Die Taverne


  • "Das weiß ich auch, das ein Schmied keine Holzschwerter haben könnte. Schließlich haben wir Kinder da drinnen nicht mal was verloren und das heißt, das ich nie eine Waffe mal bekome. Was mache ich, wenn mal ein Monster sich nicht streicheln lässt wie das eine Wooly beim Monstertrainingslager? Ich darf ja nicht mal zaubern", sagte Orland und das auch ein wenig normal.So weit konnte er auch schon denken."Ich nehme auch Orangensaft und ich aber auch was zu essen möchte und ich immer noch nicht weiß was es gibt", sagte er und wartet das sie sagt wo sie her kommt. da sie aber nichts erzählt, sie wohl von hier sein muss und nicht auf der Flucht gewesen wie Orland oder andere, die ihre Familie und zuhaue verloren hatten.Er setzt sich aber mal wieder richtig hin und streckt sich kurz."Gibt es hier aber auch andere Kinder oder muss ich wirklich immer Erwachsene treffen? Nicht, das du störst und ich schon eine Zicke überlebte, die glaube aus reichen Hause kommt", sagte er und grinst. Er meint das ernst, da Kohaku ihn bisher nicht ausfragte oder überhaupt sehr nervte.

    "Warum verlangen die Menschen nur immer nach Kräften, die das Ende der Welt bedeuten könnten?"
    Ist aus Tales of Xillia.


  • Huh? Ein Traum? Träume. Eine bizarre oder halluzinatorische mentale Aktivität die während eines Kontinuums an Schlaf- und Wachstadien einsetzt. Für Tori selbst meist das blanke Grauen, in dem vergangene Erlebnisse sie selbst im Schlaf noch weiter verfolgten. Allein der Gedanke daran ließ sie wieder die Decke über den Kopf zuziehen. Sie wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören von dieser Welt die tagtäglich neue Schrecken bereithielt. Sie wollte zurück nach Hause, nach Alverna in ihre Bibliothek, um dort nach getaner Arbeit hinter ihren Büchern zu verschwinden. Warum konnte sie dies nicht auch hier? Zu viel war geschehen, zu viel Leid und Pein an ihr vorbeigezogen, dass es ihr falsch vorkam alles zu verleugnen. Statt sich also weiter hinter ihren geliebten Schriften zu verstecken, verkroch sie sich nun unterer ihrer Bettdecke - eine wirklich solide Lösung. Eine effektive zumindest, denn immerhin konnte sie sich hier in Sicherheit wiegen. Achja? Sicherheit! Welch hübsche Umschreibung, die sie sich da für ihr selbst erschaffenes Gefängnis erschaffen hatte! Mit Sicherheit hatte ihre Flucht wenig zu tun, vielmehr mit Angst, doch um sich selbiges einzugestehen müsste man ja Mut beweisen! Welch problematische Zwickmühle, jaja... Natürlich war sich Tori dem allen bewusst, nur um dazu auch zu stehen, ja, dass stand auf einem anderen Batt geschrieben. Wenn sie noch schreiben würde. Angefangene Blätter lagen verstaubt auf ihrem Schreibtisch, die Skrpte gammelten vor sich hin. Ein verlorener Gedanke, eine fixe, irrsinnige Idee, nicht mehr. Ein weiteres Regen unter der Bettdecke. Vertrieben werden sollten die bösen Stimmen! Nur müsste sie dies wohl oder übel selbst erldigen, doch wenn sie sich selbst nicht in der Lage dazu sah, was offenkundig der Fall war, ja, dann würde sie wohl tagein tagaus damit leben müssen und ihre Decke würde sie sicherlich nicht vor Üblem bewahren können. Nichts konnte das. Nicht die verschlossene Tür zu ihrem Zimmer, nicht die brüchigen Mauern der Taverne (die tatsächlich renovierungsbedürftig waren), sei selbst schon dreimal nicht. Andere vielleicht, doch hierfür, ja, war sie tatsächlich ein wenig zu stolz, falls sich überhaupt noch wer finden würde. Ihrer Ansicht nach sollte in einer Gesellschaft Geben und Nehmen herrschen, doch da sie nichts geben konnte, wollte sie auch nichts mehr annehmen. Raven. James. Gaius. Jaja, sie alle hatten ihr geholfen,ja, nein, - das verdammte Leben gerettet. aha. Ahahaha. Wie gut das sie selbiges wertschätzte, in dem sie sich in ihr Zimmer einsperrte. Ahaha.. jaaah. Na, immerhin passte sie jetzt auf sich auf, welch Fortschritt! Natürlich... Wie viele Ausreden braucht es noch? Nein, nein, nein, dass stimmte doch alles so! Oder nicht? Protagonistin, wach auf! Protagonistin, ja... schön wäre der Gedanke tatsächlich eine solch Rolle innezuhaben. Welch angenehmer, warmer Gedanke. Wann hatte sie zuletzt derart schön geträumt? Die Erinnerungen waren verschwommen und durcheinander, doch die Wärme die diese mit sich brachte, ließ das Mädchen schließlich im Bett aufsitzen. Tatsächlich fühlte sich ihr Körper geschunden und erschöpft an. Sie richtete ihren Blick langsam zum schmutzigen Fenster, die Vorhänge waren selbstverständlich zugezogen, selbst wenn sie wach war, ließ sie die dunklen Stoffe meistens unberührt, so fiel nur ein schmaler Spalt Sonnenlicht durch die Mitte. Wie spät es wohl war? Ob die Blumen draußen schon blühten? Ob die Ernte gar schon reif war? Warum wusste sie es nicht? Ja, warum wohl. Tori drehte sich langsam und ließ die Füße über dem Bett baumeln. Früher waren ihr solche Banalitäten klar gewesen. Zögerlich stand das Mädchen auf und machte die wenigen Schritte zum Fenster. Draußen könnte theoretisch auch die Stadt in Flammen aufgehen oder die Sterne vom Himmel fallen. Vielleicht waren auch wieder Monster eingedrungen, sie würde es nicht bemerken, hier drin war sie sicher vor den Schatten die draußen warten mochten. Oder dem Glück, welches sich an manchen Ecken versteckte. Sicher und Unwissend. Die sanften Tränen, die ihre Wangen herunterliefen bemerkte sie nicht, doch die Trauer die ihr Herz seit Monaten auffraß war präsenter denn je zuvor. "Habe nicht auch ich ein Recht auf Glück?!" Ihre innere Stimme schrie sie an, so laut, dass die Worte tatsächlich ihren Mund verließen, leise und holprig, unbeholfen und verwirrt. Tori riss die Vorhänge zur Seite und kniff sofort die Augen zusammen, als die helle Sonne sie blendete. Es war hell, unglaublich hell. Von ihrem Fenster aus, sah sie einige Bewohner die ihrer Arbeit nachgingen oder ein anderes Ziel vor Augen hatten. Nichts ungewöhnliches, alles war... wie immer? Doch wie oft lag der Alltag so wunderbar dar, ehe er von einer Katastrophe heimgesucht wurde? Dann lerne endlich damit umzugehen. Du bist doch sonst so lerneifrig. Tori biss sich auf die Unterlippe, tastete sich schließlich vor an die Stelle ihrer Brust, wo das Herz saß. Beinahe hätte sie es verloren geglaubt, doch so schnell und laut wie es jetzt pochte, war wahrlich das Gegenteil der Fall. Darum geht es doch - Dinge zu verändern, oder nicht? Mmh. Ob er Recht hatte? Sie schluckte, trat schließlich vor den großen Spiegel, der bereits einen Riss innehatte. Ob der Bruch bereits stattfand, als sie hier eingezogen war? Wie lange war dies nun eigentlich her....? Sie war dünn geworden. Natürlich hatte sie nie die grazile Gestalt der Elfen oder auch einiger Menschenmädchen gehabt, doch für ihr Verhältnis, hatte sie besorgniserregend abgenommen. Auch ihre Haut war blasser als sonst, was kein Wunder war, wenn man sich gar nicht mehr aus dem Haus traute. Der Blick müde, ihre Haare lang. Wann waren sie wieder so lang geworden? Nach dem Brand von Alverna hatte sie ihre Zöpfe abschneiden müssen, da das Feuer ihre Haare erwischt hatte. Und nun? Fast so lang wie damals, als wäre nie was gewesen. Da stellte sich die Frage erneut - wie lange war das schon her? Etwa schon Jahre? Und noch immer fühlte sich Trampoli nicht wie ihr zu Hause an, ob es das je sein würde? Tori zog ihr Nachthemd aus und stieg langsam in das Kleid, welches ihr Iris damals geschenkt, nein, ausgelegt hatte. Sie war gewillt ihr das Geld noch zurückzuzahlen, eigentlich verdiente sie in der Taverne auch genug, zumindest blieb manchmal etwas über... wo Iris wohl steckte? Nicht hier, logischerweise. Sie schluckte. Natürlich nicht und wie sollte sie das auch wissen, wenn sie sich selbst einsperrt. Tori senkte den Blick, spürte jedoch einen gedanklichen Schub in eine andere Richtung. 'Schnell, halt ihn auf, bevor dieser Narr die gesamte Geschichte zerstört!' Heb den Kopf und sieh dich an, dann sag mir, dass du dich dem stellen wirst, auch wenn du nicht kannst. Tori erwiderte den Blick ihres Spiegelbildes und nickte schließlich bedächtig. Ihr Herz drohte in ihrer Brust zu zerspringen, ein seltsames Gefühl voller Aufregung und Angst. Doch sie erkannte, wenn sie weiter hierbleiben würde... es brachte nichts, führte zu nichts. Vielleicht musste sie wirklich einfach versuchen, mutig zu sein, gleichzeitig versuchen etwas mehr zu werden, ohne sich selbst zu verlieren. Ein schwieriges Unterfangen zweifellos, doch sie hatte verloren, wenn sie es nicht versuchen würde. Oder? Sie wollte mehr, so viel mehr! Mit diesem Gedanken, diesem Wunschdenken, striff sie sich schließlich ihren Umhang über und schlich leise, bedächtig, Schritt für Schritt aus der Taverne~


    » Uhrenturm.

  • Orland verlässt die Traverne



    Orland hatte sich einfach dann für eine einfache Suppe mit Brot entschieden gehabt, da er wirklich großen Hunger hatte und Suppe ist bestimmt ein typisches Gericht was es überall angeboten wird. Der Junge hätte das natürlich auch ausnutzen können, da er schließlich nicht bezahlen muss. Als das trinken und essen dann kam, er einfach anfing zu essen und zu trinken ohne sich zu bekleckern oder Überhaupt zeigen hat keine Tischmanieren. Die hat Orland und er nebenbei ein wenig die andern Leute beobachtet. Die grün haarige war wohl in Gedanken zu sein und daher lange still geblieben ist. Das ist ehrlich langweilig und Orland wirklich mal wie ein Kind wieder spielen sollte und auf Bäume klettern oder andere Sachen machen. Zumal er so vielleicht Kinder in seinem Alter treffen könnte und wenn das diese Leann ist mit ihren Launen.Doch zuerst sollte er sich denke mal im Waisenhaus vielleicht mal blicken lassen und sich ein kurz ausruhen und dann sein Taschengeld nehmen und schauen wo er ein Holzschwert her bekommen könnte. Denn das möchte er unbedingt haben, da das einfach für ihn mehr als toll wäre so eins zu besitzen.Nachdem Orland also aufgegessen und sein Orangensaftglas komplett getrunken, er mal aufsteht."Ich glaube, ich sollte mal nach Hause gehen und mich melden. Sonst darf ich bestimmt nicht mehr so lange raus oder was ich für Strafen bekomme", sagte er und verlässt die Traverne auf der Suche nach das Waisenhaus, da er den Weg noch nicht so gut sich gemerkt hatte und das wo er schon hier eine Weile lebt.

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    Ist aus Tales of Xillia.

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  • Kohaku beobachtete, wie Orland seine Suppe aß. Doch ihr war der Appetit vergangen. Ruhig nippte sie an ihrem Getränk. Neugierig schaute sie sih in der Taverne um nd beobachtete die anderen Gäste. Als Orland meinte, er müsse gehen, sagte Kohaku:"JA, ich kann mir vorstellen, dass man dich schon sucht, wenn du die ganze nacht weg warst. Naja, also bis dann. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder." Sie bedachte den Blonden mit einem lächeln, ehe sie sich mit einer Handbewegung bei der bedienung bemerkbar machte. Nach wenigen Minuten eilte eine Kellnerin herbei und Kohaku bezahlte. Dann verließ auch das Schmetterlingsfräulein das Gebäude. Als sie nach draußen trat, trafen sie warme Sonnenstrahlen ins Gesicht. Sie fasste den Entschluss, erstmal wieder in ihr Baumhaus zu gehen und dort und überlegen, was als nächstes zu tun war. Und so lief Kohaku nach Hause, während sie aller paar Minuten anhielt und sich in die Sonne stellte, um deren Strahlen aufzusaugen.


    Zum großen Baum>>>


  • Noch immer flüchtend vor der drohenden Gefahr, die Bianca für die beiden jungen Herren darstellte, erreichten sie letztlich die Taverne. Sich an den Händen haltend und es vorerst nicht wagend, einander loszulassen, rechneten sie doch damit, jeden Augenblick wieder die Beine in die Hand nehmen zu müssen, um das Weite zu suchen. Oh, wie wütend das Prinzesschen nun sein würde – und Kyle graute es vor der nächsten Begegnung. Dabei hatte dieses Gespräch so gut begonnen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn mittlerweile noch weniger ausstehen konnte als zuvor. Wobei – war dies überhaupt möglich?
    Letztlich ließen die beiden sich an einen kleinen Holztisch nahe des Eingangs sinken, um diesen gut im Blick zu haben. Zwar würde Bianca sie dementsprechend auch schneller entdecken können, dennoch war der Fluchtweg somit auch deutlich näher. So oder so gingen sie ein Risiko ein. Kyle allerdings war noch nicht bereit zu sterben. Und um den Schock zu verdauen, ließ er nun auch endlich die Hand des Fremden los und bestellte sich ein Getränk. Eines, auf das sicherlich noch so manches folgen würde, wie er bereits erahnen konnte. Ansonsten würden sie die Paranoia wohl niemals abschütteln können.
    Als er sich seinen Fluchtpartner so ansah, bestellte er auch gleich für ihn mit. »Wir sind so gut wie tot«, sagte er schließlich, stellte es nüchtern fest, ganz so als wäre es eine Tatsache, ein Blick in die Zukunft, die sie niemals würden verändern können. »Ich bin Kyle«, stellte er sich wenige Augenblicke später vor. Nun, es wäre sicherlich von Vorteil, wenn sie die Namen des jeweils anderen kannten – der, der länger lebte, würde wissen, was auf dem Grabstein stehen sollte. Vorausgesetzt, es wäre noch etwas übrig, das beerdigt werden könnte.
    Kyle war sich durchaus bewusst, dass sie vielleicht lieber in die Bar hätten gehen sollen, die ein Teil des Gasthofs war, doch allem Anschein nach schien es auch hier ein paar Tropfen zu geben, wenn die Auswahl auch deutlich beschränkter war. Innerlich die Schultern zuckend wurde ihnen wenig später das herbe Gebräu gebracht. Seinen eigenen Krug stieß der junge Mann leicht gegen den seines Begleiters. »Mit Glück überleben wir auch die nächsten Wochen, vielleicht beruhigt sie sich wieder.« Immerhin hatte sie ihn bei seiner Rückkehr zwar angegiftet – etwas, das auf Gegenseitigkeit beruhte –, aber nicht umgebracht. Wahrscheinlich war Kyle wohl sowieso einer der einzigen Menschen, der den Zorn der Bianca überleben konnte, wenn auch nur mit Glück – oder Können, wie er hoffte, selbst wenn er genau wusste, dass es kein Talent der Welt gab, um das Prinzesschen in Schach halten zu können. Tatsächlich würde er sich wohl mit dem Glück abfinden müssen.

  • « Uhrenturm.


    Langsamen Schrittes wankte das junge Mädchen nach Hause. Die Nacht war längst hereingebrochen und noch dämmernd war es gewesen, als sie sich auf den Weg gemacht hatte. Zum Uhrenturm, zu Arthur, dem Meister der Alchemie. Und sie hatte es tatsächlich geschafft! Sie war Alchemielehrling! Aufregung, Anspannung, Erfolg, Angst und Nervosität - eine ungesunde Mischung für das schüchterne Wesen, doch Tori hatte sie alle gemeistert, zum ersten mal in ihrem Leben. Und so war es kein Wunder, dass ihr Kraft sie längst verlassen hatte und sie mehr stolpernd als gehend den Weg zurück antrat, in die Taverne, dass ihr eine Obhut gab, aber längst nicht ihr Zuhause war. Viel Wissen war heute gelehrt worden, Wissen, dass sich das Mädchen behalten würde, Wissen, dass es nun galt auch in der Praxis anzuwenden. Mit diesem letzten Gedanken fiel sie schließlich aufs Bett, schlief ein, träumte zum ersten Mal seit vielen Monden nichts Unheilvolles und nahm sich vor bald wieder das geschützte Zimmer zu verlassen, um endlich das zu werden, was ihr seit langem schon vorschwebte. Wie bald zeigte sich bereits am nächsten Morgen, denn ihr Ziel war das Warenhaus, denn nicht umsonst hatte sie so lange gespart.


    » Warenhaus

  • [IMG:http://i39.tinypic.com/149oavr.png]
    #20 - {Lest & Kyle}


    Mit eiligen Schritten folgte Lest seinem Mit-Flüchtigen durch die hölzerne Tür, welche zu einem ihm durchaus bekannten Ort führte. Kurzerhand hatten sie beschlossen die hiesige Taverne für die kurzweilige Zuflucht zu nutzen, hoffend, dass der feuerspeiende Dämon, das blutrünstige Biest von blaublütiger Dame sie nicht finden würde. Lest stolperte hastig auf den nächstbesten Stuhl zu, warf sich mit dem Oberkörper voran über die Sitzfläche - Wie ein nasser Sack Kartoffeln, der von allen Geistern verlassen war. »Wir... Wir sind doch sicher... oder...?«, krächzte der selbsternannte Abenteurer, nuschelte dabei in den noch immer nicht gewachsenen Bart hinein, mehr zu sich als zu dem Rotschopf. Gewiss doch waren sie nicht sicher. Sie würden nicht sicher sein, nicht heute, nicht morgen, nicht in einer Woche, nie. Der Tod war ihnen auf den Fersen, er haftete an ihnen, er würde nicht loslassen. Vermutlich würde der wohlhabende Sensenmann seine Schergen auf sie losschicken, nach den Häuptern verlangen. Der Blonde schluckte, raufte sich panisch durch die Haare - sein armer Kopf! - ein klirrender Schauer nach dem anderen strömte seinen Rumpf entlang, wann immer er daran dachte. Dass das Gegenüber, welches allem Anschein nach einen relativ guten Draht zu diesem... diesem Albtraum pflegte, dieses Tatsache mit seinen Worten auch noch bejahte, ließ den Herren ebenfalls keine Hoffnung schöpfen. Ein Peitschenschlag ins Gesicht. Mit den weichgewordenen Knien versuchte der unbeholfene Tollpatsch, eine ordentliche Sitzhaltung einzunehmen, legte den Kopf um sein Leben wimmernd auf die Tischfläche. »Werden wir das irgendwie überleben können?« Frey würde ihm höchstwahrscheinlich einer ewig langen Standpauke unterziehen, sobald sie davon erfuhr - Quasi ein doppelter Tod, zunächst durch die langwierige Schelte und anschließend durch den Zorn der... der... durch den Zorn eben. Ein gequältes Stöhnen entfleuchte seiner nahezu umschlungenen Kehle. Selbst für diesen Optimisten war es eine beachtliche Hürde mit solchen Ausblicken freudig der Zukunft zu entgegnen. Wenn sich die Situation nicht schleunigst besserte, sah der junge Herr sich wohl oder übel dazu gezwungen, unterzutauchen, spurlos zu verschwinden - Vielleicht würde sich jemand an ihn als großartigen Abenteurer erinnern und ihm ein glorreiches Denkmal errichten. Hmm... Ja, doch, das war tatsächlich etwas, das er in sein verfrühtes Testament schreiben könnte. Er wusste, was er bei der Heimkehr als allererstes erledigen würde.


    Seufzend richtete der Kurzhaarige sich auf, horchte auf, als der mehr oder weniger Fremde ihm seinen Namen offenbarte. Kyle. Ein durchaus simpler Name, einfach zu merken und sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass er vor dem Entdecker dran glauben musste, konnte Lest ihm wenigstens den letzten Wunsch erfüllen. Ab dann dauerte es jedoch einige Augenblicke bis der hoffnungslose Mann realisierte, dass auch er sich besser zügig vorstellte - Und noch viel wichtiger: Er stellte fest, dass genau jetzt der perfekte Zeitpunkt gegeben war, um sich mit einem "BÄÄM!" in das Gedächtnis seines Gesprächspartners zu brennen! Als er dies zuvor bei Kohaku tun wollte, dachte sich das Fräulein Schicksal schließlich, sämtliche Versuche einer epischen Vorstellung kläglich scheitern zu lassen. Das galt es nachzuholen! JA! Mit gänzlich neu geschöpftem Elan sprang der Blonde also von seinem Sitzplatz auf, wirbelte umher und legte den einen Fuß auf besagten Gegenstand. Dass er dabei natürlich eine vollkommen übertrieben lächerliche Pose einnahm, überrascht sicherlich nicht. »Lest, mein Name!« Von Stolz erfüllt klopfte er anschließend mit der geschlossenen Hand auf seinen Brustkorb, ja, ja, DAS war eine Selbstvorstellung! »Und eines Tages werde ich ein überwältigend bekannter Abenteurer sein!« Wenn er denn bis dahin sein Leben behalten durfte. Aber... daran durfte er jetzt keine sinnlosen Gedanken verschwenden.
    Währenddessen hatte Kyle eine Bedienung herbestellt und um irgendwelche alkoholhaltigen Getränke gebeten, welche auch kurz nach Beendigung der maßlos übertriebenen Präsentation des (nicht ganz so) glorreichen Lests eintrafen. Ebenjener durchbohrte das gefüllte Glas allerdings nur mit teils neugierigen, teils skeptischen Blicken. Alkohol. Wirklich viel Kontakt dazu hatte er bis dato kaum, letzten Endes hielt Möchtegern-Mutter Frey ihn doch stets davon ab - Und das berechtigterweise, wie sich wenige Minuten später herausstellen sollte. Entsprechend schnell griff der Blonde zum Gefäß, nippte daran. Und aus einem Nippen wurde schnell ein Glas, aus einem Glas bald schon zwei. Leider Gottes lag die Alkoholtoleranz des jungen Mannes nicht allzu hoch, sodass man an diesem Punkt schon sämtliche Vertraulichkeit verabschieden konnte.
    ... Nanu...? Benommen blinzelte der Herr sein Gegenüber an, entließ ein Kichern. Wie lustig verschwommen er doch aussah...


  • Teils belustigt, teils furchtbar irritiert, musste Kyle Zeuge der misslungenen Selbstvorstellung seines neuerlichen Bekannten werden, der von dieser – so schien es zumindest – höchst angetan zu sein schien. Beinahe stolz ließ der junge Mann sich wieder auf seinen Stuhl sinken, und während das soeben gebrachte alkoholische Getränk skeptisch bis neugierig von ihm beäugt wurde, trank Kyle bereits einen kleinen Schluck und schüttelte lediglich den Kopf. »Ob du ein Abenteurer wirst, wird sich noch zeigen. Allerdings ist es wohl die perfekte Eignungsprüfung, den Zorn der edlen und sanftmütigen Bianca zu überleben.« Kurz hatte er einen Blick über die Schulter geworfen, nur um festzustellen, dass sein Sarkasmus glücklicherweise nicht sogleich bestraft werden würde. Keine Dame mit bläulichem Haar stand hinter ihm, eine Waffe in der Hand oder – noch schlimmer – mit arrogantem Gesichtsausdruck und einer Horde Monster. Scheinbar war es ihm wohl doch vergönnt, diese Nacht zu überleben, oh wie er sein Glück kaum fassen konnte!
    Doch schon bald musste Kyle feststellen, dass sein Trinkkumpane kaum etwas vertrug – ein Tröpfchen befand sich in Lests Körper und schon schien dieser etwas von der Wirkung zu verspüren, die Alkohol nun einmal auf den Menschen hatte. Doch das hielt den jungen Mann nicht aus, letztlich wurden zwei Becher verschlungen und Kyle selbst tat es ihm nach. Da auch Kyle nicht allzu kräftig war noch viel auf den Rippen hatte, setzte auch bei ihm ein Schwindelgefühl ein, doch mit dem Zustand des jungen Abenteurers war dies wohl kaum zu vergleichen.
    Ein Held war Kyle nun wirklich nicht, doch noch trug er einen Funken rechten Verstandes in sich, um ein wenig Geld auf den Tisch zu legen, gerade genug, um für sie beide zu zahlen. Etwas wackelig auf den Beinen erhob der gute Mann sich, griff nach dem Oberarm seines Mit-Flüchtlings und zog ihn mit sich Richtung Tür – hatte man sein Getränk etwa absichtlich so stark gemacht? Unglaublich, aber doch schien es wahr zu sein, vertrug er ansonsten doch zumindest nicht allzu wenig. Vielleicht lag es aber auch an dem Schock, der noch immer tief saß – er hatte einen beinahe romantischen friedlichen Moment mit Bianca erlebt, nur um letztlich panisch vor ihr zu flüchten. Wo sie nun wohl war?
    Er schüttelte den Kopf, einmal, zweimal, hin und her. »Es war ein langer Tag, ich nehme dich mit. Wir haben genügend Betten bei mir zu Hause.« Er bemerkte nicht, dass er tatsächlich ein wenig nuschelte, stützte sich aber mit einem Arm an der Wand ab, sobald er merkte, dass sein Gleichgewichtssinn nicht der beste war. Lest nun also hinter sich herziehend, machte er sich auf den Weg in Richtung Farm.

  • « Warenhaus



    Noch während sich das Mädchen auf dem Rückweg befand, verschluckte die Nacht die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes. Einen Schritt scneller gehend, beeilte das junge Mädchen sich in die behütete Unterkunft zu kommen. Eilig hastete sie in ihr Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu, nicht ohne vergessen abzusperren. Ausatmen. So war es gut. Hier waren sie wieder, ihre vertrauten vier Wände in dieser niedergekommenen Taverne. Tori machte keinen Hehl daraus, sie mochte diesen Ort nicht, er war laut und ungehobelt und oft stank der Schankraum nach frischem Bier. Sie seufzte. Seit wann solche Ansprüche? Sie sollte froh sein überhaupt ein Dach über den Kopf zu haben und oh jah, das war sie! Außerdem besaß sie hier Arbeit und dafür musste sie noch nichtmal das Gebäude verlassen. Meistens. Tori ging ein paar Schritte in den Raum und stellte schlussendlich ihre neu gewonnenen Utensilien an ihrem Schreibtisch ab. Ihr Plan für die nächsten Wochen stand schon: Erstmal die beiden Bücher, die sie gekauft hatte, auswendig lernen, studieren, verinnerlichen. Wehe du verkriechst dich wieder, Dummspatz. Tori schüttelte den Kopf. Nein, so war es gut. Mit diesem Gedanken und einem merkwürdigen erfüllten Gefühl, legte sich das Mädchen ins Bett, wo sie prompt einschlief.


    Tori las. Natürlich las das Kind, denn was hatte ihr je mehr Freude bereitet als das Lesen und Aneignen von neuem Wissen oder Abtauchen in die fantastischsten Geschichten, die doch so viel schöner waren als das bittere Leben, dass sie selbst zu führen hatte? Tag und Nacht las das Mädchen momentan, unterbrach sich selbst nur widerwillig um etwas zu essen oder um in der Taverne auszuhelfen, möglichst zu Zeiten an denen keiner den Schrankraum besuchen wollte und bemüht um Aufgaben, die möglichst wenig soziale Kompetenz forderten. Manchmal wagte sie sich auch raus um die ein oder andere Zutat in ihr Gewahrsam zu bringen und ab und zu stibitzte die Brillenträgerin auch etwas aus der Küche. Ihr Vorhaben, selbst zur Tat schreiten zu wollen, beflügelte das Mädchen auf eine neue, ungewohnt erfrischende Art und Weise. Verbissen war das blonde Wesen, oft schlief sie viel zu wenig, nur um an einem Tag alles wieder nachzuholen. Ob sie auch abgenommen hatte? In ihrer Heimat, in Alverna, war sie immer etwas kurvig gewesen, was sie selbst nicht gestört hatte, tatsächlich war ihr Gewicht etwas auf das sie nie einen Wert gelegt hatte, denn hübsch fand sie, war sie sowieso nicht. Doch die Katastrophen seit der Flucht aus ihrem gebürtigen Dorf und die Ereignisse die seither auf sie zugekommen waren, hatten das Mädchen auf dauerhafte Anspannung versetzt und oft vergaß sie das Essen auch einfach. Wie lange war der Brand nun schon her? Zwei Jahre, drei? Auch ihre struppigen blonden Haare waren wieder unglaublich lang ohne das es ihr selbst je aufgefallen war. Zerstreut ging sie ihren Aufgaben nach, doch ihre Studien brachten sie nicht weiter, wenn sie sich nicht auch einmal an der Praktik versuchte. Wozu war sie so oft und so lange bei Arthur gewesen?
    Tori saß an ihrem Schreibtisch und warf einen Blick aus dem Fenster. Bald war Vollmond und sie glaubte bereits die ersten feinen Flocken vom Himmel fallen gesehen zu haben. Kalt war es geworden, kalt auch in ihrem Zimmer und wirklich warm war es nur unten in der Taverne an sich. Dennoch zierte das Mädchen sich die wohlige Wärme aufzusuchen, da sie die Leute mied wenn es sich einrichten ließ. Und was war schon ein bisschen Kälte? Das Licht des Mondes erhellte das Zimmer, sodass nicht mehr viel fehlte und Kerzenlicht überflüssig wurde. Fast. So und nun?
    Vergesslichkeitstrank. Hm. War das machbar? Vielleicht. Da hieß es wie folgt:


    Gib zwei Tropfen des Wassers aus dem Lethefluss in deinen Kessel.
    Erwärme das Gebräu 20 Sekunden lang.
    Füge 2 Baldrianwurzeln hinzu.
    Rühre 3 mal im Uhrzeigersinn um.
    Nun muss der Trank 45 Minuten lang brauen.
    Gib 2 Einheiten der Standard-Zutat in den Mörser.
    Gib 4 Mistelbeeren in den Mörser.
    Zerstoße dies.
    Gib zwei Einheiten der entstandenen Masse in deinen Kessel.
    Rühre 5 mal gegen den Uhrzeigersinn um.
    Das Gebräu sollte nun eine sanft hellblaue Farbe angenommen haben.


    Tori schluckte. Aah, würde sie das hinbekommen? Eigentlich war es doch gar nicht so schwer oder? Man musste nur den Anweisungen folgen, etwas was keine Widerrede duldete. Perfekt, nicht wahr? Das Mädchen fasste sich ein Herz und setzte sich an die Arbeit - das erste mal alleine brauen. Spürte sie da so etwas wie Nervenkitzel? Huch! Wenn ihr Bruder das hören würde, er würde sie sofort auf eines seiner irrwitzigen Abenteuer schleppen! Tori lehnte sich zurück, während der Trank leise vor sich hinköchelte. Wer hätte auch ahnen können, dass ein Abenteuer vielleicht bald schon erneut auf sie warten würde?

    »My life to yours. My Breath become yours.«

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  • [IMG:http://fs5.directupload.net/images/151121/ivlm4grb.pngTörichtes Mädchen! Sie hörte die Stimme nicht, die sie für ihre Naivität verhöhnte. Tatsächlich schlief das blonde Wesen tief und fest, war eingeschlafen auf seinem Stuhl, versunken in einer Welt zu der sonst nur die Toten zugang hatten, so sprach man. Wie hatte das nur passieren können? Hatte ihr ulkiges Gebräu seine Wirkung verfehlt und sie einschlafen lassen? Sicherlich hatte er das, aber die Kraft einen Schlaf bei bloßem Geruch herbeizuführen besaß das bläulich bunte Wasser nicht, wirklich viel mehr als etwas Rauch erzeugen tat dieser tatsächlich nicht, aber immerhin das in seiner bestmöglichen Form. Und das Mädchen? Es war so müde, so geschafft, so von Angst und Albträumen zerfressen, das es kaum noch wagte wirklich zu schlafen und so hatte ebendies letztendlich seinen Tribut gefordert. Thihihi. Eine Stimme in ihrem Inneren kicherte, machte sich über sich selbst lustig. Wie erbärmlich sie doch war! Und noch immer schlief das Kind! War es nicht langsam an der Zeit aufzustehen? Am Ende erstickte es noch an dem selbst fabrizierten Rauch, dessen Schwaden mittlerweile fast gänzlich ihren kleinen Raum eingenommen hatten! Wach auf du dummes Ding! Ihr Körper begann zu husten und unlängst öffnete das unwissende Kind die Augen. Beinahe wäre sie vom Stuhl gefallen als sie die Katastrophe in dem Zimmer bemerkte. Geistesabwesend, aber nicht untätig sondern instinktiv riss Tori ihr Fenster sowie die Tür auf, damit die Rauchschwaden verschwinden konnten. Ihr Kopf fühlte sich noch benebelter an als sonst schon, was sicher der guten Luft zu verdanken war. Ob sie mal wieder nach draußen gehen sollte um dort etwas frische, kalte Luft zu erhaschen? Draußen... ha... ha... Moment... was stimmte nicht? Abgesehen von ihr selbst und dem lächerlichen Versuch etwas sinnvolles aus ihrem Leben zu machen, war die Frage tatsächlich berechtigt und eine Gehen-wir-doch-mal-nach-draußen-Aktion schien - wie nicht zum ersten mal - einem Suizid zu gleichen. Übertreiben wir wieder, hm? Angst vor etwas Schlechtwetter? Zögerlich tapste das Mädchen erneut ans Fenster, diesmal um einen genauen Blick nach draußen in Richtung des Händlerviertels zu werfen. Ah, hatte dieses kleine Städtlein denn das Unglück förmlich angezogen? Als wäre es Alverna nicht genauso ergangen... Es waren traurige, tiefgetrübte Zeiten in denen sie lebten, aber darüber zu philosophieren half auch nichts und tatsächlich verschwendete Tori auch keinen weiteren Gedanken damit, zu gebannt war sie von der unnatürlich hellen Mondscheibe über ihr und dem grollenden Unwetter, das bedrohlich näher heranschritt, wie die apokalyptischen Reiter, die den Untergang bringen sollten. Zu viel gelesen? Träumte sie vielleicht sogar noch? Oder hatte ihr kurioses Gebräu mehr als nur Rauch erzeugt und ihr die Sinne vernebelt? Da ihr erster Versuch ihr ganz offensichtlich missglückt war, konnte sich die eigenen Fehler nicht ganz abschätzen. Zitternd setzte sich Tori wieder auf den Stuhl vor ihrem Tischlein und deckte den Trank schließlich zu, damit er nicht erneut ihr Zimmer in Rauchschwaden kleidete. Ihr wurde bewusst, dass sie eingeschlafen war, doch nur für ein paar Minuten oder mehrere Stunden, Tage gar? Ihr Kopf schob die Gedanken förmlich weiter an mit jedem Augenblick der verstrich und sie wieder klarer denken konnte. Ein greller Blitz erhellte ihr Zimmer umso mehr und sie zuckte unwillkürlich zusammen, als das Licht kurz aufflackerte. Sicher wäre es das beste sich jetzt einfach ins Bett zu legen und weiterzuschlafen? Gleichzeitig wusste sie, dass ihr selbiges nicht vergönnt war, wurde sie doch von Minute zu Minute wacher und bei einem Gewitter hatte das Mädchen noch nie gut schlafen können. Ein schiefes Grinsen zauberte sich kurz auf ihr Gesicht. Was sollte sie also tun? Lesen? Sich in die vom Fenster am weiten entfernteste Ecke setzen und um ein weiteres Mal verzweifeln, weinen, durchdrehen? Hach, welch wunderbar rosige Aussichten! Erneut durchzuckte ein Blitz den nachtschwarzen Himmel. Im Grunde war das Spektakel welches sich über ihrer Scheibe bot mehr als beeindruckend, ein Spiel der zornigen Donnervögel im Himmel, der Mond hell leuchtend als wollte er die Sonne somit in den Schatten stellen, die riesigen grauen, schwarzen Wolkenmassen, die ebendies zu verhindern versuchen. Fantatsisch, so möge man meinen, doch das Mädchen in der Taverne fürchtete sich vor den tanzenden Reihern, die sich unnatürlich häufig zu zeigen wagten. Hatte sie erneut vergessen Geschichten von der Realität zu trennen? Ihr Herz war wohl zu sehr in den Glauben an Gut und Böse verankert, als das sie sich komplett auf eine wissenschaftliche Erklärung einlassen könnte, auch wenn sie es versuchte. Tori sprang auf und flüchtete schließlich zum Fenster, um dieses wieder zuzuhämmern, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass weiterhin ungewöhnlich viele Blitze am schwarzen Rand entlangzuckten. Welch grauenhaftes Unwetter! Grässlich, unnatürlich! Ah, wer hatte ihr nochmal erzählt, dass die Gewitter des Winters oftmals viel heftiger ausfielen als die des Sommers? Sie erinnerte sich daran, das es ihre Mutter gewesen war, als sie noch klein war und bei einem Sturm anfangen musste zu weinen vor Schreck und Angst. Aber das ist so lange her! Und sie fürchtete sich immer noch? Sie schüttelte den Kopf. Das musste ein Ende finden! Ah... sie wurde verrückt, wenn sie noch länger hierbliebe, aber wohin, wohin sollte sie gehen? Niemand den sie kannte war hier, ihr Bruder wieder auf aberwitzigen Abenteuern und der Rest der Gesichter ihr fremd, obwohl sie schon so lange hier lebte. Sie hasste die Taverne sowieso! Es ist nur ein harmloses Gewitter, stell dich nicht an du dummes Ding! Ein weiterer Blick nach draußen. Stimmt, ja. Wie oft hatten sich solche Streitereien des Himmels schon abgespielt? Male und Abermale in nur einem Jahr! Und jedes mal dasselbe mit ihr! Als würde Gottes Zorn sie bestrafen, weil sie einfach nicht sterben wollte. Thihihi. Lächerlich! Niemand achtete auf sie, erst recht keine allmächtige Kraft deren Präsenz nicht bewiesen war. Oder? War ein solches Bild vor ihrem Fenster nicht der passende Beweis? Welch ulkige, irrwitzige Theorie! Ein weiteres Kichern war zu hören, wenn auch ihre Ursache nicht auszumachen war. Hörte sie überhaupt hin? Wohl kaum. Egal! Gewitter zogen ebenso schnell vorbei, wie sie aufzogen, sie brauchte sich also keine Sorgen zu machen. Und dennoch wollte sie weg hier,konnte sich nicht unter ihrer Decke verkriechen, allein der Gedanke an eine solche Tat zu dieser Zeit widerte sie an. Tori füllte sich ein, zwei Kölblein von ihrem fehlerhaften Trank ab. Vielleicht ließ sich ja irgendwann nochmal testen, ob er nicht nur rauchte, sondern auch richtig qualmte! Das könnte lustig werden. Sie schob die Fläschlein unter ihren Mantel, den sie im nächsten Moment überzog. Kalt war es geworden! Und immer noch keine Aussicht auf die friedlichen, weißen Flocken die sonst das Land beruhigten? Leider nein. Ob sie heute welche sehen würde? Ob der Tanz der Götter ein Vorbote hierfür war? Wie romantisch. Der Zynismus ließ sich nicht schlechter verbergen, als das Mädchen schließlich den Weg, die knarzenden Stufen nach unten antrat. Sie wollte es sich nicht eingestehen, doch sehnte sie sich jetzt nach jemanden, der sie beruhigte und beschützte und es war ihr gleich wer es war, irgendwer, hauptsache sie war nicht länger allein in ihrem Zimmer eingesperrt. Ihre Fassung bewahrte das Mädchen noch überraschend gut, wenn man bedachte das nicht nur der Sturm draußen, sondern auch in ihr nicht zu erliegen drohte. Mit einem gesunden Hauch von Wahnsinn öffnete sie schließlich die Türe der Taverne um eben dieses 'sichere' Gebäude zu verlassen. Trampoli war klein, sehr klein. Sicherlich würde sie gleich jemanden finden...? Und.. oh! Der Wind pfiff laut und unbeständig, doch es war erträglich und die Blitze zuckten weiterhin unnachgiebig am Himmel und kämpften um ihr Recht des Stärkeren, unantürlich viele, so das man sich wundern müsse, doch von hier unten als kleines Menschlein, der sie doch war, erschien der Krieg der Götter im Himmel so unendlich weit weg, dass es lachhaft erschien, sich deswegen Sorgen zu machen? Wie sehr sie sich täuschte ahnte sie nicht, denn auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, hatte die Furcht weiter von ihrem Körper besitz ergriffen und ließ sie laufen, soweit ihre Beine sie tragen mögen.


    » Schmiede.


    (what the hell)




  • Als Carmen endlich vor der Taverne ankam, flogen ihr schon die süßesten Düfte entgegen. Dazu gehörten nicht nur leckerer Braten und andere Fleischgerichte, sondern auch süße Backwaren. Das ließ Carmen glatt die Wut von vorhin vergehen, jedoch nicht ganz.


    Sie Betrat die Quelle der süßen Düfte. Die Allseits beliebte und bekannte Taverne! Wenn die Hobby-Anglerin sich recht erinnerte, war sie zum ersten mal hier. Vielleicht trübte sie auch nur ihre Wut, die eigentlich schon fast vergessen war.
    Die Türkis-Haarige lies sich - nun relativ Lustlos - auf einen leeren Platz plumpsen. Dummerweise gab es in der Taverne minimal nur zweierplätze. Das hieß; Wenn jemand wollte, könnte er sich einfach hierher setzen und sie ansprechen. Nicht, dass das nervig wäre, aber Carmen war gerade nicht wirklich in "Redestimmung".


  • Hier alleine in einer Taverne zu sitzen, während draußen ein Sturm wütete war doch auch kein Spaß oder? Carmen seufzte über den Vorfall im Rathaus genervt und gab sich einen Ruck. Sie zwang sich förmlich vom Stuhl aufzustehen. Ihr Hintern tat durch das Stundenlange umhersitzen schon etwas weh. Es fühlte sich deshalb umso besser an, dass sie aufgestanden war. Anderweitig wär' ich wohl am Stuhl festgewachsen..., dachte sie spöttisch und wandte sich dem Ausgang der Taverne, durch die ein starker Wind flog und das obwohl die Tür nur einen Spalt auf war.
    Beim rausgehen klatschte Carmen der Regen ins Gesicht und die Türkis-Haarige taumelte, fast umgeworfen von dem Wind, durch den Sturm. Vielleicht war es doch keine so gute Idee aus der Taverne gegangen zu sein?


    Nein, das war es. Es WAR eine gute Idee gewesen. Zu spät zum umdrehen war es so oder so, also lief die Hobby - Anglerin einfach weiter und weiter durch den Sturm, der ihr kurzes Haar wie langes herumflattern lies.



    ~ geht

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    Alles fühlte sich mit einem Mal so neu und völlig anders an. Sharron wusste schon ganz genau, dass herumsitzen und sich den Kopf zerbersten keinen Sinn hatte. Manchmal waren die einfachsten Dinge die beste Lösung. Das ganze brauchte noch seine Zeit. Sie war schließlich nie der Typ gewesen, der sofort in größte Panik ausbrach – oder war es in dieser Situation angebracht? War sie nun vielleicht gar unsterblich? Statt antworten zu finden, fand sie immer mehr Fragen. Aber eines merkte sie sehr deutlich: Entkräftigung. Vorsichtig öffnete sie die Tür zur Taverne in der tatsächlich schon wieder recht reges Treiben herrschte. Natürlich erntete sie einige unglaubwürdige und seltsame Blicke, doch die hatte sie auch schon vor ihrem „Ableben“ erhalten. Langsam schritt sie an einen der Tische und setzte sich. „Was für ein schöner Tag, um am Leben zu sein.“, natürlich brachte dieses Zitat einen gewissermaßen ironischen Wind mit sich, jedoch war es einfach zu trefflich. Sharron bestellte sich eine große Portion Wildfleisch mit Rahmfladen. Dazu einen großen Becher Wein. Was gäbe es besseres um seine Auferstehung zu feiern? Genüsslich nahm sie den ersten Bissen des Fladens und eine wunderbare Wärme durchströmte ihren leicht gekühlten Körper. Sie hatte ja schon fast vergessen, wie es sich anfühlte, etwas zu essen! Anschließend gönnte sie sich einen Schluck vom Wein. Die Weißhaarige musste zugeben, dass dies wirklich zu ihren liebsten Getränken gehörte. Wie sie diesen fruchtig-herben Geschmack vermisst hatte. Sie schloss für einen Moment die Augen.
    Sharron konnte es einfach nicht glauben, was mit ihr geschehen war. Vermutlich würde es noch einige Zeit dauern, bis sie wirklich realisierte, was mit ihr geschehen war. Ein Ziel hatte sie sich dennoch schon gesetzt: Dylas ausfindig zu machen. Dringend musste man ihn damit konfrontieren! Doch nun wollte sie ihr neu geschenktes Leben erst einmal genießen und das in Form von Essen und einer ganzen Menge Wein.

    • "Ich bin keine Puppe, die man aus einem verstaubten Regal holt, wenn Jemand gerade nicht da ist, und wenn dieser Jemand wieder zurückkehrt, achtlos ins Regal gestellt wird und wieder von allen... gehasst wird." •

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    #2 - {Anette & Sharron & Tabatha}
    ◄ Der Gasthof


    Es war höchstens ein kurzer Katzensprung, der Taverne von Gasthof trennte, vor allem das junge Blondchen, welches aus Gewohnheit allein schon ein ordentliches Tempo an den Tag legte, brauchte nicht allzu lange, um jenes Ziel zu erreichen. Sie legte ihre Hand auf die Türklinke und wollte gerade den ersten Schritt über die Schwelle tätigen, da blickte sie noch einmal auf den Weg hinter sich zurück. Erst an dieser Stelle fielen dem Mädchen unzählige Äste und Blätter auf, welche wahllos über den Grund verteilt lagen - Hatte es einen Sturm gegeben? Anette zuckte daraufhin jedoch nur nichtssagend mit den Schultern. Kein Donnerhall, kein pfeifender Wind hatte sie aus dem wundersamen Land der Träume gerissen und solange kein Gebäude oder dergleichen in züngelnden Flammen stand, zählte dies auch eher weniger. Entsprechend sorglos stolzierte das Fräulein also durch die Tür geradewegs in den Hauptraum hinein, wo sie sich die wärmende Mütze sogleich vom Kopf riss und dem nächstbesten Angestellten winkte, »Einmal das Übliche bitte!« Man konnte die Briefträgerin sicher schon als eine Art Stammkundin bezeichnen, zumindest stattete sie der Gaststätte nahezu täglich nach der Arbeit einen Besuch ab. In der Regel bestellte sie dabei einen riesigen Teller, auf dem eine Vielzahl an Semmelknödeln, sowie ein deftiges Stück Braten in Sauce präsentiert waren... Nun, das Übliche eben. Ob ihr der Geschmack dabei jemals langweilig wurde? Niemals! Dafür mundete es ihr doch viel zu sehr! Allein der Gedanke an das zarte, doch saftige Fleisch, das quasi auf ihrer Zunge dahinschmelzte, ließ ihr kleines Herz höher schlagen! Und auch jetzt konnte sie es kaum erwarten, diese Sensation an jenem wunderbaren Tage ein weiteres Mal erleben zu dürfen, auf dass sie sich hastig nach einem freien Plätzchen nur für sich selbst umsah.
    Ihr Augenmerk blieb dabei an einer Person hingen, welche gerade alleine am Tisch saß und speiste - Ihre langen, seidigen Strähnen glänzten im warmen Licht des Tages und auch ihre Lippen schimmerten förmlich als sie genüsslich in das Brot biss. Die Dame fiel unter den anderen Kunden besonders auf, beseelte sie doch eine außergewöhnlich elegante Aura, welche durch ihr schneeweißes Antlitz nur weiter verstärkt ward. Anette hatte das Gefühl, dass sie sich wie ein Schneeflöckchen auflösen würde, würde man sie berühren. In anderen Worten war die Fremde einfach nur »Schön...«; die Blonde sprach dieses simple Wort vollkommen geistesabwesend aus, zu sehr war sie damit beschäftigt, die Frau - gleich einer Göttin - anzuschmachten, zu fasziniert war sie von ihrem grazilen Auftreten. Es dauerte allerdings eine Weile bis Anette zusammenzuckte und sich beschämt die Hände über den Mund schob, ihr Gesicht hatte ein leuchtendes Rot angenommen. Nicht nur hatte sie die Unbekannte minutenlang angestarrt, nein! Aber... hatte sie ihren Gedanken tatsächlich laut ausgesprochen? Laut genug, dass jeder es hätte hören können? Ah! Wie peinlich! Panisch verbeugte sie sich, immer und immer wieder, sodass sie einem Stehaufmännchen einen Moment lang ziemlich nahe kam, »Entschuldigung!!«, stieß die Botin dabei wiederholt aus. Bestimmt hatte sie ein Gefühl des Unwohlseins bei ihr ausgelöst!


  • Bisher hatte Tabatha es vermieden, zu viel mit anderen in Kontakt zu treten, sie fühlte sich noch immer nicht bereit. Ihre Gefühle waren chaotisch, ungeordnet, und ihr Körper war derselbe, und doch ganz anders. Als würde sie das Leben neu kennenlernen müssen. Sie war durcheinander, eine Begegnung mit Lady Bianca oder ihrer Schwester waren bisher ausgeblieben. Ob dies gut war, wusste sie nicht, doch sie hatte sie nicht auffinden können, hatte nicht einmal die Chance gehabt, einen tatsächlichen Blick auf die Lebewesen zu erhaschen, die ihr wichtig waren. Oh, wie seltsam dies alles doch war! Ob es ihnen gut ergangen war?
    Minerva war in der Villa untergekommen, doch hatte man auf sie geachtet? Und vielmehr noch – Bianca, ihre Herrin, ihre Lady, ihre Freundin, hatte sie auf sich selbst aufpassen können? Natürlich war Bianca stark, eine Persönlichkeit, und doch wusste Tabatha um ihren Kern. Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort auf all ihre Gedanken – keine Verneinung, doch es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Und so geschah es, dass Tabatha letztlich in der Taverne landete, Ablenkung, das Gefühl unter Menschen zu sein. Sie musste, nein wollte sich daran gewöhnen. Man hatte ihr eine zweite Chance gegeben, nicht wahr? War es das gewesen? Ein erneutes Schütteln des Hauptes folgte, sodass sich eine Strähne ihres Haares löste und ihr in die Stirn fiel.
    Es waren viele Menschen hier, und Tabatha verspürte das Gefühl von Hunger. Oh, sie war lebendig, etwas so Alltägliches ließ sie sich nicht mehr wie kürzlich von den Toten auferstanden fühlen. Sie kaufte sich Essen, ein Getränk, und gesellte sich letztlich mit einem fragenden Blick an den Tisch zweier Mädchen – nun, eine Frau, während ein Mädchen zu ihr sprach. »Entschuldigung«, begann sie mit ruhiger Stimme, »dürfte ich mich dazu gesellen? Es scheint kein weiterer Tisch frei zu sein.« Ein höfliches, neutrales Lächeln folgte. Sie fühlte sich erneut ein wenig als würde sie ihr altes Selbst zurückbekommen. Ihr Leben.

  • [IMG:http://img.webme.com/pic/h/harvest-moon-index13/sharron.png]
    Wie sehr genoss die Weißhaarige ihr Mahl. Sie hatte einfach viel zu lange nichts mehr gegessen und den Wein hatte sie ganz besonders vermisst. Einige Minuten konnte sie das alles in stillem Alleinsein genießen, ehe eine zarte und doch kecke Stimme sie aus ihren Gedanken holte. Rasch folgten ihre Augen dem Ton und erblickten eine junge Frau mit honigblondem Haar. „Schön“, das hatte Sharron vernommen. Wen hatte sie damit gemeint? Etwa sie selbst? Seltsam. Sonst rissen die Menschen bei ihrem Anblick die Augen auf und verwechselten sie mit einem Geist – was zum derzeitigen Standpunkt auch durchaus nachvollziehbar sein würde. Vielleicht sollte sie Dylas ein wenig ärgern, wenn sie das nächste Mal auf ihn treffen sollte und ihm ein schlechtes Gewissen machen. Das wäre mit Sicherheit amüsant. Schließlich hatte er das irgendwie verdient. Er war ja Schuld an ihrem Tod. Ob sie ihm das jemals verzeihen konnte? Eventuell. Wenn sie ihm einen schrecken einjagen konnte, dann ganz sicher. Mit einem kleinen Lächeln wandte sich Sharron zu der Fremden, als sie noch eine peinlich berührte Entschuldigung ausstieß. „Ich wüsste nicht, wofür Ihr euch entschuldigen müsstet. Ich hoffe meine Erscheinung hat Ihnen keinen Schreck bereitet?“, war das richtig so? Manchmal wusste sie einfach nicht, wie sie mit den Menschen umgehen konnte. Vor allem als... frisch... auferstandene? Konnte sie sich denn so nennen?
    Bevor ihr Gegenüber etwas darauf antworten konnte, gesellte sich eine zweite Person zu ihr. Seltsam. Sonst kamen die Leute auch nicht auf sie zu. Welche eine willkommene Abwechslung. Ihre eisig blauen Augen musterten die Blauhaarige. Sie kam ihr verdächtig bekannt vor. Aber natürlich! Sie gehörte auch zu den „Auferstandenen“. Auf dem Rathausplatz war sie nur einige Meter von ihr entfernt gestanden. „Oh, natürlich, bitte setzen Sie sich nur!“, was hätte sie sonst sagen sollen? Außerdem konnte ihr nach dieser ganzen Sache ein wenig Gesellschaft nun wirklich nicht schaden. So konnte sie sich wenigstens davon ablenken.

    • "Ich bin keine Puppe, die man aus einem verstaubten Regal holt, wenn Jemand gerade nicht da ist, und wenn dieser Jemand wieder zurückkehrt, achtlos ins Regal gestellt wird und wieder von allen... gehasst wird." •

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    #3 - {Anette & Sharron & Tabatha}


    Ihre Erscheinung? Seltsam? Anette blinzelte die unbekannte Dame verdutzt an, doch kaum war eine Sekunde verstrichen, verfiel sie in ein eiliges »Nein, nein, nein! Auf keinen Fall!« Ebenso panisch wie sie vor ihrer Brust mit ihren Händen wedelte, schüttelte die honigblonde Postbotin ihr Haupt, auf dass sich so manche Strähne aus den locker geflochtenen Zöpfen löste. Einen Schreck bereiten? Jenes fesselnde Antlitz? Niemals! Das einzige, was die Erscheinung mit ihr anstellte, war das kleingewachsene Fräulein gleich eines Fluches in seinen Bann zu ziehen, ein kurioser Zauber, der seine Wirkung keinesfalls verfehlt hatte. Und trotz der Tatsache, dass sie sich bereits einmal dabei ertappt hatte, ihr elegantes Gegenüber über mehrere Minuten hinweg anzustarren, konnte sie nicht anders, als jene Person - war sie überhaupt menschlich? - auch weiterhin ausgiebig zu mustern. Ihre türkisblauen Augen klebten förmlich an der schneeweißen Haut und dem wallenden Haar der Fremden, sie wurden groß und glitzerten wie die eines jungen Kindes. Vorsichtig deutete Anette mit dem Zeigefinger schließlich auf besagte silberne Strähnen und rückte einen halben Schritt näher, »Darf... ich sie anfassen...?« Unterbewusst schob sich ihre andere Hand zu den eigenen Locken. Diese kamen einem zotteligen Tier, das sich unter keinen Umständen zähmen ließ, recht nahe, waren sie doch kein Vergleich für das gepflegte, schöne Haar der mysteriösen Frau. Die Briefträgerin schluckte aus Respekt. Nicht, weil sie sie fürchtete - tatsächlich kam es ihr nicht einmal in den Sinn, dass ihr Gegenüber nahezu gespenstisch wirkte - sondern viel mehr, weil sie sich wie das kleine, hässliche Entlein neben einem grazilen Schwan fühlte. Noch immer lag ein rosiger Schimmer auf ihren Wangen.
    Gerade wollte sie ihre Lippen, welche sowieso schon leicht offen standen, rühren, ein weiteres Wort hervorbringen, da ließ sie eine erwachsene, doch äußerst beruhigende Stimme aufhorchen. Neugierig wie das Fräulein war, wandte es sich um, eigentlich hatte sie mit einer der hiesigen Angestellten gerechnet - ihrem leise grummelnden Magen wäre es zumindest recht gewesen -, doch das war es definitiv nicht. Mehr als ein überraschtes »Ah--« brachte sie allerdings nicht hervor, dafür begann ihr kleines Hirn zu sehr zu rattern, zu rauchen. Überfordert guckte Anette zwischen den beiden Frauen hin und her, auf der einen Seite der weiße Schwan, auf der anderen eine Dame, die so simpel und unauffällig eingekleidet war und dennoch eine nahezu majestätische Aura besaß. Abermals fühlte sie sich unangenehm, fehl am Platz, wie ein mickriger Bauer, den man urplötzlich in royale Hallen geworfen hatte. »A-Also...«, begann das Mädchen sichtlich überrumpelt zu stammeln, ehe sie die Fingerchen zu einer Zange formte und sich selber in die Wange kniff. Konzentrieren, Anette! Sei natürlich! Die Götter haben ihre Engel gesandt! Das ist deine Chance! Vielleicht segnen sie dich mit einem Wachstumsschub! Die Blondine nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen. »Ich bin übrigens Anette, die Briefträgerin hier!«, stellte sie sich anschließend mit einer deutlich sorgloseren Stimmlage vor und stemmte aufgeregt beide Hände auf den hölzernen Esstisch, sodass all die Dinge, die ihn zierten, einen knappen Satz in die Höhe machten. Dass ihre Bestellung noch immer auf sich warten ließ, hatte sie dabei für den Moment aus ihren Gedanken verbannt... Es ging hier schließlich um einen heiß ersehnten Wachstumsschub!


  • Rosalind sah sich in der Gegend um, während sie von Collette zur Taverne geschobe wurde. Sie war so schrecklich müde, dass sie regelmäßig in Sekundenschlaf fiel, jedoch wollte sie in der Gesellschaft der beiden Mädchen bleiben, weshalb sie versuchte, wach zu bleiben. Es war zu sehen, wie stark der Sturm und der Angriff der Stadt zugesetzt hatten. Die Blauhaarige lehnte sich in die Lehne des Rollstuhls und hoffte, dass sie Collette nicht zu schwer war. Sie wollte der Bächerstochter keine Last sein, wo sie ihr doch so gerne half. Die Taverne kam in Sicht und Rose ekam schon riesige Vorfreude auf die Kekse und die heiße Milch. Ob von Adel oder nicht, diesen süßen Naschereien konnte niemand widerstehen. Innerlich bereitete sich die Grünäugige schon auf den leckeren Geschmack der Kekse vor, als sie die Eingangstür passierten. Die Taverne stand noch, was ein gutes Zeichen war. "Sag,Collette, wie ist es so, hier zu leben?" Fragte Rosalind, auch wenn sie nicht wusste warum. Es interessierte sie auf eine gewisse Weise und außerdem war die Stille nicht sehr angenehm gewesen. Die Blauhaarige sah sich nach ihren Begleiterinnen um und musterte sie.


  • Auf das Angebot ihrer neuen Bekanntschaft war die Grünhaarige natürlich sehr gerne eingegangen. Milch und Kekse klangen einfach himmlisch! So folgte das Schmetterlingsmädchen der Bäckerin und Rosalind, die von dieser geschoben wurde. Dort angekommen sah sie sich erstmal ausgiebig um. Das letzte Mal, als sie hier war, war die Taverne um einiges überfüllter gewesen aber nun war sie fast leer. Kein Wunder, in Anbetracht der letzten Geschehnisse. Kohaku war zumindest froh, dass das Gebäude noch stand. Die Antwort auf die Frage, die Rosalind stellte, interessierte das aufgeweckte Mädchen auch sehr. Neugierig blickte die Braunhaarige an. Sie hatte nur sehr wenig Ahnung davon, wie Menschen lebten. Oder viel eher, wie das Leben außerhalb eines Baumes war. Sie würde sich um nichts auf der Welt ein anderes Heim wünschen, der große Baum war ihr einfach zu vertraut und sie würde sich wohl auch in einem der riesigen Steingebäude mehr als nur eingeschlossen fühlen, aber Interesse daran hatte sie nichtsdestotrotz. Sie konnte sich gar nicht ausmalen, wie Rosalind lebte. Die Aufmerksamkeit auf ihre beiden Begleiterinnen gerichtet, ließ sie sich auf einen der Sitzplätze fallen, jetzt erst bemerkend wie sehr sie der Sturm ausgelaugt hatte. Auch wurde ihr bewusst, dass ihre Kleidung unangenehm auf ihrer Haut klebte. Kohaku verzog das Gesicht. Wie sehr sie Regen doch hasste!


  • Tabatha ließ sich auf einen Stuhl sinken, direkt gegenüber der Dame in Weiß, die ihr Mahl sichtlich zu genießen schien. Oh, hungrig war Tabatha in der Tat, weshalb sie das bestellte Essen kaum erwarten konnte. Die Blondine schien ein fröhliches Gemüt zu haben, von ihr ging eine Art Unruhe aus, so als wäre sie viel unterwegs und oft in Eile. Schon immer hatte Tabatha ein Gespür für die Wesen derer gehabt, die sie traf. Dies nannte man wohl Empathie, denn ihr entgingen nur selten Emotionen oder gewisse Verhaltensweisen, die diese Leute ausmachten. »Eine Briefträgerin?«, fragte sie allerdings und sah Anette überrascht an. Eine Briefträgerin.
    Tabatha erinnerte sich an den Brief, den sie zuvor an ihr Königreich geschrieben hatte. Eine Königin, von den Toten auferstanden, zurück um weiterhin für Frieden zu sorgen. Wie sehr sie die Gefühle ihres Volkes aufmischen würde, kaum war die Trauer abgeklungen, riss sie alte Wunden über den Verlust wieder auf, nur um zu versuchen, Schnitte schnellstmöglich mit ihrem Brief zu nähen. Und ebendieses Schriftstick fühlte sich bleiern, schwer in einer der versteckten Taschen ihres Kleides an. Eine ihrer Hände ertastete das Papier nun, das sie mit einem speziellen Siegel versehen hatte. »Dürfte ich Euch – dich? – um etwas bitten?«, fragte sie an, noch immer ruhig und ein wenig zurückhaltend, um möglichst neutral zu klingen. Die versteckte Hand zitterte ein wenig, doch sie zwang sich zur Beherrschung. »Ich habe einen Brief an das Königreich der Elfen, direkt an die Königsfamilie adressiert. Könntet Ihr – du – ihn entgegen nehmen und dafür sorgen, dass er weitergegeben wird?« Natürlich wusste Tabatha, dass nicht Anette den Brief übergeben würde, doch dies wäre der Beginn einer weiten Reise in ihre Heimat. Und sie wusste, dass dies etwas war, was keinesfalls warten dürfte.

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