Welch eine Arbeit das sein musste! Sophia liebte es Geschichten zu hören, ganz besonders wenn es sich um Klatsch und Tratsch oder eben um andere Erzählungen über das Leben von Leuten handelte, welche so ganz anders waren als ihres. Das Essen und die Zutaten für den leckeren Eintopf hatte sie schon fast wieder vergessen. “Wohnst du dort mit deiner Familie?” Sophia hatte angenommen, dass Aria gar kein richtiges Zuhause hatte, als ihre Reaktion auf das Thema Eltern so dürftig ausgefallen war. Vielleicht hatte sie aber auch einfach zu viele Erzählungen über das tragische Schicksal von Waisenkindern aufgeschnappt. Die tratschenden Dienstmägde machten doch gerne mal eine Art Wettkampf daraus, wer wohl die dramatischte Geschichte auf dem Wochenmarkt aufgeschnappt hatte und Sophia lauschte dem nur zu gerne - unauffällig versteht sich. Erst jetzt fiel ihr auf, dass es etwas unhöflich war so direkt zu fragen. Etwas verlegen sah sie auf ihren Schoß, wo sich die bereits leere Schüssel befand. “Verzeih mir meine forsche Fragerei. Ich wollte nicht unhöflich sein.” Ihre Neugier bekam sie nur selten in den Griff und vergaß darüber manchmal einfach ihre Manieren. “Es ist nur … ich habe noch nie eine Farm betreten.” Sophia lächelte entschuldigend und hoffte mit der kurzen Erläuterung ihre dreisten Fragen etwas beschwichtigen zu können.

    Benjamin bei Alessa an der Snackbar | später in der Kinoecke

    Es tat gut über Menschen zu reden, die man vermisste. Man fühlte sich der Person automatisch näher und auf eine seltsame Art stärker verbunden. Zwar stimmte es Ben immer etwas traurig, dass seine Eltern nur so selten zu Besuch kamen, aber er erzählte gerne von ihnen und über sie. “Ohja, seine Pfannkuchen sind sie besten! Er kommt auch nie drumrum welche zu machen, wenn er mal wieder bei uns ist.”, ein seichtes Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben, welches bei seinen nächsten Worten sogar noch etwas breiter wurde. “Besonders Charlie ist da immer sehr hartnäckig.” Schon seltsam wie so etwas simples so unterschiedlich, das hieße in diesem Fall so unwahrscheinlich gut, schmecken konnte. “Ich hab schon häufiger mal probiert welche zu machen, aber … naja” Etwas verlegen senkte er den Blick und musterte die Oberfläche seines Getränks. “... da fehlt mir wohl noch etwas die Übung … oder so.” Das war sie nächste seltsame Sache. Auch wenn den Teig haargenau so anrührte wie sein Vater und sich alle Mühe gab auch beim braten jeden Schritt exakt nachzuahmen: Das Ergebnis schmeckte einfach längst nicht so gut. Wenn sie denn überhaupt mal schmeckten. Die tröstende Geste der Schülerin überraschte ihn etwas, tat aber gut, weshalb er ihr ein dankbares Lächeln schenkte. Kleine Berührungen taten manchmal so viel mehr, als Worte.

    Der Teenager bemerkte allerdings schnell, dass er mit der Frage nach Hina ziemlich tief ins Klo gegriffen hatte. Na klasse. Alessas freundliche, herzliche Miene zerfiel buchstäblich und ihm war es im selben Augenblick sofort mehr als unangenehm diese Frage überhaupt ausgesprochen zu haben. Irgendetwas schien zwischen den beiden vorgefallen zu sein, über das sie wohl nicht sprechen wollte. Warum auch? Er verlangte nicht, dass Alessa jemandem, den die seit vielen Jahren gar nicht gesehen oder zu dem sie anderweitigen Kontakt gehabt hatte, plötzlich einfach ihr Herz ausschüttete. Gerade, als Ben den Mund öffnete, um eine Entschuldigung herauszubringen, zeigte sich wieder ein souveränes Lächeln auf den Lippen des verkleideten Engels und eine knappe Antwort folgte. Er schloss den Mund wieder, musterte Alessas Gesichtszüge für einen Moment, sagte aber nichts. In erster Linie, weil er nicht recht wusste was er sagen sollte, aber auch, weil er das Gefühl hatte, dass, egal was er nun sagte, die Sache nicht verbessern würde. Er wollte nichts falsch machen, auch wenn er vermutete, dass Schweigen an dieser Stelle auch nicht die beste Methode war. Unbehagen schwappte in seinem Magen umher und er nahm einen weiteren Schluck seines Getränkes zu sich, nachdem er den Inhalt durch leichtes Schwenken einige Male im Kreis gedreht hatte.

    Glücklicherweise ergriff Alessa bald wieder das Wort und erkundigte sich nach seiner Zwillingsschwester. “Oh, doch sie ist auch hier.” er deutete mit dem Glas in der Hand auf Charlie, die etwas entfernt am Rande des Platzes eifrig einen Kürbis verzierte. “Ich war erst allein hier, weil sie irgendwie keine Lust hatte, als ich ging. Aber offenbar war es ihr dann doch zu öde allein Zuhause.” Ein Schmunzeln zierte seine Gesichtszüge.

    Gleich darauf hatte sein Gegenüber einen Vorschlag - einen sehr guten noch dazu. Ben sah kurz in die Richtung, in der sich die kleine Kinoecke befand und nickte. Alessas eigentlich ziemlich überflüssige Frage gefolgt von ihrem Welpenblick brachte ihn zum lachen. “Da kann ich ja gar nicht nein sagen.” Er grinste, folgte ihr dann zum Eingang des abgetrennten Bereiches. Ben überließ ihr die Wahl nach den Sitzplätzen und ließ sich dann vorsichtig, um nicht am Ende noch den letzten Rest seines gruselig aussehende Getränkes zu verschütten, neben ihr auf einem bunten Kissen nieder. Aktuell lief wohl gerade ein Horror-Klassiker in schwarzweiß. Zumindest ging der Lockenkopf davon aus, dass es ein alter Klassiker war. Er kannte sich mit diesem Genre nur mäßig aus, war er bei besonders gruseligen Filmen der mit dem größten Einfallsreichtum, um sich der Sache möglichst höflich und unauffällig entziehen zu können. Eine Sache mit der Charlie ihn nur allzu gerne aufzog.

    “Ist dein Vater immer noch so viel arbeiten wie früher?”, fragte er schließlich mit etwas gesenkter Stimme und griff somit das Gespräch von vorhin wieder auf. Hoffentlich entpuppte sich das nicht wieder als unpassende Frage.



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    2958-chase-pngChase mit Hina im Gruselkabinett


    Chase mit Hina im Gruselkabinett

    Auch wenn es Chase total egal gewesen wäre, ob sie die ganze Sache nun hier an Ort und Stelle fortführen, so hatte Hina wohl etwas dagegen. Vermutlich hatte sie auch nicht ganz Unrecht. Wenn er so darüber nachdachte, wenn auch nicht gründlich, hatte er absolut keine Lust von irgendwelchen Leuten unterbrochen zu werden. Denn ihm fiel nicht viel ein, dass ätzender war, als horny zu sein, gerade zum besten Teil zu kommen und das ganze dann abbrechen zu müssen, weil es irgendwem, der gar nicht beteiligt war, nicht so recht gefiel. Also ließ er sich ohne Kommentar von ihr Richtung Wand am Wegesrand schieben. Chase ließ lediglich ein “Tss, sicher.” verlauten, gefolgt von einem Grinsen. Als ob sie den Ärger nur ihm ersparen wollte. Mit Sicherheit nicht. Aber das war auch voll egal. Dass es nun wichtig war etwas leiser zu sein, als sonst, hätte seine hübsche Mitschülerin ihm eigentlich nicht extra sagen müssen, aber vielleicht wollte sie auf Nummer Sicher gehen.

    Hina ließ mal wieder keine Zeit unnötig verstreichen, legte ihre Lippen auf seine und machte sich an Knopf und Reißverschluss seiner Hose zu schaffen, was er beides nur allzu gerne geschehen ließ. Er schloss die Augen, während Hina sich an seinem besten Stück zu schaffen machte. Shit, sie wusste einfach was sie tun musste. Sein Atemrhythmus wurde schneller. Chase hatte große Mühe seine Erregung, die immer intensiver wurde, geräuschlos zu halten. Er biss sich daher auf die Unterlippe, fuhr mit einer Hand über Hinas Kopf in ihr seidiges Haar und krallte sich schließlich darin fest. Ein unterdrücktes Stöhnen konnte Chase irgendwann doch nicht mehr vermeiden.

    Hier entschied er nun Hina zu unterbrechen, umfasste ihren Oberarm und zog sie bestimmt, aber keineswegs grob, wieder in den Stand. Kurz musterte er ihre schönen grauen Augen, vermutlich um sie sehen zu lassen wie viel Verlangen in seinen eigenen funkelte. Ein Grinsen umspielte seine Lippen ehe er sich und Hina nun umdrehte und sie diejenige war, die mit dem Rücken zur Wand stand. Dann küsste er sie lustvoll auf den Mund, ließ seine eigenen Lippen alsbald über ihren Hals wandern. Nebenbei fasste er unter ihren Oberschenkel kurz über der Kniekehle und hob ihr Bein etwas an, um Hina mit seiner anderen Hand, die unter ihrem Rock verschwand, besser verwöhnen zu können. Chase löste seine Lippen von ihrer Haut und musterte ihr Gesicht. Er wollte keine Regung in ihrem Gesicht verpassen, denn das war immerhin das beste, wenn man schon Geräusche unterdrücken musste.


    Benjamin An der Snackbar bei Alessa

    Ironischer Weise beantwortete sich seine scherzhafte Frage an Chris wie von selbst. Offenbar steckte seine Schwester wohl in Schwierigkeiten oder brauchte ganz einfach nun die Unterstützung des Bruders. Auch wenn es Chris offenkundig leid tat ihn hier jetzt so stehen zu lassen; Ben konnte ihn verstehen und war keineswegs gekränkt. Zwar versuchte Chris die Nachricht seiner Schwester etwas herunterzuspielen, aber dennoch konnte Ben sehen, dass er besorgt war und es nicht nur als lästig empfand, dass er ihr jetzt - bei was auch immer - beistehen sollte. Ben schüttelte deshalb nur den Kopf, machte deutlich, dass es okay war. Sein Blick folgte dem Studenten noch bis dieser zwischen den Leuten nicht mehr auszumachen war.

    Nun stand er wieder etwas verloren herum, war sogar etwas dankbar, als sein Handy seine Aufmerksamkeit durch das eintrudeln einer Nachricht forderte. Yumi hatte sich gemeldet. Im Maislabyrinth? Ja, warum nicht? Klang in der Tat ganz witzig. Er war gerade dabei eine Nachricht zu tippen, als er sah, dass Yumi erneut schrieb, was ihn inne halten ließ und er wartete, bis sie die fertige Nachricht abgeschickt hatte. Nun runzelte der Teenager die Stirn und begann sich etwas zu sorgen. Offenbar war seine Schwester wohl betrunken - ansich nichts ungewöhnliches, so viel wusste er von ihr - aber Labyrinth und vernebelte Gedanken schienen ihm keine besonders gute Kombination zu sein. Er löschte das, was er zuerst eingetippt hatte und begann seinen Satz von neuem. Allerdings kam er nicht besonders weit, denn nach dem zweiten Wort hörte er seinen Namen, der mit einem fragenden Unterton an sein Ohr dran. Kurz sah Ben auf, dann wieder auf sein Handy, als er das Gesicht vor ihm nicht erkannte. Vermutlich hieß irgendein Typ neben ihm auch Ben, aber nach nur wenigen Sekunden regte sich eine Erinnerung irgendwo weit hinten in seinem Verstand und er sah noch einmal auf. Rote Augen, weißblondes Haar … plötzlich dämmerte es ihm: Alessa! Doch er kam gar nicht mehr dazu ihren Namen auszusprechen oder eine Begrüßung an sie zu richten, da umarmte sie ihn auch schon recht stürmisch. Sein noch gut gefüllten Glas hatte er dabei nicht so gut unter Kontrolle wie sie offenbar ihres. Der Inhalt schwappte über und hinterließ eine nasse Hand sowie einen etwas feuchten Ärmel. Na prima, so fühlte er sich gleich doppelt tollpatschig. Schnell steckte er das Handy mit der unvollendeten Nachricht an Yumi zurück in die Hosentasche, als Alessa sich wieder von ihm gelöst hatte, und nahm das Glas in die andere Hand, um die nasse etwas auszuschütteln und anschließend so unauffällig wie möglich an der Hose abzuwischen. Er wollte vermeiden, dass sie sich schuldig fühlte und nahm lieber hin, dass sie Zeuge seiner Tollpatschigkeit geworden war. Auch wenn es schon etwas ihre Schuld gewesen war, aber Schuldgefühle waren nie schön, egal wie klein oder groß sie waren.

    Er wusste nicht recht wie er sich Alessa gegenüber verhalten sollte, freute sich aber dennoch sie nach so vielen Jahren mal wieder zu sehen. “Mensch, ich hätte dich fast gar nicht wiedererkannt...” Er lachte etwas verlegen. Sie war bildschön und schon längst nicht mehr das kleine Mädchen von früher. Allerdings wunderter er sich ein wenig über ihr doch sehr freizügiges Kostüm, kommentierte es aber nicht, da er es vermeiden wollte sie gleich im zweiten Satz, den er an sie richtete, vor den Kopf zu stoßen.

    Ein breites Lächeln erschien in seinem Gesicht und er nickte zustimmend. Es war ein schönes Gefühl, wenn jemand ehrliche Freude bei einem Wiedersehen empfand. Es ließ einen sich irgendwie sehr besonders fühlen. Allerdings wusste er nicht so recht, was er auf die darauffolgende Frage antworten sollte. Ja was gab es denn Neues? Und was davon erzählte man jemandem, den man seit Jahren nicht gesehen hatte? Gab es da Dinge, die man lieber ausließ? “Ich .. naja ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll…”, wieder lachte er etwas verlegen. “Wir haben uns ja schon wirklich sehr lang nicht mehr gesehen.” Ein Lächeln, ein Schluck aus seinem jetzt halbleeren Glas, um etwas mehr Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Auf die Schnelle entschied sich Ben für seine Wohnsituation, auch wenn er das Gefühl hatte alles doppelt zu erzählen, aber vorher hatte er sich nuneinmal mit jemand anderem unterhalten. “Charlie und ich wohnen immer noch hier in Sternbach. Allerdings schon länger mit unseren Großeltern zusammen. Meine Vater hat einen Job als Koch auf einem Kreuzfahrtschiff.”, Stolz schwang in seiner Stimme mit, aber auch ein wenig Traurigkeit. “Und naja … meine Mutter konnte wohl nicht ohne ihn, also sind sie beide unterwegs und kommen nur selten vorbei.” Ben verstummte und das Lächeln kehrte wieder zurück auf seine Lippen. “Ansonsten … Pferde mag ich heute nicht mehr so gern.” Er lachte. Damals hatte er sich den Arm gebrochen und hatte seither eine gehörige Portion Respekt vor diesen Tieren, auch wenn es ihn damals als Kind gar nicht so gestört hatte. Schon irgendwie seltsam. “Und bei dir? Bist du noch mit Hina befreundet?”, er hoffte er hatte den richtigen Namen aus seinem Gedächtnis gekramt. Wenn ihn nicht alles täuschte, war besagte Hina damals auch häufiger dabei gewesen. Plötzlich fiel ihm wieder die Nachricht von Yumi ein und er tippte schnell seine Antwort zu Ende, sendete sie ab und ließ das Handy schnell wieder in der Tasche verschwinden. “Sorry, war wichtig, die hatte ich vorhin nicht mehr zu Ende schreiben können.” Er grinste etwas.




    Cheryl mit Julius und Ivy am Basteltisch

    Cheryl freute sich sehr, dass ihre Idee, eine Krone für die kronenlose Prinzessin Ivy zu basteln, sofort Anklang fand. Gerne ließ sie sich von ihr zum Basteltisch hinüber ziehen und nahm ihr das Döschen mit dem blauen Glitzer, direkt aus der Handy, als diese es ihr unter die Nase hielt. Ihr Ehrgeiz war geweckt. Nicht nur um Ivys Willen ihr eine so schöne Krone zu machen, dass sie ihre alte gar nicht mehr vermisste. Auf gar keinen Fall wollte sie gegen Julius verlieren! Also machte sie sich sogleich daran eine Krone auf buntem Papier, welches sie auf die Farbe von Ivys Kleid abstimmte, aufzumalen, die sie anschließend ausschnitt und zusammenklebte. Prüfend hielt sie das gute Stück eine Armlänge von sich weg und war soweit zufrieden damit. Dann machte sie sich an das Verzieren. Sie klebte eine Menge Strassteinchen, Perlen und Bänder daran fest und sparte erstrecht nicht mit dem Glitzer, den Ivy so schön fand. Julius war schneller als sie fertig, doch Cheryl ließ sich nicht beirren, sah nichteinmal auf, als er verkündete seine Arbeit vollendet zu haben. Viel zu sehr war sie mit ihrer eigenen Krone beschäftigt.

    Doch es dauerte nicht lange, da war auch Cheryls Werk vollbracht. stolz hielt sie es in die Höhe und rief ein freudiges “Fertiiiig!!” in die Runde. Vermutlich würden Ivys Haare anschließend auch voller blauer Glitzer sein, denn die kleine Blondine hatte deutlich mehr Glitzer auf der Klebefläche verteilt, als diese überhaupt halten konnte. “Und?! Was sagst du?!”, aufgeregt hielt sie ihrer neuen Freundin die Bastelarbeit hin, ebenso wie Julius.

    Nun standen sie beide da und warteten gespannt darauf welchen Kronenkünstler Ivy als Sieger hervorgehen lassen würde.

    Dystariel


    Ein paar Minuten später...

    Sophia bei Aria

    Sophia sah von ihrem Eintopf auf, als Aria sie fragte, ob alles in Ordnung war. Etwas ungläubig sah sie in die schönen Augen der kleinen Dame und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Vielmehr noch verblüffte es sie etwas, dass sie sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Dieses junge Mädchen hatte mit Sicherheit eine größere Last zu tragen, als sie selbst. Vermutlich war dieses Kind eine Waise, war sie doch der anfänglichen Frage nach ihren Eltern ausgewichen. Nicht zuletzt der Umstand, dass sie sich so darüber freute, dass Sophia ihr eine warme Mahlzeit ausgab, sprach dafür. Plötzlich kam sie sich richtig albern vor. Ein etwas schüchternes Lächeln begann ihre Mundwinkel zu umspielen, eine Antwort blieb sie ihr vorerst noch schuldig. Wortlos erstand sie den gewünschten Eintopf für Aria und bedeutete ihr zu einer kleinen Bank zu folgen von der gerade eine ältere Dame aufgestanden war. Im Sitzen aß es sich ganz einfach besser. Die Adelstochter lächelte diesmal ein ehrliches Lächeln, dass auch ihre Augen erreichte, als Aria sich bedankte, und winkte ab. “Genieße ihn!”, Vorsichtig begann sie also ihren eigenen Eintopf in kleinen Portionen zu essen. Doch sie hielt schnell inne, ließ den gerade angehobenen Löffel wieder sinken. Arias Frage spukte immer noch in ihrem Kopf umher. Nicht nur, weil sie ihr noch keine Antwort gegeben hatte. Sie wusste selbst nicht, was die Antwort auf diese so simple Frage war. War alles okay? Eigentlich schon. Worüber hätte sie klagen sollen? Aber so ganz richtig war es trotzdem nicht. “Weißt du …” begann sie schließlich und sah zu ihrer Begleitung hinüber. “Gefühle können sehr viel Verwirrung stiften. Besonders wenn diese im eigenen Herzen um Aufmerksamkeit buhlen und dann auch noch der Verstand ein Wörtchen mitreden will.” Sie machte eine kurze Pause, sah erneut zu Eric hinauf. “Ich habe keine eindeutige Antwort auf deine liebenswürdige Frage … entschuldige.” Dann folgte Schweigen ihrerseits. Hätte sie vielleicht einfach nur ‘ja, alles in Ordnung” sagen sollten? Aber was nützte es. Sophia war keine gute Lügnerin und wer weiß wie oft man dieses Mädchen schon belogen hatte, um ihr keine Sorgen zu bereiten? Vermutlich hatte sie sowieso schon viel zu viele davon.

    Also versuchte sie lieber das Gespräch auf etwas anderes zu lenken. “Das Essen ist wirklich köstlich, nicht wahr? Was wohl das Geheimnis dieses Koches ist … hast du eine Idee?” gespielt verschwörerisch, lehnte sie sich mit gesenkter Stimme ein kleines Stück zu Aria hinüber. Sie kicherte leise und genehmigte sich noch einen weiteren Löffel aus ihrer schon halb geleerten Schüssel.