[Tori] & Gaius
Gaius lächelte. Er lächelte. Tori starrte ihn durch einen Tränenschleier hinweg an, noch immer neben ihn auf dem Boden knieend. Der Zwerg war wirklich unglaublich. Ihm konnte es unmöglich gut gehen und trotzdem lächelte er. Um ihretwillen etwa? Dummkopf. Verdammter Dummkopf! Die Maid schüttelte sachte ihren Kopf als er versuchte zu sprechen, bemüht und stotternd. "S-Sei nicht dumm, Gaius.", erwiderte sie mit erstickter Stimme und sprach dabei aus, was sie sich schon zuvor gedacht hatte. Er konnte da nicht länger liegen bleiben. Wenn sie nur wüsste, was genau ihm fehlte! Aber sie war weder Magiekundig noch eine ausgebildete Heilerin. Wenn sie dem alleine nicht gewachsen war... sie brauchte Hilfe. Wie immer, brauchte sie Hilfe. Tori schluckte. Das Mädchen versuchte müheselig einen Arm unter Gaius' Körper zu bekommen und hi n irgendwie hochzuhieven, doch der Zwerg machte es ihr nicht gerade leicht. Und er war auch nicht gerade leicht. Ich schaffe das nicht ohne dich., dachte sie stumm, wollte ihn aber nicht zu mehr zwingen, als er nicht von sich aus schaffte. Doch es wurde schnell klar, dass sie den Zwerg niemals aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, aus der Taverne raus und sonst wohin bekommen würde. Sie war einfach zu schwach. Diesmal war es nicht die geistige Schwäche, die sie hinderte, sondern die körperliche. "Gaius.", flüsterte sie leise seinen Namen, als könnte das irgendetwas bewirken. Nachdem die beiden jedoch nicht sonderlich weit kamen, schwenkte die Maid um und schaffte den Schmied irgendwie auf ihr Bett. Das zumindest ließ sich gerade noch so bewerkstelligen. Danach stürzte sie zu ihrer kleinen, beschaulichen Sammlung an Büchern. Obwohl sie so gerne las, waren die meisten doch Eigentum des Runenarchives - eigene besaß Tori nur wenige, da sie einfach so teuer waren. Und ein Großteil davon handelte von der Alchemie, die sie studierte, doch auch das ein oder andere über Heilkunst war dabei. Hektisch blätterte sie durch einige Seiten - sich oftmals an ihren Inhalt erinnernd, während sie drüber flog - wusste jedoch einfach nicht wonach sie suchen sollte. Was fehlte ihrem Freund denn nur? Schließlich stürzte sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, hinaus, die Treppe runter in die Vorratskammer der Taverne. Irgendwo hatte sie doch letztens ein Kraut gesehen, das Schmerzen lindern sollte! Sie wusste zwar nicht wozu es hier verwendet wurde, aber sie war sich sicher, das es dasselbe war, wie im Buch abgebildet. Und tatsächlich - da war es! Ein kleines, grünes Kraut - hoffentlich lag sie damit auch richtig... Sie klaute sich schlichtweg etwas davon, ehe sie zurück in ihr Zimmer hastete. "Hier... kau das." Redete sie ihm leise zu und legte ihm einige Blätter von ihrem schmerzlindernden Mittel in den Mund. Dabei bemerkte sie wie sehr der Zwerg überhaupt glühte. Trotzdem packte sie ihn in ihre Decke ein, machte dann jedoch auch endlich das Feuer ihrer kleinen Kesselstelle aus um anschließend erneut kurz aus dem Zimmer zu hasten und einige, in kaltem Wasser getränkte Wickel zu holen, mit denen sie Gaius' belagerte. Dabei setzte sie sich an den Bettrand und murmelte: "Oh Gott, oh gott... was soll ich tun, Gaius? Sag mir was ich tun soll." Sie hatte schon so oft Angst verspürt in ihrem Leben, doch die Angst um jemand anderen... die war ihr neu. Und es war viel, viel schlimmer.