Harvest Moon Forever Schreibwettbewerb Mai 2013! - Ergebnisse!!

Titel:
0/5
Koji... du... hast vergessen, uns deinen Titel zu schicken ö__ö
Deswegen kann ich dir dafür keine Punkte geben!

Plot/Handlung:
9/10
Deine Handlung hat mir wirklich gut gefallen! Weil sie ja die Hintergrund Geschichte von Zaid sein soll, wenn ich das richtig verstanden habe. Da muss ich sagen, dass ist dir wirklich gut gelungen! Auch das gegebene Thema hast du schön mit einbezogen, auch wenn etwas kurz.

Originalität:
4/5
Originell ist die Idee auf jeden Fall, wenn man die Aufgabenstellung bedenkt. Du hast das Thema mit rein gebracht und hast was verfasst, was ich persönlich noch nicht gelesen hab. (damit meine ich die Vorgeschichte von Zaid)

Grammatik/Rechtschreibung:
9/10
Also Rechtschreibfehler hab ich jetzt auf den ersten Blick keine gesehen, obwohl doch! Man schreibt „Bescheid“ groß, mein lieber Koji, oder „herum streunen“ auseinander. Ja ich werd' jetzt nicht zu kleinlich. Bei deinem Wort „konstantieren“ musste ich googlen, wenn ich vollkommen ehrlich bin, weil mir das absolut nicht geläufig ist, aber man lernt immer was dazu!

Schreibstil
10/10
Hab nichts dran zu meckern. Du schreibst flüssig und beschreibst alles was passiert gut. Du bringst sogar andere Worte mit rein. (Ja dein „konstantieren“ macht mich fertig, tut mir Leid xD) und mir ist aufgefallen du schreibst ins immer in's, das muss man eigentlich nicht... ist das so etwas wie ein kosmetischer Zusatz, das es interessanter aussieht? Ich weiß es nicht o.o

32 von 40 möglichen Punkten.

Titel: 0/5

Gesamt: 31/40

Titel:
Da leider kein Titel vorhanden ist kann dieser auch nicht beurteilt werden. Ein Nachreichen des Titels wäre den anderen Teilnehmern gegenüber unfair gewesen. Deswegen kann ich dir dafür auch keine Punkte anrechnen. Ein Titel sagt viel über die Geschichte aus oder zumindest sollte er das und wenn jener gar nicht erst vorhanden ist wird niemand überhaupt erst Interesse daran haben die Geschichte zu lesen. Also: Shit happens ;))
0/5

Plot/Handlung:
Selbst wenn man die Beziehung zwischen dem Hauptcharakter und Dorothy im Rahmen des RS nicht verfolgt hat, bekommt man einen guten Eindruck davon wie stark deren Verbindung zueinander ist. Der Leidesdruck des Charakters wird wunderbar in Worte gefasst und die Handlung ist gut nachvollziehbar. Wie er im Grunde durch diese Erfahrung selbst zu sich und zu seinen wahren Werten gefunden hat ist sehr einfallsreich und bringt einem dazu eine Verbindung zu dem Hauptcharakter aufzubauen und das obwohl dies in Kurzgeschichten äußerst selten der Fall ist.
9/10

Originalität:
Originalität ist immer recht schwer zu beurteilen weil es alles schon in einer gewissen Form gegeben hat finde ich. Aber (!) es handelt sich definitiv nicht um eine 0815 Geschichte wie man sie an jeder Ecke findet. Der Konflikt mit dem eigenen Ich, der Leidensdruck und schließlich die Umsetzung von all dem machen die Geschichte schon originell.
5/5

Grammatik/Rechtschreibung:
Man merkt, dass auf die Rechtschreibung sehr wohl geachtet wurde allerdings haben sich dennoch Fehler eingeschlichen. Durch die ganze Geschichte ziehen sich eigentlich so simple Fehler wie „in’s“ und „auf’s und auf Dauer stört das einfach beim Lesen so wie eine schlechte Rechtschreibung es generell tut. Ansonsten haben sich halt so kleine Fehlerchen eingeschlichen aber wie sagt man so schön: Kleinvieh macht auch Mist.
8/10

Schreibstil
Deine Art zu schreiben ist sehr angenehm zu lesen. Die Sätze sind einfach formuliert und die Geschichte liest sich flüssig. Ein guter Schreibstil zeichnet sich meiner Meinung nach danach aus, dass man mit den Worten „spielen“ kann und das kannst du definitiv. Du schmückst den Text mit Wörtern aus und die hauchen der Story erst so richtig Leben ein. Man kann sich aufgrund dessen richtig in die Geschichte einfühlen und das ist sehr wichtig um die Leser zu begeistern. Du schreibst keine ellenlangen Sätze, bei denen man ab der Hälfte nicht mehr weiß wie der Satz angefangen hat und das ist sehr wichtig weil einem ansonsten schnell die Lust am Lesen vergeht.
10/10

32 von 40 möglichen Punkten.
Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie einfach schneewittchen :DD

Titel:
4/5
Ich find' ihn interessant... Außerdem hast du dich kurz gehalten und ich find' das bringt immer die Aufmerksamkeit der Leser mit sich.

Plot/Handlung:
7/10
Das mit dem Geschlechtertausch finde ich klasse :'D mir gefällt auch, dass du Harvest Moon Charaktere benutzt hast!:D (War ja eigentlich klar, oder?:D) Gab es zwar schon ein paar mal, aber gut!:D

Originalität:
3/5
Wie schon erwähnt die Idee Geschlechtertausch ist immer witzig. Aber wie gesagt Geschlechtertausch gab's ja schon mal..

Grammatik/Rechtschreibung:
5/10
Kaddo deine Rechtschreibung >__< Es tut mir ja Leid, aber BITTE benutz' wieder ein Schreibprogramm q.q dein Problem ist einfach, dass du zu viele Dinge zusammen schreibst die auseinander gehören D: ansonsten find' ich's jetzt gar nicht soo tragisch.

Schreibstil
10/10
Ich find' zu aller erst mal gut, dass du Dinge so schön beschreibst zum Beispiel der Teil mit dem Klavier Du hast auch einen guten Abschluss gefunden, es gibt auch Leute, die ihre Geschichten nicht richtig beenden, dass hast du sehr gut gemacht.

29 von 40 möglichen Punkten.

Titel: 5/5

Gesamt: 26,5/40

Titel:
Ich finde den Titel sehr interessant und er macht definitiv Lust darauf die Geschichte zu lesen weil man sich dann schon vorstellt worum es gehen könnte und um seine Neugierde zu stillen liest man die Geschichte schließlich und das ist es ja was man mit einem Titel erreichen will.
4/5

Plot/Handlung:
Von der Handlung bin ich auf jeden Fall begeistert. Sie ist sehr gut nachvollziehbar und da ich die Charaktere und Eigenheiten der Personen ja auch im HM RS verfolge finde ich das du ihre Charakterzüge sehr gut herausgefiltert und sie gut umgesetzt hast. Es wäre zwar nicht deine Aufgabe gewesen aber wenn man die gewissen Charaktere schon kennt macht man sich automatisch ein Bild davon und wenn man dann etwas liest, wo der Charakter so vollkommen anders beschrieben ist kommt einem das irgendwie nicht richtig vor. Ich finde es gut das du ohne eine lange Einleitung begonnen hast, weil dies eigentlich für Kurzgeschichten üblich ist und ich persönlich empfinde das als sehr erfrischend.
8/10

Originalität:
Originell finde ich die Geschichte auf jeden Fall. Ich für meinen Teil habe eine Geschichte dieser Art zumindest noch nie gelesen.
5/5

Grammatik/Rechtschreibung:
Tut mir ja wirklich leid das zu sagen aber deine Rechtschreibung und Grammatik war eine wahre Katastrophe aber das wurde dir eh schon über Skype mitgeteilt also brauche ich glaub ich nicht näher darauf einzugehen. Eigentlich sind es die meiste Zeit nur Flüchtigkeitsfehler. Wenn man ein Rechtschreibprogramm benutzt könnte man dem entgegenwirken.
3/10

Schreibstil
Die Art zu schreiben finde ich sehr schön. Du kannst gut mit Wörtern umgehen und weißt sie auch einzusetzen. An gewissen Stellen waren mir um ehrlich zu sein, zu viele direkte Reden an einer Stelle und ich finde das liest sich dann nicht so flüssig wie es eigentlich sein sollte. Vielleicht solltest du einfach mehr indirekte Reden einbauen. Die Art die Umgebung zu beschreiben ist auch vollkommen in Ordnung weil man sich dadurch wirklich gut in die Geschichte einleben und man sich alles sehr gut vorstellen kann. Die Sätze könnten vielleicht etwas kürzer sein, da man sonst am Ende des Satzes schon gar nimemr weiß wie er eigentlich angefangen hat.
7/10

27 von 40 möglichen Punkten.
Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie einfach schneewittchen :DD

Titel:
3/5
Ich finde der Titel passt zur Geschichte selbst sehr gut. Aber um ehrlich zu sein .__. das hört sich so gewöhnlich an für mich muss ein Titel das Interesse wecken, die Geschichte zu lesen, deswegen mag ich persönlich immer ausgefallenere Titel.

Plot/Handlung:
6/10
Deine Geschichte erinnert mich ja schon irgendwie an eine andere Form von Romeo und Julia, so zwei die sich lieben aber nicht dürfen. Den Teil mit dem Wolf finde ich dann aber doch ganz interessant! Aber du hast unser gegebenes Thema gut mit einbezogen!

Originalität:
3/5
Wie schon oben erwähnt, es erinnert mich einfach sehr an Romeo und Julia
Aber deine Namensauswahl z.B. fand ich gut!

Grammatik/Rechtschreibung:
5/10
Ein paar Rechtschreibfehler hab' ich durch mein nettes Schreibprogramm gefunden! Grammatikalisch ist mir aufgefallen, dass du beim Anfang eines Dialogs immer zwei Kommas machst! Wenn du am Satzanfang 'Gänsefüßchen' haben willst kannst du ganz einfach auch 2 und Shift benutzen, dann kommen automatisch zwei unten, so wie hier: „Möp“

Schreibstil
9/10
An deinem Schreibstil hab ich an sich nichts zu meckern. Er ist gut zu lesen und deine Namensauswahl finde ich wirklich interessant. (ja das hab ich schon mal gesagt, aber ich find's wirklich gut!)

26 von 40 möglichen Punkten.

Titel: 3,5/5

Gesamt: 21/40

Titel:
Der Titel ist eigentlich nicht sonderlich einladend. Ich glaube im Laufe meiner Leselaufbahn habe ich schon mindestens ein Dutzend Geschichten gesehen die diesen oder aber einen ähnlichen Titel hatten. Selbstverständlich ist er zutreffend sonst hättest du ihn wohl nicht gewählt aber ich glaube wenn ich vor mir eine Liste an Geschichten hätte mit 100 verschiedenen Titeln wäre es nicht dieser Titel der mich ansprechen würde und somit bekommt die Geschichte erst gar keine Chance. Darum finde ich einfach, dass man sich den Titel sehr gut überdenken sollte.
3/5

Plot/Handlung:
Die Handlung ist nachvollziehbar und verständlich aber um ehrlich gesagt hätte ich es besser gefunden wenn du von vornherein die Geschichte eher mehr auf das Paar aus der Vergangenheit gelegt hättest weil so hätte man sich bestimmt besser einfühlen können und ihr Leid und Schmerz wäre einem wesentlich näher gegangen. So hatte ich nämlich einfach das Gefühl das diese kleine Sidestory , welche ja wesentlich für deine Geschichte war, einfach nur schnell runtergeschrieben wurde. Das Ende finde ich super weil sich der Leser so selbst ausmalen kann wie es weitergeht.
6/10

Originalität:
Es gibt bestimmt eine Menge Geschichten schon über unerfüllte Liebe und etc. aber ich verlange ja auch nicht das man sich etwas komplett neues und einzigartiges ausdenkt (aber schön wäre es schon wenn das mal wieder jemand schaffen könnte denn irgendwann hat man diese klischeehaften Geschichten satt). Dennoch fand ich deine Umsetzung erfrischend. Vor allem das offene Ende fand ich sehr ansprechend.
3/5

Grammatik/Rechtschreibung:
An manchen Stellen im Text sind einfach einige Schlampigkeitsfehler aufgetaucht daher würde ich dir dringendst raten noch mal Beta zu lesen bevor du deine Geschichten abschickst. Je länger die Geschichte dann wird desto mehr Fehler gibt es und selbst wenn das menschliche Gehirn in der Lage ist trotzdem den Sinn der Geschichte zu erkennen, stört es auf Dauer doch den Lesefluss. Selbst ein Rechtschreibprogramm ist nicht unfehlbar Auf was du noch achten solltest ist die Kommasetzung bei direkten Reden. Meistens hast du es zwar richtig gemacht aber hier und da haben sich schon kleine Fehler eingeschlichen.
5/10

Schreibstil
Ich glaube aus deinem Schreibstil lässt sich noch eine ganze Menge machen. Du hast gute Ansätze um einmal richtig gute Geschichten zu schreiben. Ein bisschen am Ausdruck noch feilen und ein bisschen am Wortschatz und du wärst echt gut. Übung macht den Meister! An dieser Stelle möchte ich mich für den drastischen Punkteabzug rechtfertigen: Da wir keinen Extrapunkt für Form der Geschichte und etc. haben, haben wir das an dieser Stelle mit reingenommen und darum hast du auch den Abzug bekommen. Nächstes Mal solltest du einfach Anführungszeichen verwenden und nicht zwei Beistriche nacheinander. Die Geschichte wird nämlich im gesamten bewertet und dies stört ziemlich.
6/10
23 von 40 möglichen Punkten.
Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie einfach schneewittchen :DD

Für jeden begann von nun an ein neues Zeitalter, geprägt von Angst und der stetigen Bedrohung von dem Unbekannten. Wir schreiben daher sozusagen das Jahr 0, nicht mehr in Alvarna sondern in Trampoli. Es war kaum zu übersehen, dass jeder, der in der Tragödie Alvarnas involviert wurde, schwer an den jüngsten Ereignissen zu knabbern hatte. Nicht zuletzt lag es daran, dass sich so ziemlich jeder erst einmal an den Gedanken gewöhnen musste, neue Mitbewohner willkommen zu heißen. Zaid hingegen blieb von all dem unverschont, da er bereits zu Beginn der neuen Geschichte das Weite suchte. Allein, auf dem Weg in's Ungewisse. Mit dem Ziel, stärker zu werden und allem stand zu halten, was ihn zum Kampf auffordern sollte. Die Orientierung stellte sich für ihn als größere Herausforderung heraus als das Training selbst. Niemand da, den er um Rat bitten konnte, niemand, mit dem er überhaupt reden konnte. Mitunter war es auch ein Kampf mit sich selbst, den er zum Wohle seiner Freunde und vor allem Dorothys gerne in Kauf genommen hatte. “Dorothy... was sie wohl gerade treibt?”
fragt er sich immer wieder auf's Neue. Ob sie jemanden gefunden hatte, der sich von jetzt an um sie kümmerte? Eigentlich gehörte das zu den unangenehmeren Dingen, die sich der Blonde vorstellte. So sehr er ihr auch Unterstützung in der neuen Heimat wünschte, umso weniger wollte er aber, dass ihre Gefühle zu ihm jemals erlöschen würden.
“Ich hätte besser bei ihr bleiben sollen!”
Ein innerer Fluch, den er oft im Schlaf zu sich selbst brüllte, unter anderem aber auch am Tage der ziellosen Wanderungen, die geprägt waren von Angriffen vereinzelter Monster und der Suche nach dem richtigen Weg. Aufgrund der Tatsache, dass Zaid in seiner Kindheit oft mit der Natur und Monstern konfrontiert wurde, kamen ihm seine Kenntnisse sehr gelegen, andernfalls wäre er der Dunkelheit in der Nacht sicher schon mehrmals hilflos ausgeliefert gewesen. Nicht selten kam es vor, dass man nach seinem Leben trachtete, das galt nicht nur für Monster. Plünderer oder sogar Söldner im Auftrag streiften durch die zwielichtigen Wälder und man kam als Reisender eigentlich selten zur Ruhe. Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere, als Zaid gerade an einem Fluss eine Rast einlegte und seine Flaschen mit Wasser auffüllen wollte. Diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit wusste ein Silberwolf für sich zu nutzen und er fiel den Gleichgesinnten von hinten an. Dem Geruchssinn eines Silberwolfes, wie auch Zaid einer ist, war es zu verdanken, dass er noch rechtzeitig ausweichen und somit das Monster in's Leere springen lassen konnte. Just im gleichen Moment zückte er sein Schwert aus der Scheide und hielt es dem Tier an die Kehle, als ihm so vertraute Augen entgegen blinzelten. Der Rüde schien recht jung, daher schüttelte Zaid nur den Kopf.
Nein, das kann nicht sein...
Vor lauter Angst um sein Leben verwandelte sich der Silberwolf in einen Menschen und fing an zu sprechen. “Bitte, ich habe Hunger...”
Welch armselige Gestalt, doch er war dem Blonden irgendwie ähnlich – zumindest vom Aussehen. Er steckte sein Schwert wieder zurück und musterte den Emporkömmling.
“Dann such dir gefälligst was zu essen, statt jemanden anzufallen!”
“Tut mir leid, ich habe nichts anderes gelernt...”
“Deine Eltern müssen bei dir ganz schön versagt haben.”
Zaid ging hart mit dem Jungen in's Gericht, obwohl dieser wirklich den Eindruck erweckte, er könne sich nicht vernünftig versorgen. Nicht mal die Tatsache, dass er die Eltern des Fremden schlecht redete, ließ ihn aggressiv werden, was den Blonden in seiner Vermutung bestätigte. Das Verhältnis in seiner Familie musste ernsthaft gestört sein, falls er überhaupt eine hatte.
“Wo sind die überhaupt?”
“Meine Mutter kenne ich nicht und mein Vater ist weg.”
Ein Waise also, aber Zaid hatte eigentlich keine Zeit, sich mit diesem Kerl zu beschäftigen oder Freunde anzulachen. Ohnehin war er schon fast zu nett zu ihm gewesen. Er fing an sich am Kopf zu kratzen, ohne jegliches Wissen, was nun als nächstes zu tun sei.
“Wie dem auch sei, ich muss weiter... wenn du an deinem Leben hängst, dann geh' mir aus dem Weg. Ich lasse dich nur leben, weil es Zeitverschwendung wäre, dich zu töten.”
Der Junge blieb starr , gleichzeitig dankbar um sein Leben und wartete ab, was Zaid als nächstes tun würde. Dieser brach seine Rast unter Beobachtung ab und war gerade drauf und dran, seinen Weg fortzusetzen.
“Du bist auf der Suche nach einer Stadt, stimmt's?”
“Natürlich bin ich das, wer will schon freiwillig hier leben??”
“Ich kenne den Weg. Wenn du willst zeige ich es dir!"
Zaid stellte sich im gleichen Augenblick die Frage, ob das ein Scherz sein sollte. Dieser verwilderte Junge sollte wirklich den Weg in eine Stadt kennen? Das klang absurd und gleichzeitig ging er davon aus, dass dieser Fremde bloß Gesellschaft wollte, was man ihm in seiner Situation sicher auch nicht verwerfen konnte.
"Warum wohnst du dann nicht dort?"
"Da ist es nicht sicher."
Nicht sicher? Eine logische Erklärung dafür, warum er hier im Wald lebte! Jedoch... warum wollte er ihn dann unbedingt dort hinbringen. Er musste Zaid wohl als eine Art Messias ansehen, dass er ihm so etwas zumuten wollte. Erneut kratzte er sich am Kopf und die vorherrschende Atmosphäre zwischen den Beiden war Stille.
"Nun... gut, dann zeig mir den Weg..."
So schloss sich ein Bündnis zwischen zwei äußerlich sehr unterschiedlich wirkenden, aber dennoch sehr ähnlichen Parteien. Der Junge kannte diese Wälder seit seiner Kindheit wie eine Westentasche und brauchte nicht lange, um die Windrichtung zur Zivilisation zu ermitteln. Zaid hingegen beobachtete dieses Schauspiel still, aber trotzdem prüfend. Ihm blieb in dieser misslichen Lage, in der sich sein Orientierungssinn sein ganzes Leben schon befindet, nichts anderes übrig, als dem Jungen zu vertrauen. Glücklicherweise entpuppte sich der eingeschlagene Weg als Sechser im Lotto – sofern es in diesem Zeitalter ein Lotto gegeben hätte. Kein Monster weit und breit, scheinbar hatte der Junge die Lebensweise seiner 'Artgenossen' ausgiebig einstudiert. Zaid kam das nur gelegen, so hatte er sich doch bei unzähligen Kämpfen bereits genug verausgabt und war es inzwischen ein wenig leid, immer so im Adrenalinrausch zu sein. Letztendlich erreichten sie eine Passage, die definitiv der Weg Richtung Stadteingang sein musste.
"Von hier komme ich auch alleine klar, schätze ich..."
"Davon bin ich überzeugt. Also, dann viel Glück... Zaid."
Gerade wollte er den kleinen Sprössling darauf Namen ansprechen, woher er seinen Namen überhaupt kannte, da war er auch schon verschwunden. So konsterniert dürfte man ihn selten erlebt haben, am liebsten hätte er sich selbst eine Ohrfeige gegeben. Der gewöhnungsbedürftige Alltag musste ihm einen Streich gespielt haben. Aber nichts desto trotz, die Stadt lag vor ihm. Sie schien im Gegensatz zu den jüngsten Ereignissen wenigstens real zu sein und so setzte der nun wieder einsame Zaid seinen Weg fort. Die einzelnen Anwesen, alle heruntergekommen, waren dem Blonden ebenfalls sehr vertraut und fast hätte er sich hier schon heimisch gefühlt, wäre da nicht dieser geisterhafte Touch, den diese Ortschaft zierte.
"Hallooo? Ist da jemand? Ich will was zu essen!"
Es hallte durch die Fenster der Häuser, die alle gar nicht existierten sondern nur ein Loch darstellten. Gruselig und allmählich verstand Zaid auch, was dieser Junge gemeint haben musste. Andererseits fühlte er sich aber auch in die Irre geführt... doch hier befand sich kein Monster, es musste also sicher sein. Zaid führte seinen Weg fort durch die Gassen und noch immer wirkte das alles hier menschenleer. Doch von irgendwo her war etwas zu hören. Ein Knarzen? Ja, es war ein Knarzen, doch wo kam es bloß her? Lebte hier tatsächlich jemand, oder spielte ihm seine Fantasie und der Hunger wieder einen Streich? Da war dieses Geräusch erneut, seine feinen Wolfsohren erhaschten die Richtung, aus der dieses Geräusch seinen Ursprung hatte und versuchte es irgendwie zu verfolgen. Sein Weg führte ihn kreuz und quer durch die Gassen bis er irgendwann vor einer Art Saloon stehen blieb. Das Knarzen war mittlerweile wesentlich lauter geworden und dort drin musste es sein. Zaid trat ein und fand einen Schaukelstuhl vor. In ihm ein alter Mann der wohl auf den Tod warten musste.
"Hey, alter Mann, ich suche was zu essen."
"Dazu bist du hier denkbar falsch, mein Junge..."
Na prima, nichts zu essen also hier, das hätte Zaid anhand dieses alten Klappergerüsts das wohl nur noch aus Haut und Knochen bestand, selbst konstantieren können.
"Und was machen Sie dann hier, wenn ich fragen darf?"
"Das geht dich überhaupt nichts an, klar? Und jetzt verschwinde wieder!"
Der Mann wirkte verbittert, ja fast verzweifelt. Er wartete offenbar nur noch auf sein Ende. Dabei wollte er dem Kauz natürlich auf keinen Fall helfen und widersetzte sich seiner Aufforderung. Schnurstracks ging er auf den Mann zu, stupste ihn an der Schulter an, so dass dieser aufschauen musste und verlieh seiner Wut einen gewissen Ausdruck.
"Ich bin doch nicht hergekommen, um mir von einem alten Sack sagen zu lassen, was ich zu tun und zu lassen habe!"
"Sag, mein Junge... du kennst nicht zufällig Zaid?"
Da fiel er schon wieder, sein Name! Erneut entrüstet, erst von einem kleinen Jungen und dann von einem alten Mann. Die Situation gefiel dem Halbmonster nicht und am liebsten wäre er jetzt doch der Anweisung des Mannes gefolgt, einfach wieder hinaus zu spazieren. Doch er blieb. Zu sehr verspürte er den Drang, dem Greis ein paar Fragen aufzudrücken.
"Woher kennst du meinen Namen und wer ist dieser Junge da im Wald? Warum kennt ihr alle meinen Namen?!"
"Ich wusste, dass du es bist. Die Narbe in deinem Gesicht ist so unverwechselbar..."
Unverwechselbar schien jedoch nicht der alte Mann, er machte nun einen ganz anderen Eindruck als noch vor wenigen Sekunden. Vom reizbaren Greis zum gutherzigen Herrn. Doch damit waren Zaids Fragen längst nicht beantwortet, das machte er ihm auch klar, indem er ihm einen wartenden und ungeduldigen Blick zuwarf.
"Du weißt es also immer noch nicht? Ich bin es, dein Großvater! Wir sind hier in der Stadt, in der alles anfing..."
Die Stadt, in der alles anfing... der alte Mann machte zwar einen seriösen Eindruck, schien aber dennoch an Zaids Fähigkeiten zu appellieren, zwischen den Zeilen zu lesen, was dieser im Übrigen gar nicht beherrschte. Und dass er sich als sein Großvater vorstellte, glaubte er ihm sowieso nicht.
"Ich habe keinen Großvater... Beweise es mir lieber, anstatt Behauptungen aufzustellen. Dass du meinen Namen kennst, beeindruckt mich nicht im Geringsten...!"
Gesagt, getan. Der Mann fing an, zu erzählen. Die Geschichte handelt von Zaids Kindheit, seiner zerstörten Familie und seinem Traum, eine richtige Familie zu haben. Trotz seines Handicaps, sich in eine Bestie verwandeln zu können... Seine Mutter gehörte zu den Menschen, welche seit jeher den Monstern feindlich gegenüber gestellt sind. Sie zählte sich selbst zu den Leuten, die in diesem Punkt toleranter waren als der Rest und demnach auch keine Probleme damit hatte, mit Monstern zu verkehren und sich gar mit ihnen anzufreunden. Dies sollte ihr selbst zum Verhältnis werden, als sie auch genau dies tat, nämlich mit – wer hätte das gedacht – seinem Vater. Dieser zählte genau wie Zaid zu den Halbmonstern und war ebenfalls in der Lage, seine Gestalt zwischen Mensch und Silberwolf zu tauschen. Ihre Zweisamkeit stieß in den Völkern auf Unverständnis, was dazu führte, dass sie sich gegenseitig bekriegten und darum buhlten, diese Beziehung zu beenden. Letztendlich kam es jedoch zum Zwiespalt in den Völkern und das Resultat war hier und heute zu sehen. Zaid war Teil dieses Resultats. Gemeinsam mit seinem Vater und seinem Großvater blieb er an diesem verwahrlosten Ort zurück, während die Mutter sich das Leben nahm. Bald bekam er die volle Härte seines Vaters zu spüren, da er ihn mehrmals in der Natur absetzte und ihn sich selbst überließ.
...
...
"Und, glaubst du mir jetzt?"
"..."
Stille, Zaid brachte kein Wort heraus. Es war beängstigend, wie gut dieser Mann über sein eigenes Leben bescheid wusste. Mehr sogar, als er selbst!
"Wo ist mein Vater?"
Das war in diesem Moment das einzige, was dem Blonden zu dieser Geschichte einfiel. Schließlich war der alte Mann alleine, ohne seinen vermeintlichen Sohn.
"Der ist seit deinem letzten Verschwinden auf der Suche nach dir..."
Eine plausible Erklärung, jedoch war daran noch immer etwas zu beklagen. Immerhin war es der Vater, der ihn immer wieder im Nichts aussetzte, oder sogar bei den Monstern, um ihn auf das schlimmste im Leben vorzubereiten.
"Ihr habt mich nur schlecht behandelt und daher sah ich keinen Grund mehr, zu euch zurück zu kehren."
"Es war zu deinem besten. Sieh nur was aus dir geworden ist, ein starker Mann!"
"Es gibt auch andere Wege, um seinem Kind zu helfen! Ihr habt jedenfalls versagt!!"
So verbittert wie dieser alte Mann war, so war es auch dieser Ort. Aber nicht Zaid, er hatte noch ein Leben vor sich, so dachte er es sich zumindest. Und um dieses Leben in Ruhe und Frieden leben zu können, durfte er nicht hier bleiben. Nicht in alten Erinnerungen schwelgen.
"Ich gehe... ich will mit euch nichts mehr zu tun haben."
"Jetzt wo ich weiß, dass du lebst... und gewachsen bist, möchte ich dir aber noch eines mit auf den Weg geben. Mache nicht den gleichen Fehler wie dein Vater und lasse niemals zu, dass du das verlierst, was dir etwas bedeutet. Du weißt ja selbst, was danach aus ihm geworden ist..."
Er nickte dem Mann noch zu, bevor er ihn verließ. Mehr fiel ihm dazu nicht ein, zu unangenehm war ihm diese Begegnung mit seiner Familie. Selbst als er wieder allein war, realisierte Zaid immer noch nicht, was ihm soeben passiert war. Es wirkte fast so wie eine Fügung des Schicksals, dass er seinem Großvater getroffen hatte. Zumindest empfand er das alles als surreal, als dass so viele zusammenhängende Zufälle entstehen konnten. Es gab an diesem Ereignis aber eine Sache, die dem Blonden zu denken gab. Die Tatsache, dass sein Vater daran gescheitert ist, seine Familie zusammen zu halten. Seine Mutter war nicht mehr da und er wusste keine rechte Antwort auf das Warum. Doch das war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Ambitionen, die den Blonden antrieben, bedeutungslos. Immerhin war er vor einiger Zeit mit dem Ziel fort gegangen, stärker zu werden. Ob er Dorothy unter die Augen treten könnte, hätte Zaid die Zeit nur mit Herumstreunen vergeudet? Auf keinen Fall! Doch wo trainieren? Es gab hier nichts. Einfach nur ein trister Wald, wie er ihn schon seit einer gefühlten Ewigkeit vor Augen hatte. Es war töricht von ihm gewesen, seinen Großvater einfach zu verlassen, ohne nach einer Wegbeschreibung zu fragen. Und es seinem Ego antun und noch einmal zurück gehen wollte Zaid auf keinen Fall zulassen. Stattdessen blieb ihm nichts anderes übrig als irgendwie seinen Instinkten zu folgen, denen man unter diesen Umständen besser nicht trauen sollte. Er war immer noch gezeichnet von den jüngsten Ereignissen. Viele Gedanken flogen durch die Luft und er vermochte nicht, zum Einordnen dieser Gedanken in der Lage zu sein. Zu hungrig war Zaid inzwischen geworden und nicht einmal Monster waren mehr zu sehen. Eine Pause machen... das war das beste, was man jetzt tun konnte. Einen klaren Kopf fassen. Noch einmal darüber nachdenken, in was für ein Himmelfahrtskommando er sich nach und nach stürzte. Dazu kam es nicht. Noch bevor er sich wirklich an einen Baum gelehnt und hingesetzt hatte, schlug Zaid auf dem Boden auf und nickte ein. Ein Schläfchen, das er schon lange herbei gesehnt haben musste. Wie es die Vorsehung so mit ihm geplant hatte, fing er nun an zu träumen. Kein wirklich bedeutsamer Traum – zumindest zu Beginn. Er sah lediglich sich selbst auf eine Stadt zulaufen. Relativ friedlich, wie es sein Gesichtsausdruck manchmal zuließ jedenfalls... Diese Stadt war Alvarna. Das, was davon vorher an Ort und Stelle gestanden hatte. Man hörte nichts, bis auf die Schritte des Blonden, die immer leiser wurden, je näher er der Stadt kam. Bis er dann irgendwann stehen blieb und eine Person vor sich stehen sah. Besagte Person trug die gleichen Kleider, die sonst auch Dorothy trug, wenn sie mal außer Haus war. Grün mit Cape, jetzt nicht unbedingt einem Kuscheltier. Zaid tippte die Person an woraufhin diese gleich zu Boden fiel und plötzlich alles um ihn herum Feuer fing. Was war denn jetzt los? Warum wurde das Brennen einer ganzen Region durch das Hinfallen einer einzelnen Person begünstigt oder gar hervor gerufen? Er musste Klarheit schaffen und drehte den Körper um. Es handelte sich dabei nur noch um ein menschliches Skelett, das einen äußerst traurigen Eindruck machte. Was jetzt vielleicht nicht ungewöhnlich für eine Leiche war, für ein Skelett aber schon. Zaid rieb sich die Augen. Das musste ein Traum sein. Er musste dringend wieder aufwachen. Er schloss die Augen und versuchte, sie langsam wieder aufzumachen, nachdem er sich mehrfach einen Schlag auf den Kopf versetzt hatte. Zu sehen war ein Meer aus Ruinen. Vor ihm immer noch der leblose Körper einer Person, dessen Identität er am wenigsten in Erfahrung bringen wollte. Gerade wollte er hinweg sehen, anfangen zu weinen und in seinem zermürbten Selbstbewusstsein zu versinken, als ihm ein Wind um die Ohren wehte, der die Ruinen und das Skelett vor ihm zum jaulen brachte. Es hallte durch die Gegend und stimmte jeden, der etwas davon hören musste, nur noch trauriger.
"ICH WILL ENDLICH AUFWACHEN AUS DIESEM ALPTRAUM!!"
Im selben Moment tauchte dieser kleine Junge erneut auf. Sogar in seinen Träumen verfolgte er Zaid! Doch wie es in Träumen manchmal so üblich ist, hinderte ihn irgendetwas daran, den Mund aufzumachen und den Jungen anzusprechen. Nach wenigen Augenkontakten schlug er Zaid vor die Rübe. Aufatmen! Die Schwärze erhellte sich in ein ätzendes Grün, unverwechselbar. Der Wald... Hier war er also wieder. Doch was war das nur für ein verrückter Alptraum? Inzwischen wusste er aber eine Antwort auf die Frage, warum seine Mutter sterben musste. Sein Vater war ein Schwächling. Eine Flasche, die nicht einmal sich selbst, geschweige denn seiner Familie zu helfen wusste. Er war nicht dazu in der Lage, seine Frau vor sich selbst und ihren Wurzeln zu schützen. Das hatte er beklagenswerterweise nun versucht, an Zaid wieder gut zu machen. Damit ist er gar nicht mal gescheitert, so empfand es der Blonde. Immerhin war er heute stark, selbstbewusst und zielstrebig. Alles was man brauchte, um alleine klar zu kommen. Doch Zaid war noch nicht am Ende seiner Reise, sondern immer noch im Begriff zu scheitern, genau wie sein Vater einst.
“Ich muss zurück... das Schlimmste verhindern... meine Familie...”
Langsam rappelte er sich auf. Der kleine Junge, der ihn aus diesem Traum geholt hatte, gab ihm aus irgendeinem Grund wieder Kraft. Nach und nach begriff Zaid endlich, was sein Ziel im Leben war. Sein Traum. Eine Familie. Eine Familie ungeachtet der Umstände, die sie umschloss. Der Umstand, in eine Rasse hinein geboren zu sein, die einen als Monster abtat, wie Zaid eins war. Er wollte nicht so enden wie seine Eltern, die letztendlich an dem Hass beider Völker zerbrochen sind. Doch er musste seine Familie nicht mit Bedacht wählen, schließlich hatte er sie schon längst gefunden... jedoch verlassen.
“Dorothy...”
Mühsamen Schrittes ging er voran. Zaid konnte es sich nicht erklären, aber plötzlich wusste er genau, wo er hingehen musste. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er diesen verfluchten Wald endlich verlassen konnte. Die Sicht verschwommen, der Gang wackelig, dennoch ging er immer weiter, immer weiter ohne genau zu wissen, ob er ankommen würde. Der Instinkt hatte nun vollkommen die Kontrolle übernommen und zeigte ihm den Weg auf. Jenen Weg, den er zuvor das letzte Mal mit Dorothy und den anderen Flüchtlingen gemeinsam bestritten hatte um zu überleben. Inzwischen war auch kein Grün mehr zu sehen, sondern stattdessen nur noch verkohlte Bäume, die von den Bränden sichtlich gezeichnet waren. Irgendwann musste es ja kommen... Das Tor zu Trampoli. Und tatsächlich. Da war es auch. Eigentlich bekam er nur mit, wie sich dieses öffnete und fiel um. Seine letzten Kräfte hatten ihre Arbeit getan. Sie hatten ihn zurück an den Ort geführt, an dem er Dorothy zurück gelassen hatte.
Die Tage gingen in's Land, so musste es womöglich sein. Zaid bekam all das nicht mit. Er lag nur in einem Bett und schlief. Die Besinnung gewann allmählich wieder die Oberhand über den Körper und zum gleichen Zeitpunkt erwachte er aus seinem zweitägigen Schlaf. Das erste was seine Augen erblickten war ein Stofftier, welches auf seiner Brust lag. Konsterniert betrachtete er dieses und richtete sich danach auf. Ein Blick rund um's Zimmer verriet, dass er angekommen war. Da saß sie also. Die so lang herbeigesehnte Person. Hoch erfreut übrigens. Noch bevor er einen Mucks von sich geben konnte, schlang sich die Grünhaarige um seinen Körper. Er rang nach Luft, bekam aber dennoch Wörter heraus.
“Dorothy... es tut mir leid...”
“Ich dachte du kommst nie wieder...”
“Das dachte ich auch. Aber ein komischer Junge half mir dabei, wieder zurück zu finden.”

Der Name des Jungen lautete... Zaid.

Cedric wachte auf, hielt die Augen jedoch weiterhin fest geschlossen.Es war zu früh um aufzustehen, murrte seine innere Stimme, aber das war es ja immer. Dabei gehörte der Junge eigentlich nicht zu den Langschläfern und Morgenmuffeln der Familie.
Etwas irritierte ihn.
Es kennt sicherlich jeder das Gefühl, etwas am Tag stimmt nicht, bevor man sich überhaupt aufgesetzt hatte. Genauso erging es Cedric gerade im Moment, weswegen er die Augen schließlich aufschlug, in er vagen Hoffnung allein dies würde ausreichen um dieses lästige Gefühl zu verscheuchen.
Tat es leider nicht.
Vorsichtig löste er sich von Ran, die neben ihm noch leise vor sich hin schlummerte, dicht in ihre Decke eingehüllt und stand auf. Ein Blick in den Spiegel erklärte all seine angenommenen Unannehmlichkeiten.
Ein entsetztes Gesicht sah ihn an.
Das entsetzte Gesicht einer Frau.
 
Cedric biss sich auf die weiche Unterlippe. Einfach so los zuschreien oblag ihm nicht, auch wenn er seinen Frust im Moment am liebsten raus brüllen würde. Das. War. Nicht. Möglich. Das war nicht möglich. Was war das für ein Hexenwerk im Spiegel, wie konnte das sein? Seine Gesichtszüge wirkten sanfter, er konnte es nicht glauben und hielt vorsichtig eine Hand an seine Wange, fühlte die langen blonden Haare, die Taille und andere weibliche.. Spezialitäten.
Ein metallischer Geschmack machte sich auf seiner Zunge breit, vor lauter Unglauben hatte er gar nicht bemerkt, wie er sich aufgrund des Schrecks die Zunge aufgebissen hatte. Ced wischte sich entnervt das Blut von dannen und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Zumindest ließ sich dadurch schon mal feststellen, dass es sich nicht um einen Traum handelte. Na wunderbar. Irgendwelche logischen Schlussfolgerungen im Angebot? Der Junge – Ja der Junge, egal in welchem Körper er gerade stecken sollte, er war ein Kerl – ließ sich schlapp auf den nächstbesten Stuhl nieder. Er wagte es nicht recht zu Ran zu sehen – war sie eine Frau geblieben? Falls dies der Fall war und er so blieb, würden sie damit klarkommen? Wohl kaum, er kam ja selbst nicht im Geringsten damit klar. Stimmt, er hatte die zweite Alternative noch gar nicht durchdacht: Wenn dies kein Traum war, wurde er sicherlich einfach nur verrückt. Gut, damit konnte er eher leben als mit dem hier.
Bevor auch nur ein wirklich vernünftiger Gedanke durchdacht werden konnte, platzte Simon lautstark durch die Tür. Erst sah er geschockt, dann erleichtert aus – Ced konnte nicht verhehlen, dass es ihm anders erging.
„Du also auch!“, entfuhr es Simon offenkundig glücklich über diese Tatsache. Dessen Bruder gab lediglich ein halbstarkes Grunzen als Antwort, was soviel wie eine widerwillige Zustimmung bedeuten sollte.
Simon grinste. „Also Cindy, schon irgendwelche Ideen?“ Ced starrte ihn perplex an. Ihn. Wo sein Bruder auf einmal so.. Gott!
„Cindy? Ist das dein ernst?“
„Von Cinderella! Dein Lieblingsdisneyfilm als wir noch kleine Hoßenscheißer waren. Also ich find' die Idee gut.“
„Du.. bist.. argh! Also erstens war mein Favorit die Schöne und das Biest, zweitens war deiner Dornröschen und drittens.. soll ich dich jetzt Sissy nennen?! Oder wie? Aurora wäre ja von Simon etwas weit hergeholt.“
„Nix da. Von Simon gibt es immerhin die perfekte weibliche Abwandlung, häng' einfach ein e hinten dran. Was man von dir nicht behaupten kann – Cedrice? Ich weiß ja nicht.“
„Cedrine..“, nuschelte Ran und sah die beiden Mädchen mit verschlafenen Augen an. „Das ist franzö- meine Güte wie seht ihr aus?!“ Ran war mit einem mal hellwach, krabbelte aus dem Bett und richtete sich auf.
Die Zwillinge sahen Ran entgeistert an, als sie feststellten, dass sie.. oder er oder was auch immer die Geschwister überragte.
„Okay.. okay.. ich bin raus. Meld' dich unbedingt bei mir, wenn ihr ein sagenumwobenes Heilmittel oder was gefunden habt, Cedrine.“ Mit diesen Worten verabschiedete Simone sich wieder und ließ die beiden alleine.
Ein kurzes unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Die Situation war zu grotesk, zu abnormal, zu fadenscheinig um tatsächlich real zu sein – und doch schien es so.
Ran sah.. überraschend gut aus beziehungsweise was hieß schon überraschend, sie sah immer gut aus, aber normalerweise nicht aus dieser Sichtweise und so verändert. Ihre Haare waren kurz und wuschelig, das Gesicht etwas kantiger, der weibliche Kram war natürlich weg und was am frustrierendsten war – sie war nun größer als er selbst.
Neben ihr sah er aus wie ein zartes, unbeholfenes kleines Ding, dass es zu beschützen galt und das war das letzte was er wollte.
Ran sah nicht gerade glücklicher drein. Sie bewegte sich vorsichtig, skeptisch, was in ihrem jetzigen Körper ein wenig.. seltsam aussah. Allerdings wollte er sich lieber mal nicht beschweren, wer weiß was er als ‚Frau‘ alles so falsch machte.
„Irgendwelche Lösungsvorschläge?“, meinte er ergeben und durchbrach die quälende Stille zwischen ihnen, in der sie sich gegenseitig argwöhnisch gemustert hatten.
„Ja.. interessanterweise schon.“, gab seine Freundin (wir belassen es mal dabei) zur Antwort, während ihr Blick auf ihrem Handy ruhte. Ced beugte sich neugierig vor.
„Mädels runde!“, meinte sie leicht lächelnd und packte das Gerät weg, ehe er auch nur einen Blick auf die SMS lesen konnte.
„Mädels runde.. welcher Art?“, erkundigte er sich kritisch, als sie sich wie selbstverständlich einige seiner Klamotten griff. Zugegeben.. ihre würden ihr wohl auch nicht mehr passen. Ced blockierte den Gedanken sofort, sich im Gegenzug Ran’s Klamotten überzuziehen – keine zehn Pferde würden ihn noch weiblicher aussehen lassen, als es sowieso schon der Fall war (und er ungünstigerweise nicht verhindern konnte).
Der Junge griff sich einen beliebigen Pulli und seine alte Jeans, die merkwürdig gerade an ihm herunterhing. Am liebsten hätte er sich auch irgendwie die langen Haare zurück gebunden, allerdings gab es in seiner näheren Umgebung nichts passendes, weswegen er sie offen lassen musste.
„Ced du siehst komisch aus.“, bemerkte Ran beiläufig. Er musste ihr innerlich beistimmen. Zu große Klamotten waren super was Oberteile betraf, allerdings würde die Hose ihm die Hose so sowieso alsbald von den Hüften rutschen, Gürtel hin oder her. Mit einem tiefen Seufzen griff er sich daher die Jeans von Ran, die leider unglaublich gut passte. „Und, zufrieden?“, meinte er missmutig die Arme verschränkend. Ran’s Lippen umspielten ein zustimmendes Lächeln und hauchte ihm zum Start einen Kuss auf die Wange, an dem sich prompt mehrere Dinge seltsam anfühlten. Ich will nicht sagen falsch, aber.. seltsam. Erstens, wie wir bereits festgestellt haben, war Ran auf einmal größer als er selbst, weswegen sie sich zu einem Kuss herunter beugen musste, anstatt andersrum. Zweitens schlug die Verliebtheit wieder auf, jedoch fühlte sie sich anders sagen, genaueres musste hierzu noch analysiert werden und Drittens: Er wurde rot dabei. Ced hasste es rot zu werden und er tat es schon ewig nicht mehr – bekam dieser weibliche Körper denn gar nichts mehr in den Griff?! Mit einer Mischung aus Missmut, aber auch Verlegenheit schlug Ced die Tür hinter sich zu und folgte Ran zu ihrer Mädels runde.
Wehe sie schickten ihn raus, immerhin würde er mit Sicherheit das weiblichste Weib im Raum sein.
Oder zumindest das Weib mit der meisten Oberweite.
Nicht das es darauf ankam.
 
Die Tür zum Haus war wie üblich unverschlossen. Zögernd traten die beiden ein und hörten bereits rege Diskussionen, die aus dem allgemeinen Wohnraum hervorgingen. Ran sah ihn noch einmal kurz zögerlich an, ehe sie in die traute Runde platzten.
Schweigen umfing sie, als das Grüppchen die Neuankömmlinge musterte –andersrum ebenfalls. Vermutlich hatten sie sich noch nie so genau gegenseitig begutachtet wie in diesem Moment. Alle waren überraschend deutlich auszumachen: Leila stand mit ihren kurzen männlich-pinken Haaren in der Mitte und hielt die Arme vor der Brust verschränkt, Cylie, die schlichtweg wie ihr Zwillingsbruder aussah saß neben Tara, die bereits hatte versucht aus den neuen Haaren etwas annehmbares zu stylen. Alice hielt sich an Tara’s andere Seite, Sakura war ebenfalls da, interessanterweise hatte sie so etwas wie eine langhaarige Metalfrisur abbekommen, ihre Schwester war nicht mitgekommen (wagte sich mit Sicherheit nur nicht vor die Türe. Eitel!).
„Die Männer hat’s also genauso erwischt.“, brach Cylie das Schweigen und grinste neckisch in die Runde.
„Was hat uns genauso erwischt..?“, ertönte eine gähnende Stimme von der Treppe und Nick kam die Treppe herunter gewatschelt, mit langen Haaren und mindestens zwei Körbchengrößen mehr als er nun besaß.
„Hast du mal in den Spiegel gesehen? Blöde Frage.“, bemerkte Leila und sah ihn skeptisch an.
„Wie.. was?“ Nick sah den Pinkhaarigen irritiert an und es dauerte einen Moment bis die morgendlichen Rädchen bei ihm anfingen sich zu drehen. „Was zum.. wie seht ihr.. was?!“ Er sah auf sich herab. „Scheiße, ich bin 'ne Frau.“
„Gut, dass wir das jetzt auch geklärt hätten.“, erwiderte Leila erneut.
„Sind die Erwachsenen eigentlich genauso dran?“, erkundigte sich Alice und sah fragend in die Runde.
„Ja.“, gab Sakura – ihre Frisur wirklich in allen Ehren – zur Antwort. „Meine Mom hat sich heute morgen die Augen aus geheult..“ Sie seufzte und schien bei dem Gedanken daran zu erschaudern.
„Habt ihr sonst noch was in Erfahrung bringen können?“, fragte Ced, während Ran sich einen Stuhl zog.
„Ne, wie denn? Du wachst morgens auf und musst feststellen, dass deine hübschen lange Haare weg sind und dir stattdessen was zwischen den Beinen hängt. Nicht unbedingt das was ich mir vom Tag erhofft hatte.“
Die anderen bedachten Leila mit einem genervten Blick.
„Was denn? Ist doch wahr.“, versuche sie sich zu rechtfertigen. Tara verdrehte die Augen und grinste ihrer Freundin verschwörerisch zu.
Gott, dieses ganze Bild war so dermaßen verstörend.
„Naja, es gibt da schon etwas.“, begann Cylie in einem konspirativen Tonfall, „Meine Mom hat mir da mal was erzählt. Im Wald gibt es doch dieses alte Hexenhaus, nicht wahr? Mittlerweile so verwachsen, dass man es kaum noch zu sehen und noch schwerer zu erreichen ist. Angeblich ist die dort lebende Hexe verschwunden als ich noch klein war, aber wer weiß..?“
„Cylie, wir haben hier ein ernsthaftes Problem und keine Zeit für irgendwelche Märchen!“
Diesmal war es Leila die genervt die Augen verdrehte. „Allerdings ist es besser als nichts.“, warf Sakura ein, welche jedoch – wie Ced wusste – sowieso auf alle möglichen Gruselgeschichten stand.
„Gehen wir also auf Hexenjagd!“ Alice war bereits aufgesprungen und zog Tara mit sich. Sakura versuchte ihr Strahlen zu verbergen, was jedoch nicht sonderlich gelang.
„A-Also.. i-ich für meinen Teil..“, begann Cylie zögerlich, wurde jedoch von Tara unterbrochen. “Nichts da Cylie, immerhin war es deine Idee!“
„Komm schon, das wird sicher lustig!“, Ced revidierte: Sakura versuchte nicht mal ihre Begeisterung zu unterdrücken. Seufzend sah der weibliche Junge zu seiner Freundin, welche nur ergeben mit den Schultern zuckte und ebenfalls aufstand.
Na das konnte ja heiter werden.
 
Leila hatte sie alle für verrückt erklärt und war wütend die Treppe nach oben gestapft, Nick folgte ihr nur wenige Augenblicke mit der felsenfesten Überzeugung, dies sei alles ein Traum, wobei er sich für eine Frau bereits außerordentlich gut bewegte.
Was man von ihm selbst angeblich nicht behaupten könnte, zumindest meckerte Alice an seiner Gangart und Tara fügte hinzu, er solle wenigstens damit anfangen mal die Hüften zu bewegen.
Einen Teufel würde er tun und das ganze führte dazu, dass Ran und er das Schlusslicht der kleinen komischen Truppe bildeten, während Sakura mit Feuereifer voranging und Cylie mit allen möglichen Verschwörungstheorien voll laberte, die davon nicht allzu begeistert schien. Wahrscheinlich bereuhte sie es bereits zutiefst, das Thema in die Runde geworfen zu haben.
Am schlimmsten für Ced waren wohl eindeutig Alice und Tara, die die ganze Zeit tuschelten und kicherten als gäbe es keinen Morgen, was an sich ja nicht so schlimm wäre, allerdings dadurch dass sie ja Männer waren.. jedenfalls so aussahen.. wirkte es ganz einfach.. nein. Womöglich wäre es das Beste gewesen, er hätte sich mit Ran einfach abgezweigt, es hätte sowieso keiner bemerkt. Allerdings traute er den „Mädels“ einfach nicht zu, alleine etwas brauchbares herauszufinden, wobei dies so oder so eher unwahrscheinlich war, immerhin – Gott brachen sie gerade ernsthaft zu einem Hexenhaus auf? Sie mussten wirklich verzweifelt sein. Ced sah auf sich herab. Nein, sie waren wirklich verzweifelt.
 
Die Baumkronen waren im Sommer so dicht, dass kaum die Sonne durchschien, was dem ganze an einem Tag wie heute keinen friedlichen sondern einen gruseligen Touch verlieh. Keiner wusste so recht wo sich das Geheimnis umwobene Gemäuer genau befinden sollte, den Legenden zufolge konnten sich Hexenprinzessin und Erntegöttin jedoch – gelinde ausgedrückt – nicht recht leiden, weswegen die Gruppe schlichtweg den entgegengesetzten Weg zum See einschlug, der (wer hätte es auch anders erwartet) offensichtlich kaum begangen wurde.
Man spürte das Schloss in seiner Nähe, noch bevor man es sah. Das alte Gebäude ragte tatsächlich hoch inmitten der dichten Bäume hervor, ein weit geworfener Schatten hüllte sie alle ein. Ced konnte sich nicht vorstellen, dass hier noch irgendjemand lebte: Die Mauern waren von Efeu verwachsen, Ziegel lösten sich aus dem Gestein, viele der Fenster waren eingeschlagen. Vermutlich hatten schon viele Kinder und Teenager versucht dort Mutproben oder anderweitigen Schabernack anzurichten. Kritisch bedachte Ced das Bauwerk, etwas stimmte nicht oder bildete er sich das bloß ein? Kam seine weibliche Intuition zutage?
„Ced?“ Ran’s Stimme drang zu ihm durch, im Gegensatz zu ihren Teammitgliedern hatten die beiden den Weg eher schweigend hinter sich gebracht. Der Junge drehte sich zu ihr um, wobei es ihn jedes mal wieder passierte, dass er nach unten sah, anstatt nach oben. Das er auf einmal um ein gutes Stück kleiner war als seine Freundin.. hoffentlich würde er sich daran nicht gewöhnen müssen, bis jetzt hielt er sich nämlich in der Hinsicht nicht besonders gut.
Ran sah aus als wollte sie noch etwas hinzufügen, eine Floskel wie ‚Alles okay?‘, wobei die Frage ja hinfällig wurde, daher betraten sie schweigend das baufällige Gebäude. Auch die anderen Vier waren mittlerweile verstummt, weswegen das Knarzen der Tür unnatürlich laut nach draußen klang.
Finsternis umhüllte sie, ehe sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
„Es hat nicht zufällig jemand eine Taschenlampe dabei?“, erkundigte Alice sich beiläufig, während sie sich umsahen. Die große Eingangshalle wurde so wie’s aussah bereits seit Jahrzehnten nicht mehr geputzt. Tara bekam vom Staub erst mal einen Niesanfall.
„H-H-Haltet ihr d-das wirklich.. für eine g-gute Idee?“ Cylie war schon fast wieder aus der Tür heraus, doch Sakura hielt sie auf.
„Am besten wir teilen uns in Zweiergruppen auf.“, schlug Ran vor, „Größere Gewinnchancen. Außerdem sind wir dann vermutlich schneller wieder hier raus.“, fügte sie mit einem Blick auf Cylie hinzu, die entsetzt die Augen aufriss – vor allem als sie realisierte, dass sie wohl Sakura als Kameradin abbekommen würde.
Keiner erhob Einwände, auch Cylie nicht, allerdings machte auch keiner Vorschläge wer wohin wollte, weswegen Ran etwas barsch bestimmte: „Tara, Alice geht nach links, Sake, Cylie ihr könnt euch oben mal umsehen und wir-,“ Ran sah auf ihn herab und lächelte, anscheinend gefiel ihr die neue Rollenverteilung besser als andersrum. Das Schlimmste war auch noch, dass Ced nicht verhehlen konnte, wie attraktiv Ran auch als Kerl auf ihn wirkte. Oh Gott, gewann seine Frauenhälfte bereits überhand?! „Nehmen uns mal den rechten Flügel vor.“, beendete sie ihren Satz, ehe sie ihn mit sich zog.
Ced seufzte: Dann war die Hexenjagd wohl offiziell eröffnet.
 
Die beiden traten prompt in den interessantesten Raum der gesamten Gruselvilla: Der Küche. Mal abgesehen vom Ungeziefer und der höllischen Unordnung, gab es eine Tatsache, die Ced störte: Sie sah benutzt aus. Das Obst in der Schale war nicht verrottet, das Ablaufdatum sämtlicher Süßigkeiten (die hier haufenweise rum lagen) noch gültig, im Allgemeinen schienen die Lebensmittel noch mehr oder weniger genießbar zu sein und der Staub hielt sich (mal abgesehen von dem auf den Schränken) wirklich in Grenzen. Sei es nicht, weil hier häufig geputzt wurde, aber zumindest schien sich hier ab und an jemand drin aufzuhalten. Ced sah fragend zu Ran, doch er sah ihr an, dass sie zu dem selben Schluss gekommen war.
„Dann wissen wir jetzt also schon mal, dass hier tatsächlich noch jemand zu leben scheint.“ Und sei es auch nur ein alter Penner im Wald, wer weiß?
„Suchen wir weiter.“, meinte Ran und zog ihn mit sich. Da die Küche keine weiteren Ausgänge hatte, außer einen nach draußen, gingen sie zurück in die Eingangshalle und von dort aus geradeaus nach hinten durch. Ein riesiger Ballsaal empfing die beiden, der wohl in einer ganz anderen Ära für etwaige Feierlichkeiten diente. Heute drang jedoch nicht mal mehr richtig Tageslicht durch die verdreckten Fenster und Spinnen weben zierten die Kronleuchter, anstatt der Kerzen wie es eigentlich sein sollte. Im Grunde ein Jammer solch eine Schönheit über die Jahre verkommen zu lassen.
„So was in einem Hexenhaus.. nicht sonderlich gruselig, oder?“, murmelte Ran, während sie sich zu beiden Seiten umsah. Ced hörte ihre Bemerkung nur am Rande, ein altes Klavier hatte seine Aufmerksamkeit erweckt und schrie förmlich danach, beachtet zu werden.
„Oh nein Ced.“ Ran stöhnte, ehe sie ihm folgte. „Du weißt, dass wir dafür keine Zeit haben?“
„Mmh.“ Seine Antwort fiel eher rar aus. Vorsichtig strich der Teenager mit den Fingern über die verstaubten Tasten, ehe er sanft eine ausprobierte. Wider erwarten hallte ein tiefes A im Ballsaal wieder. „Es funktioniert noch!“, meinte er daher begeistert und vergaß beinahe warum sie eigentlich hergekommen waren. Ein solch schönes Instrument stand hier einfach herum, verstaubt, vergessen – im richtigen Zustand würde die Klangweite alles auf was er bisher gespielt hatte übertreffen. Kurzerhand setzte er sich auf den Hocker und testete eine kurze Melodie an. Ran sah ihn erst noch tadelnd an, schloss dann jedoch die Augen und hörte zu.
„Ich liebe es wie du spielst.“, meinte sie leise. Ced ließ vom Flügel ab und wandte sich ihr zu. „Ich hoffe das ist nicht das einzige, was du an mir liebst.“, erwiderte er neckend, ehe er sie zu sich zog. „Idiot…“, brachte sie gerade noch hervor, ehe er ihr mit einem Kuss die Worte abschnitt.
Es war seltsam. Nicht im Sinne von schlecht-seltsam, sondern einfach.. seltsam. Der Kuss schmeckte anders, sie schmeckte anders, fühlte sich anders an. Ihr Gesicht war markanter, seines weicher, es gab keine langen Haare mit denen er spielen konnte, stattdessen durch wuschelte sie die seinen gekonnt. Falls man bei einem Kuss von Geben und Nehmen redete, führte sie eindeutig, zog ihn näher an sich heran und er fühlte sich ihr beinahe schon ausgeliefert, was ihm schlichtweg noch nie passiert war. Es war neu, frisch, anders aber verdammt er liebte sie selbstverständlich auch in dieser Grotesk Situation.
Ihr Kuss wurde jäh unterbrochen als ein tiefer Schrei durch das Gemäuer hallte. Ced löste sich etwas entgeistert und kam sich im nächsten Moment furchtbar albern vor, wahrscheinlich hatte Sakura, Cylie lediglich einen Schrecken eingejagt.
„Wir sollten trotzdem mal nachsehen.“, schlug Ran seufzend vor, als hätte sie seine Gedanken erraten. Leise machten die beiden sich auf den Weg nach oben, in der sich eine gewaltige Bibliothek befand. Dort fanden die beiden eine merkwürdige aufgewühlte Sakura wieder.
„Was ist passiert?“, Ran stellte Stirn runzelnd die essenziell notwendige Frage.
„S-S-Sie ist.. verschwunden. Vor meinen Augen.“, war die nicht sonderlich befriedigende Antwort.
„Sakura, nichts für ungut, aber das ist einfach nur alb-,“ Ced wurde von einem weiteren Schrei unterbrochen, der diesmal von unten kam. Ohne groß darüber nachzudenken, rannte Ced los, die Worte die Ran ihm hinterher rief erreichten ihn bereits nicht mehr.
Tara und Alice hatten sich wohl ausgiebig in einem Salon umgesehen, jedoch waren beide nicht aufzufinden. Ced nahm mit den Augen jedes noch so kleine Detail war doch nichts gab einen Hinweis auf die beiden.
Keine Chance.
Haare raufend (ging bei langen Haaren echt gut) verließ er den Salon wieder und blieb erneut in der Eingangshalle stehen, als er von unten Stimmengewirr hörte. Gut, Gewirr war vielleicht übertrieben, aber zumindest redeten zwei miteinander und es waren nicht die tiefen Stimmen der beiden Schwatztanten. Die Stirn in Falten gelegt, näherte Ced sich der angelehnten Tür, die ihn den Keller führte. Super, ein Keller in einem Gruselhaus, was gab es besseres. Seufzend ergab der Junge sich seinem Schicksal und schlich leise die morschen Treppen hinunter (wobei er schnell merkte, dass er sich die Schleicherei hätte sparen können, das Holz knarzte beleidigend laut.)
Das leise Getuschel zweier Mädchen drang in seine Ohren, allerdings verstand er blöder weise kein Wort, weswegen Ced sich kurzerhand entschied einfach quer in die Unterhaltung einzusteigen. Die beiden verstummten, waren.. ja, tatsächlich noch Kinder. Moment.
„Noita?“, begann Ced perplex und sah das schwarzhaarige Mädchen an, die vor ihrem Eintopf brütete mit einem Buch und einem Holzstock in der Hand. „Darf ich.. äh.. dich fragen, was du da machst?“ Das blonde Ding daneben ignorierte er erst mal.
Noita sah – gelinde ausgedrückt – erschrocken aus und sah ihn daher einfach nur entsetzt an, während ihre Freundin ihm wohl irgendwas sagen wollte, allerdings hörte er gerade mal den letzten Teil: „… also verschwinde!!“
„Verschwinden? Was, warum?“, erkundigte er sich unschuldig.
Das Blondchen stampfte wütend mit ihrem Fuß. „Hab ich doch gerade gesagt!“
„Sorry, hab nicht zugehört. Was macht ihr hier, was soll das ganze?“ Er sah fragend zu der Schwarzhaarigen, von der er sich mehr erhoffte. Stattdessen legte die andere wieder los mit ihrem Gezeter, gut das Noita nun auch endlich mal was sagte.
„Majo, sei mal still, das.. ist ein.. Freund.“, meinte sie zögerlich, „Ced, du bist es doch, oder? Oh Gott was hab ich nur angerichtet.“ Noita war den Tränen nahe, weswegen der Junge prompt ein schlechtes Gewissen bekam, was ihn nichts desto trotz nicht sonderlich schlauer machte.
„Ich hab dir doch gesagt, wir kriegen das wieder hin!“, sagte Majo, so hieß sie wohl zuversichtlich, ehe sie wieder begann ihn an zu funkeln. Von oben drang erneut Lärm, anscheinend hatten Ran und Sakura aufgehört zu warten.
„Warte, ich lass sie nur schnell verschwinden dann bin ich wieder da. Und hör ja nicht auf sein Gefasel rein, hörst du?“ Verschwinden lassen?! Im letzten Augenblick griff der Junge nach den Klamotten der Kleinen und hielt sie auf. „Was.. wohin sind die anderen verschwunden?“
„Nur dahin wo sie hingehören! Zurück ins Dorf, ich schwör’s!“ Mit diesen Worten riss sie sich los und lief nach oben.
Ced drehte sich wieder zu Noita und sah sie verzweifelt an. Seine Irritation war in einem Maße angestiegen, dass er es nicht mal mehr fertig brachte, die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge zu stellen, denn – ganz ehrlich – wo zum Geier sollte er da beginnen?!
Ced atmete einmal ruhig aus, ehe er mit einer leichten Feststellung anfing: „Du bist ein Mädchen.“
Noita lächelte leicht. „Richtig. Und du bist ein Junge, auch wenn du momentan vielleicht nicht danach aussiehst und daran bin allein ich Schuld.“ Sie seufzte. „Ehrlich, ich wollte nur.. zur Abwechslung mal.. ein wenig üben, in Ordnung? Ich hab wohl einfach kein Talent für’s Zaubern.“
Ced setzte sich auf einen Stapel verstaubter Bücher. „Du.. bist eine Hexe, sehe ich das richtig?“
Noita nickte beschämt.
Der Teenager fuhr sich durch die Haare – das war.. schräg. Obwohl, im Grunde ja nicht schräger als der bisherige Tag.
„Woher wusstet ihr was mit den Dorfbewohnern passiert war?“, erkundigte er sich fragend.
„Der Siebte Sinn einer Hexe.“, erwiderte Noita verschmitzt, „Außerdem.. äh.. also meine Mom hatte noch eine Wahrsager Kugel, von dem her..“
„Stalker.“, meinte er leicht tadelnd, ehe er wieder ernst wurde. „Was hat deine kleine Freundin mit den anderen angestellt?“
„Majo ist meine Cousine.“, erklärte Noita, während sie nebenbei weiter an ihrem komischen Zaubertrank braute. „Und weitaus talentierter als ich.“, fügte sie ohne Enttäuschung hinzu, „Sie hat sie nur an einen anderen Ort versetzt, ehrlich. Majo kann das, hat sie mit mir tausendmal gemacht. Immer wenn ich bei Versteck spielen suchen musste und ich nah dran war, hat sie mich woanders hin befördert, damit sie sich neu verstecken konnte. Eigentlich unfair.“, bemerkte sie am Ende noch, als wäre ihr die Tatsache darüber erst jetzt gekommen.
Cedric atmete beruhigt aus – wenn Noita das sagte, würde es schon stimmen und den Mädels ging es soweit gut.
„Sag mal... was machst du da eigentlich?“ Der Junge stand auf und beugte sich über den brodelnden Kessel.
„Weg da Ced! Ich arbeite!“, meinte sie hektisch und kuschte ihn wieder einen Schritt weg.
„Darf ich bemerken, dass du nicht wirklich wie eine Hexe aussieht? Wo bleiben Umhang, Hut und Warzen?“
„Warzen?“ Noita schüttelte sich. „Was hast du denn für ein Bild von uns! Außerdem, echt ma – Hüte sind doch mal mega out und der Umhang würde mir nur im Weg umgehen.“
„Okay, hast gewonnen.“ Er betrachtete weiterhin skeptisch das Gebräu, „Du bist sicher, dass das funktionieren wird? Wie wollt ihr das den Leuten überhaupt verabreichen? Nimm’s mir nicht übel, aber.. es sieht nicht besonders Vertrauens erweckend aus.“
Noita unterbrach ihre Arbeit kurz um sich zu empören: „Hey, ich hab gesagt im Zaubern bin ich schlecht nicht in Tränke brauen. Und wir verabreichen es ihnen gar nicht direkt.“ Sie grinste verschmitzt, „Wir lassen ihn regnen.“ Ohne dies näher zu erklären, fuhr sie fort und fügte weiterhin dubios aussehende Zutaten hinzu, allerdings mit einer Selbstsicherheit die den Jungen nicht an ihrer Fähigkeiten zweifeln ließen.
Nach einer Weile kam die kleine Blondine zurück und verkündete, dass die Eindringlinge erfolgreich beseitigt worden seien. Ced verkniff sich den Kommentar, dass das Mädchen unbedingt an ihrer Wortwahl feilen musste um in Zukunft Missverständnisse zu vermeiden.
„Wie weit bist du?“, fragte sie stattdessen, als Noita gerade von dem Kessel zurücktrat.
„Fertig. Hoffe ich.“
„Echt? BOMBE!“
„Was ist wenn er nicht funktioniert?“, gab die Schwarzhaarige zu bedenken.
„Naja, wir könnten ihn ja testen lassen.“, erwiderte Majo und lächelte Cedric zuckersüß an.
„Was?“, meinte er perplex, „Was?!“
„Also, schlecht wäre es nicht.“, gestand sie ein und schöpfte ein wenig in eine kleine, kristallklare Phiole. „Sollte ausreichen.“
Ced schluckte und hielt sich die Phiole klar vor Augen. Der Trank hatte am Ende ein klares violett angenommen, kurz wandte er den Blick ab in einen zerbrochenen alten Spiegel, indem sein momentaner weiblicher Körper zu sehen war.
„Gut.“, meinte er daher, „Ich vertraue dir.“
Mit diesen Worten schluckte er das Gegengift und bereute es sofort zutiefst.
Sein gesamter Körper rebellierte gegen das Mittel, er hustete als hätte sein Gehirn instinktiv den Befehl gegeben, die Flüssigkeit wieder von sich zu geben, allerdings war es dafür nun zu spät. Glücklicherweise ergab er sich nicht, stattdessen tanzten bunte Flecken vor seinen Augen und er verlor das Gleichgewicht. Der schwache Versuch sich an etwas festzuhalten scheiterte, weswegen er gleich noch einen Stapel Bücher mitriss. Am Rande bemerkte er noch, wie sich sein Äußeres veränderte, zur Normalität zurückkehrte. Dann hüllte die Finsternis ihn ein und er war nur froh darüber, dass Ran nicht dasselbe Schicksal erleiden musste.
 

Der Schmerz ließ ihn beinahe erbrechen, als er das nächste mal aufwachte und Ced fragte sich, wann er sich jemals so die Kante gegeben hatte.

Es war ein stürmischer Tag. Der Wind peitschte mir Regen ins Gesicht und ich fror. Kein gutes Wetter um mal eben eine Kutschfahrt zu machen.,,Ich kann nicht mehr,“ flüsterte ich leise. Aus der Finsternis war ein Schluchzen zu hören. Es schien aussichtslos. Drei Wochen schon stapften wir über schlammige Felder, hetzten durch Wälder und überquerten reißende Flüsse. Ich hatte nie aufgegeben zu Kämpfen. Selbst als ich im Schlamm stecken geblieben, ausgerutscht und mir so ärgerlicherweise den Knöchel verstaucht hatte.
Den Wagen hatten wir vor ein paar Tagen samt Pferde aufgeben müssen, da die Kutsche im Moor hängen geblieben war und Alexander und ich es beide nicht schafften die langsam versinkenden Tiere rechtzeitig zu befreien.
,,Sie werden uns umbringen…“
Alexander schnaubte.
,,Da müssen sie uns erst einmal kriegen, ich geb dich nicht kampflos auf, Judie, und das weißt du.“
Er stockte.
,,Sieh mal da!“ Seine Stimme klang freudig, sodass sie sich zu überschlagen drohte.
Ich kniff meine schlaftrunkenen Augen zusammen und tatsächlich sah ich in der Ferne eine kleine Erhebung. Es schien eine kleine Kirche zu sein. Mit letzter Kraft steuerten wir darauf zu.
Der Friedhof der sie umgab war verwildert und wüst zerstört. Efeu schlängelte sich die steinernen Mauern des Glockturmes hinauf und eine gespenstige Stille umgab diesen merkwürdigen Ort. Es schien als ob die Vögel verstummen würden, ja selbst die Bäume hörten auf zu rascheln. Die Tür der Kirche war unverschlossen also traten wir ein.
,,Nanu, so spät noch Besuch?“ Ich erschrak. Alexander zog sofort sein Schwert und richtete es auf die Person im Schatten. Es war alter hagerer Mann , mit grauen Bart. Er trug eine silberne Kette mit einem winzigen Kreuz als Anhänger.
,,Sind sie nicht diese gesuchte Tochter des Saarlandfürstens?“ Augenblicklich erstarrte ich.
,,Junge nehm das Ding runter“, herrschte er Alexander an. Dann begann der Alte zu grinsen
,,Habt keine Angst, Kinder ich verstehe schon. Ach die Liebe… da macht es keinen Unterschied o man arm“, er schaute zu Alexander ,,oder reich ist“ nun drehte er den Kopf zu mir
,, Der Fürst sieht dies aber ganz anders,“ murmelte Alex und ließ sein Schwert senken.
,,Wichtig ist an die Liebe und an seine Träume zu glauben, sonst ist schon alles verloren. Nur so könnt ihr beide glücklich werden, bitte gebt euren Traum nicht auf, nicht deswegen.“
,,Es scheint aussichtlos,“ sagte ich keuchend. Dann wandte ich mich Alexander zu und küsste sein schmerzverzerrtes Gesicht. Auch er war erschöpft und blutete. Hände, Arme und sein wunderschönes Gesicht waren von Dornen zerschnitten wurden. Trotz alldem hatte er immer zu mir gestanden.
,,Für die beiden da“, der alte Mann deutete mit einem Kopfnicken Richtung Fenster, schien es ebenfalls aussichtslos und doch konnte sie Niemand trennen, selbst der Gevatter Tod nicht.
Alexander und ich blickten zu dem kleinen Fenster, auf welches der Alte hingewiesen hatte.
,,Ich sehe nichts!“, unterbrach Alexander die Stille , nachdem er sein Gesicht bis zu Anschlag an die Glasscheibe gedrückt hatte.
,,Geduldet euch noch ein wenig…“ Kaum hatte der Alte es ausgesprochen da geschah es auch schon. Wie aus dem Nichts kam ein weißer Wolf daher getrottet. Seine eisblauen Augen waren halb geschlossen, der Schwanz baumelte Lustlos herab und er winselte. Das Tier sah beinahe…..traurig aus, wenn Wölfe traurig sein könnten. Plötzlich setzte er sich auf eines der Gräber und begann herzzerreißend zu heulen. Das Jaulen brachte mich zum Weinen, da ich mir nun sicher wahr das dieser Wolf, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, litt.
Gerade als ich meine Augen abwenden wollte, geschah das Unfassbare. Blaues, grelles Licht tränkte die gesamte Grabstädte in einen himmlischen Schein. Der Wolf hörte auf zu jaulen und legte, scheinbar wissend was vorging, den Kopf schief. Das Licht begann sich zu bündeln und manifestierte sich zu einer Gestalt zusammen. Es war eine Frau, bildschön und jung. Sie kniete auf dem Grab, und blickte lächelnd dem Wolf ins Angesicht. Dieser legte seinen Kopf in den Schoß der strahlenden Schönheit und seufzte. Glücklich schmiegte er sich an sie, als die Frau begann seinen Kopf zu tätscheln. Dann begann sie zu singen. Sowohl ihr als auch dem Wolf war anzusehen wie glücklich sie nun wahren, doch so schnell wie das ganze Schauspiel begonnen hatte, so schnell hörte es auch wieder auf. Die Frau begann sich aufzulösen, strich dem Tier noch ein letztes Mal über seinen Kopf und versank in dem blauen Licht, eh es erlosch. Der Wolf stand auf blickte sich um und verschwand in der Finsternis.
,, Das ist ja ungeheuerlich, was war das?“, fragte ich erstaunt und konnte nicht recht glauben was ich da eben gesehen hatte.
,, Zwei Liebende, waren das .“ , sprach der Alte.
,,Setzt euch und ich erzähl euch die Geschichte vom weißen Wolf.“
Wortlos taten wir was der Alte verlangte und ließen uns nieder.
,,Vor vielen Jahren, als ich selbst noch ein junger Mann war, lebte einst ein armer Müllerbursche hier im Dorf. Wir waren gute Freunde und konnten uns alles erzählen, so auch diese Geschichte hier.
Es war Sommer und Flinn, so hieß er, sollte dem reichsten Bauer der Umgebung Getreide liefern. Sonst tat dies immer sein Vater, doch dieser hatte sich beim Feldpflügen das Bein schwer verletzt und konnte so nicht mehr auftreten. Als Flinn dort ankam begegnete er einem jungen Mädchen, er verliebte sich augenblicklich und begann von nun an jeden Tag sich mit ihr zu treffen. Auch sie war nicht abgeneigt von ihm und bald darauf waren sie ein Paar. Jedoch durfte dies niemand erfahren. Alles lief gut, bis der Vater von Antonie, so war der Name des Mädchens, beschloss sie mit den Bruder des Landgrafens zu vermählen. Die beiden waren am Ende ihrer Kräfte und Flinn wusste sich nicht mehr zu helfen. Er betete zu Gott, er möge ihm helfen. Doch sein Flehen wurde nicht erhört. Am letzten Abend ,als er die Hoffnung schon längst aufgegeben hatte, schlug ein Blitz in seine kleine Hütte am Waldrand ein- jedoch kein gewöhnlicher. Eine Teufelin war erschienenen.
Flinn traute seinen Augen nicht. Er war immer ein guter Mensch gewesen und wollte das Ungetüm schon attackieren, als das Wesen zu sprechen begann.
,, So warte doch, ich kann dir helfen.“
„Ich will deine Hilfe nicht!“ ,schrie Flinn und wollte erneut auf sie losgehen, doch die Teufelin fing seinen Arm ab.
,,Du willst doch mit ihr zusammen sein.“ Flinn erstarrte.
,,Nun denn… Du brauchst einfach nur einen Wunsch auszusprechen und er wird sich erfüllen, aber gib Acht! Je mehr Wünsche du ausspricht und je größer der Inhalt dieser Wünsche ist des zu mehr wird sich dein Aussehen verändern.“ Flinn war verzweifelt doch in seiner Not sah er keinen anderen Ausweg, als sich auf dieses Teufelsweib einzulassen.
,,Was bringt es dir?“, fragte er und trat einen Schritt nach vorn.
,,Belustigung, mein Lieber. Nun gut wir werden ja sehen wie du dich entscheiden wirst“ Ein boshaftes Lachen entrann ihrer Kehle, dann war sie verschwunden.
Sowohl Flinn als auch die Teufelin wussten wie er sich entscheiden würde. Am nächsten sollte Antonie abgeholt werden, doch die adlige Kutsche des Grafengeschlechts kam niemals in dem kleinen Dorf an. Atonie´s Vater war sehr erbost darüber, doch die zwei Liebenden waren so erfreut nicht getrennt zu werden, dass sie sich noch am Abend darauf trafen.
,, Weißt du Flinn, ich habe jeden Abend zu Gott gebetet . “ ,erzählte Antonie ihren tapferen Flinn. Dieser war heilfroh über das Verschwinden der Kutsche, dass er nicht mehr an die Folgen dachte, die sein Wunsch haben würde und so küsste er Antonie.
,,Aua!“ Diese wich zurück und tastete mit dem Finger nach ihrer Zunge. Sie blutete.
,,Entschuldige das war nicht…“ Flinn versuchte sich zu rechtfertigen, doch Antonie streckte ihm die unverletzte Hand in den Mund, um so seine Lippen auseinander zu schieben.
,,Flinn, das sind ja richtige Fangzähne! Und deine Augen…Ich dächte gestern wären sie noch dunkler gewesen. Deine Finger sehen auch aus wie…..wie Krallen!“ Flinn senkte den Kopf
,,Erzähl mir doch was los ist!“, Schrie Antonie ihn an, doch er konnte es nicht.
,, Liebst du mich?“, fragte er und blickte sie fast weinend an.
,,Ja aber….“, begann Antonie ,doch Flinn unterbrach sie.
,,Dann frag nicht! Es war nötig um uns zu retten, hab keine Angst.“ Er umarmte sie und starrte dabei auf die langen Krallen, die einst menschliche Fingernägel waren.
,, Das war aber ein sehr großer Wunsch wies aussieht.“ Das plötzliche Auftauchen der Teufelin ließ ihn zusammenzucken.
,,Was ist los Flinn?“ Antonie schien sie nicht zu bemerken
,,Sie kann mich weder sehen noch hören, man sieht sich.“ Abermals lachte das Biest und verschwand.
,, Es ist nichts, ich bin nur so froh bei dir zu sein.“ In diesem Moment sprangen mehrere Gestalt hinter einer großen Eiche hervor.
,,Ich habs doch gewusst! Taugenichts, Finger weg von meiner Tochter!“, rief einer der zum Vorschein getretenen Männer. Sowohl der Vater als auch die älteren Brüder von Antonie schienen nicht gerade erfreut zu sein, also wünschte sich Flinn, mit Antonie flüchten zu können, doch schon im Rennen bemerkte er, wie ihm ganz seltsam zu Mute wurde. Auch Antonie erschrak .
,,Flinn…. Dein, du…“ Flinn rannte die Böschung hinab und stürzte an das sachte, ruhige Wasser, des Flusses um sich zu betrachten. Doch das was er dort sah, war kein Mensch mehr. Seine einst braunen Haare waren schneeweiß, die Eckzähne waren spitz, er hatte lange Krallen an den Händen, die noch viel merkwürdiger aussahen als vorher, seine Augen waren eisblau, mit langen Wimpern nun sahen sie aus wie die eines Wolfes. Seine Ohren waren nicht standen nicht mehr seitlich vom Kopf ab. Sie waren direkt auf seinen Kopf in Form von Wolfsohren angebracht und sein Steiß war zu einem weißen, behaarten Schwanz verlängert. Flinn schlug auf sein Spiegelbild im Wasser ein, doch trotz der verschwommenen Ansicht ließ sich das grausame Wesen im Fluss noch gut erkennen.
,, Flinn, ich hatte solche Angst um dich!“
Antonie rannte ihm entgegen. Sie umarmte den wie versteinerten Flinn. Dann begann sie seine neuen Ohren zu untersuchen.
,,Hast du keine Angst vor mir?“ betrübt schaute er zu Boden .
,, Wieso sollte ich vor meinen Flinn Angst haben?“ Er wollte sie küssen, diesmal vorsichtiger ,als ein Schuss die Stille durchbrach.
,,Hab den Scheißkerl getroffen!“ , tönte es hinter einem Felsen hervor. Flinn schaute instinktiv an sich herab, sah aber kein Blut. Erst als Antonie in seinen Armen zusammenbrach, konnte er realisieren was geschehen war. Nicht er, sondern sie wurde erschossen, von ihrem eigenen Bruder,
,,Bleib bei mir, bitte!“ Behutsam legte Flinn Antonie auf mit dem Kopf auf seinen Schoß. Die Männer um sie herum waren verstummt. Regungslos starrten sie auf die beiden Liebenden. Wohl jeder von ihnen war sich seiner Schuld bewusst. Flinn kreischte, Heulkrämpfe übermannten ihn, doch Antonie schloss die Augen.
,,Verzeih mir!“ ,wisperte sie und tat ihren letzten Atemzug, als er das verzerrte Lachen des Teufelsweibs vernahm.
,,Der Wunsch ist zu groß, du kannst sie nicht wieder zum Leben erwecken.“
Der junge Müllerssohn wusste sich keinen anderen Rat mehr.
,,Dann will ich mit ihr auf ewig zusammen sein, das ist mein Traum, mein Wunsch und meine Bestimmung.“ Und so schloss er seine Augen und verwandelte sich in einen Wolf, um jede Nacht bei seiner Liebsten zu verweilen. Dies ist die Geschichte von zwei jungen Menschen, die ihren Traum nie aufgaben und zum Schluss, trotz aller Schwierigkeiten, doch zueinander fanden. Und es ist der Grund weswegen ich euch ermutigen will zu kämpfen.“
Nun war ich entschlossener denn je mein Ziel zu erreichen. Vielleicht würden Alexander und ich Kinder bekommen, einen Hof kaufen und heiraten können. Ich lächelte.
,, Lass uns noch ein paar Tage hier bleiben, wenn wir gestärkt sind ziehen wir weiter. Na, was meinst du Liebling?“, ich lehnte mich gegen Alexanders rechte Seite, dieser reagierte jedoch nicht und starrte mit weit aufgerissenen auf einem lehren Platz im Raum.
,,Alexander?“ Ach wer weiß, vermutlich ist er übermüdet oder geschockt, von der Geschichte, dachte ich und legte mich nieder, um ein wenig zu schlafen.


Epilog: Das Wesen starrte ihn direkt an. Er wusste was sie war, wer sie war und was sie wollte, aber er wusste er würde es ohne dämonische Magie schaffen….oder?

,,Vergiss es, das wird nichts…Sie ist doch das Mädchen deiner Träume.“ , brachte sie unter ständigem Gelächter zustande und verschwand.

Spiel: Harvest Moon – Die Sonnenscheininseln
Genre: Fantasy, Abenteuer
Inhaltsangabe:

Was passiert wenn das Licht in Dunkelheit getaucht wird? Wenn die Schatten all unsere Hoffnungen und Träume verdecken und die Finsternis die Oberhand gewinnt?

Chelsea ist schockiert. Auf den benachbarten Gebieten herrscht Chaos. Kein Land, keine Insel scheint vor den Unwettern in Sicherheit zu sein. Doch warum passieren all diese schrecklichen Dinge? Was ist ihr Grund? Und dann auch noch diese verwirrende Prophezeiung.
Chelsea und ihre Freunde begeben sich auf eine gefährlichen Mission, die wie sie schon bald merken, nicht nur das Schicksal ihrer Heimat betrifft, sondern das der ganzen Welt.
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1.DER STURM
Chelsea stand auf der Festinsel. Fröhlich genoss sie die Wärme der Sonnenstrahlen, die sie umgaben und sog die Frische Luft ein. Dann sah sie hinüber zu den anderen Inseln. Von hier aus hatte man einen herrlichen Ausblick! Doch dann bemerkte Chelsea, dass es immer finsterer wurde. Der vorher noch klare blaue Himmel, veränderte sich mit einem Mal in einen düsteren Wolkenhimmel. Dann. Ein Donnergrollen aus weiter Ferne, die Luft wirbelte auf und verwandelte sich in einen gewaltigen Sturm. Chelsea hatte Mühe sich fest zu halten, denn der Sturm drohte sie mitzureißen. Und dann hörte Chelsea eine Stimme, welche die Gewitterklänge übertönte.
Unheil zieht über das Land, vor dem niemand sicher ist. Seht euch vor!
Mit klopfenden Herzen riss Chelsea die Augen auf. Doch als sie sich umsah, stellte sie erleichtert fest, dass sie sich in ihrem sicheren Haus befand. Auch von draußen her hörte man nur Vogelgezwitscher und das ruhige Rauschen des Meeres in der Ferne. Ein Traum? Chelsea war verwirrt. Dieser Traum war ihr mächtig real vorgekommen. Dieser Sturm, der sie mit sich ziehen wollte, die verzweifelte Stimme, deren Worte sie noch immer im Gedächtnis hatte. Mit einem Mal schüttelte das Mädchen ihre wirren Gedanken aus dem Kopf. So ein Unsinn! sagte sie in Gedanken zu sich selbst. Die Nacht war doch klar und schön, was soll also passieren? Du musst aufhören, solche Hirngespinste zu haben! Chelsea gähnte nochmal ausgiebig, bevor sie sich wieder zurück in den Schlaf wiegte.
Warme Sonnenstrahlen durchleuchteten die Sonnenblumeninseln. Chelsea war heute früh aus dem Haus gegangen, um ihre Arbeiten auf der Farm zu erledigen. Früher als sonst. Sie wollte auf keinen Fall zu spät auf die Festinsel kommen. Heute war es wieder soweit! Das alljährliche Frühlingsfrüchtefest begann und heute Morgen konnte sie das erste Mal ihre prächtigen Kartoffeln vorführen. Den ganzen Frühling über hatte sie das Gemüse sorgfältig gegossen und darauf geachtet, dass sie genug Sonnenlicht bekamen. Sie grub ein paar, der schmackhaft aussehenden Kartoffeln aus und machte sich auf den Weg zur Festinsel.
Als Chelsea diese erreichte, sah sie, dass schon ziemlich viel los war. Sie erblickte zahlreiche Gäste aus Mineralstadt und anderen benachbarten Ortschaften, die gekommen waren um sich das Früchtefest anzusehen. Zwischen den Gästen erkannte sie Nathalie und Elliot. „Hey, Chelsea!“ rief der rothaarige Junge fröhlich. „Du hast da ja schöne Kartoffeln geerntet.“ „Danke“ lächelte Chelsea verlegen. „Ich wette, mit dem gewinnst du bestimmt.“ rief Elliots Schwester. „Das werden wir sehen“ sagte Chelsea achselzuckend. „Ich hab jedenfalls mein Bestes gegeben.“ „Ah, Chelsea, da bist du ja.“ ertönte eine Stimme von hinten. Sie gehörte zu Felicia, Nathalies und Elliots Mutter. „Wie schön“, sagte sie und lächelte Chelsea an. „Stell dich doch gleich mal zu den anderen Teilnehmern, ja? Wir werden wohl bald mit der Bewertung beginnen.“ Sie sah Chelsea freundlich an, doch in ihrem Blick lag auch etwas Besorgtes. „Ich hoffe nur, die Teilnehmerin aus Oberhafen kommt auch gleich, damit wir bald mit der Bewertung anfangen können“, fügte sie noch hinzu. „Was? Aurelia ist noch nicht da?“ fragte Chelsea verwundert. Aurelia war eine sehr eifrige und geschickte Frau aus Oberhafen. Sie hatte letztes Jahr beim Herbstfrüchtefest vor Chelsea haushoch den ersten Platz gemacht. Ihre Auberginen hatten einfach traumhaft ausgesehen! „Nein.“ erwiderte Felicia. „Ich mach mir ein wenig Sorgen, sie hat mir garantiert, dass sie kommen würde. Ich schlage vor, wir warten noch einen Moment, bis wir beginnen.“ Chelsea nickte Felicia zu und gesellte sich zu den übrigen zwei Teilnehmern. Felicia ging nun herum und sagte allen Bescheid, dass sie mit der Bewertung noch warten würden, solang Aurelia noch nicht da war. Es war bereits zehn vorbei und noch immer vergingen die Minuten. Chelsea war beunruhigt. Wenn Aurelia nicht bald käme, würde das Fest ohne sie stattfinden müssen. Doch da hörte Chelsea ein Boot anlegen und danach rasche Schritte, die auf sie zukamen. Es war Aurelia. Sie wirkte sehr niedergeschlagen und trottete auf die Mitte der Insel. Da bemerkte Chelsea etwas: Wo hat sie ihre Kartoffeln gelassen? Völlig verstört trat Aureilia zu Felicia und schluchzte. „Es ist so schrecklich! M-Mein ganzer Garten – vollkommen zerstört!“ „Nur die Ruhe, Liebes.“ Versuchte sie Felicia zu beruhigen. „Erzähl uns doch genau was passiert ist, ja?“ Aurelia begann zu erklären:„Ich war gestern Nachmittag noch draußen, um meine Kartoffeln zu gießen. Da war noch alles in Ordnung. Doch dann zogen plötzlich Wolken auf und es begann zu regnen. Immer heftiger. Und dann kam ein gewaltiger Hurrikan, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Es war furchtbar. Die ganze Nacht wackelten die Wände, ich hörte sogar wie Bäume umfielen. Und als ich heute Morgen nach draußen ging, war alles vollkommen zerstört! Auch die Gärten meiner Nachbarn waren völlig hinüber. Doch auch einige Zäune und Dächer waren beschädigt. Es war so schrecklich!“ Als Aurelia zu Ende gesprochen hatte, trat Stille ein. Alle dachten über diesen Vorfall nach und auch Chelsea wurde unbehaglich zumute. Nach einigen Sekunden war es Felicia, die das Schweigen brach. „Das ist eine wirklich schlimme Sache.“ sagte sie mitfühlend und legte zum Trost, die Hände auf Annas Schultern. „Und es tut mir furchtbar Leid, was dir und deinen Nachbarn passiert ist.“ Felicia zögerte etwas, ehe sie langsam fortfuhr: „Nun. Ganz abbrechen können wir das Fest nun nicht, schließlich haben sich alle sehr viel Mühe in ihre Kartoffeln gesteckt. Wir vergeben deswegen nur drei Plätze.“ Felicia trat voran und begutachtete nach der Reihe die Kartoffeln der Bewerber und machte sich zu jeder ein paar Notizen. Zuletzt kam sie an Chelseas Tisch. „Hmmm, wirklich sehr schöne Kartoffeln und auch noch so eine schöne Form. “ lobte sie die junge Farmerin. Chelsea konnte nicht anders als zu lächeln. „Vielen Dank“, sagte sie leise. Als Felicia die letzten Notizen aufgeschrieben hatte, wandte sie sich wieder an alle. „Gut, ich denke somit stehen die Gewinner fest!“ Sie hielt etwas inne, um die volle Aufmerksamkeit zu erlangen. Die einzelnen Gespräche verstummten und es wurde wieder ruhig. Felicia begann zu verkünden:„Der dritter Platz geht an Marie aus Pollendorf. Der Zweite Platz an Sara aus Zedernhof und unsere Gewinnerin ist Chelsea von den Sonnenblumeninseln!“ Chelsea rief rot an, als Felicia ihren Namen aussprach. Sie hatte tatsächlich gewonnen! Sie war wirklich stolz auf sich, die ganze Arbeit hatte sich also doch bezahlt gemacht. Als Preis überreichte Felicia ihr ein gelbes Kleinod. Es ist echt schön, so etwas in den Händen zu halten, nach der Mühe jeden Tag! Chelsea wandte ihren Blick zu der jubelnden Menge, darunter auch zu Elliot und Nathalie, die fröhlich aufsprangen. Dann fiel ihr Blick auf Aurelia aus Oberhafen und plötzlich bekam das Mädchen ein schlechtes Gewissen. Die arme Frau tat ihr leid, bestimmt hatte sie auch ebenso viel Arbeit in ihre Kartoffeln gesteckt und nun war ihr nach dem Hurrikan gar nichts mehr übrig geblieben. Aber warum war das passiert? Plötzlich erinnerte sich Chelsea wieder an ihrem mysteriösen Traum vor zwei Nächten.Unheil zieht über das Land, vor dem niemand sicher ist. Seht euch vor! Die Worte der verzweifelten Stimme, hallten ihr im Ohr wider.War das doch nicht bloß ein Traum?

Vaughn lehnte die Heugabel an die Wand und schloss die Stalltüren. Für heute war er mit der Arbeit fertig. Er ging auf die Tür zu, die zu Miras Tierladen führte und betrat den Raum. Mira stand hinter ihrem Tresen und verstaute ein paar Futtersäcke in ihrem Vorrat. „Ah, Vaughn.“ Sagte sie und blickte auf, als der Cowboy auf sie zukam. „Du bist fertig, das ist gut.“ Dann öffnete sie die oberste Schublade ihres Tresens und zog einen Beutel hervor. „Hier bitte, deine Bezahlung.“ Vaughn nahm den Geldbeutel und steckte ihn in seine Tasche. Schweigend nickte er Mira zum Abschied zu und verließ den Tierladen. Nun machte er sich auf ins Café. Er hatte jetzt richtig Lust auf eine heiße Tasse Milch. Das Café war ziemlich voll, als Vaughn es betrat, aber er fand sich noch einen freien Tisch an der hinteren Ecke. Vaughn wandte sich zu Haila, der Café-Besitzerin. „Eine Tasse heiße Milch bitte.“ „Ganz recht“ erwiderte die alte Frau freundlich, nahm eine Tasse, schenkte etwas Milch ein und reichte sie ihm. Vaughn nahm die Tasse und stellte sie auf den Tisch. Am Tisch daneben standen Denny, Mark und Lanna, die sich aufgeregt miteinander unterhielten. „Habt ihr das schon gehört? Chelsea hat beim Frühlingsfrüchtewettbewerb gewonnen!“ rief Lanna aufgeregt. „Oh echt? Das ist super!“ jubelte Mark. Ah, Chelsea hat also dieses Jahr gewonnen. Die Frau wird in Sachen Landwirtschaft immer besser. Vaughn erinnerte sich nur zu gut an ihre anfänglichen Schwierigkeiten. Vaughn nahm einen Schluck von seiner Milch und lauschte weiter dem Gespräch. „Ich hab aber auch etwas anderes gehört.“ sprach Lanna weiter, diesmal etwas leiser. Die Jungs hörten ihr gespannt zu. „Die vierte Teilnehmerin aus Oberhafen konnte gar nicht mitmachen. Nathalie hat mir erzählt, dass sie von einem heftigen Hurrikan gesprochen hat, der nicht nur ihre Ernte ruiniert, sondern auch ganz Oberhafen verwüstet hat.“ Denny und Mark blickten Lanna entsetzt an. „Was? Im Ernst?“ Dennys Stimme klang sehr besorgt und auch Vaughn war wie erstarrt. Ein Hurrikan?So heftig, dass er sogar Dächer zerstören konnte? Und dann erinnerte sich Vaughn an etwas. Er hatte heute einen merkwürdigen Traum gehabt. Eine Stimme die zu ihm rief, dass etwas Schlimmes passieren würde.
Unheil zieht über das Land, vor dem niemand sicher ist. Seht euch vor!
– Was hat das alles zu bedeuten?
2.DAS UNGEWISSE
Zwei Tage waren vergangen, nachdem der Hurrikan über Oberhafen gewütet war. Chelsea war mit ihren Gedanken noch immer bei ihrem Traum. Nachdenklich wühlte sie im Garten herum und zupfte etwas Unkraut aus den Beeten der Sommerpflanzen, welche sie gestern gesetzt hatte. Als Chelsea mit ihrer Gartenarbeit fertig war, nahm sie etwas Milch und Eier, die sie sich aufgehoben hatte und marschierte damit zur Grünen Insel. Taro hatte sie am Vortag noch gebeten, ein paar Produkte von ihrem Hof zu ihm zu bringen. Vorsichtig ging sie zu Taros Haus und fuhr mit ihrer Hand auf die Türklinke. Noch im selben Moment, als Chelsea die Tür öffnete, trat plötzlich ein Junge heraus, mit dem sie beinahe zusammengekracht wäre. Vor Schreck trat sie ein paar Schritte zurück. Als sie sich wieder gefasst hatte, sah sie zu dem Jungen hinüber. Er hatte nachtschwarzes Haar und seine Augen waren durchdringend grau wie ein Gewitterhimmel. „Tut mir Leid,“ keuchte Chelsea und bemühte sich, ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen. Der Junge blickte sie an und verzog wütend sein Gesicht: „Sag mal kannst du nicht besser aufpassen, wo du hinläufst?“ „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ fragte das braunhaarige Mädchen leicht genervt. „Ich wollte nur zu Taro und ihm meine Sachen bringen.“ Der Schwarzhaarige musterte eine Sekunde lang die Waren, die Chelsea fest in der Hand hielt. „Du bist also eine Farmerin? Hätt ich von für jemanden wie dich nicht erwartet. Da wird ja doch noch was aus dir.“ Chelsea verstand nun gar nichts mehr. „Äh und was genau ist dein Problem?“ Der Junge fuhr ungewandt fort. „Ich? Ach nein, ich hab kein Problem. Aber vielleicht solltest du bei deinen Produkten mehr auf Jersey-Milch und Eiern von Seidenhühnern setzen. Die bringen viel mehr Geld ein, weißt du? “ „Danke das weiß ich selbst.“ knurrte Chelsea verbissen. Dieser Typ ging ihr langsam aber sicher einfach nur auf den Keks. „Ja, ich wollte dir eben nur einen Tipp geben.“ „Und ich gib dir mal einen Tipp“, brach es aus Chelsea heraus. „Hör auf mich mit deinen blöden, besserwisserischen Sprüchen zu nerven, oder du wirst es bereuen!“ „O-och und was wir du dann tun?“ höhnte der schwarzhaarige Junge vergnügt. „Mir eine runterhauen? Tut mir leid, aber ich steh nicht so auf Gewalt, Kleines. Außerdem machst du mir mit deinen Drohungen keine Angst.“ „Ach ja? Das werden wir schon noch sehen“, Chelsea war mittlerweile so wütend, dass sie diesem Angeber am liebsten mit ihren Eiern beworfen hätte, aber das wollte sie ihren schönen Produkten dann doch nicht antun. „Du bist eine Amateurin, weißt du das?“ seufzte der Junge und wandte seinen Kopf gelangweilt zur Seite.
„Tala! Was ist denn hier los?“ kam eine Stimme von drinnen, die zu Taro gehörte. Nicht lange, da kam der alte kleine Mann auch schon aus dem Haus. Dankbar für diese Erlösung, betete Chelsea ein Stoßgebet zur Erntegöttin. „Ah, Chelsea. Du hast deine Waren mitgebracht, wie schön.“ Rasch übergab Chelsea dem alten Mann Eier und Milch, woraufhin er sie stolz anblickte. „Du hast deine Arbeit wirklich sehr gut gemacht, deine Bezahlung bekommst du später, ich hab jetzt leider alle Hände voll zu tun.“ „Ach, das geht schon in Ordnung.“ winkte Chelsea ab, an Tala gewandt fügte sie neckend hinzu: „Siehst du? Ich bin doch nicht so eine Amateurin.“
Dieser schnaubte nur verächtlich auf. „Tala, hör bitte auf so unfreundlich zu Chelsea zu sein, sie ist eine meiner fleißigsten Lieferantinnen.“ „Ja, schon gut. Ich wollte sowieso gerade gehen.“ antwortete er gereizt und mit diesem Wort verschwand er Richtung Sprosseninsel. „Tut mir leid, dass er so unhöflich zu dir war, Chelsea.“ seufzte Taro entschuldigend, dann fuhr er fort. „Nun, ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Wir sehen uns!“ Und somit eilte Taro mit Chelseas Waren zurück in sein Haus. Das Mädchen wandte sich von dem Warenhaus ab. Noch immer verärgert trottete sie an Chens Laden vorbei. „Ach mach dir nichts draus, er war schon immer ein bisschen schwierig.“ kam es von weiter drüben. Julia stand an der Tür des Tierladens gelehnt und schmunzelte gelassen. Offenbar hatte sie den Streit mitbekommen. „Woher kennst du ihn?“ fragte Chelsea. „Er ist vor ein paar Tagen hergekommen. Taro hat ihn anscheinend gefunden, als er mit seinem Schiff gekentert ist. Er wohnt jetzt derweil in Karons Gasthof.“ „Verstehe“ meinte Chelsea. Sie war noch immer wütend auf diesen blöden Angeber. „Ach, was ganz was anderes.“ wechselte Julia das Thema. „Popuri und Karen haben mir heute einen Brief geschrieben. Sie schrieben, dass ihre Heimat, Mineralstadt von einem heftigen Sturm heimgesucht wurde und es gab sogar Überschwemmungen.“ Chelseas Herz rutschte in ihre Magengegend. „Was?“, japste sie. „Aber wie konnte das passieren?“ „Sie hatten mir geschrieben, dass es am helllichten Tag plötzlich dunkel wurde und dann zogen schon die Wolken auf. Keine Sekunde später hatte es auch schon zu regnen begonnen.“ Chelsea musste sich erst mal hinsetzen um ihre Gedanken wieder zu fassen. „Genau wie vor zwei Tagen in Oberhafen und jetzt in Mineralstadt? Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl.“ „Willst du damit sagen, dass die beiden Katastrophen zusammenhängen könnten?“ fragte Julia überrascht. Chelsea musste erst über ihre Worte nachdenken. Und dann war sie selbst überrascht, weil ihr klar wurde, dass ihre Worte gar nicht mal so falsch sein könnten. „Oh ja.“ erwiderte Chelsea nach einer Weile. „Aber das würde dann bedeuten, dass es auch bei uns eine Katastrophe geben würde.“ „Wie meinst du das?“ fragte die junge Farmerin und schaute ihre Freundin verwundert an. Julia sank den Kopf und starrte zu Boden. „Naja, wenn zuerst Oberhafen betroffen war und jetzt Mineralstadt...Chelsea, überleg' doch mal, Mineralstadt ist nicht weit von uns entfernt! Es könnte auch bei uns eine Katastrophe geben!“ Erschrocken riss Chelsea die Augen auf. „Oh nein.“ flüsterte sie. „Aber was sollen wir tun? Wir können doch nicht warten, bis das Wetter zu uns kommt.“ Julia sah Chelsea mit festem Blick an. „Ich glaube, da bleibt uns nichts anderes übrig, als die Erntegöttin um Rat zu fragen.“
Vaughn stand auf einer mysteriösen Insel. Rund um ihn herum rauschte das Meer und es duftete nach Salz. Ist es Wirklichkeit oder doch nur ein Traum? fragte er sich. Er ging ein Stück, den weißen sandigen Weg entlang. Weiter hinten befand sich ein aus weißem Marmor errichtetes Gebäude. Es schien wie eine Art Schloss zu sein, nur etwas kleiner. Es war nicht zu verspielt, sowie Vaughn es bei anderen Bauwerken gesehen hatte. Das Gebäude war eher schlicht und einfach gebaut, das aber auf eine Weise elegant und magisch wirkte. Doch das ist nicht das einzige, das Vaughn auffiel: Rund um das Gebäude schwirrten seltsame weiße Wesen. Es waren keine Vögel, soviel war sicher. Aber dennoch hatten sie Flügel. Ihr weißer, geisterähnlicher Körper war von einem hellen Licht umgeben. Wenn sie sich um das Schloss bewegten, sahen sie beinahe wie viele kleine Lichtstrahlen aus, die das Schloss umgaben. Plötzlich verblasste das friedliche Bild vor seinen Augen und er fand sich auf der Grünen Insel wieder. Doch dem schönen Azurblau des Himmels war nun ein gewittriges tief dunkles Grau gewichen. Von oben herab hörte man lautes Donnergrollen und der Sturm peitschte den Regen über die Inseln. Das Unwetter schien immer heftiger zu werden und der Sturm tobte. Vor Schreck, sah Vaughn, dass sämtliche Häuser vollkommen zerstört wurden. Taro fluchte herum und suchte mit Felicia, Nathalie und Elliot einen schützenden windgeschützten Ort. Chen und Charlie schauten verzweifelt zu den Trümmern, das einmal ihr Zuhause gewesen war. Selbst Yasuro der Angler bekam Angst und suchte sich Schutz. Von weiter drüben drang Miras verzweifelte Stimme in sein Ohr: „Oh nein, der Tierladen. Komplett zerstört!“ „Wir müssen die Tiere in Sicherheit bringen!“ schrie Julia entsetzt. Drinnen von den Stallungen hörte man die verzweifelten Rufe der Tiere, die in Panik geraten waren. Vaughn stürmte los. Wollte Mira und Julia helfen. Doch als er bei Miras Tierladen angekommen war, wurde er zurückgezogen. Immer weiter. Weg von den zerstörten Gebäuden, weg von der Grünen Insel. Alles was er noch spürte, war das tobende Geräusch des Sturms.
Schweißgebadet wachte Vaughn auf. Er befand sich wieder in seinem Bett. Hastig setzte er sich auf; seine Gedanken wirbelten. „Schon wieder so ein Traum“ sagte er zu sich. „Und diesmal betraf es die Sonnenblumeninseln. Heißt das, dass der Sturm auch zu uns kommen wird? “ Vaughn wusste es nicht, aber die Sache beunruhigte ihn doch immer mehr. Aber vorerst war er zu müde um noch länger darüber nachzudenken. Vaughn atmete noch einmal tief durch, dann ließ er sich wieder in sein Bett zurück sinken.

Am nächsten Morgen war Vaughn damit beschäftigt, die neuen Tiere, die er Mira gebracht hatte in die Stallungen zu bringen. Eigentlich war er ja gut darin, mit Tieren zu arbeiten, doch heute wollten sie ihm nicht so recht gehorchen. War es so, weil er mit seinen Gedanken in Wahrheit völlig wo anders war? Er wusste es nicht. Doch das alles nützte ihm nichts gegen zwei störrische Kälber. „Na kommt schon“ redete er auf die Tiere ein. „Nun geht endlich in euren Stall!“ Vaughn wusste zwar nicht, ob die Tiere ihm wirklich verstanden hatten, aber wenn, dann wäre das jetzt einer seiner Wünsche. Doch seine Hoffnung ging verloren, als das eine Kalb auf die Seite sprang und das andere wieder zurück nach draußen rennen wollte. Es war zum Verrückt werden! „Vaughn. Ist alles in Ordnung?“ Der Cowboy wandte sich um und sah Mira, die gerade in den Stall kam. Sodann streckte er denn Kopf wieder zur Seite. „Ja“ erwiderte er sarkastisch. „Alles bestens.“ „Die beiden Kälber wollen dir wohl nicht wirklich gehorchen, “ bemerkte Mira und musste kichern. Na toll! Jetzt macht sie sich auch noch über mich lustig. Dann wurde Miras Miene mitfühlend. „Du siehst aus, als würde dich irgendetwas beschäftigen. Was bedrückt dich?“ Vaughn musste nachdenken. Soll ich es ihr wirklich sagen? Nein. Ich kann Mira unmöglich von meinem Traum erzählen, sie würde mich für verrückt halten! Und wenn sie mir doch glauben sollte, dann will ich nicht, dass sie sich unnötige Sorgen macht. Missmutig atmete er tief durch. „Hör zu Mira, es ist wirklich nichts über das du dir Sorgen machen musst. Es ist alles in Ordnung“ Es war Mira anzusehen, dass sie ihm nicht ganz glaubte, ließ es aber dabei beruhen. „Na gut.“ sagte Mira. „Aber ich schlage vor, dass du dir für heute frei nimmst. Ich werde das hier für dich schon in Ordnung bringen.“ Mira deutete auf die beiden Kälber, die jetzt zusammen in einer Ecke standen und genüsslich an dem Heu knabberten, das zu Boden gefallen war. Erst wollte Vaughn ihr schon widersprechen, doch dann belehrte er sich doch eines besseren. „Ja, mach ich.“ sagte er leise, überließ Mira seine Arbeit und ging ins Freie. Eigentlich hat Mira gar nicht mal so Unrecht. stellte er fest. Fürs erste brauch ich wirklich mal Ruhe. Er machte sich auf und schlug den Weg zum Lokal ein. Vielleicht konnte ja ein frischer Milchreis seinen Kopf wieder klar machen. Er betrat das Lokal und ging an die Theke. „Ah, Vaughn. Na, wieder das übliche?“ fragte Nick, der Wirt. Der junge Cowboy nickte. Vaughn setzte sich an den Tisch und Nick brachte ihm sogleich sein Essen. Nachdenklich schob Vaughn sich einen Löffel voll Milchreis in den Mund. Dachte ich es mir doch, das ist genau das, was ich jetzt brauche. Vaughn tat sich keinen Zwang an und nahm sich gleich noch mehr von dem Milchreis. Diese Träume hatten alle etwas zu bedeuten, das wusste er und sie hatten wohl alle mit diesen Unwettern in letzter Zeit zu tun. Aber was konnte er schon groß tun? Er war kein Gott, der so einfach Gewitter zurückrufen konnte. Doch dann kam ihm ein Gedanke. Götter. Nein, er selbst war kein Gott, aber jemand anders. Vielleicht sollte ich mich an die Erntegöttin wenden?

3. DIE PROPHEZEIUNG
Der Himmel war verdunkelt und die Sonne hatte sich bereits zurückgezogen und dem Mond Platz gemacht. Endlich war Vaughn auf der Göttinnen-Insel angelangt. Er hatte bis zum Abend hin gewartet, dies war die perfekte Zeit um mit der Erntegöttin zu sprechen und wo er sich vergewissern konnte, dass niemand anderer zuhört. Naja, fast. Als Vaughn auf die Lichtung kam, wo die Quelle der Erntegöttin lag, sah er vier weitere Personen. Er erkannte Chelsea, Julia, Nathalie und Denny, die aufgeregt miteinander redeten. Als sie Vaughn bemerkten verstummten sie abrupt. „Vaughn?“ fragte Julia. „Du bist auch hier?“ Vaughn kniff die Augen zusammen. „Ja bin ich. Ich wollte mit der Erntegöttin sprechen.“ antwortete er. Er wusste nicht, was sie meinte und vor allem nicht, warum sie alle hier waren. „Wir wollen auch mit ihr reden.“ sagte Denny. „Ja, wir hatten alle Träume von dem Unwetter“ ergriff nun Chelsea das Wort. Vaughn war jetzt nur noch verblüffter. „Was? Ihr habt alle diese Träume gehabt?“ „Ja haben wir,“ antwortete Chelsea. „Du also auch?“ Vaughn nickte. „Oh ja, es war echt furchtbar“ Ein erneuter Schauder kroch über Vaughns Rücken, als er an die zerstörten Häuser dachte. „Glaubt ihr die Erntegöttin weiß wirklich, was wir tun sollen?“ fragte Nathalie misstrauisch. „Das weiß ich nicht“ gab Chelsea zu bedenken, „Aber wir müssen es einfach versuchen oder?“ Julia und Denny nickten und auch Vaughn stimmte mit ihnen ein. Nathalie zögerte einen Moment, entschloss sich dann aber doch dazu. „Na gut.“ meinte sie mit fester Stimme. „Dann sollten wir nun ein Opfer bringen, nicht?“ sagte Chelsea schließlich. „Julia, hast du die Erbeeren dabei?“ „Aber natürlich.“ Sagte das blonde Mädchen und zog einen Korb voll roter Früchte hervor. „Ich denke es sind genügend Erdbeeren da. Jeder nimmt sich einfach eine und wirft sie in die Quelle.“ Julia ging herum und verteilte an jedem eine Beere. Zusammen warfen sie die Erdbeeren in das Wasser, wo sie sich sofort auflösten. Ein helles Licht drang aus der Quelle und breitete sich auf der Insel aus. Eine schlanke, märchenhafte Gestalt kam zum Vorschein. Aber...es war nicht die Erntegöttin. Über der Quelle schwebte ein Mädchen mit langen, blauen Haaren und silbernen Augen. Sie hatte eine zarte Figur und ihr weißer Körper war mit demselben Licht umgeben, wie bei diesen Lichtwesen, die Vaughn in seinem Traum gesehen hatte. „Schön dass ihr gekommen seid. Ich hab euch schon erwartet.“ sagte das Mädchen freundlich, mit einer wahrlich wohlklingenden Stimme. „Wer bist du?“ fragte Vaughn. „Du bist doch nicht die Erntegöttin. Und was meinst du damit, dass du uns erwartet hast?“ „Nein ich bin nicht die Erntegöttin.“ antwortete das Mädchen. „Aber sie hat mir erlaubt, heute über ihre Quelle mit euch zu sprechen. Mein Name ist Sakana und ich bin eine Nereide. Ihr seid hier, weil ich euch alle hier hergerufen habe.“ „Warte mal einen Moment“, wandte Denny ein. „Heißt das, du warst diejenige, die uns diese Träume geschickt hat?“ Sakana nickte. „Ja, ich hab euch Visionen gesendet.“ „Aber warum hast du gerade uns hier hergerufen?“ wollte Nathalie wissen. „Weil ihr die Auserwählten seid und ihr eine Aufgabe habt.“ „Eine Aufgabe?“ fragte Julia verblüfft und auch Vaughn verstand gar nichts mehr. „Ich bin gekommen, weil ich euch etwas Wichtiges sagen muss“, erklärte Sakana und sie begann zu erzählen: „Sicher habt ihr bemerkt, dass es in letzter Zeit so viele schlimme Unwetter gibt. Nun das liegt daran, dass unsere Welt aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist. Vor kurzem lebte unser Volk noch in Frieden und in Harmonie. Doch dann gelang es Ohanzee, einem finsteren Dämonen, die Macht über unser Land zu erobern und unser geliebtes Reich in Finsternis zu tauchen. Doch das bedroht auch die anderen Welten. Seitdem er regiert, geht es auf der ganzen Welt drunter und drüber. Überall entstehen Stürme, riesige Wellen oder heftige Gewitter. Und immer kommen neue Katastrophen hinzu. Bald wird es auf der ganzen Welt so sein und wenn das passiert, kann der ganze Planet in Finsternis gehüllt werden und alles, wofür wir je gelebt haben würde enden. “ Erschrocken hörte Vaughn Sakanas Geschichte zu Ende und auch die anderen schienen schockiert zu sein. „Was können wir tun?“ fragte Julia sofort. Sakanas Worte waren ruhig. „Die einzige Möglichkeit, wie wir Ohanzees Macht verhindern können, ist, eine uralte Welt wieder auferstehen zu lassen. Eine Welt die längst vergessen wurde: das Verlorene Reich. Geht und findet es! Das ist eure Aufgabe. “ Vaughn wollte gerade etwas erwidern, doch da löste sich die Gestalt desr Nereide auch schon auf. „Na toll.“ sagte Denny genervt. „Wir sollen was finden, was längst vergessen ist. Sie hätte uns wenigstens verraten können, wie wir das anstellen, immerhin haben wir ja keinen Plan.“ Julia gähnte nur so vor sich hin. „Ich würde vorschlagen, wir schlafen eine Nacht darüber. Lasst uns das morgen in aller Ruhe besprechen, okay?“ „Das ist eine gute Idee“, stimmte Nathalie zu und musste ebenfalls ein Gähnen unterdrücken. „Na gut, dann bis morgen.“ verabschiedete sich Chelsea von den anderen und nacheinander gingen sie nachhause. Nur Vaughn blieb noch etwas zurück. Er dachte über Sakanas Worte nach. Sie waren also dazu beauftragt worden, die Welt vor Bösen zu beschützen. Na das kann ja was werden!

4. DER AUFBRUCH
Am nächsten Morgen kam unter den fünf Freunden eine gedrückte Stimmung auf. Jeder von ihnen dachte nur an Sakana und an ihre Mission die sie erfüllen sollten. Sie hatten sich bei Chelsea zusammengesetzt, grübelten und diskutierten über das Geschehene und was geschehen werden sollte. „Diese Sakana hat uns nicht mal einen Anhaltspunkt gegeben, wie sollen wir dann etwas finden das versteckt ist?“ fragte Nathalie und Denny nickte ihr beipflichtend zu. „Dann müssen wir uns einfach irgendeinen Anhaltspunkt suchen.“ stellte Chelsea klar. Ja, der Ort mag vielleicht verborgen sein...Aber sicher gibt es irgendwelche Hinweise, irgendwelche Zeichen, die uns den Weg zeigen können. „Ganz genau“ gab ihr Julia Recht. Sie schien mit der ganzen Sache eher optimistisch eingestellt zu sein. „Und einen haben wir jedenfalls schon mal.“ Alle wandten sich überrascht zu dem blonden Mädchen um. „Um den Ort zu finden müssen wir über Wasser reisen, wir brauchen also ein Boot um dort hinzukommen.“ „Da hast du recht“ sagte Nathalie. „Vielleicht können wir ja Will fragen, ob er uns sein Schiff für eine Weile leiht?“, „Ist eine ganz super Idee“ begann Denny, war jedoch skeptisch. „Aber glaubt ihr wirklich, dass Will uns sein Schiff für diese Abenteuerfahrt borgen wird? Wir wissen doch nicht mal was alles auf uns zukommt. Und sollten wir die anderen wirklich in dieses Geschehen einweihen?“ „Ich weiß es nicht“ gab Chelsea zu bedenken und ihr Kopf schwirrte nur so von diesen zähen Diskussionen. Aber wenn sie sich nicht bald aufmachten, dann würden die Umstände nur noch schlimmer werden. Doch dann fasste sie sich Mut. „Dann müssen wir uns fürs Erste ein einfaches Boot nehmen. Wir werden schon zu einem größeren Schiff kommen, wenn wir erst mal an einem Hafen angekommen sind.“ Ihre Freunde nickten ihr zu und auch sie schienen etwas entschlossener zu werden. „Ja, stürzen wir uns in einfach in ein Abenteuer!“ rief Nathalie aufgeregt und hüpfte auf. Das stimmte auch Julia, Denny und Vaughn in bessere Laune und sie wurden immer interessierter. Chelsea war überglücklich. Sie hob ihre Hände und ballte sie energisch zu Fäusten. „Echt super! Dann würde ich vorschlagen, wir machen uns für unsere Reise fertig und treffen uns am Abend draußen am Strand auf der Grünen Insel.“ „Genau so machen wir es!“ erwiderte Denny und die Gruppe teilte sich auf, um sich für ihre bevorstehende Suche vorzubereiten.

Als es endlich Abend war und der Mond hoch am Himmel stand, versammelten sich die fünf Auserwählten auf der Grünen Insel. Chelsea hatte sich einen Rucksack gepackt indem sie etwas zu Essen, Säfte, zusätzliche Kleidung und noch ein paar bunte Gräser eingepackt hatte. Sicher war sicher! „Gut. Seid ihr fertig? Dann können wir losgehen.“ sagte Nathalie leise und wandte sich zum Gehen. Die anderen folgten ihr und schlugen den Weg zum Boot ein. „Na, wen haben wir denn da?“ erklang eine Stimme hinter ihnen. Chelsea fuhr zusammen. Hastig drehte sie sich um, um zu sehen, wer ihnen gefolgt war. Ein schwarzhaariger Junge kam hinter dem Lokal hervor und schlich gelassen auf sie zu. „Tala!“ zischte Chelsea. „Was willst du hier? Spionierst du uns etwa nach?“ „Nur die Ruhe, Kleines.“ besänftigte sie Tala und hielt seine Arme verschränkt. „Außerdem, warum sollte ich euch denn nachspionieren? Man sieht euch doch schon die ganze Zeit an, dass ihr irgendwas ausgeheckt habt.“ „Was willst du damit sagen?“ fragte Denny. „Nun, damit will ich sagen, dass ich zufällig weiß, was ihr vorhabt.“ Chelsea starrte den Schwarzhaarigen irritiert an, aber gleichzeitig war sie auch genervt. Warum konnte sie dieser Typ, denn nicht einfach in Ruhe lassen? „Ach ja? Und was bitteschön, sollte dich das angehen?“ „Wenn du mich so fragst, eine ganze Menge.“ gab Tala zurück. „Ihr wollt also hinaus aufs Meer und das Verlorene Reich finden, ja? Habt ihr euch eigentlich schon mal darüber Gedanken gemacht, wie ihr dort hinkommen wollt?“ - „Naja, wir wollten eigentlich dieses Boot dort nehmen.“ Julia deutete auf das kleine Dingi, das an der Brücke befestigt war. Tala schüttelte den Kopf. „Vergesst es! Mit diesem Ding überlebt ihr auf hoher See keine fünf Sekunden.“ „Ach und was schlägst du stattdessen vor, Mr. Ich-weiß-alles-besser-und-ihr-nicht?“ wollte Nathalie wissen. Chelsea musste sich ein Lachen verkneifen, Nathalie hatte Tala wirklich gut getroffen! Nur dieser schien davon nicht sehr begeistert zu sein. „Für dich noch immer Mr.-Ihr–sollt-besser-auf-mich-hören, Süße!“ Dann wurde Talas Miene ernst. „Hört zu, “ flüsterte er. „Ich mach euch ein Angebot. Ich stelle euch mein Schiff zu Verfügung. Ich habe es mithilfe von Gannon wieder repariert und es ist wieder wie nagelneu! Die einzige Bedingung, die ihr erfüllen müsst ist, mich mitzunehmen.“ „Was? Dich mitnehmen? Nein, das kommt nicht in Frage!“ lehnte Chelsea sein Angebot ab. Sie wollte auf keinen Fall mit diesem arroganten Großmaul zusammen auf die Reise gehen. „Verstehe“ sagte Tala verächtlich. „Dann geh ich wohl davon aus, dass ihr lieber sterben wollt, als meine Hilfe anzunehmen. Ich kenn mich übrigens ein wenig über diese Gewässer aus und über diese Wesen, die sich auf der See so herumtreiben. Glaubt mir eines, die werden euch garantiert zum Abendbrot verspeisen.“ „Du, Chelsea“ wandte Vaughn ein. „Ich glaub es ist besser, sein Angebot anzunehmen. Sein Schiff bietet uns viel Schutz, außerdem sind wir viel schneller, als mit diesem Dingi.“ Da hat Vaughn nicht mal so Unrecht. Widerwillig gab Chelsea nach. „Also na gut.“ sagte sie schließlich. „Du darfst uns begleiten.“ Talas sturmgraue Augen begannen zu leuchten. „Vielen Dank.“ erwiderte er und machte sich sogleich auf den Weg, zu seinem Schiff, woraufhin ihm die anderen folgten. Chelsea schloss sich ihnen an und bildete das Schlusslicht. Ob das wirklich eine kluge Entscheidung war? fragte sie sich. Naja, wenigstens haben wir jetzt ein geeignetes Schiff für unser Abenteuer gefunden.
Frischer Salzduft und der Klang des Wellenrauschens begleiteten die Abenteurer auf ihrer Reise. Ein Tag war vergangen, nachdem sie mit Talas Schiff losgesegelt waren. Bis jetzt war ihr Abenteuer noch nicht so spektakulär verlaufen. Den ganzen Tag über war es ruhig gewesen und die See verhielt sich still. Nur gelegentlich sah man einige Möwen vorbeifliegen, die an den Küsten ihr Nest errichtet hatten. „Sag mal Tala,“ ergriff Vaughn endlich das Wort. „Hast du nun eine Ahnung, wie wir dieses Verlorene Reich finden können?“ Tala antworte: „Nein, das weiß niemand. Es gibt Gerüchte von Leuten, die glauben einmal dort gewesen zu sein. Aber keiner von ihnen hat es je beweisen können, dass er wirklich existiert. Genauer gesagt ist das auch schon Jahrzehnte her. In der heutigen Zeit gibt es kaum jemanden, der sich über so einen geheimen Ort Gedanken machen würde. Die Menschen sind heutzutage viel zu verwöhnt, sie haben nur mehr Geld und ihre Karriere im Kopf. Von wirklichen Träumen, ist da längst keine Spur mehr. „Aber das ist doch schrecklich!“ sagte Julia entsetzt. „Wie kann man nur aufhören zu träumen? Die Phantasie ist doch so wichtig, sie gibt innere Freiheiten!“ „Bei euch mag das vielleicht anders sein“, stellte Tala klar. „Aber ich bin viel herumgekommen und ich kann euch sagen, dass die meisten der Menschen, denen ich begegnet bin, so sind: Selbstsüchtig und machtgierig.“ Tala legte einen tiefen Hass in seine Stimme, als er die letzten Worte aussprach. Ob er wohl schlechte Erfahrungen darin gemacht hat? dachte Chelsea. Vielleicht war das ja eine der Gründe, warum er manchmal so unausstehlich werden konnte. „Hey Leute, schaut mal! Das müsst ihr euch ansehen!“ schrie Nathalies aufgeregt und kam vom Bug herübergestolpert. Chelsea wirbelte herum und dann wusste sie auch schon, was ihre rothaarige Freundin damit meinte: Der Himmel, der vorher noch schön blau gewesen war, hatte sich nun verfinstert. Düstere, tiefgraue Wolken waren aufgezogen und von oben her wurde es immer Schwärzer und Schwärzer. Ein Windhauch strich über ihre Haare und durchwehte die Segel des Schiffes. Und dann spürte Chelsea wie der Wind immer wilder und wilder wurde. Das Meer wurde unruhiger und hohe Wellen schlugen auf die Schiffswände. „Schnell! Wir müssen aus diesem Eck verschwinden!“, schrie Denny entsetzt. „Ich versuch das Schiff aus dem Wind zu lenken.“ rief Tala, der jetzt das Steuer gepackt hatte, um das Schiff nach Backboard zu wenden. Doch es war bereits zu spät. Ein mächtiger Sturm umgab die Inselbewohner, aus dem nun kein Entkommen war. Chelseas Herz klopfte wie wild. Was sollen wir nur tun? Sie konnten den Hurrikan nicht mehr aufhalten, sie waren gefangen! Das Meer schlug immer höhere Wellen, als ob es das Schiff mit sich ziehen wollte. Chelsea sah auf einmal, wie um sie herum merkwürdige Schatten herumschwirrten. Nein, das waren keine Schatten. Es waren schwarze, geisterhafte Wesen mit schlanken Armen, an deren Händen sich spitze Finger befanden. „Was sind das für Wesen?“ wollte Denny wissen, der diese Geister nun auch bemerkt hatte. „Schattendämonen“ antwortete Tala knapp. „Das bedeutet nichts Gutes!“ Wie wilde Fledermäuse tanzten die Schattendämonen um ihr Schiff herum. Sie gaben einen schrillen Gesang von sich, in eine Sprache, die Chelsea nicht verstand. Doch eine Minute später, hatte die Farmerin ihre Worte sehr wohl verstanden, denn ein riesiger Strudel zog sich vor ihnen auf. Zu allem Überfluss tönte der Sturm noch heftiger, als zuvor und riss das Schiff aus dem Gleichgewicht, sodass es ins Wanken geriet. Und dann spürte Chelsea, wie sie mit voller Kraft eingesaugt wurden und alles was das Mädchen noch sehen konnte, war der tobende Strudel, der sie mit sich riss, wie ein loses Blatt.

5. DAS SCHWARZMEERREICH
Finsternis erfüllten Chelseas Augen, als sie wieder zu sich kam. Doch sie hätte genauso gut die Augen zulassen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Als sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnten, sah sie sich nach den anderen um. „Wo-wo sind wir?“ flüsterte Nathalie neben ihr. Ihre Stimme klang zittrig, doch Chelseas hörte sich auch nicht viel besser an, als sie ihr antwortete. „Keine Ahnung. Sieht aus wie das tiefste Loch der Unterwelt.“ Und nach dem sah es wirklich aus. Langsam kamen auch die anderen Vier zu sich. „Oh nein, das ist nicht gut. Ganz und gar nicht gut!“ Talas Augen waren vor Schreck geweitet und er fasste sich an seine nachtschwarzen Haare. „Was soll nicht gut sein?“ fragte Chelsea. „Dieser Ort.“ hob Tala an. „Das ist das Schwarzmeerreich. Die Schattendämonen haben uns durch den Strudel hierher gebracht.“ „Das Schwarzmeerreich“ wiederholte Julia. „Dann ist das also das Reich von Ohanzee?“ „Ganz genau“, sagte der Schwarzhaarige düster. Chelsea sah sich nochmal um. Plötzlich bemerkte sie, dass der Raum heller wurde. Sie sah auf und erkannte die Schattendämonen, die Fackeln mit sich trugen. Ein paar andere aus der Gruppe, schwebten zu den Abenteurern hin und packten sie an den Armen. „Menschenkinder!“ hauchte einer der Schattendämonen. „Kommt mit uns“ wisperte ein Zweiter. Chelsea wollte sich schon wehren, aber diese Biester ließen ihr keine Chance. Die Dämonen packten sie, jeder nahm einen Arm und zogen das Mädchen mit sich. Auch ihren Freunden erging es nicht viel besser und wurden von den Ungeheuern ebenfalls verschleppt. Wohin sie uns wohl bringen? Chelsea seufzte. Na wohin wohl? Natürlich zu ihrem geliebten Herrscher, Ohanzee, dem Fürsten der Schattendämonen. Doch Chelsea mochte ehrlich gesagt, gar nicht daran denken.
Die Dämonen zogen die Freunde weiter, bis sie einen großen, hellen Raum erreichten. Er war rund und an den Erdwänden hingen Fackeln, die dem Raum einen unheimlichen Flair gaben. In der Mitte stand eine Art steinerner Thron, auf dem eine dunkle Gestalt saß. Eigentlich sah er ja aus wie ein Mensch, wenn man diese ziegenartigen Hörner nicht dazuzählte. Seine Augen waren rot, als loderte in ihnen das Höllenfeuer und seine üppigen, zerzausten Haare waren schwarz wie Pech. Er trug einen seidenen schwarzen Umhang und an seinen Händen hatte er lange, dämonische Krallen. „Seid gegrüßt“ hauchte Ohanzee leise. „Schön dass ihr mich besuchen kommt.“ Mit diesem Wort, ließen die Schattendämonen ihre Opfer vor den Thron fallen und gesellten sich zu ihren Artgenossen. Chelsea raffte sich sofort auf und rieb sich ihre Arme. Für das dass diese Biester Geister sind, hatten sie einen ganz schön festen Griff. „Was willst du von uns?“ stieß Denny hervor. „Meine lieben Schattendämonen haben mir berichtet, dass ihr euch auf diesen Gewässern aufhaltet, erklärte Ohanzee mit seinem selbstgefälligen Grinsen. „Da hab ich mir gedacht, es wäre doch schön, wenn ihr mir ein bisschen Gesellschaft leistet.“ „Da hast du aber falsch gedacht“ entgegnete Nathalie. „Wir wollten eigentlich gerade wieder gehen.“ „Oh, das ist aber schade“ säuselte der Dämonenherrscher. „Nur leider, kann ich das nicht zulassen.“ „Was haben wir dir überhaupt getan?“ rief Denny verärgert. „Wir haben nicht das Geringste mit dir zu tun, also lass uns frei!“ Ohanzee hob eine Augenbraue „Nun, da irrt ihr euch aber. Ihr seid die fünf Auserwählten, ichh hab noch so einiges mit euch vor!“ „Tja, da machen wir aber nicht mit.“ konterte Chelsea und wie auf ein Kommando, stürzten die Inselbewohner auf den Ausgang zu. „Haltet sie auf!“ befahl Ohanzee und sofort versperrten ihnen dutzend Schattendämonen den Weg und verhinderten ihre Flucht. Der Dämonenherrscher grinste „Schön dass wir uns verstehen.“ Dann wurde seine Miene härter. „Nehmt es mir nicht persönlich, aber ich werde nicht zulassen, dass ihr wieder abhaut. Ihr seid die Auserwählten, und das heißt, dass ihr mir nur Schwierigkeiten bereitet. Ach und außerdem“ fügte Ohanzee noch hinzu. „Vielen Dank, dass du mir sie hergebracht hast, Tala. Das war eine gute Arbeit.“ Jetzt begriff Chelsea gar nichts mehr. Ungläubig schauten alle zu ihrer Rechten. Tala war rot angelaufen und starrte zu Boden. „Nein“ sagte Chelsea und schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht. Tala hat uns doch geholfen.“ „Ach glaubst du das wirklich, Liebes?“ höhnte Ohanzee, doch seine Miene bleib ernst. „Chelsea hat Recht,“ es war Julia, die jetzt sprach. „Tala hat uns sein Schiff gegeben und ist dafür mit uns mitgekommen.“ „Ach und habt ihr euch nie gefragt, warum er so unbedingt mit euch mitgekommen wollte?“ Na das ist doch logisch, er ist mitgekommen, weil er viel Erfahrung hat und uns deswegen unterstützen kann, dachte Chelse. Außerdem war ihr auch klar gewesen, dass Tala eine große Abenteuerlust besaß, genau wie sie und die anderen auch. „Komm schon“, ermutigte Denny Tala mit fester Stimme und versetzte ihm einen Stoß. „Sag ihm, dass das stimmt “ „Ja, Tala. Sag es mir.“ höhnte Ohanzee gehässig. Tala sah Denny nicht in die Augen, aber sein Gesicht hatte sich von knallrot auf leichenblass verfärbt und statt eine Antwort zu geben, sank er den Kopf zu Boden. Er seufzte und atmete erschöpft auf. Dann schüttelte er seinen Kopf und seine Augen verfinsterten sich.„Ja, es ist wahr. Ich hab euch in eine Falle gelockt.“ antwortete er und seine Stimme klang frostig kalt. Sehr ungewöhnlich, dachte Chelsea. Hatte sie ihn bis jetzt nur von seiner arroganten Seite kennengelernt. Doch so sehr sie Tala auch dafür hasste, war sie jetzt doch völlig geschockt, dass er zugab sie einfach so verraten zu haben. Auch Julia, Denny, Nathalie und Vaughn starrten Tala fassungslos an. „Aber warum?“ wollte Julia wissen, doch Tala wandte sich von ihnen ab und würdigte sie keines Blickes mehr. „Sehr gut!“ lobte ihn Ohanzee. „Warum denn nicht gleich so?“ Dann wurde seine Stimme herrschender. „Na los, ergreift sie und bringt sie hinter Gitter! Das soll fürs Erste genügen, wir werden morgen ein wenig mit ihnen spielen.“ Ohanzee verzog seinen Mund zu einem furchterregenden Grinsen, als die Schattendämonen die fünf Freunde packten und mit ihnen hinunter in die Kerker flogen.

6.TRAUM
„Ich kann es nicht fassen“ klagte Julia. „Tala hat uns verraten und wir haben ihm auch noch vertraut!“ „Was haben wir uns denn auch von ihm erwartet?“ erwiderte Chelsea aufgebracht. „Er ist arrogant und hält sich für was Besseres. Eigentlich kein Wunder, dass er letztendlich nur an sich selbst dachte.“ „Naja, immerhin seid ihr euch ja ständig an den Kragen gegangen“ neckte Nathalie ihre Freundin. „Hallo? Er hat mich als eine Amateurin bezeichnet!“, schnappte Chelsea und verschränkte vor Ärger ihre Arme. Auch Vaughn war total fassungslos. Er hätte nie gedacht, dass Tala ihnen so etwas antat, nachdem sie ihn so sehr vertraut hatten. Wütend starrte er die Gitterstäbe ihres Gefängnisses an. Dieser elende Verräter! Aber das alles brachte doch nichts. Wichtiger war nun mal, dass sie jetzt so schnell wie möglich aus dem Kerker rauskamen. Aber er musste auch zugeben, dass es ohne Tala schwierig war, er kannte sich in den Gewässern aus und wusste von all diesen sagenhaften Wesen bestens Bescheid. Ohne ihn, war es schwierig aufzubrechen. Aber das half alles nichts, wenn Tala sich dem Dämonenherrscher Ohanzee angeschlossen hatte. Vaughn war erschöpft genug von diesem Tag, sodass er sich jetzt einfach nach hinten an die Wand sinken ließ und die Augen schloss. Und als Vaughn die Augen wieder aufschlug, befand er sich wieder auf der Insel, von der er schon mal geträumt hatte. Er sah wieder dieses Schloss und rundherum diese Lichterwesen, die um das Gebäude herumflogen. Der Himmel war azurblau und völlig klar. Mit ihrem gleißend goldenen Licht erstrahlte die Sonne über die Insel und versetzte ihr einen märchenhaften Schimmer, der sich in den Farben des Regenbogens verfärbte. Was für ein schöner Anblick, dachte Vaughn. Wie in einem phantastischen Traum! Genau das Gegenteil, das sich ihm in der Wirklichkeit bot. Ein klirrendes Klopfen, weckte Vaughn aus dem Schlaf und mit einem Mal, fand er sich im finsteren Kerker des Schwarzmeerreichs wieder. Vaughn fuhr hoch um zu sehen, was draußen vor sich gang. Vor dem Kerker stand Tala. „Was machst du hier?“, zischte Chelsea. „Euch hier rausholen?“ entgegnete Tala fragend. „Ja genau, du hast uns schon genug geholfen!“ rief Denny gereizt. „Weißt du was? Verschwinde einfach und lass uns in Ruhe.“ blaffte Nathalie. Tala dachte nicht daran zu verschwinden, sondern nahm einen kleinen hölzernen Stuhl und setzte sich vor die Zelle. „Ich hab euch noch nicht meine wahre Geschichte erzählt“, sprach er und man hörte ihm an, dass er etwas müde klang. „Bitte lasst es mich erklären, dann werdet ihr verstehen.“ „Warum sollten wir das tun?“ fauchte Chelsea. „Damit wir uns eine weitere Lügengeschichte anhören können?“ Vaughn wird das langsam zu viel und so sagte er: „Ganz ruhig, Chelsea. Wir sollten uns wenigsten anhören was er zu sagen hat.“ Der Schwarzhaarige warf dem Cowboy einen dankbaren Blick zu. Chelsea zögerte einen Moment. „Na gut“, gab sie schließlich nach und so begann Tala zu erzählen: „Vor einiger Zeit reiste ich viel in der Welt herum. Und so bin ich eines Tages ihm begegnet. Ohanzee,“ betonte Tala. „Ich dachte er wäre ein tolles, ehrenhaftes Wesen. Er war stark und mächtig und ich hatte ihm vertraut.“ Tala hielt inne. „Aber das war eine Lüge“ sagte er bitter. „Er hat mit eine Gehirnwäsche verpasst, aber ich hatte es zu spät bemerkt.“ Tala begann zu schluchzen. Mit einem Mal bekam Vaughn Mitleid mit dem Jungen. Dieses Leben war bestimmt nicht leicht für ihn gewesen und dass er das ganze noch einmal miterleben musste, war für ihn sicher kein Honigschlecken. „Als ich dann erkannte, wer er wirklich war, wollte ich nur noch weg.“ sprach Tala weiter. „Mir gelang es schließlich vom Schwarzmeerreich zu entkommen, aber in den Augen von Ohanzee war ich ein Verräter und das ließ er mich auch spüren. Den ganzen Weg über dem Meer kamen mir ständig heftige Stürme unter. Und bei einem, bin ich sogar baden gegangen.“ - „Lass mich raten: und dann hat mein Opa dich gefunden.“ stellte Nathalie fest. Der schwarzhaarige Junge nickte. „Verstehe, so ist das also gewesen.“ sagte Julia nachdenklich. „Ganz genau. Und nun hat Ohanzee mich vor euch bloß gestellt und so getan, als ob ich einer seinen engsten Untertanen war.“ „Aber warum hast du gesagt, dass du uns eine Falle gestellt hast und hast dich auf die Seite der Dämonen geschlagen?“ fragte Chelsea. Sie wirkte noch immer sehr misstrauisch. „Das hab ich gesagt, damit ich herausfinden konnte, was er genau plant.“ erklärte Tala. „Ihr seid die fünf Auserwählten. Ohanzee hat mir vorhin von seinem Plan berichtet, er will euch töten, weil er denkt, dass ihr ihn in Schwierigkeiten bringen könnt, wenn er die Macht übernehmen will. Ihr seid in Gefahr! Und wenn ihr tot seid, dann wird die Welt den Bach runter gehen, weil ihr die einzigen seid, die sie retten können. Wisst ihr, als ich mitgehört habe, dass ihr zu dieser Reise aufbrechen wollt, um das verlorene Reich zu finden, war das die Gelegenheit, vielleicht meine Rache zu bekommen. Jedoch hab ich nicht damit gerechnet, dass die Schattendämonen sobald kommen würden. Aber ihr könnt Ohanzee besiegen. Ihr habt die Macht dazu.“ jedes einzelne Wort, das Tala aussprach, brannte sich in Vaughns Gedächtnis ein. Schön und gut, aber wie sollen wir das bitteschön anstellen? Wenn uns das nur jemand mal erklären würde! Auch die anderen schienen damit etwas überfordert zu sein, denn sie blickten sich verwundert an. „Ich lass euch jetzt erstmal hier raus.“ Tala zog den Schlüssel heraus und sperrte die Kerkertür auf. „Folgt mir, aber seid wachsam! Man weiß nie, wo sich diese Dämonen aufhalten können. Und das Wichtigste: Verhaltet euch möglichst unauffällig.“ Sofort verließen die Gefangenen ihre Zelle und ergriffen mit ihrem Retter auf dem Weg zum großen Raum.
Schweigsam trotteten sie hinter Tala her und als sie den Saal erreicht hatten, sprang Ohanzee sofort auf, als er sie entdeckte. „Flüchtlinge!“ schrie er. „Und...Tala.“ Ohanzees Miene verfinsterte sich. „Was hast du getan? Du hast sie frei gelassen!“ „Oh ja das hab ich, Majestät!“ rief Tala. „Und weißt du was? Ich hab es mir anders überlegt, ich pfeife auf dein Angebot!“ „Verräter“ knurrte Ohanzee. „Jetzt werdet ihr alle meinen Zorn zu spüren kriegen!“ „Vorsicht!“ warnte Tala und bedeutete den fünf Auserwählten, in Deckung zu gehen. Ohanzee hob seine gewaltigen Arme und formte mit ihnen riesige Schatten, die er auf die Abenteurer schleuderte. Vaughn und seine Freunde wurden getroffen und verloren das Gleichgewicht, sodass sie zu Boden fielen. Vaughn wollte sich schon aufrichten, doch gleich darauf spürte Vaughn eine neue Woge schwarzer Schatten, die ihm wieder zurück auf den steinigen Erdboden peitschte. Er bemerkte allmählich, dass er immer müder wurde. Der Dämonenherrscher konnte mit seinen Schatten, einem die Energie aussaugen! Doch der Cowboy ließ sich das nicht gefallen und er raffte sich wieder auf. „Was denn? Macht ihr schon schlapp?“ lachte der Dämonenherrscher gehässig. „Jetzt bekommt ihr erst meine volle Kraft zu spüren!“ Die Schatten verwandelten sich und wurden von Ohanzee zu einer großen Kugel geformt, die er dann auf seine Gegner abfeuerte. „Lauft!“ schrie Chelsea. Das brauchte die Farmerin Vaughn nicht zweimal sagen, und so warf sich der silberhaarige Cowboy zur Seite, bevor die gewaltige Schattenkugel ihn treffen konnte. Er sah sich nach den anderen um und stellte erleichtert fest, dass sie sich in einem Spalt in Sicherheit gebracht hatten. Nachdem Vaughn sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, rannte er schnell zu ihnen. „Das war knapp“ keuchte Denny als Vaughn zu ihnen gestoßen war. „Was sollen wir nur tun?“ fragte Julia verzweifelt. „Wie können wir Ohanzee nur aufhalten?“ Schweigen herrschte, denn niemand wusste darauf eine Antwort. Dann kam Vaughn auf einmal ein Gedanke: Er dachte an seine Träume, die er gehabt hatte. An diese Insel und den Lichterwesen. Moment mal. War das etwa dieses verborgene Reich, das sie finden sollten? Genau dieser Ort, von dem er schon die ganze Zeit geträumt hatte? Sekunde. Geträumt. Träume!
Jetzt fiel es Vaughn wie Schuppen von den Augen. „Tala“ stieß Vaughn hervor. „Du hast doch auf Schiff gesagt, dass die meisten Menschen heutzutage, viel zu wenig an Träume und Phantasien glauben.“ Der Angesprochene wirkte überrascht. „Ja das hab ich, aber was hilft uns das jetzt?“
„Ich hab eine Idee“, sagte dieser nur und gab seinen Freunden ein Zeichen, ihm zuzuhören, während er ihnen seinen Plan zuflüsterte. Perplex und wie angewurzelt standen die Fünf da. „Vaughn, glaubst du wirklich das könnte funktionieren?“ fragte Denny ihn unsicher. „Und wenn ich es euch doch sage“, bestätigte der Cowboy. „Ich weiß, dass es klappt. Jetzt kommt schon, wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Julia war es, die das Wort ergriff: „Ich bin dabei. Wenn unser Vaughn schon einen guten Plan hat, dann sollten wir ihm wenigstens vertrauen.“ Dabei zwinkerte sie Vaughn aufmunternd zu. „Na schön“, meinte Nathalie. „Dann lass es uns versuchen.“ Vaughn, Julia, Denny, Nathalie und Chelsea richteten sich auf und machten sich bereit – die fünf Auserwählten! Nun warteten sie gespannt darauf, bis Tala ihnen ein Zeichen gab. Als dieser kurz nickte, stürmten alle Fünf aus ihrem Versteck. Ohanzee wollte ihnen gerade erneut seine Schatten entgegenschleudern, doch genau auf das hatten es die Freunde abgesehen. Sodann teilten sie sich auf und bildeten einen Kreis. Jeder von ihnen konzentrierte sich stark an die Phantasie und dachten an ihre Wünsche. „Ich glaube ganz fest an meine Träume. Am liebsten würde ich jetzt in der Karibik Urlaub machen und ein Riesen-Eis verdrücken.“ begann Chelsea. „Ich möchte einen Drachen reiten und mit ihm bis zum Mond fliegen“ machte Julia weiter. „Ich träume von einem schönen Sternenregen, während ich am Regenbogen spazieren gehe“ sagte Nathalie verträumt. „Ich möchte ins Meer hinabtauchen und mit allen Fischen reden können“ lautete Dennys Wunsch. „Und ich hätte gerne einen riesigen Milchreisvorrat nur für mich allein!“ schloss Vaughn den Kreis der Träume. Und dann sprachen sie zusammen, wie aus einem Munde:„Aber vor allem träumen wir vom Frieden. Das Böse soll verblassen und jenes Reich, das längst vergessen wurde, soll wieder aufersteht. Die Welt der Träume!“ Plötzlich erschien ein riesiger Lichtstrahl und verursachten ein gewaltiges Erdbeben. Das Reich des Schwarzmeers brach zusammen und die Schatten der Finsternis lösten sich auf. Die Schattendämonen verschwanden und flohen in die Welt in der sie gehörten, in die Unterwelt. „Was? Das darf nicht wahr sein!“ schrie Ohanzee verzweifelt. „Ich hab verloren. Meine Schatten lösen sich auf. NEIN!“ Und damit löste sich auch Ohanzees Gestalt auf und alles was von ihm übrig blieb, war nichts als grauer Nebel, der ich in den Untergrund verflüchtigte. Das Land hatte sich nun verändert, denn wo vorher das düstere Schwarzmeerreich gewesen war, erschien jetzt eine prächtige Insel mit einem schönen Schloss und tanzenden Lichterwesen.
„Wahnsinn. Du hast das Rätsel tatsächlich gelöst.“ lobte Tala den jungen Cowboy. „Ja genau, woher wusstest du eigentlich, dass das funktioniert, Vaughn? Der junge Cowboy erklärte: „In den Träumen, die ich gehabt habe, fand ich mich immer an einem schönen Ort wieder. Jetzt wurde mir klar, dass genau dieser Ort das Verlorene Reich sein musste. Und dann dachte ich an das was Tala gesagt hatte, dass der Großteil der Menschen nur an sich und seinen Ruhm denkt und nicht mehr wirkliche Träume haben. Genau das hat Ohanzee so stark gemacht, er nahm anderen Menschen die Träume und Hoffnungen, indem er die Länder und Orte auf der Welt mit seinen Unwettern verwüstete oder zerstörte. Und dann wurde mir klar, dass nur das Gegenteil helfen konnte, wenn wir uns glückliche Träume ausdenken, die unserer Phantasie entsprechen. Und nur so konnten wir das Verlorene Reich finden.“ Als Vaughn zu Ende gesprochen hatte, schwiegen die anderen eine Weile. Sie dachten so sehr an seine Worte nach, bis sich ihr Blick langsam klärte. „Meine Güte, Vaughn. Das...ich meine das ist...“ stammelte Julia leise. „...total korrekt. Das passt alles perfekt zusammen!“„Jetzt versteh ich das auch alles,“ überlegte Denny und er wirkte sichtlich beeindruckt. „Das war der Hammer, Vaughn!“ „Ja das finde ich auch“, lobte ihn Tala. „Wahnsinn, du hast das Rätsel tatsächlich gelöst.“
Vaughn wurde verlegen. Oh man, er konnte mit solchen Situationen überhaupt nicht umgehen! Er schloss seine Augen und winkte mit seiner Hand, die vielen Bewunderungen ab. „Ach, das war gar nichts. Jeder hätte doch darauf kommen können. Wenn es nicht ich gewesen wäre, dann vielleicht Denny oder Nathalie.“ sagte er und hob nun seine Stimme. „Aber letztendlich haben wir alle zusammen geholfen, nur vereint konnten wir das schaffen.“ - „Oh ja, das habt ihr zusammen wirklich großartig gemacht.“ flüsterte eine Stimme von weiter oben. Sakana, das Mädchen mit den blauen Haaren war erschienen. Sie flog freundlich auf die Abenteurer zu. „Ihr habt es geschafft. Ihr habt das Land gerettet. Die Katastrophen haben aufgehört und von nun an werden wir wieder glücklich leben können. Das Verlorene Reich wird wieder wie neu erblühen und das dank eurer Hilfe! Ich werde euch dafür ewig in eurer Schuld stehen!“
Alle freuten sich über den Sieg über den Dämonenherrscher, denn nun kehrte endlich wieder Ruhe und Frieden in die Länder ein und die Welt war gerettet. Sie blieben noch etwas im Verlorenen Reich, dem Reich der Träume und genossen nich den schönen Anblick, dieser Insel. Als dann die Zeit zum Aufbruch kam, wandten sich die Inselbewohner mit einem letzen Blick auf Sakana um, damit sie sich von ihr verabschieden konnten. Dann machten sie sich mit ihrem neuen Verbündeten Tala, zurück zu ihrer geliebten Heimat, den Sonnenblumeninseln.
Eines ist klar: Nur mit der Macht der Träume haben unsere Freunde sie den Kampf gegen den Dämonenherrscher für sich gewinnen können. Und was lernen wir daraus?

Träume sind wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!

Eigentlich war es ein Montag wie jeder andere, als ich in meinem rosafarbenen Bett plötzlich aus einem Traum hochschreckte. Was hatte ich nochmal geträumt? Ich wusste es nicht mehr. Verschlafen ging ich in meinem pinken Flanellpyjama nach unten.
„Guten Morgen Katja. Du siehst wie immer bezaubernd aus.“
„Jaja. Verarschen kann ich mich selber Griffin.“
Auf so eine Begrüßung konnte ich nun wirklich.
„Ist gestern wohl mal wieder etwas länger geworden, was? Ich sag dir doch schon immer, dass du nicht so viel trinken sollst!“
„Und ich sag dir dann immer, dass du nicht mein Vater bist und mir sowas nicht zu befehlen hast! Außerdem wollte ich nur mal eben schnell nach unten gehen und mir einen Kaffee machen.“
„Wie immer, ich weiß. Auch wenn es für Frühstück schon etwas zu spät ist.“
Ohne ihn eines weiteren Wortes zu würdigen, ging ich nach unten und kochte mir meinen Kaffee. Dabei bemerkte ich, dass es gar nicht so spät war, wie Griffin es mir glauben machen wollte. Gerade mal kurz vor 11, um die Zeit kommt eh noch niemand in eine Bar, erst recht nicht bei so starkem Regen wie heute. Plötzlich bemerkte ich einen Zettel, der am Tresen mit Klebeband fest gemacht wurde.
„Griffin!“ rief ich, „Warst du das?“
„Was denn?“ schallte es aus dem Hinterzimmer zurück.
„Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er nicht witzig!“ rief ich zurück, während ich den Zettel las.
„Jetzt machst du mich aber neugierig“, sagte Griffin, der sich jetzt endlich mal aus seinem Zimmer bequemte, „was ist denn das?“
„Wenn der nicht von dir ist…dann ist das wohl eine Nachricht vom Phantom!“
Noch während ich die Worte sprach, hatte ich plötzlich einen Flashback. Ich erinnerte mich endlich wieder daran, was ich geträumt hatte!
„Chick-Beam…FIRE!“
Ein greller Blitz leuchtete plötzlich durch meinen Traum. Eben noch stand ich auf einer Frühlingswiese und streichelte ein süßes kleines Pony, jetzt steh ich plötzlich mitten im Nichts.
„Wo…wo bin ich? Hallo? Irgendjemand hier?“
„Ich hab schon auf dich gewartet…endlich hat es funktioniert! Konntest du nicht ein wenig eher schlafen gehen?“
Bei diesen Worten drehte ich mich um und sah den Typ, der 5 Meter von mir entfernt lässig an eine der weißen Wände gelehnt dastand.
„W-Wer bist du?“ fragte ich, obwohl ich schon eine Ahnung hatte.
„Ich bin sicher du kennst mich. Denk scharf nach“, sagte der Typ und besaß auch noch die Frechheit mir zuzuzwinkern.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: „Du…Du bist PHANTOM SKYE!“
„Gut erkannt, Süße.“
„Aber- du bist ein Dieb!“
„Schon wieder richtig! Und jetzt Rat mal, wen ich heute Nacht besuchen werde.“
„Nein! Das kannst du nicht machen!“
„Und ob ich das kann. Aber ich bin ja nett und warne meine Opfer vor. Sobald du aufwachst, wirst du eine Nachricht von mir in der Bar finden…“
„Warum bist du dann überhaupt hier? Wenn du mich nicht vorwarnen willst?“
„Oh, du wirst dich an diesen Traum nicht erinnern. Ich bin nur hier, um dir mitzuteilen, dass ich dir was Leckeres gekocht hab. Mein Spezial-Curry. So und jetzt träum was süßes, mein Liebling.“
„Warte! Ich wollte dir noch etwas sagen!“
„Was denn, Liebes?“
„Diesmal wirst du nicht damit durchkommen. Glaub mir. Diesmal nicht.“
„Hahaha das ist ja wirklich amüsant. Ich bin gespannt, wie ihr mich aufhalten werdet. Bis später…. CHICK-BEAM…FIRE!“
Wieder in der Gegenwart angekommen sah ich Griffin an und sagte: „Mist, Griffin, der Brief ist wirklich echt! Ich geh mich schnell umziehen und dann müssen wir irgendjemanden zur Verstärkung holen! Schnell!“
„Okay…ähm, wie wär’s mit Chelsea? Die neue auf der Farm, die gerade erst hierhergezogen ist? Die scheint mir nett genug zu sein.“
„In Ordnung, ruf sie an, wir treffen uns dann in 30 Minuten zu einer Besprechung. Ich habe nämlich so ein Gefühl, dass wir uns einen verdammt guten Plan überlegen müssen, um diesen Dieb zu schnappen.“
Mit diesen Worten ging ich nach oben und grübelte darüber nach, wie dieses Phantom in meinen Traum gelangen konnte.