Der Gasthof


  • Kaum hatte die junge Bedienstete das Mädchen mit den mehrfarbigen Augen erblickt, war diese auch schon mit ein paar nichts sagenden Worten verschwunden. "Oh..?", gab Chlorica verwirrt von sich, nicht sicher, ob sie die Figur vor sich nur erträumt hatte. Immerhin - die Möglichkeit bestand, so müde wie sie gerade war. Für eine Angestellte eines Edelshauses und einer baldigen Kriegerin in Ausbildung, war sie ziemlich schläfrig. Vielleicht lag dies ja auch nur daran, dass sich in letzter Zeit keiner außer ihr und hin und wieder, wenn man von den Göttern gesegnet war, Vishnal, innerhalb der Mauern der Villa zu Gesicht blicken hatten lassen. Oh. Wenn man grad vom Teufel sprach. Von weitem erblickte die Lilahaarigen einen blauen Haarschopf, gefolgt von einem, der die Farbe in etwa mit ihrem teilte. Die Köchin des Hauses und eine der drei Besitzerinen, keine Frage. Gähnend - natürlich nicht, ohne sich die Hand vors Gesicht zu halten, immerhin war die eine Frau der Manieren! - und etwas holprig stand sie von ihrem Platz am Tisch auf, blickte sich einmal im Raum um - doch ohne Erfolg. Sie war einfach zu müde, um mehr als Umrisse erkennen zu können. Dennoch, sie wollte die Beiden nicht stören. Dass Odette aus irgendeinem Grund nass war, soviel hatte sie festgestellt. Und sie konnte sich keine Situation vorstellen, in welcher ihre Anwesenheit bei solchen Umständen willkommen oder gar hilfreich war. "Lasset Euch nicht stören, werte Bekanntschaften..", murmelte sie mehrere Male kleinlaut, nicht sicher, was für eine Lautstärke sie eigentlich für ihre Nachricht gewählt hatte. Langsam und vorsichtig - zumindest kam es ihr so vor - tapste sie leise Richtung Ausgang, doch natürlich musste das Übel gerade dann kommen, wenn man es nicht gutheißen konnte. Und so hatte die Butlerin ihren Gegner im Kampfe unterschätzt - die Ausgangstür war doch schmaller, als zunächst gedacht und all ihre Pläne zerfielen vor den Augen des Mädchens, als sie tatsächlich gegen die paar Zentimeter entfernte Wand lief. "...Oh.", murmelte sie erneut, während sie ein schwankend nach Hinten wich und auf der Ferse kehrt machte - was dazu führte, dass sie Richtung Treppe lief, die zu den Gästerzimmern führen würde. Nicht sonderlich wacher, als zuvor.


  • Vishnal brachte Odette bis zum Gasthof, wo er zusammen mit ihr eintrat. Sofort nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte fühlte die Lilahaarige die Wärme, die langsam zurück in ihren Körper kroch. Ach war das schön. Gerade hatte der Butler angesetzt sie etwas zu fragen und die Köchin wandte ihm schon ihre Aufmerksamkeit zu, als er auch schon wieder abbrach. Seine Augen waren auf einen der Tische gerichtet, an dem sich noch immer Chlorica befand. Sie verstand sofort, warum Vishnal plötzlich in den Flüsterton überging und konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen. Allerdings waren seine Bemühungen seine Anwesenheit zu vertuschen sowieso völlig umsonst, denn seine Kollegin schien ihn bereits bemerkt zu haben. Jedenfalls stand sie nach einem herzhaften Gähnen auf und torkelte mehr als das sie lief in ihre Richtung. War sie betrunken? "I-ist alles in Ordnung mit ihr?", fragte Odette flüsternd und etwas verwirrt an den Angestellten der Saint Coquilles, nachdem Chlorica ihnen erst einmal laut zurief und dann immer leiser wurde, dass sie sich nicht stören lassen sollten. Nachdem sie fast gegen einen Stuhl gelaufen wäre und weiter in Richtung Tür schwankte wurden die Augen der jungen Köchin größer. "Irgendwas scheint mit ihr nicht zu stimmen... vielleicht sollte ich ihr ein Glas Wasser bringen?" Sie wusste überhaupt nicht was sie tun sollte, aber vielleicht wusste Vishnal ja wie man mit so einer Situation umging. Nachdem seine Kollegin dann noch gegen die Tür gelaufen und schließlich die Treppen zu den Gästezimmern hoch ging musste Odette einfach eingreifen. "Warte Chlorica! Das ist der falsche Weg." Sie eilte an ihre Seite, legte einen Arm um sie und zog sie sanft zurück. "Obwohl... vielleicht wäre es wirklich besser wenn du dich etwas hinlegen würdest... du siehst nicht gut aus. Vishnal? Was sagst du dazu?"


  • War Chlorica soeben erst aufgewacht? Welch Frage, ganz offenkundig war Chlorica eben erst aufgewacht. Vishnal schwandte Übles als seine Kolleegin auf ihn zukam, doch sie ging - pardon torkelte - lediglich an ihnen vorbei. Er sah ihr erstaunt hinterher und zuckte unwillkürlich zusammen, als die Lilahaarige gegen die Wand krachte. "Nein.", gab Vishnal seiner Begleiitung trocken zur Antwort. "Aber das ist so oder so niemals der Fall." Tatsächlich war Schlaf die einzige Schwäche die diese Kampfbraut zu haben schien, jedoch keine die sich wirklich ausnutzen ließ. Leider. Vishnal war sich nicht ganz sicher ob er über das Verhalten seiner Kollegin schmunzeln durfe oder ob ein verzweifeltes Auftreten besser angebracht war. Im Grunde war dies kein Verhalten das den Sant Croquilles zugestand. "Bitte schließt nicht von ihr auf meine Herren.", bemerkte er schließlich ergeben. "Ein Glas Wasser wäre an dieser Stelle sicher zu befürworten.", stimmte er dem Mädchen jedoch zu, "Am besten Ihr schüttet es meiner Kollegin über den Kopf. Erfahrungsgemäß ist dies hilfreich und Euch wird sie nichts tun." Im Gegensatz zu ihm selbst. Aber vielleicht bestand ja Hoffnung solange er nicht selbst das Glas erhob. "Und mit Verlaub, ich denke Chlorica hat sich lange genug hingelegt." Oder im Sitzen geschlafen. Oder auch im Stehen. Mit Sicherheit hatte sie diese Fähigkeit...


  • Als eine Hand sie plötzlich vorsichtig zurückzog, wand sich Chloricas Gesicht langsam in die Richtung, aus welcher sie gekommen war. Wieder hielt sich die Hellhaarige die Hand vor den Mund, bevor sie erneut zu gähnen begann und langsam, zumindest ein wenig, besser zu begreifen schien, was gerade vor sich ging. Die vernahm die Stimme Vishnals und wie dieser irgendetwas von ihrem Verhalten murmelte und von ihren Herren und obwohl sie im Moment nicht recht greifen konnte, was vor sich ging, hielt sie das nicht davon ab die müden Augenlieder zu öffnen und dem Blauhaarigen einen kurzen, missbilligenden Blick zu zuschmeißen. "Die Abenteuer des tollkühnen Bruno sind bei aller Ehre ein viel graziöseres Ebenbild unserer Höhergestellten, als das ich es jemals zu sein wagen könnte, nicht wahr..?", murmelte sie dann schließlich als Erwiederung mit einem Hauch von leisem Vergnügen in der Stimme mitschwingend, ehe sie sich - durch die von Odettes Griff gebotene Hilfe - zögernd aufrichtete und auch, wenn sich immer noch ein wenig wackelig auf den Beinen stand, so wirkte sie inzwischen doch wieder um einiges seriöser. Für die Gleichhaarige musste sie unbeteiligt und für ihren Butlerkollegen abwertend dreinblicken. Einen Augenblick lang musterte die Angestellte ihre Umgebung, bis sie letztendlich zu der Schlussfolgerung kam, dass sie der armen Frau womöglich einer Erklärung schuldig war. "Verzeiht mir bitte die Unannehmlichkeiten, die ich Euch bereitet ... nein, bereite. Wenn ich meine schätzbaren Besitztümer aufzählen müsste, so läge meine niedrige Staminarate im Alltag sicher nicht in eben jener. Vielleicht wenn die blauäugige (haha. Wortspiel.) Aushilfe unseres Hauses ihre Arbeit mit einer etwas höheren Präzision ausführen würde - ja, vielleicht vermag ich dann eines Tages in der Lage zu sein, nicht an fremden Orten in Momenten völliger Ruhe ins Reich der Nacht zu verfallen.." Wieder einmal machte sie einen Schritt nach Hinten und ihre Lider fielen für einen Moment nach unten, allerdings schaffte sie es noch sich im letzten Moment zu fangen und wieder aufrecht zu stehen. "Uuh. Ich werde mich einfach in ein paar Minuten auf den Weg in meine Gaststätte begeben, allem Anschein nach waren drei schlaflose Nächte doch etwas mehr, als meine Wenigkeit sich zumuten hätte dürfen.", erklärte sie dann, mit der offensichtlichen Absicht, ihrer Gastgeberin zu vermitteln, sie müsse sich keine Sorgen machen und könne mit ihren Plänen fortfahren, da das Mädchen selbst schon bald verschwinden würde.


    (No idea wtf i just wrote)


  • Vishnal sah nicht annähernd besorgt, dafür aber definitiv verurteilend aus als er den Zustand seiner Kollegin bemerkt hatte. Allerdings verneinte er sofort Odettes Frage, ob Chlorica vielleicht betrunken sein könnte. Aber wenn sie nicht betrunken war, was stimmte dann nicht mit ihr? „Ich mach mir gerade überhaupt keine Gedanken um euren werten Herrn, sondern um das Wohl deiner Kollegin.“, entgegnete die Köchin nur, als der Butler doch tatsächlich auf die Idee kam sich in solch einer Situation für seinen Herrn zu entschuldigen und ihn zu rechtfertigen. Das hatte doch alles überhaupt nichts mit ihm oder seiner Familie zu tun, oder? Das hier war Chlorica, nicht das Oberhaupt der Saint Coquilles und im Gegensatz zu Vishnal beurteilte Odette die Menschen nicht nach ihren Angestellten, sondern nach ihrem eigenen Verhalten. Nachdem der Blauhaarige vorschlug, dass sie seiner Kollegin am besten ein Glas Wasser über den Kopf schütten sollte erntete er sofort einen bösen Blick. Wie konnte er nur so etwas sagen? Aber auch Chlorica hatte keine netten Worte für ihren Gehilfen übrig, worauf auch sie mit einem bösen Blick bestraft wurde. Allerdings konnte sie sich immerhin ein wenig erklären. „Drei Tage keinen Schlaf?“, fragte die Lilahaarige empört, als die Gleichhaarige die Worte ausgesprochen hatte. „Das ist doch... unmöglich.“ Anscheinend nicht. Vor ihr stand ganz eindeutig ein lebendes Exemplar eines Mutanten, der drei Tage nicht geschlafen hatte. „Ich dachte ihr arbeitet für eine reiche Familie. Wie um Himmelswillen kann jemand nur zulassen, dass ihr so viel arbeiten müsst?“ Empört über diese Zustände verdüsterte sich der Gesichtsausdruck der jungen Köchin noch einmal und sie blickte abwechselnd Chlorica und Vishnal an. Der anderen Frau in der Dreierrunde bot sie noch immer halt, aber nun, da sie die Umstände für deren Verhalten kannte musste gehandelt werden. „Vishnal! Bring Chlorica zurück an den Tisch. Ich mach uns allen einen belebenden Tee und was zu essen. Dann kommt sie sicher schnell wieder auf die Beine.“, verkündete sie und bevor der Butler widersprechen konnte, hatte Odette ihm auch schon einen Arm der Verschlafenen um die Schulter gelegt und sich für einen kurzen Augenblick in der Küche verzogen, wo sie Wasser aufsetzte, Tee machte und den dreien einen kleinen Imbiss zubereitete.


  • Was hab ich nur falsch gemacht? TT____TT, dachte sich Vishnal insgeheim, während er verzweifelt zwischen den beiden Damen hin- und herblickte. Odette's direkte Art verblüffte ihn erneut und auch ihre Sicht auf die Welt war irgendwie... bewundernswert. Kümmerte sie sich denn gar nicht um jegliche existierende Hierachie? Vishnal seufzte, hatte es jedoch aufgegeben den Damen zu widersprechen - er hatte ja sowieso kein Recht auf eine eigene Meinung. Hach, warum musste er nur immer im Schatten seiner Kollegin stehen? Und.. moment mal, wieso tat sie jetzt so als wäre das seine Schuld das sie es nicht hinbekam sich wie ein normaler Mensch an die geregelten Tages- und Nachtzeiten zu halten? "Verzeiht, das ist nun nicht ganz korre-," Er wurde von Odette's Ausrufe unterbrochen, die darüber mehr als empört schien. Oh nein! Das war nicht gut.. oder? Nein, sicher nicht! Aber ach, was bemühte er sich eigentlich? Die Situation wurde wahrlich immer vertrackter! Noch bevor der Butler sich etwas überlegen konnte, hatte die Lilahaarige (die Charmante) Tatendrang bewiesen. "M-Moment mal Miss-," Abermals gab er es auf einen Satz zuendesprechen zu wollen - es führt ja sowieso zunichts. Aber.. augenblick mal wieso stützte er auf einmal seine Kollegin? Wie war es denn dazu gekommen? Oh nein, Chlorica so nah zu sein war schon immer gefährlich gewesen. Bitte lasst mich das überleben..., flehte er insgeheim, ehe er sich zur Ruhe ermahnte. Chlorica war auch menschlich (auch wenn es nicht immer den Anschein hatte), sie war nur müde und überarbeitet also keeeeinen Grund zur Sorge! Vishnal wagte einen vorsichtigen Blick auf seine erfahrenere Kollegin. So müde wie sie war.. schien sie tatsächlich fast friedlich. Doch ihre Zunge war vorhin bereits scharf gewesen, daher sollte er nichts destotrotz auf der Hut sein. Miss Odette bitte eilt! Umsichtig, zögerlich setzte er die Magd an den Tisch, niedergeschlagen platzierte der junge Butler sich ihr gegenüber. "Verrichte ich meine Tätigkeiten tatsächlich derart unzulänglich?", rutschte es ihm heraus und er hätte sich beim Feststellen dieser am liebsten auf die Zunge gebissen, wusste er doch das dies nur neue Angriffsfläche bot. Hoffentlich war Chlorica weiterhin derart schlaftrunken, dass sie die Welt um sich herum nicht mit der üblichen Präzision überblickte.


  • Ehrlich gesagt fehlte er der Lilahaarigen momentan ein wenig an der Fähigkeit, dem kompletten Gespräch oder gar dem gesammten Geschehen zu folgen, weshalb sie sich zunächst auch mal überhaupt nicht die Mühe machte, das Wort zu erheben. Einzig und allein die Begebenheit existent, dass man sie allem Anschein nach nicht gehen lassen wollte - zumindest hörte sie empörte Tonfälle in noch empörter klingenden Lauten, gefolgt von ein paar Bewegungen, doch was bewegte sich da? War es sie selbst? Möglich. Höchst wahrscheinlich, sogar. Zumindest würde es einiges erklären, mitunter, warum ihr ein leichter Schwindel in den Kopf stieg. "Unsere Familie wurde auch schon von besseren Tagen beseelt, meine Werteste..", entkam es ihr lediglich, als leises Murmeln, dass so flüchtig war, dass man es mit Leichtigkeit als unwichtig hätte abstempeln können, doch wer genauer hinhörte, der konnte einen Hauch von Melancholie erblicken, welche auf ihre eigene Weise ansteckend war. Ob sie auf den Verlust einiger Angestellten hinwies, die bei den letzten, großen Kämpfen ihr Leben ließen? Erwägungswürdig, doch zu Zweifeln verdammt. Ihre Worte hatten eine tiefere, viel innigere Bedeutung, doch all dies hatte keinen Wert, denn so schnell wie ihre Worte gesprochen waren, so schnell war all jenes, für das sie standen, verflogen. Die Butlerin gab einen geräuschlosen Laut von sich, als sie auf etwas plaziert wurde, bedachter als erwartet, doch trotz allem überraschend. Ein Bett? Nein, wohl kaum. Vollkommen falsche Konsistenz. Ein Stuhl? Holz? Schröde, unflexibel. Diese Antwort schien aufzugehen. Stille. Nein, falsch. Aus der Ferne, eine Geräuschkulisse, die an Tage aus der alten Heimat erinnerten. Doch was meitne sie mit Heimat? Es erinnerte an die Villa ihrer Herren, doch war dieser Ort solch einer Bezeichnung überhaupt gerecht? Zumindest kamen Bilder eben jenes Platzes auf, als sie Odettes Arbeit vernahm. Waren sie beruhigend? Sie wusste keine Antwort. Unwissend, unsicher - fatale Eigenschaften. Das Mädchen wollte seufzen - doch, zu müde. Keine Kraft und keine Aussagen zu machen, denn ihre innere Gedankenwelt war einfach eben jenes - ihres, und verinnerlicht. Sie mit äußerlichen, für alle einsehbaren Emotionen zu beschmücken, sinnlos und ohne Bedeutung. Chlorica öffnete die Augen, nicht ganz, nur schwach, so weit, wie es ihr möglich war, doch weit genug, um ihren Zweck zu erfüllen. Ausdruckslos blickte sie ihren Kollegen an, gab keine Antwort auf seine in den Raum geworfene Frage. Herzlos, kalt, abweisend. Eigenschaften, mit denen man die Angestellte hätte malen können. Es war lästig, selbst ohne Kommunikation kommunizieren zu können. Selbst wenn man nichts tat, gab man damit eine Botschaft von sich. Absurde Regeln, auf einem noch viel absurderem Spielbrett. Plötzlich, unerwartet, stand das Mädchen auf, nicht schnell, aber schnell genug, um ihren gegenüber zu verdutzen. Es war nicht einfach zu laufen, wenn man ins Reich des Träume gezogen wurde. Nicht einmal, sich ans Weltliche zu krallen. Doch Chlorica schaffte es trotz allem, diesen Weg zu gehen und sich auf den Stuhl nieder zu lassen, welcher sich direkt neben dem Blauhaarigen befand. Ein unschönes Knarren, ihr Gewicht sorgte einen Moment lang dafür, dass Reibung entstand. Holz an Holz war keine gute Kombination. Vielleicht sollte sich das jemand notieren? "Aaah..", flüchtete sich ein Laut aus ihrer Kehle, bevor sie sich zur Seite fallen ließ und ihr Kopf sanft auf Vishnals Schulter landete. Ruhig, gelassen, friedlich. Genauso wie ihre Atmung, die ein Ebenbild des Mädchens darstellte. Zumindest für den Moment. Friedlich hatte was. Manchmal. Wieder ein lautslosen Seufzen. Hier waren wir wieder - zurück zur Melancholie also? Müde schloss die Waffennarrin ihre Augen wieder, atmete einmal tief aus und wieder ein, bevor sich ihre Atemwege ihrer Stimmung anpassten. "Es ist nicht deine Schuld.", begann sie dann und die Worte kamen plötzlich, unerwartet, doch die Art, wie sie sie aussprach, sie klang irgendwie tröstlich, mitfühlend. "Außer dir fehlt mir in unserer derzeitigen Lage einfach jegliche Person, die ich für das Disaster, welches vor meinen Augen stattfindet, verantwortlich machen kann. Bist du denn wirklich so blind entgegen der Tatsache, dass unser Haus vollkommen leer ist..? Außer uns ist kaum einer mehr da. Gestorben, verschwunden, geflohen. Wir sind so ziemlich die Einzigen, die noch an ihrem Platz sind. Und während ich mich mit der harschen Realität rumschlagen muss, darf ich dabei zusehen, wie deine Gütmütigkeit und naive Ader all das Unglück um ins herum ignoriert, ausblendet oder es einfach nicht versteht..? Möglicherweise steckt irgendwo in mir ein Keim von Neid, vielleicht ist es aber auch ein Keim voll Zorn. Verstehe einer den menschlichen Verstand, ich kann dir keine Antwort nennen. Ich bin erschöpft. Ich bin entsetzt, verstimmt, erzürnt. Und unzweifelhafter weise bin ich ein wenig einsam. Du bist der Einzige, der noch geblieben ist, Vishnal. Bin ich denn wirklich so sehr zu verachten..?" Es war das erste Mal, dass sie ihren Gefährten bei seinem richtigen Namen angesprochen hatte.

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    Guess you might say I'm a little intense

    I'm on the bright side of being hell bent...~

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  • Kyle war sich nicht sicher, ob er froh sein sollte, dem Gespräch mit Bianca entkommen zu sein. Tatsächlich hatte sie ihn sogar zurückgelassen, war verschwunden, nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatte. Und obwohl Kyle es besser wusste, hatte es nach einem endgültigen Abschied geklungen, als würde er wieder gehen und nie wieder zurückkehren, als wäre das in Ordnung für sie. Vielleicht hatte sie damit abgeschlossen, all die Geschehnisse, ihre gesamte Geschichte war schon furchtbar lange her. So lange, dass Kyle sich wünschte, dass auch er vergessen konnte, vielleicht tatsächlich einfach verschwinden, ohne je wieder einen Gedanken an all das hier verschwenden zu müssen.
    Nie wieder an all die Toten zu denken, an Cammy, an Bianca. Sie hatte eine Freundin verloren, ihre Zofe, ihre Vertraute. Kyle war sich sicher, dass sie geweint hatte, doch er war gegangen. Was hätte er auch tun sollen? Ihr seine Schulter anbieten, selbst geschwächt von den Ereignissen, selbst so fragil wie eine Vase in Kinderhänden? Es war schließlich nicht so, dass Kyle nicht weinte, oft genug war ihm nach Tränen zumute. Und oft genug verspürte er die Furcht, die seinen Rücken hinaufkroch, die drohte, ihn zu lähmen, ihn zu verschlingen. War es so weit gekommen, dass er bereits zuließ, dass Träume ihn zerstörten?
    Und nun hatte es ihn in den Gasthof verschlagen. Nicht zum Wohnen, zum Schlafen, zum Ausruhen. Stattdessen ging er in Richtung des Kellers, zur Bar. In einem Bett würde er wachliegen, doch vielleicht konnte ihn etwas Alkohol genug ablenken. Kein Besäufnis, kein Gelage, nur so viel trinken, dass er eventuell traumlos durch die Nacht – oder den Tag – kommen würde. Nur einen Schluck, er vertrug nicht besonders viel, manchmal half es ihm. Meistens nicht.
    Doch er schüttelte den Gedanken ab, schickte ihn fort und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Seine Haare waren mittlerweile getrocknet, seitdem er aus dem Badehaus verschwunden war, war auch eine Weile vergangen. Er sollte sich vielleicht doch ein Zimmer nehmen, doch trotz Müdigkeit war nun nicht mehr an Schlaf zu denken, er hatte noch etwas vor und wusste, wie es enden würde, würde er sich nun hinlegen und krampfhaft versuchen, seine müden Augen auszuruhen. Er musste aussehen wie eine dieser Kreaturen, von denen man Kindern immer erzählte. Ein Wunder, dass Bianca es so lange mit ihm ausgehalten hatte – andererseits war es auch ein Wunder, dass er es mit ihr so lange ausgehalten hatte.

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    Jocelyn betrat leise aber mit viel Gepäck den Gasthof und Sagte mit ihrer sehr ruhigen, beruhigende und sanften Stimme „Guten Abend ich bin Jocelyn und suche ein Zimmer für heute Nacht.“Sie Stellte sanft ihr Gepäck ab und wartete bis sich der Eigentümer melden würde.


  • Irritiert blickte Shino den neuen Gast an. Die Beschreibung passte genau. Das musste die Neue sein. Gordon, der Priester hatte ihr beim letzten Treffen davon berichtet. Sie war eine jener Personen, die sich um die Kinder im Waisenhaus kümmern sollten. Die Schwarzhaarige musste sich nicht lange anstrengen um hinter den Namen der Lilahaarigen zu kommen, da sie ihn bereits im Rahmen ihrer Anfrage erwähnte. Jocelyn. Ein wahrlich außergewöhnlicher wie schöner Name. Ein freundliches und einladendes Lächeln zierte die Lippen Shinos. "Herzlich willkommen!" , flötete sie schließlich und ihre Augen strahlten dabei begeistert. "Es freut mich dich kennenzulernen aber ich bedaure." Die Mutter machte eine kurze Pause bevor sie weiter sprach. "Alle unsere Zimmer sind belegt." Das Bedauern seitens Shino hielt nicht lange an, da sie genau wusste, dass Gordon sich schon etwas für Jocelyn und ihren Kollegen überlegt hatte. Um die Enttäuschung der Lilahaarigen nicht zu lange anhalten zu lassen, fuhr Shino schließlich fort. "Das ist aber nicht schlimm, da Gordon dafür gesorgt hatte, dass du im Waisenhaus ihre eigenen vier Wände beziehen kannst." Es muss für Neuankömmlinge ziemlich schwieirg sein sich in Trampoli zurecht zu finden, daher erklärte die junge Frau Jocelyn noch ausführlich den Weg zum Waisenhaus, damit diese sich auch nicht verlaufen konnte.

  • « Die Kaserne



    Nach einem etwas längeren Weg zu seinem Ziel, stieß Azel schließlich auf den Gasthof, öffnete seine Eingangstüren voller Entschlossenheit und trat daraufhin hinein. Er war sich sicher, dass er hier, an diesem Ort, der von Menschen nur so wimmelte, einen geeigneten Gesprächspartner finden würde. Doch zu seiner Enttäuschung musste er nach einem schnellen Blick in die Runde leider feststellen, dass jeder hier Anwesende bereits mehr oder minder in ein Gespräch verwickelt war - und stören wollte er da dann auch nicht. Das entschlossene Lächeln in seinem Gesicht war schon dabei zu verblassen, als dem Erwachsenen plötzlich einfiel, dass es hier ja auch eine untere Etage mit einer Bar gab. Vermutlich würde er dort ja auf einige einsame Seelen treffen, die sich genau wie er nach Kontaktaufnahme sehnten? Einen Versuch war es auf alle Fälle wert. So setzte sich der Blauäugige wieder in Bewegung, schritt diesmal die Treppen hinab und fand unten die Bar vor.
    Das Licht war hier etwas gedämmter, wodurch die ganze Atmosphäre etwas düsterer wirkte, zumindest kam es Azel so vor. Nichtsdestotrotz betrat er die Mitte des Raumes und sah sich erst einmal wieder um. Hier waren eindeutig weniger Gäste anwesend, dafür wirkten diese aber auch empfangsbereiter. Vor allem ein bestimmter junger Mann fiel dem Neuankömmling dabei sehr auf - und zwar nicht nur wegen seiner roten Haare: Er saß alleine an der Theke und schaute ziemlich deprimiert drein. Vermutlich hatte er gerade etwas Aufwühlendes erlebt oder machte sich einfach zu viele Gedanken - und beide Gefühle kannte Azel nur zu gut. Also ging er langsam auf seine auserkorene Zielperson zu und ließ sich neben ihr auf einem Stuhl nieder. »Hey!«, initiierte er das Gespräch mit dem Rothaarigen, während er ihn freundlich anlächelte und die richtigen Worte in seinem Kopf noch zusammen sammelte. »Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber du machst einen sehr.. besorgten Eindruck. Da wollte ich fragen, ob etwas los ist?« Diese Frage hatte der Silberhaarige in seinem sehr vorsichtigen Tonfall geäußert, wollte er dem Mann ja nicht in ihrem ersten Gespräch schon zu nahe treten, aber es fiel ihm dennoch auf, dass es mit seiner Besorgnis langsam zu weit ging: Jetzt machte Azel sich auch noch Gedanken um ihm völlig Unbekannte, die einem so neugierigen Fremden vermutlich eh nichts anvertrauen würden, nur weil er sich aufgrund ihrer Ausstrahlung in etwa in ihre Situation reindenken konnte. »..Entschuldige, es geht mich natürlich nichts an.«, hing er also, jetzt selbst mit einem betretenen Gesichtsausdruck, hinterher, während er leicht beschämt zur Seite blickte. Er hatte sich wohl einfach so sehr auf ein simples Gespräch gefreut, dass er ganz vergessen hatte, seine Höflichkeit zu bewahren.


  • Jocelyn bedankte sich freundlich bei der schwarzhaarigen Frau für ihre Hilfe, sie nahm wider behutsam ihr Gepäck auf und verabschiedete sich um ins Waisenhaus zugehen. An der Tür drehte sie sich um und lächelte die Wirtin an und sagt freundlich „Nochmals danke für ihre Hilfe ich komme sicher wieder mal vorbei wen ich Zeit habe.“ und ging aus dem Gasthof.


    Jocelyn verlässt den Gasthof

  • ~Lute wacht auf~
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    Die sanften Strahlen der aufgehenden Morgensonne kitzelten die halbwachen Augen des jungen Mannes. Es war noch relativ früh und Lute rollte sich aus dem Bett. Schlaftrunken taumelte er zu seiner Tasche und zog sich seine gewohnten Sachen an, fuhr sich kurz durch die langen Haare und sinnierte einen Moment. Schließlich verstaute er all' sein Hab und Gut in der Umhängetasche, welche er vor langer Zeit auf einem Markt in einem weitentfernten exotischen Land erstanden hatte. Er hatte damals ein Schnäppchen gemacht, wenn man bedachte, wie lange sie ihn schon begleitete. Routiniert warf er sich die Tasche über die Schulter und schritt aus dem Zimmer heraus. Machte im Türrahmen allerdings wieder auf dem Absatz kehrt und warf seine Tasche seufzend zurück auf sein Bett. Lute war kein Reisender mehr. Er musste nicht mehr in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, um am Abend in einer völlig unbekannten Stadt einzuschlafen. Der Mann wohnte nun hier. Fast hätte er seinen Plan aus den Augen verloren. Sein Vorhaben, sesshaft zu werden Freunde zu finden, Freunde denen er von seinen Reisen berichten konnte, Reisen, die nun der Vergangenheit angehörten... Ein Hauch von Wehmut machte sich stets im Bauch des Rothaarigen breit, wenn er über diesen Entschluss nachdachte. Es konnte doch nicht einfach so zu Ende sein? Hatte er etwa schon die ganze Welt gesehen? Jedes Abenteuer erlebt? Jeden Berg erklommen? Doch wer sagte, dass die Abenteuer mit dieser Entscheidung ein Ende finden würden? Ein sesshaftes Leben in der Stadt bot doch so viel mehr als nur einen schnöden Alltag, es gab immer Neues zu entdecken. Es war ein Schritt in ein neues Leben, eine neue Reise, eine Reise der anderen Art.
    Mit diesen Gedanken verließ Lute den Gasthof.~


  • ~Lily wacht auf~
    Sie fand sich in ihrem Bett, ihrem Gemach wieder, wie sie genau dorthin kam wusste sie nicht mehr, das Einzige was ihr noch ganz sicher gewiss ist, dass sie sich zuvor mit ihren Schwestern unterhalten, neue Menschen getroffen und noch etwas gesungen hatte. Achja getrunken hatte sie auch .. vielleicht war es doch der Alkohol gewesen, denn hatte sie schließlich noch nie sonderlich gut vertragen. Ja, der Alkohol musste Schuld daran sein, dass sie nun plötzlich hier war, in ihrem Bett, ob wohl Odette oder Violet sie ins Bett gebracht hatten, sie hofft es nicht, das wäre eine solche Schmach für sie. Leise öffnete sie die Tür und trat hindurch. Mit dem Ziel ihre Schwester zu finden ging sie in den Gastraum und hielt Ausschau nach ihnen, sie musste wissen was passiert war... das würde ihr sonst keine Ruhe lassen...

    Die kürzesten Wörter, nämlich "ja" und "nein" erfordern das meiste Nachdenken.


    -Pythagoras von Samos-


  • Kyle hatte nicht damit gerechnet, Gesellschaft zu bekommen, sah allerdings sofort auf, sobald man ihn ansprach. Neben ihm war ein junger Mann erschienen, ungefähr in seinem Alter und mit einer Ausstrahlung, sie ihn sympathisch machte. Er wirkte offen und freundlich, schien ihm zuhören zu wollen, dabei wollte Kyle gar nicht reden. „Du kannst Gedanken lesen“, antwortete er, „oder bist einfach oft genug in Bars, um zu wissen, dass die Hälfte aller Leute irgendetwas auf dem Herzen hat. Danke, ich habe nicht vor, dir meine Geschichte zu erzählen.“ Er wies ihn ab, natürlich, womit hatte der Fremde denn auch gerechnet? Mit einer herzergreifenden Erklärung, weshalb er an der Bar saß und sich etwas zu trinken bestellte?
    Doch trotz dem leicht ruppigen Unterton, grinste Kyle seinen Nebenmann schließlich ein wenig an. „Ganz recht.“ Er bekam das eben bestellte Getränk und trank einen Schluck, bevor er einige Zeit lang schwieg. Er beobachtete den jungen Mann neben sich, musterte ihn und kam zu dem Schluss, dass es nicht verkehrt war, sich zumindest ein wenig zu unterhalten, jedenfalls so lange es nicht allzu persönlich wurde.
    „Bestell dir was, ich zahle“, antwortete er. Er würde seine Arbeit bald wieder aufnehmen müssen, Geld verdienen, aber er hatte noch genug, um seinem Gesprächspartner ein Getränk zu bezahlen. Zumal er diesen nicht so einschätzte, dass er gleich das teuerste nahm, das sie verkauften. Kyle hatte einfach das Gefühl, dass ein einfacheres Gespräch mit simpleren Themen und ohne aufwühlende Gedanken ihm nun gut tun würde. Vielleicht konnte es sein Inneres ein wenig beruhigen.


  • Mit einem gekünstelten Lachen tat Azel die Antwort des Fremden dann ab. Er hatte ja gewusst, dass er mit seinem neugieren Gefrage ziemlich unhöflich gewirkt haben musste und hatte so auch keine andere Reaktion erwartet. Dennoch war es ihm schon etwas unangenehm, direkt am Anfang der Konversation so etwas entgegen geworfen zu bekommen, vor allem weil der Silberhaarige normalerweise schon wusste, wie man sich in in so einer Situation zu verhalten hatte. Dieser Fehler war also durchaus vermeidbar gewesen und doch war er dem jungen Mann unterlaufen - peinlich. Da hatte er einmal verschlafen und schon war er unfähig, ein kompetenter Bürger der Gesellschaft zu sein.
    Jetzt stand jedoch die offene Frage im Raum: Was nun? Einen lockeren Gesprächseinstieg hatte der Blauäugige ja offensichtlich nicht hinbekommen. Sollte er sich dann einfach entschuldigen und wieder gehen, um weitere unangenehme Vorkommnisse zu vermeiden? Oder wäre das eine etwas übertriebene Reaktion gewesen? Unsicher, welche Handlung jetzt angebracht wäre, saß Azel also einfach da und starrte peinlich berührt auf die Theke, weg von dem Rothaarigen, dem er soeben zu nahe getreten war. Und vermutlich hätte diese unangenehme Situation auch noch einige Minuten lang ihren Lauf genommen, hätte der Fremde sich nicht dazu entschieden, dem Neuankömmling seinen kleinen Fehler doch zu verzeihen. Auf die Einladung hin sah Azel den zuvor betrübten Mann überrascht an. Zugegeben hätte er mit so einer Reaktion nicht gerechnet, also brauchte der Silberhaarige eine kurze Weile, bis er das Angebot verarbeitet hatte. Es war auf der einen Seite eine Einladung zum Trinken, aber symbolisch gesehen wohl auch so etwas wie eine zweite Chance; Immerhin wurde Azel noch nicht weggeschickt. So bestand gar kein Zweifel daran, dass er diese Einladung auf jeden Fall annehmen würde! »..Vielen Dank!«, gab der junge Mann dann also freudig zur Auskunft, bevor er sich ein einfaches Bier bestellte - er wollte die Freundlichkeit des Fremden immerhin auch nicht zu sehr ausnutzen, vor allem nicht nachdem er sich mit seinen bisherigen Aktionen schon nicht gerade beliebt gemacht hatte.
    Der Barkeeper nahm die Bestellung des jungen Erwachsenen auf und ging erstmal zur Seite, um ein Glas mit dem gewünschten Getränk zu füllen, weswegen die beiden Männer fürs erste alleine an der Theke saßen. Zunächst herrschte also wieder Schweigen und Azel fand die Stimmung immer noch etwas gedrückt, was es für ihn schwer machte, offen zu reden. Aber nachdem der Rothaarige schon offen Interesse an etwas Kontakt gezeigt hatte, würde er sich davon doch nicht unterkriegen lassen, oder?! »Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, oder?«, wagte der Erwachsene dann einen Neustart, während er den anderen mit einem sanften Lächeln im Gesicht ansah. »Mein Name ist Azel. Wie heißt du denn? Ich glaube, ich hab dich hier noch nie gesehen..« Zugegeben lebte er natürlich noch nicht so lange in Trampoli und auch die Bar hatte er bisher nur selten betretenen, also war es klar, dass der Fremde ihm nicht bekannt vorkam. Dennoch konnte es ja sein, dass er den Rothaarigen einfach nur vergessen hatte, Azel hatte immerhin viele Gedanken, da ging das ein oder andere Gesicht schon mal verloren. Der Blauäugige musterte den anderen also nochmal mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Nein, er war sich doch ziemlich sicher, er hatte diesen Menschen vorher noch nie gesehen.


  • Eunice war auf einer langen Reise gewesen. Sie war so lang weg gewesen, dass sich in Trampoli viel verändert hatte. Es war größer geworden, viel größer. Ihre Eltern hatten sie weggeschickt um eine sehr seltene Weinsorte zu organisieren. Sie war den Beiden sehr dankbar gewesen, da das Mädchen aufgrund dieser Reise sehr viel von der Welt sehen konnte. Dinge, die ihr ansonsten verborgen geblieben wären. Sie brauchte auch kein schlechtes Gewissen zu haben, da sie mit dieser Reise ihre Eltern bei deren Arbeit unterstützte. So schön auch die Reise war, Eunice war froh wieder in Trampoli zu sein. Es war einfach ihre Heimat. Sie freute sich schon unheimlich ihre Eltern wieder in die Arme schließen zu können. Die Gedanken des Mädchens schweiften ab. Sie überlegte ob ihre Eltern sich verändert hatten und was es neues gab. Glücksseelig kniff sie ihre Augen voller Vorfreude zusammen um sie im nächsten Moment wieder zu öffenen und ihren Blick über die Wiesen, Felder und Gebäude Trampolis schweifen zu lassen.Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Mit einem gefüllten Korb in der Hand begann Eunice schließlich zu laufen. Ihr Haar wehte im Wind und das Mädchen sog die frische Luft, welche ihr beim Laufen entgegenschlug ein. Sie wirbelte ein paar Mal um ihre eigene Achse um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Es dauerte nicht lange und Eunice kam beim Gasthof an. Ihre Eltern wussten noch nicht, dass sie heute zurückkam. Es würde eine Überraschung werden. Sie freute sich schon unheimlich auf ihre Gesichter, wenn sie durch diese Tür stolzieren würde. Eunice ließ ihren Blick über die Fassade des Gasthofes gleiten. Alles sah noch wie damals aus, so vertraut. Das Mädchen atmete noch einmal tief ein und drückte schließlich die Türklinke nach unten. Ein schreckliches aber ihr sehr bekanntes Quietschen ertönte und unwillkürlich musste sie lächeln. Vorsichtig lugte sie in das Innere des Gebäudes. Es war niemand zu sehen. Schließlich fiel die Tür hinter ihr ins sachte ins Schloss. Die Blicke der Tochter von Rita und Turner huschten von links nach rechts und dann schließlich wieder nach links. Ein stummes Kichern entglitt ihr während sie auf leisen Sohlen die Treppe nach oben sauste. Stille. Niemand war zu hören. Auch in den Zimmern war weder ihre Mutter noch ihr Vater anzutreffen. Eunice binzelte ein paar Mal irritiert und nahm schließlich die Treppe nach unten in die Bar. Bevor sie von irgendwem entdeckt wurde hatte sie die gesuchten Personen erblickt. Sie konnte sich keine Sekunde mehr zusammenreißen und stürmte auf das Ehepaar zu. „Mama!Papa!“ Das Mädchen hatte Freudentränen in den Augen. Endlich konnte die ihre geliebte Familie wieder in die Arme schließen. Sie waren nicht perfekt aber das war ihr komplett egal. Jeder Mensch hatte seine Fehler und genau das machte ihn, zu dem der er war. Stürmisch drückte sie die Beiden an sich. Auch ihre Eltern hatten Tränen in den Augen als sie Eunice erblickten. Sie war groß geworden aber dennoch die Alte geblieben, ihre geliebte Tochter. Was für ein fröhliches Wiedersehen…


  • Kyles Nachbar schien geknickt zu sein, als wäre die gute Laune plötzlich entflogen, nicht mehr aufzufinden. Er verstand nicht, was das sollte, schließlich war nichts geschehen, das diese Reaktion rechtfertigte oder begründete.
    Dass er allerdings lediglich ein Bier nahm, stellte Kyle zufrieden. Ein Bier war bezahlbar, mit Abstand nicht das teuerste Getränk, das in der Bar angeboten wurde. Er legte dem Mitarbeiter einige Münzen hin, bezahlte nun sowohl für sein eigenes als auch für Azels – der Fremde hatte sich nun vorgestellt – Getränk. „Kyle“, antwortete er auf die Frage, musste schließlich sogar ein wenig grinsen. Erneut nicht unbedingt wirklich freundlich, doch aufgeschlossener wirkend. Er hatte nichts gegen seinen neuen Bekannten uns selbst wenn Kyle nicht mehr ganz so erfreut war, neue Leute kennenzulernen wie früher, so war er sich doch sicher, dass dieses Gespräch ganz angenehm verlaufen würde.
    „Was führt dich hierher, Azel?“ Er hob die Augenbrauen, setzte dann zum Trinken an, um etwas Bedenkzeit zu haben. Wie viel sollte er ihm erzählen? Zu wie viel war Kyle bereit? Wie viel würde er verstehen können? Selbst für Bianca und ihn war es kompliziert, die ganze Geschichte nachzuvollziehen und sie waren mittendrin gewesen, hatten alles miterlebt, alles gefühlt, alles im Gedächtnis. Es hatte sich eingebrannt und vielleicht war es deswegen so kompliziert. Sie schwiegen, selbst in einer privaten Unterhaltung redeten sie von Belanglosigkeiten, provozierten, griffen sich gegenseitig an, ohne sich verletzen zu wollen. Ihre Beziehung, die sie niemals gehabt hatten, war seltsam und ungesund. Wäre ungesund gewesen, wären sie nicht Kyle und Bianca, sondern normalere Menschen mit anderen Problemen. Nicht so verstrickt in Situationen, mit denen sie nicht umgehen konnten. „Ich war lange weg“, antwortete er letztlich, hatte den Blick gesenkt und schloss die Augen für einen Moment, ruhte sich aus und schien Kraft zu sammeln. Doch Kyle war nicht gebrochen, nein, noch war er nicht ganz am Ende angelangt. Hoffte er. Er konnte es selbst kaum noch einschätzen. „Es ist viel geschehen, Menschen sind gestorben und ich bin getürmt. Aber nicht aus Angst, dass ich der nächste sein könnte.“ Er blinzelte einmal, zweimal, richtete sich wieder auf und wandte seinen Blick Azel zu, nun stillschweigend, nachdenklich.
    Er fuhr sich durch das Haar, brachte noch mehr Unordnung hinein und schüttelte den Kopf. „Sollte die Bar kein fröhlicher Ort sein?“, fragte er plötzlich. Er konnte sich nicht entscheiden – Stimmung oder Stille? Stille oder Stimmung? Er atmete tief durch, trank noch mehr, stellte schließlich das leere Glas auf dem Thresen ab. „Vielleicht sollten wir demnächst woanders hingehen.“ Es war lediglich ein Vorschlag und er meinte nicht, dass sie sofort aufspringen und gehen sollten oder gar mussten, doch er musste nicht noch mehrere Stunden in diesem Keller verbringen.


  • Es dauerte nicht lange, da hatte der Fremde ihm auch schon seine Frage mit dem eigenen Namen beantwortet; »Kyle« hieß der Rotschopf also. Auf die knappe, aber dennoch offene, Vorstellung hin musste Azel ein wenig lächeln, er war froh zu sehen, dass dieser Mensch doch bereit für ein Gespräch war, auch wenn er anfangs nicht so den Anschein erweckt hatte.
    Wenig später kam der Mann, der hinter der Theke arbeitete, dann auch mit dem Getränk für den Silberhaarigen an, welcher sich dafür bedankte und dann auch direkt ein paar Schlücke des kalten Biers zu sich nahm, war er von seinem Weg hierher doch etwas durstig geworden. Wie er jedoch so aus seinem Glas trank, stellte Kyle - das war gewöhnungsbedürftig - selbst eine Frage, über die Azel beim Trinken erstmal nachdenken musste. Genau, warum war er nochmal hierhergekommen? Er stellte sein Glas wieder ab und sah nachdenklich zur Seite, bis es ihm wieder einfiel und er wieder Augenkontakt mit dem Rotschopf herstellte. »Ich hab heute irgendwie verschlafen..«, fing er an, sich immer noch wundernd, wie das passieren konnte, wo er sonst eigentlich immer früh aufstand, um mehr an einem Tag schaffen zu können. Nicht, dass er nicht gerne ausschlief, oh nein! Er empfand es nur nicht gerade als.. nun, praktisch, länger als nötig zu schlafen. »Und da dachte ich, ich misch mich mal unter die Leute, um mich richtig aufzuwecken!« Tatsächlich war sein Plan sogar aufgegangen - was war immerhin ein besserer Start in den Tag als ein Bier ausgegeben zu bekommen? Nun, jetzt wo er so drüber nachdachte, gab es sicher einige bessere Möglichkeiten in den Tag zu starten, vor allem, weil es für seine Verhältnisse eigentlich noch zu früh war, um Alkohol zu konsumieren, aber er würde sich nicht beschweren! Er gönnte sich immerhin nicht oft freie Tage, hatte aber so eben beschlossen, dass dieser einer werden sollte, also konnte er sich auch ruhig mal ein Bier am Mittag erlauben.
    Gerne hätte Azel hier auch eine Gegenfrage gestellt, würde er eigentlich gerne wissen, was der Rothaarige hier trieb, doch entschied er sich dann dagegen, immerhin hatte er wenige Minuten zuvor schon eine ähnliche Frage gestellt und wie das ausgegangen war, wissen wir ja mittlerweile. Also trank er einfach in Ruhe einen weiteren Schluck Bier, an dem er sich fast verschluckte, als sein Bekannter dann doch anfing mehr von sich zu erzählen, was den Silberhaarigen offensichtlich sehr überraschte. Deswegen ließ er das Trinken fürs erste dann wohl doch lieber sein und stellte sein Glas ab, so lange Kyle von sich erzählte, um seine Erzählungen nicht mit unnötigem Rumhusten unterbrechen zu müssen. Seine neue Bekanntschaft hatte also auch schon viel durchgemacht.. Das konnte man auch merken; Er hatte einfach nicht die Aura von einem naiven kleinen Kind, das dachte, es gäbe in der Welt nichts Böses. Solche Leute hatten einen anderen Ausdruck in den Augen, Azel kannte sich mit so was aus, hatte er es in seiner Heimat mit vielen verschiedenen Leuten zu tun gehabt und die Sorte Mensch, die schon viel erlebt hatte, kannte er am besten, wohl auch weil er sich selbst dazu zählen konnte.
    So gut er diese Sorte Mensch aber auch kannte, wusste er nicht, was gerade eine angebrachte Reaktion auf die Geschichte des Rothaarigen gewesen wäre. Hätte er weiter nachfragen, irgendwas sagen sollen? Oder wär Schweigen hier vielleicht tatsächlich am passendsten? Zwar fragte Azel sich wirklich, was denn der Grund für die damalige Handlung seines Gesprächspartners gewesen war, wenn es sich dabei nicht um die Angst gehandelt hatte, aber wollte er ihn auch nicht dazu bringen, mehr von sich zu offenbaren, als es ihm lieb war. So ließ er dann den Kopf bedrückt hängen und entschied sich im Endeffekt doch dazu, dass ein nichtssagendes »Ich verstehe..« vielleicht die beste Antwort war.


    Kyle selbst war es dann, der das Thema, und die darum liegende Stimmung, wechselte und so auf ein paar angedeutete Pläne für die Zukunft zu sprechen kam. »Hm, wo gehst du noch gerne hin, außer in Bars?«, fragte Azel dann also, zum einen um seinem Gesprächspartner dabei zu helfen die Stimmung zu lockern, zum anderen weil er ihn wirklich näher kennenlernen wollte und nichts dagegen einzuwenden hätte, in der Zukunft mal etwas richtiges zu unternehmen, wo der Rothaarige auch schon angedeutet hatte, dass es ein nächstes Treffen geben könnte.


  • Hm..? Vishnal beobachtete erstaunt, dass Chlorica sich die Mühe machte wieder aufzustehen und sich neben ihn auf einen Stuhl zu setzen. Wozu die Mühe? Wo es sowieso an ein Wunder grenzte, dass sie nicht erneut wieder eingeschlafen war? Seine Kollegin war ihm wahrlich unerklärlich, sie war nur schwer zu durchschauen, ein Umstand der ihm nicht sonderlich behagte. Hinzukommt, dass sie ihn meist eher... minderwertig behandelte und dennoch - es war Chlorica und er würde zu ihr stehen, auch wenn sie ihn noch so mies behandeln mochte. Dafür... waren Kollegen doch da, nicht wahr? Ein schiefes Lächeln hatte sich unbemerkt auf seinem Gesicht breit gemacht, welches sich jedoch umgehend in einen erneut erstaunten Ausdruck wandelte, als er den bezopften Kopf der Maid an seiner Schulter spürte. Die Nähe kam überraschend, natürlich waren sich die beiden Angestellten oft nah - vor allem wenn Chlorica der Ansicht war ihn aufgrund unzulänglicher Arbeit verprügeln zu müssen - doch war die Dame dabei selten so ruhig und - konnte man es sanft bezeichnen? - wie in jenem Moment. Vishnal hatte das seltsame Bedürfnis ihr über den Kopf zu streichen und sie so auf eine groteske Art und Weise zu trösten, doch würde er bei dem Versuch womöglich noch seine Hand verlieren, weswegen er dies unterließ und in Ruhe verharrte.
    Sie öffnete sich. War es das? Konnte man es tatsächlich als solches bezeichnen? Der Butler vermochte dies nicht zu hoffen. Ihre Worte stimmten ihn traurig, sie waren verletztend, auf eine andere Art und Weise verletztend wie sie es sonst tat. Ihr Weltbild schien unglaublich melancholisch, eine Tatsache die Vishnal nicht akzeptieren konnte. Ja, sie hatte Recht, wie immer hatte sie Recht in dem was sie sagte oder tat. Dennoch wollte der junge Mann es nicht einsehen, ja, wollte nichtmal an ihrem Wesen in dieser Hinsicht teilnehmen. Damit schlug er vermutlich die einzige Möglichkeit in den Wind, doch es war ihm egal. Er war nur beruhigt, dass Chlorica tatsächlich derart menschliche Gefühle zeigen konnte. Hatte er ein schlechtes Bild von seiner Kollegin, bestückt aus dem Umgang ihrer mit seiner Person? War es verzerrt, voreingenommen, eingleisig? Doch hatte sie sich - bisjetzt - auch nie bemüht ein anderes Bild zu zeigen, fürchtete sich vielleicht sogar davor, behielt ihre strenge Maske für ihre eigene Sicherheit. Waren sie wirklich derart unterschiedlich? Oh ja. "Hör auf an der Vergangenheit zu hängen.", bemerkte er schlicht, "Es führt zu nichts, doch sicherlich ist dir das längst bewusst. Daher verstehe ich dich nicht." Chlorica war eine kluge Frau, doch womöglich wurde ihr ebendies zum Verhängnis, da sie nicht aufhören konnte, mochte, wollte über die vergangenen Handlungsstränge zu philosophieren, obgleich sie sowieso nicht mehr geändert werden konnten. Ja, es hatte Tote gegeben, ja es würde sie sicherlich wieder geben. Nichts war wie einst, das Rad der Zeit bewegte sich kontinuierlich vorwärts, drehte sich rundherum, wiederholte sich, glich sich doch niemals ganz. "Wenn du hier nicht mehr glücklich werden kannst, dann geh. Ich werde bleiben." Denn ob hier oder woanders - für ihn machte es keinen Unterschied. Keinen großen. Für sie möglicherweise schon - doch was wollte er sich anmaßen darüber Auskunft zu erteilen? Ein leises Murmeln verließ noch seine Lippen, ungewiss ob die Worte die schläfrige Dame überhaupt noch erreichen würden. "Ich achte dich." Sehr.


    (sorry Lu x.x i just couldn't resist!)

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