[Irgendwo im Park] Leon & Bianca
Er wackelte mit seinen pelzigen Ohren während ihr Blick eben jene fokussiert hatte. Es war ganz offensichtlich doch kein absonderlicher Hut, was schon einmal für den Geschmack hinsichtlich Kleidung und Accessoires des Anderen sprach. Zumindest etwas. Bianca hatte die flauschigen Tierohren wirklich für einen albernen Hut gehalten, weshalb sie die Frage des Mannes einfach ignorierte. Immerhin hatte sie keine große Lust sich noch lächerlicher zu machen. Es reichte schon, dass er sie im betrunkenen Zustand sah und ihren Sturz mitverfolgt hatte. Wenn man auf den Falschen traf würde das ganz schnell die Runde im Dorf machen und sie könnte sich zu Hause wieder rechtfertigen. Der langhaarige Kerl stupste gegen seine flauschigen Ihren und zog folgend auch daran als müsste er ihr hier etwas beweisen. Selbstverständlich bewegten sie sich nicht vom Fleck. Bianca hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schielte auf seine Ohren, die wirklich einzigartig waren. Der Namenlose erklärte der Adelstochter das es sich dabei um seine ganz besondere Gabe handelte. "Ein Zauber... oder...?" Der Blick ihrer blauen Augen wanderte über ihren Gegenüber. "Du bist ein Halbwesen..." So musste es sein. Es gab keinen Zauber, der einen in ein Tier verwandelte oder vielleicht doch? Und wenn es einen gab dann würden alle tierischen Merkmale wenn der Zauber nachließ doch wieder verschwinden, richtig? Bianca war noch nie einem Halbwesen gegenüber gestanden. Eine völlig neue Erfahrung. Tatsächlich war sie sich nicht sicher wie sie sich damit fühlen sollte zumal es sowieso schwer war überhaupt geradeaus zu denken. Ihre Vermutung hatte sich doch gerade bestätigt. Man hatte ihr immer erzählt das Halbwesen gefährlich waren - das man sich vor ihnen in Acht nehmen musste und jetzt stand ihr eines gegenüber und wirkte nicht gerade bedrohlich. War es nur eine Show? War das ihre Taktik? Wickelte sie normale Menschen auf diese Weise um ihren Finger um sie in einem günstigen Augenblick auszumerzen? Bianca blinzelte und musterte ihren Gegenüber wortlos. Erinnerte sich an die hellen Augen, die sie angesehen hatten als sie dort auf der Parkbank gesessen hatten. Erinnerte sich an die zärtliche aber im nachhinein mehr als peinliche Geste als er sich um ihre Wunde gekümmert hatte. Waren Halbwesen vielleicht gar nicht so gefährlich wie man es ihr immer erzählt hatte? Sie verlor das Gleichgewicht und landete in seinen Armen. Glücklicherweise hatte einer von Beiden wenigstens noch alle Sinne beisammen und war in der Lage adäquat zu reagieren. Sein Lachen drang an ihr Ohr als sie sich schon wieder aus seinen Armen befreit hatte und wieder auf eigenen Beinen stand. Mehr oder weniger sicher. Bianca hob eine Augenbraue als der Fremde verkündete wie gut es doch war, dass er zur Stelle war um ihr zu helfen. Er machte sich offensichtlich über ihre vorherige Aussage lustig. Natürlich. "Du bist ziemlich von dir überzeugt..." kommentierte das Mädchen die Aussage des Anderen und ihre Mundwinkel zuckten nach oben. Irgendwie genoss sie es manchmal wenn man mit ihr auf normale Art und Weise sprach - kein Blatt vor den Mund nahm oder sich in Schweigen hüllte weil man dem Adel gegenüber am besten still war. Zwar war der Grad zu einem vorlauten Mundwerk ein schmaler aber noch waren sie da nicht angekommen. Ein Seufzen verließ die Lippen des Mädchens als sie sich an die Stirn fasste und folgend eine verlorene Haarsträhne hinter ihr Ohr strich. "Vermutlich beides..." gestand sie sich ein als sie ihren Blick senkte. Sie hatte weitergetrunken als ihr die Wirkung des Alkohols bewusst geworden war. Weil sie sich einen Abend nicht wie eingesperrt fühlen wollte. "Dann streifst du immer mitten in der Nacht durch die Stadt und erschreckst Mädchen...?" Bianca hob eine Augenbraue und musterte den Kerl vor sich argwöhnisch bevor sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen malte. Normalerweise hat man um diese Uhrzeit doch immer ein bestimmtes Ziel vor Augen wenn man nicht gerade zu Hause in seinem Bettchen lag. Für einen Spaziergang war es nun doch zu spät... oder zu früh - je nachdem aus welcher Perspektive man es betrachtete. Der junge Mann bot ihr schließlich an sie nach Hause zu begleiten. Vielleicht weil ihm aufgefallen war, dass es sie fröstelte. Vielleicht weil er ihr unter die Arme greifen wollte ohne das sie um Hilfe bitten musste. Vielleicht weil er sie von der Öffentlichkeit weglocken wollte um ihr etwas anzutun. Wobei Letzteres von Sekunde zu Sekunde unrealistischer schien. "Ich will eigentlich nicht nach Hause..." kam es über ihre Lippen und Bianca erschrak fast über ihre eigene Ehrlichkeit - gegenüber einem Fremden. Hatte der Alkohol letztendlich ihre Zunge gelockert? Nicht das sie das Bedürfnis hatte hier und jetzt mit Jemanden ihr Leben zu analysieren. Bianca lachte als der Andere sie fragte wie sie ihre nasse Begrüßung wieder gutmachen wollte. "Was heißt da wieder gut machen...? Du bist selber Schuld wenn du dich einfach so von hinten anschleichst..." Sie sah ihn durch ihre blauen Augen an und hob dabei eine Augenbraue. In ihrer Familie blieb man ungern jemand Anderem etwas schuldig und es war definitiv keine Frage der Mittel und Wege zur Wiedergutmachung aber dennoch wollte sie von ihm hören, dass ihn zumindest eine Teilschuld traf.