Bahnhofstraße 9 >> Nebelwald
Licorice brauchte nicht länger als sonst um ihren geliebten und wertgeschätzten Wald zu erreichen. Heute Abend würden sie und Cylie den Köderlegern das Handwerk legen. Sie würden sie ordentlich erschrecken, sodass die Mistkerle sich nie wieder in den Wald trauten, geschweige denn sich trauten Köder mit Glasscherben darin zu verteilen. Sie würden es nie wieder wagen ihrem Wald und seinen Bewohnern weh zu tun, dafür würden die beiden Frauen sorgen. Und wenn Licorice diese Schweine erst zu Gesicht bekam erden sie sich wünschen niemals geboren worden zu sein. Mit einer aufgebrachten Licorice ist nicht zu spaßen, schon gar nicht wenn es um ihr Heiligtum, ihren geliebten Nebelwald ging. Dieser Ort war für Licorice mehr als nur ein Wald, mehr als nur ihr Arbeitsplatz. Dieser Wald war so lebendig, so wundervoll und voller Farben! Wenn es ihr nicht gut ging, konnte sich die Brünette in den Wald flüchten, sich vom Nebel umgeben lassen und runterkommen. Der Nebelwald war etwas ganz besonderes. Es war wie Licorices zweite Heimat. Sie hatte die Natur schon immer geliebt, doch diesem Wald fühlte sie sich so verbunden, als wäre er ein Teil ihrer selbst. Wenn ihm etwas zustoßen würde, würde ihr das Herz in Flammen aufgehen. Ihr Wald war ihr Ruhepol, ihr Platz, ihr Ort an dem sie die Tiere und Pflanzen in Aktion sehen konnte. Der Nebelwald war nicht zu vergleichen mit anderen Wäldern. Wahrscheinlich dachte sie dies, da sie nicht objektiv war. Subjektiv gesehen war der Nebelwald einer der schönsten Orte auf der Welt. Die Brünette stand nun voller Erwartung vor ihrem Schatz und wartete auf Cylie. Wer ihren Schatz anrührte würde bluten müssen. Stark bluten. Da kannte Licorice keine Gnade. Der nebel im Inneren des Waldes fühlte sich für Licorice mittlerweile schon wie eine zweite Haut an, wenn er um sie herum waberte, sie vollkommen einschloss. Bei dem Gedanken an das wohlige Gefühl durch ihren Wald zu spazieren bekam die Dunkelhaarige eine Gänsehaut. Sie würde ihren Wald um jeden Preis beschützen! Wer auch immer diese Köder ausgelegt hatte, sie würde ihn finden, ihm das Handwerk legen und ihn bluten lassen. Vielleicht nicht wörtlich gesehen - es sei denn der oder die Täter fielen in ihre eigenen Köder. Geschähe ihnen Recht. Aber bezahlen würden sie. Jeder würde bezahlen, der den Nebelwald und seine Bewohner bedrohte. Licorice war nicht nur Tierschützerin in diesem Wald, nein sie war seine Wächterin! Sie musste diesen Wald um jeden Preis beschützen. Es gibt nur noch so wenige prachtvolle Wälder auf Erden. Dieser Wald musste bestehen bleiben. Seine pflanzen, sowie seine Tiere. Und einen Wilderer wird Licorice sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen. Das hatten diese Monster nicht mal ansatzweise verdient. Sie gehörten genauso traktiert wie sie die armen Tiere traktierten und folterten, verletzten und auslöschten. Viele Menschen müssten diese Qualen mal am eigenen Leib erfahren, dann würden sie vielleicht zur Besinnung kommen. Vielleicht. Denn es gab genug Menschen, die so bescheuert wären und trotzdem weiter morden und foltern würden. Der Wind strömte in Licorices Gesicht. Ließ ihr Haar etwas flattern. Doch sie verspürte keine Kälte. Alles, was sie verspürte waren Vorfreude und Hass. Ein leises Kichern stieg aus ihrer Kehle empor. "Ich werde euch kriegen." Wieder ein leises Lachen. "Und ihr werdet dafür bezahlen, was ihr getan habt." Ihre Stimme war ein eisiges Flüstern. Licorice konnte so kalt sein ,wenn sie wollte, so verrückt sein. Aber das interessierte sie nicht. Denn es gab wichtigeres. Die Täter ausfindig machen und dafür sorgen, dass sie das niemals wieder tun. Nein, nicht nur das. Licorice wollte sie auf Knien sehen. Sie sollten sich beim Wald und seinen Bewohnern unterwürfig entschuldigen. Erst dann wäre die Tierschützerin zufrieden. Erst dann wäre die Schuld der Wilderer auch nur ein bisschen gesühnt. Ein Blick in den Wald verriet, dass sich niemand in der Nähe des Einganges aufhielt. Die Dunkelhaarige lauschte, nichts. Gut. Sie würden die Mistkerle also überraschen können. Perfekt. Licorice lächelte finster. "Bald. Bald ist es soweit. Lauft solange ihr es könnt.~" Murmelte sie beschwingt in den Nebelwald hinein. Doch selbstverständlich hörte sie niemand außer den Pflanzen und den Tieren.