Beiträge von Iskimsya

    Camus kommt an~


    Immer noch gefasst von dem Kampf erreichte Camus mit Erschöpfung die Farm. Sein Zuhause. Auch wenn es erst für ein paar Tage gewesen war, so schien es ihm doch zu sein, als würde er jahrelang dort gewohnt haben. Mit oder ohne seinen Vater. Ein tiefer Seufzer löste sich von seiner Kehle, stieß die Tür auf und ein gewaltiger Duftschwall von Obst und Gemüse ließ ihn für einen Moment des Augenblicks erschaudern. Wie lange hatte Camus schon nicht mehr gekämpft. Er erinnerte sich kaum noch an den Tag. Der Farmer wischte die Gedanken schnell wieder beiseite, verschwand leise in sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und lauschte den Vögeln, welche wild umher zwitscherten. Seine beiden Dolche schob er unter dem Matrazengestell. Kurz schreckte der Blonde auf, als eine kleine Maus fiepend durchs Zimmer wirbelte, doch im nächsten Moment ärgerte es ihn ungemein, sich vor einer Maus erschreckt zu haben. Mit einem genervten Blick lehnte er sich gegen das Kissen und starrte geradeaus auf das Holzdach. Und mit einem Mal riss es ihn den Boden unter den Füßen weg, als er seinen Träumen endlich wieder Beachtung schenkte.

    Die karge Landschaft machte allen schwer zu schaffen. Der karge Boden und auch die karge Luft. Gab es so etwas überhaupt? Nun, Camus war nicht bereit, darüber noch näher nachzudenken, als Felicity ihm eine glatte Abfuhr verpasste. Er seufzte ungemein, verdrehte dabei die Augen. "Gut, wie du meinst. Karges Weib." Dabei waren die letzten beiden Worte so leise, dass nur Camus dieses halbsummende, leise Schimpfwort in seinem Kopf wahrnahm. Da war sie wieder. Die Launenhaftigkeit der Mädchen. Das verstand der Blonde absolut nicht. Vielleicht war es ein Fehler, sie zu küssen. Vielleicht hätte ich warten sollen. Es war falsch. Aber wie kann sich etwas Falsches so richtig anfühlen? Er wusste es nicht. Es tut mir leid, rief er sich in Gedanken. Und da war sie wieder: Die sensible Seite kam in ihm hoch. Da konnte Lilyen auch noch so feindselig zu ihm herüberstarren. Wie von einer Tarantel gestochen, lief er voraus. Direkt auf den Blackbird zu, doch es kümmerte Camus nicht im Geringsten. Und da sah er den schwarz-weiß gefleckten Buffalo aus einem der kargen Büsche hervortrotten. Der kommt mir wie gerufen! Triumphierend wirbelte der Farmer herum, riss seine beiden Dolche heraus und stieß den ersten in seine Rechte. Das Tier schrie vor Wut. Anmutig kämpfte sich Camus weiter nach vorne. Gerade konnte er noch dem riesigen Horn, welches sich gefährlich in ihn hineingebohrt hätte, entwischen, als der zweite Dolch des Buffallos linke Seite erwischte. Für einen Moment sah es so aus, als hätte das Tier Flügel, doch der Bulle tanzte wild umher, versuchte vergebens die metallischen Schwerter aus seinem Leibe zu bekommen. Camus hatte ein flammendes Züngeln in seinen Augen. Er streckte seine Hand dem Bullen entgegen, so als wolle er ein Zauber aussprechen. Anscheinend verstand der Buffalo etwas von Magie und blieb abrupt stehen. Wie ein Roboter machte der Blonde einen Schritt nach dem anderen, immer noch die Hand ausgestreckt. Blitzschnell griff er nach dem linken Dolch, zog ihn mit einem Ruck raus. Das Blut spritzte ihm auf seine Kleidung. Was um ihn herum geschah, nahm der Halbstarke gar nicht mehr war. Er war wie in einem Rausch. Deshalb sprang er über den Bullen, um sich sein rechtes Schwert zu krallen. Der Buffalo atmete schwer und fiel dann prompt in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, welches mit Luft angestoßen wurde. In diesem Moment war ihm einfach alles egal. Camus hatte seine unbändige Traurigkeit in Wut verwandelt und ließ es an einem unschuldigen Tier aus. Aber das schien immer noch besser zu sein, als... Ja, was eigentlich? Der Buffalo ließ gurgelnde Laute von sich, versuchte verzweifelt sich zu bewegen, welches ihm aber nicht gelang. Das Blut triefte von Camus' beiden Schwertern. Mit einem wuchtigen Kreuzhieb bekam der Farmer die Schwerter wieder sauber, ließ einen entschlossenen Blick auf Felicity und Lilyen ruhen, welche zu weit weg waren, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können. Er steckte seine Dolche wieder zurück, vertiefte seine Hände in den Hosentaschen und verließ das Meshina Valley, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    Felicity, Lilyen und Camus kommen an~


    "Was ist denn das hier für 'ne karge Landschaft? Sieht ja richtig wüst aus", stellte Camus zu seinem Bedauern fest. "Aber ich kenne solche Landschaften. Bestimmt gibt es hier auch Blackbirds, oder nicht?" Doch die Frage beantwortete sich schon von selbst, als dieser den kehligen Schrei eines kleinen Blackbirds hörte. Sein schelmisches Grinsen, gezeichnet von Triumph, war kaum zu übersehen. "Der perfekte Vogel für dich, Lilyen." Sein Blick blieb an dem Bogen haften, doch wanderten im selben Moment wieder zu Felicity. Er bewegte sich auf sie zu, denn sie waren beide neben Lilyen gestanden. Seine Hand ergriff ihren Arm und umwandte damit seine Taille. Ein paar Schritte entfernten sich die beiden rückwärts, bevor Camus dann leise fragte: "Und, bist du immer noch sauer auf mich?" Dabei klang das gar nicht traurig, sondern glich eher einer ganz normalen, alltäglichen Frage.

    Als sie endlich fertig waren und Felicity ihn fragte, ob er schon gekämpft hatte, kam ihn das sichtlich lächerlich vor. "Wann hätte ich das tun sollen? Im Regen?" Der Blonde lächelte wieder sein schelmisches Lächeln. "Nein, nein. Natürlich hab ich schon gekämpft. Aber ... eher selten", fügte er noch langsam hinzu. Schließlich wollte er sie nicht schon wieder gänzlich verärgern. Doch er liebte es ungemein. "Das einzige Problem ist, dass...", setzte Camus an, "dass ich nicht weiß, welche Orte hier fürs Kämpfen geeignet sind." Seine Kleidung fühlte sich trockener an, nachdem er so lange in der Hitze ausgeharren hatte. Es tat ihm gut, dass Knistern des Feuers in seinen Ohren zu hören. Vielleicht war Camus selbst einmal Herrscher dieser züngelnden Flammen. Ein lächerlicher Gedanke.

    Camus beobachtete das Spektakel, welches gerade vor sich ging, doch wollte sich nicht noch einmal mit Leo anlegen, ehe er sich es anders überlegte, seine beiden Dolche zurückzuverlangen. Nicht auszudenken. Deshalb hörte er einfach stumm zu und nickte nur leicht, als sich plötzlich auch noch die andere Tochter von Felicity in der Schmiede befand. Ein klägliches "Hallo" kam aus seinem Mund. Vielleicht sah man an seinem Gesicht an, dass er verlegen schien. Was sollte er denn auch sagen? In durchweichten Gewändern sah man sicher nicht sehr ansehnlich aus. Bestimmt sah er gerade so aus, wie ein Monster, dass gerade aus dem Wasser stieg und nun die Familie von Felicity störte. Wer weiß denn schon, was so kleine Kinder denken? Deshalb hielt er sich lieber für den Moment zurück.

    Ohne das Camus irgendetwas hätte erwider können, waren sie von einen auf den anderen wieder in der Schmiede angelangt. Er hatte nicht genügend Zeit sich um die Vorstellung von Lilyen zu kümmern. Ja, in der Tat. Der Regen hatte sie alle durchnässt, aber ganz besonders ihn. Doch dies störte ihn sichtlich wenig, schließlich musste Camus früher sehr lange unter dem Gewitter verweilen, als die Ernte eingefahren wurde, bevor der Sturm die gesamten Feldfrüchte zerstörte. Hinzu kam der unnötige Druck, etwas falsch zu machen. Auch an diesem Tag erinnerte ihn der Regen an diese alten Zeiten und er spürte, dass schon bald ein Sturm vorbeiziehen könnte. Er musste seine Gedanken ordnen.
    Als Felicity nach einer gut gefühlten Stunde wieder aus der Bibliothek kam, hatte sich etwas an ihrem Gesichtsausdruck verändert, doch deuten konnte der Farmer dies beim besten Willen nicht. Nur, als er das kleine Mädchen sah, welches zuvor ängstlich an ihm vorbeirauschte, musste er nur die Fakten auf den Tisch legen. Sie war einer ihrer Töchter. Das war kaum zu übersehen. Dennoch konnte er diese Überraschung nicht gänzlich aus seinem Gesicht verbannen. Es blieb keine Zeit zum Nachdenken, und schon machte Felicity ihn mit ihrer Launenhaftigkeit wieder wütend, behielt es aber für sich. Sie hätte sich wenigstens bedanken können, dass ich warte. Aber nein. Im selben Moment erfuhr der Farmer, dass die Kleine Lilyen heißt. Ein wirklich interessanter Name. Als sie durch den Regen liefen, erkannte er nur, wie Lilyen mit ihren kleinen Füßchen einen Schritt nach dem Anderen machte. Dabei wirkte sie etwas schüchtern, oder gar schwach. Jetzt hätte Camus am liebsten den Drang verspürt, sie auf seinen Schultern zu tragen. Doch war das nicht die Aufgabe ihres Vaters gewesen. Zugleich wurde ihm dieser Unbekannte Ray immer unsympathischer, da war ihm dieser alte Rupp Leo viel lieber, als diesen Ray. Das Wasser triefte fast in seine Glieder, so hatte Camus das Gefühl, doch es machte die ganze Situation behaglicher. Der Regen hatte sich wie ein Schutzpanzer um ihn gebildet und ließ ihn in Erinnerungen schwelgen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, als er Lilyen's Stimme hörte. Eine liebliche, zierliche, aber doch starke Stimme. Damit fühlte sich der Blonde nur wieder bestätigt, dass Lilyen die Tochter von Felicity war. "Du musst zu dem alten Rupp gehen. Leo. Der ist da hinten", und Camus zeigte in die Richtung, wo es hämmerte und zugleich klopfte.

    Sie hatte ihn doch tatsächlich gefragt, ob sie zusammen üben wollten. "Sicher", antwortete er nur knapp. Seine Augen wanderten weiter durch die Bücherreihen, bis dieser schließlich an einem ganz bestimmten haften blieb. Verbotene Magie, las er in Gedanken. Doch dann galt seine Aufmerksamkeit wieder ihr. Als er sie vorsichtig beobachtete, meinte Camus dann: "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dir dein süßes Köpchen darüber nicht zu zerbrechen brauchst." Natürlich war das nur ein Blöff, schließlich konnte der Farmer keine Gedanken lesen. Doch schwer schien es ihm nicht zu fallen, auf die Gedanken ihrerseits zu kommen, denn die junge Frau las nicht in dem Buch, sondern starrte nur einen gewissen Punkt an. Für wie dumm hälst du mich eigentlich?, dachte er nur bei sich, aber schweifte gleich zum nächsten Thema. "Jeremy...", raunte Camus. "Ist der auch so ein alter Rupp wie dieser Leo? Wenn dem so ist, möchte ich ihm nur sehr ungern über dem Weg laufen." Camus' Stimmung war jetzt am Tiefpunkt angelangt. "Ich warte draußen." Mit diesen Worten verließ Camus die Bibliothek. Er hatte keine Lust auf weitere Reibereien.

    Als sie das Gebäude betraten, sah er sich interessiert um und betrachtete alle Bücher mit ihren Buchrücken, bis Felicity ihn aus seinen Gedanken riss, ihn ohne Vorwarnung in einen anderen Raum beförderte. "Nein, ich muss erst einmal mit meinen zwei Dolchen ein bisschen üben", winkte Camus dankend ab. "Zauber ist nun wirklich nicht meine Stärke." Weichei, dachte sich der Blonde, aber das war ihm in diesem Moment egal. Es roch modrig nach Papier, dies behagte ihm ganz und gar nicht.

    Es hatte keinen Sinn mehr. Wenigstens hatte er es versucht, doch es musste ihre Entscheidung bleiben. Felicity verteidigte und wehrte sich mit ihren Worten gegen ihn, so gut sie konnte, doch dann antwortete er nur: "Feli, hör zu, es war nur ein Kuss, okay?" Seine Stimme hatte sich in ein Raunen verändert. "Nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müsste." Den Rest des Gejammers wollte er nicht mehr hören, es war ihm zuwider. Sollte sie doch in ihrem Selbstmitleid versinken. Doch ihre letzten Worte ließ ihn hellhörig werden. "Ja, lass uns gehen." Camus löste sich von ihrer gemeinsamen Umarmung, stand resigniert auf, wandte sich noch einmal dem Nachthimmel zu, während er seine Kleidung glatt streifte. Das Sternbild war verschwunden, egal wie schnell seine Augen die Sterne entlang fuhren, es war nicht mehr zu sehen. Die Wolken hatten das Bild verschluckt. Traurig hatten sich seine Lider gesenkt. Sie standen nur noch halb offen. Plötzlich verschloss sich Camus wieder in seine Hülle und ging voraus, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    "Aber du bist unglücklich. Wie kannst du jemanden lieben, der dich unglücklich macht?", und das klang nicht einmal vorwurfsvoll. Es war eine ganz normale Frage, dessen Antwort er verstehen wollte. Ein leichter Wind wehte durch das Gras. Man hörte es leise rascheln und Felicity''s Haare wandten sich aus ihrem verweinten Gesicht. Sie entschuldigte sich verzweifelt, was ihm einen Stich versetzte. "Aber... du musst dich doch nicht entschuldigen." Fast hätte Camus laut aufgelacht, weil ihre Worte so verwirrend waren, doch trotzdem antwortete er ruhig - auch wenn mit weit aufgerissenenen Augen. Er sprach weiter: "Du musst dich zu nichts zwingen, damit machst du dich selber kaputt. Aber was rede ich? Wir wissen nichts voneinander und vielleicht ist genau das der springende Punkt, warum du dich dagegen wehrst. Wir können auch einfach weitergehen und das alles hier vergessen, wenn du es möchtest. Bitte mich darum und ich werde kein Wort mehr darüber verlieren." Er ließ seine Worte auf sie wirken. "Aber... das willst du sicher auch nicht, oder?" Fragend suchte er ihre Augen und wartete gespannt. Nicht, dass er sich große Hoffnungen machte. Das brauchte er auch gar nicht. Camus wusste genau, was er tat, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben.

    Camus ließ sie nicht los, lockerte dennoch seinen Griff, als er sah, wie hilflos die Brünette in dieser Situation gewesen war. Die Grillen zirpten fröhlich weiter, während die Glühwürmchen sich langsam zu den beiden gesellten und wie wild durcheinander flogen. Der Blonde antwortete ihr nicht gleich, sondern küsste die Tränen weg, welche hemmungslos an Feli's Wangen runterrannen, wie kostbare Diamanten. "Wer sagt denn, dass wir das müssen?" Er lächelte sie traurig an. "Wovor hast du Angst - ist es wegen mir?", fragte er dann leise in die stille Nacht hinein. Fast hätte er sich erhoben und wäre einfach gegangen, aber das konnte jetzt nicht einfach enden. Nicht so. Behutsam vergruben sich seine Hände in ihre langen, braunen Haare, den Kopf seitlich an ihre Brust gelehnt und spürte erneut ihren Herzschlag, durch seine Rippen wild pochen. "Beruhige dich. Ich tu dir doch nichts." Mit diesen Worten ließ er von ihren Haaren ab und suchte langsam nach ihren Händen. Mit einem festen, dominanten Griff umschlossen sich ihre Finger in seine. Er konnte nur noch abwarten und seinen Atem lauschen.

    Dass sie einfach so unverwandt mitmachte, überraschte ihn keineswegs. Er hatte es geahnt und genoß seinen Triumph. Skeptisch schaute er Feli von der Seite an, als sie sagte, dass sie nicht bereit für eine neue Liebe sei: "Bist du dir da auch wirklich zu hundert Prozent sicher?" Als er keine Antwort bekam, machte er belustigt weiter. "Nach deinem Herzschlag zu urteilen, klingt das aber nicht sehr glaubwürdig." Camus schaute wieder in den Himmel und er liebte es, dass sie ihn herausforderte, indem die Brünette sich noch enger an ihn schmiegte. "Eingebildet. Soso", stellte er fest. Der Blonde baute sich vor ihr auf und drückte sie leicht ins Gras zu Boden, sodass er nun die Kontrolle über sie hatte. Felicity konnte seinen Augen nicht mehr entfliehen, denn seine starken Arme ließ er auf ihren Schulter ruhen. Beide lagen nun auf der Wiese, Camus sichtlich entschlossen durchbohrte er sie mit seinem Blick. Dann war es passiert. Ihre Lippen trafen sich und lange verweilten sie so, bis er sich langsam von ihr löste. "War das etwa Einbildung?" Sein Flüstern war nur noch ein Hauch in dieser sternklaren Nacht.

    Er lächelte vergnügt. "Ja. Sicher. Natürlich hab ich das", warf Camus sarkastisch zurück, nachdem sie sich verteidigte, dass Thema nicht gewechselt zu haben. "Ich... habe kein Schwert genommen, weil ich nicht mit dir kämpfen will." Eine leichte Ernsthaftigkeit überkam seine Stimme, doch sogleich fügte er noch betont hinzu: "So etwas gehört sich nicht. Das ist gegen meine Moral." Und damit war für ihn auch das Thema beendet. Diese Worte sollten sie nicht verletzen, sondern beschützen. Denn was wäre, wenn sich die beiden wirklich gegenüberstanden, doch mit anderen Gefühlen, als es jetzt war. Hass? Das mochte er sich unter keinen Umständen in irgendeiner Form ausmalen. Das sollte nicht passieren. Hoffentlich würde sie es verstehen, oder wenigstens nachvollziehen können, auch wenn der Blonde seine Gründe nicht vor ihr aussprach. Sie sahen sich beide an. Natürlich wusste er um ihr Herz und es war nur selbstverständlich, dass es schneller schlug als sonst. Das nahm er ihr nicht übel. Camus kam ihr gefährlich nah, viel zu nah. Felicity schloss unmerklich die Augen. Der Blonde wartete eine Weile ab, lächelte dann verschmitzt und flüsterte in ihr Ohr: "Reingelegt!" und lachte dabei leise vor sich hin. "Oder dachtest du wirklich, es wäre so einfach?" Der Blonde war jetzt vollkommen in seinem Element übergegangen.

    Camus ergötzte sich an der Stille, die die beiden umgab wie ein Nebelschleier, dieser aber ganz und gar nicht die Sicht versperrte. "Die Nacht ist immer schön." Beide ließen sich sanft ins Gras fallen und er spürte plötzlich ihre Wärme durch seinen Körper dringen. Es war ein Gefühl von Geborgenheit, die aber genauso schnell wieder verflog, da sie von ihm abließ. Eine Weile wusste Camus nicht, wie er darauf hätte reagieren sollen, wagte es aber schließlich doch. Er legte seine rechte Hand behutsam auf ihre Hüfte und zog sie leicht zu sich, sodass sich Feli wieder bei ihm anlehnte und er ihren süßen Duft einatmen konnte. "Lenk' nicht vom Thema ab", meinte er dann leise. "Es ist okay, vollkommen okay." Der Blonde sah zum Himmel. "Dort oben ist das Sternbild "Felis" zu erkennen. Was für ein Zufall. Das ist dein Stern, Felicity. Sieh doch!" Camus malte mit seinem linken Zeigefinger die Konturen nach, sodass die Brünette das Bild leichter erkannte und er merkte nicht, dass seine starke, muskulöse Hand sich noch ein bisschen mehr um sie wandte.

    Dankend nahm Camus die zwei kleinen Dolche entgegen, ohne noch irgendetwas Anderes zu erwidern . Sie waren einfach, handlich und hatten schöne Gravuren. Naja, ich werde es nachbessern., beschloss er im Stillen. Er nahm beide Waffen in eine Hand, kramte dann nach seinen Goldstücken, schaute sich fragend nach Leo um: "Sind 1.000 Gold genug?" Der Blonde wartete gar nicht erst auf eine Antwort und drückte dem alten Rupp die Goldstücke in die Hand. "Wir müssen nämlich jetzt gehen, nicht wahr?" und schaute wieder einmal verstohlen zu Felicity. "Bis zum nächsten Mal, Leo. Hatt uns sehr gefreut." Diesmal war es nicht gelogen. Noch einmal blickte er zu ihr und fragte in Gedanken: Gehen wir dann?

    Ach, sie an. Er kann ja doch reden, dachte Camus gehässig. Dieser Kerl behagt mir ganz und gar nicht, antwortete dann aber schließlich doch mit scharfer Zunge: "Wie wäre es mit einem Dolch? Oder habt ihr sowas nicht?" Dann wandte er sich lächelnd wieder an Felicity. "Wir reden später weiter", flüsterte Camus ihr wieder ins Ohr, doch der Lufthauch blieb diesmal aus. Er wollte sie nicht gänzlich verstören und auch der alte Rupp, wie Camus diesen Spitznamen in seinen Gedanken formte, musste nicht allwissend sein. Denn Wissen konnte ihm unbändige Macht verleihen. Wissen kann zerstören, gleichzeitig aber auch Glück bedeuten. Doch jetzt fielen ihm wieder die Kinder von Felicity ein. Irgendwann müsste er sie auch kennenlernen. Aber das hatte alle Zeit der Welt.

    "Gegeneinander?", murmelte Camus. "Also ich finde, miteinander wäre doch viel ... "spannender". Dabei flüsterte er das letzte Wort verräterisch leger in ihr Ohr. Sein Atem wanderte dabei absichtlich über ihre Haut, denn alles musste dieser ruppige Leo nicht mitbekommen und es interessierte ihn brennend, ob sich eine Reaktion ihrerseits löste. "Miteinander", säuselte Camus vergnügt an Felicity's Seite. Dabei entfuhr ihm ein kleines, höhnisches Lachen und sah dann wieder zu Leo rüber. Wenn Felicity durch seine Aktion keinen Ton mehr herausbrachte, so könne er für sie sprechen. So war Camus nun mal. Wenn es darauf ankam, war er einfach unglaublich charmant, dass es kaum auszuhalten war. Dennoch musste er aufpassen, schließlich sollte sie nicht falsch von ihm denken, dass der Blonde dies bei jeder beliebigen Frau machen könnte, denn das war nicht der Fall. Ganz und gar nicht. Jetzt sprach Camus in Leo's Richtung, obwohl es Felicity galt: "Oh, die Bibliothek. Du magst Bücher? Das ist gut. Gefällt mir." Dabei klang der Halbstarke sichtlich amüsiert und er freute sich. Er freute sich nach langem, wieder einmal so sein zu können, wie er wirklich war.

    Sie will den Bogen wirklich eintauschen?, dachte Camus erschrocken. Er hatte doch noch ein wenig Hoffnung, dass der Augenblick nie wieder verflog, den Bogen mit solch einer Vollkommenheit anzustarren, doch da schwang Felicity schon das Schwert voller Elan durch die Luft und es ging ihr gut dabei. Dass sah man ihr sofort an. Camus wich leicht zurück, damit sie noch mehr Platz hatte, sich der Waffe genüßlich hinzugeben. Ihre Haare schwangen mit und durch deren Länge wirkten sie noch schöner als irgendwann sonst. Er verspürte den Drang, sie abrupt zu stoppen, denn er hielt dem nicht mehr lange stand. Diesem Gefühl von Beschwingtheit und Glück. Jetzt kamen plötzlich ihre Worte, dass sie die Waffe nehmen würde. Ohne zu überlegen, fügte Camus noch leise murmelnd hinzu: "Eine gute Wahl", indem er Felicity verstohlen von der Seite beäugte.

    Camus hatte sich noch immer im wahrsten Sinne des Wortes an Felicity geklammert, da er sich unbehaglich fühlte und irgendetwas gefiel ihm hier ganz und gar nicht. Nun, die Atmosphäre war nun wirklich nicht das Gelbe vom Ei, zu allem Überfluss roch es streng nach Metall - man hörte sogar das Holz im Feuer leise knistern. Als die Brünette ihren Bogen mit solch einer Sicherheit auf die Theke legte, warf Camus einen gierigen Blick darauf. Dieser Bogen war das Schönste, was er jemals zu Gesicht bekam. Warum in Gottes Namen, wollte sie ihn nicht mehr?, fragte er sich. Das müsste Camus später herausfinden, auf jeden Fall würde er sie zu einer Antwort bewegen, komme was wolle. Der Blonde bereute seine Entscheidung, sich ein Schwert zu wünschen. Camus erkannte langsam, dass sie in ihm so eine Art Vorbildfunktion sah. Er hatte so viele Fragen an sie, doch dies war nicht der richtige Ort für sentimentale Gespräche. Schließlich lächelte Camus leicht, denn die Entschlossenheit sowie Zufriedenheit, die er in ihren Augen ausmachte, erwärmte sein Herz. Im gleichen Moment fühlte der Blonde sich unbehaglich, denn er wusste genau: Wenn es so weitergehen würde wie jetzt, dann könnte er sich nicht mehr zurückhalten, obgleich sie ihn dafür hassen würde oder sie das nur im Geringsten erwidern könnte. Irgendwann würde die Zeit schon noch dafür kommen.

    "Etwas ruppig?" Nun, Camus mochte keine strengen Typen, aber da kam er Wohl oder Übel leider Gottes nicht vorbei. "Nun, vielleicht nehme ich mir ein dünnes Schwert."
    Das schien für ihn die richtige Wahl zu sein. Seine Laune war nicht gerade die Beste, aber der Tag war ja noch lang. Vielleicht würde sich das die nächste Zeit mit Sicherheit ändern.
    "Nun, also... ja ich denke ein dünnes Schwert reicht für's Erste. Ich werde dann durch die Nacht streifen und ganz viele Monster erledigen!" Sehr theatralisch sprach dieser aus vollem Munde.
    Er hatte keine Ahnung, was gerade in ihn gefahren war, aber eigentlich war das abzusehen. Er hatte den ganzen Tag nicht geschlafen, und war jetzt im Höhenflug angekommen.
    "Na gut, bringen wir es schnell hinter uns. Hier möchte ich nicht lange bleiben. Es ist... seltsam hier...", raunte er Felicity leise zu und starrte dabei geistesgegenwärtig zu Leo herüber.