Gaius & Tori
'Aber eher..' Was wollte er sagen? Worauf wollte er hinaus? Wieso stellte er sich diese doch eigentlich so einfachen Fragen eigentlich selbst? War er nicht derjenige, der von allen Leuten wissen sollte, was genau er sagen wollte? Was er empfand, was er dachte, was er tun wollte, was er machte? Wieso war es also so schwierig? Wieso kam er mit dieser einfachen Aufgabe nicht zurecht? Gaius wirkte etwas abwesend, lebte gerade nicht im Moment, viel eher in seiner eigenen Gedankenwelt und das machte keinen Sinn. Es machte keinen Sinn, denn auch wenn er sich tausende von Fragen stellte, so war diese Welt, diese kleine, nein, gigantische Welt, auf die nur er persönlich Zugriff hatte gerade vollkommen leer, vollkommen schwarz, voll von vollendeter Nichtigkeit. Ahh, es war wirklich kompliziert. Gaius wusste das. Natürlich tat er das. Er wusste nur nicht wieso. Doch, nein, halt - er wusste es. Nein, Moment - so war es gar nicht. Es war beides. Es war nichts. Es war nun einmal.. kompliziert. Der Zwerg wusste nicht, ob er es wusste, ob er sich sicher war, was diese eine Sache, diese ganz spezifische, furchtbare Sache war, vor der er sich fürchtete - denn er wagte es nicht auch nur einen einzigen Fuß in die Richtung eben jener Gedankengänge zu setzen. Er fürchtete sich. Fürchtete sich davor an das zu denken, wovor er sich fürchtete, floh vor der Angst und doch war sie sein ständiger Begleiter. Es war kompliziert. Ah, man konnte es nicht oft genug sagen. Konnte es nicht oft genug ungesagt lassen. Konnte nicht -
"..." Verwirrt, irritiert - perplex zuckte der Schmied zusammen, als sein eines Auge plötzliche Bewegung direkt vor seinem Gesicht vernahm, seine graue Iride huschte in Richtung der Gestalt, doch wurde sie schnell von ein paar einzelnen Strähnen einer blonden Haarpracht aufgehalten. Kurz hielt der Mann die Luft an, spürte einen Schwall Wärme auf seinem Körper, spürte eine gewisse Schwere auf ihm, spürte.. die weiche Haut Toris die kurz sein Gesicht streifte. Überrascht verharrte der Zwerg in seiner Position, regungslos, lautlos, bloß seine ruhige Atmung entkam leise aus dem leicht geöffneten Mund. Es war mehr die Wärme aus den Tiefen Toris, als tatsächlicher Ton, der Gaius signalisierte, dass die Bebrillte gerade sprach - so leise war ihre Stimme, doch als sie sprach, da zuckten seine Mundwinkel abrupt ein Stück weit nach oben. 'Danke, dass du da bist' Ah, ihre Worte machten keinen Sinn. Es machte absolut keinen Sinn, dass sie das sagte. Aber musste es das? Musste es tatsächlich Sinn machen, um gerade, in jenem Moment, Sinn zu machen? Er war froh. Er war froh, dass sie bei ihm war. Er war schon froh gewesen, seit dem ersten Moment, in dem er sie erblickt, in dem er mit ihr geredet, ihre Stimme, ihre Welt erfahren hatte. Und noch froher war er, als er sie so nah an sich spürte. Ihre Stimme so leise, doch so nah bei sich hatte. Wieso umarmte sie ihn eigentlich? Es war schon das zweite Mal. Das erste war nicht einmal zwölf Stunden her. Gaius entkam ein kurzes Auflachen. Seine Arme setzen sich in Bewegung, umfassten den zarten Körper seines Gegenübers, gleichzeitig stand er jedoch auch auf, stand schnell auf, sein Griff, die erwiderte Umarmung, sie geschah mit Intensität, sie war zu intensiv, sie konnten sich nicht halten - verloren an Halt, der Stuhl rutschte unter ihnen weg, sie fielen zu Boden. Sie fielen zu Boden, Gaius mit dem Rücken voran, die Bezopfte hinterher. Sie blieben liegen. Der Grauhaarige blieb liegen. Tori musste auch liegen bleiben, sie hatte keine andere Wahl, zu fest hatte der Mann sie in seinen Klammern. Er lachte. Er lachte ein warmen, leises Lachen - amüsiert, belustigt, erfreut, verwirrt. Es war ein Lachen, ein Lachen voll von Gefühlen, voll von den verschiedensten Dingen. "Ich verstehe dich nicht..", begann er dann und sagte diese Worte so falsch, so voller Freude, so ganz anders, als man sie doch sonst sagte. "Du hast Angst.", fuhr er ruhig zwischen den langen Haaren der Magd hindurch fort, spürte wie sich ihr Körper, ihr Bauch, ihre Brust beim Atmen gegen seinen eigenen Körper hoben, senkten, "Du hast vor so vielem Angst. Sagst, du hast vor allem, vor der Welt und den schrecklichen Dingen, die sie zu bieten hat, Angst." Er machte eine kleine Pause, drückte mit einer Hand den Kopf der Frau näher an sich und vergrub einen Teil seines Gesichtes darin, schloss kurz die Augen und sog ihren Geruch ein. War zu sehr in der Situation gefangen, um zu merken, um sich darum zu kümmern, wie nah sie sich waren, wie fragwürdig selbstverständlich er ihr gerade von sich aus auch noch näher kam. "Und doch ist das Einzige, wovor du deinen Worten nach keine Angst hast.. das einzige, wovor ich mich fürchte." Ein schwaches, erheitertes Zischen entkam seinen Lippen und er bekam das Gefühl, Tori nur deshalb so fest bei sich zu halten, weil er nicht wusste, ob er sie nicht gleich, nicht bald wieder verlieren würde. "Wieso also dankst du mir dafür.. und wieso sind mir die Gründe dafür im Endeffekt eigentlich so egal? Wieso bin ich gerade so wahnsinnig glücklich? Viel zu glücklich, um mir darüber Gedanken zu machen, wie absolut furchtbar das doch eigentlich ist.."