[In Yumis Zimmer] Cylie & Yumi
Verliebt. Sie hatte das Wort nicht ausgesprochen weil es auch nicht der Wahrheit entsprach. Und dennoch reichte dieser flüchtige Versprecher um dieses beklemmende Gefühl in der Brust der Blonden zurückzubringen. Sie selbst verdrängte Gefühle erfolgreich - lehnte seine ab. Und doch drohten sie die Studentin jedes Mal beinahe zu ersticken wenn sie damit konfrontiert wurde. Yumi sah die Andere bewusst nicht an - sie sah stattdessen aus dem Fenster und inhalierte den Rauch ihrer Zigarette als könne dieser sie beruhigen. Vielleicht war es die Zeit, die verstrich bis sie wieder zum Wort ansetzte - letztendlich vielleicht doch der Nikotin. So oder so. Es war irrelevant. Die angehende Psychologin runzelte die Stirn irritiert als sie sich bewusst machte was Cylie da gerade von sich gegeben hatte - unabhängig von diesem kleinen Versprecher. Obwohl sich Yumi nicht einmal sicher war ob dahinter nicht vielleicht doch mehr als ein Versprecher steckte. Vielleicht wollte die Andere sie ja ein kleines bisschen provozieren. Jetzt wo klar war, dass sie in Sachen Liebe doch sehr unterschiedliche Meinungen vertraten. "Geister...?" kam es der Blonden schließlich fragend über die Lippen als sie in die Richtung ihres Bettes blinzelte, auf dem sich ihre Besuch gemütlich gemacht hatte. Die Studentin hatte jenes Wort gar nicht erst ausgesprochen, da wurde sie schon von Cylie unterbrochen, die ihre Aussage anscheinend nicht näher ausführen wollte. Yumis Blick ruhte noch eine Weile auf der Anderen, studierte ihre Gesichtszüge aber beschloss es dabei zu belassen, da im nächsten Moment auch schon wieder ein Schmunzeln auf den Lippen der Brünetten erschienen war. Vielleicht war es nicht der richtige Moment diese Geschichte näher auszuführen. Vielleicht würde der Moment nie kommen immerhin waren die Beiden ja keine Freundinnen. Trauriger Weise kam Cylie einer Freundin aber noch am nähesten. Yumi hatte schließlich erfolgreich so ziemlich alle Menschen aus ihrem Leben verbannt. Sie nickte um der anderen Studentin zu verdeutlichen, dass es in Ordnung war dieses Thema nicht näher zu beleuchten. Auch wenn die Blonde ohnehin nicht in die Kategorie Menschen gehörte, die gerne einmal nachbohrten um auch ja Alles von ihrem Gegenüber zu erfahren. Die angehende Psychologin schmunzelte als Cylie wilde Vermutungen hinsichtlich des geheimen Hobbies der Wohnheimleitung äußerte. "Waaas? Es reicht ihr nicht die Studenten zu foltern? Diese Frau ist echt unersättlich..." Sie schüttelte den Kopf leicht und ein leises Lachen drang aus der Kehle der jungen Frau. Dabei fielen ihr ein paar lose Haarsträhnen ins Gesicht, welche sie mit einer schnellen Handbewegung wieder hinter ihr Ohr strich. "Der Vorteil ist das die Menschen es irgendwann ohnehin akzeptieren wenn sie dich zum hundertsten Mal darauf hingewiesen haben was für schlechte Entscheidungen du getroffen hast..." Es folgte ein erneuter Zug von ihrer Zigarette bevor die Studentin fortfuhr. "...oder sie wenden sich ab und reden hinter deinem Rücken." Sie zuckte mit den Schultern als sie kurz in die Richtung der Brünetten sah. Geredet hatten die Leute doch schon immer. Auch damals als sie noch eine ganz andere Rolle in der Gesellschaft hatte. So oder so gab es immer Jemanden der einen missbilligte oder glaubte besser zu wissen wie man sein Leben leben sollte. Warum sich also die Mühe machen es Allen Recht zu machen? Der Versuch war ohnehin zum Scheitern verurteilt. Dann lieber das Klischee erfüllen. Es brachte doch wesentlich mehr Spaß mit sich. Vorsichtig hinterfragte Cylie folgend ihre Worte bezüglich eines gewissen Lockenkopfs. Das Szenario in dem er endlich das Mädchen für sich gefunden hatte, welches er momentan, seinen Worten nach zu urteilen, in ihr glaubte zu sehen. Yumi hatte sich ihr wieder zugewandt, lehnte sich gegen den Fenstersims und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. "Das verläuft sich dann doch automatisch..." Kurz lies sie ihre Gedanken in diese Richtung schweifen. "Jeder geht seiner Wege und am Ende grüßt man sich vielleicht nicht einmal mehr wenn man sich am Flur begegnet..." Die Blonde entledigte sich ihrer Zigarette bevor sie es sich ebenfalls auf dem Bett gemütlich machte - zumindest für die Zeit die ihr noch blieb. Die Stimmung wurde etwas lockerer als Yumi ihre Kaffeelieferantin mit einem Kissen attackierte und dieser dann ein Lachen entglitt auch wenn sie am jeweils Anderen doch gerade rumgemäkelt hatten. "Das ist doch nur die Ausrede um sich nach einer Enttäuschung besser zu fühlen..." Yumi zuckte mit den Schultern und rollte folgend mit den Augen. "Sehe ich etwa traurig aus...?" Ein Lachen entglitt der Kehle der Blonden als sie es schließlich aussprach der Stein in diesem Szenario zu sein. Cylie hielt offenbar nicht sonderlich viel davon Nick zu ignorieren - ihm die Zeit zu geben die er vielleicht brauchte. Vielleicht konnte Yumi die Situation auch nicht so nachvollziehen wie sie dachte. Die beiden Studentinnen waren unterschiedliche Persönlichkeiten und befanden sich in unterschiedlichen Lebenslagen. "Nein aber es muss doch mühsam sein immer nur zu geben und..." Yumi stoppte mitten im Satz weil sie begriff das es ohnehin keinen Sinn machte. Weil in dieser Art Beziehung sie der Part war der sich nicht meldete - der alles für sich behielt und auf den Anderen nicht zuging. Schon im nächsten Moment wurde ihre Aufmerksamkeit jedoch auf ihr Handy gelenkt, welches zwischen den beiden Studentinnen auf dem Bett lag. Eine Nummer die sie nicht eingespeichert hatte. Eine Nummer die ihr vorhin schon geschrieben hatte. Darren. Sie starrte auf den Bildschirm, rührte sich jedoch keinen Millimeter. Der verheißungsvolle Laut den Cylie von sich gab blieb beinahe unbemerkt. Was glaubte er eigentlich? Das sie jetzt mit ihm telefonieren würde obwohl sie ihm mehrmals zu verstehen gegeben hatte das sie das was da zwischen ihnen war weiterhin flüchtig halten wollte? Die Blonde ärgerte sich so über die Aufdringlichkeit des Anderen das sie gar nicht bemerkte, dass das Handy immer weiter vom Bett rutschte und drohte zu Boden zu fallen, was es folgend auch tat. Zumindest Cylie versuchte zu reagieren aber schaffte es dann doch nicht das Ding vor dem Aufprall zu fangen. Dennoch bückte sie sich nach dem Handy der Blonden. Die grünen Augen der anderen Studentin hatten sich geweitet und als diese auch noch ihre freie Hand auf ihrem Mund legte wurde die Blonde doch ein wenig unruhig. "Was...?" Als sie schließlich die Stimme, die eindeutig aus ihrem Telefon kam vernahm, weiteten sich auch Yumis Augen. Sie griff nach dem Handy und wollte gleich auflegen als sie schließlich auch eine Mädchenstimme vernahm. Die Stimmen waren gedämpft aber man konnte sie doch gut verstehen wenn man aufmerksam hinhörte. Wortlos sah sie auf den Bildschirm, hörte wie es im Hintergrund knackte und raschelte. Anscheinend war der Lockenkopf unabsichtlich auf das Anrufsymbol gekommen. Eigentlich interessierte es sie gar nicht - nein, eigentlich sollte es sie gar nicht interessieren und dennoch stockte sie als ein bestimmtes Wort an ihr Ohr drang. Prinzessin. Er war bei einem anderen Mädchen. Er war bei ihr obwohl er es als Fehler bezeichnet hatte. Dieser Heuchler. Erzählte ihr hier etwas von wegen das er nur sie wollte und redete von Gefühlen und dabei war er selbst keinen Deut besser als sie selbst. Ein belustigter Laut entfuhr der Blonden als sie schließlich noch eine andere Frauenstimme vernahm. Offensichtlich das Mädchen, welches er gestern erst zum Taxi gebracht hatte ihren Worten nach zu urteilen. Das Mädchen, welches ganz eindeutige Absichten hatte an denen Darren ja angeblich kein Interesse hatte. Beiläufig schüttelte Yumi den Kopf und hörte gar nicht mehr richtig hin. Hatte sich ihr Urteil ohnehin schon gebildet. Nach Außen hin belächelte die Studentin das Verhalten des Anderen und innerlich verfluchte sie sich dafür das ein Teil von ihr seinen Worten ein Stück weit geglaubt hatte. Im Grunde war sie also genau so naiv wie Cylie. Wie kam sie also dazu ihr einen Vorwurf dazu zu machen? Als der Blick ihrer blauen Augen wieder auf das Handy wanderte war das Gespräch beendet. Sie wusste nicht mehr ob sie es war die aufgelegt hatte oder ob es Darren aufgefallen war. Es war ohnehin unwichtig. Da hatte sie die Bestätigung die sie wollte. Die Bestätigung das Worte lediglich Schall und Rauch waren. Und doch empfand sie keine Genugtuung. Hmmh.