Die Farm

  • Raguna zog sich gerade wieder seine Hose an. Da fiel ihm, beim Blick auf seine Felder auf, das sein Gesähtes schon zu sprießen begann. Er strahlte und nahm seine Gießkanne um glücklich damit auf sein Feld zu marschieren. Er begoß seine Pflanzen und setzte sich danach an den Rand des Feldes um zu Ruhen. Ob Tau jetzt endlich mal da war?

    "Es existiert ein Interesse an der generellen Rezession der Applikation relativ primitiver Methoden komplementär zur Favorisierung adäquater komplexer Algorithmen."
    Warum einfach, wenns auch kompliziert geht.

  • "Nein, sind wir nicht.", meinte das Mädchen kalt und bestimmt. Ihre Mimik war ernst, ihre Augen sahen für einen Moment kalt aus, was sich aber änderte, denn sobald das Mädchen
    lächelte, färbte sich dies auch auf ihre azurblauen Augen aus. "Ist nicht wichtig.", murmelte sie leicht unsicher. "Ich habe gar nciht mit ihm geredet, Eric. Ich habe ihn einfach nicht
    mehr gesehen!"
    In der Ferne tönte Donner, ein paar Sekunden später sah man einen gelben Strich am verfinsterten Horizont. "Ein Gewitter zieht hier auf...", murmelte das Mädchen
    unnötiger Weise und grinste. "Ich liebe Gewitter..", plauderte sie vergnügt und drehte sich einige Male im Kreis, um die kleinen Regentropfen einzufangen.

  • Nicht wichtig. Dabei hatte Tau Recht. Warum fragte er überhaupt nach Ragunas Reaktion? Damit er sich freuen konnte, dass der Junge am Boden zerstört war? Damit er sich freuen konnte, weil er selbst jetzt endlich eine bessere Chance hatte? Eric tauchte für ein paar Sekunde in eine Traumwelt ein, in der er sich eine Beziehung mit der Famerin vorstellte. Doch da war noch etwas, was den Beiden im Weg stand. Was ihm selbst am meisten im Weg stand. Etwas, was er nicht so einfach abschreien konnte.. Sophia. Der laute Donner riss ihn aus den Gedanken und er zuckte sogar vor Schreck zusammen. Nicht mal eine Sekunde später klatschte der Regen auf den Boden. Er spürte schon, wie das Wasser seine Klamotten durchweichte. Tau machte das wohl überhaupt nichts aus, sie tanzte schon fast im Regen. Was den Jäger ein verträumtes Lächeln auf das Gesicht zauberte. "Ich auch." stimmte er der Blonden zu "Gewitter sind schon was tolles.."

  • Wie aufs Komando, als Eric zuende gesprochen hatte, fing es an zu schütten. Der Regen schlug auf Tau's Haut ein, ihr Kleid war jetzt schon ziemlich durchnässt, genau wie ihre blonden langen Haare.
    Sie grinste Eric verträumt an. Wie gerne würde sie in jetzt einfach nur umarmen - doch nein. Keine Gute Idee. Die Gedanken wurden von ihr weggeschmissen, wie ein Stück Papier.. doch das Lächeln
    blieb weilen. Viel zu gerne lächelte sie den Jungen an, irgendwie war es schön. Er war schön.. und.. da lächelte man ja gerne.. oder, ach! Wirre Gedanken, zu wirr. Die Blonde blieb stehen.
    Sie schaute den ebenfalls reglos dastehenden Eric an, und schwieg. Als erneut Donner ertönte, und der Regen noch heftiger schüttete, wischte sie sich den nassen Pony aus dem Gesicht. Wassertropfen
    hatten sin in ihren Wimpern gesammelt. Sie liefen langsam ihre Wangen herunter, über ihre rosafarbenen Lippen.

  • Mittlerweile spürte Eric schon, wie seine Haut unter den Klamotten feucht wurde. Wenn er eine Jacke gehabt hätte, wären seine Arme vielleicht verschont und trocken gelieben, aber soweit hatte er nicht gedacht. Er konnte ja nicht wissen, dass er auf einmal von einem Platzregen überrascht werden würde. "Weißt du.." Während der Brünette sprach, merkte er, wie ein paar der Regentropfen, die seine Haare aufgefangen hatten, seine Mähne verließen und über sein Gesicht nach unten rollten. "..wenn wir hier noch länger wie angewurzelt stehen bleiben und den Regen über uns ergehen lassen... auch wenns noch so toll ist, holen wir uns eine Erkältung." Und das will ich beim besten Willen nicht. Ich will nicht, dass du krank wirst.

  • "Natürlich..", murmelte die Blonde sofort. "Wolen wir irgendwo hin gehen? Aber bitte nicht da rein.." flüsterte sie und schielte kurz zu dem alten, charmant wirkenden Gebäude. "Irgendwo anders."
    "Ja, irgendwo hin, wo kein Raguna ist." "Das heißt, wenn du überhaupt willst." Ihre blauen Augen hatten wieder die seine in Visir. Sine braunen Augen, die sie so gerne anschaute und beobachtete
    wie sie sich im Licht etwas verfärbten. Es schien, als würden sie mit dem Tag ihre Farbe ändern.

  • Sein Blick folgte ihrem, direkt auf das kleine Bauernhaus. Wegen Raguna.. bestimmt! "Dann gehen wir zu mir." Obwohl wir dort auch nicht wirklich sicher vor Sophia sind.. moment, warum überhaupt sicher sein.. für was?! Der Brünette zog für den Bruchteil einer Sekunde die Augenbrauen zusammen, während sein Blick die bepflanzten Felder streifte. Eigentlich wollte er nur zurück zu Tau sehen, doch auf den Feldern entdeckte er etwas.. oder besser gesagt, jemanden. Raguna schuftete dort. "..." Der Farmer hatte die Beiden anscheinend noch nicht bemerkt, sonst wäre er mit Sicherheit schon zu ihnen gekommen. "Ähm.. ja, also, lass uns gehen!", meinte der Junge hastig und griff nach der Hand der Blonden. "Sonst werden wir noch nasser." Schnellen Schrittes - Eric zog das Mädchen schon beinahe hinter sich her - verließen die Beiden Taus Wohnort, um zum Inn zu kommen. Stimmt, Tau weiß noch gar nicht, dass ich jetzt nicht mehr in meinem Baumhaus lebe.
    ~Tau & Eric gehen~

  • Raguna bearbeitete mitlerweile schon ein zweites Feld. Das Tau und Eric dagewesen waren, hatte er natürlich verpennt. Aber er hatte auch gedacht, das sie zu ihm kommen würde... Raguna war viel zu gut gläubig. Er war auch viel zu einseitig. Es fiel ihm sehr schwer überhaupt mal schlecht von einem Menschen zu denken... besonders wenn er diesen Menschen liebte. Der Junge war so in seine Gedanken an Tau versunken, das er gar nicht bemerkte wie ihm seine Hacke in zwei brach. Naja, doch - danach. "MIST!" Raguna warf die verdammte Hacke weg vor Wut über seine eigene Dummheit. "Ich bin so ein Idiot... ein verdammter Idiot!" Er schrie sich selber an, was von weitem wohl recht psychopathisch aussehen musste. Als er sich langsam beruhigte, sammelte er die Bruckstücke seiner Hacke ein. So konnte er das Feld nicht weiter umflügen. Eine Neue musste her. Raguna ging ins Haus und nahm Geld mit, damit er sich die Reperatur auch leisten konnte. Dann ging er los~

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    Warum einfach, wenns auch kompliziert geht.

  • Camus erwachte aus seinem langen erholsamen Schlaf und sah geradewegs auf das Fenster.
    Die Sonnenstrahlen blendeten seine Augen, die noch müde versuchten, sich ein klares Bild zu verschaffen.
    Mir geht es gar nicht gut, dachte er, und rieb sich dabei die Haare aus dem Gesicht.
    Schlaftrunken torkelte Camus aus seinem Bett, versuchte sich an irgendetwas festzuhalten, doch es gelang ihm nicht.
    Prompt fiel er auf den Kopf und ließ ihn aufstöhnen.
    Das hat mir ja gerade noch gefehlt! Doch Camus musste wissen, was geschehen war und so rappelte sich der junge Mann
    wieder auf und ging Richtung Farmküche, nachdem er seine Zimmertür hinter sich schloß, wobei sein Kopf immer noch zu platzen drohte,
    wegen seiner Ungeschicklichkeit.
    Sein einziger Gedanke in diesem Moment war Wasser. Dort in der Ecke sah er auch schon den spartanischen Eimer mit einer trüben Flüssigkeit.
    Auf dem Holzbrett standen ein paar Tontassen, die Camus sofort in seinem Blickfeld hatte. Ohne weiter nachzudenken, schöpfte sich der junge Mann
    das Trübe in seine Tasse und trank gierig mit großen Schlucken, wobei ein paar Tropfen daneben schwappten.
    Nach einer kurzen Pause, konnte Camus wieder einen klaren Gedanken fassen und überlegte hin und her,
    was wohl passiert sein könnte, doch da fiel ihm ein, dass er in den letzten Tagen Tomaten angepflanzt hatte.
    Wenn die Tomaten noch da wären, wüsste man sicher, wie viel Zeit schon vergangen ist, dachte er bei sich.
    Und so machte sich Camus auf zum Feld, doch nicht bevor er sich nicht erst einmal ordentliche Farmkleidung überstreifte und die Tontasse
    wieder an seinen üblichen Platz stellte.
    Mit einem lauten Krachen fiel die Haustür ins Schloss.
    Der Halbstarke sah sich mit Erstaunen um, denn auf dem Feld war weit und breit keine Feldfrucht zu sehen, so weit das Auge reicht.
    Für den ersten Moment schien Camus schockiert, doch aus irgendeinem Grund weiß er, dass die Tomaten nicht mehr an ihrem Platz sind,
    nur der Grund dafür, blieb unklar.
    Er hörte plötzlich wilde Tiergeräusche, Stimmen flüsterten ihm bedrohliche Befehle ins Ohr, die Bäume verformten sich zu eckigen Gebilden
    und der Himmel färbte sich gelb-rosa.
    Camus stand immer noch auf dem selben Fleck, aber dies blieb nicht mehr von langer Dauer.
    Vielleicht würde ihm ein Spaziergang gut tun, doch der junge Mann bewegte sich immer noch nicht, aus Angst, er könnte jeden Moment wieder umkippen.
    So blieb er eine ganze Weile wie angewurzelt stehen und hoffte, dass dieses schreckliche Szenario endlich ein Ende nehmen würde.

  • ~Felicity kommt an~
    Nach einem mühsamen Marsch hatte die junge Frau auch endlich die Farm erreicht. "Hoffentlich haben sie das, was ich brauche", murmelte sie zu sich selbst und sah sich um. Dort stand ein junger Mann mit blondem Haar vor seinem Feld, das leer war. Der Himmel färbte sich in eigenartigen Farben und der junge Mann sah in der ganzen Szenerie ziemlich verloren aus. Irgendwie... einsam. Felicity hatte das Gefühl, dass sie ihn trösten müsste. Ihn irgendwie aufmuntern. Langsam ging sie auf ihn zu und räusperte sich hörbar, um ihn nicht zu erschrecken. "Hallo. Ich bin Felicity", stellte sich kurz vor und pausierte dann. Nicht wissend, wie sie am Besten anfangen sollte. "Bist du neu hier? Ich habe dich hier noch nie gesehen." Ihre Mundwinkel zuckten. "Ich brauche dringend neues Obst und Gemüse, damit ich weiterkochen kann. Habt ihr welches? Der Preis dafür ist unerheblich." Eben hatten es ihre Mundwinkel noch schwer gehabt, gegen die Schwerkraft anzukämpfen, doch diesmal gelang ihr ein Lächeln, auch wenn es noch so klein war. Aber immerhin ein Lächeln seit Langem wegen einem anderem Menschen als Lilyen oder Raine. Außerdem war es echt - eine Sache, die Ray wahrscheinlich nicht gefallen würde, aber das war ihr egal. Ray war nicht hier, auch wenn alles in Alverna ihn immer an ihn erinnerte. "Du sahst so verloren aus und..." Die Dunkelhaarige biss sich auf die Unterlippe. War es gut, ihn auf seine Einsamkeit anzusprechen? Vielleicht verstand er das falsch, weil sie ja immerhin eine Fremde war. Man steckt seine Nase nicht in die Angelegenheiten von fremden Leuten, schalt sie sich selber innerlich.

    You got something I need
    In this world full of people
    there's one killing me
    And if we only die once
    I wanna die with you

  • Camus, immer noch verloren in seiner Selbst, blickte sich plötzlich um und fand eine junge Frau vor sich, die fast unmerklich räusperte. Was sollte er antworten, als sie ihm eine Frage stellte? Doch wollte der junge Mann erst einmal abwarten, was die Braunhaarige von ihm wollte und so blieb er stumm, bis sie zu Ende geredet hatte. "Hallo...", fing dieser dann tatsächlich an. "Ich bin Camus und wohne erst seit Kurzem hier. Aber ich kenne mich mit der Farmarbeit aus und arbeite hier... oder zumindest sollte ich das." Verdutzt schaute sich Camus nochmal das Feld an und konnte immer noch nicht glauben, dass es leer war. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen fragte er dann schließlich: " Haben Sie vielleicht zufällig meine Tomaten gesehen?", wohlwissend, dass er Gemüse hasste und ihm die rote Frucht ziemlich egal war, doch winkte Camus in der gleichen Sekunde wieder ab. "Schon in Ordnung, ich bin nur in Gedanken versunken. Was für Feldfrüchte möchten Sie denn haben? Kommen Sie doch ins Haus!" Der Halbstarke öffnete die Farmtür. Mit einem leichten Knicks und die rechte Hand zum Eingang gerichtet, redete Camus weiter: "Treten Sie doch ein!" Der Blonde sah der jungen Frau entgegen und hoffte, dass er sich nicht all zu höflich benahm, um nicht ins Lächerliche gezogen zu werden.

  • "Aber ich kenne mich mit der Farmarbeit aus und arbeite hier... oder zumindest sollte ich das." Die Braunhaarige konnte es nicht verhindern, dass sich ihre Lippen zu einem Grinsen verzogen. »Natürlich. Ich verstehe.« Jetzt grinste sie noch breiter und starrte genau wie Camus es vorher getan hatte, das leere Feld an. Das Sonnenlicht ließ ihr braunes Haar goldener erscheinen, als es wirklich war und auch in den blonden Haaren von Camus fing sich das Sonnenlicht. Es sah toll aus. Es war, als ob die einzelnen, goldenen Strahlen mit seinen Haarsträhnen spielen würde. Sie wusste zwar, dass dieser Gedanke ziemlich unsinnig war, aber trotzdem gefiel es ihr. »Deine... To...maten?«, wiederholte Felicity verständnislos und musste dann plötzlich laut loslachen. »Eigentlich bist du der Farmer von uns Beiden und du solltest aufpassen, dass dir deine Ernte nicht entwischt. Ist es nicht so?« Immer noch leise lachend folgte die Brünette dem Blonden in das kleine Farmhaus. Kurz sah sie sich um. Sie war einmal kurz hier gewesen, aber das war so lange her! »Was ich brauche? Nun. Was hast du denn? Bitte, Sieze mich nicht, ich bin erst 19 und damit nicht uralt.« Felicity nahm Platz auf einem kleinem Hocker. »Hast du noch etwas zu Trinken?« Die junge Mutter hob den Kopf und sah den Farmer mit ihren grün-blauen Augen bittend an. »Lebst du alleine hier?« Fragend legte sie ihren Kopf schief und verkniff sich ein weiteres Lächeln, sonst würde er sie sicherlich gleich als Irre abstempeln.

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  • Nun, es war abzusehen, dass sie mich für dumm verkaufen würde, aber wenn ich so darüber nachdenke. Komisch. Ich bin doch sonst nicht so.
    Camus rieb sich die Stirn: "Ja, wir haben da noch etwas...Moment!" Er machte die Tür hinter sich zu, machte den Küchenschrank auf und fand ein paar Feldfrüchte.
    Er hatte gehört, wie sie noch sagte, sie seie 19 und sie nicht zu siezen brauche. Camus wollte etwas erwidern, doch war zu sehr mit dem Schrank beschäftigt.
    Der Blonde brachte die Feldfrüchte zu Tisch. Es waren gelbe und rote Möhren, sowie noch ein paar verschrumpelte Süßkartoffeln, Gurken und grüne Paprika zu sehen.
    "Das sieht nicht sehr rosig aus, die Kartoffeln sind aber noch gut. Die kann man essen, innen fehlt ihnen nichts und...", er zeigte auf die Möhren.
    "Die müssten eigentlich vor ein paar Tagen gezogen worden sein. Das erkennen wir immer an der glänzenden Farbe."
    Camus vergaß, dass Felicity noch etwas gefragt hatte. "Sie... ich meine, nein, du möchtest etwas trinken? Gern!", stammelte er. Für ihn war es ungewöhnlich, jemanden Gleichaltrigen sofort zu Duzen.
    Der Blonde ging in Richtung Küche, nahm eine Tontasse und schöpfte wieder etwas von dem Gebräu, kam dann wieder vorsichtig zurück.
    "Ich... weiß nicht, ob du das trinken möchtest. Wir haben leider nichts anderes. Tut mir leid." Eine kurze Stille. "Setz' dich doch! Weißt du vielleicht, was das sein könnte?"
    Dabei ließ er seinen Blick umherschweifen, immer noch die Tontasse in der Hand haltend, platzte es aus ihm heraus.
    "Ich bin übrigens 20", und lächelte ihr dabei in die Augen.

  • Felicity besah sich das Gemüse. »Gut, die nehme ich. Was macht das?«, fragte sie und holte ihr Portmonnaie hervor. Ein leises Kichern entrang ihrer Kehle, als es für Camus sichtbar ungewohnt war, sie zu duzen. Sie verkniff sich einen Kommentar und nahm dann die Tontasse entgegen. »Das ist schon in Ordnung. Hauptsache etwas zu trinken, ich bin da nicht sonderlich wählerisch.« Das Mädchen zuckte mit ihren Schultern. Wieder einmal musste sie darüber lächeln, wie herrlich verplant er war - sie saß doch schon längst! Die junge Mutter nickte, als er sein Alter nannte. Das hatte sie sich schon gedacht. »Das ist... toll.« Sie wusste nicht so recht, wie sie mit dieser Information umgehen sollte oder was sie daraufhin erwiedern sollte. »Also... lebst du allein hier?« Felicity trank etwas aus ihrer Tasse. Wenn sie bezahlt hatte, könnte sie eigentlich gehen, aber das wollte sie nicht, weil dann wieder die Einsamkeit ihr ewiger Begleiter war. So wie es schon seit der Geburt der Zwillinge war. Aus diesem Grund versuchte sie krampfhaft und verzweifelt, ein Gespräch in Gang zu kriegen, damit sie einen Grund hatte, zu bleiben.

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  • "Ach nein, du musst dafür nichts bezahlen. Du bist mein erster Kunde, also geht das auf's Haus!" Camus klang zuversichtlich. "Ich meine es ernst. Steck' das Portemonnaie wieder weg", und lächelte sie nochmal an.
    Er hatte dabei keine besondere Absicht. Wollte nur nett sein. Der erste Kunde, gleich am ersten Tag und zu allem Überfluss noch eine junge Frau, deren Charme so lieblich auf ihn wirkte. Sehr sensibles junges Ding, hat bestimmt schon viel durchgemacht. Camus setzte sich ihr gegenüber und auch er war nicht gehemmt, ein Gespräch in Gang zu kriegen. Schließlich war es nicht seine Art, einfach still zu sitzen, sondern die Situation - wenngleich sie noch so kurios war - bewältigen zu können. Nun, was sollte er schon antworten, als sie ihn fragte, ob er alleine wohne? Schließlich bin ich einfach aufgewacht und wusste nicht mehr, wo vorne oder hinten ist. Herrgott! 
    "Nein. Die Besitzer haben mich noch nicht angetroffen. Und.. lebst du allein?"

  • Felicity verzog ihre Lippen zu einem Strich. Es passte ihr nicht, etwas ohne Bezahlung entgegenzunehmen. Sie kam sich so vor wie eine Diebin. »Wenn du darauf bestehst...«, murmelte sie und senkte ihren Blick und betrachtete die Holzmaserung in dem Tisch. Es war, als berge sie ein Geheimnis. »Achso. Das konnte ich mir auch denken. So viel Chaos verbreitet nicht einer allein«, grinste die Braunhaarige. »Hoffentlich ist das nicht allzu eng.« Ein unbestimmtes Lächeln huschte über das Gesicht der jungen Frau; wie als ob Sonnenstrahlen eine dicke Wolkendecke durchbrachen. »Ob ich alleine lebe?«, wiederholte die Braunhaarige fragend. Felicity dachte an Ray, ihre Zwillinge und versank in Erinnerungen. Sie schien abwesend zu sein. Als ob sie nicht mehr bei Camus wäre, sondern viele, viele Meilen und Jahre weit weg, wo der blonde Farmer sie unmöglich erreichen konnte. »...Ob ich alleine lebe...«, wiederholte sie abermals, aber diesmal schien es, als rede das Mädchen mit sich selbst und nicht mehr mit ihm. Einige Augenblicke später kehrte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. »Oh! Ich... es tut mir Leid, Camus. Aber nein, ich lebe nicht alleine. Seit ich ein kleines Kind war, hatte Godwin mit mir und früher mit meiner Mutter zusammen im Bürgermeisterhaus gelebt. Heute leben nur noch Godwin, ich und meine beiden Töchter dort. Die Zeit ruft Veränderungen herbei und ganz besonders sind wir es, die sich verändern. Durch die Zeit. Wir wachsen an ihr. Wir bekommen Lebenserfahrung und werden immer reicher an Erfahrung und verlieren zugleich einen kostbaren Augenblick von unserem wertvollem Leben.« "Jetzt klinge ich doch schon beinahe philosophisch", dachte sie und musste innerlich schmunzeln. "Dabei ist der Beweis der Veränderung an mir, Ray und meinen beiden Töchtern; Lilyen und Raine am Stärksten zu sehen."

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  • Camus hatte sich inzwischen selber eine Tontasse mit dem Gebräu geholt und trank vorsichtig langsam. Er stellte sie ab, drehte sie im Uhrzeigersinn vor sich her und sah Felicity dann ohne Mimik an. "Eine junge Dame sieht viel hübscher aus, wenn sie lächelt." Vielleicht konnte der Blonde die gedrückte Stimmung damit etwas auflockern, auch wenn es nur ein paar Sekunden bedeuteten. Natürlich spürte er ihre sensible Gegenwart, vielleicht ist die Braunhaarige mit dem geheimnissvollen Blick einfach noch nicht bereit für ein Gespräch, doch da sprudelte es aus ihr heraus, wie ein Wasserfall. Er war überrumpelt worden. Sein Blick färbte sich mit Skepsis und zugleich Erstaunen. "Ich..", er wählte seine Worte mit Bedacht, "Das tut mir leid." Damit meinte Camus nicht ihre Vergangenheit, sondern die Tonlage, die sich in ihr widerspiegelte. Diese bodenlose Verzweiflung, sich leer zu fühlen, aufgegeben zu haben, nicht mehr aufstehen zu können. Jeder würde sie jetzt bestimmt nach ihren Kindern frag, doch der Blonde tat es nicht. Das lag nicht an seinem fehlenden Interesse, sondern lediglich darin, sie nicht noch mehr zu verletzen, als er jetzt schon tat. Das spürte man, wegen ihrer beklemmenden Tonlage, die Felicity an den Tag legte. Es folgte eine kurze Stille. Camus merkte nicht, dass er dabei mit dem Zeigefinger kleine, unsichtbare Kreise auf den Tisch malte, die sich langsam zu einem "F" formten. Und da erkannte der Blonde, was in ihm vorging und versuchte ihr dies zu vermitteln: "Sie dürfen nur nicht die Hoffnung verlieren." und merkte dabei nicht, dass er sie unabsichtlich siezte, weil er großen Respekt vor ihr hatte.

  • Aufgrund seines Spruches musste Felicity erneut lächeln. »Ich finde generell, dass Menschen viel öfter lächeln sollten. Es sieht freundlicher aus und einfach besser. Ich verstehe nicht, wie man mit einem mürrischem Gesichtsausdruck durch das Leben laufen kann, wo ein Lächeln doch viel schöner ist.« Erneut schüttelte die sensibele Braunhaarige leicht lächelnd den Kopf. »Oh Nein, es braucht ihnen nicht Leid zu tun. Obwohl ich noch sehr jung bin, kann ich mir ein Leben ohne meine beiden Kinder nicht mehr vorstellen. Sie erhellen meinen Tag und ich liebe sie wirklich sehr.« Kurz fragte sich das Mädchen, warum er sie nicht fragte, immerhin war sie 19 und es war sicher interessant, zu erfahren, wie sie den Alltag meisterte. Allein. "Ohne Ray." Sie war wütend und enttäuscht von sich selbst, warum sie immer noch an ihn dachte. Überhaupt Gefühle noch an ihn verschwendete. Nach all den Jahren, in der er sich nicht blicken ließ und sie alleine mit den Zwillingen klar kommen musste. »Ich gebe nicht auf. Das wäre das Letzte, was ich tun würde.« Sie nippte an ihrer Tontasse, die nun schon fast leer war. »Es muss ein Traum sein, diese Farm zu bewirtschaften. Mit all den Tieren«, flüsterte sie ehrfürchtig und sah aus dem Fenster. Die Abenddämmerung war schon eingesetzt und der Himmel färbte sich in ein brennendes Rot. Es sah so schön aus. Die Gegenstände in dem spartanischen Farmhaus warfen lange Schatten und alles wirkte ziemlich grotesk. Erschreckend schön. Felicity seufzte laut auf. »Manchmal, da würde ich einfach nur dasitzen und aus dem Fenster sehen. Es ist so wunderschön.« Immer noch flüsterte sie, als hätte sie Angst, zu lautes Sprechen würde die Vollkommenheit des Augenblicks zerstören. Und der blonde Farmer passte genau in dieses Bild hinein; für die Brünette sah er an diesem Abend aus, wie ein alter Wächter, der den Tag verabschiedet und im Morgengrauen neu begrüßt. Aber das würde sie wahrscheinlich sowieso jetzt, in diesem Moment empfinden und sonst nicht.

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  • Camus erwiderte sie mit einem kontinuierlichen, leichten Nicken. Was hätte er schon sagen sollen? "Das ist schön, dass die Kinder dir viel bedeuten. Es gibt nicht viele Menschen, die das tun..." Er dachte an seine Mutter, die einfach spurlos verschwunden war, am helllichten Tage. "Da war ich erst 5 Jahre alt, als meine Mutter ging und ich weiß bis heute nicht, ob es ihr gut geht oder sie überhaupt noch lebt... Ich habe ihr nichts bedeutet. Absolut nichts. Aber sieh mich an, aus mir ist trotzdem ein guter Farmer geworden, es ist wie du sagst - ein Traum - und ich denke, darauf kommt es schließlich an, was man aus seinem Leben machen kann, obwohl... nun..." Er fand nicht die richtigen Worte. "Außer es gibt Zeiten, in denen ... Gefühle ... eine große Rolle spielen." Camus beobachtete, wie Felicity aus dem Fenster sah, da sich die Abendämmerung bald zu legen schien. "Was sie wohl denkt?" Der Blonde nahm seine Tontasse wieder in die hohle Hand, lächelte und schüttelte leicht den Kopf. "Ja, in der Tat. Es ist ... wunderschön. Da muss ich dir zustimmen." Er umklammerte die Tasse fester in seiner Hand, ohne es zu merken. "Es wird bereits dunkel. Soll ich dich... begleiten?" Um keinen Preis der Welt, wollte er sie verlieren. Diese Momente waren einmalig, doch vielleicht würde sie ihm aus der Hand gleiten und das durfte nicht passieren. Er wollte sie näher kennen lernen, jetzt, wo sie so viel geredet hatten. "Ich werde auch das Gemüse für dich tragen, wenn du erlaubst?" Vielleicht würde Felicity ihm diese Chance lassen, dass dieses Gespräch nicht das Letzte dieser Art sein würde.

  • »Meine Mutter hat mich und meinen Vater auch verlassen, als ich noch sehr jung war«, antwortete Feli und enthüllte damit einen Teil ihrer Vergangenheit. Es war ein Teil, der ihr inzwischen nicht mehr so viel ausmachte, jedenfalls glaubte sie das. »Deine Familie trägt nur zu einem bestimmten Teil dazu, was aus dir wird. Der Großteil ist deine Entscheidung und deine Entscheidungen beruhen auf deine Erfahrungen.« Felicity sah auf, als er auf das Thema Gefühle zur Sprache kam. Es gefiel ihr nicht, wie er das Wort 'Gefühle' betonte. »Gefühle machen einem Menschen nur manipulierbar. Angreifbar. Man empfindet für eine andere Person nicht oft... wirklich wahrhaftige, große Gefühle.« Neugierig neigte sie den Kopf, als er ihr vorschlug, das Gemüse zum Bürgermeisterhaus zu tragen. »Das kannst du gerne tun.« Die schöne Dunkelhaarige lächelt leicht. »Es würde mich freuen«, fügte sie hinzu und erhob sich von ihrem Hocker, nachdem sie ihr Getränk ausgetrunken hatte. Sie stellte die leere Tasse auf den Holztisch und sagte zu dem Blonden schließlich: »Gehst du dann schon einmal vor? Ich komme gleich nach.« Einen Grund nannte sie ihm nicht und das musste sie auch nicht.

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