• "Jawoll, ich komme immer noch mit." Noch etwas verwundert sah sie Barrett nach seinem Abgang nach. "Garantiert ein Mädchen ..." sagte Antette nach Iris' Aussage " ... aber das ist schon irgendwie süß. Er scheint wohl doch nicht so kalt zu sein, wie er manchmal oder gerade am Abfang wirkt. Ein Gentleman, er weiß, dass man eine Frau nicht warten lässt." fügte sie noch kichernd hinzu. Zu gern würde Anette das Mädchen, falls es sich tatsächlich um eines handelt, kennen lernen. Nur um zu sehen was sie für ihn so interessant macht. Anette war halt sehr neugierig. "Gut, genug spekuliert. Lass uns gehen."


    Iris und Anette verlassen die Sternwarte.
    (lass du sie dich bitte ankommen, ja?)

  • « Der Polisee.


    Eines war dem Butler mittlerweile klar: Chlorica war keine Freundin der großen Worte. In der Tat war ihre Antwort auf die Frage des Blauhaarigen noch nicht einmal ein vollständiger Satz. Aber vielleicht wollte sie sich ihren Atem auch einfach nur für den langen Weg zu ihrem genannten Zielort sparen. Und ebenjener Ort war die Sternwarte. Es wurde ihr nachgesagt, dass sie vor allen Dingen bei Nacht ein sehr schöner Ort sei. Und diese Tageszeit würde ja bald anbrechen.
    Es stimmte, die beiden Bediensteten hatten in der Tat schon eine ziemlich lange Zeit gemeinsam verbracht - so lang, dass es mittlerweile schon Abend war. Zwar war es noch hell, aber das würde sich auf jeden Fall bald noch ändern. Das war immerhin der Lauf der Dinge: Erst war es hell und dann würde es irgendwann wieder dunkel werden. Eine Selbstverständlichkeit.
    Ein schlechtes Gewissen hatte Vishnal schon dafür, dass er die Lilahaarige um ihre kostbare Freizeit gebracht hatte, auch wenn er inzwischen so ein bisschen das Gefühl hatte, dass seiner Begleitung der kleine Ausflug mit ihrem Kollegen tatsächlich ein wenig gefiel. Aber wahrscheinlich wirklich nur ein wenig. Naja, immer noch besser, als wenn die Dame ihn verabscheuen würde, nicht?


    Nachdem Chlorica ihr nächstes Ziel deklariert hatte, setzte sie sich schon direkt in Bewegung, davon ausgehend, dass Vishnal ihr einfach folgen würde, was er auch tat. Rasch lief er zu ihr und ging dann den Rest des Weges neben ihr, während er ihr begeistert von seiner neuesten Komposition auf dem Klavier erzählte. Ob es die Frau überhaupt interessierte, war dem Herren unklar, aber so lange sie sich nicht beschwerte, würde sie schon nicht zu abgeneigt von der »Geschichte« des Klavierspielers sein.
    Nach einer etwas längeren Wanderung war das Ziel dann zum Greifen nah - nur nicht ganz. Zwischen den zwei Bewohnern Trampolis und dem ersehnten Reiseziel befand sich noch ein weiterer beschwerlicher Marsch in Form eines Bergpasses. Vishnal starrte diesen ungläubig an. »Ha, und ich dachte wir hätten den Großteil des Weges schon hinter uns«, gab er dann seufzend von sich. Wie man sich doch irren konnte. Aber wenn es Chloricas Wunsch war, zu dieser Sternwarte, die sich irgendwo hinter diesem langen Weg befand, zu gehen, würde ihre blauhaarige Begleitung keine Kosten und Mühen scheuen, um sie dahin zu bringen. Ja, das hatte er sich vorgenommen und jetzt würde er auch nicht mehr kneifen. »Wollen wir?«, fragte der Diener seine Kollegin entspannt und mit ruhiger Stimme.

  • #18 - {Chlorica & Vishnal}



    Die Zeit hatte sich also dazu entschlossen auch weiterhin ihren Lauf zu nehmen - So, wie man es von ihr gewohnt war: Stetig fortschreiend, nimmer rastend. Und in jener entschwundenen Zeit, die zur Folge hatte, dass die Wege der Sonne und des Mondes einander immer näher kamen, sich bald kreuzen würden, hatte die Hofdame schon so manchen langsamen Schritt hinter sich gebracht, wenngleich es sie nicht weit trug, wartete man ein paar Meter hinter der Brücke zum Polisee auf den Butler, der ihr tatsächlich auch folgte. Dieser begann zugleich damit, von seinem Klavier und neuen Werken zu erzählen, schien außerordentlich erfreut, ja, wirklich enthusiastisch! Und so tat es die Braunäugige ihm gleich, obgleich jedwede Emotion, der Ausdruck von einer gewissen Freude, fern blieb und für Vishnal doch viel mehr wie ein ausdrucksloses Gesicht wirken musste. Richtig! Von dem Bericht des Blauhaarigen, von dessen Begeisterung war auch sie ein wenig angetan, handelte es sich dabei allem Anschein nach um eine Art ansteckende Krankheit - Ein wohlgesonnener Virus. Faszinierend. Wie auch die Kompositionen des Kollegens. Zugegeben, die junge Dame hatte nicht sonderlich viel Ahnung von Musik, noch war ihr bewusst, wie man ein Instrument - sei es nun eine simple Geige oder ein elegantes Klavier wie in diesem Falle - zu bedienen hatte. Allerdings bedeutete dies noch lange nicht, dass sie keinen Gefallen an jenen Melodien fand, im Gegenteil, da existierten sogar einige Stücke, die ihre Zuneigung auf sich lenken konnten, wenngleich sie einzig und allein Schlichtheit vorweisen konnten - Aber vor allemden Klängen eines ordentlichen Pianos lauschte man gerne, so störte es auch nicht, wenn der werte Herr sich im Laufe des Tages an sein Instrument setzte und spielte, woraufhin die hübschen Töne häufig in der gesamten Villa (oder zumindest in der entsprechenden Etage) zu hören waren.


    Einige Augenblicke nach dem Aufbruch der beiden Bediensteten hatten jene bereits den teilweise recht engen Bergpass erreicht, sodass es nahezu unmöglich schien, so fortzufahren, wie man es einen Großteil des vorherigen Weges getan hatte: Nebeneinander, Seite an Seite. Man musste hierzu sagen, dass jener Pass nicht nur eng war und sich - wer hätte es gedacht? - auf einem Berg befand, der empor ragte, nein, dazu gesellte sich schließlich noch eine weitere, eher negativ anzusehende Eigenschaft: Am Wegesrand existierte nichts, keine einzige Sache, die den tollkühnen Wanderern hätte Sicherheit geben können, nicht einmal ein Holzaun, welcher vor der Gefahr hätte warnen können... Demnach lag in der übertriebenen Vorsicht also die höchste Priorität, denn... Nun, um es anders auszudrücken: Wäre einer von ihnen oder generell irgendeine Person vom schmalen Wege abgekommen, wäre sie von der Klippe gestürzt - Und man stürtzte mit Sicherheit keine zwei Meter, sondern weitaus mehr; auch durfte man sich kein weiches Kissen oder eine fluffige Wooly-Herde erhoffen, welche sich dazu bereit erklärt hatte, jedweden Sturz abzudämpfen, eher hätte man Bekanntschaft mit hohen Bäumen eines Mischwaldes gemacht, der dafür bekannt war, einen Teil Trampolis zu umringen. Schnell wandte Chlorica ihren Blick vom Abgrund ab, näherte sich der robusten Felswand - Nicht, dass die Hellhaarige panische, fast paranoide Angst vor luftigen Höhen hatte, nein, viel mehr war es die Tatsache, dass... An der Felswand war es doch am sichersten, nicht wahr?! Ein leises, nervöses Lächeln entkam ihrem Munde, ehe sie den Kopf Richtung Boden neigte und die Gegend um der ihre und Vishies Füße fixierte. Nein, sie hatte keine Höhenangst. Ganz und gar nicht. Immerhin... Immerhin hatte die Zofe es geschafft, problemlos den Berg raufzukommen, da durfte es doch nicht eine derartig hinderliche Sache sein, wieder runterzusteigen, nicht wahr? Problem war jedoch, dass genau dies der Fall war und man nun jedenfalls wusste, weswegen der Weg in Richtung örtlicher See kaum eingeschlagen wurde, eine ordentliche - wenn auch für sie inakzeptable - Erklärung für das Problem gefunden!
    Vishnal hingegen... Verständnislos lastete der Blick der Langhaarigen auf dem Oberkörper des Mannes, welcher einfach mal so vollkommen gelassen sprechen konnte, gänzlich entspannt war, wie man an seiner gewöhnlichen Körperhaltung festmachen konnte. Und abermals, abermals war der Butler ihr ein einziges Rätsel: Es schien ihr schlichtweg unmöglich, unmöglich wie man nur derart gelassen sein konnte, wenn man jederzeit hätte runterfallen können und... »Wenn du meinst...«, murmelte Chlorica widerwillig und starrte auf dem Weg, der sich vor ihnen erstreckte. Ebenjenen Weg galt es, entlangzugehen.

  • Chlorica schien nicht sehr begeistert von der Höhe dieses Berges zu sein. Sie konnte kaum runtergucken und wenn sie es doch tat, drehte sie ihren Kopf sofort wieder mit einem nervösen Ausdruck im Gesicht weg. Man konnte ihr ihre Höhenangst wirklich ansehen, aber anstatt sie darauf anzusprechen, beschloss Vishnal das lieber sein zu lassen. Wahrscheinlich war das eine weitere ihrer Unsicherheiten und es wäre ihr sicher lieber, wenn der Blauhaarige nichts davon wusste. So tat der Butler einfach, als hätte er nichts davon mitbekommen und lächelte sie ein wenig aufmunternd an.
    Trotz ihrer deutlichen Angst entschied sich die Lilahaarige schließlich doch dafür, den Weg gemeinsam mit ihrem Kollegen entlangzugehen, auch wenn sie deutlich keine Lust mehr dazu hatte. Aber Vishnal hatte sich vorgenommen sie nicht darauf anzusprechen und so würde er es auch belassen. Selbst wenn er Chlorica wirklich zu nichts zwingen wollte, musste er sich wohl zusammenreißen. Nach allem war es ja auch immer noch ihre Idee gewesen hierher zu kommen!


    Der Butler nickte der Dame entschlossen zu, bevor er ihre rechte Hand mit seiner Linken nahm und sich dann langsam in Bewegung setzte. Vorsichtig drückte er sich an die Wand des schmalen Bergpfades, während er die ängstliche Frau, die jetzt hinter – beziehungsweise neben – ihm stand, weiterhin an der Hand hielt. Nun setzte Vishnal vorsichtig einen Fuß vor den anderen, darauf aufpassend, dass er auch ja nicht runterfiel.
    Als er nach einigen weiteren Schritten immer noch Boden unter seinen Füßen hatte, fing er an ein wenig zu lächeln. Er war ernsthaft überrascht, dass er bei seinem Pech noch nicht runtergefallen war. So wurde er dann übermütig und ließ die Hand seiner Begleitung los, um sich ein wenig flinker bewegen zu können. »Siehst du, Chlorica, du musst hier gar keine Angst haben!«, rutschte es dem Herren dann doch raus, woraufhin er sich zu seiner Gefährtin umdrehte. »Dir kann hier gar nichts passieren, so lange du aufpasst und – huch?« Versehentlich hatte er in der Bewegung seinen Fuß zu weit nach hinten gesetzt, was dazu führte, dass Vishnal verwirrt nach hinten kippte und runterfiel, während er ein überraschtes Quietschen von sich gab. Ironie des Schicksals.
    - Beziehungsweise, er fiel nicht ganz runter, da er sich gerade noch so am Abhang festhalten konnte. Wie erstarrt schaute der Herr in die Tiefe und konnte nicht mehr weggucken. Nun verstand er die Höhenangst seiner Begleitung.
    Der Blauhaarige schluckte und drehte seinen Kopf langsam wieder in Richtung Berg, wandte seinen Blick von dieser grausamen Ansicht ab. »Ein bisschen, uh, Hilfe wäre vielleicht ganz.. nett...« Auf diesen gestammelten Satz folgte ein nervöses Lachen. So etwas konnte auch wirklich nur ihm passieren.

  • Strahlend blauer Himmel. Keine einzige Wolke in Sicht. Sonnenschein. So hell, dass Illuminator eine Brille mit verdunkelten Gläsern zücken musste. Ihre Augen würden sonst einen gefährlichen Schaden davon tragen und dann dürfte sie nie mehr fliegen. Aber sie wollte fliegen. Fliegen. Immer höher. Immer weiter. Fliegen. Fliegen. Fliegen. Für immer. Und ewig. Am liebsten würde sie nie mehr landen. Aber irgendwann wäre der Tank leer. Und dann würde sie abstürzen. Abstürzen. Abstürzen. Nein. Sie wollte nicht abstürzen. Ihr Baby würde Schmerzen haben, wenn es abstürzen würde. Nein. Sie durfte nicht abstürzen. Sie durfte nie abstürzen.
    Der Wind. Er pfiff ihr um die Ohren. Sie liebte diesem Wind. Dieser Wind, der ihr schon öfters Halsschmerzen und so manche Erkältung eingebrockt hatte. Egal. Sie liebte diesen Wind. Sie liebte ihn. Sowie dieses Flugzeug. Ihr Luftschiff. Es gehörte ganz ihr allein. Ihr Luftschiff. Es beförderte sie überall hin. Es ist die Sensation. Die Zukunft. Ihre Zukunft. Illuminator umfasste den Steuerknüppel. Jeden Zentimeter, den sie damit bewegt, hat große Auswirkungen auf ihr Flugzeug. Seile, Gestänge, Räder, Schrauben ... Alles in Bewegung. Alles reagierte, wenn sie reagierte. Doch sie reagierte zu spät. Zu spät. Sie durfte nicht zu spät reagieren. Aber sie hat es getan.
    Wie aus dem Nichts kam eine Horde Käfer auf sie zu geflogen - Herkuleskäfer. Illuminator hat sie noch nie aus nächster Nähe gesehen. Und eigentlich hatte sie das auch nie vorgehabt. Die Vieher von der Größe eines ausgewachsenen Mannes flogen direkt auf sie zu. Sie hätte sie schon vorher sehen müssen. Sie waren nicht zu übersehen gewesen. SIE waren da und Illuminator hat nicht reagiert. Und ihr Flugzeug auch nicht. Sie reagierte erst, als es zu spät war. Ihr geliebtes Luftschiff war schon mitten im Getümmel.
    Mit einem Mal war der strahlend blaue Himmel rabenschwarz. Illuminator verlor die Übersicht. Sie wusste nicht, wo oben oder unten war. Ihr Flugzeug wurde hin und her geschubst. Die Käfermenge prallte gegen den Rumpf des Flugzeug und rissen sie nach links - oder rechts. Illuminator hatte vollkommen die Orientierung verloren. Ein weiterer riss den linken Flügel ab. Rauch stieg in der schwarzen Masse auf. Teile des Luftschiffes lösten sich. Wurden raus gerissen oder zerstört. Das Triebwerk ging in Flammen auf. Die rabenschwarze Masse färbte sich rot. Rasend rot. Illuminator schrie. Sie schrie. Sie schrie immer lauter, aber niemand konnte ihr helfen. Im letzten Moment lenkte sie das Luftschiff - oder wurde sie raus gestoßen? - nach links aus der Masse heraus. Rasend schnell näherte es sich der Erdoberfläche. Illuminator riss den fast vollkommen zerstörten Rumpf hoch. Sie durfte nicht waagerecht landen. Sie durfte nicht waagerecht laden! Sie landete nicht waagerecht.


    Schreiend wachte Illuminator auf. Sie war schweißgebadet. Hatte die Bettdecke weggetreten. Sie keuchte. Ein. Aus. Beruhig dich!, ermahnte sie sich. Du hast bloß schlecht geträumt. Bloß schlecht geträumt. Sie wiederholte es immer wieder und wieder in der Hoffnung, es würde sie beruhigen. Diese verdammten Herkuleskäfer. Wären sie nicht gewesen, wäre sie ganz entspannt in der Hauptstadt angekommen. Ihr Luftschiff wäre ganz. Vollkommen unversehrt. Sowie auch ihre Augenbrauen, die durch das Feuer des Triebwerks leicht angesenkt waren. Aber sie wuchsen wieder. Es war ja genug Zeit vergangen. Eine Woche? Oder zwei? Illuminator wusste es nicht. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr. Sie schlief. Abends sowie auch morgens. Immer dann, wenn sie müde war. Ansonsten versuchte sie die Teile ihres Luftschiffes zu bergen. Sie zu reparieren. "Mein Baby", jammerte die junge Pilotin und ließ sich zurück in die Decken fallen, die sie zufällig in der Sternwarte, die sie mittlerweile ihr "Zuhause" nennt gefunden hat. "Mein armes Baby." Es war total zerstört. Es war nicht mehr wieder zu erkennen. Aber Illuminator würde es nicht aufgeben. Sie würde es "gesund pflegen". Sie würde alles dafür geben, dass es wieder so wird, wie es einmal war. Und dann würde sie diesen schrecklichen Ort mit seinen schrecklichen Käfern verlassen. Aber das Schicksal war nicht gut mit ihr. Bei dem Absturz ist ihre Brille zu Bruch gegangen. Ihre getönte Brille mit passender Sehstärke. Nun durfte sie sich mit dem Monokel ihres Vaters zufrieden geben, welches sie immer als Ersatz dabei hatte. Damit konnte sie jedoch nicht fliegen. Sie brauchte beide Augen, um in die Luft gehen zu können. Und vor allem brauchte sie auch ein Luftschiff dazu. Ein Luftschiff. Kein kaputtes, vollkommen zerstörtes Luftschiff!
    Wimmernd wälzte sich Illuminator im Bett herum. "Mein Baby", rief sie wieder. "Mein armes Baby!" Sie führte schmerzhafte Verrenkungen aus, die sie besser unterlassen sollte. Aber sie konnte ihre Trauer nur nach empfinden, wenn sie sich so bewegte. Was Illuminator nämlich nicht wusste - sie war ja Pilotin und keine Ärztin - sie hat ein Schleudertrauma während des Absturz erlitten. Dauernd wurde sie von Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfällen befallen. So fiel es ihr schwer, länger als zwei Stunden an ihr Luftschiff zu arbeiten. Abgesehen davon ist ihr Nacken steif und die Muskeln um ihre Schultern herum verspannt. Es fällt ihr schwer, die Arme zu heben. Ohne fremde Hilfe kann sie nicht einmal ein T-shirt über ihrem Kopf ziehen. Da traf es sich ganz gut, dass sie außer dem, welches sie anhat, keine weiteren Klamotten hatte.
    Die junge Dame musste unbedingt zum Arzt gebracht werden - und insgeheim wusste sie das auch. Aber das wollte sie nicht. Seit sie hier gelandet ist, hat sie sich von den Nahrungsmitteln ernährt, die sie hier in der Sternwarte gefunden hatte. Und solange diese nicht zu Neige gingen, musste sie diese auch nicht verlassen. Nur unter diesem Umständen oder wenn sie etwas bestimmtes für die Reparatur ihres Luftschiffes brauchte, würde sie in die Stadt gehen. Aber bevor sie das beurteilen konnte, musste sie erst einmal alle Einzelteile bergen. Und das konnte dauern, wenn man alle zwei Stunden eine Pause von mindestens vier einlegen musste.
    Die Rothaarige stand auf und drückte den Rücken durch. Ein schmerzhaftes Knacken war zu vernehmen, welches sie mit zusammengebissenen Zähne hinnahm. Sie ließ die Decken auf dem Holztisch, welchen sie provisorisch als Bett benutzte, einfach so liegen und ging hinaus in den "Garten". Dort wurde sie, wie die anderen letzten Male auch, vom traurigen Anblick ihres zerstörten Luftschiffes getroffen. Eigentlich sollte sie froh sein, dass sie diesen Absturz überlebt hatte, aber das konnte sie nicht. Ihr Luftschiff ist gestorben - es ist für sie gestorben und irgendwo ist damit auch ein Teil ihres Herzens gestorben. Die junge Frau humpelte zum ihrem Baby und legte die Hand auf dem rechten Flügel. "Keine Angst, mein Schatz", sagte sie. "Ich flick dich schon irgendwie wieder zusammen. Und dann fliegen wir wieder. Du wirst sehen, ich krieg das hin." Tränen standen der jungen Frau im Gesicht, aber sie schluckte sie herunter. Ihr Baby sollte nicht sehen, dass sie weinte. Sie musste doch stark sein. Für beide stark sein.
    Illuminator begann die Teile ihres Luftschiffes zu bergen. Sie hat längst nicht alle gefunden und es ist sogar möglich, dass sie über den ganzen Ort verteilt waren und vielleicht sogar großen Schaden angerichtet haben. Aber das war ihr egal. Sie wollte sie bloß finden, reparieren und wieder zusammenflicken. Sie wollte fliegen. Mit ihrem Baby. Die Pilotin rückte ihr Monokel zurecht und begann sich um zusehen. Schnell war das nächste Teil gefunden. Es lang eingeklemmt zwischen zwei Steinen. Illuminator musste alle Kraft aufwenden, um das Stück daraus zu befreien. Ziehen und stemmen brachte jedoch nichts. Vielleicht musste sie die Steine auseinander schieben? Aber sie waren viel zu groß! Diese Kraft könnte sie nicht aufbringen. Ihr Nacken. Oder doch? Es ging hier schließlich um ihr BABY! "DOCH!", rief sie sich ins Gedächtnis. "ICH KANN DAS! FÜR MEIN BABY!" Mit vollen Körpereinsatz stemmte sie sich zwischen einem dieser Steine und drückte. Drückte so fest sie konnte.


  • ~First Post~


    Es war schon sehr spät als die blauhaarige Schönheit beschloss sich aus ihrem Bettchen zu erheben und aufzubrechen. Sie wusste nicht mehr genau was sie veranlasst hatte zur Sternwarte zu spazieren. Vielleicht waren es die jüngsten Ereignisse. Der Tod ihrer Verwandschaft und auch ihrer Zofe Tabatha. Eigentlich konnte man gar nicht mehr von jüngsten Ereignissen sprechen. Es war schon wieder lange her und wahrscheinlich hatten die meisten Menschen ihre Verluste schon vergessen oder aber hatten gelernt ohne diese Menschen weiterzumachen. Während sie über diese und ähnliche Dinge nachdachte setzte die Blauhaarige einen Schritt vor den nächsten ohne auch nur einmal kurz die Miene zu verziehen. Niemals würde Bianca zugeben das Tabatha ihr fehlte. Es wäre ein Zeichen von Schwäche und niemand sollte auch nur annähernd auf den Gedanken kommen das sie schwach sei oder das jemand ihr nahe war. die Blauhaarige ballte ihre Hände zu Fäusten und setzte ihre Schritte fort. Immer wenn sie nachdenken wollte suchte sich die junge Frau einen Ort an dem sie allein sein konnte. Ein Ort an dem niemand sie sah und so einen Ort fand man nur etwas abseits von der Innenstadt. Sehr gerne suchte sie die Sternwarte auf und sah gen Himmel und betrachtete die Sterne. Sie waren so einzigartig schön, so besonders und sie schienen so nach und doch so fern. Gerne sah sie einfach nur in den Himmel und dachte nach. Lies ihren Gedanken freien Lauf. Für gewöhnlich war hier niemand anzutreffen obwohl es eigentlich ein einzigartig schöner Ort war. Mit jedem Schritt kam Bianca näher an ihr Ziel doch die Stimme einer Frau lies si anhalten. Es war eine Frau mit rotem langem Haar. Sie hatte es streng zu einem Zopf gebunden. Bianca hatte sie noch nie hier gesehen. Sie konnte sie nicht zuordnen. Möglicherweise kam sie aus einer anderen Stadt und hatte sich verlaufen aber so wirkte sie nicht. Ganz im Gegenteil. Sie schien etwas zu suchen. Vorsichtig lugte Bianca in die Richtung der Fremden. Sie sah aus wie eine Pilotin und als die Blauhaarige ihren Blick etwas weiter nach links wandte bestätigte sich ihre Vermutung. Ein kaputtes Luftschiff unweit von der Sternwarte entfernt. Biancas Augen weiteten sich als dieses sah. Einfach unglaublich. Noch nie hatte sie soetwas gesehen. Bisher hatte sie imemr nur davon gehört aber allein der Gedanke hoch über den Wolken mit diesem Ding zu fliegen beflügelte die junge Frau. Die Aussicht muss einfach unglaublich sein. Ihre Begeisterung zügelte sich allerdings wieder als Bianca das Aumaß der Zerstörung sah. Das Flugobjekt war in tausend Teile und es war förmlich ein Ding der Unmöglichkeit es wieder funktionstüchtig zu machen. Die rothaarige Frau war gerade dabei eines der tausend Teile zwischen zwei Steinen herauszuziehen. Bianca hob eine Augenbraue und betrachtete das Spektakel. Irgendwie war der Anblick sehr amüsant. Die Frau schrie voller Lautstärke herum und sie schien sich nicht darum zu kümmern ob irgendjemand sie hören konnte. "Ich glaube nicht das du dafür stark genug bist.", kommentierte Nianca schließlich das Schauspiel und da die Frau von Mal zu Mal schwächer zu werden schien hatte sie mit ihrer Aussage gewiss auch Recht. Bianca hatte ihre Arme verschränkt und ein süffisantes Grinsen hatte sich auf ihre Lippen gelegt. Erst als die Unbekannte sich zu ihr wandte sah die Blauhaarige das Ausmaß ihrer Verletzung. Die Augen der Schönheit weiteten sich und sie hielt sich beide Hände vor dem Mund. Wie konnte diese Frau überhaupt noch am Leben sein. Sie schien ernsthaft verletzt zu sein. Ihre Klamotten waren an allen möglichen Stellen aufgerissen und über ihr eigentlich hübsches Gesicht zog sich eine Spur von Blut genauso wie über jeden Zentimeter freier Haut an ihren Armen und Beinen. "Geht...es dir gut?" erkundigte sich Bianca obwohl es ihr ansonsten eigentlich egal war wie es ihren Mitmenschen ging. Sie konnte diese schwer verletzte Frau doch nicht sich selbst überlassen. Sie brauchte Hilfe. Bianca wollte nicht für ihren Tod verantwortlich sein.

  • Illuminator hatte es nie leicht gehabt. Weder ihre Eltern, noch ihre wenigen Freunde hatten ihren Traum vom Fliegen je verstanden. Schon sehr früh hatte man sie für "verrückt" erklärt. Manche Nachbarskinder durften nicht einmal mehr mit ihr "Vögelchen" spielen. Es hatte lange gedauert, die eigenen Eltern zu überzeugen. Vor allem ihr Vater hatte sich lange quer gestellt. Letztendlich gab er nach, weil er wusste, dass er seine einzige Tochter verlieren würde, wenn er sie und ihre Träume nicht unterstützen würde. Und nachdem diese Hürde überwunden war, kam die nächste auf sie zu: Sich in einer von männerdominierten Welt durchzusetzen. Anerkennung für ihr Wissen und Talent zu erhalten. Im Endeffekt kam es dazu, dass die Männer sie nicht als Frau akzeptierten, sondern sie als "Gleiches" ansahen. Sie behandelten sie wie einen Mann. Auf grobe und unfreundliche Weise. Doch Illuminator hatte gelernt sich damit abzufinden. Dann war sie eben ein Mann, egal, solange sie mitreden und eines Tages fliegen dürfte, nahm sie jede Erniedrung hin. Sie hatte so viel durchgestanden. Hatte Wochen, Monate lang an der Konstruktion ihres Luftschiffes gesessen. Hatte es mit eigenen Händen gebaut. Hatte es geliebt und unzählige Flüge darin überstanden. Nie hätte sie gedacht, dass es eines Tages so enden würde. Ihr Baby.
    Schluchzend und jammernd ließ Illuminator von den Steinen ab. Sie bewegten sich keinen Zentimeter. Sie war zu schwach. Zu schwach, um ihr Baby zu retten. Was war sie nur? Ein Versager! Ein Nichtsnutz! Ein Schwächling! Eine Rabenmutter! Wütend schlug Illuminator mit den Fäusten auf einen der Steine ein. Solange bis ihre Hände bluteten und sie aufhören musste, da sie zu sehr schmerzten. Beim Anblick ihrer Hände fragte sich die Rothaarige, was sie hier eigentlich tat. Warum schlug sie sinnlos auf einen Stein ein? Was sollte passieren? Dass er unter ihren Schlägen zerbrach? Schön wärs ... Sie sollte sich ihre Kraft für die Bergung der Flugzeugteile aufheben. Illuminator versuchte es noch einmal, bis eine Stimme ertönte und sie mit einem Aufschrei herum fahren ließ. Weit aufgerissene Augen erblickten eine blauhaarige - anscheinend vom guten Hause kommende Frau, die sie mit ebenso geweiteten Augen anstarrte. Eine ganze Weile starrten sich die beiden Frauen so an. Beide geschockt vom jeweiligen Aussehen des Anderen. Mit Menschen hatte Illuminator hier nicht gerechnet. Wie lange "lebte" sie schon hier? Eine ganze Weile, oder? Und noch nie war ein Mensch hier vorbei gekommen. Wobei ein Flugzeugabsturz normalerweise für viel Aufruhr sorgt. Illuminator konnte es sich nur so erklären, dass die Sternenwarte einfach zu weit von der Stadt entfernt lag.
    Schließlich unterbrach die Fremde - oder auch "der Eindringling", wie ihn Illuminator in Gedanken schon benannt hat - das Schweigen. "Hm?" Ob es ihr gut ging? Anstatt an sich herunter zu blicken und festzustellen, dass ihre Kleidung teils völlig zerrissen und von Blut überströmt war, blickte sie zu ihrem Luftschiff. Die junge Pilotin interessierte sich nicht für ihren eigenen Gesundheitszustand. Eine gute Mutter musste sich erst einmal um ihr Baby kümmern, bevor sie sich mit sich selbst beschäftigt. Und sie ist eine gute Mutter. Sie würde sich erst um sich selbst kümmern, bis ihr Luftschiff wieder zusammen gebaut und so glänzend poliert war, dass sie sich darin spiegeln konnte. Solange musste sie den eigenen Körper eben vernachlässigen. Gesundheitlich und hygenisch. Wann war sie sich das letzte Mal waschen? Bevor sie in ihr noch heiles Luftschiff gestiegen war? So roch die Rothaarige auch dementsprechend. Nach Treibstoff und Schweiß, Tod und Verderben.
    Langsam wandte sie den Blick wieder zum Eindringling. Sie legte den Kopf schief und hielt den Mund leicht geöffnet. Einen Moment verharrte sie so, bis sie plötzlich ... zu lachen begann? Ja, sie lachte! Sie schüttelte sich ja fast vor lachen! Um nicht auf die Knie zu fallen, musste sie sich an jenen verhassten Stein abstützen. "DU STELLST FRAGEN!", schrie sie lachend und sank langsam zu Boden, wo sie dann mit den Händen auf den Bauch gelegt ruhig liegen blieb. Ab und zu drang ein leises Kichern durch ihre halb geschlossenen Lippen. "Sieht das GUT aus?", fragte sie plötzlich, während sie sich aufrichtete und klagend Richtung zerstörtes Luftschiff zeigte. Was tat dieser Eindringling hier eigentlich? Sie von der Arbeit abhalten? Puh! Wie sehr sie kleine verwöhnte Gören aus gutem Hause verabscheute, die noch nie in ihrem Leben für irgendetwas gearbeitet haben! Noch nie! Ekelhaft ist sowas! Ekelhaft!


  • Die fremde Frau führte sich auf wie eine Verrückte. Mehrmals hatte Bianca sich überlegt einfach kehrt zu machen und sie ihrem Schicksal zu überlassen. Irgendwann wäre sie gewiss verhungert oder verdurstet und wenn sich die Blauhaarige ansah wie sie auf die harten Steinbrocken einhämmerte wäre Selbstzerstörung auch nicht weit hergholt. Glaubte dieses dumme Ding wirklich mit roher Gewalt auch nur irgendetwas bewirken zu können? Jedes Mal wenn die Faus der Unbekannten auf die raue Oberfläche des Steines aufschlug zuckte die Blauhaarige zusammen. Instinktiv musste sie sich die Schmerzen vorstellen, die diese Frau dadurch erlitt. Die oberste Hautschicht hatte sich bald abgelöst und Blut floss über die Hände der Rothaarigen. Noch mehr wie zuvor. Bianca ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie war kurz davor ihre eigenen Hände auf Verwundungen zu untersuchen, weil jeder Schlag den die Rothaarige vollzogen hatte, tat ihr so weh als wäre sie es gewesen die auf den Stein eingeschlagen hatte. Als Bianca die Fremde ansprach fuhr diese geschockt herum und starrte sie wortlos an. Zwischenzeitlich fragte sich das wohlerzogene Mädchen ob die Rothaarige sie in einen Starrwettkampf verwickeln wollte doch glücklicherweise fand dieser bald ein Ende. Vermutlich hätte Bianca ihn ohnehin gewonnen. An Sturheit war sie nur schwer zu übertrumpfen. Bis dato hatte sie noch niemanden kennengelernt der ihr das Wasser reichen konnte aber schon beim Anblick der Rothaarigen,welche ihrem Aussehen nach zu urteilen Pilotin war, wusste Bianca das diese Frau verdammt nah an sie heran kam. Nachdem der Starrwettbewerb sein Ende gefunden hatte herrschte Stille zwischen den Beiden. Niemand sagte etwas. Bianca beobachtete das Geschehen und die Bezopfte blickte etwas verwirrt zwischen dem Stein und dem kaputten Luftschiff hin und her. Die Blauhaarige hatte schon vermutet das es sich bei der Frau um eine Ausländerin handelte, welche ihrer Sprache nicht mächtig war. Das Verhalten der Fremden verunsicherte Bianca zunehmend und sie wich instinktiv einen Schritt zurück um zwischen sich und der Fremden mehr Platz zu schaffen. Ihr Blick war allerdings entschlossen und sie zeigte keine Angst. Die verzogene Göre hatte schließlich nicht umsonst gelernt wie man sich vor Anderen präsentierte. Das Wichtigste war immer das mein sein Pokerface behielt und nicht die kleinste Gefühlsregung zuließ. Für Bianca ein leichtes Spiel, wo sie selbst doch großen Wert darauf legte ihre Gefühle für sich zu behalten und somit auch die damit verbundene Mimik. Die Rothaarige verharrte in ihrer Position und blickte Bianca mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an. Die verzogene Göre wusste nichts damit anzufangen und konnte die Fremde nicht einschätzen. War ihre Verrücktheit lediglich Show, waren es Schäden von dem Unfall oder war die Pilotin immer so? Die Blauhaarige gab sich Mühe weiterhin keine Angst zu zeigen obwohl sie am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Plötzlich entfuhr der Unbekannten ein Lachen. Zuerst war es nur ein kleines verrücktes Kichern doch schon bald war es in schallendes Gelächter ausgeartet. Das Lachen schien zusätzlich noch an ihren Kräften zu zerren und so sank sie schließlich wie ein Häufchen Elend zu Boden. Sie sah furchtbar aus und stank entsetzlich. Bianca rümpfte die Nase und wandte sich etwas ab. Diese Frau war komplett verwahrlost. Vielleicht war es ja doch keine Pilotin sondern eine Obdachlose, die sich einfach das angezogen hatte, was ihr untergekommen war. Dem Geruch nach zu urteilen konnte dies durchaus möglich sein. "Nein. Du siehst furchtbar aus." , antworte Bianca schließlich. Die Rothaarige schien den Ernst ihrer Lage allerdings noch nicht begriffen zu haben. Sie schien sich mehr Sorgen um das zerstörte Luftschiff als um sich selbst zu machen. Die Blauhaarige konnte das nicht nachvollziehen. Wem war es denn geholfen wenn sie hier und heute das Zeitliche segnete? Niemanden. " Du brauchst ärztliche Hilfe...." Die Schönheit hatte ihre Arme verschränkt und betrachtete nocheinmal den Unfallsort. Es war ihr unbegreiflich wie diese Frau das überleben hatte können.

  • Am Boden liegend und den Blick gen Himmel gerichtet schürzte Illuminator die aufgesprungenen Lippen. Die blutigen Hände hatte sie so weit wie möglich vom Körper gestreckt. Sie bot einen eigenartigen Anblick. Zu dem kniff sie die Augenbrauen zusammen - ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie über die Worte des Eindringlings angestrengt nachdachte. Sie verstand sie nicht. Diese Worte. Was wollte er ihr damit weismachen? Warum verschwendete er ihre kostbare Zeit? Illuminator hatte keine Zeit für Plausch. Sie wollte weiter an ihr Luftschiff arbeiten. Doch die Worte des Eindringlings verwirrten sie. Lenkten sie ab. "Du siehst furchtbar aus", wiederholte sie sie in Gedanken. Illuminator begann sie zu drehen und wenden. Vielleicht versteckte der Eindringling eine geheime Nachricht in diesem Worten? Eine geheime Nachricht, die so geheim war, dass sie diese ihr nicht einfach ins Ohr flüstern konnte, sondern einen Code dafür erstellen musste. Oder!, so dachte die Pilotin, hatte sie sich einfach versprochen? Illuminator schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Du siehst furchtbar aus? Du siehst furchtbar aus? Siehst furchtbar aus? Siehst furchtbar aus? Sieht furchtbar aus! Ja! JA! Sie hatte es entschlüsselt! Nicht sie sah furchtbar aus, es sah furchtbar aus! Das Baby! Ihr Baby! Das Luftschiff! Wie konnte sie sich bloß über diese Worte gewundert haben? Ha! Wie lächerlich!
    Grinsend richtete sich die Rothaarige auf. Ihre Augen suchten den Eindringling und hatten ihn schnell gefunden. Er stand etwas abseits - hatte er sich etwas weiter von ihr entfernt? Illuminator könnte wetten, dass er vorher noch näher zu ihr stand - und starrte sie an. "Ärztliche Hilfe?", wiederholte sie fragend und legte dabei den Kopf etwas zur Seite. Ist das ein anderer Ausdruck für "Werkstatt"? Schließlich nannte sie ihr Baby auch "Baby" und nicht Luftschiff. Trotz allem blieb eine Werkstatt eben eine Werkstatt und keine Klinik oder Heilkammer oder sonst was. Schon seltsam, diese Leute hier. Illuminator konnte sich glücklich schätzen, dass erst jetzt einer von ihnen den beschwerlichen Weg hier rauf erklommen hat.
    Die junge Pilotin wollte aufstehen, doch der Zug, welchen sie plötzlich in ihrem Nacken verspürte hinderte sie daran. Waren die gut zwei Stunden schon vergangen? Sie hatte noch gar nichts geschafft! Hatte sie sich nicht vorgenommen die Zeit sinnvoll zu nutzen und sich intensiv ihrem Luftschiff zu widmen, um sich dann ruhigen Gewissens eine leider Gottes notwenige Pause zu gönnen?! Ja! Das hatte sie, verdammt! Und nun? Nun waren zwei Stunden um? Oder? Oder!? Sie hatte kein Zeitgefühl mehr. Hatte sich bloß nach ihren Nackenschmerzen gerichtet. Wie konnte das sein? Wie konnte die Zeit so schnell vergehen?! Lag das an dem Eindringling? Hatte er ihr kostbare Zeit gestohlen? Oh Gott!
    Auf der Stirn der ehemaligen Pilotin bildete sich eine tiefe und strenge Falte. "Wir kommen schon zurecht", sagte sie. Sie hatte es sich anders überlegt. Eine Werkstatt war ja schön und gut, zu mal diese aber auf diesen Berg kommen müsste, um ihr tatsächlich zu helfen. Die vielen Einzelteile würde sie nicht aller bergen, um sie dann unter Anstrenung in die Stadt zu tragen. Nein, so viel körperliche Kraft konnte sie nicht aufbringen. Das brauchte sie auch gar nicht. Schließlich hatte sie ihr Luftschiff selbst konstruiert und entworfen. Niemand kannte es besser als sie. Eine lumpige Werkstatt brauchte sie also gar nicht! Eine gute Mutter bekam das schon alleine hin.
    Nachdem die junge Frau einige Minuten gesessen hatte, schaffte sie es auch - wenn etwas ungelenk - sich wieder aufzurichten ohne Schmerzen zu erleiden. Sie blickte finster Richtung Eindringling. "Und jetzt geh", sagte sie. "Stehl' mir nicht meine Zeit!"


  • Missmutig betrachtete Bianca ihren Gegenüber. Zu gerne hätte sie gewusst was in dieser schier merkwürdigen Frau vor sich ging, was sie dazu bewegte ein so merkwürdiges Verhalten an den Tag zu legen. Möglicherweise waren es die Nachwirkunges des Unfalls. Wenn es denn so war dann handelte es sich hierbei um eine ernst zunehmende Lage. Eine enorme Schädigung des Gehirns. Keine normal denkende Person würde sich so verhalten. Andererseits war Bianca diese Frau nicht bekannt. Vielleicht war sie immer so. Die Blauharige behielt stehts im Hinterkopf das es sich auch um eine Verrückte handeln konnte, die ihr ein Leid antun wollte. Jemand der nur darauf wartete bis man ihm den Rücken zukehrte, bis man auch nur den Hauch einer Sekunde unaufmerksam war. Es kam der blauhaarigen Schönheit wie eine halbe Ewgikeit vor bis die Antwort der Fremden folgte. Möglicherweise waren es nur Sekunden aber aufgrund dieser Umstände glich jede verstrichene Sekunde mehreren Minuten. Die Zeit um die Beiden schien still zu stehen. Die Sinne der verwöhnten Göre spitzten sich. Sie war bedacht darauf jede einzelne Bewegung der Bezopften zu beobachten für den Fall das diese auf dumme Ideen kam. Die Blauhaarige sah vielleicht so aus als könnte sie sich nicht wehren, als würde sie sich nicht zu helfen wissen. Dem war ganz und gar nicht so. Bianca war zwar niemand der sich unnötig die Finger schmutzig machte doch sie war taff und nicht zu unterschätzen. Die tiefblauen Augen folgten der Rothaarigen. Ihr Blick war kalt und leer doch bei genauerem Hinsehen konnte man den Hauch von Verachtung in ihnen entdecken. Ein schauriges Grinsen zierte die aufgesprungenen Lippen der Frau. Bianca hatte Mühe ein Schaudern zu unterdrücken. Die fremde Frau hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Kaum verwunderlich. Wahrscheinlich hatte sie viel Blut verloren. Sie scheiterte und Bianca erwischte sich dabei das ein Gefühl der Erleichterung sie einholte. Die Gefahr die von der Rothaarigen ausging verringerte sich mit dieser Tatsache immens. Wenn diese nicht kräftig genug war ihren eigenen Körper hoch zu schaffen dann konnte sie der Schönheit auch kein Leid antun. Mit neu gewonnem Mut näherte sich die Blauhaarige wieder ein Stück. Bianca musste Selbstvertrauen ausstrahlen. Mehr wie je zu vor. Sie sollte diejenige sein die die Fremde einschüchterte und nicht umgekehrt schließlich war es die Blauhaarige die am längeren Ast saß. Die Fremde schlug Biancas Hilfe aus. Sie kämen schon alleine zurecht. Verwirrung machte sich im Gesicht der Schönheit breit. Wen meinte diese Frau? Vorsichtig schaute sich die Wohlhabende um. Sie konnte niemanden erblicken. War ihr gegenüber nicht alleine? Wenn sie in der Überzahl war könnte diese Situation durchaus ausarten. "Wer seid ihr? Du bist nicht alleine?" fragte die Blauhaarige vorsichtig nach. Bianca gab sich große Mühe die Unsicherheit in ihrer Stimme zu unterdrücken. Ob es ihr jedoch gelang war durchaus fraglich. Sie musste an Informationen kommen und immer bereit zur Flucht sein. Die Blauhaarige musste auf das Unfassbare gefasst sein. War das überhaupt möglich? Mit großer Mühe schaffte es die Fremde sich aufzurichten. Bianca dachte nicht daran ihr unter die Arme zu greifen. Die Sturheit der Frau sollte nicht unterstützt werden und überhaupt warum sollte sich Bianca die Finger schmutzig machen nur um einer wildfremden Person zu helfen. Jemanden der ihre Hilfe mit Händen und Füßen abwehrte.Die Blauhaarige hob ihre rechte Augenbraue und beobachtete das Schauspiel, welches sich ihr bot. Ein herablassendes Lachen kam über ihre Lippen. "Du wirst sterben." Ihr selbst wurde auch oft nachgesagt das sie stur war doch diese Frau übertraf die verwöhnte Göre um Längen. Bianca wusste wenigstens wann sie keine andere Möglichkeit hatte als sich helfen zu lassen. Für einen Moment beschlich die Blauhaarige das Gefühl einer Art Verbindung zwischen ihr und der Rothaarigen. Sie verabscheute dieses Gefühl.

  • Illuminator beäugte das Menschlein eindringlich. Sie fragte sich, was es eigentlich hier wollte. Was es von ihr wollte. Wieso kam es hier her - drang in ihr derzeitiges Reich ein - um offensichtliche Dinge zu regestrieren und dumme Fragen zu stellen? Was wollte es damit bezwecken? Mag es sein, dass es aus einen bestimmten Grund hier ist? Wurde es vielleicht von jemanden geschickt? Jemand höher Stehendes? Höher Stehendes als dieses verwöhnte Ding? Vielleicht wurde es ja von denjenigen geschickt, der ihr die schicken Schühchen bezahlte? Und das hübsche Kleidchen und die edle Pelzweste? Bezahlte er wohl auch die Weiber, die ihm die Locken drehten und ihm die Schleifen banden? Ihm das Gesicht puderten? Wut steigte in Illuminator auf, wenn sie daran dachte. Vielleicht war das ihr Preis. Einmal in der Woche soll sie ihre Runden drehen und Menschen aus dem schönen Städtchen schaffen, die dort nicht hingehörten. Wohlarbeitende Menschen mit einer Mission! Einer Mission, die dieses kleine hübsch hergerichtete Köpfchen nie verstehen würde!
    Die Hände in die Hüften gestemmt ließ Illuminator den Eindringling keine Sekunde mehr aus den Augen. Sie wagte es nicht einmal zu blinzeln. Ihre willkürlichen Gedanken vernebelten ihren Verstand. Und musste sie eben mit jedem Augen einzeln blinzeln, wenn es nicht anders ging, so sei es! Sie musste sich und somit auch ihr Baby beschützen. Wer sollte es wieder aufbauen, wenn sie nicht mehr da war? Wer sollte sich um ihn kümmern? Niemand! Es war ganz auf sich allein gestellt, wenn Illuminator nicht mehr ist. Und das wollte sie nicht! Das stand in keinen Sinn einer guten Mutter!
    Der Eindringling fragte, wer sie seien. Wollte sie sich vergewissern, dass sie wirklich nicht alleine war? Welches Spiel wird hier getrieben. Die junge Frau verzog das Gesicht. "Nein", sagte sie mit gequälten Unterton. Es fiel ihr nicht leicht darüber zu sprechen. Ganz und gar nicht leicht. "Mein Baby", flüsterte sie und musste den Blick abwenden. Aber bloß kurz! Sie konnte den Eindringling doch nicht lange aus den Augen lassen! Diese hatte sich ihr nun wieder genähert. Oder kam es ihr bloß so vor? Sie wusste es nicht. Es zeigte der Rothaarigen bloß, dass sie ihn nicht noch einmal aus den Augen lassen dürfte. Was wenn er noch näher kommen würde? Nein, das wollte sie nicht! Sie würde zu nah an ein Teil ihres Babys rankommen. Und würde sie diese berühren ... Oh nein! Sie würde zu Gott beten, es nie getan zu haben!
    Die nächste Aussage des Eindringlings verwirrte Illuminator etwas. Wie? Sie würde sterben? Was meinte sie damit? Als Pilotin hat sie keine Angst vor dem Tod. Das wäre ja fatal, wenn es so wär'! Dementsprechend verhielt sie sich auch. "Ich weiß", sagte sie im gleichgültigen Ton. "Du auch. Wir werden alle sterben." Irgendwann, ja. Dass Illuminator diesen Weg jedoch bald einschlagen wird, wenn sie nicht bald ihre Verletzungen behandeln ließ, ja, dass war der guten Pilotin nicht bewusst. Sie konnte nur an ihr Baby denken. Und das war ja viel schlimmer dran, als die Rothaarige. An ihr waren wenigstens noch alle Teile dran.


  • Bianca fühlte sich beobachtet ja regelrecht angestarrt. Klar sie war es gewohnt das man ihr neidische sowie auch bewundernde Blicke hinterherwarf aber der Blick der Fremden drückte weder Bewunderung noch Neid aus. Er war für die Blauhaarige nicht deutbar und so merkwürdig es sich anhörte glaubte die Schönheit zu wissen, dass ihr Gegenüber nicht einmal blinzeln musste. Ein furchteinflößendes Geschöpf. Hatte sie gerade geblinzelt? Mit nur einem Auge und anschließend mit dem nächsten? Die junge Frau bereute es gerade zutiefst diesen Weg genommen zu haben. Wäre sie doch besser zu Hause geblieben und hätte mit Carlos, ihrem Kater, gespielt. Hätte sie sich dafür entschieden wäre diese Verückte das Problem von jemand anderem und sie müsste sich keine Gedanken darum machen was mit ihr geschehen würde wenn sie einfach wieder kehrt machte. Möglicherweise war Bianca gar nicht die Erste, die auf dieses mysteriöse Weibsbild gestoßen war. Vielleicht war schon jemand vor ihr hier gewesen und hatte wieder das Weite gesucht als derjenige mit ihr in Verbindung getreten war. Abwägig war dieser Gedanke ja nicht wenn man die Frau begutachtet. Als die Bezopfte schließlich Preis gab nicht alleine hier zu sein verschärften sich die Sinne der Blauhaarigen noch um ein Stück mehr. Waren es starke Männer, die sie mit einer Leichtigkeit überwinden würden oder war es noch eine andere Frau? Auch hierbei wäre Bianca vermutlich im Nachteil da der Feind zu zweit war und sie lediglich auf sich allein gestellt war. Die verwöhnte Göre überlegte sich schon wie sie ihre Umgebung zu ihren Gunsten nutzen konnte falls der Fall der Fälle eintreten würde und ihr keine anderen Möglichkeiten blieben. Der Notfallplan der Blauhaarigen wurde aber sofort wieder verworfen als sie hörte um wen es sich bei der zweiten Person handelte. Ein baba. Die Augen Biancas wurden immer größer und größer. Sie suchte den gesamten "Landeplatz" danach ab doch konnte weit und breit nichts finden was auch nur annähernd einem Baby ähnelte. War es etwa....? Bianca blieb stumm, wagte es nicht ein Wort zu sagen. Langsam konnte sie sogar verstehen warum die Rothaarige ein so merkwürdiges Verhalten an den Tag legte. Es war der Tod ihres Babys. Das erste Mal zeigte die Blauhaarige soetwas in der Art wie Gefühle im Rahmen dieses Gesprächs. Ihr Kopf war gesenkt und ohne es zu wollen tauchten vor ihren inneren Auge die Bilder ihrer erst vor kurzem verstorbenen Verwandschaft auf. Würden die Gefühle erst jetz aus ihr heraussprudeln. Das wäre ungünstig. Die Andere sollte sie nicht schwach erleben und so schüttelte die Bianca ihren Kopf und der Gedanke an die Verstorbenen verschwand so schnell wieder so schnell er aufgetaucht war. Nicht hier. Nicht jetzt. Auch wenn die Blauhaarige kein Kind hatte so konnte sie sich dennoch sehr gut vorstellendurch welche Hölle man bei dessen Tod ging. Alle Verrücktheiten der Frau ergaben plötzlich einen Sinn und Bianca verurteilte sie lediglich noch so sehr wie sie auch die übrige Bevölkerung verurteilte. Wahrscheinlich war es nicht in Ordnung die niedergeschlagene Frau weiter in ein Gespräch verwickeln zu wollen aber da die Blauhaarige sowieso nicht gerade die Beste im Spenden von Trost war versuchte die verwöhnte Göre zumindest sie zu einem Arztbesuch zu überreden. Dies war wirklich genug an sozialer Interaktion die man von ihr erwarten konnte. Mehr als genug. So aufopfernd hatte sie sich schon lange nicht mehr um jemanden gekümmert der menschlicher Natur war. Sie war sich normalerweise selbst die Nächste und das würde auch ein verstorbenes Kind nicht ändern soviel war sicher. Irgendetwas bewegte der Tod des Kindes allerdings doch in ihr und so fühlte sich Bianca regelrecht dazu gezwungenn zumindest die Mutter des Kindes zu retten. " Es ist deinem Baby auch nicht geholfen wenn du dich selbst aufgibst und deinen Verletzungen erliegst..." Die junge Frau rollte genervt mit den Augen und verschränkte ihre Arme. Die Rothaarige war so uneinsichtig und lies sich nichts sagen aber die Schönheit verschonte sie ausnahmsweise noch einmal weil sie vermutlich unter Schock stand aber das war das erste und letzte Mal.

  • Die Pilotin antwortete nicht. Sie musste sich setzen. Und das, wo sie es gerade geschafft hatte aufzustehen. Dass ihr Baby ... Dass ihr Baby bei dem Absturz zerstört worden sei ... Das ging ihr einfach zu nah. Sie konnte nicht darüber sprechen. Es schmerzte zu sehr. Illuminator hielt sogar den Blick gesenkt. Das bedeutete, dass der Eindringling nun unbeobachtet war. Er konnte sich nun frei bewegen ohne das sie es bemerken würde. Den die Rothaarige war momentan in einer anderen Welt. In einer Welt, wo es ihrem Baby noch gut ging, wo es keine Herkuleskäfer gab und kein Land. Bloß weiter offner Himmel. Was sie tat, wenn eines Tages der Tank leer war, das wusste sie nicht. Es war auch nicht von belangen.
    Die junge Frau setzte sich auf. Ihr Blick wanderte umher. Begutachtete die Umgebung. Bis er schließlich den Eindringling erreichte. "Nein", sagte sie. Illuminator kam nicht zur Einsicht. Und das würde sie auch nie. Sie konnte ihr Baby nicht allein lassen. Sie konnte ihre Wunden nicht verarzten lassen, wenn sie wusste, dass es ihrem Baby noch schlechter ging. Das wäre egoistisch. Und das war sie nicht. Nicht zu ihrem Baby. Sie wollte eine gute Mutter sein. Eine sehr gute.
    Erneut sackte die junge Pilotin in sich zusammen. Sie wollte stark sein. Für ihr Baby stark sein. Konnte es jedoch nicht. Diese Frau ... Dieser Eindringling hat alles durcheinander gebracht! Illuminator hätte das Flugzeugstück schon längst bergen können, wenn sie nicht aufgetaucht wäre! Sie nervte! Klaute ihr Zeit! "Verschwinde!", zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. "Verschwinde! Verschwinde endlich!" Illuminator stand auf. Leichter. Schneller. Die Wut die sich in ihr aufgetsaut hatte gab ihr neue Kraft. Doch anstatt sich dem Eindringling zu widmen und ihn zu vertreiben, drehte sie sich um und versuchte erneut das Flugzeugstück aus den Steinen herauszuziehen. Mit dem Fuß an einem Stein gestützt hatte sie viel besseren Halt. Vielleicht würde es diesmal besser klappen? So schrie und zerrte sie an besagtem Stück. Es musste klappen. Es musste. Es musste. Es musste. "KOMM DA ENDLICH RAUS!" Es funktionierte nicht. Illuminator fiel zurück, die Kraft hatte sie verlassen. Spurlos verlassen. Sie rieb sich den Hintern. Das tat ganz schön weh. Und zwar nicht nur im Gesäß. Die junge Frau drehte sich um. Zum Eindringling. Sie offenbarte ihr ihr Nasenbluten, welches sie nicht einmal selbst bemerkte. "Steh da nicht so rum! Verschwinde oder hilf mir endlich!"
    Was auch immer der Eindringling unter Hilfe verstand. Vermutlich würde er sogar nach diesem Auftritt verschwinden. Auf nimmerwiedersehen. Oder? Oder nicht?


  • Immer wieder versuchte die Rothaarige sich aufzurappeln nur um sich anschließend wieder unsanft zu Boden gleiten zu lassen. Sie schien mit sich selbst zu ringen. Vollkommen hin- und hergerissen zwischen dem was sie eigentlich wollte und dem was ihr den Umständen entsprechend möglich war. Es war relativ wenig, denn nach jeder Anstrengung verließ die Kraft sie und sie war gezwungen sich auszuruhen. Zudem war sie unvorsichtig geworden. Die verletzte Frau hatte Bianca aus den Augen gelassen. Ein untypischer Schachzug, wo sie doch zuvor noch so darauf bedacht war keine Bewegung, kein Augenzwinkern zu verpassen. Was hatte die Bezopfte dazu veranlasst so nachlässig zu sein wo sich doch zuvor regelrecht paranoid war? Fragen über Fragen auf die die Blauhaarige keine Antwort wusste. Sie konnte sich einfach keinen Reim auf die ständig ändernde Persönlichkeit der Fremden machen. War das eine Art Masche um das verwöhnte Mädchen in die Irre zu führen und gänzlich zu verwirren? Für den Hauch einer Sekunde hatte die Blauhaarige gedacht, dass die junge Frau zur Einsicht gekommen war aber mit dem Wort, welches über deren Lippen kam erlosch jegliche Hoffnung darauf und ein genervtes Seufzen entwich Bianca. Mit diesem sturen Weib hatte man nur Ärger. Unfassbar das manche Menschen sie selbst mit ihresgleichen verglichen. Der Blick der Blauhaarigen verfinsterte sich. Langsam war sie mit ihrer Geduld am Ende. Das Verhalten dieser Person war wirklich unfassbar. So etwas war doch kaum zu ertragen. Erneut versuchte die Rothaarige sich aufzurappeln und schließlich gelang es ihr auch. Plötzlich schien sie Kraft geschöpft zu haben auch wenn es Bianca nicht begreiflich war woher. Auch ihr Blick war finster und diese Finsternis galt lediglich einer Person. Bianca. Man konnte förmlich die Anspannung zwischen den beiden Frauen spüren. Sie konnten einander nicht ausstehen und das liesen sie dem jeweils Anderen auch spüren. Zumindest machten sie daraus kein Geheimnis und das war doch wesentlich besser als einander verlogen ins Gesicht zu Grinsen. Oder nicht? Die verbissen aussehende Frau fing an die Blauhaarige anzuschreien und diese war es nicht gewohnt, dass man auf diese Weise mit ihr kommunizierte. So lange sie sich erinnern konnte hatte es niemand gewagt in diesem Ton mit ihr zu sprechen. Vermutlich lag es daran, dass es im Normalfall Bianca war die eben jenen Tonfall nutzte um zu ihrem Ziel zu kommen. Erneut versuchte sich die Rothaarige daran ein Stück Blech, welches vermutlich zu dem abgestürzten Luftschiff gehörte und sich beim Absturz wohl zwischen zwei gewaltigen Steinen verkeilt hatte, zu befreien. Vergebens. Die Kraft verlies sie und sie fiel zu Boden. Sie machte sich lächerlich. Es war doch offensichtlich, dass es auf diese Weise nicht funktionieren würde. War die Rothaarige tatsächlich so einfältig und glaubte daran, dass sie mit roher Gewalt ans Ziel kommen würde. Eigentlich hatte Bianca sie wenigstens für ein bisschen intelligenter gehalten aber da hatte sie sich wohl getäuscht. "Hast du noch nie etwas von dem Wort 'Bitte' gehört?" gab die Schönheit von sich und sah die Frau, welche zu ihren Füßen lag abschätzig an. Es fehlten manchen Menschen wahrlich an den einfachsten Umgangsformen. Haarsträubend war das. Die Blauhaarige schloss die Augen. Möglicherweise würde diese Frau ja ihren Seelenfrieden finden wenn dieses Stück Blech geborgen war. Die Stirn Biancas legte sich in Falten und sie atmete ein paar Mal tief durch. Schon lange hatte sie keine Magie mehr angewandt und so war sie sich erst gar nicht sicher ob die es überhaupt versuchen sollte. Plötzlich schoss eine Wasserfontäne aus dem Boden hervor. Direkt an der Stelle an der Bianca es geplant hatte. Zwischen den Steinen. Durch den immensen Druck von unten hatte sich das Stück Blech von den Steinen befreit und schoss einige Meter hoch in die Lüfte bis die Wasserfontäne wieder abebbte. Mit einem dumpfen Laut fiel das heißbegehrte Blech vor den jungen Frauen zu Boden. Bianca zuckte zusammen. Nicht immer hatte sie es so gut unter Kontrolle also war es ein ziemlich glücklicher Zufall, dass die Beiden nicht von dem Wurfgeschoss erschlagen wurden. "Nun stehst du in meiner Schuld." , gab die Blauhaarige trocken von sich und bückte sich um das Stück Blech vom Boden aufzuheben. Selbstverständlich war es Bianca nicht verborgen gebleiben, dass die Rothaarige aus der Nase blutete. Wahrscheinlich hatte sie sich ernstere Verletzungen zugezogen als vermutet aber die Diagnosestellung würde die Blauhaarige der Ärztin überlassen. Diese Frau brauchte Hilfe ob sie nun wollte oder nicht und Bianca hatte schon eine Ahnung wie sie die Fremde zu ihrem Glück zwingen konnte.

  • Illuminator hatte schon immer eine komische Art gehabt jemanden um Hilfe zu bitten. Meistens wartete sie, bis derjenige alleine drauf kam. Ihr Stolz verbot es ihr zu fragen. Doch diesmal musste sie eine Ausnahme machen. Alleine schaffte sie es nicht das Stück Blech zu bergen. Ihre Kräfte hatten sie verlassen. Trotzdem würde sie erst Ruhe geben, wenn sie das Stück Blech - ein Teil ihres Babys - in ihren Händen hatte. So musste sie den Eindringling um Hilfe bitten. Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe, als dieser sie auf das Wort "Bitte" ansprach. Lieber würde sie tot umfallen, als dieses Wort gegenüber ihm zu verwenden. Auch wenn ihrem Baby damit auch nicht geholfen wäre. Egal! Glücklicherweise brauchte sie den Eindringling nicht zu bitten. Wirklich zu bitten. Er handelte schon. Oder? Machte er bald mal was? Illuminator wollte schon quengeln, als plötzlich eine Wasserfontäne aus dem Boden schoss und das Stück Blech gen Himmel beförderte. Illuminator fuhr erschrocken zusammen, als das Blech mit einem dumpfen Laut neben ihr landete. Wie war das möglich? Was war hier eben passiert? Woher kam diese Wasserfontäne? Ein zufälliges Naturphänomen? Kam das hier öfter vor? Man sollte den Boden untersuchen! Das war ja gefährlich hier!
    Illuminator konnte ja nicht ahnen, dass es sich in Wirklichkeit um Zauberei gehandelt hat. Sie kam aus einer Stadt, wo nicht viel über solchen Unfug bekannt war. Und sie selbst hatte sich nie dafür interessiert. Wissenschaft und Physik hatte sie schon immer mehr fasziniert. Mehr als alles andere. So versuchte sie auch eine logische - eine wissenschaftliche Schlussfolgerung zu ziehen, wie das passiert sein könnte. Dementsprechend reagierte sie auch verwirrt, als der Eindringling meinte, dass sie ihr etwas schuldig sei. "Was soll ich dir schulden?", fragte sie. "Was hast du schon getan?" Es war pures Glück gewesen, dass in diesem Moment eine Wasserfontäne aus dem Boden schoss. Damit hatte das verwöhnte Gör doch gar nichts mit zu tun. "FINGER WEG!", schrie Illuminator plötzlich, als sich der Eindringling nach dem Blech Stück bückte. "FASS ES NICHT AN!" Und bevor dieser auch nur irgendetwas unternehmen konnte, krallte sie sich das Blech und drückte es ganz fest an ihre Brust. Es tat gut ein weiteres Stück ihres Babys wiederbekommen zu haben. Auch wenn es vollkommen verbogen und verbeult war. "Keine Angst", murmelte die Rothaarige mit geneigten Kopf. "Das kriegen wir wieder hin, mein Schatz. Wir schaffen das."


  • Biancas Blick verfinsterte sich mit jedem Wort, welches über die Lippen der Rothaarigen kam mehr. Das konnte doch nicht wirklich ihr Ernst sein? War das Gehirn dieses Wesens so beschränkt, dass sie sich nicht eins und eins zusammenreimen konnte? Die Blauhaarige war kurz vorm Explodieren. Dieses undankbare Miststück. Die blauhaarige Schönheit hatte sich für diese fremde Frau extra bemüht dieses nutzlose Stück Blech zwischen den Steinen hervorzuholen und nun tat sie so als wäre es durch ein Wunder der Natur geschehen. An soviel Zufall konnte die Bezopfte doch nicht ernsthaft glauben oder etwa doch? Soviel Naivität auf einem Haufen war für Bianca nicht verkraftbar. Sie fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. Für ihre Verhältnisse war die Blauhaarige sowieso noch ziemlich ruhig geblieben, was selbst für sie eine Überraschung war. Bianca glaubte das es darum so war weil ihr andere Menschen nun noch mehr egal geworden waren. So egal das sie sich nicht mehr die Mühe machte sich über deren Verhalten zu ärgern oder sie anzubrüllen. Die Blauhaarige wurde im nächsten Moment eines Besseren belehrt. Gerade in dem Moment, als sie sich nach dem Stück Blech bücken wollte, wurde sie von der fremden Frau angeschrien und blitschnell hatte sie sich das unbrauchbare Ding geschnappt und drückte es an sich als würde ihr Leben davon abhängen. "BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT WAHNSINNIG GEWORDEN?" Aus Leibeskräften brüllte Bianca die junge Frau an. Ihre Fingernägel waren so tief in die Handinnenfläche gebohrt, dass sie fürchtete sich dadurch selbst zu verletzen doch das war im Moment ihr geringstes Problem. Diese Frau hier war das Problem oder viel mehr ihr Verhalten. Die Augenbrauen der Blauhaarigen waren zusammengezogen und sie funkelte, die am Boden Verweilende an. Wegen einem nutzlosen Stück Blech hier herumzubrüllen war doch komplett idiotisch und das nachdem sie so viel für die Fremde getan hatte. Würde Bianca die Macht über die Zeit beherrschen würde sie bis zu dem Zeitpunkt zurückspulen als sie beschlossen hatte die Villa zu verlassen. In diesem Dorf liefen nur Spinner herum und sie schienen von Tag zu Tag mehr zu werden und an Merkwürdigkeit zu gewinnen. "Ohne mich wärst du nicht einmal in dem Besitz von diesem Stück Blech also bedank dich oder ich hole es mir zurück." Bianca mochte vielleicht kleinlich sein aber wenn diese Frau nicht einmal so viel Charakter besaß um sich zu bedanken, hatte sie es auch nicht verdient im Bestz dieses Schrotts zu sein. Die blauhaarige Schönheit bäumte sich vor der geschwächten Frau auf und sah sie herausfordernd an. Die verwöhnte Göre nutzte die Schwäche der Anderen zu ihren Gunsten. Da die Pilotin keinen Finger rührte und nach wie vor das Stück Blech in ihrem Armen hielt als wäre es ein Baby griff Bianca schließlich danach und zerrte daran wie ein verzogenes Kind. "Lass los!", fauchte die Blauhaarige die Fremde an und zerrte aus voller Kraft an dem Stück Abfall. Es ging mehr als nur um diesen Gegenstand. Zumindest für Bianca. Es war nur gerecht wenn sie es an sich nehmen würde, schließlich war sie es, die es zwischen den Steinen hervorgezaubert hatte. Die Rothaarige hatte kein Anrecht darauf und schon gar nicht wenn sie sich nicht einmal überwinden konnte 'Danke' oder 'Bitte' zu sagen. Die Beiden waren so in ihre Streitigkeiten vertieft, dass sie nicht bemerkten wie aus den Überbleibsel des Luftschiffes etwas gekrabbelt kam. Herkuleskäfer. Hatten sie schon seit dem Absturz da drinnen gehaust oder hatten sie sich nur einen Unterschlupf gesucht? Eine unbedeutende Frage. Viel wichtiger war die Tatsache das die Biester genau auf die zwei jungen Frauen zu gekrabbelt kamen und gewiss keine guten Absichten hatten. Es handelte sich definitiv um Jungtiere da sie im Vergleich zu den ausgewachsenen Tieren regelrecht klein waren aber das war ebenfalls irrelevant. Sie waren schließlich immer noch groß genug und definitiv in der Überzahl. Erst das Klappern ihrer zangenartigen Auswüchse am Kopf lies Bianca hellhörig werden. In Zeitlupe wandte sie ihren Kopf in Richtung des Luftschiffwracks. Augenblicklich lies sie die Finger von dem nutzlosen Stück Blech und starrte die sich nähernden Monster mit offenem Mund an ehe sie eine Wasserwand um sich und die Verletzte errichtete. "Wir müssen hier weg!", stellte die Blauhaarige mit vor Ekel verzerrten Gesicht fest. Schon die kleinere Variante von Käfern war abscheulich und das obwohl man ihnen größenmäßig überlegen war.

  • Zähne knirschend drückte sie das Blech fester an ihre Brust. Sie nahm sogar die Beine zur Hilfe, um eine Art Barriere zu bauen. Auf keinen Fall sollte der Eindringling die Gelegenheit haben ihr Blech anzufassen. Allein der Gedanke, dass er es ansehen konnte, ließ Illuminator erschaudern. Er sollte es nicht ansehen. Und vor allem nicht anfassen. Es gehörte ihr. Ihr ganz allein. Ihr Baby mochte keine Fremden. Es mochte nur sie. Niemanden sonst. Nur sie. Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Ein bedrohliches Knurren entfuhr der Pilotin, als der Eindringling zu schreien begann. Sie fing zu fauchen an. Zu fauchen und zu kratzen. Um sich zu kratzen. Als wäre sie eine Wilde. Ein unzivilisierter Mensch. Ein Tier, ja, wie ein Tier verhielt sie sich. Ein Muttertier. Eine Wölfin, die ihren Nachwuchs beschützte. Vor Gefahr beschützte. Und wenn es sein musste, dann sogar bis aufs Blut.
    Der Eindringling war die Gefahr, ja, und das Stück Blech ein Teil ihres Babys. Oh, sie würde es nie in ihre Finger bekommen. Nie. "ES IST GEHÖRT MIR! HÖRST DU! GANZ ALLEIN MIR! DU WIRST ES NIE KRIEGEN! NIE! NIE! NIE!" Der Eindringling hatte sie gefragt, ob sie wahnsinnig geworden wäre. Da stellt sich doch eher die Frage, ob sie je normal war. Soweit Illuminator weiß - und ihre Eltern können das bezeugen - war sie schon immer so. Besitzergreifend. Ehrgeizig. Bei ihr lagen Genie und Wahnsinn nah beieinander. Sehr nah. Es war nur ein schmaler Grad.
    Illuminator verstand nicht. Wofür sollte sie sich bedanken? Dass der Eindringling nett daneben gestanden habe, als eine Wasserfontäne urplötzlich aus dem Boden geschossen kam? Oh vielen Dank! Das war echt notwendig gewesen! Was hätte sie nur ohne ihm und diese dringend erforderliche Tätigkeit getan? Wahrscheinlich wäre sie aufgeschmissen gewesen! Grundlegend aufgeschmissen! Illuminator erschrak trotz der Drohung, als der Eindringling sich vor ihr aufbaute und versuchte ihr das Blech aus den Händen zu reißen. Die Rothaarige glaubte zu träumen. Sie musste es sich, während sie hart um ihr geliebtes Blech kämpfte, langsam im Kopf sagen. Er. Fasst. Mein. Baby. An! Wütend schrie die junge Frau ihn an. Er solle los lassen. Er solle endlich los lassen! Und schließlich konnte Illuminator ihm das Blech entreißen. Das ging einfacher als gedacht. Und so plötzlich. Mit einem Blick, der hätte töten können, schaute sie den Eindringling an. Dieser blickte jedoch in eine ganz andere Richtung. Und das mit einem ... ja eigenartigen Gesichtsausdruck. Vorsichtig - es könnte ja sein, dass das seine Taktik war, um sie abzulenken und ihr dann das Blech zu entreißen - folgte sie dem Blick des Eindringlings. Und sie konnte ihren Augen kaum glauben ... Ein Herkuleskäfer? Nein. Zwei Herkuleskäfer? Gott, nein. Drei? Vier? Fünf? Doch das schlimmste: Sie kamen alle aus dem Frack ihres Luftschiffes. "DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!", schrie sie außer sich vor Wut. Unwillkürlich war sie aufgestanden und mit dem Blech fest an dem Körper gepresst näherte sie sich den Käfern. Sie wollte sie eigenhändig töten. Sie zu Boden ringen. Sie zertreten. Zerstampfen. Zu Brei latschen! Zu widerlichen Herkulesbrei! Daran konnte sie auch nicht die Wasserwand aufhalten, die der Eindringling errichtete. Sie würde einfach durch sie hindurch laufen. So! Niemals würde sie zu lassen, dass sich dieses widerliche Pakt in ihrem Baby breit machten! Niemals! "KOMMT HER, IHR VERDAMMTEN KÄFER! ICH WERDS EUCH ZEIGEN! Dafür werdet ihr büßen ... büßen werdet ihr! ICH WERDE EUCH AUSROTTEN! ALLE SAMT!" Beinah hätte sie vor Wut das Blech Stück weggeschleudert. Zum Glück konnte sie sich dann doch noch beherrschen.

  • (Hallou °-°)



    « Schmiede.


    Nachdem Lest sich tatsächlich eine Waffe aus der Schmiede ergattert hatte, wollte er erstmal eines: ein wenig Ruhe. Dorftrubel war wahrlich nichts für ihn, vor allem nicht dann, wenn man Umgang mit jemanden wie Leo gehabt hatte. Aargh! Allein der Gedanke daran. Aber gut, wie dem auch sei, jetzt war es nicht mehr von belang. Was zählte war der Moment und der scheuchte ihn aus unerklärlichen Gründen den Berg zur Sternwarte hinauf. Naja gut zugegeben, oben auf der Sternwarte war es tatsächlich sehr schön, auch wenn er die Aussicht noch nicht allzuoft genossen hatte. Es war ein ruhiger Ort voller Glanz - zumindest hatte Lest dies so in Erinnerung, doch als er die letzte Steigung erklomm, dachte er im ersten Moment er hätte sich verlaufen. Von angenehmer Ruhe war kein Stückchen mehr zu spüren. Stattdessen ereilte ihn - mehr oder weniger - der Anblick eines Schlachtfelds. "Was zum..?" Eine Art Maschine - in diesem Zustand schwer auszumachen um was es sich genau handeln mochte - lag beinahe vollkommen zerstört auf der Ebene der Sternwarte, während eine Horde Monsterchen auf zwei kreischende Mädchen losging. Wäre die Situation nicht ernst hätte Lest wohl lachen müssen, so schräg war der Anblick. Allerdings war die Menge der Angreifer nicht zu unterschätzen, weswegen er mit ernster Miene auf die Weiber zulief. "Sagmal was macht ihr denn da?!", rief er ihnen schon von weitem zu, "Und wie habt ihr es geschafft die Herkuleskäfer so aufzuscheuchen?", hakte er nach, als er bei ihnen angekommen war.


  • Die merkwürdige Frau klammerte sich wie ein Äffchen um das Stück Blech. Man könnte meinen ihr ganzes Leben hing von der Existenz dieses Stück Schrotts ab. Ihre Beweglichkeit war allerdings bewundernswert. Gerade eben war sie noch wie eine halb verweste leiche am Boden gelegen und nun verbog sich ihr Körper wie der eines Gummimenschen. Hätte Bianca nicht eine so immense Abneigung gegenüber dieser Frau empfunden, hätte diese einige bewundernde Blicke von ihr geerntet oder zumindest hätte die Blauhaarige ihr ein paar anerkennende Gedanken geschenkt. Dieses Wesen vor Bianca verheilt sich nicht mehr menschlich. Dieses Wesen glich einem wilden Tier oder einen zurückgebliebenen Ureinwohner aber doch nicht einen zivilisierten Menschen. Das bedrohliche Knurren lies die Schönheit kurz zurückschrecken aber etwas in der jungen Frau lies es nicht zu, dass sie der Rothaarigen den Sieg überließ. Was war so schwer daran sich zumindest dafür zu bedanken? Die Frau schrie weiterhin wie eine Wahnsinnige herum und machte keine Anzeichen sich in irgendeiner Weise zu bessern. Es gab keine Möglichkeit mit ihr auf andere Weise zu kommunizieren. Wenn sie es nicht anders wollte dann würde auch die blauhaarige Schönheit zu schreien beginnen. Anders fand man bei der Rothaarigen ohnehin nicht Gehör. Bianca hatte schon zum Brüllen angesetzt als die sie die erschreckende Horde an Herkuleskäfern entdeckt hatte. Bianca musste das Anschreien wohl auf später vertagen. Das war kein Problem. Sie konnte warten und die Blauhaarige war ohnehin niemand der Dinge dieser Art vergaß. Sie war sehr nachtragend und das würde auch bald schon die Rothaarige herausfinden. Spät aber doch schien auch die Verrückte auf die Herkuleskäfer aufmerksam geworden zu sein. Statt Furcht war ihr Wut in die Augen geschrieben. Hatte die Unbekannte etwa keine Angst zu sterben, jetzt und heute den Tod zu finden...durch Insekten? Die Blauhaarige fragte sich woher diese Wut plötzlich kam, fragte sich woher diese Frau ihren Mut aufbrachte. Sie lies sich nicht einmal von der Wasserwand Biancas aufhalten. Soviel Leichtsinn sollte eigentlich bestraft werden. Wenn man sich so dämlich anstellte bracuhte man sich nicht zu wundern wenn man schon in jungen Jahren den Tod fand. Bianca hatte ihr schon den Rücken zugedreht, den ersten Schritt in Richtung Stadt gemacht als sie sich schließlich doch umentschied. Warum war es nur so schwer einfach zu gehen? Fürchtete sie sich davor dann die Schuld für den Tod der Fremden zu tragen? Niemand würde es jemals erfahren. Die Schönheit ballte ihre Fäuste. Wenn sie durch diese Kreaturen hier sterben würde, wusste sie schon ganz genau wen sie als Geist heimsuchen würde. Ihr eiskalter Blick traf den der Rothaarigen. Wahrscheinlich hätte die Fremde ohnehin kein schlechtes Gewissen. Sie war nicht einmal dazu befähigt sich zu bedanken. Die Blauhaarige rümpfte die Nase und versuchte ihre Wut bezüglich der Rothaarigen auf die Käfer zu projizieren, fürs erste. Später blieb noch genug Zeit die Andere in Grund und Boden zu stampfen. Nachdem die Wasserwand bei der sturen Rothaarigen ohnehin unnötig war lies Bianca sie verschwinden und bemühte sich stattdessen darum eine Wassersäule unter den Käfern hervor zu zaubern. Da die Schönheit aber gerade erst gezaubert hatte war die Macht der Wassersäule etwas dürftig und die Krabbelviecher wurden lediglich ein kleines Stück in die Luft geschossen. Aufgrund ihres immens harten Panzers würde der Schaden ihrerseits wohl ziemlich gering ausfallen. Bianca fluchte, schlug sich kurz daraufhin aber die hand vor den Mund. Es war eigentlich nicht ihre Art, schließlich war sie doch wohlerzogen und wusste welche Dinge man sagen durfte und welche nicht gerne gehört wurden. Im selben Moment näherte sich den beiden jungen Frauen ein Fremder. Er hatte blondes Haar und schon von Weitem konnte man erkennen, dass er eine Waffe mit sich führte. Das war gut. Das war sogar sehr gut. Nun musste er sich nur noch dazu herablassen den Beiden unter die Arme zu greifen anstatt hier ein Loch in den Boden zu stehen. "Das fragst du besser diese Frau da, die mit ihrem Gebrüll diese Untiere geweckt hat." Bianca warf der Anderen einen bissigen Blick zu, bevor sie sich wieder in die Richtung der Krabbeltiere drehte. Man durfte diese Wesen keine Sekunde lang aus den Augen lassen. Mit ihren zahlreichen beinen hatten sie ein enormes Tempo drauf.

  • (So, ich habe es dann auch endlich geschafft zurück zu schreiben. :D Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.)


    Der gesamte Körper der jungen Frau bebte. Bebte vor Wut. Was hatten diese Käfer in ihrem Luftschiff zu suchen? Ihn ihrem Baby? "REICHT ES EUCH NICHT, DASS WIR EURETWEGEN ABGESTÜRZT SIND?! HABT IHR IMMER NOCH NICHT GENUG!?" Hasserfüllt schlug Illuminator um sich. Ihr geliebtes Stück Blech diente ihr dabei als Waffe. Vielleicht war es ja moralisch verwerflich, das eigene Baby als Waffe zu missbrauchen, doch sie konnte nicht anders. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken. Und wenn sie sich sagte, dass ihr Baby es sicherlich so gewollt hätte, machte sie sich ein besseres Gefühl.
    Auch wenn sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. Oder? Nein! Sie gab ihrem Baby so die Chance sich zu rächen! Sich an diesem widerlichen Käfern zu rächen! "IHR SOLLT STERBEN! ICH WERDE EUCH ALLE AUSROTTEN! AUSROTTEN WERDE ICH EUCH!" Die junge Frau war so damit beschäftigt, den Mistviehchern eins auf den Deckel zu hauen, dass sie die Wasserfontänen, die wieder einmal wie von Zauberhand aus dem Boden schossen, gar nicht bemerkte. Mittlerweile befand sie sich in Mitten des Geschehens. Im sogenannten Auge des Orkans. Im Auge der Herkuleskäfer. Und es grenzte an ein Wunder – ja, Illuminator war gar nicht bewusst, wie viel Glück sie hatte -, dass die Käfer sich nicht alle auf einmal auf sie stürzten. Wenn dem so wäre hätte Illuminator nicht den Ansatz einer Chance gehabt. Es ist ja so schon fraglich, ob sie überhaupt etwas ausrichten konnte, wenn sie das Blech auf den harten Panzer der Käfer schlug. Und wie Illuminator die Wasserfontänen nicht bemerkte, bemerkte sie auch nicht den zweiten Eindringling. Beziehungsweise, hätte sie ihn nicht bemerkt, wenn ein Käfer mit einem einzelnen Flügelschlag Illuminator nicht zur Seite schlagen ließ und diese durch Zufall den zweiten Eindringling nicht im Augenwinkel gesehen hätte. Einen Moment konnte sie noch denken: Noch einer? Ist das eine Verschwörung? Was wollen diese Eindringlinge hier? Bevor sich ein weiterer Käfer auf sie stürzte und sie aus dem Gleichgewicht brachte. Illuminator fiel zu Boden – das Stück Blech eisern in der Hand. Viel brachte es ihr jedoch nicht. Dem Käfer schien es nichts auszumachen, wenn sie ihm das Blech immer und immer wieder gegen den Kopf haute. Sie war diesem ausgeliefert. Fast schutzlos ausgeliefert. Doch wieder hatte die junge Frau Glück. Verdammtes Glück. Sie musste nur mit einem Käfer kämpfen. Die anderen beschäftigten sich mittlerweile mit den Eindringlingen. Hätten sich zwei auf Illuminator gestützt ... oh, ob sie das überleben würde? Einer war ja schon so gefährlich. Ein Glück, dass die anderen auf die Eindringlinge los gingen! Doch ob man da wirklich von Glück sprechen konnte? Im tiefsten Inneren – auch wenn sie es nicht zu geben wollte – wusste sie nämlich, dass sie es nie mit dem Käfer aufnehmen konnte. Er war zu schwer, zu stark und das Blech nützteihr rein gar nichts. Würde ihr bald nichts einfallen, wie sie fliehen könnte, zum Beispiel, oder ihr niemand helfen würde, auch wenn sie das nicht wollte (!) - unter keinen Umständen wollte – dann hätte hier ihr letztes Stündlein geschlagen.

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