[An der Bar] Darren & Yumi
Ihre Mundwinkel hoben sich kurz als er mit einem Grinsen auf den Lippen ihre Aussagen hinterfragte. Neugierde blitzte im Braun seiner Augen auf als er sich ein wenig in ihre Richtung lehnte, den Abstand zwischen ihnen verringerte. Ein Laut der Belustigung verließ die Lippen der Blonden als ihre Augen die seinen fanden und sie ihn für den Hauch einer Sekunde einfach nur ansah als könnte er in einem einzigen Blick ihre Antwort ablesen aber das war natürlich nicht möglich aber dennoch hatte sie bereits vermutet, dass er es sich die Antwort schon denken konnte aber vielleicht konnte er sie doch nicht so leicht durchschauen wie er es geglaubt hatte. Sie war nicht sicher ob er überhaupt eine Antwort auf seine Frage haben wollte oder ob er sie nur stellte um ihr etwas zu entgegnen. Einen Moment lies sie sich seine Worte durch den Kopf gehen. Er lies sie scherzhaft klingen, präsentierte sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Er war einfach ein Schauspieler durch und durch. Ob sie jemals erfahren würde, wer der echte Darren war? Ob sie je differenzieren können würde was Ernst und lediglich Spiel war? Vielleicht nicht aber im Grunde war sie es, die dieses Spiel begonnen hatte, den Stein ins Rollen gebracht hatte. "Manchmal ist das keine Frage des Wollens..." entgegnete die Blonde dem anderen Studenten und sah ihn dabei direkt in die Augen. Entsprach das der Wahrheit? Konnte sie schon gar nicht mehr anders weil sie es sich einfach angewohnt hatte das kalte Miststück zu sein, als welches sie sich präsentierte oder war das nur eine billige Ausrede weil sie im Grunde feige war? Als Psychologin müsste ihre das eigentlich bewusst sein, müsste sie sich perfekt selbst reflektieren können aber so lief das Leben nicht. Es verlief nicht immer nur nach Lehrbuch. Vielleicht hatte sie die Vorlesung bei der dies thematisiert wurde auch einfach nur ausfallen lassen, vermeintlich wichtigeres zu tun oder einfach nur keine Lust darauf gehabt. Sie musste lachen als Darren die Vermutung hatte, dass sie sich davor fürchtete, dass sie ihn sonst nicht mehr loswerden konnte. Das war tatsächlich eines der wenigen Dinge, die ihr keine Angst machten. Bisher hatte sie es geschafft jeden von sich zu stoßen wenn sie es denn gewollt hatte. Sie war ziemlich gut darin andere Menschen abzuschütteln. Was ihr tatsächlich Angst machte war eine ganz andere Sache. Es war der Fakt, dass ihr der Lockenkopf nicht egal war auch wenn sie es gerne so gehandhabt hätte, so wie immer. Sie suchte unweigerlich nach Ausreden, nach Begründungen, suchte nach Schlupflöchern dem zu entkommen, was sich in ihr abspielte, wenn er sie ansah, wenn seine Stimme an ihr Ohr drang, er sie berührte. Die Psychologiestudentin schüttelte lediglich den Kopf und wandte ihren Blick ab. Ihr Haar glitt über ihre Schulter bei der Bewegung und sie nahm einen Schluck des Getränks und lies ihren Blick zur Bühne gleiten auf der wenige Minuten zuvor noch der Mann neben ihr gestanden hatte, mit rauer und zugleich sanfter Stimme gefühlvolle Lieder gesungen hatte, die wahrscheinlich das Herz jedes Mädchens zum schmelzen gebracht hätten aber in ihr zugleich eine Panik aufsteigen hatte lassen, die sie nur mit einer doch sehr großen Menge an Alkohol hatte bändigen können. Der Alkohol in ihrem Blut. Sie spürte ihn schon längst. Dieses berauschende Gefühl. Sie hatte es vermisst. "Ich erwarte deinen Bericht dazu und werde mich bemühen ihn nicht mit einem....'Ich hab es dir ja gesagt' zu kommentieren..." Belustigt funkelten die hellblauen Augen der jungen Frau als sie ihren Blick wieder auf ihn richtete, den Ball flach hielt, unkompliziert. Irgendwann würde er es verstehen. Sie konnte einfach nicht anders. Irgendwann würde er von ihr ablassen, verstehen dass sie nicht bereit war mehr von sich zu geben auch wenn er sie mit seinen Gefühlen bombardierte, sie in die Ecke trieb. Er ging auf die Leichtigkeit ihrer Worte ein, mimte den Schauspieler und seine Aussage verlor an Ernsthaftigkeit. Der geschockte Blick, die Theatralik dahinter. Dadurch gewann die Aussage eine gänzlich neue Bedeutung. War es ernst gemeint oder nur Teil eines Schauspiels? Diese Unsicherheit führte dazu, dass sie überhaupt noch hier war, ihn nicht einfach stehen hatte lassen. Vielleicht war er sich dessen bewusst, vielleicht auch nicht. Vielleicht wusste Darren ganz genau wie er Yumi zu handhaben hatte um das Maß an Nähe und Distanz zu wahren, dass sie durchaus brauchte. "Ist das so?" fragte sie nicht nur ihn sondern im Grunde auch sich selbst. Die Blonde war sich unsicher ob sie mit seiner Aussage, dass man mit der Wahrheit leichter an sein Ziel kam konform ging. Sie war eigentlich auch eher für die Wahrheit aber einfach weil sie schonungslos war und die meisten Menschen eher abschreckte aber ob man dadurch leichter an sein Ziel kam war fraglich. Sein Blick war abgewandt, sein Kopf in den Nacken gelegt und sie erwischte sich dabei wie sie sein Profil musterte, ihn einfach nur ansah. Er schloss seine Augen, schien den Moment zu genießen, vielleicht auch die Wirkung des Alkohols. Es war ihre Berührung, die ihn wieder die Augen öffnen, seinen Blick auf sie richten lies. Ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen als er sich schließlich doch dazu breit schlagen lies ihr ein Autogramm zu geben, nachdem er sie zögernd gemustert hatte. Offenbar waren seine Autogramme ansonsten an Bedingungen geknüpft und so hob Yumi fragend eine Augenbraue, erwiderte aber sein Schmunzeln als er sich von ihrem Antlitz offenbar breitschlagen lies. Vielleicht war Yumi ein wenig enttäuscht, dass er daraus kein Spielchen machte, wo sie Beide ja gerade dafür bekannt waren. Sie nahm den letzten Schluck des Drinks, ehe sie das leere Glas auf die Theke stellte, während Darren an seinem Autogramm arbeitete, welches er im nächsten Moment in ihre Richtung schob. Wortlos griff sie nach der Serviette, welche als Autogrammkarte missbraucht wurde. Drei einfache Worte, sie sie aufforderten zu Handeln, die nichts aber gleichzeitig doch etwas bedeuteten weil sie sich selbst eine Grenze gezogen hatte. Bis zu jenen Abend und nicht weiter und doch standen sie jetzt wieder hier. Sie sah auf, sah in die braunen Augen ihres Gegenübers, sah seine Hand, die darauf wartete, dass sie ihre hineinlegte und noch ehe sie über die Konsequenzen nachdenken konnte, was der Alkohol in ihrem Blut nicht zuließ, sah sie sich seine Hand ergreifen. Was sollte schon passieren.
[Abseits des Festes auf einer Bank] Tara & Noita
Wie lange hockte sie nun schon da? Zeit spielte keine Rolle mehr. Nichts spielte mehr eine Rolle. Sie wollte einfach hier verweilen bis der Schmerz nachließ aber er würde nicht nachlassen. Er würde zu ihrem Begleiter werden. Sie schlang ihre Arme fester um ihre Beine. Versteckte ihr Gesicht vor den Menschen, die ohnehin nicht da waren und selbst wenn welche da gewesen wären sie wären nicht von Bedeutung. Immer wieder hörte sie ihm diese Worte sagen. Immer wieder hörte sie sein Geständnis als wolle ihr Kopf sie nur noch mehr quäle in dem er diese Erinnerung immer und immer wieder abspielte, Sie wusste nicht was mehr schmerzte. Der Betrug? Die Tatsache, dass seine Liebe einer anderen Person galt? Nein. Weder noch. Es schmerzte ihn dort stehen zu lassen obwohl sie doch am allerliebsten einfach in seiner Umarmung verweilt wäre, sich voller Hoffnung an dieses zerbrechliche Gebilde klammern, was sie einst Beziehung nannten. Ihre Gedanken rasten unentwegt um diesen ganzen Abend. Warum fiel es ihr nicht leichter ihn aus ihrem Leben zu wissen? Im Grunde hatte ihr Verstand ihr in der Zeit des Schweigens immer wieder gesagt, dass sie einfach nicht genug für ihn war, dass sie nicht ausreichte aber sie hatte ihr Herz längst an ihn verloren gehabt. nach wie vor war es hoffnungslos verloren. Es fühlte sich an als wäre es ihr aus der Brust gerissen worden und würde sich nun in seinen Händen befinden. Sie wollte es nicht glauben, wollte nicht wahrhaben was heute passiert war. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als aus diesem schrecklichen Alptraum aufzuwachen. Unentwegt flossen die Tränen über ihre Wangen, während ihre Fingernägel sich im Stoff ihres weiten Rockes festkrallten aus Sorge sie könnte sonst den Halt verlieren, wo sie ihn doch in Wirklichkeit längst verloren hatte. Sie sah sein Gesicht nach wie vor vor ihrem inneren Auge egal wie krampfhaft sie die Augen versuchte davor zu verschließen, versuchte die Bilder zu vergessen. Sie sah das Blau seiner Augen, misste das Lächeln auf seinen Lippen. Warum konnte sie nicht einfach wütend sein, warum nur verstand sie es sogar ein Stück weit, dass es ihm nicht genug war? Sie war so naiv gewesen zu glauben jemand wie er könnte sich in sie verlieben. Sie war so furchtbar naiv gewesen. Sie wünschte sich er wäre ihr hinterher gelaufen, wäre ihr nachgekommen, hätte sie aufgehalten aber mit jeder Sekunde, die verstrich verlor das Mädchen die Hoffnung an diesen sehnlichen Wunsch. Sie waren erst wenige Sekunden, vielleicht waren es schon Minuten, voneinander getrennt und sie vermisste ihn so sehnlichst. Wie sollte sie das ertragen? Wie sollte sie es ertragen ihn nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu spüren? Noita presste ihre Lippen fest aufeinander um ihr Schluchzen zu unterdrücken war es war ihr nicht möglich, so wenig wie es möglich war die Tränen für sich zu behalten. Eine zarte Stimme, wahrscheinlich bedacht sie nicht zu erschrecken, lies Noita doch zusammenzucken. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie angesprochen werden würde. Sie wollte nicht angesprochen werden, wollte einfach nur für sich sein. Allein sein mit ihrem Schmerz, denn niemand außer ihm konnte diesen Schmerz jetzt von ihr nehmen, diese Situation weniger schlimm gestalten. Sie wollte niemanden um sich haben und doch war sie zu schwach um diesen Wunsch in Worte zu fassen, sogar zu schwach um ihren Kopf zu heben. All das kostete einfach so unendlich viel Kraft und diese Kraft hatte sie heute nicht mehr - nicht nach alldem. Die Person, welcher die Stimme gehörte näherte sich langsam, sie hörte es an den Schritten im Gras. Noita konnte die Stimme nicht zuordnen, kannte das Mädchen zu dem sie gehörte wahrscheinlich nicht. Sie wusste nicht ob sie lachen sollte als die Fremde sich danach erkundigte ob alles in Ordnung sei. Schließlich schaffte die Schwarzhaarige ihren Kopf ein Stück weit zu heben, ihren verheulten Blick auf die Person zu werfen, die unweit von ihr zum Stillstand kam. Ihr Blick wirkte besorgt. wenig verwunderlich. Wahrscheinlich sah sie einfach elendig aus. Ein weiterer Grund warum sie nicht gesehen werden wollte. Die Schülerin strich sich das Haar aus dem Gesicht, versuchte sich zusammenzureißen, was ihr nicht sonderlich gut gelang, da immer wieder stumme Tränen über ihre Wangen flossen. Sie presste ihre Lippen aufeinander, wandte sich von dem Mädchen ab um ihre Tränen beiseite zu wischen um den Blick ihrer roten Augen im nächsten Moment wieder auf sie zu richten. Was antwortete man auf diese Frage in einem Moment wie diesem, einer völlig Fremden gegenüber? Die Antwort war einfach: Ja alles in Ordnung. Wenn man nicht völlig aufgelöst war und sich zu einem sozialen Lächeln aufraffen konnte funktionierte das im Normalfall ganz gut. In diesem Fall wahrscheinlich eher weniger. Noita schüttelte den Kopf, wich dem Blick des Mädchens wieder aus. "N-nein, eigentlich... eigentlich ist nichts in Ordnung..." mühevoll presste das Mädchen diese Worte über ihre Lippen - ehrliche Worte, die nicht weniger Kraft kosteten als eine Lüge. Ob sie alleine sein wollte? Ja und nein. Sie wollte alleine sein, nicht darüber sprechen aber gleichzeitig machte ihr nichts mehr Angst. Die Stille. Sie war Segen und Fluch zugleich. Wie laut würden ihre Gedanken dann werden, wenn sie alleine war? Sie hatte Angst davor aber das konnte sie einer Fremden nicht sagen. Sie hob ihren Kopf sachte an, sah das Mädchen nun erst richtig an, deren Blick wirklich besorgt schien. Ihr Blick wanderte in die Richtung aus der sie gekommen war. Er war ihr nicht hinterher gekommen - natürlich nicht. Und doch war sie enttäuscht und wischte sich wieder eine Träne beiseite, die sich ihren Weg über die Wange der jungen Hexe bahnte.