Die Kapelle


  • Dorothy hatte fieberhaft überlegt, wie sie es schaffen konnte Kehrt zu machen, ohne dass sie von Zaid bemerkt wurde. Alle Pläne wurden aber sofort zunichte gemacht, als Lily nach vorne trat und den Blonden ansprach. Am liebsten hätte die Grünhaarige in diesem Moment laut aufgestöhnt und Lily einfach vom Friedhof gezogen, was sie aber natürlich nicht tat. Dass die Rosahaarige auch noch beschützend vor sie trat, zeigte ihr nur, dass Lily besorgt war. Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Zaid mochte sie vielleicht hassen, aber er würde ihr niemals etwas antun. Aber davon konnte Lily ja nichts wissen. Dorothy bereitete sich mit fest um sich geschlungene Arme auf das Unvermeidbare vor. Und da drehte sich der Mann auch schon um und betrachtete sie kurz. Lily schenkte er nur einen kurzen Blick, aber auf Dorothy blieben seine Augen schließlich haften. Oh nein... Was würde er tun? Als Zaid ihren Namen ausrief und schnellen Schrittes auf sie zukam, began sie sich für mögliche Anfeindungen zu wappenen. Zitternd beobachtete die Grünhaarige ihn, als er schließlich vor ihr stand. Er war sicher nur wegen den Gräbern hier, hatte gehofft Sorothy nicht anzutreffen. Fast hatte die Priestertochter ja schon vermutet, dass er sich einfach umdrehen und gehen würde. Aie hätte es ihm sicher nicht verübelt. Welche Enttäuschung sie sein musste! Aus diesem Grund war sie sicher nicht vorbereitete gewesen auf die...sehr positive Begrüßung. Er wirkte sogar...war das Freude? Dorothy konnte sich absolut keinen Reim darauf machen. Sie fing auch an, heftiger zu zittern als er da so vor ihr stand. Eigentlich wollte sie nur von hier fliehen, aber bei seinen letzten Worten trat sie schlißlich an Lily vorbei und sah ihm vorsichtig in die Augen "Zaid...“, hauchte sie und versuchte sie krampfhaft nicht in Tränen auszubrechen. Sie hatte sich dieses Treffen so lange vorgestellt. Dabei war sie ihm immer in die Arme gefallen, hatte ihn fest umarmt und freudig gelacht, wenn er seine Arme um sie geschlungen hatte. Aber diese Fantasie hatte sich irgendwann umgewandelt. Da hatte er sie dann nur mit kalten Augen weggeschoben und Dorothy’s Herz gebrochen. Sie als dumm bezeichnet, dass sie glaubte, dass er wegen ihr wieder da war. Irgendwann hatte sie dann auf diese Gedanken gehört. Deshalb konnte sich die Priestertochter jetzt einfach einen Reim auf das Ganze machen. Er wirkte verärgert, und Dorothy war sich so sicher gewesen, dass es wegen ihr war, aber seine Worte sprachen dagegen. "Ich...i-i-ich d-dachte...du w-würdest nicht...nicht mehr w-wieder kommen“, brachte sie schließlich hervor weil sie einfach etwas sagen musste. "D-du bist d-doch...g-gegangen w-weil du...mich l-l-losw-werden wolltest...“, stotterte sie, bevor sie schließlich doch in Tränen ausbrach. Beschämt senkte sie den Kopf. Wie sollte sie ihm hier in die Augen sehen? "W-weil du...nicht m-mehr...mit mir z-zusammen sein w-wolltest.“, schluchzte sie leise, die Hände vor das Gesicht schlagend, als sie die Worte sofort berreute. Waren sie überhaupt jemals zusammen gewesen? Nicht wirklich, oder? Also konnte er sie auch gar nie verlassen...wie dumm von ihr! Ihre Fluchtinstinkte nahmen langsam überhand und die Grünhaarige drehte sich schon halb weg, drauf und dran wegzulaufen. Sie musste hier weg, sie hatte Recht gehabt! Sie konnte es nicht ertragen, in seiner Nähe zu sein wenn er mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte.


  • Angesichts der Tatsache, dass sich beide mit dem Vornamen ansprachen konnte Lily davon ausgehen, dass sie sich untereinander kannten. Etwas überrascht blickte sie einige Sekunden hin und her zwischen beiden Parteien und wusste nicht so ganz genau was sie nun tun sollte. Die beste Entscheidung wäre gewesen den beiden gleich etwas Ruhe zu gönnen, immerhin machten sie den Eindruck als könnten sie einige Minuten alleine gebrauchen, aber die rosahaarige brauchte einige Momente um auf diese Erkenntnis zu kommen. Beide mittendrin zu unterbrechen wäre wohl sehr unhöflich gewesen, weshalb sie ihren Blick sank und hoffte dass ihre Anwesenheit beide Parteien nicht störte. Lily so kann das doch nicht weiter gehen, hier stehen zu bleiben macht es auch nicht für die beiden einfacher. Ihre Gedanken schienen rationaler als ihre Taten zu sein, denn dort konnte sie den Mut erbringen um zumindest sich ihren Abgang gedanklich vorzustellen. Kurz räupsernd also erhob sie ihren Kopf wieder und wendete sich den beiden zu während ein sanftes Lächeln ihre Lippen schmückte. "So wie es aussieht habt ihr beide eine Menge zu besprechen, ich will euch nicht stören. In der Zwischenzeit werde ich oben warten." Mit einem genauso sanften Ton wie dem Lächeln auf ihren Lippen verließ sie also das Außengelände und machte sich auf den schnellsten Weg wieder zurück nach oben in das Zimmer, in welchem sie sich eben noch von Dorothy behandelt wurde und ließ sich dort nieder. Bewusst entschied sich die Wirtin allerdings das Fenster nach draußen aufzulassen um für den Fall der Fälle einen Hilfeschrei hören zu können.


  • Zaid wollte seinen Ohren nicht trauen, bei dem was Dorothy von sich gab. Sie loswerden? Das war doch absurd... seine zweijährige Abwesenheit musste ihr das Selbstbewusstsein wieder komplett weggewaschen haben. Er wich einen Schritt zurück und fasste sich an den Kopf. Hatte er wirklich den Eindruck vermittelt, er wolle sie loswerden? Dass er nach all der Zeit nicht mit ihr zusammen sein wollte? All die Vorfreude, die Zaid auf dem Weg nach Trampoli zurück empfunden hatte, war mit einem Schlag erloschen. "Das kannst du nicht ernst meinen..." In der traurigen Stille, die nun herrschte, meldete sich die dritte Person im Bunde nach kurzer Zeit zu Wort und konstatierte, dass sie fehl am Platz schien. Wortlos nahm Zaid ihren Abgang zur Kapelle hin und beäugte die Dagebliebene verzweifelt. Hatten sie sich wirklich so viel zu sagen? Zuerst wusste er nämlich gar nicht, was er nun sagen sollte und das kam selten vor. "Es tut mir leid, dass es für dich mit der Zeit so ausgesehen haben mag..." Kurz nachdem Lily hinter der Eingangstür verschwunden war, schlang der Blonde sich um Dorothy und konnte das Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Nie hatte er geglaubt, diesen Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben und doch stand sie nun vor ihm, verängstigt und davon überzeugt, er wäre von ihr angewidert. Seine um sie umschlungenen Hände krallten sich förmlich in die Schultern, während Zaid den in seiner Erinnerung verblassten Geruch von ihr aufsog. Doch gleichzeitig wusste er, er hatte einfach gehen müssen, auch wenn er anscheinend nicht in der Lage gewesen war, ihr das wortgerecht zu vermitteln.


  • Die Heilerin bekam wenig von dem mit, was gesagt wurde. Zu sehr war sie in ihrer eigenen Panik und Angst gefangen. Sie wusste erst wieder, was um sie herum geschah, als Lily plötzlich weg war und sich allzu vertraute Arme um sie schlangen. Mit weit aufgerissenen Augen lauschte sie Zaid’s Worte, spürte wie sich seine Finger verzweifelt in ihre Schultern gruben. Was...? Was machte er da? Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Reaktion. Völlig überwältigt von ihren eigenen Gefühlen und jenen, die von dem Blonden ausgingen, stand sie einen Moment stocksteif in der Umarmung, ihre Atmung aussetzend. Erst, als sie sich bewusst wurde, dass der um sie geschlungene Körper bebte, war ihr klar wie verdreht die Situation war. Denn es konnte nur eines bedeuten. Zaid schluchzte da gerade in ihre Haare. Ein überraschtes „Oh...“ entkam ihr. So hatte sie den Mann noch nie gesehen. War...war sie daran schuld? Vorsichtig hob sie ihre Arme und schlang sie zaghaft um die Mitte des Blonden. „Es...es tut mir leid...“, murmelte sie in seine Schulter. Für was genau sie sich entschuldigte, wusste sie nicht genau, nur dass sie Zaid...traurig gemacht hatte? So wollte sie ihn nicht sehen! „Nicht...weinen.“, meinte sie sanft, ihre Bitte allerdings dadurch, dass ihre eigenen Tränen gerade Zaid's Oberteil durchnässten etwas zunichte gemacht. Dorothy versuchte sich einen Reim auf das Verhalten ihres Freundes (?) zu machen. Sie war sich so, so sicher gewesen, dass sie eigentlich nur mit einer negativen Reaktion auf ihr Erscheinen rechnen konnte, aber alles was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte widersprach ihren Vermutungen völlig. Seine Worte, zuerst liebevoll und dann verzweifelt, seine allzu vertrauten Arme um sich, seine Tränen ...irgendetwas musste sie falsch interpretiert haben, denn aus irgendeinem Grund waren alle ihre schlimmsten Befürchtungen, die sie in den letzten Monaten, ja sogar Jahren vollkommen zerstört hatten...falsch. Mit dieser Erkenntniss verlor Dorothy keine Zeit mehr ihre Arme so fest sie konnte um Zaid zu schlingen und ihr Gesicht tiefer in seiner Brust zu vergraben. „I-ich hab...dich v-vermisst. So...s-sehr“, schluchzte sie, von ihren Gefühlen völlig überwältigt. Das erste Mal seit Monaten wagte sie zu hoffen und die Freude und Erleichterung ließ ihren Kopf schwirren. Sie hoffte nur, dass die Freude anhaltend war.

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    Zaid konnte sich nicht erinnern, jemals so am Boden zerstört gewesen zu sein wie jetzt, außer vielleicht als seine Mutter starb und sein Vater auf den Gedanken kam, ihn in der Natur aussetzen zu müssen. Doch diese Situation war eine gänzlich andere. Nicht nämlich, dass er den Verlust einer Person zu verkraften hatte. Unentwegt flossen die Tränen in Dorothys Schulter und Zaid merkte nicht mal, dass er sich gerade von seiner schwächsten Seite zeigte. Mit der Zeit drangen dann ihre Worte zu ihm durch, doch sie gaben ihm noch nicht das Gefühl, als hätte sie ihre Zweifel abgelegt. Erst als sich seine eigene Kleidung durch ihre Tränen langsam anfeuchteten, kam Zaid wieder ein bisschen zur Besinnung und er verstand, dass seine Gefühle zu ihr durchgedrungen waren. Proportional dazu, dass er seinen Griff um ihren Körper allmählich lockerte, festigte Dorothy ihren Griff um seinen und drückte ihren Kopf in seine Brust. Innerlich bedauerte er das gerade, zu gerne hätte er doch in ihr Antlitz geblickt und sich noch mal vergewissert, dass sie selbst die Sinnlosigkeit ihrer Zweifel erkannte. Doch stattdessen - und man konnte es kaum glauben, denn es war das erste Mal, dass Zaid dies tat - schob er ihre Kapuze zurück und legte seine Hände um ihr Haar, um dieses anschließend zu streicheln. Eigentlich hatte er ihre volle Haarpracht bisher nur einmal im Leben gesehen, doch darüber hatte er zu diesem Zeitpunkt gar nicht nachgedacht. Zu gefüllt war sein Kopf mit der Tatsache, dass er seine Freundin (? XD) gesund und munter bei sich wissen konnte. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Täglich plagte mich der Gedanke, hier könnte etwas schlimmes vorgefallen sein." Anschließend legte er seine Hände um ihre Wangen und blickte in ein verheultes Gesicht, doch es stimmte ihn glücklich. Zwar hatte Zaid für einen Moment überlegt, seine Lippen auf ihre zu pressen, doch zu groß war letztendlich die Sorge, er würde damit eine Grenze überschreiten und daher verharrte er in dieser Position, den Blick auf ihren Mund fixiert.


  • Wann hatte sich die Lage so umgewandelt, dass sie ihm Trost spendete? Dorothy wusste es nicht. Sie konnte sich auch nicht erinnern, Zaid jemals so gesehen zu haben. Er war immer der Starke gewesen, derjenige der sie immerzu aufbauen hat müssen. Jetzt seine Tränen auf ihrer Haut zu spüren füllte die Priestertochter mit tiefer Bestürzung. Sie klammerte sich noch etwas fester an ihn, hoffend, dass es genug war. Was sollte sie sonst tun? Ihre eigenen Tränen versiegten langsam, wie schon früher schnell beruhigt von der Nähe des Blonden. Dorothy konnte fühlen, wie er ihr plötzlich die Kapuze vom Kopf schob und seine Hand in ihren Haaren vergrub. Sie verspannte sich kurz, immerhin war ihre Kopfbedeckung ihr ständiger Begleiter. Daria war bis jetzt die Einzige gewesen, die sie überreden konnte, sie abzusetzen. Zaid hatte sie da mehr durch Zufall gesehen. Damals wusste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte. Jetzt aber fühlte es sich seltsam richtig an. Langsam entspannte sich die Grünhaarige wieder. Als sich sein Griff schließlich lockerte und er sich vorsichtig von ihr löste, hatte sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle und nur ein paar einsame Tränen flossen ihre Wangen hinab. Die Heilerin konnte spüren, wie sie rot wurde, als sie Zaid’s Worte hörte. Er hat sich Sorgen gemacht, er hat mich vermisst. Er ist nicht-. Ihre Gedanken kamen zu einem abrupten Halt, als sie seine Hände auf ihren Wangen spürte. Ihr Atem stockte, als sie eine seine Augen blickte, die sie mit derselben Wärme betrachteten, die sie von damals noch gewohnt war. Aber im Blick des Blonden lag noch etwas Anderes. Dorothy wusste nicht so ganz, wie sie das deuten sollte. Viel zu sehr war sie abgelenkt von dem Gefühl seiner Finger auf ihren Wangen, seinem Atem auf ihrer Haut, seinem Blick- er war viel zu nah! Dorothy konnte nicht denken, sie konnte ja kaum atmen! Und bevor sie sich überhaupt im Klaren war, was geschah, hatte sie auch schon ihren Kopf gehoben und ihre Lippen auf die seinen gelegt. Für einen kurzen Moment war Dorothy so unglaublich glücklich, wie schon lange nicht mehr. Das Gefühl der warmen Lippen sendete ein Kribbeln durch ihren ganzen Körper. Sie hatte es sich nicht eingestehen wollen, aber genau das hier war etwas, was sie schon so lange ersehnte. Gerade wollte sie ihre Augen schließen, ihre Arme heben um sie um Zaid’s Nacken zu schlingen, da meldete sich ihr Verstand etwas verspätet und ihr wurde klar, was genau sie hier tat. Mit einem Ruck ließ sie von ihm ab und sprang einen Schritt zurück, eine Hand vor den Mund pressend. Oh Gott nein…. Mit vor Schock geweiteten Augen starrte sie Zaid an, der etwas überrumpelt aussah. Was hatte sie getan?! „Oh…uhm…d-das war n-nicht. I-ich wollte nicht…!“, setzte die Grünhaarige sofort zu einer Entschuldigung an, doch sie stockte. Was sollte sie jetzt bloß sagen? Das war definitiv nicht geplant gewesen. Warum musste sie auch gerade jetzt so impulsiv handeln? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie wusste ja nicht mal in völlig normalen Situation, wie man sich verhielt, geschweige denn in…solchen. Noch viel wichtiger…was würde Zaid’s Reaktion sein? Am liebsten wäre sie weggelaufen, aber etwas hielt sie zurück. So stand sie nur mit knallrotem Gesicht angespannt da und hoffte, dass seine Reaktion nicht allzu negativ ausfallen würde.

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    Noch immer verharrte Zaid mit dem Blick auf Dorothys Gesicht und verlor sich in diesem. Was hätte er nicht alles darum gegeben, sie in den zwei Jahren mal gehört, berührt, gerochen und gespürt zu haben und nun ging alles gleichzeitig! Unwissend, was er als nächstes tun sollte, fing Zaid langsam innerlich an, mit sich selbst zu hadern. Dann aber geschah das, was er am wenigsten erwartet hatte, denn Dorothy ergriff zum ersten Mal in ihrer Beziehung (?) die Initiative. Und Plötzlich war es um ihn geschehen, denn nun durfte er sie auch noch schmecken. Die Lippen, welche Zaid gerade unbedingt kosten wollte, pressten sich auf die seinen. Wie aus einer verzweifelten Situation letztendlich eine solche entstand, interessierte längst keinen mehr, vergessen war zumindest seine Leidenszeit - dachte er zumindest. Denn im nächsten Moment stand Dorothy auch wieder einen Schritt weiter von ihm entfernt und machte ein schockiertes Gesicht so als würde sie es bereuen. Er hingegen blieb noch etwas konsterniert mit gespreizten Lippen am Fleck stehen so als wolle er sagen 'Du hörst schon auf?`'... Sie hatten sich gerade geküsst! Bei dem in seinen Kopf erneut aufgerufenen Gedanken fing Zaid an, sanft zu lächeln und machte wieder einen Satz nach vorne zu Dorothy. Ihre Nähe zueinander Sekunden zuvor war wieder hergestellt. Alles was der Blonde gerade wollte, war, dieses Gefühl noch länger zu spüren und Dorothy zu zeigen wie er empfand. Zu diesem Anlass legte er sanft seine Hand um die ihre, welche noch voller Überraschung um ihr Gesicht gelegt war und legte die andere Hand um ihre Hüfte, um sie zu sich heranzuziehen. Im nächsten Moment brach das Feuerwerk der Gefühle erneut aus, als sich ihre Lippen zum zweiten Mal trafen, diesmal länger und seitens Zaid mit geschlossenen Augen.


  • Was immer es auch war, dass sie sich erwartet hatte -ein peinlich berührtes Lachen, eine Abweisung oder einfach nur drückende Stille-, ein sanftes Lächeln war es nicht. Und schon gar nicht die erneute Annäherung. Dorothy hatte sich nicht weit weg bewegt und so stand Zaid mit nur einem einzigen Schritt erneut vor ihr, genauso nah wie zuvor. Stocksteif bekam sie mit, wie Zaid sie näher an sich zog -noch näher! - und ihr die Hand vom Gesicht nahm. Sie dachte noch, dass er unmöglich das, nach dem es aussah, vorhaben konnte. Zaid würde doch niemals-. Und dann dachte sie gar nichts mehr, denn sie konnte erneut diese Lippen auf ihren spüren. Dieses Mal hatte sie nur einen kurzen Moment, um unsicher zu sein. Denn Zaid hatte hiermit ja wohl gezeigt, dass er es genauso sehr wollte wie sie. Die Grünhaarige tat es ihrem Freund (? Lol) gleich und schloss die Augen. Wie sie es schon beim ersten Versuch machen wollte, legte sie die eine Hand um seinen Nacken, mit der anderen umschloss sie vorsichtig die Seine, so als ob sie immer noch fürchten würde, er würde davonlaufen. Dorothy hatte absolut keine Ahnung was sie hier machte, immerhin war es ihr erster Kuss. Nun, Zweiter wenn man das Desaster von vorhin mitzählte. Also ließ sich die Heilerin allein von ihren Gefühlen leiten. Einmal in ihrem Leben machte sie sich auch keine Sorgen darüber, was er von ihr denken würde oder was schiefgehen könnte, zu vertieft und glücklich war die Grünhaarige gerade. So lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet und jetzt, da er endlich da war, wollte sie ihn durch nichts verderben. Dorothy wusste nicht, wie lange sie sich küssten, nur, dass sie nicht wollte, dass es aufhörte. Irgendwann mussten sie sich allerdings doch wieder voneinander lösen. Bedauernd drückte sie noch ein, zwei, drei kurze Küsse auf den Mund des Halbsilberwolfes, den sie so sehr vermisst hatte, bevor sie die Augen wieder öffnete und ihn breit lächelnd betrachtete. Die Grünhaarige hatte während ihres Kusses gar nicht gemerkt, dass sich ihre Hand irgendwann in die blonden Haare von Zaid bewegt hatten. Früher hätte sie das vermutlich völlig verunsichert, aber angesichts dem, was sie gerade geteilt hatten, fühlte sie sich selbstsicher genug um ihre Hand dort zu belassen. „Das war schön…“, hauchte Dorothy etwas scheu, während sie ihre Finger sanft durch die Strähnen bewegte. All die Panik die sie vorhin noch erfüllt hatte war mit einem warmen, kribbeligen Gefühl das sich durch ihren ganzen Körper zog ersetzt worden. Sie spürte, dass ihre Wangen glühten, aber es war keineswegs unangenehm wie zuvor. Schon lange nicht mehr hatte sie sich so glücklich und ruhig gefühlt.

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    Minuten der entladenen Sehnsucht vergingen, es musste für Außenstehende sicher amüsant erscheinen, wie die beiden ihren ersten richtigen Kuss zelebrierten. Es mochte etwas unbeholfen wirken, doch das störte niemanden. Viel mehr genossen beide forsch ihre ersten Erfahrungen. Doch alles außer der Wurst hatte nun mal ein Ende und so war es zuerst Dorothy, die ihren Griff um seinen Hals lockerte. Worte konnten nicht beschreiben, wie Zaid sich fühlte, Dass eine zweijährige Abstinenz die anschließende Bindung stärken würde, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen gewagt. Mit der Zeit realisierte dann auch er, was gerade vorgefallen war und lächelte eingeschüchtert. Beziehungen waren wirklich noch Neuland, obwohl er schon ein gutes Alter dafür erreicht hatte. Was ihm dann aber auffiel war Dorothys Antlitz, in welches er wirklich mit vollem Bewusstsein blicken konnte. "Wie schön du bist..." Natürlich hatte ihre innere Schönheit ihn schon immer in ihrem Bann, doch jetzt sah er über die Kapuze hinweg alles in voller Pracht und der Atem stockte. Was sollte er jetzt als nächstes tun? Fest stand, dass jetzt ein neues Kapitel begann und sie sich sicher doch viel zu erzählen hatten, aber wo anfangen? Es würde sicher nur schmerzen, über die Zeit zu reden in der sie voneinander getrennt waren, zumindest fürs Erste. Zaid fiel dann aber ein, dass da ja diese Gräber waren, um die sich noch viele Geheimnisse rankten. "Aber sag mal... was ist hier eigentlich passiert?"


  • Dorothy fühlte sich, als würde ihr das Herz gleich aus der Brust springen. Sie hatte Zaid noch nie zuvor so…schüchtern gesehen und es erfüllte sie mit unbändiger Freude zu wissen, dass sie der Grund dafür war. Das Kompliment ließ sie dann selbst etwas beschämt wegblicken. Die Grünhaarige war es nicht gewohnt, solche Sachen zu hören. Und dann kamen sie auch noch von Zaid… sie fühlte sich nicht imstande darauf etwas zu erwidern, also drückte sie die Hand, sie sie immer noch in der ihren hielt, in leisem Dank. Die Beiden schwelgten noch eine Weile in der immer noch mit Gefühlen vollgeladenen Atmosphäre, scheinbar unwillig die angenehme Ruhe und neugefundene Intimität zu brechen. Dorothy fragte sich, was dieser Schritt nun für ihre Beziehung bedeutete. Denn nun konnte man es doch als solche bezeichnen, oder? Die Heilerin hatte keine Ahnung von diesen Dingen und sie hoffte, es würde sich einfach mit der Zeit ergeben. Zaid ergriff schließlich dann doch wieder das Wort und lenkte die Grünhaarige wieder in die Realität zurück. Überrascht blickte sie auf. Oh ja, die Gräber…sie hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, als die hergekommen war. „Ich weiß es nicht. Es war ein…Sturm hier. Es war seltsam…dauerte eine lange Zeit. Ich habe…habe die Kapelle nicht verlassen. Aber…aber heute hat es plötzlich…einfach aufgehört.“, versuchte sie die Geschehnisse zusammenzufassen. „Ich bin sofort raus gegangen…und hab die Gräber schon so hier…vorgefunden.“ Da fiel ihr wieder ihre hilfsbereite Begleitung ein, die sie alleine gelassen hat. „Oh! Lily…die Frau mit der ich hier war…sie ist gegangen? Ich will…will sie nicht ignorieren. Weißt du wo sie hin ist?“, fragte sie den Blonden. Sie wollte keineswegs, dass ihre neue Bekanntschaft dachte, sie würde sie einfach so zurücklassen!


  • Die Kapelle erkannte der Blonde schon von weitem, denn ihr wunderschöner Glockenturm war herausragend. Mit einem breiten Grinsen kam er dem Gebäude immer näher. Was willste denn in dem alten Schuppen?...
    Hatte er das Gerade wirklich gesagt. Hatte der kleine Dämon gerade die Kirche beleidigt? Lucas Gesicht färbte sich rot vor Zorn. Hoffentlich verbrennt er sobald ich den heiligen Boden betrete! Ich kann dich höööören. Mir egal! Dachte sich der Junge Knabe und trat voller Eifer mit einem gewaltsamen Schritt in die Kapelle. HA! Immer noch da. Hihihi. Sich innerlich zusammenreissend kniete sich Lucas in eine der Bankreihen um das Beten zu beginnen. Nach Abschluss seines Erhörungsgebets, wartete der junge Kirchengänger auf eine Antwort. Jedoch blieb diese aus. Bitte melden sie sich wieder während den Sprechzeiten. Gott hat Montags bis Freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr für sie Zeit. Hahahaha. Was für eine Plaudertasche. Der Dämon soll gefälligst Leise sein. So kann sich ja kein Mensch beim beten konzentrieren! Die Stimme interessierte das jedenfalls kein bisschen und so quasselte sie weiter und weiter. Lucas versuchte sie zu ignorieren und ging raus um sich auf die Treppen vor der Kapelle zu setzen. Das war kein schönes Leben, es war ein verfluchtes Leben. Warum tat Gott ihm das an?


    ✶★"Eine kleine Überlegung, ein kleiner Gedanke an andere, macht den ganzen Unterschied aus."★✶

    - Winnie Puuh




  • Oh nein. Das hatte der kleine Junge nun davon, allein losgegangen zu sein. Normalerweise war er gar nicht so der Typ, der sich einfach so verlief. Aber mit Wäldern hatte er es bisher noch nie so wirklich gehabt - und natürlich kam er von eben dort, einem Wald. Wie sollte er denn auch den einen Baum von all den anderen unterscheiden? Zwischenzeitlich hatte er gehofft, ein paar Vogelmonster anzutreffen, den diese kannten sich immer total gut aus! Sie hätte er einfach um Rat bitten können! Aber nach dem fiesen Sturm eben ließen sie sich natürlich überhaupt nicht blicken. Der schweigsame Blondschopf kam, sich stetig nach links und rechts umsehend, letztendlich zwischen zwei losen Bäumen hervor und erblickte endlich etwas, was zumindest ansatzweise bekannt aussah! Ein.. Gebäude. Er.. hatte schon mal ein paar Gebäude gesehen. Also konnte das Große da ja gar nicht so falsch sein, oder? Trotzdem wusste er immer noch nicht weiter. Und Menschen fragen wollte er definitiv auch nicht! Nicht, dass er unterwegs überhaupt welche angetroffen hätte. "Uuuh.. Ha-", wimmerte Kelsey leise und verstummte augenblicklich wieder. Nein, er würde ganz sicher nicht 'Hallo' rufen. Oder überhaupt sagen! Was, wenn ihn Jemand hörte? .. Aber was, wenn ihn Niemand hörte? Allein würde er sicher auch nicht weiter kommen! Hilflos lief das Kind noch eine Weile auf dem steinernden Pfad der zur Kapelle führte umher, kam dabei aber nur bruchweise überhaupt irgendwie voran, da er meist nur von einer Seite zur anderen ging und hoffte irgendwelche Hinweise zu finden, die ihn nach Hause führten. Und je länger er suchte, desto mehr Tränen bildeten sich in seinen Kulleraugen. Es dauerte nicht lange, bis er Schluchzlaute nicht mehr verhindern konnte, aufgab und sich einfach auf den Hintern fallen ließ. Weinend umklammerte er den treuen Gefährten - seinen Zeichenblock und vergrub sein Gesicht dahinter.


  • Lucas sah verzweifelt zu Boden als sich der Dämon in ihm wieder meldete. Was für eine Heulsuse... Der Blondschopf blickte auf und sah einen brünetten kleinen, etwas zierlichen Jungen umher irren. Die Tränen kullerten aus seinen Augen als wäre etwas schreckliches geschehen. In diesem Moment wurde Lucas klar, das es Leute mit schlimmeren Schicksalen gab und er müsse ihnen helfen. Mit einer Hand abstützend rappelte er sich auf und ging zu dem kleinen Jungen. Vor dem schüchternd wirkenden Jungen kniete er sich hin und fragte ihn: "Hast du dich etwa verlaufen?" Heul doch! schimpfte die Stimme. Gekonnt ignorierte der religiöse junge Mann sein Inneres und richtete sich wieder auf. "Weißt du." Begann er und starrte dabei in den Himmel. "Viele unser Brüder und Schwester waren einst verloren, doch sie fanden nicht immer zurück, sie haben die Hilfe ihres Herrn ignoriert. Doch ich werde dir helfen. Eine verlorene Seele lass ich nicht im Stich. Wo kommst du denn her mein kleiner?" War diese kleine Ansprache zu viel? Der Junge war eh schon ziemlich eingeschüchtert. Die Worte sprudelten einfach so aus ihm heraus, denn seine Wiederbelebung machte ihn ziemlich nervös.


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  • "Ahhh!", der kleine Junge schreckte merklich auf, als plötzlich eine Stimme direkt vor ihm ertönte. Hastig krempelte er seinen Zeichenblock ein Stück weit runter, um sehen zu können, wer genau ihn denn da gerade attackierte - und zu allem Übel fand er ihn auch gleich vor! Einen Erwachsenen! Mit.. ebenfalls komischem Hut. Wieso trugen alle Leute in diesem Dorf nur ständig komische Hüte?! Immerhin war der von dem Fremden nicht so gigantisch, wie die von Candy oder der großen Candy.. also gab es wenigstens einen Grund weniger, Angst zu haben. Diese doofen Mützen würden ihn noch bis in die Nacht hindurch verfolgen..
    Kelsey war erstaunt, als der Mann mit seiner ersten Frage direkt ins Schwarze traf. Auch, wenn er eigentlich den Kopf schütteln wollte, sagte sein Gefühl ihm, er sollte nicken - also tat es das auch hastig. Der Mann sah nicht wirklich böse aus, oder? Er konnte und würde ihm doch sicher helfen! Zumindest dachte das Kind das, solange, bis der Priester weiter sprach. Seine Worten irritierten den Jungen so sehr, dass er glatt vergaß, dass er doch eigentlich gerade damit beschäftigt sein sollte, zu weinen. Stattdessen jedoch saß er nun ruhig auf der Stelle und klimperte eine Weile lang verwirrt mit den Wimpern herum. Wieso starrte der Mann nur so intensiv in den Himmel? Kelsey folgte seinem Blick und beobachtete den hellen Himmel, doch außer ein paar Wolken konnte er rein gar nichts entdecken. Vielleicht.. konnte der Unbekannte ja auch Runeys sehen, so wie seine Freundin Candy? Redete er also gerade mit ihnen? Misstrauisch fischte der Junge mit einer Hand in der leeren Luft umher, so, als würde er dadurch plötzlich einen dieser unsichtbaren Freunde erfühlen - doch nichts. Um ehrlich zu sein wusste er nicht einmal, ob man so Runeys finden konnte, aber dennoch entschied er für sich selbst, dass gerade wohl keine anwesend waren. Das wiederum.. machte ihm wieder ein wenig Angst. Der Fremde war komisch! Kelsey drückte seinen Zeichenblock noch fester als vorher an sich. "Keine Geschwister.. Waise..", murmelte er leise hinter der Maluntersilie hervor und wunderte sich dabei gleichzeitig auch, wieso der Mann überhaupt von 'unser Brüder und Schwestern' sprach. Kelsey wüsste doch sicher noch, wenn er mit dem Unbekannten verwandt gewesen wäre! Oder mit sonst wem! "Du.. nicht auch.. ein Herr?", fragte er weiter, verwirrt von alledem, was er bisher gehört hatte. Wollte er ihm damit sagen, dass er die Hilfe von ihm, einem fremden Mann, fremden Herren, nicht ignorieren sollte? Aber er war doch gar nicht sein Herr! .. Konnte Kelsey überhaupt einen eigenen Herrn haben? Verwirrt deutete der Kleine auf den Mann vor ihm: "..Meins???" Hieß das, der Fremde gehörte ihm? Aber Kelsey hatte doch noch nie etwas gehört!! Außer seinen Malsachen eben! Was sollte er denn jetzt mit den Mann machen, wenn er ja sagen würde?!

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    Die schöne Atmosphäre wich allmählich wieder dem Hier und Jetzt. Zwar beturtelten sich die Beiden immer noch nebenher durch Händchen halten - Zaids Hände mussten total verschwitzt sein - aber ihr Fokus lag nicht mehr direkt aufeinander sondern der Umgebung. Dorothy schilderte ihm daraufhin ihre Erlebnisse und normalerweise wäre sie bei solchen Geschichten immer vor lauter Angst in einer Abstellkammer verschwunden, doch hatte sie nun einen Teil des Selbstbewusstseins wieder erlangt, das Zaid ihr eingeprügelt hatte. Beim Erzählen musterte er auch eifrig ihre Mimik obgleich ihn selbst Gesagtes durchaus beunruhigte. Fest stand für ihn, dass die Gräber seiner Freunde leer und der Verbleib ihrer leblosen (?) Körper ungewiss waren. Doch es half ohne große Indizien nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, dachte der Blonde. Mit nachdenklicher Miene verharrte er neben Dorothy und drückte ihre Hand ein bisschen fester zu um ihr mitzuteilen, dass ihre Sicherheit ihn trotz allem glücklich stimmte. Und dann fiel ihr wieder ein, dass ja noch eine dritte Person in der Kapelle auf sie wartete. "Oh ja, richtig!" Etwas verlegen kratzte Zaid sich am Kopf, das hatte er ja komplett verdrängt in den letzten Minuten! "Ist sie nicht reingegangen? Wir sollten es ihr gleichtun..." Gesagt getan, Hand in Hand kehrten sie ins Warme zurück und fanden die Dame im Wohnbereich von Dorothy wieder. Unterbewusst hatten sie die Hände voneinander gelöst, obwohl es Zaid eigentlich nicht gestört hätte, seine Verbindung zu ihr zu demonstrieren. Auf dem Weg hatte er sich aber noch einmal Gedanken gemacht, die Beschreibung von Dorothys Erlebnissen beschäftigte ihn noch immer. Leicht resigniert warf er sich auf einen der Stühle und vergrub die Hände ineinander. Etwas schroff aber förmlich widmete er sich dann wieder der Fremden zu, denn sie hatten sich ja noch gar nicht vorgestellt. "Entschuldigen Sie die Situation vorhin. Zaid ist mein Name, wir - Dorothy und ich - kennen uns schon etwas länger, aber es war... schwierig." Mit einem leichten Lächeln schaute er dabei zu ihr rüber damit sie verstand, dass nun alles aus seiner Sicht wieder gut war. Und ganz nebenbei - wenn man wusste wie Zaid vor zwei Jahren war - wäre sicher sofort aufgefallen, dass er nun wesentlich erwachsener auftrat.


  • Das Gefühl des Erstaunens machte sich in Lucas breit. Wusste der Junge etwa nicht wer der Herr ist? Und so etwas zur heutigen Zeit. Wo er uns doch unser aller Leben geschenkt hatte! Der Blondschopf begab sich wieder auf die Knie um mit dem Jungen auf Augenhöhe reden zu können. "Nein, mein Lieber, kein Mensch gehört dir. Wir sind alle Geschöpfe Gottes. Er hat uns als sein Ebenbild erstellt. Jeder hier ist genau so viel Wert wie du. Egal ob alt, jung, reich oder arm. Deshalb sind wir Brüder und Schwestern, weil Gott unser aller Vater ist." ...wenn du so weiter quasselst schläft der Junge noch ein. Hoffentlich verstand der zarte Knabe das was Lucas versucht ihm zu erklären. Es war einfach unverzeihlich, dass ihm niemand in die Religion eingeweiht hatte. Er wird ja noch nicht einmal seine ersten Sakramente abgelegt haben! Als der Messdiener über das Sakrament der Taufe nach dachte, fiel ihm auf, dass er seinem Bruder noch nicht einmal seinen Namen verraten hatte. "Ich bin übrigens Lucas." sprach er sanft und reicht dem Brünetten die Hand. Sein Blick wanderte über das Skizzenbuch. Ein Künstler also. Vorsichtig streckte der Kirchenanhänger seine Hand nach dem Block aus. "Dürfte ich einen Blick hineinwerfen?"


    ✶★"Eine kleine Überlegung, ein kleiner Gedanke an andere, macht den ganzen Unterschied aus."★✶

    - Winnie Puuh





  • Mit entspannter Miene lehnte sich Lily gegen den Stuhl, den sie vorher zum Kamin gedreht hatte. Das Flammenspiel zu beobachten schien in dem Moment eine der wenigen guten Möglichkeiten zu sein, um sich die Zeit etwas zu vertreiben. Zwar hatte die rosahaarige Frau ein etwas mulmiges Gefühl dabei Dorothy so ganz alleine mit dem Fremden unten zu lassen, aber der eher schmächtige Junge erweckte nicht den Eindruck, als würde die Heilerin, wenn es darauf ankommt, nicht alleine mit ihm fertig werden. Zwischen dem Knistern des Feuers ertönte ihr Schlürfen den Raum. Der Tee, welcher zwar liebevoll zubereitet wurde, aber absolut schrecklich schmeckte sollte nicht ungetrunken stehen bleiben. Immerhin hatte Dorothy ihn auf Lilys Bedürfnisse angepasst und es wäre mehr als unhöflich den Tee einfach wegzuschmeißen, vor allem wenn man an die ganzen guten Kräuter denkt die in ihm enthalten waren. In Momenten wie diesen sprach die Gastwirtin wieder aus ihr. Zutaten müssen sorgfältig behandelt werden und sollen niemals verschwendet werden! Gedanklich wiederholte sie die Worte die ihre Eltern, welche sie schon früh der ältesten Tochter näher brachten. Gerade als ihre Gedanken dem Abschweifen drohten öffnete sich die Tür hinter ihr und ließ die Frau etwas zusammenzucken. Langsam drehte sie ihren Kopf, nur um den Fremden und Dorothy in dem Türrahmen wahrzunehmen. Erleichtert über nur ihre Anwesenheit entfloh ein Seufzer ihrem Mund ehe sie aufstand und die Tasse beiseite legte, um den Mann vor ihr angemessen zu begrüßen. Ein sanftes Lächeln formte die Lippen der Frau ehe sie leicht den Kopf schüttelte und abwinkte. "Das macht nichts, es hatte den Anschein dass ihr beide einiges zu bereden hattet, es wäre unhöflich meinerseits gewesen nicht zu gehen." Lily legte eine kurze Pause zwischen ihren beiden Sätzen ein. "Freut mich, Zaid. Mein Name ist Lily und ich habe Dorothy erst vor einigen Stunden kennengelernt, sie war ganz alleine hier in der Kapelle." Mit einem knappen Nicken ihres Kopfes unterstrich die Wirtin die Begrüßung nochmals.


  • Zaid schien wegen der ganzen Gräbersache genauso beunruhigt zu sein, wie sie selbst. Dorothy wusste nicht, ob sie das noch unruhigér stimmen sollte oder nicht. Immerhin war es eine sehr besorgniserregend Sache. Aber das konnten sie auch drinnen bereden. Glücklicherweise schien Zaid ja zu wissen, wo Lily hingegegangen war. Hand in Hand ging sie mit ihm zurück in die Kapelle, ihr Salto schlagendes Herz gerade wieder etwas zur Ruhe kommend. Sie konnte nur hoffen, dass ihre neue Bekanntschaft von allem, was in den letzten Minuten geschehen war nichts mitbekommen hatte. Es wäre ihr mehr als nur ein bisschen unangenehm gewesen.
    Die Rosahaarige hatte sich wieder in ihr Zimmer zurückgezogen, ihren vorhin zugewiesenen Platz am Feuer erneut beansprucht. Sie nippte, wenn auch anscheinend sehr widerwillig, an dem vorhin zubereiteten Tee, obwohl er mitlerweile doch kalt sein musste. Glücklicherweise wirkten die Kräuter auch so, und Dorothy war froh, dass ihre neue Freundin auf ihre Gesundheit achtete. Zaid stellte sich nun auch endlich vor und die Grünhaarige errötete, als er ein Lächeln in ihre Richtung sandte, nickte aber zustimmend. Sie hatten definitiv noch einiges zu bereden aber jetzt für den Moment war alles gut und Dorothy konnte nicht glücklicher sein. Bevor sie (erneut) in eine mentale Wiederholung des Kusses verfiel, ergriff Lily erneut das Wort. "Ja...danke dafür.“, bedankte sie sich sogleich mit einem Lächeln. Es war wirklich sehr taktvoll gewesen. Ihr Lächeln wurde etwas beschämter, als Lily die Umstände ihres Treffens darlegte "Ah...d-dafür auch-„, murmelte sie mit etwas gesenkten Kopf. Sie sollte mittlerweile doch schon gelernt haben, sich wie eine Erwachsene zu verhalten, aber angesichts solcher Situation war sie eher einem Kind ähnlich. Sie hoffte sehr, Zaid würde daraus nicht seine eigenen Schlüsse ziehen –so hatte auch ihr Treffen sie nicht gerade vorteilhaft aussehen lassen. Immerhin bietete sich gleihc ein Thema an, mit dem sie ablenken konnte. "Wir haben uns über...die Gräber unterhalten. W-weil ja etwas damit...geschehen ist. U-und ich frage mich...wie er Rest vom Dorf...aussieht. Und-“, sie brach abrupt ab, als ihr etwas klar wurde woran sie vorhin gar nicht gedacht hatte. „Cammy!“, rief sie aus und warf ihrem Freund einen panischen Blick zu. "M-meine... Schwester! Was i-i-ist... mit ihrem...G-Grab?“ Sie war sich am Friedhof nicht ganz sicher gewesen aber jetzt war ihr doch ganz klar, dass die Gräber nicht nur verunstaltet sondern ganz eindeutig ausgehoben...und leer waren.

  • [IMG:http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/zaaaaaaaaidmdfhnopdl48bct.png]Die großbusige Frau, die sich inzwischen als Lily vorgestellt hatte, schien die Situation begriffen zu haben. In der Tat wäre ihre Anwesenheit bei dem, was Zaid und Dorothy vor wenigen Minuten noch unten am Friedhof miteinander teilten, störend gewesen. Jedoch bekam er gar nicht die Gelegenheit, noch einmal in süße Erinnerungen zu verfallen, denn Dorothy wechselte schnurstracks das Thema. Ja richtig, die Toten waren ja weg... Ivan und Manna... Bei der Erwähnung ihrer Schwester musste Zaid jedoch grübeln. Er hatte sie noch nie im Leben getroffen, nannte niemanden selbst seine Geschwister und wusste daher nicht, wie sie sich gerade fühlen musste. Lediglich ein gezeichnetes Portrait von ihr stand mal im Zimmer rum, in dem sie sich gerade befanden. Den Blick schweifend, entdeckte er schließlich eben solches. Es hatte sich in den zwei Jahren nicht verändert, Dorothy hing wohl sehr daran, schien es doch eines der wenigen Überbleibsel zu sein. Der Blick festigte sich auf dem Bild und Zaid vergaß für einen Augenblick, dass er eigentlich beruhigende Worte in Dorothys Richtung aussprechen wollte. Die Magie, welche den Friedhof definitiv heimgesucht haben musste, ließ keine beruhigenden Worte zu. "Hört zu..." Zaid wirkte nun fokussiert und ernst, während er abwechselnd die beiden Damen musterte. "Die Gräber sind leer... Ich vermute nicht, dass einfach jemand dessen Inhalt mitgenommen hat. Bei dem was Dorothy beschreibt, klang es für mich ganz nach dunkler Magie." Diese Atmosphäre... die Tatsache, dass nichts auf große körperliche Arbeit hindeutete, um die leblosen Körper auszugraben, ließen keinen anderen Schluss zu. Zaid konnte sich nicht vorstellen, dass Magie so stark sein konnte, dass sie jemanden aus dem Totenreich wieder ins Leben holt, doch musste er seine Überlegung einfach mit ihnen teilen. "Es könnte sein, dass sie wieder lebt, Dorothy." Er wollte auf keinen Fall, dass sie sich über seine Vermutung freut, daher blieb seine Miene nach wie vor ernst. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht bei Sinnen sein konnte und ihrer Schwester somit schaden konnte, war einfach viel zu hoch.


  • Offensichtlich sehr verwirrt von beiden Parteien die ihr gegenüber standen zog Lily die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn. Es brauchte sie einige Sekunden bis sie überhaupt einen Zusammenhang aus den Sätzen beider Leute vor ihr verstehen konnte. Gewiss hätte sie über die leeren Gräber nichts wissen können, immerhin war es schon eine lange Zeit her seitdem sie überhaupt das Gasthaus verlassen hatte. Der Sturm, welcher vor einigen Momenten noch draußen tobte sollte ihr dieses nämlich nicht erlauben. ...Die Toten sind wieder da..? Ihre Gedanken kreisten um die Worte und so blendete sie alles um sich herum aus und verschwand in ihrer eigenen Welt bis sie aus allen Wolken fiel. "Meine Eltern!" Die Gastwirtin flüsterte ihre Worte eher zu sich bevor sie so rasch aufstand, dass der Stuhl auf dem sie eben noch saß fast nach hinten gefallen wäre. Ihr Blick war nun fast schon starr auf die beiden gerichtet. "Ich muss nach unten zurück gehen und nachsehen." Ob sie nun den ihr eigentlich so wichtigen ersten Eindruck zerstören würde war ihr vollkommen gleich. Wenn die Toten wirklich wieder unter den Lebenden weihen sollte, musste sie nachsehen ob ihre Eltern eine der Leute waren, die eine zweite Chance bekamen. "So wie es aussieht hast du auch jemanden nach dem du suchen musst, Dorothy. Wenn du willst, können wir zu dritt nachsehen." Eine tote Person wieder zu finden, sollte sich vielleicht nicht als einfache Aufgabe vorgestellt werden. Sie konnten überall sein, aber der erste Anhaltspunkt wäre natürlich das eigene Grab. Die Vorstellung allein, aufzuwachen und vor dem eigenen Grab zu stehen brachte Lily zum schaudern. Schluckend blickte sie Dorothy an, auf ihre Antwort zu warten fühlte sich für die rosahaarige wie eine Ewigkeit an, schließlich wollte sie keine einzige Sekunde verschwenden die sie damit verbringen könnte, nach verstorbenen Erwachsenen nach sehen zu können. Wie schön wäre es, nocheinmal mit Odette, Violet und unseren Eltern am Tisch zu sitzen. Gedanken wie diese, machten sie eigentlich nur noch nervöser, jedoch war es das einzige worum sich ihre Sorge im Moment drehte.

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