Der Nebelwald

  • Sherry & Hahotka
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    Sie knurrte bedrohlich. Die Klinge drückte sie fest an seinem Rücken. Der Puls stieg. Allmählich. Ihre Hand zitterte unmerklich. Drohende Gefahr - direkt vor ihr. Und nein, sie hatte nicht vor einen Zauber zu wirken, sie wollte keine ihrer wenigen Energien verschwenden, solange es nicht ausdrücklich nötig war. Sie atmete scharf ein, als der Fremde endlich zu sprechen begann. Sprechen? Nein, er sagte ein Wort, ein Wort genügte, um die sogenannte Hexenprinzessin vollkommen zu ... verwirren. "Eichhorrnchen!" Was? Was hatte das zu bedeuten? Sherry horchte auf. Unwillkürlich ließ sie die Klinge etwas sinken. "Eichhörnchen ...?" Soetwas ... gab es hier in ihrem Wald? Soetwas ... niedliches? Spinnen, behaarte, große und kleine gab es hier zuhauf, Eidechsen und Kröten mit ekligen, triefenden Warzen, Würmer und Maden, die sich voller Freude am Aas labten, aber ... Eichhörnchen? Immer schaute sie nur auf das schlechte, widerliche, verachtenswürdige, immer übersah sie das schöne ... liebenswürdige, Wesen. War das unabsichtlich? Ein Schutzmechanismus? Wollte sie es nicht sehen? Ein Bild zuckte durch ihren Kopf: ein dunkler, buschiger Schwanz, der sich sanft hin und her bewegte, weiches, dichtes Fell und scheue, liebe Augen, die nicht viel Schmerz ertrugen, wie die eines Kindes, das ängstlich und alleine in seinem Kinderbett saß und verzweifelt rief: "Mama?" Mama?! "ARGH!" Ein spitzer Schmerz schoss durch ihren Kopf. Sie ließ das magische Schweizertaschenmesser fallen. Verdammt! Was ist das?! Es tat so weh! "Scheiße!" Beide Hände fest auf die Ohren gedrückt, hörte sie sie schreien. Das Kind in seinem Kinderbett, das scheue Eichhörnchen auf einem Ast, ängstliche, dunkle Augen: tu' mir nichts! Was hast du getan?! Wurde sie langsam verrückt? Was war das? Das schlechte Gewissen? Sie hatte ihre Tochter vor die Wahl gestellt! Eigennützig - wie immer. Wie würde sie sich entscheiden? Langsam sank sie auf die Knie. Ihr Kopf schmerzte, heftig, immer heftiger. Bald würde er platzen. Nie hätte sie gedacht, dass es so schwer werden würde.

  • [Hahkota] & Sherry



    Die Fremde wiederholte sein Wort - korrekt ausgesprochen selbstredend - aber sie schien ihn wohl verstanden zu haben. Oder? Zumindest ließ sie spürbar die Klinge sinken. Hahkota behielt seine Stellung bei, bereit jederzeit loszulaufen oder sich der Frau zu stellen, wenn es sein musste. Vorsicht war angebracht, sie war ihm stets eine wohlwollende Begleiterin - anders als die Angst, die die Sinne trübte und zu unbedachten Entscheidungen lockte. Als jedoch ein gellender Schrei ertönte, stellte es dem jungen Mann die Nackenhaare auf. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er drehte sich abrupt um, blickte seiner Angreiferin ins Gesicht. Es war eine große, blonde Frau mit wilden Locken, die hager aussah. Fertig, auf eine Weise. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und Hahkota verstand nicht, was los war. Er hatte ihr nichts getan. Hatte sie... eine Art Anfall? Vermutlich wäre es klug gewesen, dass Weite zu suchen, jetzt wo sie abgelenkt und anscheinend außer Gefecht war. Sie war potenziell gefährlich. Auch für sich selbst? Er konnte sie ja kaum sich selbst überlassen, am Ende griff sie weiter unschuldige Passanten an, die weniger Erfahrungen mit extremen Situationen hatten als er oder aber sie verletzte sich selbst. Zuerst einmal griff er jedoch nach dem Messer, welches sie hatte fallen lassen und ließ es in einer geschwinden Bewegung in seinen Klamotten verschwinden. Im nächsten Moment fluchte sie, hielt sich die Ohren zu und ging auf die Knie. Bei den Göttern des Himmels und der Erde, dachte Hahkota. Vielleicht war sie ja... besessen?! Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Die Aussicht auf ein dämonisches Wesen jagte ihm weitaus mehr Angst ein, als es die Klinge vor einigen Augenblicken noch getan hatte. Leise begann er ein Mantra anzustimmen, ein wiederholender Singsang, der böse Geister fernhalten sollte. Hahkota entschied sich alle Vorsicht walten zu lassen und erst einmal abzuwarten. Sollten die heiligen Worte keine Wirkung zeigen, konnte er ihr ja immer noch helfen. Außer sie griff ihn erneut an, dann würde es vielleicht zum Kampf ausarten, was Hahkota tunlichst vermeiden wollte. Er war außer Form seitdem er in dieser einfachen Welt lebte, doch das Nervenkitzel jagte in Hitze durch seinen Körper, wenn er daran dachte...

  • Sherry & Hahkota
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    Es tat so weh. So weh. Die Bilder in ihrem Kopf. Die Stimmen in ihrem Ohren. Die ängstlichen Augen. Wurde sie langsam verrückt? Ein eigenartiger Singsang, eine Art Mantra drang an ihre tauben Ohren. Was was das? Verdammt nochmal! Der Fremde? Sherry knurrte. "Schweig!", schrie sie. Wollte er sie verwirren? Verzaubern? "Wer oder was bist du?" Die Augen zu wütenden Schlitzen verzogen. "Was suchst du hier? Und komm mir nicht mit irgendwelchen Eichhörnchen, jeder, dem sein Leben lieb ist, sollte den Nebelwald meiden, also ...", zischte sie. "... was zur Hölle suchst du hier?" Sie tastete auf dem Boden nach ihrem Schweizertaschenmesser, scheiße. Wo. Zur. Hölle. Ist. Es. Langsam wurde sie panisch. Blitzartig stand sie auf. Die Augen starr auf dem Boden gerichtete. Sie konnte ihr Messer nirgendwo finden. Scheiße. Er musste es haben. Er musste es an sich genommen haben. Es gab keine andere Möglichkeit. In den falschen Händen konnte es zu allmöglichen Unheil führen. Das war sich der Fremde gar nicht bewusst. "Gib es zurück ...", zischte sie. "Das Messer, du kannst damit nicht umgehen ... Außer du willst deine Lieben für immer und ewig leiden lassen ..." War das ein Bluff? Oder Wahrheit? Verfluchte magische Relikte sollte man lieber nicht unterschätzen.

  • [Hahkota] haut ab



    Ganz offensichtlich zeigte sein Mantra Wirkung! Dieses Wesen vor ihm musste wahrlich von einem Dämon besessen sein! Sie wurde noch wütender, ging ihn an, verlangte eine Antwort. Sie weiß es, dachte Hahkota, Sie fürchtet die Macht der Worte. Heilige Worte, die die weisen Frauen aus dem Dorf ihm bereits auf Kindesbeinen beigebracht hatten. Etwas beunruhigte ihn jedoch zusätzlich. Etwas, dass die Hexe andeutete. Konnte es sein? Der Nebelwald, ein Kraftort der Finsternis? In all seinen Streifzügen hatte er bislang keine Gefahr verspürt. Oder hatte er sie nur ausgeblendet, annehmend, dass Bedrohungen in dieser sicheren Welt eine Rarität waren? Überheblichkeit konnte einem das Leben kosten, auch das hatte er sich viele Male anhören dürfen und doch hatte Hahkota offensichtlich seine Schilde gesenkt, sich in Sicherheit gewogen. All das wurde ihm bewusst, nun, da er sich den finsteren Mächten gegenüber gestellt sah. Ein kalter Schauer fuhr ihm den Rücken runter. Sein Mantra war lediglich ein Schutzzauber, kein Exorzismus und er war froh, dass ihm zumindest diese noch eingefallen waren. Es war einfach zu lange her... Jäh ergriff ihn die Sehnsucht nach seiner Heimat, doch er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Sein Gedanken kreisten, wie nur sollte er am besten vorgehen? War es klug zu kämpfen? Konnte er es mit bloßen Händen mit einer Dämonin aufnehmen, einer Hexe? Er fühlte sich nicht bereit. Oh, er fühlte sich ganz und gar nicht bereit. Übernatürliche Kräfte hatten ihm schon immer eine Heidenangst eingejagt. Die Frau rappelte sich wieder auf, spuckte Gift. Hahkota wich noch einen Schritt zurück. Wenn er sich jetzt umdrehte und rannte, fürchtete er, ihre Schatten würden ihn einholen. "Karunchakuy ñuqamanta", sprach er nun lauter in Hoffnung so seinen Schutz zu verstärken, und griff dann langsam in eine seiner Taschen. "Supay, qaraykimanta lluqsiy*", sang er dabei. Sie wollte ein Messer? Das konnte sie haben. Blitzschnell zückte er sein eigenes Messer und warf mit Kraft in die Richtung der Hexe. Hahkota wartete nicht ab um zu sehen ob er sie getroffen, gestreift oder einen der Bäume hinter ihr erwischt hatte, er rannte. So schnell ihn seine langen Beine trugen. Der Baum hinter ihm wäre sein bevorzugtes Ziel gewesen in der Hoffnung, dass sie es im ersten Moment mit ihrem eigenen verwechselte und sich darauf stürzte. Sein Messer abzugeben machte ihm weniger aus, er vermutete, sie hatte deutlich gefährlichere Waffen in ihrem Arsenal und bräuchte gar keine Klinge dazu. Allerdings, warum wollte sie ihres dann so unbedingt zurückhaben?, wunderte er sich dann doch, während er lief und zu seinen Göttern betete, sie würde sich damit zufrieden geben, ihn vertrieben zu haben und ihm nicht nachsetzen. Ihre Worte hingegen, verfolgten ihn weiterhin. 'Außer du willst deine Lieben für immer und ewig leiden lassen.'



    *Quechua für "Geh weg von mir Teufel, fahr aus deiner Haut"

  • Sherry & Hahkota
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    Fuck.
    Fuck, fuck, fuck. Dem schmerzlichen Erinnerungen ergeben hockte sie immer noch auf dem Boden. Der Mann suchte mit fremden Worten das Weite - und zusammen mit ihrem magischen Schweizertaschenmesser. Scheiße. Das konnte sie nicht zu lassen, oder? Die stechenden Kopfschmerzen hielten sie zurück. Nein! Das durfte nicht sein, das durfte sie nicht zu lassen! Sie sah seinen Rücken, mit stechend roten Augen versuchte sie ihn zu verfolgen. Verdammte Scheiße! Sie konnte ihm nicht folgen. Noitas hilfloses Schreien war zu laut, war zu laut in ihrem Kopf. Verzweifelt legte sie die Hände auf ihre Ohren, sie schrie, schrie so laut sie konnte, bis sie schließlich nichts mehr hörte ... Fuck. Er war weg. Und ihr magisches Schweizertaschenmesser ebenfalls ... Steh auf, sagte sie sich selbst. Steh auf, du erbärmliche, dumme Hexe. Wie, fragte sie sich, konnte dir das nur passieren ...?! Dumm! Erbärmlich! Warum war sie nur so? Warum war sie nur so geworden? Schweren Schrittens ging sie wieder zurück in ihr Schloss. Sie öffnete die schweren Türen, rannte ins tief in Innere und setzte sich klopfenden Herzens vor ihre Zauberkugel. Genau, wohin auch immer er verschwunden war, sie würde ihn finden, ja! Ihre Zauberkugel würde es ihr sagen, oder? Die Hände über der Kugel erhoben, murmelte sie die ein oder andere Zauberformel. Die Augen geschlossen, wusste sie ganz genau, wo er war, oder? Oder?! Verdammte Scheiße! Warum konnte sie ihn nicht finden? Noitas Schrei hallte immer noch in ihren Kopf! Fuck! Konzentrier' dich! Sie kniff die Augen abermals zusammen. Warum konnte sie sich nicht konzentrieren? Warum durfte sie sich nicht einmal in ihren Leben entspannen? Warum war das alles so nervenaufreibend?
    Sie öffnete die blutunterlaufenden Augen. Ein Zauber. Ein einziger Zauber! Ihre Reserven waren angeknackst, aber sie brauchte dieses Messer! Ein Zauber dürfte also drin sein ...

    >> Badehaus

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