[Mia] | Bei Marlin vor der Bar
Outfit (ohne Brille lol)
Mia wünschte sich fast nichts mehr, als seine Gedanken lesen zu können. Tatsächlich schienen ihre Worte etwas in ihm auszulösen, irgendwas jedenfalls, aber was genau konnte sie nicht sagen. Sie sah ein Funkeln in seinen Augen, seine Stirn hatte er in Falten gelegt; nur leicht, wahrscheinlich, um sich wie immer nichts von seinen Gefühlen anmerken zu lassen. Aber so ganz gelang ihm das nicht. Über was dachte er nach? Vielleicht, ob er sie irgendwo anketten und dann davonlaufen konnte? Aber so weit würde Marlin nicht gehen, richtig? Er würde ihr niemals ernsthaft wehtun können. "Das stimmt doch, oder?" Kannte sie diesen Mann überhaupt, der da vor ihr stand und sie gegen die kalte Mauer gedrängt festhielt? Mia glaubte sich an ein kurzes Gespräch mit ihm zu erinnern, dass sie vor Jahren geführt hatte. Dabei war es um Kate gegangen und darum, dass... Ja, um was eigentlich? Mia war sich nicht sicher. Aber sie wusste, dass sie an das Gespräch zwischen ihnen zurückdenken musste, weil es etwas mit ihrer momentanen Situation gemeinsam hatte: die Angst, die sie verspürte, wenn sie in Marlins Gesicht sah war dieselbe, wie damals. Kurz darauf änderte sich Marlins Blick schlagartig und er ließ Mia wieder los. Verwirrt und immer noch ängstlich wandte sie ihren Blick nicht von ihm ab. Erst, als sie sich sicher war, dass er den Abstand zwischen ihnen nicht wieder verringern würde, entspannte sich Mia etwas und sah auf ihre Handgelenke. "Aua...", murmelte sie leise und rieb sie sich abwechselnd kurz, weil es wirklich weh tat. Dann fiel ihr Blick doch wieder auf Marlin, der sich durch sein schwarzes Haar fuhr und dann irgendwie verloren aussah. Vielleicht tat ihm ja leid, was er da eben getan hatte? Vielleicht bereute er es jetzt, weil seine Wut mit ihm durchgegangen war? So was konnte ja durchaus mal passieren. "Und ich hab gleich Angst vor ihm gehabt. Ich bin echt blöd." Tatsächlich war die Angst aber immer noch da und wenn sie ganz ehrlich mit sich war, hatte Mia keine Ahnung, was sie fühlen sollte. Auf der einen Seite hatte sie sich in den letzten Minuten so von ihm bedroht gefühlt, dass sie überlegt hatte, doch wieder nach Hause zu gehen aber ihre viel zu starke emotionale Abhängigkeit von diesem Mann ließ das einfach nicht zu. Das Gefühl von Sehnsucht nach ihm breitete sich wieder in Mias Körper aus und sie erwischte sich dabei, wie ein Teil von ihr sich wünschte, er würde ihre Handgelenke noch einmal so grob umfassen, einfach, damit er sie überhaupt wieder anfasste. Sie wollte wirklich nicht so abhängig von ihm sein, aber ihre Gefühle verrieten sie und Mia konnte gar nicht dagegen tun. Sowieso war ihr spätestens dann nicht mehr zu helfen gewesen, als er schließlich ihren Namen aussprach. Mias Herz machte einen Satz und sie spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch, dass sich genau so gut wie falsch anfühlte. Vorsichtig, mit leisen Schritten tappste sie in Marlins Richtung, als könnte sie ihn wie ein schreckhaftes Tier verscheuchen, wenn sie sich ihm zu laut näherte. Sie streckte zögernd ihre Hände nach seinem Gesicht aus, stellte sich auf die Zehspitzen und strich ihm dann ganz vorsichtig über seine rabenschwarzen Haare, die sie so lange nicht mehr berührt hatte, bevor sie sein Gesicht in die Hände nahm und ihn schließlich sanft, fast schon tröstend küsste. "Du kannst es doch vielleicht versuchen...?" Sie bestritt gar nicht, dass er es nicht konnte, schließlich war er nie lange an einem Ort geblieben. Aber sie wollte ihn trotzdem darum anflehen, damit er ihr wenigstens eine Chance gab, ihm beweisen zu können, wie sehr sie ihn liebte. "Was soll ich tun, damit du bleibst? Ich mach alles, versprochen. Alles, was du verlangst. Aber lass mich nicht wieder allein..."