Die Innenstadt

  • Irgendwo in der Innenstadt in einem Café - Sky, Noita und ihre schreckliche Mutter

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    Es tat gut sich mit ihm hier abzuschirmen - nicht an die Auseinandersetzung mit Majo zu denken sondern einfach den Tag und die Gesellschaft des Anderen zu genießen. Jedoch sollte dieses Gefühl nicht von Dauer sein. Eine Stimme in ihrem Kopf wollte es ihr zunichte machen - negative Gedanken, die dem Augenblick die Schönheit nehmen wollten. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht - sie senkte den Blick - wich dem seinen aus weil sie der Stimme für einen Moment glaubte - weil sie es so nicht länger ertrug seinem Blick standzuhalten. Weil dieser Gedankengang irgendwie schmerzte. Noita schluckte. Etwas Besonderes? Nein. Hatte sie das tatsächlich geglaubt? Sie fühlte sich nicht so aber war es deshalb verkehrt seine Aufmerksamkeit zu genießen - seine Gesellschaft - sein da sein? Vielleicht verrannte sie sich in etwas - das mochte gut sein aber deshalb war es doch nicht weniger wertvoll, oder? Vorsichtig hob sie ihren Kopf wieder an - sah in die blauen Augen ihres Gegenübers, der sie noch immer mit dem selben Blick musterte. Die Schwarzhaarige blinzelte und wollte gerade wieder zum Wort ansetzen als sie bemerkte das etwas nicht stimmte. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Sky saß wie eingefroren ihr Gegenüber - atmete nicht - blinzelte nicht. "Sky...?" kam es zögerlich über die Lippen des Mädchens als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, ihn am Arm berührte. Nichts. Er rührte sich nicht - schien ihre Berührung gar nicht erst wahrzunehmen. Noita runzelte irritiert die Stirn und sah sich schließlich um. Auch die anderen Besucher schienen wie eingefroren in ihrem Tun - als hätte Jemand die Zeit angehalten. Die Schülerin sah sich um - hatte nicht lange die Gelegenheit dazu als ihre Aufmerksamkeit auf ein grelles Licht in ihrer unmittelbaren Umgebung gerichtet wurde. Sie kniff ihre roten Augen zusammen und schützte sich zusätzlich durch ihren angehobenen Arm. Eine ihr sehr wohl bekannte Stimme drang aus dem Licht, in welchem sich folgend auch eine Gestalt manifestierte. Sherry. Natürlich. Wer sonst. Noita holte tief Luft und entließ diese folgend wieder aus ihren Lungen. Einen Moment lang hatte sie die Augen geschlossen nur um den Blick schließlich auf ihre Mutter zu richten. Verständnislos zog sie die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf bevor sie den halbvollen Kuchenteller etwas nach vorne schob - weg von sich - den Appetit darauf hatte man ihr immerhin gerade ordentlich verdorben. "Hörst du dich eigentlich selbst reden?" Das konnte nicht ihr Ernst sein, oder? Und doch konnte sich Noita diese unausgesprochene Frage eigentlich selbst beantworten. "Nicht würdig?" Ein belustigter Laut verließ ihre Kehle. "Wir sind nicht mehr oder weniger wert als Menschen. Woher kommt dieser... gottverdammte Größenwahnsinn?" Sie hatte geflucht. Eigentlich nicht ihre Art aber irgendwie brachte diese Frau eine Seite in ihr zum Vorschein, die sie so nicht kannte. Sie konnte sie reizen wie nichts und niemand sonst den sie kannte. Sie erhob sich mit einem Ruck vom Tisch - wollte ihr gar nicht die Möglichkeit geben noch mehr auf sie herabzublicken als sie es ohnehin tat. Sherry ließ es sich nicht nehmen fortzufahren - natürlich nicht - sie wäre nicht die Hexenprinzessin persönlich wenn sie sich von Widerworten abhalten ließe. Noita verschränkte die Hände vor der Brust als ihre sogenannte Mutter ihr riet sich nicht von Sky blenden zu lassen. Unweigerlich huschte der Blick des Mädchens dabei in seine Richtung - entdeckte dort auf seinen Lippen immer noch das Lächeln, welches er ihr gerade eben noch geschenkt hatte bevor Jemand dazwischengefunkt hatte. Noita schnaubte. "Was? Machst du jetzt einen auf besorgte Mutter?" Ein Lachen drang aus ihrer Kehle. Sie kam Jahre zu spät. Die Schwarzhaarige hatte gelernt alleine zurecht zu kommen oder zumindest ohne einen Elternteil. Ihre anfänglichen kläglichen Versuche einen Ersatz zu finden waren ohnehin gescheitert. Sie verglich sie mit ihrer Cousine. Wie seit jeher. Immer ging es nur darum wer besser, mächtiger und versierter im Umgang mit Magie war. Sie wandte sich ab - strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Machte einen Schritt von ihr weg - noch einen bevor sie sich schließlich wieder zu der Frau umdrehte, die für das Chaos hier verantwortlich war. "Es interessiert mich nicht..." Ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben. "Ich will keine Macht. Ich will diese Kräfte nicht und am allerwenigsten will ich dir etwas beweisen." Ihre roten Augen sahen Sherry durchdringend an. Stark. Mutig. All die zahlreichen Eigenschaften, die sie sich selbst eigentlich nicht zuschrieb. Woher kam das?

  • Sherry & Noita
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    Sie lachte laut und kehlig. Oh, sie wusste genau, was sie sagte und sie wusste, was es in Noita auslöste. Darum verließen ihre gemeinen Worte doch erst ihre spröden Lippen.
    Sie hatte ein genaues Ziel vor Augen, auch - wenn man es genauer betrachtete -. sie eher durch einen spontanen Entschluss hier gelandet war. Die Hexe handelte für gewöhnlich immer impulsiv. Ihr Selbsterhaltungstrieb war allgegenwärtig. Manchmal ging es gut für sie aus - manchmal nicht. Egal. Es gab immer einen Plan B. Und dieser saß geradewegs vor ihr: Noita. Oh, Sherry brauchte bloß ein wenig ihrer Macht zu schnuppern und schon befand sie sich, trotz aller Abscheu, trotz allem Scham, direkt neben ihr. Tja, reichte man jemanden wie ihr den kleinen Finger, hatte man eine Hand weniger. Sie kniff die roten Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und doch betrachtete sie zum allerersten Mal, seit sie in Riverport angekommen war, das, was man allgemeinhin als ihr Fleisch und Blut bezeichnete, so richtig: ihre Tochter. Sie betrachtete ihr langes, schwarzes Haar, das sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte und ein kleiner Teil in ihr fragte sich: Trägt sie das immer so? Ja, verdammt, ein kleiner Teil in ihr wollte wissen, ob sie immer so das Haus verließ oder ob sie sich für diesen Jungen - wie war nochmal sein Name? -, ach ja, Sky -, extra hübsch gemacht hatte. Ein kleiner Teil in ihr wollte wissen, wie sie tickte, was sie bewegte, welcher - verdammt nochmal - Mensch sie während ihrer Abwesenheit geworden war, aber ein großer, selbstsüchtiger Geist stellte sich dagegen. Ihr Stolz? Ihr schlechtes Gewissen? Ein großes Etwas, das unglaublich viel Zorn und Wut in sich trug, dieses Kind, das, was mit verschränkten Armen vor ihr saß, hatte doch ihr gesamtes Leben zerstört. Es verdiente ihre Anerkennung, ihre Liebe, die sie sowieso nicht im Übermaß besaß, nicht. Es verdiente sie einfach nicht, oder? Was soll das?, sprach plötzlich das Überwesen, das ihre ohnehin kaputte Seele beherrschte. Wirst du plötzlich sentimental? Ha! Du bist schwach und so dumm, egal, was du sagst, dieses Kind - dein Kind - empfindet sowieso nur Hass und Wut für dich, egal, was du fühlst, oder glaubst zu fühlen ... Genau, es hatte eh keinen Sinn. Der kleine Teil in ihr, der gehofft hatte, eine Verbindung, wie klein sie auch war, mit ihr aufzubauen, wurde vergraben. Vergraben unter Schuldgefühlen und falschen Stolz. Sie hätte eh nie die Kraft gehabt, ihr das, was schon seit Ewigkeiten in ihren Kopf herum spuckte, zu sagen.
    Ein gemeines Grinsen zierte ihr Gesicht. "Das kann nicht dein Ernst sein!" Sie deutete auf Sky. "Du willst es nicht begreifen, oder? Welcher Mensch, verdammt nochmal, kann das? Keiner! Wir sind übermächtig! Sie sind unser nicht würdig! Begreif' es endlich! Ein Fingerschnippen genügt, um deinen kleinen Freund in den Wurm zu verwandeln, der er in Wahrheit ist ..." Wieder lachte sie, laut und kehlig. Warum stellte sie sich so an? Warum wollte sie ihre Macht nicht anerkennen? Immerhin war sie die Tochter der Hexenprinzessin? Auch wenn ihr Vater ein Mensch war, könnte Noita ... sie könnte mächtiger sein, als die Hexenprinzessin selbst. Machte ihr das solche Angst? Machte es das so einfach, dass sie die Macht, die ihr zu stand, nicht wollte? "Aber wenn ...", zischte sie schließlich, "du diese Macht nicht willst, tja, was soll ich sagen, es gibt Mittel und Wege, du könntest, wenn du möchtest, ein ganz normaler Mensch sein ..." Ihre roten Augen strahlten bedrohlich. "Vielleicht kann ich dir - das erste Mal - in deinem Leben, eine Hilfe sein. Du musst es nur sagen und ... ich nehme dir all deine Kräfte. All das, was du ja gar nicht haben willlst ... Dann kannst du endlich so sein, wie du schon immer sein wolltest,"

  • Irgendwo in der Innenstadt in einem Café - Sherry & Noita

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    Sie verstand es nicht. Natürlich nicht. Das hatte Noita auch nicht erwartet. Jemand der sein eigenes Kind alleine im Wald zurückließ war schlichtweg nicht in der Lage wie ein normaler Mensch zu denken - konnte nicht nachempfinden was im Anderen vor sich ging. Wahrscheinlich war es dieser Frau schlichtweg nicht möglich überhaupt Gefühle zu haben. Vielleicht waren sie ihr auf dem Streben nach Macht im Weg gewesen und sie hatte eine Möglichkeit gefunden sie abzustellen. Vielleicht redete die Schwarzhaarige sich das aber auch nur ein um eine Ausrede zu finden, die weniger schmerzte als die Tatsache, dass ihre eigene Mutter sie nicht liebte - nie geliebt hatte. Es war einfacher zu glauben, dass sie nicht mehr in der Lage war so etwas wie Liebe zu empfinden. Noita schüttelte den Kopf beim Anblick ihrer grässlich verzogenen Fratze - dieses gemeine Grinsen, welches auf ihren Lippen zurückblieb nachdem sie die gesamte Menschheit als minderwertig beschimpfte - sich klar von ihnen distanzierte. Konnte man es Noita wirklich verdenken, wenn sie sich von der Magie distanzieren wollte? Beim Anblick was sie mit dieser Frau gemacht hatte - ihres älteren Ichs. Das Mädchen presste die Lippen aufeinander und das Kopfschütteln wurde kräftiger bevor sie die Augenbrauen zusammenzog und ihren gegenüber wütend anfunkelte. ihre roten Augen glühten förmlich. "Untersteh dich ihm etwas anzutun!" fauchte sie in die Richtung ihrer sogenannten Mutter. Dieser Frau war alles zuzutrauen. Sie machte vor Nichts und Niemanden halt. Genau genommen war es wahrscheinlich ein gefundenes Fressen für sie wenn ihr bewusst wurde, dass Noita Jemand etwas bedeutete. Sie würde nicht davor zurückschrecken das gegen sie zu verwenden. Sie hatte keine Skrupel. Sherry war alles zuzutrauen. Das Lachen dieser Frau jagte einen Schauer durch den zarten Körper der Schwarzhaarigen. Irgendwann verebbte es. Ein kurzer Moment der Stille in der sich die Beiden nahezu feindselige Blicke zuwarfen. Noita war auf der Hut - rechnete jeden Augenblick damit, dass diese Frau ihre Drohung wahr machte - Sky etwas antat - wie sie bereits erwähnt hatte reichte ein Fingerschnippen und die junge Hexe war sich nicht sicher ob sie in der Lage war etwas dagegen zu unternehmen. Ihre Kräfte hatten sie immerhin schon oft genug in Stich gelassen. Sie funktionierten nur unter den seltsamsten Bedingungen und brachten dann unaufhaltsam aus ihr heraus - unkontrolliert - gefährlich. Einen Moment huschte der Blick der Schülerin in die Richtung des Studenten. Nach wie vor saß er dort - erstarrt - ein eingefrorenes Lächeln auf den Lippen. Er hatte das nicht verdient. Er sollte nicht in ihre Angelegenheiten hineingezogen werden. Erst recht nicht wenn SIE wieder in der Stadt war. Er würde keinen Frieden finden. Er konnte niemals sicher sein wenn Sherry wusste, dass er ihr wichtig war. Das Herz des Mädchens klopfte ein wenig schneller. Sie senkte den Blick. Schluckte. Hatte sie nicht auch einmal ein wenig Glück verdient? Nur ein bisschen? Gequält zog Noita die Augenbrauen zusammen und hob ihren Kopf an als ihre Mutter fortfuhr - ihr einen Vorschlag machte. Forschend wanderte der Blick der Schwarzhaarigen über das Gesicht ihres Gegenübers. Sie kniff die Augen zusammen - ließ ihre Worte auf sie wirken. Aber sie war nicht dumm. Sherry tat nie etwas aus reiner Nächstenliebe. Sie dachte nur an sich. "Was hättest du davon?" harkte Noita schließlich nach und ihre roten Augen musterten die Blonde eindringlich. Sie wusste das man ihr nicht trauen konnte. Egal was sie sagte - es könnte genauso gut eine Lüge sein - eine List um noch stärker zu werden und doch konnte Noita nicht anders als tatsächlich - wenn auch nur für eine Sekunde - darüber nachzudenken ob es wirklich möglich war - ob es eine Option für sie sein könnte. Vielleicht nicht unbedingt mit der Hilfe ihrer Mutter. Aber vielleicht mit... Majo? Oder vielleicht könnte sie es selbst in die Hand nehmen. Ein normales Leben. Etwas das sie sich schon immer gewünscht hatte. Kein Versteckspiel mehr. Keine Lügen und Ausflüchte um seltsame Ereignisse zu erklären. Noita schielte erneut in die Richtung des Studenten mit dem sie bis gerade eben noch einen wunderschönen Tag gehabt hatte - weit weg von irgendwelchem komischen Hokuspokus. "Du musst dich nicht bemühen mich anzulügen. Ich weiß, dass du niemals uneigennützig handeln würdest..."

  • Sherry & Noita (Sherry geht ins ? )
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    Aha. Da war er. Wider erwarten. Noitas Wunderpunkt. Sky. Wer hätte das gedacht? Der Schatten ihrer selbst schlich um ihn herum, vor und zurück, lächlend, hin und her, ihr Zeigefinger strich sanft über sein Kinn, die roten Augen starr auf Noitas gerichtet. Nicht eine Sekunde ließ sie sie außer Augen. Jeden Moment - befürchtete sie - könnte sie explodieren, Notwehr sozusagen, aus Angst, dass sie ihm tatsächlich etwas antun könnte. Ein Schwall Magie könnte aus ihr ausbrechen und Sherry war bereit sie im Empfang zu nehmen. Oh, sie wusste genau wie Sherry, dass sie es könnte, ja verdammt, ein Finger schnippen würde reichen und dieses hübsche Gesicht ... "Es wäre zu schade, nicht wahr?", flüsterte sie lächelnd. "Diese 'treuen' blauen Augen ... armes Ding, zur falschen Zeit am falschen Ort." Sie legte den Kopf schief, hob die Hand, den Zeigefinger auf den Daumen gelegt. "Aber ... leider Gottes weiß ich immer wo du bist", ein grollendes Lachen verließ ihre Kehle und ihr Blick fiel widermals drohend auf ihre Tochte, "ich kann dich und ihn heute, morgen und immer, wann ich es will, heimsuchen ..." Das stimmte, leider. Solange sie noch ein Fünkchen Magie besaß, konnte sie immer den Aufenthaltsort ihrer Tochter bestimmen, auch, wenn sie lange, lange nicht davon Gebrauch gemacht hatte, war sie nicht aus der Übung gekommen. Verdammt nochmal, warum hatte sie solche Angst? Angst, zu sehen, dass ihre Tochter - ihr eigen Fleisch und Blut - ohne sie leidete? Nein. Gewiss nicht. Wohlmöglich schmerzte es sie einfach zu sehr, der Gedanken alleine genügte, die Angst, zu sehen, dass es ihr besser ging ohne sie. Da kratzte er wieder, der kleine Teil, ihrer verdrobenen Seele, der glaubte, eine liebende, mitfühlende Mutter zu sein. Lachhaft. Erbärmlich, sagte die Stimme tief in ihrem Inneren gehässig. Es tat weh. Du bist gar nicht fähig zu lieben, nicht mal Michael konnte am Ende deinem wahren Ich Stand halten ... Warum sollte es - zur Hölle nochmal - mit deiner nichtsnutzigen Tochter anders sein ...?
    Und natürlich - Sherry konnte es ihr nicht verdenken - zweifelte Noita an ihrer selbstlosen Hilfe. Noch nie, ja, es stimmte, hatte sie uneigennützig gehandelt und auch dieses Mal sollte es nicht anders sein. Ihre Tochter kannte sie, auch wenn sie ihr wahres Wesen gar nicht kannte, nur zu gut. Sie musste schnell erwachsen werden, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Sowie ihre Mutter, als auch ihr Vater waren plötzlich von der Bildfläche verschwunden, spurlos, einfach so ... Ein kleiner Teil in ihr hätte sie so gerne in den Arm genommen, hätte sich entschuldigt und ihr gesagt, dass schon alles gut werden würde, aber ... das war leider nicht das Wesen der Hexenprinzessin. "Du hast recht", sagte sie schließlich. Von Sky hatte sie sich schon lange abgewandt, sie richtete sich, in aller Pracht, widermals vor ihrer Tochter auf. Ein breites Grinsen zierte ihre spröden Lippen. "Ich leide schon seit längeren an deiner Missgunst der Magie gegenüber, ich bin es leid, mir das Geschwätz unser Kolleginnen anzuhören, stell dir nur mal vor, wie peinlich und erniedrigend es ist, als Hexenprinzessin, eine Tochter zu haben, die die Gabe der Magie, der unvorstellbaren Macht, die sie haben könnte, nicht nutzt ..." Sie seufzte, laut und lang. "Solange du dass nicht schätzt, was dir in die Liege gelegt wurde", sagte sie mit einem wahrhaftig traurigen Lächeln, "ist es besser, wenn du dieses Macht komplett aufgibst, dann kannst du immerhin keine weitere Schande über meinen Namen bringen..." Ja, dann brauchte sie sich ihretwegen nicht mehr zu schämen. "Was überlegst du noch ...? Soweit ich weiß hast du deine magischen Kräfte nie zu schätzen gewusst. Ich habe einen Teil von mir aufgebenen, damit du diese Kräfte nutzen kannst und ich bin zudem auch die einzige, die dir diese Kräfte wieder nehmen kann ... Also, ich mache dir einen Vorschlag - einmalig - ich gebe dir genug Zeit darüber nachzudenken, sobald du so bereit bist, komm zu mir in den Nebelwald in mein Schloss - ich warte auf dich -, egal, wie lange du brauchst. Ich kann dich zu dem machen, was du schon immer sein wolltest. Ein ganz normaler Mensch ..." Verdammt. Tat das weh das auszusprechen. Und doch war es egal, egal wie, ob sie sich dafür oder dagegen entscheidet, die Hexenprinzessin würde sowieso daraus profitieren.
    Sie lächelte, noch einmal von der einen Backe zur anderen. "Denk darüber nach ...", sagte sie und dann verschwand sie, ließ sie wiedermals alleine. Alleine mit ihren Gedanken, wie schon so oft in ihren Leben. Sie verschwand in einem lilanen Strudel. Hell. Verwirrend. Irgendwo im Nirgendwo.



    >> Nebelwald

  • Irgendwo in der Innenstadt in einem Café - Noita geht



    Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an als sie sich ihm näherte. Ihre Augen formten sich zu schlitzen und sie spürte wie eine Wut in ihr aufstieg - es in ihren Fingern kribbelte und sie drohte zu explodieren. Vor allem als Sherry über sein Kinn strich. Sie wussten Beide, dass ein Fingerschnippen ausreichen würde um unwiderruflichen Schaden anzurichten. Sie wussten Beide, dass es nichts gab wovor sie zurückschrecken würde um ihren Willen zu bekommen - um Noita gefügig zu machen - sie für ihre Zwecke zu benutzen. Bewusst atmete die Schwarzhaarige ein und wieder aus. Versuchte sich zu beruhigen und doch spürte sie wie ihr Blut kochte. Das Blut, dass sie teilten. Eine Seite, die sie immer unterdrückte aber im Ernstfall wäre sie vielleicht gleich zerstörerisch wie die Person, die sie geboren hatte. Sie hatte es im Blut. Gerade in solchen Situationen - Situationen die sie nicht steuern konnte - die ausarteten. Ihre roten Augen glühten und sie presste die Zähne zusammen. Noita verfolgte jede noch so kleine Bewegung dieser Frau mit ihren Blicken. Sie wusste nicht ob sie in der Lage war etwas auszurichten wenn es dazu kommen würde. Sie wusste nicht ob es nicht zuletzt noch schlimmer kommen würde wenn sie ihre Kräfte einsetzte. So oder so würde sie nicht kampflos aufgeben. Er hatte das nicht verdient. Er hatte ein normales Leben verdient. Wenn das bedeutete, dass sie sich fernhalten musste... dann... Ein Stich in ihrem Herzen. Sie war verdammt dazu allein zu bleiben. Niemals konnte sie sicher sein, dass der Mensch an ihrer Seite nicht in Gefahr geriet. Ihretwegen. Eine Sekunde lang senkte sie den Blick - hörte jedes ihrer Worte. Eine Drohung. Was sonst. Hatte sie wirklich nichts Besseres zu tun? War ihr Leben so langweilig, dass sie letztendlich hierher zurückkehren musste um ihr das Leben zur Hölle zu machen. "Hast du sonst keine Hobbys?" kam es über die Lippen der Schülerin. Ungewohnt scharf kamen die Worte aus ihren Mund. Ungewohnt für das sonst doch eher sanftmütige Mädchen, dass ihre Worte mit Bedacht wählte. Ihre Mutter brachte eine Seite in ihr zum Vorschein auf die sie nicht stolz war. Eine Seite, die sie eigentlich nicht einmal selbst kannte. Jene Seite, die gefährlich werden konnte wenn sie gereizt wurde. Sherry fuhr fort - hatte sich wieder von Sky entfernt was unweigerlich dazu führte das auch Noita sich ein wenig entspannte. Und doch war ihre Anwesenheit allgegenwärtig solange sie sich hier in der Nähe aufhielt - nicht in der Innenstadt - vielmehr war die Rede von Riverport generell. "Was weißt du schon?" fauchte das Mädchen in die Richtung der Anderen. Sie stand nach all den Jahren plötzlich hier und glaubte zu wissen was in ihr vorging? Bullshit. Diese Frau wollte einfach nur den Teil der Macht zurück den sie an Noita abgetreten hatte. Es ging ihr nie um etwas Anderes und das hatte die Teenagerin schon vor langer Zeit akzeptiert. Mittlerweile schmerzte diese Erkenntnis sogar nicht einmal mehr. Sie hatte mit diesem Kapitel abgeschlossen - hatte dieses Buch vor langer Zeit geschlossen und dennoch machte es etwas mit ihr das sie wieder hier war. Sie traute sich selbst nicht mehr weil Sherry zu sehen ihr wieder bewusst machte, dass auch in ihr eine Dunkelheit schlummerte. "Was erwartest du? Ein 'Danke'?" Noita runzelte die Stirn und schüttelte folgend den Kopf. Das konnte nicht ihr Ernst sein. So schnell wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Es war keine Option ihr den Teil der Kräfte zurückzugeben, richtig? Es ging ihr nicht darum Noita den Wunsch zu erfüllen ein normaler Mensch zu werden. Es ging ihr nur darum stärker zu werden. Mit ihren Kräften wäre ihre Mutter vielleicht stark genug ganz Riverport zu zerstören - einfach aus einer Laune heraus. Ihre Kräfte zu behalten machte aus ihr einen wandelnden Peilsender. Jederzeit konnte sie ihr und den Menschen in ihrer Nähe schaden. Sie linste zu Sky, der immer noch ein Gefangener ihrer Kräfte war. Noita trat auf ihn zu - legte ihre Hand an seine Wange und strich darüber. Sie sah in diese blauen Augen - blickte auf sein ehrliches Lächeln, welches sich sofort auf ihren Lippen spiegelte als ihr Herz einen Hüpfer machte. Noita nahm wieder Platz - setzte sich ihm gegenüber und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich - konzentrierte sich nur auf das Szenario in dem sie sich befand und schon bald löste sich die Stille - von Weitem war Gehupe zu hören. Von einer anderen Seite drang Gelächter an ihr Ohr. Das Klirren eines Löffels in einer Kaffeetasse. Sie öffnete die Augen wieder und blickte Sky an. Wehmut lag in ihrem Blick aber sie gab sich Mühe ihn zu verstecken - gab sich Mühe diese Zeit mit ihm zu genießen solange es ging denn sie musste sich fernhalten. Noita verabschiedete sich später schließlich - sprang über ihren Schatten und zog ihn in eine Umarmung. In ihrem Bauch kribbelte es dabei und unbewusst atmete sie seinen Duft ein - ein Duft, der sie begleiten würde. Zumindest etwas von ihm.

  • Sky geht


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    Es gab so Momente, da hatte man das Gefühl mit offenen Augen zu schlafen. Als hatte man zu oft geblinzelt und etwas verpasst, was eigentlich direkt vor einem passierte. Sky kannte dieses Gefühl, würde es aber nicht als etwas beschreiben, was ihm regelmäßig geschah. Doch als er mit Noita in ihrem Lieblingscafé gewesen war, da hatte er es sehr deutlich spüren können. Dieser Umschwung von ihrer lockeren, fast schon koketten Unterhaltung zu einem Gespräch, dass sich fast schon ein wenig angespannter anfühlte. Ganz wusste er aber nicht wie das passiert war. Einmal blinzeln. Ein zweites Mal. Und auf einmal hatte sich der Gesichtsausdruck seines Gegenübers komplett geändert. Ohne dass in dieser Sekunde irgendetwas gesagt oder getan worden war. Der Student hatte es aber nicht angesprochen. Denn er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen. Seltsamerweise hatte er an Juliet denken müssen. Seine Exfreundin, die schon langsam in den Hintergrund gerückt worden war. Und auf einmal saß er vor dem Kuchen und musste daran denken, dass es der Blonden sicher auch geschmeckt hätte. Diese Nostalgie hatte ihn überrascht, fast schon abgelenkt. Und so war das Ende von seinem Treffen mit Noita ganz anders wie der Beginn. Er war noch eine Weile dagesessen, bevor er selbst aufgestanden war. Seine Glieder schmerzten ein wenig, fühlten sich steif an. Fast so als wäre er tagelang (wohl eher Monate) auf dem Stuhl gesessen und hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Jetzt war es aber wieder an der Zeit etwas zu unternehmen. Und dafür zu sorgen, dass sein Kopf ein wenig klarer wurde.

  • [Kommt an - später auf der Mauer am Brunnen ] Yumi


    Ugh. Ihr tat das Gesicht weh von dem falschen, aufgesetzten Lächeln und dem Puhlen um die Gunst der Arbeitgeber. Ein Seufzen entwich der Blonden als sie schließlich das letzte Café hinter sich gelassen hatte. Wie viele Stellen waren es letztendlich gewesen? Sie wusste es nicht mehr aber sie fühlte sich irgendwie selbst nicht mehr wohl in ihrer Haut weil sie das Gefühl hatte keine einzige Sekunde lang sie selbst gewesen zu sein. Es war nicht das was sie ihr Leben lang machen wollte dessen war sich Yumi klar und wie konnte man etwas authentisch rüberbringen wenn man nicht völlig davon überzeugt war - ganz sicher spürten die Anderen das oder nicht? Scheiße. So würde das niemals etwas werden. Vielleicht sollte sie doch näher an ihrem Selbst bleiben. Ein Club vielleicht oder eine Bar. Beinahe hätte sie selbst aufgelacht. Sie wäre wohl ihr bester Kunde - was? Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken. Gefühlt rückte das Monatsende immer näher auch wenn definitiv noch ein paar Tage übrig waren. Erspartes gab es nicht also war eine Wohnungssuche wenn man Arbeitslos war wohl auch nicht die beste Option. Sie spürte wie die Panik in ihr aufstieg weshalb Yumi letztendlich in ihrer Tasche nach einem Päckchen Zigaretten kramte um sich folgend eine anzustecken. Gierig inhalierte das Mädchen den Nikotin und entfernte sich von ihrer nächsten potenziellen Arbeitsstelle auch wenn sie selbst nicht daran glaubte. Gedankenverloren zog es sie zu dem Brunnen hin, der quasi das Zentrum der Innenstadt bildete und setzte sich schließlich auf die Mauer, die man rundherum errichtet hatte. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und zog ihre Beine an sich, ehe sie sich gegen das Gemäuer lehnte. Sie schloss die Augen. Okay. Sie spürte wie sie sich wieder ein wenig beruhigte. Spürte wie ihr Herzschlag langsamer wurde auch wenn sie nach wie vor keine Lösung für all das hatte. Himmel. Eine Zigarette war definitiv nicht genug. Sie brauchte was zum entspannen. Sie brauchte die scheißegal Stimmung, die sie immer so sehr zu schätzen gewusst hatte und die sie wahrscheinlich auch überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte aber war es bis auf die Tatsache, dass sie bald kein Dach mehr über den Kopf hatte und sie kein Geld mehr zur Verfügung hatte überhaupt so schlecht? Psychologie. Lachhaft eigentlich. Wieso zum Teufel sollte ausgerechnet das zu ihr passen - wie sollte ausgerechnet sie Jemanden helfen? Sie schüttelte den Kopf und kniff die Augenbrauen ein wenig zusammen als versuche sie sich tatsächlich daran zu erinnern was ihr wirklich Freude bereitete - was sie interessierte. Yumi legte die Lippen erneut an den Glimmstängel und inhalierte den letzten Zug bevor sie die Zigarette im Wasser des Brunnen auslöschte und neben sich auf die Mauer legte. Sie fuhr sich durch das lange blonde Haar und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. Musik. die perfekte Flucht wenn man nicht die Mittel und Wege hatte tatsächlich zu fliehen. So war es schon immer gewesen. Schon früh hatte sie ihre Liebe dazu entdeckt. Nicht zum Musik machen aber vielmehr zum Tanzen. Ihre Mundwinkel huschten nach oben. Sie hatte das Tanzen geliebt aber irgendwann hatte sie es aufgegeben, Sie kannte den Grund aber ließ nicht zu, dass sich ihre Gedanken in diese Richtung bewegten. Ja. Sie vermisste es. Es hatte ihr Freude bereitet. Früher einmal. Aber das war lange her. Mittlerweile tanzte sie nur noch in Clubs wenn sie genug getrunken hatte - wenn es egal war. Erneut kramte sie in ihrer Tasche und holte einen weiteren Energydrink hervor auch wenn ihr ehrlicherweise nach einem ganz anderen Drink war. Aber es war noch ein wenig früh um zu trinken, oder? Sie warf einen Blick auf ihr Handy auch wenn Zeit völlig irrelevant war. Sie setzte die Dose an und nahm einen kräftigen Schluck. Sie hatte ohnehin die Kontrolle über ihr Leben verloren also war es völlig egal wann sie trank. Nicht das sie das Gefühl hatte vor ihrem Rauswurf aus der Uni die Kontrolle gehabt zu haben. Das wäre schlichtweg gelogen. Die kühle prickelnde Flüssigkeit befeuchtete ihre Kehle ein wenig - spülte den Geschmack der Zigarette hinunter. Einen Moment überlegte Yumi ob sie Cylie schreiben sollte aber sie verwarf den Gedanken ganz schnell wieder. Die war mit ihrem Lover bestimmt im siebten Himmel und wahrscheinlich würde sie das Mädchen die nächsten Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen so verliebt wie sie waren. Unweigerlich verselbständigten sich ihre Gedanken und drifteten in eine andere Richtung. In seine Richtung. Wie machten andere Menschen das? Wie schalteten sie ihre Gedanken stumm ohne sich hoffnungslos zu betrinken oder sich auf andere Weise zu benebeln? Das war ja schrecklich. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen und sie versuchte gezielter der Musik zu lauschen - dachte daran wie es wohl wäre dazu zu tanzen...

  • Bei Yumi


    Braune Locken umspielten ihr Lächeln, als sie die paar wenigen Sachen schließlich vom Band nahm und in ihren Jutebeutel packte.

    For fucks sake, manche Leuten brauchten wirklich ewig beim einkaufen. Missmutig wartete Marlin, bis die Frau vor ihm endlich Leine gezogen hatte, um dann seine wenigen Sachen zu bezahlen. Einen Packen Energy Drinks, einen Bier und eine Schachtel Kippen. Alles was der Mensch so zum Überleben brauchte.

    Marlin verließ den kleinen Supermarkt und ließ den Blick kurz durch die Innenstadt schweifen. Vielleicht wurde er Paranoid, aber nachdem Mia ihn schon an den aberwitzigsten Orten zufällig aufgefunden hatte, schaute er sich lieber zweimal um. Und tatsächlich erhaschte er ein Gesicht, dass er schonmal gesehen hatte - und mit zu viel Leuten hatte er hier ja noch nicht Kontakt gehabt. Siebte man dann noch die aus, die ihn nicht sofort zur Weißglut trieben, blieb da nur noch die Blondine, die dort einsam und unglücklich auf der Mauer saß. Kein Wunder war sie ihm sowas wie sympathisch gewesen - gut, lag vielleicht auch nur an der Kippe, die sie ihm abgetreten hatte. Möglicherweise kam es heute Abend zu dem seltenen Fall, an dem er seine Schulden mal begleichen würde.

    Marlin steuerte auf Yumi zu, die eine Hand in der Jackentasche, die andere hielt die Plastiktüte mit seinen gerade gegönnten Schätzen. "Du weißt, dass man dir in der Position ein wenig unter's Kleid gucken kann?", begrüßte er sie mit allem Charme, den man in solche Worte legen konnte - also keinen - und testete damit zugleich, wie laut sie die Musik in ihren Ohren aufgedreht hatte.

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi



    Das Lied fand gerade sein Ende als sie einen Schatten wahrnahm, der sich ihr genähert hatte - zu ihrer Rechten auftauchte und offensichtlich auch in ihr sein Ziel gefunden hatte. Die Blonde drehte den Kopf leicht in dessen Richtung und sah in ein bekanntes Gesicht auch wenn bekannt wahrscheinlich übertrieben formuliert war. Vielmehr kannte sie dieses Gesicht nur von einem Treffen in der Bar damals. Einen Augenblick verharrte sie in der Position und erwiderte den Blick der grünen Augen, welche sie musterten. Sie blinzelte aber machte keinerlei Anstalten sich die Kopfhörer aus den Ohren zu ziehen sondern sah den Mann mit den langen Haaren einfach nur an. Seine Lippen bewegten sich und da gerade erst das nächste Lied auf ihrer Playlist startete konnte sie seine Worte nur allzu gut verstehen. Ihre Lippen formten ein Grinsen ehe sie schließlich doch an den Kabeln ihrer Kopfhörer zog und diese in ihren Schoß purzelten. "Charmant, dass du nicht einmal so tust als hättest du nicht hingesehen..." antwortete die junge Erwachsene schließlich und beendete Spotify auf ihrem Handy, welches sie schließlich ebenfalls wegsteckte. Nicht unbedingt weil es ihr so wichtig war ihrem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit zu schenken - keineswegs - dafür war er ihr nicht wichtig genug aber vielleicht würde er eine bessere Ablenkung sein als es die Musik war. Sie schaffte es zwar manche Gedanken zum verstummen zu bringen aber wirbelte auch Dinge in ihr auf an die sie ebenfalls nicht denken wollte weil sie schlichtweg zum viel Raum in ihrem Leben einnahmen. Raum, den sie nicht bereit war ihnen zu geben weil sie es sich fest vorgenommen hatte. Weil es nie wieder so sein sollte. Yumi machte keinerlei Anstalten etwas an ihrer Sitzposition zu verändern. "Und? Gefällt dir wenigstens was du siehst?" harkte die Blonde schließlich unverblümt nach ehe sie wieder nach ihrem Energydrink griff und ihn in einem Zug leerte bevor sie die leere Dose geräuschvoll zusammenknüllte und es in den Abfalleimer unweit von ihnen entfernt warf. Überraschenderweise verfehlte Yumi das Ziel nicht. Super. Wenigstens ein Erfolgserlebnis an diesem Tag. Sie strich sich beiläufig eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht - vergebens, denn wie der Rest ihrer Haare führte sie ein Eigenleben aber irgendwie gehörte das auch zu ihr oder nicht? "Bist du hier um deine Schulden zu begleichen?" fragte sie schließlich und deutete auf die Plastiktüte in seiner Hand auch wenn sie es nicht einmal darauf angelegt hatte einen Ausgleich einzufordern. Wie oft hatte sie schon von Irgendjemanden eine Zigarette geschnorrt und sich nicht erkenntlich gezeigt? Unzählige Male. So war es doch immer. Erneut ließ Yumi ihren Blick über das Gesicht des Anderen wandern - seine kantigen Gesichtszüge. "Gratuliere. Du hast dir den perfekten Tag dafür ausgesucht..." Ein Lachen entglitt ihrer Kehle. Klanglos. Ehe ihre Beine ein wenig weiter anzog damit der Namenlose auch Platz nehmen konnte wenn er denn wollte. Er war immerhin derjenige der sie angesprochen hatte und reine Höflichkeit stand dem Kerl nun einfach nicht zu Gesicht...

  • Bei Yumi


    Sie hatte ihn also gehört. Tatsächlich ging sie sogar auf ihn ein und packte ihre Kopfhörer weg. In der Regel kam es bei flüchtigen Barbekanntschaften nur selten zu einer zweiten Runde, sah man sich meist doch nie wieder. Wenn sich die Gelegenheit aber bot - warum nicht? Gehen blieb als Option ja stetig offen.

    "Bin halt 'ne ehrliche Haut.", erwiderte er ironisch, obwohl ihnen beiden klar war, wie gelogen das war. Er zog die Augenbrauen nach oben, als sie ihn so unverblümt nach seinem Gefallen fragte und schnaubte daraufhin leicht amüsiert. "Als könnte ich darauf mit Nein antworten." Nachdem sie ihm schon so freundlich Platz machte, nahm er die unausgesprochene Einladung auch an und setzte sich neben sie, den Blick in die Menge gerichtet. Wie ein Haufen Ameisen liefen die Menschen geschäftig die Innenstadt auf und ab. Leute die gerade Feierabend machten, die noch kurz etwas erledigten bevor der letzte Laden schloss - in diesem Kaff ja früher als anderswo - oder machten sich auf ins Restaurant oder in die erste Bar. Mal waren es mehr, mal waren es weniger Leute, mal die Straßen weiter, mal beengter, aber dieser Anblick war im Grunde noch in jeder Stadt gleich. Naja, außer in den kriminellen vielleicht.

    Marlin kramte in der Plastiktüte nach dem Tabak um sich eine zu drehen. "Ich schulde nicht, ich schnorre.", meinte er währenddessen. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen zurückgeben und behalten. Nicht, dass es einen großen Unterschied machen würde. Wer den schönen Flüchten von Alkohol und Nikotin verfallen war gab gerne bereitwillig ab, den man fand sich immer mal selbst in der Situation wieder, wo der Bedarf da war, die Ware aber nicht. Er zündete die Zigarette an. Eine Dose Energy Drink fand sein Ziel im Mülleimer. Der perfekte Tag? Für ihn selbst gab es da ja nur die erträglichen und die beschissenen Tage. Musste wohl übel um sie stehen. "Klingt als bräuchtest du etwas Stärkeres als Energy Drinks.", mutmaßte er, den Blick weiterhin geradeaus in die Menge gerichtet.

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi

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    "Lobenwert..." kommentierte sie schließlich die Aussage des Anderen auch wenn sich Yumi ziemlich sicher war, dass ehrliche Menschen gewiss nicht damit prahlten. Vielleicht war es einfach eine passende Ausrede um dem schamlose Kommentar, welches ihm als Begrüßung über die Lippen gekommen war das Gewicht zu nehmen. So oder so interessierte es die Blonde nicht. Sie störte sich nicht an seinen Blicken - an irgendjemandes Blicken. Es war ihr einerlei ob sie ab und an zu viel Haut zeigte oder an anderen Tagen zu wenig. Es kümmerte die junge Erwachsene schlichtweg nicht wie sie auf Andere wirkte. Schon lange nicht mehr. Yumi entging das amüsierte Schnauben nicht welches seine Worte begleitete. Worte, welche die Antwort auf ihre nicht wirklich ernst gemeinte Frage darstellten. Weil sie gewiss nicht auf Komplimente aus gewesen war - lediglich auf seine Feststellung eingegangen war - es weitergesponnen hatte um ihren Gegenüber vielleicht ein Stück weit einschätzen zu können weil er durchaus wie der Typ wirkte, der sich nicht in die Karten blicken ließ. Auf ihre Lippen malte sich ein Schmunzeln und einen Moment sah sie in die grünen Iriden des Anderen bevor sie ihm Platz machte, den er folgend auch bereitwillig annahm, sich neben ihr niederließ und seinen Blick auf die vorbeiziehende Menschenmenge richtete. Schließlich rappelte sich die Blonde ein wenig auf und setzte sich immer noch an die Mauer hinter sich gelehnt im Schneidersitz hin. Ihr Kleid rutschte ein wenig nach oben und entblößte ein kleines bisschen Haut zwischen ihren Strümpfen und dem Saum ihres Kleides. Unweigerlich beobachtete sie wie der Kerl sich eine Zigarette drehte. Es hatte fast schon etwas meditatives an sich. "Tun wir das nicht alle..." kommentierte sie schließlich die Ausflüchte des Dunkelhaarigen, der sich ganz klar zieren wollte ihr im selben Ausmaß die Dinge zurückzugeben, die sie damals in der Bar so bereitwillig mit ihm geteilt hatte. Sie legte es nicht darauf an. Hatte schon damals als sie diese Forderung gestellt hatte nicht damit gerechnet es jemals zurückzubekommen oder ihn wiederzusehen. Riverport war immerhin groß und doch hatte man das Glück oder Unglück immer denselben Leuten über den Weg zu laufen. Das war fast schon faszinierend. Ein Lachen entfuhr der Blonden als der Langhaarige mutmaßte, dass Energydrinks wohl nicht die Art von Drinks war die sie gerade dringend nötig hatte. "Da sagst du was..." kam es der jungen Erwachsenen über die Lippen und sie lehnte sich in seine Richtung um nach seiner Hand zu greifen und seine Zigarette an ihre Lippen zu führen um sich davon einen Zug zu genehmigen. Sie inhalierte den Rauch kräftigg in ihre Lunge, ehe sie den Rest wieder über ihre Lippen entweichen ließ und sich wieder zurückzog ohne den Anderen aus den Augen zu lassen. "Du rauchst starkes Zeug..." stellte sie beiläufig fest. Nicht das es sie überraschte. Er wirkte nicht wie Jemand, der sich mit halben Sachen zufrieden gab. "Und? Lädst du mich auf was Stärkeres als Energydrinks ein?" fragte Yumi unverblümt in die Richtung des Anderen während sich ihre Mundwinkel hoben und sie ihn durch ihre blauen Augen ansah als würde sie gar kein 'Nein' akzeptieren.

  • Bei Yumi


    Alle wohl kaum. Aber er wusste was sie meinte und konnte dem nur im Stillen beipflichten. Marlin sah erst wieder zu ihr, als sie ihm die Kippe aus der Hand nahm und sich einen Zug genehmigte. Fair. Sie hatte sich umgesetzt und zeigte noch ein wenig mehr ihrer Haut. Hübsch war sie allemal. Mehr noch als das, war es ihr aber offensichtlich scheißegal was irgendjemand von ihr halten mochte. Diese Einstellung hatten nur Leute, die selbst aus der Gesellschaft gefallen waren - oder ein verdammt großes Ego besaßen. Er hatte keine Ahnung, was sie mit sich rumschleppte - das es einiges an Shit war, war klar - und es interessierte ihn auch nicht besonders. Sie mussten sich ja alle irgendwie durch diesen Mist kämpfen, der als Leben betitelt wurde.

    "Soll ja auch wirken.", entgegnete er und nahm die Zigarette wieder entgegen. "Die konstante Selbstvergiftung soll ja auch zu seinem Ziel führen." Das würde bei ihr ja wohl kaum anders sein. Sie rauchte ja wohl kaum weil es besonders 'cool' war, so wie die Zwölfjährigen hinterm Schulhof. Ein schmaler Grad zwischen beruhigten Nerven und Selbstzerstörung.

    Etwas Stärkerem also... Naja, das Stärkste in der Tüte würde sicherlich der Tabak sein. "Hoffe du hast deine Ansprüche mal ganz weit nach unten geschraubt." Marlin griff trotzdem hinein und zog zwei Dosen billigen Biers hervor. Er öffnete beide und hielt ihr eins hin. "Immerhin ist da Alk drin. Also dann - auf die zweite Runde." Er hielt ihr sein Bier zum Anstoßen entgegen. 'Es liegt nicht an dir, sondern an mir.' Die Worte hatten so sehr von Ironie getrieft, dass er sich noch gut daran erinnern konnte. Aber in jeder noch so zynischen Aussage steckte auch ein wahrer Kern, doch was wusste er schon, was sie sich alles zu Schulden hatte kommen lassen?

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi

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    Ein amüsierter Laut drang aus ihrer Kehle. Er machte wirklich keine halben Sachen und legte fast noch ein größeres Ausmaß an Selbstzerstörung an den Tag als sie selbst. Es war beinahe so als würde sie in einen Spiegel blicken. Gewissermaßen. Schockierte sie der Anblick? Nicht wirklich. Es war etwas womit sie gerechnet hatte Sie war immerhin kein kleines Mädchen mehr, welches von einem Ponyhof träumte auch wenn Yumi sich sicher war, dass sie keines dieser Pferdemädchen gewesen war. Es passte nicht zu ihr. "Du beweist Geschmack..." kommentierte die Blonde schließlich und reichte dem Anderen wieder seine Zigarette, schmeckte nach wie vor den Geschmack seiner Auswahl an Tabak auf ihrer Zunge. Ob es wirklich um den Geschmack per se ging war fraglich. Vielleicht bewunderte Yumi auch das Ausmaß, der Selbstzerstörung - die Einstellung die er verfolgte. Nicht unbedingt weil es erstrebenswert war sondern weil es sie überraschte das irgendjemand ebenfalls dieses Ausmaß an Selbstzerstörung bevorzugte. Einen Moment lang fragte sich die junge Erwachsene weswegen sich der Dunkelhaarige bestrafte - was er sich zu Schulden kommen hatte lassen um diese Einstellung zu verfolgen - zuzulassen aber ihre Lippen blieben versiegelt. Sie waren keine Freunde. Noch nicht einmal Bekannte. Zwei Individuum, die durch Zufall ein weiteres Mal zueinander gefunden hat. Vielleicht angezogen von den ähnlichen Vibes des Anderen. "Wer Ansprüche hat wird letztendlich doch nur enttäuscht also keine Sorge - die sind so gut wie nicht vorhanden - vor allem wenn es um die Wahl des Giftes geht..." erklärte sich Yumi und folgte der Bewegung des Langhaarigen, der in seiner Plastiktüte offensichtlich fündig werden wollte. Mit einem stummen Danke nahm die Blonde die Bierdose entgegen, welche er ihr bereits geöffnet hatte indem er sich die Zigarette zwischenzeitlich zwischen die Lippen geklemmt hatte. Ein dumpfes Geräusch ertönte als der Schwarzhaarige seine Dose gegen die ihre stieß. "Auf die Plätze, die in der Hölle für uns warm gehalten werden..." wiederholte Yumi seine Worte von damals und ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben als sie für einen Moment seinen Blick einfing, der doch tatsächlich fast schon überrascht wirkte. Möglicherweise eine Einbildung. Immerhin ließ der Kerl sonst auch nicht wirklich durchblicken was in seinem Kopf vorging. Yumi setzte die Dose an ihre Lippen an und legte den Kopf in den Nacken bevor sie ihre Kehle mit der prickelnden Flüssigkeit benetzte. Ein herber Geschmack machte sich auf ihrer Zunge breit - vermischte sich mit dem des Tabaks bevor sie das Zeug hinunterschluckte. Gift musste nicht gut schmecken. Eine Erfahrung, die sie schon vor längerer Zeit gemacht hatte aber irgendwann war der Körper glücklicherweise so sehr vergiftet das es ihm egal war. Sie sah in die Leere, sah den Anderen nicht an sondern ließ ihren Blick durch die Innenstadt schweifen. "Ich habe gute Nachrichten für dich. Wie es aussieht bleibt mein Service weiterhin kostenlos..." Sie blinzelte und ihre Mundwinkel hoben sich als sie kurz in seine Richtung schielte - ihre Finger über die kalte Dose in ihrer Hand glitten. "Bezüglich Sorgen Luft machen und so..." fügte sie schließlich noch hinzu - erinnerte sich an ihr Gespräch damals in der Bar auch wenn sie gegen Ende dieser Nacht nicht mehr so klar denken hatte können. Unweigerlich dachte sie an das was passiert war - an das was nicht passiert war. Sie senkte den Blick. Es schien eine Ewigkeit her zu sein und doch irgendwie auch nicht. Vieles hatte sich geändert aber zugleich auch gar nichts. Eigentlich wie immer - oder. "Ich kann dir aber nicht versprechen das ich deine Seele retten kann immerhin war ich nicht in allen Vorlesungen..." Ein amüsierter Laut kam über die Lippen der Blonden bevor sie erneut das Bier an ihre Lippen führte und einen kräftigen Schluck nahm.

  • Bei Yumi


    Hin und wieder gab es Menschen wie die junge Frau neben ihm. Die der Lüge von Glück abgeschworen hatten, die den Schmerz betäuben, aber gleichzeitig die Kontrolle behalten wollten, die sich nicht um anderer Leute Meinung scherten, die Dingen nachgingen, im vollen Bewusstsein dass sie schadeten. Nur jemand von der Sorte konnte ihn für seine Auswahl so komplimentieren. Das Unverständnis, das Kopfschütteln, gar die Verachtung anderer, diesen guten Bürgern, war die übliche Reaktion. Daher war es tatsächlich ganz nett, hin und wieder auf eine gleichgesinnte Person zu treffen.

    "Klingt als wärst du schon oft enttäuscht worden.", meinte er beiläufig. Nur eine nüchterne Feststellung. Warum sollte man seinen Ansprüchen denn sonst so entsagen? Seiner Ansicht nach, war das keine falsche Einstellung. Menschen enttäuschten einander doch ständig und wenn's blöd lief für dich, ging das schon los bevor du überhaupt sprechen kannst.

    Sie stießen gemeinsam an - what's more classy als ein wenig Dosenbier zur Feierabendstunde mitten in der Innenstadt? - und seine Mundwinkel zuckten im Anflug eines Grinsens, als sie seine eigenen Worte an ihn zurückgab. Er war also nicht der Einzige, der sich einprägsame Wortfetzen merkte. Er fühlte sich ja richtig geehrt. Diesmal hielt er seinen Blick auf sie gerichtet, musterte sie, während ihre Augen in die Ferne gerichtet waren. Davon hatte sie letztes Mal schon gesprochen. Ihrem kostenlosen Service. Die Jobs, bei denen man sich Leid & Klag Fremder anhörte, ließen sich immerhin eingrenzen. Trotzdem konnte er sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Sorry.", sagte er amüsiert, "Aber das mit dem Seele retten klingt einfach zu sehr nach Theologie und Priestertum." Die Blondine in weißer Kutte und zu Göttern betend? Das war einfach zu albern. Ließ sich ja auch nicht mit dem Höllensitz vereinbaren. Aber die Religionen dieser Welt hatten das mit dem Seele retten schon sehr für sich patentiert. Wie ihn das ankotzte. Als könnte irgendeine äußere Macht - ob nun in Form anderer Menschen oder imaginären Entitäten - dazu in der Lage sein, als müssten sie überhaupt sowas wie Rettung erfahren. Vor was? Vor sich selbst? Dem eigenen selbstzerstörerischen Drang? Das entschied er immer noch selbst. Diese Einstellung von oben herab, von all diesen besseren Menschen die Weisheit mit dem Löffel gefressen hatten, pisste ihn an.

    "Ich glaub ich hab deinen Service letztes mal gar nicht richtig in Anspruch genommen. Kann ich mich wohl glücklich schätzen, dass das Angebot noch gilt, hm? Machst mir aber den Eindruck als hättest du das selbst viel dringender nötig als ich gerade." Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und ließ den Blick schweifen. Sich die Sorgen Fremder anhören und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen passte sowieso nicht zu der menschablehnenden Attitüde. Aber vielleicht projizierte er auch zu viel von sich auf sie. Immerhin - an und für sich kannte er sie nicht, also was wusste er schon? Sie würde schon ihre Gründe gehabt hatten. Ob sie jetzt noch dazu stand, war natürlich die andere Frage.

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi




    Beiläufig zuckte Yumi mit den Schultern als der Andere einen Kommentar hinsichtlich ihrer Aussage fallen ließ - es fast schon nach Interesse klingen ließ obwohl wohl Beiden klar sein durfte, dass dem keineswegs so war. Jeder war sich selbst der Nächste, nicht wahr? Wenn jeder an sich dachte dann war schließlich an alle gedacht. "Damit bin ich sicher nicht alleine. Wer noch nie enttäuscht wurde, werfe den ersten Stein..." Erneut setzte sie die Bierdose an ihre Lippen und nahm einen kräftigen Schluck der herben Flüssigkeit. es war nicht die Art von Gift an die sie gedacht hatte - gar gewöhnt war. Im Moment musste es jedoch seinen Zweck erfüllen - irgendwie. Die Hoffnung darauf war nicht sonderlich groß aber besser als nichts - richtig? Unwillkürlich beobachtete die Blonde, wie sich schon fast ein Anflug von einem Grinsen auf die Lippen des Dunkelhaarigen stahl. Sie kannten einander nicht und doch hatte die junge Erwachsene so das Gefühl, dass das gewiss nichts alltägliches war. Es war nur ein kurzer Augenblick - kaum merkbar - so schnell wieder verstrichen, dass Yumi glaubte es sich letztendlich vielleicht doch nur eingebildet zu haben. Ihr Blick glitt in die Leere - fokussierte nichts bestimmtes - hing einen Moment zu lange ihren Gedanken nach. Wehmut? Nein. Reue? Nein. Doch was war es dann, was ihr keine Ruhe ließ? Sie vermochte es nicht in Worte zu fassen. Vermochte es noch nicht einmal ihre Gedanken dazu zu ordnen. Letztendlich war es das leise Auflachen ihrer Barbegegnung, welches sie wieder ein wenig ins hier und jetzt zurückbrachte - welches es schaffte sie aus ihrer Gedankenwelt zu reißen. Ihre Mundwinkel hoben sich als er zu Ende gesprochen hatte. "Vielleicht wäre ja das was für mich..." Yumi tat so als würde sie sich diesen Werdegang tatsächlich in Erwägung ziehen. Schauspielerisches Talent hatte sie schließlich alle Mal. Nicht so gut wie Andere aber es war dennoch vorhanden und zu gerne machte sie Gebrauch davon. Vielleicht um das zu verschleiern was wirklich in ihr vorging? Wer wusste das schon. Vielleicht nicht einmal die ehemalige Studentin selbst. "Meinst du, die lassen bezüglich des Dresscodes noch mit sich reden?" fragte sie den Anderen schließlich und runzelte leicht die Stirn als wäre es eine ernst gemeinte Frage. Einen Moment wanderte ihr Blick zu ihm bevor sie erneut schmunzelte und an dem Bier nippte. Tatsächlich fanden sie irgendwie eine Art Gespräch, welches sich nicht auf Smalltalk beschränkte und dennoch nicht in die Tiefe ging. Zugleich irgendwie schon, denn allein die Wahl ihrer Themen ließ darauf schließen, dass sie wohl nicht so unterschiedlich waren - das sie in vielerlei Hinsicht gleich dachten. Yumi setzte sich wieder ein wenig auf, ließ ihre Beine schließlich an der Mauer baumeln und war dem Anderen so unweigerlich ein Stück näher gekommen. "Na bitte. Das ist deine Chance. Stell dir einfach vor dieser Brunnen wäre die obligatorische Couch..." ihre freie Hand strich über das Stückchen Mauer zwischen den Beiden und sie fand einen Moment seinen Blick bevor sie ihn wieder über die vorbeiziehenden Menschen gleiten ließ aber doch Niemanden auch nur eine Sekunde zu lang begutachtete. Wieder lehnte sie sich in die Richtung des Anderen, führte seine Hand in der er noch immer die Zigarette hatte an ihre Lippen und nahm einen kräftigen Zug bevor sie sich wieder in ihre Ausgangssituation brachte und den Rauch in den Himmel blies nachdem sie ihren Kopf in den Nacken gelegt hatte. Ihr langes Blondes Haar fiel wirr über ihren Rücken und eine Sekunde vielleicht zwei schloss sie die Augen und lachte als seine folgenden Worte sie erreichten. "Manchmal ist es vielleicht vom Vorteil wenn man ebenso kaputt ist wie Derjenige den es zu behandeln gilt..."

  • Bei Yumi


    Er musste schmunzeln, als sie so tat, als würde sie sich das mit der Theologie tatsächlich überlegen. Ihr Verlangen nach Ablenkung, nach einer Zerstreuung, die nicht zu sehr in die Tiefe blickte, ging nicht an ihm vorbei. Im Verdrängen war er ja selbst ganz gut. Und im Leugnen von Tatsachen. Nur einige seiner herausragendsten Eigenschaften. Sie lehnte sich zu ihm herüber, griff nach seiner Hand und genehmigte sich einen weiteren Zug an seiner Zigarette. Sollte ihm recht sein. Solange sie teilten, musste er ihr keine eigene drehen. Wobei es ihm im Endeffekt einerlei gewesen wäre. Ob ihr seine Auswahl wirklich schmeckte oder wollte sie sich nur um jeden Preis weiter betäuben? Vermutlich Letzteres. Nicht, dass er es ihr verdenken konnte.

    Marlin wandte den Kopf zu ihr, als sie ihn - quasi - auf ihre Couch einlud. In seinen Augen lag beinahe etwas provozierendes. "Ach bitte. Dich interessiert's doch nicht was ich zu sagen habe, also können wir uns das Theater auch sparen. Warum sich die Mühe geben?" Ein spöttischer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Wenn sie wirklich etwas von ihm wissen wollte war das eine Sache, aber Marlin hatte keine Lust als reinen Zeitvertreib herzuhalten und ihr aus diesem Grund sein Leid zu klagen. Das er außerdem nicht hatte. Sein Problem von letztem Mal, als er sie traf, war ja seit einer Weile nicht mehr aufgetaucht, also alles gut. Prima. Er konnte weiterhin tun und lassen was er wollte, darauf hatte er es ja angelegt. Warum also war er deswegen so angepisst? Egal. Egal.

    Marlin stand auf um den Stummel seiner Kippe in den Müll zu schmeißen. Er stand noch eine Weile und blickte in die Ferne, während er über ihren letzten Satz nachdachte. "Kaputt also, hm?" Er sah kurz zu ihr, "Hat dir das wer gesagt oder bist du selbst zu dieser Erkenntnis gekommen?" Er wandte sich wieder ab, ehe er fortfuhr: "Stimmt aber doch. Was will man bei jemanden, der überhaupt nicht nachvollziehen kann, wovon man spricht? Wär doch bescheuert." Jemand, der in Fachbüchern auswendig gelernt hat, was die vielen tollen Symptome so sind und der dann ganz mitleidig mit einem den Leidensweg durchkaut, ohne jemals zu wissen, wie es sich anfühlte? Es gab Dinge, die ließen sich nicht durch reine Theorie verstehen. So einige.

    Marlin kickte einen Kieselstein fort und ließ sich dann wieder neben die blonde Frau auf die Mauer fallen. Seine Miene war unergründlich, als er sagte: "Stell dir einfach vor dieser Brunnen wäre die obligatorische Couch..."

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi



    Provokant funkelte der Dunkelhaarige in ihre Richtung als sie ihn auf ihre Couch einlud oder zumindest auf das Gemäuer, welches den Brunnen begrenzte. Nicht um ihr Gesellschaft zu leisten, denn das tat er bereits. Irgendwie. Viel mehr um sein Herz auszuschütten - den Ballast von der Seele zu reden. Etwas was sie durch ihr Studium angestrebt hatte. Oder nicht? Schon jetzt kam es ihr lächerlich vor. Allein die Vorstellung ausgerechnet sie könnte Irgendjemanden helfen. Beinahe kam ihr ein Lachen über die Lippen aber letztendlich blieb die Blonde stumm. Bescheuert. Das sie das auch nur einen Moment geglaubt hatte. Oder was auch immer sie sonst dazu gebracht hatte diesen Weg einzuschlagen. Was es auch war - es spielte keine Rolle mehr. Nun war es nicht mehr ihr Weg. Die Entscheidung, die sie nicht treffen wollte, wurde ihr abgenommen. Sie hatte gewusst, dass dieser Tag eintreffen würde und doch kam es irgendwie plötzlich und sie wusste nicht wohin mit sich. Nicht das sie es vorher gewusst hatte. Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen als sie in die Richtung des Anderen blickte - seinen Blick einfing und ein amüsierter Laut aus ihrer Kehle drang. "Ich würde es nicht anbieten wenn es mich nicht interessieren würde..." korrigierte sie schließlich seine Vermutung. "Das Leid Anderer lenkt mich von meinem eigenen Leben ab..." fügte sie schließlich hinzu und ihre Mundwinkel zuckten erneut nach oben. Ihr Gesichtsausdruck verriet nicht wirklich ob sie einen Scherz machte oder ob ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Es erforderte aber nicht wirklich ein hohes Maß an Menschenkenntnis um dies zu erraten. Ihr Blick folgte seiner Bewegung als er sich erhob um die Kippe im Mülleimer zu versenken - verharrte auf ihm als er für einen Moment dort stehen blieb und kurz glaubte sie er würde nun wieder verschwinden. Gleich schnell wie er aufgetaucht war. Aber dem war nicht so. Er wiederholte einen Bruchteil ihrer Worte - schien sie sich durch den Kopf gehen zu lassen bevor er etwas erwiderte was der jungen Erwachsenen wieder einen amüsierten Laut entlockte. "Ach bitte... ich bin zu alt um irgendwelche Floskeln einfach nur zu wiederholen um cool zu sein..." Ihre Augenbrauen waren irritiert nach oben geschnellt weil diese Vermutung seinerseits sie doch ein wenig irritierte. Er hatte sich wieder abgewandt bevor er fortfuhr und etwa zeitgleich senkte sie den Kopf, starrte auf die Bierdose in ihren Händen. "Hmmmh klingt als hätte ich den Job vielleicht doch unerwartet gut gemacht..." Zu spät. Sie hatte sich nicht genug reingehängt. War nicht mit dem Herzen dabei gewesen wie so viele es vielleicht beschrieben hätten - was ihr aber doch nur ein Lachen gekostet hatte. Der Zug war abgefahren und sie musste auf irgendeinen anderen aufspringen um nicht irgendwo unter der Brücke zu landen. Einige lose Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht aber sie dachte nicht daran sie beiseite zu streichen. Erst als sie bemerkte das der Namenlose sich doch wieder neben sie setzte hob sie ihren Kopf leicht an - sah aber nicht in seine Richtung. Auch nicht als er ihre Worte wiederholte - sie im Grunde einlud sich die Sorgen von der Seele zu reden. Auch wenn er wahrscheinlich einer der letzten Menschen gewesen wäre von denen sie das erwartet hatte. "Ich dachte du willst kein Theater spielen...?" Kurz linste sie in die Richtung des Schwarzhaarigen bevor sie erneut einen Schluck von dem Bier nahm, welches er ihr spendiert hatte.

  • Bei Yumi


    "Good point.", erwiderte er schulterzuckend und nahm einen weiteren Schluck seines Bieres. Damit hatten sie die Grenzen klar abgesteckt. Jeder hatte so sein Leid, welches er hütete als wäre es ein Schatz, dem es niemanden zu zeigen kann. Allerdings herrschte zwischen ihnen ja auch kein Vertrauensverhältnis, also war das schon okay so. Marlin fragte sich, wer die letzte Person gewesen war, der er noch Vertrauen geschenkt hatte. Hatte es außer ihr da jemals wen gegeben? Ist ja auch egal. Ein Schutz, der mit Einsamkeit einherging, aber das war ihm nur recht. 'Das Leid Anderer lenkt mich von meinem eigenen Leben ab.' Makaber. Sympathisch. Ein Scherz. Marlin ließ das Gespräch - was weder tiefgründig noch Smalltalk gewesen war - einmal Revue passieren. Zuhören. Theater. Ablenkung. Warum eigentlich nicht? Ein kleiner Reiz. Ansonsten konnte er an der Stelle auch aufstehen und gehen, aber gerade war es entspannt. Sicher auch dem Einfluss der Drogen zu verdanken. "Na gut. Dann wollen wir mal ehrlich sein." Er suchte ihren Blick und schenkte ihr sein charmantestes, aufrichtigstes Lächeln, welches gekünstelter nicht hätte sein können. "Als ich dich in der Bar angeschnorrt hab, war ich gerade meiner bezaubernden Ex wieder in die Arme gelaufen. Hab sie vor zehn Jahren mit unserer Tochter sitzen lassen. Und gerade spare ich fleißig darauf hin, schnellstmöglich wieder aus der Stadt zu verschwinden~." Lügner. Marlin war nicht reich, aber das Geld für ein Busticket, Essen und einige Übernachtungen woanders um sich wieder was Neues zu suchen hatte er schon zusammen. Bei seinem spartanischen Lebensstil auch nicht allzu schwer. Davon ließ er sich jedoch nichts anmerken. Er nahm einen weiteren Schluck, ehe er hinzufügte: "Also du siehst, nichts wofür es eine Couch bräuchte." Die bräuchte viel eher Mia. Naja sollte er sie wiedersehen, hatte er jetzt vielleicht ja jemanden an den er sie vermitteln konnte. "Falls du eine Visitenkarte hast, kann ich dich aber gerne empfehlen...", meinte er, "Vorausgesetzt du willst dem Job noch nachgehen." Da steckte offensichtlich ja was im Argen, aber ob sie einfach keinen Bock mehr darauf hatte - könnte er ihr nicht verübeln - ob sie vielleicht durchgerasselt war oder ob was ganz anderes dahinter steckte, darüber konnte er nur raten.

  • [Am Brunnen] Marlin & Yumi

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    Schon als er sich scheinbar auf ihre Einladung einließ hätte ihr klar sein müssen, dass sie dem Lächeln auf seinen Lippen nicht hätte trauen sollen. Tat sie auch nicht wirklich. Ihre Erwartungen lagen bei null und doch war es wie sie es gesagt hatte. Eine Ablenkung. Nicht mehr. Nicht weniger. Ihre Blicke trafen sich einen Moment. Erstaunlich wie auch er das Schauspiel beherrschte. Nicht professionell. Nicht wie... er. Aber auf die selbe Art und Weise wie auch sie selbst. Sie waren sich nicht unähnlich. Ein Fakt, der ihr nicht zum ersten Mal aufgefallen war. Ohne die Mine zu verziehen hörte sie sich seine Geschichte an. Keine Gefühlsregung bei der Parallele zu ihrem Leben. Wieder einmal ein Elternteil, der wohl besser keiner geworden wäre um nicht eine weitere Generation verkorkster Menschen zu schaffen. Es würde nie enden. Soviel war sicher. Ihre Lippen blieben stumm. Sie ließ ihn ausreden aber sehr viel mehr kam dann doch nicht über seine Lippen, Nichts was von Bedeutung wäre zumindest. Yumi drehte die Dose, die der Andere ihr freundlicherweise spendiert hatte zwischen ihren Fingern. Ihre Mundwinkel hoben sich und ein amüsierter Laut entkam ihrer Kehle. Gleich würde sie sich den Anderen zum Feind machen das war ihr schon im Vorhinein klar. "Bullshit. Wenn du wirklich einen Schlussstrich ziehen hättest wollen wärst du nicht zurückgekommen..." Yumi stellte das Bier beiseite und wühlte in ihrer Tasche nach dem Zigarettenpäckchen, welches sie schließlich aufschob und sich folgend gleich eine ansteckte. Sie spürte ein Ziehen in ihrer Magengegend als ihre Worte in ihrem Kopf widerhallten. Worte, die sie selbst vielleicht auch auf die Goldwaage hätte legen sollen. "...oder wärst schon wieder weg." Sie entzündete die Zigarette, die sie sich zwischen die Lippen geklemmt hatte und inhalierte den Rauch um ihn im nächsten Moment wieder mit einem Schluck Bier hinunterzuspülen. "Irgendwas hält dich - zieht dich zu ihr hin - lässt dich nicht loslassen..." Sie schluckte. Unweigerlich dachte sie an ihren Ex. An Darrens Worte als sie den Silberhaarigen damals als sie gemeinsam auf diesem Fest in den Bergen waren zur Sprache gebracht hatte. Um ihn auf Abstand zu halten? Hatte ja gut funktioniert. Was auch immer ihre Beweggründe gewesen waren sie wusste heute und hatte wahrscheinlich auch damals gewusst, dass er Recht hatte. Nicht das sie es jemals zugegeben hätte. "Aber das ist nicht mein Problem und wenn es dir besser damit geht diese Lüge zu leben dann mach das - ich bin die Letzte, die dir das vorhalten wird. Zumindest zu dir selbst solltest du aber ehrlich sein..." Kurz linste sie in seine Richtung. "Hab gehört du bist schließlich eine ehrliche Haut..." neckte sie ihn und wiederholte damit zugleich seine eigenen Worte. Erneut nahm Yumi einen Zug ihrer Zigarette und leerte folgend das Bier in ihrer Hand bevor sie die leere Dose wieder neben sich abstellte. Die Wirkung blieb aus. Wenig verwunderlich. Sie war anderes gewohnt. Zumindest die Ablenkung seitens des Schwarzhaarigen funktionierte für kurze Zeit. Leider war die Wirkung nicht von Dauer wie so viel im Leben. "Kein Bedarf." lehnte die Blonde das Anbot des Namenlosen ab und eine wegwerfende Handbewegung begleitete ihre Aussage. "Ich bin von der Uni geflogen und Ende des Monats werfen sie mich auch aus dem Wohnheim..." Sie senkte den Blick und blieb einen Moment still. "Außer du kennst Leute, die auch zu einer Seelenklempnerin kommen würden die unter der Brücke wohnt und keinen Abschluss hat..." fügte sie schließlich hinzu, wirkte amüsiert und doch sah es in ihr drinnen ganz anders aus. Aber sie hielt es unter Verschluss. Angesichts der Tatsache, dass sie den Anderen kaum kannte fiel es ihr auch nicht wirklich schwer.

  • Bei Yumi


    "Bin ich nicht.", erklärte er mit einem Schulterzucken und leere sein Bier. In den Dosen war einfach immer zu wenig drin. Aber was soll's. "Es ist mein erster Aufenthalt in dieser bezaubernden Kleinstadt am Meer." Was stimmte. Ihm war schon klar, dass die Wurzel, nämlich Destiny Valley, nicht allzuweit von hier weg lag. Aber ob es sich um Minuten oder Stunden handelte, konnte er nicht einordnen. Er hatte es nicht darauf angelegt, irgendjemanden zu treffen, den er kannte - erst recht nicht seine Familie. Aber er schwieg dazu, weil er nicht hören wollte, dass ein unterbewusster Drang in wieder in die Nähe des Kaffs von einst gezogen hatte. Bullshit. Zufälle gab es auch, you know? Und wie hoch stand schon die Wahrscheinlichkeit seine anhängliche Ex in einem beschissenen Kleinstadtsupermarkt anzutreffen? Unter Null. Mit einer Annahme hatte sie natürlich recht. Er könnte weg sein, aber wozu die Eile? Er wollte sehen, ob er Mia mit seiner letzten Abfuhr nun endgültig vom Leib hielt oder wie sonst ihre nächste Aktion aussehen würde. Oder seine? Marlin hatte nicht vergessen, welche Worte sie ihm vor dem Supermarkt noch hinterher gebrüllt hatte.

    Die Sehnsucht in ihrer Stimme verriet, dass es bei ihren Gefühlen ähnlich zweifelnd zuging. Hatte sie das Debakel um ihren Lover also auch noch nicht gelöst, huh? Liebe. Was konnte es höllischeres geben?

    Marlin nahm sich seine und ihre leere Dose und schmiss sie zurück in seine Plastiktüte. War immerhin Pfand drauf. Sie war jedoch noch nicht fertig. Ihm entfuhr ein trockenes Lachen. "Wow, das ja mal ne richtige Ansage. Vielleicht ganz gut, dass du den Scheiß nicht zu deinem Beruf machst." Nicht ihr Problem, absolut richtig. Davon hatte sie sicher genug eigene. Deswegen konnte er auch nicht verstehen, wieso sie sich freiwillig die Probleme anderer anhören wollte - oder es zumindest zu irgendeinem Zeitpunkt mal für eine ganz gute Idee hielt. Marlin warf ihr einen langen Blick zu. "Ehrlich gesagt ja." Es gab immer Leute, die auf Hilfe aus waren. Und Möglichkeiten mochten ohne Abschluss weniger werden, doch es gab auch solche. "Es lässt sich auch ohne Ausbildung und Studium leben." Auf seine Lippen stahl sich ein provokantes Lächeln, "Wie man an meinem Beispiel so gut sehen kann." Sein Weg war sicherlich kein Musterpfad für ein erfolgreiches Leben - aber ehrlich gesagt, Marlin mochte es so. Er konnte es sich nicht vorstellen, ständig am selben Ort zu verweilen, jeden Tag dieselben Wege zu gehen, ein und dieselben Tätigkeiten zu verrichten. Wo blieb da der Reiz? Das Neue? Die Leute fingen an zu rosten, noch bevor sie 30 waren. Aber das war nur seine Perspektive. Es war nur eine Frage der eigenen Prioritäten.

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