Die Sonne stand mittlerweile schon hoch oben am Himmel und Kross, der zwar immer eine Wasserflasche bei sich trug, weil er sehr oft sehr lange unterwegs war, verfluchte sich gerade diese nicht vor seiner Wanderung aufgefüllt zu haben. Sie war halb leer.
Er war sich auch nicht mehr so sicher ob es so eine gute Idee war einen spontanen Ausflug in die Wüste zu machen, aber nach der Begegnung mit dem verwirrten und vverwirrendenMädchen, brauchte er ganz dringend einen Ort an dem er keine Menschenseele fand. Außerdem hatte man ihm gesagt, dass hier die Monster lebten. Seit seiner Ankunft hatte er noch kein einziges freies Tier gesehen. Das wollte er ändern und so führte sein Weg über die schwer besteigbaren Erhöhungen in die karge Landschaft der Wüste.
Einen Moment lang hielt er inne um sich an der ganzen Schönheit der Landschaft, die sich vor ihm erstreckte, zu weiden und das Szenario auf sich wirken zu lassen. Bisher hatte er keine Monster gesichtet. Sicherlich würde ihn hier draußen etwas angreifen, wenn er nicht vorsichtig genug war, aber es war Kross und er war selbstbewusst genug um sich zumindest im Umgang mit monströsen Geschöpfen ein großes Feingefühl zuzusprechen.
Er sank auf einen Stein nieder, zückte erst seine Wasserflasche um einen Schluck zu nehmen und dann sein kleines Buch. Er schrieb seine Schwierigkeiten beim Aufstieg auf und malte eine kleine Wegbeschreibung darunter.
Seine Ohren waren gespitzt. Jederzeit konnte ein Monster auf ihn zustürzen, auch wenn er sich noch außerhalb ihres Gebietes befand. Von der Wüste her drang allerdings nur ein zarter Wind, der die unmöglichen Temperaturen erträglicher machte. Kross lächelte. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft hatte er Ruhe gefunden und das machte ihn glücklich.
Die Luft wurde zerschnitten von einem grellen Fiepsen. Kross schaute sich um, doch es war nichts zu sehen. Er beschloss dem Fiepsen nachzugehen, da er sich sicher war, dass es sich bloß um ein Jungtier handelte und dieses den Anschein nach allein und vielleicht sogar verwundet war. Wie sonst war es zu erklären, dass es nur eins war und dass keine Mutter zu hören war.
Kross wurde fündig hinter einer Ansammlung von Gesteinsbrocken, die sich wie keine kleine Höhlte leicht über ein junges Raptorbaby krümmte. Er hatte Recht behalten, es war verletzt. Wodurch konnte Kross nicht sagen und wo seine Mutter war auch nicht. Vermutlich tot. Er musste ihm irgendwie helfen, aber wie? Ein Seufzen drang aus seiner Kehle. Das Kleine wurde hellhörig und just in dem Moment in dem es Kross erspäht hatte, stieß es einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Nur einen Moment später, vernam er einen zweiten Schrei, kräftiger, weiter entfernt - Die Mutter. Das Geräuscht ging dem jungen Mann durch Mark und Bein, denn es gleich seinem persönlichen Todesurteil.
So schnell er konnte rannte er los, doch seine Füße fassten nicht so gut in dem feinen Sand und er kam nicht ganz so schnell voran. Er hörte weiter Schreie. Sie kamen immer näher. Kross wagte es nicht sich umzusehen, er wusste was er erblicken würde. Irgendwann hörte er sogar die Schritte des mächtigen Tieres und er wusste, dass es keinen Zweck mehr hatte zu fliehen. Er riss seinen Körper herum, stellte sich dem Ungetüm. Blutrote Augen blickten in sein Antlitz und im selben Moment erhob sich die enorme Pranke des Tieres.
Messerscharfe Krallen zogen sich durch sein Fleisch. Er fühlte richtig wie sie über seine Rippen kratzten. Seine Rippen brachen zur Antwort wie getrocknete Äste und ihm wurde warm. Warm von Blut, von der Sonne, von der Hitze die das Tier ausstrahlte, er wusste es nicht genau. Er merkte nurnoch wie sein Körper zu Boden fiel und der Raptor ihn beschnüffelte. Es merkte, dass kein Geruch ihres Kindes an ihm haftete und so drehte sich das Muttertier einfach um und verschwand.
Kross war kurz weggenickt. Eigentlich dachte er, er wäre tot, auch wenn seine Brust ihm genau das zu sagen schien, so schaffte er es trotzdem sich aufzuraffen und weiter zu gehen. Ihm war schlecht, er wollte brechen von dem Blutgeschmack in seinem Mund. Ihm war schwindelig und die Höhe, die er jetzt wieder hinuntersteigen musste, machte es nicht besser. Es dauerte lange, aber Kross gab nicht auf. Er hatte noch nie so stark wie jetzt, den Willen gespührt zu Leben. Völlig neue Gedanken vereinnahmten ihn, brachten ihn sogar zum Weinen. Er hatte ja keine Ahnung wie kostbar das Leben eigentlich war. Wieso musste er erst sterben um zu Wissen, dass das Leben mehr bot als Melancholie und Bitterkeit. Er ging weiter und weiter bis vor seinen Augen langsam ein See auftauchte.
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