[Nova] kommt an, am Straßenrand
Der Weg vom Waisenhaus bis zum Bildungszentrum hatte eine dieser seltsamen Längen, die in der Grauzone zwischen fußläufig und weniger fußläufig erreichbar lagen. Nova hatte sich für die sportlichere Alternative entschieden, was sie mittlerweile allerdings zu bereuen begann. Der Gurt ihrer Reisetasche, die schon weitaus bessere Tage gesehen hatte, schnitt unbequem in ihre Schulter ein und schlug bei jedem Schritt gegen ihr Popöchen. Ihre Vorfreude auf die bevorstehende Klassenfahrt minderten diese Umstände jedoch nur wenig. Eine Klosterburg irgendwo im Nirgendwo, das klang, als wäre es einem Abenteuerroman entsprungen. Der Anblick des wartenden Busses ließ die schnaufende Teenagerin unweigerlich grinsen.
Nova ging nun zielstrebiger den Bürgersteig entlang, den Gurt ihrer Tasche adjustierend. Es saßen schon einige ihrer Mitschüler im Bus. Ein Glück, dass ich nicht noch länger für den Weg gebraucht habe!, dachte sie bei sich.
Ob es nun an der Unhandlichkeit ihrer Tasche, an ihrer freudigen Erwartung, die sie ablenkte, oder an ihrer Erschöpfung lag, war schwer zu sagen, aber den unscheinbaren Jungen in grün, der bewegungslos am Straßenrand stand, streifte sie äußerst unsanft. Ja, man hätte sagen können, sie rammte ihm die Reisetasche voll in die Magengrube. Erschrocken sprang sie zurück.
"Oh nein oh mein Gott oh nein, es tut mir so leid!! Bist du okay?", quiekte sie bestürzt.