Die Tankstelle mit Bushaltestelle

  • Clive, Gabriel & Marie kommen an


    Der Marktplatz~

    Glücklicherweise hatten die drei den Bus rechtzeitig erreicht und konnten so pünktlich ihren Ausflug beginnen. Man merkte jedem die Vorfreude bereits an, aber am aufgeregtesten schien Gabriel zu sein. Marie musste bei seiner Art lächeln und setzte sich auf einen freien Platz im Bus. Zu Maries Überraschung gab es im Bus Viererabteile, die man sonst nur aus dem Stadtverkehr kannte. Für die Fahrt aufs Land hatte sie eigentlich mit einer Art Reisebus gerechnet gehabt. So konnten sie aber immerhin alle zusammensitzen und sich auch während der Fahrt gemütlich unterhalten. Als es ländlicher wurde und immer mehr bunt gefärbte Bäume zu sehen waren, wuchs auch Maries Aufregung zunehmend und sie konnte es kaum erwarten die Bauernhöfe zu sehen. Es dauerte nicht lange, dann waren sie aber auch schon angekommen. Die Busfahrt endete an der Haltestelle an der Tankstelle. Den Rest mussten sie wohl zu Fuß gehen. "Sieht so aus, als ob wir noch ein bisschen laufen müssen, Wollen wir gleich los, oder braucht ihr eine kurze Stärkung? Ich hab einiges mitgebracht." Sie deutete auf ihren Rucksack und sah erst fragend in die Runde, aber die beiden Jungs schienen lieber direkt los zu wollen und so trotteten die drei los in Richtung Dorf~

  • Leila [Kommt an und setzt sich auf die Holzbank - wartet auf den Bus]



    Wie naiv war sie eigentlich? Hatte sie ernsthaft gedacht sie würde zurückkommen und alles wäre wieder wie früher oder zumindest wie vor ihrer Beziehung zu Nick. Die Zeit in der sie Freunde waren. Wirklich gute Freunde. Wenn man einmal den Schritt gewagt hatte konnte man nicht wieder zurück. Vor allem nicht wenn der eine Part weitergezogen ist aber man selbst noch rettungslos verliebt war. Immer wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. Immer wieder wischte sie sie mit dem Arm zur Seite. Die Leute denen sie begegnete warfen ihr mitleidige Blicke zu. Es war ihr zuwider, dass man sie hier heulen sah aber dennoch wollten die Tränen nicht stoppen. Wenigstens kannte sie hier Niemanden - in diesem Moment war das ein klarer Vorteil. Zum Glück war die Bushaltestelle nicht allzu weit weg. Nicht das der Schmerz in ihrer Brust nachlassen würde sobald sie diesen Ort wieder verlassen und sich im Wohnheim verkrümelt hatte. Irgendwie hatte sie das Gefühl als wäre sie mehrmals in ihrem Leben falsch abgebogen. Angefangen bei der Entscheidung ins Ausland zu gehen. Wie wäre ihr Leben verlaufen wenn sie einfach hier geblieben wäre? Leila presste ihre Lippen aufeinander und setzte sich schließlich auf die Holzbank an der Bushaltestelle. Es war mittlerweile schon dunkel geworden aber das ging um diese Jahreszeit auch schon relativ schnell. So stieg die Hoffnung, dass man ihr verheultes Gesicht vielleicht übersah. Nicht weil es sie störte, dass das Halloween Make-up dadurch zerstört wurde sondern weil sie die Blicke der Anderen nicht ertragen konnte - weil sie hier vor all diesen Fremden keine Schwäche zeigen wollte. Leila zog ihre Beine an sich und schloss ihre Arme darum - zog sie so näher an sich und wirkte dadurch einfach nur noch wie eine einzige Knülle aus weißem Tüll. Er hatte ihr nicht geantwortet. Natürlich nicht. Nun hatte er sie. Leila dachte an dieses Mädchen. Sie war hübsch. Sie passten gut zusammen. Wahrscheinlich war sie nicht so von Selbstzweifel behaftet wie sie es war. Es ging ihm gut und so egoistisch dieser Gedanke war - Leila hatte gehofft es ginge ihm auch nicht gut mit der Trennung. Aber der Gedanke war einfach bescheuert gewesen. Er hatte ihr schon damals gesagt, dass er jemand Neuen kennengelernt hatte. Er hatte all die Zeit gehabt sich zu entlieben. Sie war weitergezogen aber zugleich stehengeblieben. Ein Schluchzen verließ ihre Kehle und sie vergrub ihren Kopf in ihrem Kleid. Scheiße. Warum konnte sie das Alles nicht einfach rückgängig machen? War es das wert gewesen? Ihre beste Freundin zu verlieren. Ihren Freund zu verlieren. Nun war sie alleine. Wen hatte sie schon noch? Sie hätte genauso gut einfach weg bleiben können. Vielleicht wäre die Ungewissheit leichter zu ertragen gewesen. Langsam griff sie nach ihrem Handy und schaute nach der nächsten Verbindung nach Riverport. Wie erwartet hatte sie ein bisschen zu warten. Sie seufzte. Hier an der Bushaltestelle zu sitzen und ihrem Exfreund nachzutrauern gab ihrem bedauernswerten Leben wenigstens noch das i-Tüpfelchen. Wann war sie so ein erbärmlicher Trauerkloß geworden?

  • Nick kommt an | Leila & Nick an der Bushaltestelle


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    'Tut mir Leid - ich kann das einfach noch nicht.' Kein Smiley, keine Sprachnachricht, einfach nur leere Buchstaben, die er auf seinem Display fand. Und obwohl die Worte keine direkten Emotionen anzeigten, konnte er die Trauer darin förmlich spüren. Er sah Leilas Gesicht vor sich, von den Tränen gerötet, die kalt über ihre Wangen liefen. Was hatte er nur angerichtet? Wieso nur war das alles passiert? Wieso hatte er das alles nur zugelassen? Hatte er doch so getan, als ob es ihm völlig gleichgültig war, obwohl es gar nicht so war. Er war nicht Alex und konnte so tun, als wäre einfach alles auf der Welt egal. Er war Nick. Er zerbrach sich den Kopf über Kleinigkeiten, hatte zwei linke Hände und zwei linke Füße und stand sich meist selbst im Weg. So wie jetzt. Er hatte in der glücklichen Zeit mit Cylie vergessen, dass Leila irgendwann zurückkommen würde. Aber das war doch klar: Es war eben nur ein Auslandsjahr gewesen. Es waren nur sechs Monate mehr, als ursprünglich geplant. Jetzt waren sie vorbei. So schnell waren sie vorbei gewesen. Er stellte sich die Fragen, ob er das nicht hätte abwarten können, machte sich Schuldgefühle, dass er es nicht getan hatte. Wieso nicht? Weil er glaubte, dass es besser für sie war, aber... war es das wirklich gewesen? Er hatte sich das Recht herausgenommen das einfach für sie zu entscheiden und dafür musste er jetzt bezahlen. Er schrieb ihr erst nicht zurück, weil er die Hoffnung hatte sie noch zu finden. Sie irgendwo zu entdecken und persönlich mit ihr zu sprechen. Sein Kopf dröhnte und ein pochender Schmerz ging von seiner Verletzung aus. Wahrscheinlich weil er sich den Kopf zerbrach. Denn auch wenn er gedacht hatte, dass es anders war, hatte er immer noch Gefühle für Leila. Sie waren so lang ein Paar gewesen und davor waren sie beste Freunde. Ihre gemeinsame Zeit reichte einfach zu lange zurück, als dass er wirklich das Arschloch mimen konnte. Diese lange gemeinsame Zeit war wahrscheinlich auch der Grund, wieso er wusste wo er seine Ex finden würde. Und er hatte Glück, dass in diesem Kaff der Bus nur spärlich fuhr. Sie saß auf der Bank der Bushaltestelle, als er dort schwer atmend ankam. Es standen sonst keine Leute in Hörweite, was vermutlich daran lag, dass der nächste Bus erst in einer Ewigkeit fahren würde. Er sah sie einfach nur an, brauchte einen Moment, um seinen Atem zu beruhigen und seine Gedanken zu sortieren. Was sollte er sagen? Wo sollte er anfangen? Oh man, wieso war das nur so schwer? Er fasste sich unbewusst an seinen Kopf, zog sofort die Finger zurück, weil da ja immer noch die Farbe war, die vermutlich von seinem Schweiß jetzt verschwamm. Und... war das echtes Blut oder Kunstblut an seinen Fingern? War die Wunde überhaupt richtig vernäht worten? Vielleicht hätte er das besser Cylie überlassen sollen. Aber an sie wollte er gerade nicht denken. Es war sowieso schon kompliziert genug. "Hör zu: Ich weiß, dass du das noch nicht kannst. Ich weiß nicht mal, ob ich das jemals kann.", begann er mit festem Blick in Leilas schöne Augen. Er wollte ihr zumindest die Wahrheit sagen. "Aber ich will, dass du weißt, dass Cylie nichts mit unserer Trennung zu tun hatte. Sie war nicht die andere. Um ehrlich zu sein gab es überhaupt keine andere. Ich möchte nicht, dass du schlecht von ihr denkst, weil... weil..." Er schluckte "Weil sie mir wirklich viel bedeutet.", schloss er schließlich seinen Satz, unsicher was er eigentlich hatte sagen wollen. Unsicher was er hätte sagen sollen. Es war ohnehin schlimm genug. "Aber du bedeutest mir auch viel Leila. Nur weil du weg warst, heißt das nicht, dass das zwischen uns einfach auch weg ist. Und trotzdem ist es jetzt einfach anders, weil..." 'Du mich zurückgelassen hast.' 'Weil du nicht mehr für mich da warst.' 'Weil ich weitergehen musste, um über dich hinweg zu kommen.' Nichts er schien ihm passend. Vorwürfe waren nun wirklich nicht angebracht. "Weil wir anders sind.", sagte er leiser und sah zu Boden. Er sog die Luft tief ein, bis seine Brust nichts mehr zuließ, hielt den Atem und entließ ihn dann wieder aus seiner Lunge.

  • [An der Bushaltestelle] Nick & Leila



    Sie hatte sich zurück gelehnt. Ihre Augen geschlossen. Leila spürte das Brennen der Tränen hinter ihren verschlossenen Lidern - den Kloß in ihrem Hals, der ihr beinahe die Luft zum Atmen nahm. Das Mädchen drückte sich die Handflächen auf die Augen als sie merkte das nach und nach Tränen über ihr Gesicht kullerten. Dagegen konnte wohl nicht einmal mehr wasserfestes Make-up stand halten - nicht das es sie in irgendeiner Weise interessieren würde wie sie gerade aussah. Es spielte keine Rolle. Ihre Unterlippe bebte und ein Wimmern kam über ihre Lippen bevor sie diese aufeinander presste und bewusst versuchte ein und wieder auszuatmen. Sie wollte einfach nur nach Hause - ein Zuhause das eigentlich gar keines war. Aber sie hatte schon viel länger kein Zuhause mehr. Das letzte Zuhause, dass sie hatte war... bei ihm. Nicht in der Jungs-WG. Einfach nur bei ihm. Und sie war dumm genug gewesen das alles wegzuwerfen weil sie Angst gehabt hatte. Vergleichsweise dumme Ängste wenn man daran dachte, dass das Ergebnis ihrer Entscheidung nun so aussah. Schritte. Schnelle Schritte. Sie hob den Kopf, welchen sie wenige Minuten zuvor gesenkt hatte, langsam wieder an und drehte ihn in die Richtung der Geräuschquelle. Ihre Augen weiteten sich ein wenig vor Überraschung als sie ihn entdeckte. Er war allein. Er war ihr nachgelaufen. Ungläubig rieb sich die Studentin die Augen, wischte im nächsten Moment die Tränen beiseite und vernichtete damit keineswegs alle Beweise die dafür sprachen, dass sie geheult hatte. Aber vor Nick hatte sie ihre Tränen noch nie verstecken müssen, richtig? Er kannte auch diese Seite an ihr. Er rang nach Atem, war wahrscheinlich die ganze Strecke hierher gelaufen und für den Moment konnte sie ihn einfach nur wortlos ansehen, sich darüber wundern, dass er genau gewusst hatte wohin sie gelaufen war. Leila presste ihre Lippen aufeinander, vielleicht auch ein kleines bisschen um sie vom Beben abzuhalten. Es war Nick, der als erstes seine Stimme wieder gefunden hatte obwohl ihm sichtlich das Atmen schon schwer fiel. Wäre die Situation nicht die gewesen, die es nun mal war hätte die Studentin sich wahrscheinlich über seine Unsportlichkeit amüsiert aber so war es ihr nicht einmal möglich die Mundwinkel anzuheben. Seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken und dennoch sah sie ihn weiter an - sah in seine blauen Augen. Mitunter einer der Gründe warum sie sich in ihn verliebt hatte. Seine Worte taten weh. Der Gedanke war ihr vor ihrer Beziehung schon so oft gekommen - hatte sie damals zögern lassen - vielleicht länger als nötig. Die Angst davor wenn es nicht funktionierte. Die Angst ihn zu verlieren. Eine berechtigte Angst. Sie wollte etwas erwidern aber schaffte es nicht. Kein Wort kam über ihre Lippen aber Nick sprach dennoch weiter, klärte die Situation auf und erklärte auch das es nie eine Andere gegeben hatte. Der Grund ihrer Trennung... er existierte gar nicht. Einen Moment lang weiteten sich ihre Augen aber ihre eigenen Gedanken zerstörten den kurzen Hoffnungsschimmer in ihr. Die Hoffnung darauf das es wieder wie früher werden konnte. Die Hoffnung darauf, dass sie noch eine Chance hatten. Ihr Blick wanderte über das Gesicht des Anderen als ihr bewusst wurde, dass er nur wegen ihr hier war,,, oder? Es tat weh. Ihn anzusehen tat weh. Zu wissen, dass er sie nie wieder auf diese besondere Weise ansehen würde tat weh. Und dennoch war seine Anwesenheit tröstender als alles andere. Wie bescheuert. Ihr Herz klopfte unweigerlich etwas schneller als Nick fortfuhr aber zugleich schien es fast so als würde es in tausend Teile zerspringen weil sich die Trennung mit einem Mal so viel echter anfühlte. "Nick..." Sein Name fühlte sich zugleich fremd und vertraut an als er über ihre Lippen kam. Er hatte sich ihrem Blick entzogen - sah mittlerweile zu Boden. "Es tut mir so leid..." Erneut spürte sie wie die Tränen sich in ihren Augen sammelten. "...ich habe alles kaputt gemacht." sie spürte die heißen Tränen über ihre Wangen kullern. Schon wieder. Es schien fast unmöglich sie zurück zu halten. Leila blinzelte ein paar Mal um wieder klar zu sehen. Sofern das in dieser Situation überhaupt möglich war. Mittlerweile hatte sie sich von der Bank erhoben und näherte sich ihm - zögerlich. Eine Entschuldigung. Aber was brachte es schon, dass sie ihre Entscheidung bereute. Sie war dennoch gegangen - hatte ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt und war daran gescheitert. Sie griff nach seiner Hand. "Ich... vermisse meinen besten Freund. Ich vermisse dich..." Sie war nicht dumm. Sie hatte ihre Chance vertan. Das was sie getan hatte war nicht zu verzeihen. Nick war weitergezogen. Ein ganzes Jahr war vergangen. Jeder hatte sich weiterentwickelt und vielleicht waren sie ganz andere Menschen geworden. Aber für sie war da immer noch Nick - ihr Zuhause. Wie machte man nach einer Trennung weiter wenn man den Anderen nicht verlieren wollte? Konnten sie überhaupt irgendwo weitermachen? So viele Fragen geisterten im Kopf des Mädchens herum aber sie hatte Angst vor den Antworten.

  • Leila & Nick an der Bushaltestelle


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    "Ja. Ja das hast du.", schoss es ihm durch den Kopf, aber er wusste, dass das nicht fair war. Leila hatte in ihrem Auslandssemester eben anderer Prioritäten gewählt. Er kannte das aus seiner eigenen Zeit. Man bemühte sich die Kontakte und alles aufrecht zu erhalten, aber in Wahrheit bremsten sie einen aus. Man verpasste Treffen, verpasste Ausflüge. Der Gegenüber zeigte dann Verständnis. Doch zu was führte das? Immer öfter vergaß man dann die vereinbarten Treffen und während man selbst viel erlebte und diese Tatsache ausblenden konnte, blieb bei den Zurückgelassenen ein leeres Gefühl. Ein Gefühl, als ob man vergessen wurde, als ob man nicht mehr wichtig war. Nick hatte das angesprochen zweimal oder dreimal. Leila versprach immer wieder Besserung und doch hatte sie ohne ihn zu fragen von weiteren Monaten im Ausland gesprochen. Er erinnerte sich genau an das Gefühl. Sie hatten einen Videochat gehabt und er sah wie fröhlich sie war, als sie ihm von ihrem Glück erzählte und dass sie selbstverständlich sofort eingewilligt hatte. Schließlich war das eine gute Chance für sie. Er hätte sich freuen müssen, hätte zu ihr halten müssen, aber er hatte damals keine Kraft mehr. Zu viele negative Gedanken hatten sich angesammelt. Gezwungen hatte er sich ein Lächeln abringen können und machte gute Miene zum bösen Spiel, obwohl er in diesem Moment wusste, dass er damit abschließen musste. Wahrscheinlich war es falsch gewesen. Er hätte ihr seine Sorgen mitteilen müssen, aber er war müde. Müde davon sie nicht mehr zu sehen, sie nicht mehr berühren zu können, nicht mehr an erster Stelle zu stehen. Es war einfach anders als er es sich vorgestellt hatte und er stand ihrem Glück so oft im Weg. Das wollte er nicht mehr. Deshalb hatte er das alles erfunden, um es leichter für sie zu machen. Lieber war er der Böse in der Geschichte. Und trotzdem kam es ihm so unfair vor. Und es war immer noch unfair. Nicht er war der Böse. Er hatte das damals auf seine Kappe genommen, um es schnell hinter sich zu bringen, aber in Wahrheit war sie doch die Böse gewesen. Sie war gegangen. Sie hatte leere Versprechungen gemacht, keine davon gehalten und nicht mehr bemerkt, wie es ihm bei ihren Erzählungen ging. Er war so wütend. Wie damals im Krankenhaus auf Cedric und Alice. Und genau deswegen wusste er, dass es keinen Sinn hatte es an Leila auszulassen. Es brachte nichts ihr jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben. Es gehörten immer zwei dazu. Sein Blick war gesenkt und doch sah er nur ins Leere. Erst als sie seine Hand ergriff, sah er auf. Zwang sich ihr wieder ins Gesicht zu sehen. Ob sie sah, dass er sauer war? Ob sie erkannte, dass ihm das gerade auch weh tat? Über Skype Schluss zu machen war so viel einfacher gewesen. Er hatte gehofft, dass sie um diese Realität herumkommen würden, aber selbstverständlich war das absolutes Wunschdenken. Unbewusst wich er ein wenig von ihr zurück, weil ihre Nähe ihn bedrückte. Eigentlich war alles was er wollte seine Arme um sie zu legen. Er wollte sie einfach nur halten, einfach nur bei sich haben und ihr Haar küssen. Und gleichzeitig war es ihm zuwider, dass sie hier war. Dass sie ihm das ruinierte. Dass sie verhinderte, dass er weiterzog. Ohne sie. Sie vermisste ihn. Vermisste ihren besten Freund. Ihm ging es genauso. Er schluckte seine Wut mit viel Überwindung nach unten. "Ich vermisse dich auch.", gab er leise zu. "Vermisse die unbeschwerte Zeit mit Sake und dir." Er musste beim Gedanken daran ein bisschen lächeln, drückte ihre Hand für einen kurzen Moment mit seiner, bevor sein Blick wieder traurig wurde. "Aber so ist es nicht mehr. Und ich bitte dich mir die Chance und die Zeit zu geben das zu verarbeiten." Denn noch war er nicht bereit. Noch konnte er nicht unbeschwert mit ihr lachen. Ob er das je wieder konnte wusste er selbst nicht, aber er hoffte darauf. "Und du solltest erstmal ankommen. Wir sollten irgendwann reden, wenn... wenn weniger los ist, es nicht so spät ist und wir beide Zeit hatten die erste Begegnung zu verarbeiten." War das zu hart? War das zu gemein? Noch immer hielt er ihre Hand fest, um ihr zu verdeutlichen, dass sie ihm sehr wohl wichtig war. Dass sie ihm sehr wohl noch immer etwas bedeutete. Aber es brauchte Zeit. Er brauchte Zeit. Und er hoffte, dass sie das jetzt verstehen konnte.

  • [An der Bushaltestelle] Nick & Leila



    Er hatte seinen Blick gesenkt, sah sie nicht an und genau diese Tatsache tat ihr unfassbar weh. Es zerriss ihr das Herz - fast wie seine Worte damals. Sie hatte sich das alles leichter vorgestellt aber wann lief eine Trennung schon nach den eigenen Vorstellungen ab - niemals. Es war jetzt doch schon eine Weile her und dennoch fühlte sich dieser Schmerz so neu an, als würde ihr Herz erst jetzt verstehen was wirklich passiert war und wie schrecklich es sich anfühlte in seiner Nähe zu sein aber gleichzeitig so unendlich weit voneinander entfernt zu sein - weil da diese Sache zwischen einem war. Sie war egoistisch gewesen. Sie war naiv gewesen. Sie hatte ernsthaft geglaubt ihre Liebe könnte das überstehen aber sie hatte sich geirrt, hatte nicht bemerkt das er nicht mehr glücklich gewesen war weil sie mit sich selbst beschäftigt war. Sie hatte einfach darauf vertraut, dass es zwischen ihnen funktionierte und dadurch nicht bemerkt, dass sie sich nach und nach voneinander entfernt hatten. Leila bereute ihre Entscheidungen. Natürlich hatte sie Erfahrungen fürs Leben gesammelt aber dafür hatte sie ihn verloren. Das war es nicht wert gewesen aber nun war es zu spät. Nun standen sie hier - beinahe mitten in der Nacht - an einer Bushaltestelle und fragten sich wie es weitergehen sollte. Ein Szenario in dem sie sich eigentlich nicht wiederfinden wollte. Sie hatte nach seiner Hand gegriffen weil sie Angst hatte sich zu verlieren, ihn zu verlieren. Sie hatte Angst vor dieser Ungewissheit. Sie hatte Angst vor dem was er sagen würde, vor dem was er nicht sagen würde. Wann war sie eigentlich zu so einem ängstlichen Menschen geworden? Er sah auf, sah sie durch seine blauen Augen an. Er schien wütend zu sein und er hatte allen Grund dazu aber gleichzeitig wirkte er auch traurig, sofern sie das durch ihre Tränen gefüllten Augen deuten konnte. Nick wich ein Stück zurück und allein diese kleine Geste schmerzte sie noch mehr, verstärkte den Druck auf ihrer Brust. Leila presste ihre Lippen aufeinander um ein Schluchzen zu unterdrücken und es gelang ihr mehr oder weniger. Sie zitterte und spürte wie still vereinzelte Tränen über ihre Wange kullerten. Kurz hatte das Mädchen mit den rosafarbenen Locken einen Hoffnungsschimmer verspürt als er ihr antwortete. Als er gestand sie ebenfalls zu vermissen - doch erst dann verstand sie das er vielmehr die Zeit vermisste als sie Freunde waren. Nicht sie Zeit in der sie ein Paar waren - glücklich waren. Kurz erschien ein Lächeln auf den Lippen, die sie so sehr vermisste. Es war nur flüchtig und war auch gleich wieder verschwunden, machte wieder der traurigen Miene Platz. Sie spürte das er ihre Hand drückte, war aber nicht in der Lage es zu erwidern weil sie all ihre Kraft dafür nutzte um sich irgendwie auf ihren Beinen zu halten. Er bat sie um Zeit, was verständlich war aber es machte ihr zugleich eine Heidenangst. Was selbstsüchtig war. Nick hatte jedes Recht so viel zeit zu bekommen wie er brauchte schließlich hatte sie das alles verbockt. Sie konnte froh sein, dass er überhaupt noch mit ihr redete und trotzdem wollte sie einfach mehr. "Aber ich habe Angst das wir dann nie reden..." Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Beinahe brach wie während dieser wenigen Worte. "Ich habe Angst, dass es nie wieder anders wird..." Und eigentlich hatte sie auch Angst, dass da doch mehr als nur eine Freundschaft zwischen Nick und diesem Mädchen war obwohl sie selbst daran Schuld war - obwohl er es verdient hätte. Weil er die Welt verdient hatte. Sie räusperte sich aber dennoch wurde ihre Stimme nicht klarer weshalb sie erst einmal schwieg, den Kopf senkte weil sie sich ein wenig schämte, dass sie seinen Wunsch nicht einfach hinnahm. "Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen..." Ihr Auslandssemester - ihre Trennung - ihre bescheuerten Selbstzweifel, die letztendlich dazu geführt hatten, dass sie sich nie so nahe gekommen waren wie es in ihrem Alter eigentlich normal war. Sie bereute so unendlich viel und egal wie sehr sie es bereute - es änderte rein gar nichts...

  • Leila & Nick an der Bushaltestelle


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    Sein Kopf schmerzte. Er machte sich so viele Gedanken und versuchte so viel zu verarbeiten. Dabei war es doch gerade völlig sinnlos die Sache zu zerdenken, oder? Wäre er jemand anders gewesen, wie Simon, dann hätte er Leila schon längst stehen lassen. Wäre ihr vermutlich nicht mal hinterher gelaufen, weil Cylie da war. Cylie... er hatte sie schon viel zu lange warten lassen. Aber er war nicht Simon. Cedric hätte vermutlich seit Monaten im Selbstmitleid gebadet. Wäre vielleicht sogar nach Kanada geflogen, um sie zurückzugewinnen. Aber er war auch nicht Cedric. Er war Nick. Der schwarzhaarige Kapuzenträger, der ständig versuchte es allen recht zu machen. Der wusste, dass er charmant Grinsen konnte. Der früher einigen Mädels den Kopf verdreht hatte und jetzt schwirrte ihm selbst der Kopf weil er nicht wusste was er wollte. 'Hör auf das was du fühlst.', sagten die Leute immer, aber was, wenn man nicht mehr wusste was man fühlte? Wenn die Gefühle plötzlich völlig durcheinander waren und das nur, weil man einer Person wieder begegnet war? War das vielleicht das Zeichen, dass er Leila nicht gehen lassen konnte, weil er sie immer noch liebte? Oder war das einfach die Hoffnung, dass es so werden konnte wie früher? Vermutlich war es einfach nur Aberglaube. Es war nicht wie früher. Trotzdem ließen sich Gefühle nicht einfach abstellen. Vor allem nicht, wenn sie so mal tief gewesen waren. Das zwischen ihnen war eben mehr als eine einfache Liebelei gewesen. Mehr als ein paar leere Worte und halbherzige Gesten, dass man nicht allein sein wollte. Nick hatte sich nicht für Leila entschieden. Es war einfach passiert. Und genau das war es was ihm jetzt immernoch zu schaffen machte. Dieses Gefühl, dass sie einfach zu seinem Leben gehörte. Wenn er ehrlich war, dann war er auch sauer auf sich selbst. Sauer, weil er nicht länger um sie gekämpft hatte. Sauer, weil er sie nicht besucht hatte. Sauer, weil er nicht wieder und wieder mit ihr gesprochen hatte. Aber das hatte doch alles keinen Sinn. Sie weinte. Und der Anblick ihrer traurigen Augen und der Klang ihrer brüchigen Stimme und der Schluchzer brach ihm fast das Herz. Sie hatte Angst. Das hatte er auch. Angst, dass sie mit dieser Beziehung alles kaputt gemacht hatten. Angst, dass sie es nie überwinden würden und so leid es Nick tat: Das war tatsächlich möglich. Es kam selten vor, dass man befreundet blieb. Das war einfach komisch. Als Leila weitersprach und aussprach, was er vielleicht auch gedacht hatte, weiteten sich seine Augen für einen Moment. Ungeschehen machen. Würde es etwas daran ändern? Hätten sie sich dann nicht auseinandergelebt? Wäre es anders gewesen? Vermutlich war es falsch, aber trotzdem tat er das, was sein Körper gerade wollte. Was Nick wollte. Er zog sie mit einer Bewegung an sich und hielt sie in seinen Armen. Sein Kopf nah an ihrem, der Duft ihrer Haare schien immer noch vertraut, aber er bildete es sich vermutlich ein. Einen Augenblick hielt er sie einfach fest, ließ sie weinen. "Sag sowas nicht. Rede dir die schöne Zeit nicht schlecht, weil das zwischen uns passiert ist. Du hattest so viel Spaß. Ich stand dir nur im Weg und es war wichtig, dass du die Erfahrungen für dich sammelst." Wie so oft war er derjenige, der jemand tröstete, dabei wollte er doch einfach nur getröstet werden. Er schloss die Augen. Genoss dieses vertraute Gefühl ihres Körpers. "Sie ist ein bisschen zu groß", schoss es ihm durch den Kopf und er schämte sich, dass er Leila gerade mit Cylie verglichen hatte. Der Gedanke war schnell verworfen. Stattdessen streichelte Nick über Leilas Kopf und ihren Rücken. "Wir raffen uns schon wieder zusammen. Das haben wir immer.", erklärte er ihr. War ja nicht das erste Mal, dass sie sich aus den Augen verloren hatten. Nicht das erste Mal, dass sie Streit hatten. Nicht das erste Mal, dass es nicht so einfach war.

  • [An der Bushaltestelle] Nick & Leila


    Sie hatte nicht damit gerechnet, weshalb sie unbewusst den Atem anhielt, als er sie in seine Arme zog, ihren schlanken Körper mit seinen Armen an seinen drückte. Unweigerlich hatte ihr Herz angefangen schneller zu schlagen auch wenn ihr Kopf wusste, dass er das nur tat weil er einfach der liebste Mensch auf Erden war - weil er sie trösten wollte obwohl es doch eigentlich umgekehrt sein müsste. Sie hatte ihn verletzt und doch war es Leila die jetzt weinte. Aber nur weil er nicht weinte hieß es noch lange nicht, dass er nicht mindestens genauso unter der Situation litt auch wenn er wahrscheinlich schon einen Schritt weiter gemacht hatte - sich vielleicht auch in dieses Mädchen verguckt hatte, dass ihm so viel bedeutete. Sie war nicht blind und auch wenn sie nicht der Grund für ihre Trennung war so hatte das Mädchen mit den rosafarbenen Locken doch Augen im Kopf und hatte ganz genau gesehen wie sie einander ansahen. Und auch wenn er es verdient hatte tat es einfach nur weh. Als sie noch dort war hatte sich die Trennung nie so real angefühlt wie jetzt in diesem Moment und dennoch legte auch sie langsam ihre Arme um ihn, erwiderte den Druck seiner Umarmung zögernd. Sie spürte seinen Atem an ihrer Kopfhaut und ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper. Für einen Moment schloss die Studentin ihre Augen und nahm seinen Geruch ganz bewusst war. Dinge die in ihrer Beziehung fast verständlich geworden waren aber jetzt wie eine Bombe einschlugen wo sie nicht mehr selbstverständlich waren. Unentwegt flossen Tränen über ihre Wangen und durchnässten sein Shirt. Seine Stimme war so nah an ihrem Ohr. Tröstende Worte, die sie gar nicht verdient hatte. Sie schüttelte den Kopf so gut es in dieser Position ging, krallte sich ein wenig in seinem Jackett fest, welches er über seinem Shirt trug und definitiv zum Kostüm gehörte weil er normalerweise niemals freiwillig solche Sachen trug. "Du bist nie im Weg gestanden..." kam es heiser über die Lippen der Studentin. Sie spürte wie seine Hände über ihren Kopf strichen, ihren Rücken. Einen Moment lang war es wieder so wie früher. Einen Moment lang vergaß Leila sogar warum sie hier standen weil es sich gut anfühlte gedanklich aus dieser Situation zu flüchten auch wenn es natürlich keine Lösung war. Letztendlich war sie es die diese Umarmung löste aber sich dennoch nicht von ihm entfernte. Ihre Hände lagen an seiner Brust - ohne Druck. Sie sah ihn an - sah in sein vertrautes Gesicht, dass durch das Make up doch auch irgendwie fremd wirkte. "Ich bin es die all das verbockt hat und du tröstest mich...?" Kurz lachte sie auf aber eigentlich war ihr viel mehr zum Heulen zu Mute aber wahrscheinlich war sie schon gar nicht mehr in der Lage noch Tränen zu produzieren. Leila wischte die Tränen ein wenig zur Seite aber war sich sicher, dass sie auch so katastrophal aussah. "Du bist unglaublich..." Das war nur so weil sie so schwach war und dabei war sie in dieser Geschichte die Schuldige und er war der, der gelitten hatte. Es war also nur fair, wenn sie jetzt litt, richtig? Leila senkte den Kopf und krallte sich im Tüllstoff ihres Kleides fest. "Egal wie viel ich gelernt oder was für Erfahrungen ich gesammelt habe... das war es nicht wert dich dafür zu verlieren - uns zu verlieren..." Langsam hob sie ihren Kopf wieder an, sah in seine blauen Augen nur um anschließend ihren Blick wieder abzuwenden. Leila schüttele den Kopf über ihre eigene Dummheit. Im Nachhinein war man immer klüger, richtig? Aber egal wie sehr man manche Dinge bereute - sie ließen sich nicht mehr ungeschehen machen.

  • Leila & Nick an der Bushaltestelle


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    Ein etwas verächtlicher Laut verließ seine Lippen, ohne dass er es hätte aufhalten können. Glücklicherweise war er nur halb verächtlich und halb amüsiert. Das schwächte die Härte ab und klang eher ein bisschen tadelnd. Das Geräusch war ihm entwichen, weil sie behauptete, dass er ihr nie im Weg stand. "Vielleicht hast du es selbst nicht bemerkt, aber du standst immer mit einem Bein in Kanada und mit einem halben bei mir. Die Ausflüge, die sausen gelassen hast, um mit mir zu quatschen. Die Partys und Events. Du hast immer so getan, als ob es dich nicht stört, aber ich konnte es ganz deutlich in deinen Augen sehen.", entgegnete er und verkniff sich weitere Anschuldigungen auszusprechen. Es war nicht nötig ihr zu erklären, dass er weder blind, noch dumm war. Er hatte ihre Reue immer wieder gesehen, weil sie das Gefühl hatte seinetwegen etwas zu verpassen. Und bevor er sich dann nachher Vorwürfe anhören konnte, hatte er sie immer öfter dazu aufgefordert doch hinzugehen und ihn einfach "irgendwann anders anzurufen". Das führte nur zu einem "fast gar nicht mehr". Es lag dann an ihm die Telefonate zu organisieren und es fühlte sich immer mehr so an, als ob er sie dazu zwingen würde. Er hatte es sich eingebildet. Das wurde ihm jetzt klar. Oder zumindest sagte ihm sein Hirn das jetzt. Jetzt, da sie mit ihm sprach, ihn als unglaublich bezeichnete und ihm erklärte, dass es das alles nicht wert war, fing sein Kopf an zu zweifeln. An seiner Wahrnehmung, die er hatte und an dem was er gesagt und getan hatte. Er zweifelte daran, ob es richtig war sie von sich zu stoßen. Zweifelte daran, ob er wirklich nur das beste für sie gewollt hatte. Vielleicht hatte einfach er etwas anderes gewollt gehabt. Eine Beziehung auf einem anderen Level vielleicht? Einem Level, das er mit Leila nie erreicht hatte. Weshalb die räumliche Trennung vielleicht umso schwieriger war. Sie hatte die Umarmung gelöst, nur noch ihre Hände lagen auf seiner Brust. Ob sie spürte, dass sein Herz schneller schlug als angemessen? Wahrscheinlich schob sie es darauf, dass er gerannt war. Seine Augen suchten ihr Gesicht ab. Ihr Make-Up war verschmiert und trotzdem erkannte er gerade nur die schönen Züge. Ein paar verlorene pinke Strähnchen umrahmten ihre Wangen und ihre grüne Augen leuchteten ihm entgegen. Es war wie immer schwer ihr nicht direkt in die Augen zu sehen, wenn sie ihn so fixierte. Ihr Blick war schon immer fesselnd gewesen, wobei sie ihn in der Vergangenheit immer mit schlagfertigen Kommentaren und einem frechen Ausdruck kombiniert hatte. Dieses Gesamtpaket hatte ihn gefangen genommen und für sich beansprucht. Er konnte ihm nicht widerstehen. Jetzt, selbst in ihrem tränennassen Gesicht diese Züge immer noch zu finden, ließ ihn nervös werden. Er versuchte die wieder aufkommenden Gefühle der tiefen Zuneigung herunter zu schlucken. Sie machte sich Vorwürfe. Zurecht. Und trotzdem gab es keinen Grund ihr das vorzuwerfen und sie zu beschuldigen. Es würde nichts besser machen. Nichts ändern. Er wand den Blick ab, als sie ihre Hände schließlich sinken ließ und sich in ihrem Kleid festklammerte. Es war so schwer sie anzusehen, wenn die Gefühle für sie dabei wieder hervorquollen. Ebenso wie das Bedürfnis sie einfach zu küssen. Aber es wäre ein Fehler, ein trauriger Versuch die Vergangenheit zurück zu holen. Oder könnte er das tun? Könnte er sie einfach küssen und alles war wie vorher? Unbewusst waren seine Augen zurück zu ihrem Gesicht, zu ihren Lippen gewandert. Würde dadurch einfach die Zeit für sie beide zurück gespult werden? Waren sie dann wie früher und vergaßen die Zeit dazwischen? Seine Lippen hatten sich einen schmalen Spalt weit geöffnet, aber jetzt schlossen sie sich wieder für ein leichtes Lächeln. Er schüttelte den Kopf, wie es Leila zuvor getan hatte. Was für ein dummer Gedanke. "Wir hätten uns ohnehin verloren. Wenn wirklich alles gestimmt hätte, hätten wir die Entfernung auch überstanden.", stellte er schließlich klar. Obwohl er sich selbst nicht sicher war, ob es die Wahrheit war, kamen ihm die Worte fest über die Lippen. "Wir sollten anfangen damit klar zu kommen, dass sich das geschehene nicht ändern lässt." Auch wenn erneut er es war, der die Worte aussprach, zerbrach es ihm das Herz. Doch es würde ihm das Herz zerreißen, wenn Leila sich die Schuld für alles gab. Noch schlimmer, als es jetzt zerriss, weil er die Sache schon wieder beendete. Auf eine ganz andere Art und doch... war es besser, als wenn sie sich dafür die Schuld gab. "Es ist nicht deine Schuld." Niemand trug die Schuld.

  • [An der Bushaltestelle] Nick & Leila


    Er belächelte ihre Worte als wüsste er es besser wie es in ihr aussah - ausgesehen hatte. Wenn der Schmerz nicht so präsent wäre, wäre sie wahrscheinlich wütend geworden. Stattdessen überwog der Schmerz ihn verloren zu haben - ihm nah zu sein aber zugleich so unglaublich weit entfernt zu sein. Sie hatte nicht mal die Kraft etwas zu entgegnen, wollte sich eigentlich rechtfertigen, ihm widersprechen - ihm alles erklären aber würde er ihr überhaupt glauben? Egal welche Worte sie wählen würde. Es spielte auch keine Rolle wie sie sich gefühlt hatte, richtig? Sie senkte den Kopf als er sprach, fühlte sich nur noch beschissener als ihr bewusst wurde wie all das auf ihn gewirkt haben musste. Vielleicht war sie hin und hergerissen gewesen. Das war wahr. Aber es war nicht wahr, dass sie ihn als Klotz am Bein empfunden hatte. "Nein..." Ein leises Flüstern - kaum hörbar - vielleicht wurde dieses Wort auch von den vorbeifahrendem Auto verschluckt. "Ich war hin- und hergerissen. Das ist wahr. Aber es ist nicht wahr, dass du mir im Weg gestanden bist..." Leila sah wieder auf - sah direkt in das Gesicht des Anderen. Ihre Stimme zitterte ein kleines bisschen und sie räusperte sich aber sonderlich leichter war es dadurch nicht. Die Studentin lies ihren Blick über sein Gesicht wandern und verlor sich schließlich in dem Blau seiner wunderschönen Augen. "Was auch immer du mir vorwerfen willst - das ist okay - wirklich - ich habe es verdient - aber das ist einfach nicht wahr..." Ihre Unterlippe bebte und beinahe wäre ihr wieder ein Schluchzen über die Lippen gekommen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie das Gefühl gehabt, dass er ihr bei irgendetwas im Weg stand. Niemals. Allein das Wissen, dass sie ihm dieses Gefühl gegeben hatte war fast unerträglich. In kitschigen Filmen war oft die Rede von einem gebrochenem Herzen. Sie hatte es immer mit einem Augenrollen hingenommen wenn sie durch Freundinnen dazu genötigt worden war solche Filme zu gucken. Aber jetzt verstand sie es. Der Schmerz in ihrer Brust fühlte sich genau danach an. Nach einem gebrochenen Herzen und sie hatte keine Ahnung wie die das irgendwie wieder hinbekommen sollte. An ihren besten Freund konnte sie sich nicht wenden. Sakura war noch immer irgendwo im Dschungel (oder?). Wem also sollte sie sich anvertrauen? Kurz hatte sie sich seinem Blick entzogen nur um ihn anschließend wieder zu finden, festzustellen, dass ihre Hand immer noch auf seiner Brust lag - als hätte sie Angst ihn loszulassen - als hätte sie Angst, dass er dann ging und es das dann war. Und wahrscheinlich war auch das der Grund für diese Geste. Sie spürte sein Herz darunter klopfen - schnell - wahrscheinlich weil er bis hierher gerannt war und es sich noch immer nicht beruhigen konnte. Ihr eigenes schlug aus einem anderen Grund schnell. Weil sie ihm gegenüber stand. Weil es immer noch für ihn schlug auch wenn sie nicht mehr zusammen waren. Ihr Kopf sagte, dass sie es verbockt hatte - das er weitergezogen war aber ihr Herz wollte einfach nur, dass sie da weitermachten wo sie aufgehört hatten. Vor Kanada. Sie wollte es dieses Mal richtig machen aber hatte sie noch die Chance dazu? Ihr Herz schlug schneller und trotzdem zog sie ihre Hände zurück. Es war Nick, der schließlich wieder das Wort ergriff und seine Worte waren hart. Sie schluckte und auch wenn es schmerzte ihn dabei anzusehen wenn solche Worte über seine Lippen kamen so hoffte Leila doch insgeheim irgendetwas in seinem Blick zu entdecken was dagegen sprach. Seinen Worten widersprach. Seine Augen hatten noch nie lügen können. "Glaubst du das wirklich...?" Fast schon hilfesuchend wanderte der Blick ihrer grünen Augen über sein Gesicht mit dem Wunsch er würde ihre Frage verneinen. Sie wollte doch einfach nur eine zweite Chance. Hatten sie das nicht verdient? War ihre Beziehung das nicht wert? Sie waren doch nur deshalb zusammengekommen weil sie gewusst hatten das es passte. Sonst hätten sie ihre Freundschaft doch nicht einfach so gefährdet. "Aber so vieles hat doch gepasst. Es hat sich so richtig angefühlt..." Sie zögerte einen Moment, sah ihn einfach nur an und erinnerte sich an das Gefühl seiner Arme, die um ihren Körper lagen - das Gefühl seiner Lippen auf den ihren als sie eben jene kurz mit ihrem Blick streifte. Erinnerte sie sich auch an den Geschmack seiner Lippen? Es war nicht richtig jetzt darüber nachzudenken aber irgendwie konnte sie doch gar nichts dafür, oder?

  • [Wayne] ~ kommt an

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    Eigentlich hatte er geplant, gleich Nachhause zu gehen, doch irgendetwas hielt ihn auf den Straßen Sternbachs. Der Tag hatte so gut angefangen... und nun? Was war denn plötzlich so schief gegangen? Es sollte doch nur ein kleiner Spaziergang durch das Labyrinth werden, sie hätte doch auch Nein sagen können! Stattdessen kam sie mit, stellte ihm eine sol persönliche Frage, nur um dann zu verschwinden? Der Cowboy wusste nicht mehr, was er noch glauben sollte. War es seine Schuld? Hatte er sie vergrault mit seinen Worten? Oder lag es o#doch eher an Antoinette selbst? Je mehr er sich den Kopf über diese Fragen zerbrach, desto weiter wanderte er durch das Dorf. Dabei bemerkte er kaum, dass die Sonne unterging und er bald in völlige Dunkelheit gehüllt war. Wie passend. Wafür das alles? Wofür hatte er dieser Frau, welche ihn so um den Verstand brachte, sein Herz ausgeschüttet? Was hatte er sich erhofft? Eine Beziehung? Eine romatische Liebesgeschihte wie in den Märchen? War das wirklich realistisch oder war er völlig desillosioniert? Wayne schüttelte den Kopf. Aus irgendeinem Grund führte sein Weg ihn an die Bushaltestelle. War es dieser kleine Funken Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch da war? Sehnsüchtig blickte er von dem Boden, welchen er den ganzen Weg über angesehen hatte, auf in der Hoffnung, etwas zu finden. Irgendwas, das ihm sagte, dass all das nicht umsonst gewesen war. Doch die Haltestelle war leer. Was hatte er auch anderes erwartet? Die Realität war grausam. Seine rosarote Seifenblase war mit einem Mal zerplatzt, schneller als er es überhaupt realisieren konnte. Und sein Herz schmerzte als hätte man es in Stücke gerissen. Mit einem wehmütigen Seifzen ließ sich der Blonde auf die Bank sinken. Und wie ging es jetzt weiter? Würden sie das ganze klären können? Oder würde sie wieder für eine halbe Ewigkeit von der Bildfläche verschwinden? Er könnte ihr schreiben, aber die Angst, sie zu bedrängen und das bisschen Hoffnung, dass noch bestand, zu vernichten, hielt ihn davon ab. So sah er nun, blickte in die Leere, ohne wirklich irgendwas zu sehen. Nur seine Fragen, seine Gedanken waren bei ihm. Er war allein, mitten in der Nacht, doch nicht auf seinem altbekannten Scheunendach, sondern an einer gottverdammten Bushaltestelle. Und nun? Was nun?

  • Chase & Hina kommen an und treffen auf Wayne

    Der Abend war schon sehr weit vorangeschritten, wenn nicht sogar schon zur Nacht geworden. Vermutlich schlief schon das ganze Dorf, denn je weiter die beiden Schüler sich vom Dorfplatz entfernten, desto ruhiger wurde es. Ein Stück die Straße runter und schon war außer dem Rauschen der Baumkronen absolut gar nichts mehr zu hören. Es war schon fast eine unheimliche Stille, insbesondere gepaart mit den kaum vorhandenen Straßenlaternen. Es wirklich bemerken oder sich daran stören, tat Chase nicht. Dafür hatte er erstens zu viel im Tee und zum anderen eine besonders anziehende Begleitung, der man doch viel lieber die Aufmerksamkeit schenkte, als der toten Umgebung. Die sternenklare Nacht war kühl, aber der Alkohol im Blut wärmte ganz gut. Bei Hina hatte Chase da allerdings ein paar Bedenken, ob der Pegel und ihr knappes Kostüm ausreichend waren. Ab und an musterte er sie aus dem Augenwinkel. Sein Arm streifte häufiger den ihren und andersherum, gingen die beiden Teenager doch trotz der breiten leeren Straße sehr dicht nebeneinander. Er genoss es, wenn der Wind ab und an auffrischte und den Duft ihres schweren Parfüms, vermischt mit einer Alkoholfahne, die ihn auf Grund seiner eigenen nicht störte, direkt in seine Nase wehte. Dann glaubte er sogar ihn wieder auf seinen Lippen zu schmecken - so wie einige Stunden zuvor, als er ihren Hals liebkost hatte. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, als er die noch frische Erinnerung daran in seinen Kopf weiter spann. Ja, es war definitiv eine gute Sache gewesen ihr seine Nummer zu geben.


    Schon von weitem konnte man die Bushaltestelle erkennen - kein Wunder bei der hell beleuchteten Tankstelle gleich daneben - sowie eines weiteren Menschen, der etwas verloren auf der Bank saß. Chase musterte die Person, welche noch nicht in hörweite war und vermutlich auch noch nicht bemerkt hatte, dass sie gleich Gesellschaft bekam. “Hätte nicht gedacht doch noch irgendjemanden Lebendes hier in dem Kuhkaff zu sehen.”, kommentierte er schulterzuckend und sah kurz zu Hina. Abgesehen von der Party versteht sich. Aber wirklich viele Leuten waren dort auch nicht mehr zugegen gewesen, als er vor einigen Minuten mit seinem Betthäschen den Dorfplatz verlassen hatten.
    Aus der Nähe sah der blonde Kerl sogar noch verlorener aus. Kurz fragte Chase sich, ob er auch von der Halloweenparty kam. Ein Kostüm hatte er jedenfalls nicht an, auch wenn seine Klamotten reichlich seltsam aussahen. Zudem schien er mental völlig woanders zu sein. Aber ja, was sollte es. War nicht sein Problem. Außer er war stoned. Dann war etwas Freundlichkeit ja ganz vielleicht nicht verkehrt.

    Chase schenkte dem Fremden vorerst jedoch keine Beachtung und ging kommentarlos an ihm vorbei, um zum ausgehängten Fahrplan zu gelangen. Kurz checkte er die Uhrzeit auf seinem Handy, ließ anschließend den Blick über die ziemlich kurze Liste gleiten. Etwas irritiert zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er keine passende Fahrzeit finden konnte. Also scannte er den Aushang ein zweites und drittes Mal, prüfte auch den Tag, falls er versehentlich in der Spalte verrutscht war. War er doch schon zu besoffen, um einen beschissenen Fahrplan zu lesen? Aber auch nach dem vierten und fünften Blick wollte sich nichts finden lassen. Der letzte Bus war seit gut zwei Stunden weg und der nächste würde erst in … viel zu vielen Stunden fahren? Sein Kopf war zu vernebelt für irgendwelche Rechnungen. Verdammte scheiße, dass konnte doch echt nicht deren ernst sein? Chase sah erneut auf die Uhrzeit, die ihm fast schon zu hell auf dem Handybildschirm entgegen leuchtete, fast schon belustigt anstarrte, weil er so dumm war zu denken hier würde doch genauso oft ein Bus fahren wie in der Stadt. Dabei hätte er es doch besser wissen müssen! Immerhin hatte er seine Kindheit an einem ähnlich elenden Ort verbracht. “Hey,”, sprach er den Fremden schließlich mit einem etwas gereizten Unterton an, noch während er sich zu ihm herum drehte. “Wann kommt hier der nächste Bus nach Riverport?” Vielleicht war der dumme Fahrplan auch einfach sau alt und niemand hatte sich die Mühe gemacht ihn zu erneuern? Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

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    Hina & Chase | bei Wayne an der Bushaltestelle


    Es war wirklich schon spät oder? Hina hatte komplett das Gefühl für die Zeit vergessen. Alles was sie dazu sagen konnte war, dass es bereits spät war. Weil es war schließlich dunkel, der Mond stand weit oben am Himmel und wow, hier draußen konnte man sogar die Sterne sehen. Sicher fanden das einige der anwesenden Mädchen super romantisch und kicherten sich gerade einen ab weil sie mit ihrem liebsten Schatz Händchen haltend den Heimweg antraten und es total süß fanden. Sicher fand Hina den Anblick der abermillionen hell glänzenden Sterne am dunklen Himmel auch schön, vorallem weil man das wirklich selten zu sehen bekam in der Stadt aber trotzdem war sie jetzt nicht sofort hin und weg. Lieber konzentrierte sie sich auf den blonden Schönling direkt neben sich, gegen den sie auf dem Weg zur Bushaltestelle ab und an mal etwas stieß, da das geradeaus laufen nicht mehr ganz einfach war. Aber das Mädchen lachte nur darüber, da es Chase genauso passierte und so spazierten die betrunkenen Teenager durch die Nacht und fanden auch tatsächlich ohne Orientierungssin zur Bushaltestelle, die auch noch hell erleuchtet war. Oder eher die Tankstelle im Hintergrund. „Bestimmt ein Rebell.“, antwortete die Blonde und warf ihre hellen Haare über ihre Schultern. Jemand, der sich gegen seine Eltern stellte, davon gelaufen war und jetzt nicht wusste wohin? Weil er eigentlich um acht Uhr hätte zu Hause sein müssen? Die Schülerin schmunzelte, schenkte dem Fremden und seinen merkwürdigen Klamotten auch nicht weiter Beachtung sondern holte stattdessen ihr Handy hervor, da da noch ein paar unbeantwortete Nachrichten wartete. Derweil überließ sie Chase die Suche nach dem nächsten Bus, da sie jetzt wirklich nicht mehr dazu in der Lage war vernünftigt den Plan nach der richtigen Uhrzeit abzusuchen. Schließlich hörte sie nur die genervte Stimme des Anderen und dachte erst, dass er mit ihr sprechen würde, weshalb sie aufschaute aber stattdessen quatschte er diesen stillen Typen an, der irgendwie ein bisschen fertig und mitgenommen aussah. „Was?!“ Die hübschen Augen der Schülerin weiteten sich als Chase diese Frage stellte, anscheinend nicht fündig geworden war oder auch schon zu betrunken war um den Plan richtig lesen zu können. Hina wartete kurz bevor sie sich auf die Bank direkt neben den anderen Blonden fallen ließ. Viel näher als wahrscheinlich nötig war aber naja, es war kalt oder so. „Hilf den beliebten Kids in der Not.“, sagte sie überdramatisch und lehnte sich auch ein Stückchen gegen ihn während sie kicherte und dann zu Chase aufschaute. „Hätten wir uns ja denken können. Hier fahren die Busse sicher nur bei Tageslicht.“ Das Mädchen seufzte und legte ihre Arme um sich, kauerte sich auch ein bisschen zusammen als würde sie frieren obwohl sie das eigentlich gar nicht tat, der Alkohol wärmte ihren schlanken Körper ziemlich gut. „Und, Hübscher, lässt du uns bei dir schlafen oder bringst du uns mit deinem Traktor in die Stadt?“ Es war ja wohl kaum zu übersehen, dass der Typ von hier war. Ein liebes Lächeln umspielte ihre zarten Lippen während sie erst zu Chase und dann wieder zu dem Fremden schaute.

  • [Wayne] ~ mit Hina & Chase an der Haltestelle


    Gedanken, Fragen über Fragen. All das blieb unbeantwortet. Wayne war so tief in seinem inneren Konflikt versunken, dass er die sich nähernden Schritte und Stimmen zunächst nicht bemerkte. Erst, als ein grelles Licht, vermutlich das eines Handydisplays, in seiner nähe aufleuchtete, blickte der Blonde auf. Vor ihm standen zwei Teenager, welche ihrem Aussehen nach zu urteilen ebenfalls auf der Halloweenfeier gewesen waren. Scheinbar waren sie auf dem Nachhauseweg, doch dieser würde sich schwieriger erweisen als sie angenommen hatten. Die angestaute Frustration des Jungen, welcher ihn nun nach den Buszeiten fragte, nachdem er vergeblich nach einer nahenden Abfahrt gesucht hatte, war ihm förmlich anzuhören. "Morgen früh." Erwiderte Wayne trocken. Seine Kehle war noch immer wie zugeschnürt von seinen Emotionen und er wusste nicht Recht, ob er die Kraft hatte, sich mit ein paar betrunkenen Teenies herumzuschlagen. Das Mädchen schien etwas weniger wütend zu sein. "Nicht ganz. Es fahren schon einige Busse am späten Abend aber nicht die ganze Nacht hindurch." Erklärte er. Auf ihre Vorschläge hin schüttelte Wayne nur den Kopf. Sie gab sich ja alle Mühe und mochte sich noch so süß geben, jedoch war der Blonde zu geplagt von Herzschmerz als dass er darauf auch nur im entferntesten anspringen könnte. "Weder noch. Ihr müsst wohl oder übel zu Fuß nachhause." Antwortete er. Die verlorenen Ausdrücke auf den Gesichtern der beiden und die Tatsache, dass das Mädchen nicht nur knapp bekleidet war, sondern bereits mittels ihrer eigenen Arme versuchte, sich vor der Kälte zu schützen, ließen ihn schließlich seufzend von der Bank aufstehen. Er zog seine Jacke aus und reichte sie dem blonden Mädchen. "Hier. Ich zeige euch den Weg. Wo müsst ihr denn hin?" Auch, wenn er eigentlich einfach nur seine Ruhe haben wollte, konnte er die beiden Teenager doch nicht einfach hier mitten in der Nacht in der Kälte stehen lassen. Die Art von Mensch war er einfach nicht. Und allzu weit war die Stadt ja nicht entfernt. Vielleicht konnte Wayne auch so Antoinette ein wenig aus seinen Gedanken vertreiben.

  • Leila & Nick an der Bushaltestelle | Nick geht~


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    Ihr Widerspruch brachte Nick dazu weiter zu zweifeln und gleichzeitig war er wütend. Vielleicht hätte er unter normalen Umständen versucht herauszufiltern, ob die Wut ihm selbst galt, weil er einfach Annahmen getroffen hatte, die nicht stimmten. Die Situation stresste ihn aber zunehmend und er ballte kurz die Hände zu Fäusten. Natürlich widersprach sie ihm. Selbstverständlich hatte er nie im Weg gestanden. Selbstverständlich hatte sie es nie bereut mit ihm zu telefonieren und ihre Zeit nicht anderweitig zu nutzen. Er rieb sich die Schläfen. Dieses Gespräch war anstrengend für ihn. Denn egal wie man es betrachtete: Er hatte Schluss gemacht. Er würde der Schuldige bleiben und sie würde vermutlich nie verstehen, was er gefühlt hatte, als er versetzt wurde. Für ihn war das Leben zu Hause einfach weitergegangen. Er war weiterhin im Alltag gefangen, während Leila eine Menge neuer Eindrücke, Situationen und Personen kennengelernt hatte. Ihre Welt hatte sich weitergedreht, während seine Stehen geblieben ist. Nur für eine Weile, aber so war es. Sie hatten sich voneinander wegbewegt, ohne sich bewegt zu haben. Plötzlich war ihm schlecht und er blinzelte ein paar Mal. Dieser Stress prasselte auf seinen Kopf ein. Außerdem hatte er seit einer halben Ewigkeit nichts gegessen. Das Buffet war ihm ja verwehrt geblieben, weil er jetzt hier war. Er schluckte trocken, dachte einen Moment darüber nach, was er Leila auf ihren Widerspruch antworten sollte und öffnete erst den Mund, als er sich die Worte zurecht gelegt hatte. "Mag sein, dass du das nicht so gewollt hast, aber so ist es bei mir angekommen." Es hatte keinen Grund ihr weitere Vorwürfe zu machen. Vielleicht hatte er es sich wirklich eingebildet. Trotzdem war keine Besserung ihrerseits zu sehen gewesen. Mehrfach hatte er ihr erklärt, wie beschissen es war, wenn er versetzt wurde. Mal war ihre Ausrede die Zeitverschiebung, mal war es die Uni, mal der Schnee... es gab so viel. Und trotzdem war es damals, wie heute schwer ihr zu sagen, dass es so nicht weitergehen konnte. Schon wieder war Nick der Böse. Schon wieder sprach er es aus. Wieder war ihr anzusehen, dass sie das nicht wollte. Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Anker, nach einem Anzeichen dafür, dass er log. Er bemühte sich seine Muskeln unter Kontrolle zu halten. Das war auch für ihn nicht einfach. Nur zu gerne würde er an eine zweite Chance glauben. Leila war so viel für ihn. Sie war etwas so Besonderes in seinem Leben. Er hatte die Hoffnung, dass es vielleicht wieder ein bisschen wie früher werden könnte. Nur ein bisschen. Aber dazu mussten sie eine neue Grenze ziehen, oder? Oder tat er das falsche? Was machte er hier überhaupt? Hatte er sich nicht wochenlang, vielleicht sogar monatelang gewünscht, dass sie so wie hier vor ihm stand und ihm genau das sagte, was sie gerade sagte? Dass sie ihm klar machte, dass es noch eine Chance gab. War es wirklich schon zu spät, um umzukehren? War jetzt nicht eigentlich ein guter Moment? Er blinzelte, war sich unsicher und erkannte, dass er gehen musste. Denn wenn er jetzt nicht ging, dann würde er etwas tun, was er später bereuen würde. "Was passiert ist, ist passiert. Es ist jetzt anders.", beharrte er mit bemüht festem Blick und festen Worten, obwohl er sich den Worten selbst nicht klar war. Sie würde es merken. Sie würde ihm klar machen, dass es anders sein könnte. Das wollte er im Moment nicht. "Ich musste irgendwie weitermachen. Ich konnte nicht ewig stehen bleiben, während du weitergehst. Und ich sollte jetzt wirklich gehen." Und mit diesen Worten drehte er sich um und ehe Leila auf die Idee kam ihm nachzugehen, beschleunigte er seine Schritte. Ging erst einmal ziellos durch das Dorf und erst als sich das Gedankenkarussell in seinem Kopf beruhigt hatte, ging er zurück zum Gasthof. Cylie war weg. Selbstverständlich war sie das. Er war eine Ewigkeit weg gewesen. Ihm war schlecht. Schnell tippte er eine Nachricht und dann bestellte er sich ein Taxi und ließ sich nach Hause fahren.

  • [Leila fährt zurück ins Wohnheim]

    Sie redeten aneinander vorbei und zum ersten Mal seit sie Nick kannte hatte sie das Gefühl das ihre Worte ihn einfach nicht erreichten egal wie sehr sie sich bemühte - egal wie oft sie ihm versicherte, dass sie es bereute wie alles zwischen ihnen gelaufen war seitdem sie sich für dieses Auslandssemester entschieden hatte. Sie suchte in seinem Gesicht nach einem Hoffnungsschimmer aber fand ihn nicht. Leere Floskeln verließen seine Lippen als wollte er dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Etwas in ihr schrie aber ihre Lippen blieben stumm während sie innerlich einfach nur brüllte - sich fragte warum er ihr für diese leeren Worte überhaupt gefolgt war stand sie regungslos vor dem Menschen, dem sie ihr Herz geschenkt hatte. Sie fühlte sich so leer - fühlte sich nicht im Stande auch nur ein einziges Wort zu sagen weil es offenbar ohnehin zwecklos war. Irgendwann wagte sie es nicht einmal mehr ihn anzusehen - die Härte in seinem sonst so sanften Gesicht zu sehen. Das Lächeln, welches er ihr früher immer geschenkt hatte schien nur noch in ihrer Erinnerung zu existieren. Sie bemerkte das sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten aber hielt ihren Kopf weiterhin gesenkt, hob ihn erst wieder an als die nächsten Worte über seine Lippen kamen, die ihr den Rest gaben. Die Lippen der Studentin öffneten sich einen Spalt aber noch bevor sie etwas dazu sagen konnte hatte Nick sich von ihr abgewandt und war gegangen. Einfach so. Fast schon hilflos sah sie ihm hinterher, machte einen Schritt nach vorne und bemerkte schließlich wie er sich immer schneller von ihr entfernte, sich nicht zu ihr umdrehte - kein einziges Mal. Fast so als hätte es das zwischen ihnen niemals gegeben. Leila hatte ihre Hand ausgestreckt, wollte ihn aufhalten aber tat es letztendlich doch nicht. Nick wollte nicht aufgehalten werden. Nicht von ihr. Sie hatten ihre Chance gehabt und sie hatte alles vermasselt. Vielleicht hätte sie einfach in Kanada bleiben sollen. Zumindest würde sie jetzt nicht wie ein Häufchen Elend an dieser Bushaltestelle im Nirgendwo stehen und heulen. Letzteres vielleicht schon aber es würde niemand sehen, ihr niemand mitleidige Blicke zuwerfen. "Ich bin nicht weitergegangen..." kam es flüsternd über ihre Lippen auch wenn er es natürlich nicht mehr hören konnte weil er schon längst außer Hörweite war. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Im Grunde war er es der weitermachte während sie stehen geblieben war - unabhängig von ihrem Jahr im Ausland. Sie hatte sich kein Stück vom Fleck bewegt während die Welt um sie herum dich einfach weiterdrehte. Ihre Freunde Ziele verfolgten während sie darauf hoffte die Vergangenheit zurück zu bekommen - vergebens. Die Tränen kullerten über ihre Wange als sie in den Bus einstieg, der gerade anhielt. Der Blick des Busfahrers war ihr völlig gleichgültig als sie ihm das nötige Kleingeld reichte bevor sie sich auf irgendeinem freien Platz niederlies. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet aber im Grunde sah Leila nur ihr eigenes Spiegelbild. Ein bedauernswertes Mädchen sah ihr entgegen und sie erkannte sich selbst nicht wieder, versuchte aber dennoch die Tränen beiseite zu wischen. Die Studentin konnte keinen klaren Gedanken fassen, konnte an nichts anderes als die Begegnung mit ihm denken. Sie schwankte zwischen Hoffnungslosigkeit hinsichtlich ihrer Beziehung zu Nick und dem Wunsch einfach das wieder zu haben was sie einst hatten. Leila biss sich auf die bebende Unterlippe als ihr beinahe ein Schluchzen entglitt. Zeit spielte keine Rolle mehr und beinahe übersah das Mädchen die Haltestelle an der sie aussteigen musste.

  • Chase bei Hina und Wayne an der Bushaltestelle

    Ja, er hatte es geahnt. Er hatte diese Antwort geahnt, aber dennoch war er enttäuscht von der des Fremden. Natürlich fuhren keine Busse mehr, hatte schließlich noch gefehlt. Irgendwas musste doch immer passieren, um seine gute Laune wieder Richtung Kellertür zu schubsen. Chase seufzte genervt und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare. Was für eine Scheiße.

    Der Teenager beobachtete Hina dabei, wie sie sich neben den Kerl mit den komischen Klamotten setzte und ihr hübsches Lächeln auf ihre ebenso schönen Lippen zauberte, während sie mit ihm sprach. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mit dem Traktor nach Riverport zu fahren hätte durchaus was, das musste er irgendwie zugeben. Allerdings nur, wenn er selbst am Steuer sitzen könnte und nicht zusammen mit Hina damit umher kutschiert werden würde. Das schrie ihm dann doch zu sehr nach Bauer sucht Frau. Der originale Bauer hier im Bunde fand Hinas Fragen aber anscheinend weniger witzig. Schade. Hätte ja sein können, dass er doch nicht so spießig war, wie er aussah. Aber gut. Anscheinend wollte er auch noch den Held vom Erdbeerfeld spielen und reichte Hina seine Jacke. Jetzt wurde es interessant. Neugierig musterte er seine Mitschülerin und fragte sich, wie sie wohl darauf reagieren würde. Eifersüchtig war Chase keineswegs. Worauf auch? Das ihm diese geniale Idee nicht gekommen war, um sich bei Hina einzuschleimen? Wohl kaum. Hatte er sowieso nicht nötig. Viel mehr interessierte ihn, ob die Blonde ihren Charme weiter spielen ließ und das Kleidungsstück, welches auf jeden Fall nicht der neuesten Mode entsprang, annahm oder ob sie es ablehnen würde.

    Jedenfalls bot der Kerl ihnen seine Hilfe an. Eigentlich etwas, dass Chase an so kleinen Kuhkaffs nicht mochte: Jeder war einfach wahnsinnig hilfsbereit und half absolut jedem. Einfach so, weil sie alle so suuuper freundlich waren. In diesem Fall kam es den beiden aber durchaus zu gute. “Nach Riverport.”, gab Chase die überaus knappe Antwort. War auch irgendwie logisch, wenn er nach einem Bus fragte, der in eben jene Stadt fuhr, oder? Im Feld um die Ecke war er ganz bestimmt nicht Zuhause und etwas anderes gab es hier ja wohl nicht wirklich in der Nähe. Irgendwie hoffte Chase, dass der Typ ihnen einfach den Weg beschreiben und dann wieder gehen würde. Aber andererseits wusste man auch nicht wie gut der Handyempfang zwischen Sternbach und Riverport war, um sich auf Google Maps zu verlassen. Sich Mitten in der Nacht auch noch zu verlaufen, schien die noch viel beschissenere Option zu sein.

    “Du hast was gut bei uns.”, kam es schließlich noch über seine Lippen - eine Art ‘Danke’ sozusagen. Was auch immer das sein sollte, was er ‘gut hatte’. Und eigentlich plante Chase den Typen im Anschluss sowieso nicht wieder zu sehen, also war es eigentlich auch egal. Aber vielleicht motivierte es ihn seine angebotene Hilfe nicht am Ende wieder zurückzuziehen. Kurz sah er zu Hina hinüber, fragte sich wo genau sie überhaupt in Riverport wohnte und war gleich darauf ein wenig erstaunt über seine eigenen Gedanken.

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    Hina, Wayne & Chase | irgendwo auf dem Weg nach Riverport


    Ein lautes Seufzen glitt über ihre nicht mehr ganz so gut geschminkten Lippen als der Fremde genau das verkündete, was sie bereits vermutet hatte. Busse die nicht die ganze Nacht durchfuhren, wahrscheinlich traf man hier nachts eher noch einer wilden Kuh als einem öffentlichen Verkehrsmittel, warum genau war Hina nochmal hierher gekommen? War es das wert gewesen? Das Mädchen hatte kurz ihren Kopf in den Nacken gelegt, warf anschließend einen Blick auf Chase, der genauso genervt wirkte, wenn nicht sogar noch mehr. Und bei dem Anblick beantwortete sich die Frage auch eigentlich von selbst, weshalb sie sich kurz auf die Unterlippe biss und sich ihre Augen folgend weiteten als der andere Blondschopf ihr seine Jacke reichte. „Oh.. wie nett von dir.“, sagte sie zuckersüß und schenkte ihm ein ebenso hübsches Lächeln bevor sie seine eher aus der Mode gekommene Jacke entgegen nahm. Während sie in die Ärmel schlüpfte, schaute sie zu ihrer jüngsten Bettgeschichte, der sie mit Argusaugen beobachtete. War er etwa eifersüchtig? Irgendwie schon niedlich. Hina strich sich eine verlorene Strähne hinter das Ohr und erhob sich ebenfalls von der Bank, legte beim Vorbeigehen kurz ihre Hand auf die Brust des Anderen und funkelte ihn an, ließ aber gleich wieder von ihm ab und folgte dem Fremden, der ihnen anscheinend den Weg zeigen wollte. Warte – sollten sie jetzt wirklich zu Fuß laufen?! Der Schülerin stand der Mund offen, würde sie das sicherlich heute nicht mehr schaffen und überlegte schon kurz ob es nicht doch besser wäre zurück zu gehen. Konnte man nicht in diesem Gasthaus übernachten? Sie erinnerte sich schwach daran etwas gelesen zu haben, jedoch waren ihre Gedanken vollkommen durcheinander geraten als sie Alessa mit diesem Studentenpudel gesehen hatte, dass sie sich wirklich kaum mehr erinnerte. „Ich hoffe es trägt mich wenigstens einer von euch.“, warf die Schülerin schließlich ein, nachdem Chase dem Anderen gesagt hatte wo sie hin mussten. Sie zog die Jacke enger um sich, die tatsächlich nach einem doch recht guten Herrenparfum duftete. „Vielleicht sollten wir-“ Hina wurde unterbrochen oder unterbrach eher sich selbst mit einem überraschten Laut, der über ihre Lippen kam, da sie auf etwas ausrutschte und schließlich zu Boden stürzte. Da sie natürlich wie es sich gehörte am Wegesrand entlang gelaufen waren, rutschte sie die Böschung etwas nach unten und landete im feuchten Gras und betete leise, dass es sich hoffentlich wirklich nur um Wasser handelte und nicht um irgendwelche Ausscheidungen von irgendwelchen freilaufenden Farmtieren. „Scheiße..“, murmelte die junge Schülerin und spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Bein, fühlte auch etwas warmes an ihrem Arm hinab laufen. Blutetet sie etwa? Die Blonde konnte kaum etwas sehen, spendete der helle Mond jetzt auch nicht zu viel Licht. „Scheiß Idee, das mit dem Laufen!“, rief sie und erkannte die Jungs am Wegesrand wieder.

  • [Wayne] ~ mit Hina & Chase auf dem Weg nach Riverport

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    Zumindest nahm das Mädchen seine Jacke an, um sich ein wenig zu wärmen. Sie hätte die Geste auch ablehnen können, weil das Kleidungsstück nicht zu ihrem Stil passte. Doch daran schien sie im Moment nicht zu denken, was Wayne durchaus erleichterte. Den Kommentar ihres Begleiters, oder besser gesagt seine Antwort auf die Frage des Cowboys, war so offensichtlich und nichtssagend, dass Wayne den Kopf schütteln musste. "Das ist mir klar. Ich meinte welchen Teil der Stadt." Während er diese Worte sprach sah der Blonde dem anderen in die Augen. Nur weil er vom Land kam, war er noch lange nicht von Vorgestern. Doch sein Angebot, die beiden Teenager zu begleiten, schien ihnen ganz Recht zu sein. So übernahm der Cowboy die Führung, ließ also ein wenig vor den beiden. Die Aussage des Jungen, er habe nun etwas gut bei den beiden, tat Wayne ab. "Lass gut sein. Nicht dafür." Er könnte jetzt ohnehin nicht schlafen und hätte vermutlich noch die halbe Nacht an dieser Bushaltestelle verbracht und hätte sich den Kopf zerbrochen. Ein leises Lachen konnte sich Wayne jedoch nicht verkneifen, als die Blonde darauf hinwies, dass die beiden Herren hoffentlich daran dachten, sie zu tragen. Das würde der Blonde jedoch nicht tun, dazu hatte das Mädchen ihren Freund. Doch wirklich weiter kam die kleine Gruppe nicht als das blonde Mädchen mitten im Satz abbrach. Der Cowboy drehte sich um, nur um im schwachen Mondlicht zu sehen, dass das Mädchen verschwunden war. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, welcher aus der anliegenden Böschung kam. Verdammt! Natürlich war die Blonde alles andere als begeistert. "Geht's dir gut?" Rief Wayne ihr zu, ehe er sich daran machte, die Böschung hinunter zu steigen. Er konnte sie nur schlecht sehen, erkannte größtenteils ihre Umrisse, was aber reichte, um auszumachen, dass die auf dem Boden saß. Als Wayne sich zu ihr runter beugte, um ihr zu helfen, entdeckte er ein leichtes schimmern im Licht. Blutete sie etwa? Innerlich verfluchte sich Wayne dafür, nicht besser aufgepasst zu haben. Er hätte doch damit rechnen müssen, dass die beiden Teenager in ihrem angetrunkenen Zustand ein größeres Risiko besaßen, sich zu verletzen. "Warte, ich helfe dir." Flüsterte er und legte seine Arme unter ihre Beine und an ihren unteren Rücken. "Geht's so?" Fragte Wayne, ehe er die Blonde vorsichtig hoch hob und wieder an den Wegesrand beförderte. Dort setzte Wayne das Mädchen ab, ehe er sich an ihren Freund wandte. "Hast du ein Handy dabei oder 'ne Taschenlampe?" Fragte er dann. Sie mussten sich die Verletzung der Blonden ansehen bevor sie auch nur annähernd daran dachten, den Weg fortzusetzen.

  • 2958-chase-pngChase bei Hina und Wayne irgendwo kurz hinter Sternbach

    Chase wusste nicht recht, welche Reaktion er bezüglich des Jackenangebotes des Fremden von Hina erwartet hatte. Aber eigentlich war er doch ganz froh, dass sie es annahm. Ob sie wirklich dankbar war oder ob sie einfach nur auf Grund der Situation freundlich sein wollte, konnte er nicht so recht beurteilen. Er beobachtete seine Mitschülerin dabei, wie sie schnell in das Kleidungsstück schlüpfte und irgendwie süß darin aussah mit den viel zu weiten Schultern und zu langen Ärmeln.

    Natürlich war ihm klar gewesen, dass der Fremde eine genauere Verortung innerhalb der Stadt in Erfahrung bringen wollte, aber es war dem Teenager schlicht und ergreifend egal, weil es ihn einen feuchten Dreck anging, wo er wohnte. Sobald sie in Riverport waren, würde er den Heimweg sowieso allein finden. Also wozu sollte er ihm noch seinen Stadtteil oder am besten vielleicht noch seine Adresse unter die Nase reiben? Folglich kommentierte Chase die Aussage des Anderen nicht und beließ es einfach dabei.

    Hina hatte ganz offensichtlich auch nicht viel Lust den ganzen Weg nun zu Fuß zurückzulegen. Tragen würde er sie ganz sicher nicht, aber vielleicht ja der Schleimercowboy? Kurz nachdem Chase belustigt gegrinst hatte und gerade darüber nachdachte, dass er vermutlich eher in der Böschung landen würde, wenn er auch noch Hina mit seinem eh schon angeschlagenen Gleichgewichtssinn ausbalancieren musste, passierte es auch schon ohne sein Zutun. Zwar hatte Chase gute Reflexe, aber der Griff nach ihrem Arm, der Jacke oder irgendwas anderem an ihr, ging ins Leere und Hina war weg. Kurz sah er zum Anderen hinüber, dann wieder dort hin, wo das Mädchen verschwunden war. "Hina?", rief er laut in die Richtung. Da sie nicht sofort auf seine Stimme oder die Nachfrage des Cowboys nach ihrem Wohlbefinden antwortete, machte sich doch etwas Sorge in seinen Eingeweiden breit. Scheiße, wenn sie sich jetzt auch noch was getan hatte und sie einen Krankenwagen rufen mussten, würde er durchdrehen. Das war zu viel Trubel für seinen Alkoholpegel. Erleichtert stieß er jedoch die Luft aus, als sie eine sarkastische Bemerkung verlauten ließ. Also war sie immerhin bei Bewusstsein - schonmal gut. Vorsichtig folgte er dem Fremden die Böschung hinunter, um zu vermeiden, dass er sich am Ende auch noch selbst auf die Gusche legte. Folglich war Chase erst unten bei seinem Betthäschen angekommen, als der Ältere schon dabei war wieder mal den Erdbeerhelden zu spielen und sie vom Boden aufsammelte. War es nicht eigentlich klüger sich eventuelle Verletzungen an Ort und Stelle genauer anzusehen? Vielleicht konnte Hina ja sogar selber laufen? Aber eigentlich auch egal, Hauptsache sie kam irgendwie wieder zurück auf den Weg.

    Oben angekommen holte Chase direkt sein Handy aus der Hosentasche, um die integrierte Taschenlampe einzuschalten, bedachte den Anderen mit einer hochgezogenen Augenbraue, der offenbar nicht gesehen hatte, dass er längst dabei war das zu tun, wonach er gerade fragte. Aber mal ehrlich: Wer in aller Welt besaß bitte eine richtige Taschenlampe? Und wer von diesen 0,00001 Prozent der Leute würde die dann auch noch 24/7 mit sich herum tragen? Er stieß einen amüsierten laut aus und konnte sich einen bissigen Kommentar doch nicht ganz verkneifen. “Werden Taschenlampen überhaupt noch produziert?” Noch während er sprach, ging er neben Hina in die Hocke und richtete die helle Lampe des Handys auf sie. Dabei entdeckte er sofort einen nicht gerade kleinen Riss in der Jacke, der viel mehr wie ein langer Schnitt aussah. Vorsichtig öffnete er den Stoff etwas, um einen ebenso sauberen Schnitt auf ihrer Haut zu entdecken, der blutete. “Scheint so als hätte dort jemand seine Bierflasche entsorgt..”, kommentierte er das, was er entdeckt hatte schließlich und sah Hina dann in ihre schönen Augen. “Tut's sonst noch irgendwo weh? Oder nur der Arm?” Innerlich hoffte er, dass sie seine Frage mit einem nein beantworten würde, befürchtete aber, dass das nicht passieren würde, denn ein gewisser Schmerz schien sich unterschwellig in ihren Gesichtszügen breit gemacht zu haben. Chase seufzte leicht. “Beim nächsten Mal leihe ich mir wohl lieber gleich eine Schubkarre für dich. Fällt hier eh keinem auf, wenn die fehlt...” Aber eigentlich wollte er nach dieser Nacht lieber vermeiden noch einmal eine Dorfparty zu besuchen..

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