• #11 - {Chlorica & Vishnal}


    Ein verdutzter Blick hatte sich mit der Zeit auf den Blauhaarigen gestürzt, nachdem dieser einen recht lächerlichen Grund genannt hatte, auf dass es die Dame in Zukunft - war es doch eher eine ferne Ära, denn besonders angetan gab sich Chlorica von dem See, oder Tümpel, nicht - häufiger dorthin verschlagen würde. Zumindest kam man zu diesem Ergebnis, wenn man die erbärmlichen Aussagen des Anderen auf dieselbe Art und Weise deutete, wie die Braunäugige es getan hatte. Letztlich aber zauberten die augenscheinlich ziellosen Kommentare Vishnals ein winziges Lächeln auf die Lippen der Herrin, wenngleich es doch mehr einem simplen Zucken glich - Wirklich Freude strahlte die Vorstufe eines Lachens nämlich nicht aus, zumal es doch recht selten für die Bedienstete war. Im Grunde handelte es sich dabei lediglich um einen Ausdruck, der einzig und allein dazu diente der Außenwelt zu sagen »Das mag zwar alles wunderbar, schön und gut sein, allerdings interessieren mich diese dämlichen Antworten nicht«, doch davon musste der Tollpatsch ja nicht erfahren... oder? Jedoch bildeten gerade diese unpassenden Situation, Sprüche, Worte - und was es sonst noch so auf dieser Welt gab - eine Basis, auf der ein gewisses Maß an Spaß erbaut wurde, immerhin führten derartige Dinge zuhauf dazu, dass eine betroffene Person schmunzeln oder gar lauthals lachen musste - Und wenn man den Anflug eines Grinsens hierbei mit dieser Einstellung betrachtete, schien die andere Möglichkeit schlichtweg surreal. Dennoch trug dieses "Zeichen" einen Hauch von Beidem in sich, einigermaßen zumindest. »Unnötig«, murmelte die Hellhaarige schließlich und tauchte fast zeitgleich zur Aussprache der drei Silben die Fingerspitzen in das Wasser, erschauderte bei der Kälte, welche binnen weniger Sekunden ihre Hand eingenommen hatte, »Wer starrt schon ein mit Wasser gefülltes Loch an, nur weil es eben dies ist..?« Genau genommen verstand die feine Nase nicht so recht, lag es nicht nur daran, dass der aufgezogene Grund idiotisch in ihren hellbraunen Augen war, nein, wenn der Herr verlangte, dass sie Gewässer beäugte, hätte der örtliche Fluss vollkommen ausgereicht. Warum auch musste der Pechvogel einen langen Bergpfad auswählen, wenn ein paar Schritte zu einem schmalen Wassergraben genügt hätten? Dieser Mann war der jungen Frau mehr als nur ein einfaches Rätsel. Trotz dessen schien man auch froh über die Auswahl Vishies gewesen zu sein, immerhin bot das kleine, idyllische Örtchen - und nein, von einem Ort, an dem man sein Geschäft vollrichtete, war nicht die Rede - einen weitaus schöneren Anblick, als es ein jämmerlicher Bach tat. »Was... Verbindest du etwas mit diesem See?« Mittlerweile war das Lächeln von dannen gezogen, über alle möglichen Berge gewandert und gab sich unerreichbar, hinterließ ein ausdrucksloses Gesicht, welche sich auf der nimmer ruhenden, hauchdünnen Wasseroberfläche spiegelte. Eine wahrlich seltsame Art und Weise eine - für manche - derart unangenehme Frage in den offenen Raum zu werfen. Nun, tatsächlich zählte die Langhaarige zu der Gruppe derer, für die eine solche Fragestellung nicht besonders genehm war, was an einem kurzen Zögern zwischen verschiedener Worte und Silben festzumachen war. Untypisch. Auch Chlorica persönlich gab sich leicht überrascht, war es doch beabsichtigt gewesen, nicht zu zögern, sondern es schlicht und ergreifend auszusprechen, karg, wie man es von ihr gewohnt war. Und dennoch machte sich das Gefühl breit, dass beide Optionen "schlecht" waren, ein elendes Schweigen vielleicht besser gewesen wäre. Hoffentlich gab der Blauäugige darauf wenigstens eine anständige Antwort - anständig als Gegenteil von den vorigen, umstößlichen Kommentaren gesehen.

  • Und immer noch war die junge Dame nicht von Vishnals Lieblingssee angetan. Der Blauhaarige fing schon an zu bezweifeln, ob es überhaupt möglich war, sie für etwas zu begeistern. Vielleicht war Chlorica einfach ein trauriger, missmutiger Mensch, der sich über nichts mehr freuen konnte. In diesem Fall musste Vishnal auf jeden Fall Rücksicht zeigen und ihrem Leben wieder einen Sinn geben! »Nun.. ich schätze, wir können auch wo anders hingehen«, erwiderte er nach einem kurzen Moment der Stille. Natürlich war es schade, dass die Lilahaarige nichts für diesen Ort empfand, aber man konnte sich eben nicht immer auf etwas einigen. Und der Frau eine Freude zubereiten hatte jetzt erstmal Vorrang! »Gibt es hier irgendeinen Ort, der für dich besonders ist, Chlorica?« Alleine würde der Butler es nie schaffen, diesen Ort zu finden, also müsste seine Kollegin ihm schon ein wenig unter die Arme greifen. Immerhin schien es äußerst schwer, die Haushaltshilfe glücklich zu machen. Sie selbst wusste bestimmt am besten, was ihr gefiel. Die Frage war nur, ob sie da mit der Sprache rausrücken oder dieses kleine »Geheminis« für sich behalten würde. Vishnal hoffte auf das Beste.
    »Hm?« Nun wendete sich das Blatt und Chlorica stellte dem Herren eine Frage, die er nicht so leicht beantworten könnte. Wahrscheinlich hoffte die Braunäugige auf eine bewegende Hintergrundgeschichte, bei der Vishnal bedeutende Erinnerungen an genau diesem Ort gesammelt hatte, aber dies war leider nicht der Fall. Es tat ihm wirklich leid, die Dame so enttäuschen zu müssen. »Oh, nein, eigentlich nicht«, antwortete er seiner Bekanntschaft ehrlich. »Ich schätze die schönen Dinge des Lebens nur.« Ein seichtes Lächeln erschien im Gesicht des Blauhaarigen, während er weiter sein und Chloricas Spiegelbild im Wasser betrachtete. Hoffentlich könnte die Lilahaarige auch eines Tages für solche simplen Dinge dankbar sein.

  • #12 - {Chlorica & Vishnal}



    Sie schüttelte ihr Haupt und mit ihm wandten sich auch die langen, lilanen Haare. Es war ein ablehnendes Schütteln, welches ihre Reaktion auf den ersten Satz - nach geraumer Zeit - Vishnals darstellen sollte. Gleichzeitig jedoch schwang ein dünner Hauch von Verwirrung in Mimik und Gestik der Dame mit, zwar war sie nicht allzu groß, doch konnte ein Außenstehender - gemeint war natürlich der Blauhaarige - dies mit Leichtigkeit erkennen, selbst wenn ihm diese überaus "besondere" Fähigkeit weder von Geburt an noch ab einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben zustand. Fraglich blieb nur noch, ob der Tollpatsch dessen mächtig war, ob er den Spritzer Überforderung ausfindig machen konnte. Überforderung. Ein schrecklich unpassendes Wort, wie die zuhauf schweigsame Dame fand. Jene Situation forderte keinen der Teilnehmer, nicht im Geringsten, zumindest verriet dies der Anschein, denn in der harten Realität angekommen, war dieses Szenarion nicht ganz so "unschuldig" wie es zunächst schien: Obgleich man es sich nicht eingestand, gab man sich doch ein wenig überfordert, überrumpelt von einem, nein, zwei winzigen Sätzen, angegriffen von der Umgebung, der Hintergrundgeschichte, aber auch die Tonlage des Butlers trug zu diesem niederdrückenden Gefühl bei. Ungewohnt. Richtig, es war nicht mehr als ein ungewohntes Gefühl, ein schrecklich ungewohntes Gefühl. »Woher kam das denn auf einmal?«, murmelte Chlorica, mehr an sich selbst gerichtet, als an ihr Gegenüber, welches aus heiterem Himmel vorschlug, den derzeitigen Ort des Geschehens zu verlassen und etwas anderes aufzusuchen. Ein weiterer Moment, in dem die junge Frau sich fragte, was in dem klugen - nun, ob dies der Wahrheit entsprach, wusste sie nicht wirklich - Köpfchen ihres Kollegen so vorging. Er war ein ungelöstes Rätsel und dennoch recht einfach zu durchschauen - Schade, dass sie sich nicht darum kümmerte, nicht wusste, wie man die Aktionen einer anderen Person zu deuten hatte. Demnach verstand man lediglich die Oberfläche des Ganzen, verließ die gebückte Pose, um wieder aufrecht stehen zu können, den Blick kurz umherschweifend. »In der Stadt... stinkt es...«, gab die Langhaarige schließlich von sich, was sicherlich schräg und unglaublich unpassend klang, es bei genauerem Betrachten keineswegs war - Zwar war bereits so mancher Tag vergangen, doch lag noch immer ein Schwung von Blut in der Luft, nun, zumindest sein Geruch tat es. Ein unangenehmer Duft - wenn dies noch in die Kategorie "Duft" einzuordnen war -, hervorgebracht durch damalige Opfer diverser Monsterattacken, durch die Verletztungen der neuen Dorfbewohner. Es stank. Und ebenjener Gestank verpestete die Luft Trampolis, einigermaßen zumindest. Wenn man es genau nahm, bedeutete dieser Spruch nichts anderes als »Ich will hier nicht weg«, ausgedrückt durch einen nicht ganz so verständlichen Grund für diesen Wunsch. Warum auch wollte man zurück, in eine Umgebung, welche vor großen und kleinen Bauten nur so strotzte, so manche Alltagspflanze beheimatete, eine Bühne, auf der es sich nicht zu spielen lohnte? Fremde befanden sich dort, wenngleich ihr auch das gesamte Dorfvolk fremd erschien, immerhin hielt man sich meist nur in der Villa, wo man dem eigenen Handwerk nachging, oder außerhalb des Städtchens, wo es allerlei Materialien gab, mit denen man experimentieren konnte, auf. Sie hatte nicht viel Kontakt zu Trampolis Bewohnern, genau genommen hatte sie das nie, doch das war eine vollkommen andere Geschichte, unwichtig in Anbetracht des Gespräches. »Der Volksplatz, er ist ganz nett«, folgte nach einigen langen Minuten der Warterei, diente als Antwort auf die Frage, ob es einen besonderen Ort für die Hellhaarige gab. Besonders? Nein, das war besagter Platz nicht, nicht wirklich. Vermutlich war das Verhältnis zwischen der Bediensteten und dem Sammelort für Feste ähnlich dem von Vishnal und dem Polisee. Ein Mögen. Nicht mehr und nicht weniger. Grundlos. Ironisch schien es vor allen Dingen dadurch, dass sie vielbesuchte Örtlichkeiten und Menschenmengen verabscheute, Dinge, die häufig auf den Platz des Volkes zutrafen. Noch ironischer gab sich diese Vorliebe, wenn man wusste, dass dieser Platz sozusagen die Stadtmitte, ihr Herz, bildete - Und wie bereits erwähnt, lag ein widerlicher Geruch in der Luft, sodass der Blauhaarige sie keinesfalls dort hinziehen könnte. Nicht in seinen Träumen. Nicht für jenen Moment, in Zukunft schon eher, aber nein, nicht solange diese mickrige Priese von Gestank existierte - Eine mickrige Priese, die man sich vielleicht nur einbildete?


    Mit der Zeit löste sich der winzige Knoten, der sich gebildet hatte, löste sich auf, auf dass das Gefühl von Überforderung mit einem einzigen Augenblick entschwand. Es geschah, als der Gesprächspartner sich zu der Frage ihrerseits äußerte, zunächst überlegte und dann einen weiteren Fehler beging - Eine Andeutung. Schreckliche Andeutung. Einzig hervorgerufen durch das liebliche Wörtchen "nur". »Ich hoffe für dich, dass du damit nicht sagen willst, dass ich dies nicht tue - Oder ist es genau das, was du damit meinst?« Bitteres Grinsen bildete sich auf den Lippen Chloricas, während diese den Größeren finster anfunkelte. Kritik. Ein Ungeheuer für jeden Perfektionisten! Kritikfähig war dieses Fräulein sicherlich nicht, wie man an plötzlichen Ausbrüchen erkennen konnte. Schade, dass sie den Besen in der Villa gelassen hatte, was wiederrum Glück für den Mann war. Wenn er die kleinen Dinge des Leben schätzen konnte, sollte er das Leben selbst am meisten lieben - Allerdings... Nun, wie es schien, war dem nicht so, sodass er unvorsichtig, wie der Tollpatsch war, dieses in Gefahr setzte. Der arme Herr musste für die Zukunft, wenn es für ihn denn noch eine gab, lernen, was er besser unausgesprochen ließ...

  • In ihrem Spiegelbild konnte Vishnal eine Regung auf der Seite seiner Begleitung erkennen, woraufhin er aufblickte, direkten Blickkontakt machte. Sie schien überrascht, wenn nicht sogar verwirrt, über den plötzlichen Sinneswandel des jungen Herren, was nur allzu verständlich war - sie konnte ja nicht wissen, was in seinen Gedanken vorging. Eigentlich wusste das niemand so richtig, noch nicht mal Vishnal selbst. Aber er versuchte das beste daraus zu machen. »Ist was?«, fragte der Blauhaarige in einem zärtlichen Ton. Die Antwort darauf bekam er kurze Zeit später in Form einer weiteren Frage, woraufhin der Butler beschloss dieser Serie aus Fragen ein Ende zu machen und endlich mal mit ein paar Antworten rauszurücken. »Es scheint dir hier nicht zu gefallen und ich denke nicht, dass ich dich noch umstimmen kann.« Das Lächeln in seinem Gesicht wurde schwächer, verschwand aber nicht ganz. Er versuchte nur ein bisschen ernster zu wirken, um Chlorica zu zeigen, dass er es wirklich meinte. »Ich will dich ja nicht dazu zwingen hier zu bleiben.« Nachdem sich die Braunäugige wieder aufgestellt hatte, gab auch sie dem Mann zu ihrer Seite einige Antworten. Auf ihre erste Aussage hin nickte Vishnal zustimmend. Allerdings war das noch nicht ganz die Antwort, die er sich erhofft hatte. Er wollte immerhin wissen, welcher Ort der Langhaarigen gefiel und nicht welchen Ort sie ganz und gar nicht mochte. Es sei denn natürlich Chlorica mochte den Gestank, aber das konnte der Bedienstete sich nicht vorstellen, bei dieser Frau schon gar nicht. Gerade sie sollte gute von schlechten Gerüchen unterscheiden können.
    Es dauerte eine gan schöne Weile unangenehmen Schweigens, bis Chlorica ihre Antwort endlich verfeinerte. Inzwischen hatte der Blauhaarige schon aufgegeben und sich seufzend an den Rand des Sees gekniet, um ein paar Steine in das Wasserloch zu werfen. Doch am Ende war seine Arbeit doch nicht ganz vergeblich. »Der Volksplatz..?«, wiederholte Vishnal schließlich nachdenklich, während er sich wieder aufstellte. Auch er mochte den Platz, von dem gerade die Rede war. Vielleicht hatten die beiden ja doch etwas gemeinsam. Was für eine Erleichterung!
    Dennoch machte es immer noch nicht ganz den Eindruck, als würde seine Kollegin jetzt unbedingt den Standort wechseln wollen. Sie wollte nicht hierbleiben, aber sie wollte auch nicht gehen. Es war schwer genau festzustellen, was sie sich dachte, da sie leider nicht besonders gesprächig war. Aber vielleicht lockerte sie noch auf und selbst wenn nicht, der junge Herr würde sich nicht daran stören lassen. Man musste ja nicht immer ununterbrochen miteinander reden. Auch für ein paar Momente der Stille war er dankbar. Ein weiteres Seufzen ertönte und sein Lächeln erschien wieder. Vielleicht wollte Chlorica auch wirklich einfach hierbleiben, etwas neues ausprobieren. Vishnal würde sie nicht daran hindern.


    Seine nächste Aussage hatte die Braunäugige dann anscheinend ein wenig zu genau genommen. Zwar hatte sie die Sache richtig verstanden, aber der Bedienstete wollte keine Kritik an ihr ausüben, sondern ihr nur einen Vorschlag geben, wie sie ihr Leben besser leben könnte, seiner Meinung nach. »Oh, nein, keineswegs!«, winkte er hektisch ab. »Ich.. wollte nur..« Zum Glück gab es in der freien Natur keine Besen oder sonstige Putzutensilien, mit denen Chlorica gewalttätig werden konnte. Nun durfte der Tollpatsch nur nichts falsch machen, sonst würde das unschön für ihn enden. »W-Was hältst du davon, wenn wir jetzt gehen?«, schlug er furchtsam vor. Ein vergeblicher Versuch sich selbst noch aus der Situation zu retten.

  • #12 - {Chlorica & Vishnal}


    Skeptisch war der Blick, welcher sich mittlerweile auf den Blauhaarigen gestürzt hatte, während jener versuchte sich aus seiner zugegebenermaßen recht brenzligen Situation zu befreien. »Du wolltest nur..?«, wiederholte man knurrend die zögerlich ausgesprochenen Worte der anderen Person, gab sich nicht die geringste Mühe ein freundliches, dennoch vorgetäuschtes Lächeln aufzusetzen, um die wahren Gefühle - von denen Vishnal sicherlich schon Wind bekommen hatte - hinter einer langsam zerbröselnden Fassade zu verstecken. Warum auch hätte sie ihrem Kollegen den Wunsch nach Sicherheit - wenn auch nur augenscheinlich - erfüllen sollen, wenn all die Tagträumereien binnen wenigen Sekunden zerplatzt wären? Derart klischeehaftes Verhalten schien mehr als schlichtweg unnötig, doch wieß ebenso eine gewisse Barmherzigkeit auf. Barmherzigkeit? Güte? Über jene Art des Ausdruckes ersparte Chlorica dem Butler wahrlich so manchen Schmerz, sie trügte nicht, konfrontierte den jungen Gesellen eher mit der harten Wahrheit - Und diese war in Form einer düsteren Miene, welche der eines erzürnten Monstrums fast aufs kleinste Haar glich, anzutreffen. Er hatte einen Fehler begangen und darauf verwieß die Dame ihn netterweise, wenngleich es nicht über die freundlichste Art und Weise geschah, doch was spielte das nun schon für eine Rolle? Eine unwichtige, wen beschlich dieses Gefühl nicht? Ob die Langhaarige sich nun mithilfe eines riesigen Schildes ausdrückte oder gleich Taten sprechen ließ... Beide Methoden führten zum selben Ergebnis - Wenn man von blauen Flecken und Schmerzen jedweder Art einmal absah, hieß es.
    Allerdings konnte die Braunäugige auf keine Antwort mehr warten, all jene einst vorhanden Geduld, sie war ausradiert wie der Docht einer beliebigen Kerze von den züngelnden Flammen verzehrt worden war. Demnach näherte die reizbare Frau sich ihrem "Opfer", "schmuste" quasi mit seinem nicht vorhandenen Pelz - Nun, insofern dies bei dem Größenunterschied möglich war, wirkte es doch eher so, als sei er, der etwas dümmlich erscheinende Tollpatsch, derjenige gewesen, der es wagte die andere Person, eine holde - oder auch nicht ganz so gnädige - Maid, zu belästigen! Aber nicht nur in diesem Sinne wirkte das Bild, das ihre derzeitigen Positionen abgaben, falsch auf unwissende Außenseiter, nein, da existierten weitaus mehr Möglichkeiten es zu deuten - Wie etwa bei einem Größenvergleich. Richtig, ein Messen der Körpergrößen! Eine wahrhaft ausgeklügelte Ausrede für entstehende Ausdrücke, nicht wahr? ... Wären da bloß nicht Gesichtsausdrücke gewesen. Mimiken sprachen immerhin Bände, mehr als das ein oder andere Wort jemals ausdrücken könnte! Denn ein reichlich kurzer Blick auf die Visage der Hellhaarigen verriet einem schon, dass sie ihrem Gegenüber [noch] nicht freundlich gesinnt war, eher vermittelte das Gegenteil. »Es regt mich nur auf, dass er so unglaublich groß ist!« Weitere Ausreden, abgestimmt auf das gewählte Beispiel. Nichts als Ausreden, Versuche Teilhaber und Beobachter eines Szenarios zu täuschen. Vergebliche Versuche. Eine Lüge - eine Lüge, die trotz der Bezeichnung ein Fünkchen Wahrheit hütete -, welche bereits von ihrer Geburtsstunde an zum Scheitern verurteilt war. Scheitern. Auch die unvollendete Ausrede Vishies war dem Ende geweiht, da sie... Nun, nicht umsonst hieß es "unvollendet".


    Schließlich winkte der Herr ab und schlug ein neues Kapitel auf, hoffte wohl darauf, dass sein Vorgänger in Vergessenheit geraten würde - Falsche Hoffnung, eine Wunschtraum, der im Endeffekt nur mehr Enttäuschung bringen sollte, als Freude. Selbstverständlich war es der eigens ernannte Vorbote einer bis dato unbekannten Enttäuschung, in der eventuell auch Verzweiflung mitsang. Abermals verfinsterte sich die Miene der Bediensteten - es stand schon einmal fest, dass sie dadurch früher oder später allerlei Falten ihr Eigen nennen durfte - und man suchte nach einem Gegenstand, mit dem jene Wut auslassen konnte, eine Art von Ventil. Wischmopp? Besen? Putzutensilien allgemein? Chlorica biss die Zähne zusammen. Nein. Nein, keines dieser geliebten Werkzeuge war in der Nähe, es sei denn eine Person versteckte an dem mittelmäßig großen Wasserloch seinen heiligen Lagerraum. Zweifelhaft. Sie schloss die Augen, nahm die Faust an den eigenen Mund, stützte mit dem über gebliebenen Arm den gehobenen - Eine typische Pose. Ob sie half war fragwürdig, vermutlich wog sie den Blauhaarigen lediglich in Sicherheit. Was hatte ein See alles zu bieten? Wasser, Fische, noch mehr Wasser und ein Ufer. Das Augenmerk, die Fenster zur Seele waren einen schmalen Spalt breit geöffnet, glitt über den "Tümpel". Ein Fisch? Ob es angebracht war, mit einem nassen, stinkenden Lebewesen auf ein anderes einzuschlagen? Unmerkbares Schütteln des persönlichen Hauptes. Das Ufer? Was konnte ein jämmerliches Seeufer schon besit... Steine! Die Dame wandte sich um, suchte nach einem kleinen Haufen mickriger Steinchen, peilte nach einem Fund ebenjenen an, lud sich ein paar in die Hand und begann aus gewissem Abstand nach dem Kollegen zu werfen - Wenigstens endete es nicht in einem einseitigen Faustkampf... »Träum' weiter!«, zischte die damalige Parfümeurin, nachdem ein vor Sarkasmus strotzendes Lachen - oder eher ein untypisches Kichern - verstummte.

  • Zugegeben, das war keine wohl überlegte Handlung von Vishnal, aber das war auch noch lange kein Grund so sauer zu werden. Der Blauhaarige hatte wirklich Glück, dass Chlorica so klein und schwächlich war, sonst würde er schon längst blutend am Boden liegen. Oh, in Zukunft würde er gut darüber nachdenken, welche seiner Worte er aussprach und welche Worte lieber ungehört blieben. Einige Schritte ging die Lilahaarige näher auf den armen Mann zu, wahrscheinlich um bedrohlich zu wirken. Aber eigentlich schadete es nur dem Nacken des Herren, da er jetzt ziemlich steil runtergucken musste, um den Blickkontakt mit ihr Aufrecht zu erhalten - auf der anderen Seite wollte er das vielleicht gar nicht und sollte Chlorica lieber den Rücken zukehren und wegrennen. Doch auf so einen Gedanken kam das Dummerchen natürlich nicht. Stattdessen stand er da, den Kopf gesenkt, in wunderschöne braune Augen blickend. Vielleicht war es gar nicht so schlecht den ganzen Tag lang angemeckert zu werden, wenn seine Entschädigung dafür ein bisschen weniger Einsamkeit war. Auch wenn er in diesem Moment nicht sehr glücklich darüber sein konnte, eher Angt um sein Leben hatte.
    Bald begann die kleinere Dame nach etwas zu suchen. Wonach könnte man in so einer Situation suchen wollen? Vishnal interessierte es nicht wirklich, wenigstens konnte sie ihm nichts antun, wenn sie sich nur umsah. Erleichtert atmete er die unterbewusst angestaute Luft aus. »Es freut mich zu sehen, dass du wieder bei Sinnen bist und dich doch ni- Oh Gott.« Gerade als er seine Dankesrede halten wollte, erkannte er wieso und wonach Chlorica gesucht hatte. Steine, es waren Steine. Sie wollte ihrem Ärger Luft machen, indem sie die Person, auf die sie sauer ist, mit Steinen bewirft. Und wer war diese Person? Leider nicht der See, wie Vishnal wenige Sekunden später feststellen musste als er von einem kleinen, runden Kiesel direkt in die Magengrube getroffen wurde. »Okay, du hast dich also nicht beruhigt«, erkannte er daraufhin leicht panisch. Nicht, dass dieser Kiesel ihn wirklich verletzt hatte, aber er konnte sehr wohl sehen, dass Chlorica noch weitere und auch größere Steinchen gesammelt hatte. Worüber Vishnal sich Sorgen machte, waren allerdings nicht die möglichen Kratzer, die er vielleicht davontragen würde, wenn er nicht aufpasste, sondern eher etwas anderes. Hatte dieser kleine, harmlose Spruch sie wirklich so stark verletzt? Oder war sie einfach nur extrem reizbar? Beides war sehr gut möglich. »Hey, wow, es tut mir wirklich leid, wenn das was ich gesagt habe dich in irgendeiner Weise verletzt haben sollte, aber«, gab er von sich, während er weiter von kleinen Steinen attackiert wurde. »man kann doch über alles reden!« Sein Satz wurde gegen Ende hin lauter, als er von einem etwas schwereren Stein in den Brustbereich getroffen wurde. Das tat tatsächlich ein kleines bisschen weh. Ein kleines bisschen. Noch war er nicht am Heulen. Noch nicht.

  • ~Dylas kommt vom Runenarchiv.
    Noch hatte er den Polisee nicht erreicht, denn Dylas brauchte dringend eine Pause. Von der Klippe aus hatte man eine prima Aussicht auf die ach so geliebte Kleinstadt Trampoli. Der Silberhaarige stellte sich die Frage, was genau ihm an dieser Stadt am Herzen lag. War es der Ort, die Leute, oder die damit verbundenen Erinnerungen? Letzteres konnte er definitiv ausschließen nach den neuesten Ereignissen... was die Leute betraf, den Großteil der Bewohner kannte er nicht einmal, daher blieb ihm nur ein Schlusszug. Eine Beule zierte seine Hose. Es war die Mundharmonika seines Vaters die er immer mit sich rumtrug. Ich bin dabei, stärker zu werden und diesen Ort zu beschützen Vater. Wärst du stolz auf mich? Diese Frage ging gezielt auf ihn, denn seine Mutter hatte sowieso immer nur Spott und Verachtung für Dylas übrig gehabt. Er kramte das Musikinstrument heraus, spielte eine kleine Melodie darauf und blickte dabei auf jedes einzelne Haus herab. Es waren sogar viele neue Häuser dabei. Der Griff um die Mundharmonika festigte sich. Diese miesen Würmer... irgendwann wird es hier nicht mehr wieder zu erkennen sein, wenn ich nichts unternehme! Und in diesem Augenblick erinnerte er sich wieder daran, wieso er überhaupt den Weg hier hoch angetreten war. Der Polisee war nicht mehr weit.

  • #13 - {Chlorica & Vishnal}




    Beruhigen sollte die Dame sich? Welch' eine sinnlose Forderung da über die Lippen des Blauhaarigen kroch, wenngleich es nur in einem indirekten Wege geschah! Ruhig? Der junge Herr musste wohl von plötzlicher Blindheit überfallen worden sein, auf dass er trotz des verharrenden Blickes nichts erkannte - Sie war ruhig -Zumindest nach dem eigenen Ermessen! Und dennoch schien es mehr als verständlich, die Ignoranz der "Ruhe in Person", denn gelassen wirkte die Braunäugige nicht im Geringsten. Eher glich sie einem ungezähmten Monster als einer jungen, ungeschützten Maid, die lediglich auf ihren edlen Prinzen mit seinem weißen Ross wartete. Nun, jener Pfeil rauschte allem Anschein nach an seinem Ziel vorbei. Wehrlos? Eine unbeholfene Maid? In einem Theater mussten die beiden Bediensteten sich wohl befinden, sodass ein derartiger Figurenwechsel stattfinden konnte! Das zierliche Mädchen, welches die Erlösung durch die Hand eines Schönlings herbeisehnte... Vishnal. Tatsächlich konnte man glauben, dass der Butler die Rolle eines hilflosen Lebewesens eingenommen hatte. Und Chlorica... Wenn der Mann sich bereits als Bedrohte(r) ausgab, so misste einzig und allein der Drohende. Genau genommen war die ehemalige Parfümeurin alles andere als eine zarte Elfe - gemeint ist keinesfalls eine Bestie mit dem Volumen eines Elefanten -, welche einzig für den Haushalt zu gebrauchen war. Reizbar. Regelte ihre Angelegenheiten gerne mit Putzwerkzeugen, oder aber mit mickrigen, fast schon lächerlich kleinen Fäusten. Ein großer Teil Trampolis, nein, der gesamten Welt hätte das Fräulein vermutlich für kein Fräulein gehalten, wäre das Auftreten maskuliner, kräftiger gewesen. Wenigstens tauchten auf diese Art und Weise weniger Kommentare à la »Flachland« auf, bedeutend, dass ein paar Menschen weniger... glücklich sein durften. Der Blauäugige hingegen besaß nicht die Vorraussetzungen, um zu realisieren, dass das, was er da von sich gab, meist schon die Grenze überschritten hatte - Es sei denn seine fatalen Fehler waren ihm bewusst und er liebte das Gefühl, welches ein Lebewesen bekam, wenn seine Magengegend die Bekanntschaft mit einem Wischmopp, Eimer, sonstigen Putzutensilien oder (wie in ebenjenem Falle) Steinen machten.
    In der Zwischenzeit hatte sich die linke Hand - gewiss doch handelte es sich bei der ebenso arbeitsamen, wie auch cholerischen Angestellten um eine Linkshänderin - zu der winzigen Ansammlung von Steinen in der anderen bewegt, um ein weiteres Exemplar der nicht sonderlich weichen Minerale zu fassen, auf eine höher gelegene Ebene zu befördern. Er würde folgen. Nicht viel Zeit würde verstreichen bis das Gestein seine nicht existenten Schwingen ausbreitete, sich in die Lüfte erhob und einem Körperteil "Vishies" grüßte. Und diese Zeitspanne war bereits übertreten. Um das gewünschte Ziel zu erreichen, benötigte die Hellhaarige nicht mehr als eine simple, kaum anstrengende Hand- oder gar eine einzige Fingerbewegung - Da flog er! Anmutig zog er seine Kreise in der Freiheit, wirbelte und hoffte auf der Hülle des Mannes eine weiche Landung zu finden. Sein Landeplatz? Das etwas größere Steinchen visierte den Brustbereich des Blauhaarigen an, hatten seine Artgenossen doch schon genug Vergnügen mit der Magengrube gehabt - Der erste Miniatur-Brocken, der neue Gebiete erkundete! Ob er allerdings traf, war eine andere Frage... Währrenddessen zog die Hellhaarige eine Art von Schmollmund, den finsteren Blick auf den Kollegen haltend, das leise Knurren verstummte. Stille. Allerdings hielt sich ein elendes Schweigen nicht lange, gebrochen wurde es durch die - untypisch - helle Stimme des Opfers, das versuchte aus der Situation ein normales Gespräch zu machen. Reden? Reden konnte man über Blumen, Seen, saubere Flure, aber derartige Unverschämtheiten?! »Sei ein Mann!«, zischte sie daraufhin, das Augenmerk verfinsterte sich, wurde konzentrierter und auch die Hoffnung auf einen reinen Energiestrahl, der den anderen durchbohrte, keimte auf. Schade, dass dieser Wunsch unerfüllt bleiben sollte. Außergewöhnlich? Solche herausragenden Eigenschaften besaß sie nicht. Im Grunde war es wohl besser, besser für alle, die Kontakt zu ihr pflegten, besser für Chlorica selbst. Sie wären weg. Und sie? Allein. Ein egoistischer Wunsch. Egoistisch, wie es wohl eine jede Kreatur irgendwo in ihrem Inneren war. Egoismus, welcher sie davon abhielt, auf die nächste Stufe zu steigen, die Steine wegzulegen, Fäuste tänzeln zu lassen - Nicht, dass die Bedienstete besonders stark war. Demnach beließ man es bei den derzeitigen Taten, auf dass ein weiterer Kiesel seine unsichtbaren Flügel zeigte, in der Hoffnung auf einem atmenden Wesen - und nicht auf der Wiese oder gar im Wasser - zu landen.


  • ~Dolce kommt vom Uhrenturm~
    Die Elfe hatte sich dazu entschlossen zuerst beim Polisee vorbeizuschauen bevor sie sich an eine Waffe oder an einen Zauber wagte. Ein Spaziergang zu dem idyllischen See hatte ja etwas für sich und es war auch sicherer erst mal weiter fort zu gehen. Wer weiß. Wenn Dolce in der Innenstadt geblieben wäre, wäre Pico noch auf den Gedanken gekommen ihr zu folgen und das wollte Dolce nun wirklich nicht. Sie war sowieso keine Freundin großer Worte und Erklärungen. Pico und Dolce kannten sich nun schon so lange und darum wusste die Elfe auch das sie es verstehen würde oder zumindest hoffte sie es, schließlich kannten sie sich nun schon eine halbe Ewigkeit und da erwartete sich Dolce nun auch das Pico verstehen würde warum sie so handelte. Während Dolce einen Schritt vor den anderen setzte grübelte sie darüber welchen Zauber sie sich denn nun aneignen sollte. Sie hatte eine schwere Aufgabe von Arthur bekommen und ohne magische Fähigkeiten sah es ziemlich schlecht aus. Zumindest konnte sie die Aufgabe so bestimmt nicht erfolgreich absolvieren. Dolce achtete während ihres Marschs nicht auf Kleinigkeiten wie die Umgebung oder auf die Leute die ihr begegneten. Für sie war das alles Nebensache. Hier und Jetzt zählte nur die Tatsache, dass sie so schnell wie möglich eine talentierte Alchemistin werden würde. Alles Andere war nur Mittel zum Zweck. Die Elfe erwischte sich beim Schwärmen. Ihre Augen begannen zu funkeln, als sie sich gedanklich ausmalte welche Tränke sie schließlich brauen könnte.
    Als Dolce schließlich beim Bergpass angelangt war musste sie nun doch etwas mehr auf ihre Umgebung achten als bisher, schließlich wollte sie im Lauge ihrer Mission nicht tödlich verunglücken. Das wäre eine Verschwendung. Dann wäre alles umsonst gewesen und so könnte sie bestimmt nicht in Frieden ruhen. Während des Aufstiegs verfluchte die Elfe es, dass scheinbar niemand bisher auf die Idee gekommen war einen schnelleren und weniger gefährlicheren Weg zum Polisee zu schaffen. Einige klitzekleine Steinchen kullerten vor ihren Augen in die Tiefe und Dolce musste hart schlucken. Sie hasste die Höhe abgrundtief. Ihrer Meinung nach gehörten Menschen und auch Elfen auf den Boden und nicht in die Lüfte oder auf Klippen. Vorsichtig tastete sich Dolce voran und hielt sich dabei immer möglichst nah an der Felswand auf um dem Abgrund nicht zu nahe zu kommen. Vom Weiten entdeckte sie jemanden der am Abgrund stand und auf die Stadt hinabblickte. Die Sonne blendete sie allerdings so fest das sie nicht anders konnte und sich die Hand als Schutz vor legen musste. Nach wie vor handelte es sich bei dem Fremdling lediglich um schwarze Umrisse, die einfach keine Gestalt annehmen wollten. Dolce näherte sich den schwarzen Umrissen, da sie schließlich hier vorbei musste um zum Polisee zu gelangen. Allerdings hielt sich die unbekannte Person genau an einer Stelle auf, die sehr eng war und Dolce bestimmt Mühe hatte vorbeizukommen. Nicht weil die Elfe etwa dick war, keineswegs. Um an dieser Person vorbeizukommen hätte sie sich näher in Richtung Abgrund bewegen müssen und alleine bei dem Gedanken schlotterten Dolce die Knie. Allerdings hatte sie nicht vor sich diese Angst einzugestehen und so biss sie sich auf die Lippen, nahm ihren ganzen Mut zusammen und schritt auf den Fremdling zu. je näher Dolce kam desto klarer wurden die Umrisse. Sie nahmen Gestalt an und verwandelten sich in eine ihr wohl bekannte Person. Es handelte sich um den jungen Mann, welcher soweit Dolce wusste am Strand wohnte. Viel war über ihn nicht bekannt aber soweit die Elfe wusste hieß der junge Mann mit dem silbernen Haar Dylas. "Dylas...du?" Die Elfe fragte sich was jemanden an einen Ort wie diesen Trieb. War er vielleicht auch auf dem Weg zum Polisee und hatte hier Halt gemacht um die Aussicht über die Stadt zu genießen. "Dürfte ich vorbei? Ich bin auf dem Weg zum See..." Ein weiteres Mal merkte man das die Elfe keine Freundin großer Worte war. Zumindest nicht jemanden gegenüber, den sie kaum kannte. Jemanden dem sie nicht vertraute.

  • Nein, Worte brachten den Herren hier nicht weiter. Aber was sollte er dann tun, um das Fräulein zu beruhigen? Schlagen würde er sie sicher nicht, was wäre das denn für ein Benehmen! Auf der anderen Seite wollte die Lilahaarige von Vishnal doch, dass er sich männlicher verhielt, also zog er die Option tatsächlich für einen Moment in Betracht, schüttelte seinen Kopf aber direkt danach ablehnend. Und natürlich wurde er just in diesem unachtsamen Augenblick von einem kleinen Stein gegen die Brust getroffen. Vielleicht sollte sich der Butler mehr aufs Ausweichen und weniger auf den Ausdruck seiner ungehörten Gedanken konzentrieren. Allerdings sollte er doch noch einige Sekunden seiner Zeit darin investieren, über eine Lösung zu diesem schier unlösbaren Problem nachzudenken. Was ein wenig unlogisch klingt, aber genau das machte diesen Satz doch gerade so passend für diese Situation. Unlogisch. Eine wirklich unlogische und unverständliche Reaktion hatte Chlorica immerhin schon an den Tag gelegt, also war es nun an ihrem Begleiter, nach einer unlogischen Erwiderung zu suchen. Mit geschlossen Augen seufzte Vishnal leicht angenervt aus, als er einen weiteren Stein gegen seinen Körper prallen spürte. Sicherlich würde er heute noch ein paar blaue Flecken davontragen. Ganz zu schweigen von den emotionalen Wunden, die dieser Vorfall bei ihm hinterlassen würde.
    Ohne großartig darüber nachzudenken ging er dann auf die gereizte Dame zu und beugte sich ein wenig zu ihr runter, um in etwa auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Danach packte er ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. »Hör zu«, sagte Vishnal in einem ernsten Ton und sein Griff verstärkte sich. »Es ist okay, wenn du sauer bist. Du hast allen Grund dazu. Ich habe deine Gefühle missachtet und es tut mir Leid. Es ist meine Schuld, nicht deine.« Jetzt wo das geklärt war, ließ er von ihren Schultern ab, um sie in den Arm zu nehmen und ihren Kopf mit seiner linken Hand liebevoll zu tätscheln. »Keine Sorge, es wird alles wieder gut.« Die therapeutische Methode war sein letzter Ausweg gewesen.

  • Noch immer blieb sein Blick an dem trügerisch ruhigen Trampoli sitzen. Ein Schleier getrieft mit Lügen und wahnwitzigen Visionen zierte das einst so schöne Panorama. Aber man durfte nicht außer Acht lassen, dass diese Stadt auch durch die Monster gezeichnet war. Dylas stellte sich die Frage, was Wolkanon sich überhaupt von dem Vorhaben versprach, fremde Leute aufzunehmen die sogar im wahrsten Sinne des Wortes Dreck am Stecken hatten. Und egal wie oft er sich die Frage stellte wie lächerlich doch sein Hass ihnen gegenüber sein könnte, es wurde ihm weder langweilig noch zweifelte er an seinen Emotionen. Er spielte sogar schon mit dem Gedanken seinen Zauber auszuprobieren und einfach einen netten Blitzschlag auf Trampoli herabzulassen, so geblendet war er gerade von seiner Wut gewesen. Glücklicherweise - oder auch nicht, wie man es sehen mag - näherte sich eine ihm bekannte, aber nicht besonders oft gesehene Person. Erst als sie ihn ansprach wurde Dylas endgültig aus seinem Loch befreit. Fast hätte es ihn sogar von der Klippe gestürzt, wäre sein Gleichgewichtssinn doch nicht so ausgeprägt. "Pass doch auf! Ich hab noch nicht vor zu sterben!" Als sich seine Lage stabilisierte fasste der Silberhaarige einen kurzen Blick in die Richtung, von der aus die Stimme erklang. "Dolce, welch Überraschung..." Sie war nun wirklich die so ziemlich letzte nach Kanno gewesen, die er hier erwartet hätte... zumindest machte sie laut seinen Recherchen nicht oft eine Runde mitten ins Nirvana Trampolis. Da sie aber ebenso überrascht war ihn hier zu sehen, fragte er am besten nicht nach. Dies wurde im nächsten Augenblick sowieso überflüssig, denn sie erzählte ihm sogleich von ihrem Vorhaben. "Natürlich bist du das, woanders führt der Weg ja nicht hin." ließ sich das Halbmonster einen Scherz erlauben. Jedoch unterscheidete sich bekanntlich der Beweggrund von vielen anderen. "Ich bin auch auf dem Weg dorthin..."Dies sollte keineswegs eine Anspielung darauf sein, dass er sie begleiten wollte. Nein, am liebsten wäre er in friedlicher Einsamkeit dorthin um die noch bestehende Ruhe zu genießen und natürlich um zu sehen was der neue Zauber so mit sich bringen könnte. Dass sie auf dem Weg in eines der dort liegenden Monsterareale war konnte Dylas mit Gewissheit ausschließen, da ihr dazu die nötigen Waffen fehlten. Das konnte er aus nächster Nähe beurteilen, da Dolce langsam aber sicher an ihm vorbei schlich. Eher aus reiner Motorik als aus dem Willen heraus folgte er ihr auf Schritt und Tritt und blickte dabei leer Richtung Boden. Kaum zu glauben dass er nicht paranoid genug war zu glauben, sie wollte ihn vielleicht von der Klippe stoßen oder ihm auflauern, genau das ging ihm gerade durch den Kopf."Einen derartigen See besucht man aber nicht ohne Grund. Ist es reine Nostalgie oder dient es einem höheren Zweck?" Dylas wusste genau wovon er bei dieser Frage sprach. Im Prinzip gab es immer nur diese zwei Gründe für einen Besuch am Polisee. Sei es wegen dem Schwelgen in der Vergangenheit oder weil man hier etwas suchte... etwas ganz bestimmtes. Die Möglichkeit, dass man hier auch zum Turteln hingehen konnte kam dem Silberhaarigen jedoch nicht in den Sinn.


  • Der Fremdling, welcher sich doch nicht als so fremd entpuppte, schien wohl in Gedanken versunken gewesen zu sein. Warum sonst hätte er sich von Dolce so erschrecken lassen. Die Elfe hatte sich nicht angeschlichen und war auch sonst nicht stiller als sonst gewesen. Dolce hatte seinen Blick auf die Stadt durchaus bemerkt. Sie wusste nicht mit welchen Gefühlen er den neuesten Ereignissen gegenüberstand und so sagte sie nur, eher zu sich selbst als zu Dylas: "Trampoli hat sich sehr verändert..." Es war eine Feststellung und doch klangen ihre Worte irgendwie beurteilend. Es lag wohl an dem Empfänger, wie er ihre Nachricht aufnahm, wie es meistens bei einem Gespräch war. Für einen kurzen Augenblick hatte sich die Elfe neben Dylas platziert um eine gute Sicht zu haben. Auch ihr fielen die unzähligen neuen Häuser auf. Die Belebtheit in der Stadt. Dolce schwieg. Lies ihren Gedanken allerdings freien Lauf. Sie würde sie nicht aussprechen. Ihre Gedanken gehörten nur ihr alleine. Wenn jemand zuviel über sie wusste, würde sie es dem Anderen nur zu leicht machen, sie zu durchschauen. Hinter ihre Fassade zu sehen. Wenn jemand dazu in der Lage war, war er auch in der Lage sie wirklich zu verletzen. Erneut. Genau dies war es, was die Elfe verhindern wollte. Um jeden Preis. Darum lies Dolce das Gesagte, das Gesagte sein und setzte ihren Weg zum See fort. Ohne weiter zu urteilen. Ohne ein Wort zu sagen. Es war Dylas der die Stille, welche zwischen ihnen herrschte durchbrach. Sie waren ein Stück hintereinander hergegangne wie zwei Fremde, was sie schlussendlich auch waren. Sie teilten sich lediglich die selbe Stadt. Sie verband nichts weiteres. Zumindest wusste die Elfe das nicht und legte bis dato auch keinen Wert darauf es zu erfahren. "Ich tue selten Dinge aus Nostalgie. Man lebt im Hier und Jetzt. Die Vergangenheit ist nicht länger relevant..." Ein trauriges aber akzeptierendes Lächeln legte sich auf die Lippen der Elfe. Dylas konnte es nicht sehen, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatte. Es war auch besser so.
    Dolce war sehr erleichtert, als die Beiden die Klippen hinter sich gelassen hatten. Ihre Körperhaltung war auch gleich weniger angespannt. Das Zittern in ihren Knien war auch gerade dabei zu verschwinden. Dem Himmel sei Dank. Für sie gab es nichts Schlimmeres, als wenn ihre Gefühle eine solche Macht über sie hatten. Die Elfe fühlte sich dann so hilflos und ausgeliefert. "Ich brauche Wasser aus dem Polisee, für einen Zaubertrank..." fügte Dolce ihrer Aussage von vorhin schließlich noch hinzu. Diese Stille zwischen ihnen löste eine Unbehagen in ihr aus und so versuchte sie etwas aus ihrer Haut zu schlüpfen. Normalerweise war es sie, die die Stille herbeisehnte und es ihrem Gegenüber schwer machte eine ordentliche Konversation zu führen. "Ich nehme an auch bei dir handelte es sich nich um so etwas lächerliches wie Nostalgie..." So gut schätzte sie den jungen Mann schon ein, dass er nicht gerade jemand war, der auf solche Dinge aus war. Mit Sicherheit konnte es Dolce selbstverständlich nicht sagen, aber sie vermutete es und ihre Einschätzung, was Menschen anging war eigentlich ganz gut. Vielleicht irre sie soch doch oder aber ihr 'Begleiter' würde sie erst gar nichtt in seine Pläne einweihen.
    Nach einem weiteren Fußmarsch kamen die Beiden schließlich an der Brücke an. Alleine bei dem Gedanken diese überqueren zu müssen verdrehte es der Elfe den Magen. Innerlich verflcuhte sie Arthur. Wahrscheinlich wusste er wie sehr Dolce die Höhe verabscheute und jagte sie deshalb ans Ende der Welt um die Zutaten für diesen bescheuerten Trank zusammenzusuchen. Die Rosahaarige schluckte und wollte am liebsten mit geschlossenen Augen, die Holzbrücke überqueren, was ihr bei genauerer Überlegung doch unverantwortlich vorkam. Manche würden diesen Anblick vielleicht als romantisch ampfinden. Der Wasserfall. Die untergehende Sonne, welche sich im Wasser spiegelte. Die alte Holzbrücke. Für Dolce war es ein furchtbarer Anblick. Eine Todesfalle. Doch sie hatte es schon so weit geschafft. Sie würde nicht an ihrer Höhenangst scheitern.

  • Die Beiden machten einen Eindruck von bitterstem Winter am hintersten Fleck des Planeten. Es ist gewiss, dass dort kein Leben entstehen kann, genauso wenig wie bei dem Verhältnis zwischen Dolce und Dylas. So neutral wie man nur sein konnte liefen sie gemeinsam zum See und blieben an der Brücke stehen. Den Marsch bis zu diesem Moment hatte er gut genutzt um über alles nachzudenken, was sein Gegenüber so von sich gab. Dylas machte vielleicht nicht den Anschein, aber in ihm steckte tatsächlich ein kleiner Analytiker, was nicht zuletzt ein Indiz dafür ist, dass er die Akte der Dorfbewohner gerne mal ausspioniert. "Keineswegs." Mit diesem Wort steckte er seine Mundharmonika noch tiefer in die Tasche und fuhr fort. "Es ist der einzige Ort wo ich genug Platz habe um alleine an meinen neuen Zauberkräften zu feilen." Innerlich dachte er jedoch an seinen Vater. Er liebte den Polisee sehr, ganz egal in welcher Lebenssituation, hier fand er immer seinen Seelenfrieden. Natürlich war Dylas nicht so einer, der daran glaubte, dass der Polisee auch nur einen kleinen emotionalen Effekt bei ihm auslöste. Daher klammerte er sich an den Beweggrund, den er zuvor Dolce geäußert hatte. Eine Sache verwirrte den Silberhaarigen jedoch. Warum ausgerechnet Wasser aus dem Polisee? War daran irgendwas besonders? Wahrscheinlich wäre er zu faul gewesen um einen derart langen Marsch zum See für eine kümmerliche Probe Wasser anzutreten. Doch anstatt sie darüber auszufragen stubste er Dolce lieber von hinten an. "Los ich hab keine Lust hier Wurzeln zu schlagen!" Und schon war sie auf der Brücke gelandet. Alles begann zu wackeln und merkwürdige Geräusche abzugeben. Mulmig war ihm jedoch nicht dabei, sie zu überqueren. Wenn Dylas um etwas nicht bangte, dann um sein Leben. Was ihn aber nicht zwangsläufig zu einem Suizidgefährdeten machte, eher zu einem Märtyrer für den Fall... "Sieht doch stabil aus!" fügte er hinzu und setzte nun auch einen Fuß auf die Brücke. Wenn man keine Angst hatte und aufmerksam war, dann stellte sie auch wirklich kein Problem dar. Da Dolce eher den Eindruck machte als wolle sie sich an eines der Seile klammern, schlich der Silberhaarige gekonnt an ihr vorbei und ebnete den Weg. Genau genommen drehte er sich nicht mehr zu dem Mädchen um und ging stattdessen bis zum anderen Ende. Von einem schlechten Gewissen nichts zu sehen, drehte er sich dann erst um und winkte ihr leicht belustigt zu, ohne auch nur einen Ton abzugeben. Das war sicher auch nicht nötig, denn so wie sie sich auf der Brücke aufführte, wäre sowieso nichts zu ihr durchgedrungen.

  • #14 - {Chlorica & Vishnal}




    Stille war eingezogen. Stille für die aufbrausende Dame. Eine übertriebene Stille. Sie war nicht erwünscht, fehl am Platze. Sie sollte weg, verschwinden. Ein Häufchen Elend, das war sie. Wer brauchte sie schon? Wer war so töricht und nahm die Dienste eines peinlichen Schweigens in Anspruch? Rasch sank der Hellhaarigen. Jeglicher Blickkontakt sollte gemieden werden. Unangenehm. Der Mann, der auf ihre Aufforderung hin etwas ernster schien, ging leicht in die Knie, fasste die schmalen Schultern seiner Kollegin. Aufhören. Und ihr Augenmerk galt einzig und allein dem Gras, welches bis an den Rande des Landes, zum Beginn des Sees reichte. Mit dem Wind rauschte es, die Bewegung glich der, die Wellen im Angesicht der Brisen auf die Bühne brachten. Beruhigend. Und unglaublich ätzend. Nicht nur, dass ein konzentrierter Blick Löcher in das massivste Material bohren konnte, nein, er lastete, lastete schwer, er hinterließ auch den Eindruck als wolle der hochgewachsene Herr sich amüsieren, lustig machen. Ein lächerliches Szenario, lächerlich, wie ihre eigene Körpergröße, lächerlich im Vergleich zu der des Anderen. Schließlich beendete der Blauhaarige ebenjene Szene, auf dass die nächste ihren Platz fand - Eine Umarmung, Streicheln. Und wie es den Anschein machte, verbesserte sich nichts, rein gar nichts, schienen all diese Dinge doch nur noch lachhafter. Dementsprechend waren die Würfel gefallen und welche Augenzahl sie auch immer aufwiesen, sie stand fest, fest wie der Entschluss dem Närrischen einen Punkt zu setzen. Daraufhin, das Haupt inzwischen gehoben, einen entgeisterten Gesichtsausdruck offenbarend, rollten die Steine, sie fielen, ruhig und stille fanden sie schließlich ihre Rast, in den Gräsern, welche noch immer im Winde tänzelten, und so wie sie in ihren "natürlichen Lebensraum" zurückkehrten, hob die Bedienstete ihre Arme, legte sie an den Körper des Mannes - Und dies geschah sicherlich nicht, weil es die Umarmung zu erwidern galt, nein, es passierte, damit man den Blauäugigen von sich wegdrücken konnte. Das Schweigen sollte unterbrochen werden, Schweigen, welches aus Verwirrung entstand, Verwirrung, die erst recht nicht aus Liebe geboren war. Es war alles andere als das achso schöne Gefühl. Anders als diese Wärme. Sie war es nicht, denn sonderlich warm wurde der Langhaarigen beim Anblick ihres Gesprächspartners nicht. Wenig später gellte schließlich ein sehr wohl bekanntes Geräusch über die nähere Umgebung der beiden - Identifizierbar als der Ton, der beim Klatschen in die Lauscher drang. »Sag mal...« Recht leise überschritten die beiden Worte die dünnen Lippen der jungen Frau und dennoch war es schon lange kein Wispern mehr gewesen. Abermals hob sie die linke Hand, entfernte diese von ihrem Körper, auf dass ebenjene auf die Visage des Mannes zuschnellte. »...Was zum Henker denkst du dir, Vollidiot?!« Und die Miene verfinsterte sich, nein, eher nahm sie trotzige Züge an, doch "trotzig" bedeutete noch lange nicht, dass kein Zorn seine Finger im Spiel hatte. Erzürnt. Vielleicht war sie das. Genau genommen... Ungewiss. Nicht einmal die eigenen Gefühle konnte man deuten, aber ja, eine gewisse Wut spielte sicherlich eine Rolle, wenngleich es nur eine winzige zu sein schien. »Hör auf mit dem Unsinn, behalte deine Finger bei dir und... Zum Henker nochmal, mach dich nicht über meine Größe lustig!«, knurrte die ehemalige Parfümeurin, beschäftigte einen Zeigefinger vor der eigenen Nase, eine tadelnde Bewegung - Wie ein Elternteil oder gar ein Lehrer ein kleines Kind mit einer langwierigen Lektüre einschüchtern wollte. Eine Ausrede. Es war nicht mehr als eine unverständliche Ausrede. Wofür? Ein Ausweg für... Nun, nicht immer erklärte man sich dazu bereit, ein offenes Buch für Außenseiter darzustellen, nicht immer wünschte man, gelesen zu werden und nicht immer stellte sich dies als guter Entschluss heraus. Aber dies war Chlorica selbstverständlich nicht bewusst, immerhin war es eine Kurzschlussreaktion, eine simple Aufreihung von absurden Gedanken, die immer wieder im Köpfchen der Magd auftauchen wollten. Fehlte lediglich der dramatische Abgang, ein Verschwinden, für das sie sich bereits vorbereitete.

  • Leider ging der Plan des Blauhaarigen nicht ganz so gut auf, wie er es sich erhofft hatte. Zwar machte es zunächst den Anschein, als hätte seine Begleitung sich beruhigt und würde die Umarmung erwidern, aber der Schein trügt ja bekanntlich. Tatsächlich benutzte Chlorica ihre Hände nur, um den armen Mann von sich wegzuschubsen. Das ist der Zeitpunkt, an dem das Publikum anfangen würde zu jammern, wenn es eines gäbe.
    Allerdings beließ es die Lilahaarige nicht bei dieser einen Form der Ablehnung, nein, natürlich musste sie noch einen draufdrücken, um noch deutlicher zu machen, dass Vishnal etwas falsch gemacht hatte. Dieser verstand jedoch nicht ganz, worin sein Fehler lag und stand einfach nur perplex da, während die Hand der Bediensteten schallend auf seine Wange traf. Autsch, das würde einen bösen Abdruck hinterlassen. Erstarrt, fast schon ein bisschen erstaunt, blickte der Lilaäugige die Frau an. Das konnte er nur nicht lange tun, denn kurz darauf folgte eine weitere, noch schmerzvollere Schelle. Scheinbar dachte Chlorica sich, dass eine einzige nicht Strafe genug für den Mann war. Nun war sie wirklich sauer und das konnte man in ihrer Stimme hören und in ihren Ohrfeigen spüren. Vishnal verstand nicht, wieso die Dame so sauer war. Hatte sie vielleicht Berührungsängste? Oh, was hatte er nur falsch gemacht?
    Immer noch geschockt fasste der Butler sich an die wunde Stelle in seinem Gesicht, die sich schon ziemlich taub anfühlte. Zu geschockt war er, um irgendeine Reaktion oder Veränderung in seinem Gesichtsausdruck zu zeigen. Vishnal schaute Chlorica nur an, versuchte ihren Worten zu lauschen und sie besser verstehen zu können, ohne wirklichen Erfolg. »Was, ich..«, fing er an ahnungslos vor sich hin zu stammeln. »Ich hab mich gar nicht nicht über deine Größe lustig gemacht?« Ehrlich gesagt, war ihm ihre Größe bis dato noch nicht mal bewusst aufgefallen. Erst jetzt nahm er ihre Körpergröße mit seinen feuchten Augen genauer in Betracht. Die Größte war sie tatsächlich nicht und das beste Selbstbewusstsein hatte sie wohl auch nicht. Auch wenn es dazu doch eigentlich gar keinen Grund gab. »Okay, vielleicht bist du nicht ganz so groß, aber dafür hast du doch andere gute Qualitäten!« Außerdem war sie auch als kleine Person schon echt hübsch. Wie groß sie war hatte darauf gar keinen Einfluss.

  • ~Lynette kam an~
    So, endlich Ruhe..., dachte Lynette, als sie am Polisee ankam. Sie setzte sich soglich an den See. Ihr Kopf brummte leicht, deshalb hielt sie ihn. Lynn hatre leider ihr altes Buch vergessen. Sie machte kurz die Augen zu, und versuchte ein paar Gesprächsfetzen anderer Leute aufzunehmen, doch das machte ihr nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr. Die Rosahaarige Augenklappenträgerin seufzte vor Langeweile. Es machte ihr auch ein wenig Sorgen, Mei und Azel allein gelassen zu haben - aber auch nur ein wenig. Sie hatte keine Lust mehr, auf andere Menschen, die - nach ihrer Sicht - total komisch waren... Zwar ist es hier langweillig, aber wenigstens sind hier keine Verrückten, oder ähnliches..., dachte Lynn, und sah sich in der Gegend um. Auch, wenn es nun schon etwas her ist, als sie herkam, kommt ihr die Gegend noch so fremd vor. Ich möchte nach Alverna zurück... Ist mir doch Schnuppe, wie viele Orks da ihr Unwesen treiben! Ich würde sie alle erstechen, oder was weiß ich was, und dann hat der Spuk sein Ende! Aber nein, viel zu gefährlich noch einmal den Dämmerwald zu durchqueren, und in Alverna zu leben! Bäh!, dachte sie etwas sauer. Vielleicht regte sie sich etwas zu viel auf, denn schließlich hilft all jammern auch nicht weiter. Es ist nun mal so, und daran kann eine von vielen Einwohnerinnen von Trampoli - geistig noch von Alverna - nun mal nichts ändern. Nachdenklich saß Lynette also am See, und blickte dabei in ihr Spiegelbild...


  • Wie angewurzelt verharrte die Elfe an der Stelle, an der sie einige Sekunden zuvor angehalten hatte. Ihr Blick war auf die Wassermassen unter ihr gerichtet, welche bedrohlich in die Tiefe stürzten. Dolce hatte Mühe ihre Gedanken so zu steuern, dass sie sich nicht pausenlos um die Höhe und etwaige Folgen bei einem Absturz drehten. Solche Gedanken waren bestimmt nicht förderlich wenn man gerade dabei war oder besser gesagt kurz davor war eine Brücke zu überqueren. Irgendwann würde diese Höhenangst gewiss zum Problem werden, da war die junge Elfe sich sicher. Allerdings verabscheute sie sich selbst dafür. Sie wollte kein Schwächling sein und schon gar nicht in Gegenwart Anderer. Dolces Blick riss sich von den Wassermassen los und sie schielte über ihre rechte Schulter. Hinter ihr befand sich Dylas.Wenn jemand wusste wo die Schwächen des Anderen waren konnte er es sich gut zu nutzen machen. Bevor die Rosahaarige sich jedoch am Riemen reißen konnte und allen Mut zusammengenommen hatte stupste sie ihre Begleitung in den Rücken und kommentierte Dolces Zögern. Nun hatte Dolce wieder nicht aus Eigeninitiative ihre Anfst überwunden. Viel mehr wurde sie nun regelrecht bedrängt die ersten Schritte auf der Brücke zu tun. Wackelig auf den Beinen, wie ein kleines Kind bei seinen ersten Gehversuchen stolperte die Elfe regelrecht voran. Die Aussage von dem Silberhaarigen lies Dolce vollkommen unkommentiert. Sie war sowieso unfähig auch nur ein Wort über ihre Lippen zu bringen. Regelrecht erstarrt war die Elfe vor Angst. Das der Andere sich auch noch an ihr vorbeidrängte machte es nicht gerade besser. Durch seine schweren Schritte begann die Brücke noch mehr zu wacklen und Dolce klammerte sich regelrecht an die Seile der Brücke. Erst als das Schaukeln der Brücke aufgehört hatte wagte Dolce es wieder aufzusehen. Das erste was die junge Elfe erblickte war dieser Dylas, welcher ihr belustigt zuwunk. Als Dolce dies erblickte biss sie die Zähne zusammen und setzte einen Schritt vor den nächsten. Langsam und behutsam um die Brücke möglichst wenig ins Schwanken zu bringen. Nach Minuten voller Todesängste hatte Dolce es schließlich geschafft und musste erst ein paar Mal tief durchatmen um wieder gefasst zu reagiern. Sie sah zu dem Silberhaarigen auf und funkelte ihn böse an. "Ich würde dir raten dieses dreckige Grinsen aus deinem Gesicht zu entfernen...." murmelte Dolce als sie schon an dem jungen Mann vorbeiging. Doch was war das. Dieses Gefühl. Man konnte beinahe etwas wie Verwunderung auf ihrem Gesicht erkennen. Warum hatte die Elfe dies nicht früher bemerkt. Diese Aura. Er. Dylas war ein Halbwesen wie sie auch. "Was ist dein Geheimnis Dylas?" fragte Dolce mit einem beinahe wissenden Grinsen auf den Lippen. Sie ging langsam dem Weg entlang aber sah immer noch zurück zu Dylas. Er wusste genau was sie meinte. "Deine Aura ist sehr stark..." sagte die Elfe sachlich und folgte dem Weg zum See. Sie war neugierig welche Gestalt dieses Wesen annhmen konnte. Dolce war eigentlich nicht wirklich eine neugierige Person allerdings wenn sie etwas interessierte konnte sie schon sehr wissbegierig sein. Allen voran waren das also Zauberkräfte, Alchemie und andere Halbwesen.

  • Schon lange hatte Dylas nicht mehr gelacht und wenn es auch nur für wenige Sekunden war. Der Anblick der sich ihm bot war einfach zu komisch! Dolce war noch immer damit beschäftigt, ihre Angst zu überwinden und hielt sich für gefühlte Stunden an den Seilen fest. Zusprüche des Mutes waren überhaupt nicht sein Ding, daher beließ es Dylas einfach bei einem amüsierten Grinsen. ehe sie die Brücke endlich überquert hatte. Und schon hat der Spaß ein Ende, wie schade... Genauso endete auch sein Grinsen bei dem wohl kältesten Blick, den er je gesehen hatte. Ein bisschen beeindruckt war Dylas ja schon, dass sie so angsteinflössend sein konnte, aber äußerlich ließ er sich natürlich nichts anmerken. Schweigsam lief er ihr wieder hinterher und überhörte fast ihre Frage, als er das Panorama des Sees betrachtete. Er verstand nicht recht, was sie von ihm wollte, immerhin hatte der Silberhaarige viele Geheimnisse. Welches also sprach sie konkret an? "Was für 'ne Aura?" Die einzige Aura die er vielleicht ausstrahlen würde, wäre Hass, aber darauf konnte Dolce unmöglich gekommen sein. Zumal ging er nicht mal davon aus, dass sein Hass so stark war, dass er schon eine Aura angenommen haben könnte. "Ich weiß zwar nicht was du meinst, aber... ich nehme das einfach mal als Kompliment." Eher untypisch, wo sie ihn doch Augenblicke zuvor so tödlich angestarrt hatte. Doch es kümmerte ihn nicht weiter. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit nun auf den nun endlich erreichten See. "Wenn ich mir das hier so ansehe kann man kaum glauben, dass sich hier in der Nähe Monster befinden sollen." Dylas spielte dabei sowohl auf die Walinsel, als auch auf die Unterwasserhöhle an, von der er selbst zwar nichts wusste, er aber sehr wohl wusste, dass es Geschichten darüber gab. Der Silberhaarige ging stark davon aus, dass seine Begleitung oder Ähnliches nun eine Probe Wasser aus dem See nehmen und wieder verschwinden würde. Insgeheim hoffte er doch, aus dem einfachen Grund, dass sein Urinstinkt der Einsamkeit dies verlangte Regungslos stand er also da und wartete darauf, was als nächstes passierte.


  • Dolce hatte den jungen Mann also doch richtig eingeschätzt. Er wollte mit seiner besonderen Fähigkeit also nicht rausrücken. Einen Versuch war es ja wert. Genauer nachfragen würde die junge Elfe allerdings nicht. Diese Frage hatte schließlich nur der Wissenschaft und ihrem Interesse an allem Übernatürlichen gedient. Persönlioches Interesse daran hatte Dolce nicht. Dennoch schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Wie naiv von ihrem Gegenüber zu denken, dass es mit leugnen getan war. Möglicherweise war er kein Freund von seiner bsonderen Kraft. Schon oft hatte die Elfe davon gehört. Sie konnte das niemals nachempfinden. Für sie war es eine Gabe und sie mochte es sich von der Mehrheit abzuheben, wie man unschwer an ihrem Kleidungsstil erkennen konnte. Dies diente jedoch nicht dazu im Mittelpunkt zu stehen sondern viel mehr das Gegenteil. Viele fürchteten sie aufgrunddessen. Vermutetetn sie habe mit dunkler Magie zu tun. Dolce kam das gerade recht. So hatte sie ihre seelige Ruhe. Konnte nachdenken. Wichtigeren Dingen nachgehen als der Konversation. Sie empfand es sowieso als störend mit jemanden ein erzwungenes Gespräch zu führen. Wenn sie in der Laune war sich jemanden mitzuteilen würde sie das auch tun. Smalltalk war nicht ihr Ding. Sie hatte diese Dinge auch nicht gelernt. Manchmal malte sich die Elfe aus wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn ihr Vater nicht so ein dreckiger Bastard gewesen wäre. Hätte Dolce dann eine vollkommen andere Persönlichkeit? Wäre sie Fremden gegenüber offener? Womöglich. Eine richtige Antwort hatte sie auf diese Fragen nie gefunden und wahrscheinlich würde sie das auch niemals. Aber es war gut so. Sie war zufrieden mit ihrem Leben. Wenn man sie denn nur so leben lassen würde, wie sie es gerne hätte.
    Als der junge Mann sich schließlich wieder zu Wort meldete verflüchtigten sich die Gedanken der Rosahaarigen und sie kam wieder ins Hier und Jetzt zurück. "Eine magische Aura..." Dolce schielte aus dem Augenwinkel zu ihrer Begleitung. Sie erwartete eine Gefühlsregung in seinem Gesicht. Etwas das darauf hinwies das sie mit ihrer Annahme Recht hatte. Doch alles was sie erblicken konnte war der emotionslose Blick den sie nur zu gut von sich kannte. Dylas Lächeln war wieder komplett verschwunden. Somit hatte Dolce einen Einblick wie es anderen Menschen ging wenn sie mit ihr sprachen. "...vielleicht sind es auch nur deine magischen Fähigkeiten..." fügte Dolce schließlich hinzu als die heiß ersehnte Reaktion des Silberhaarigen nicht kam. Sollte er sich ruhig in Sicherheit gewogen fühlen. So würde Dolce nun weiter die Unwissende spielen. Unwissend wie all die Menschen es waren. Kein Gespür für das Übernatürliche und Absonderliche.
    Ehe sich Dolce versah waren sie auch schon am ersehnten See angekommen. Sie fragte sich noch immer warum dieses Wasser so wichtig war für den Zaubertrank. Einen Augenblick hatte die Elfe sogar darüber nachgedacht normales Wasser zu verwenden und es einfach als 'Das sagenumwogene Wasser aus dem Polisee' auszugeben aber da war ihr ihre Ausbildung als Alchemistin doch zu wichtig. Am Ende würde Arthur das noch rausfinden und Dolce hätte nie mehr die Möglichkeit sich in diesem Bereich weiterzubilden. Sie lauschte Dylas' Kommentar. Ein kaum wahrnehmbares SChmunzeln huschte über ihre Lippen. " Manchmal ist es nicht so wie es scheint und Dinge die weit weg zu sein scheinen sind in Wirklichkeit ganz nahe..." Während Dolce diese Worte aussprach holte sie ein kleines Fläschchen aus Ton heraus und kniete sich an das Ufer des Sees. Sie hielt das Gefäß unter Wasser, bis es bis oben hin gefüllt war. Anschließend begutachtete sie die Flüssigkeit um herauszufinden ob es sich hierbei wirklich um etwas Besonderes handelte oder ob Arthur sie nur aus Jux und Tollerei hier her geschickt hatte. Die junge Elfe konnte nichts erkennen und so entschied sie sich für zweiteres. Gedanklich setzte sie den Alchemisten auf ihre schwarze Liste. Sie stöpselte das kleine Tonfläschen mit einem Korken zu und erhob sich schließlich wieder. Schon bald verschwand es wieder in ihrer Tasche, wo es hin gehörte. "Nur noch eine Hyänenzunge und ein Orknagel..." murmelte Dolce. Sie überlegte sich schon wo sie diese 'ZUtaten' finden würde. So häufig trieb sie sich auch nicht in den Monsterarealen herum. Das es auf der Pluvia - Insel nur so von Orks wimmelte wusste Dolce. Sie hatte sie nicht mit eigenen Augen gesehn aber sie hatte davon gehört. Von vertrauenswürdigen Quellen. Als nächstes stand für die Elfe wohl ein Besuch um Runenarchiv auf dem Programm und auch dem Schmied wollte sie einen Besuch abstatten. Selbstverständlich nur weil es die Aufgabe verlangte. Sie war im Moment einfach nicht für eine Arbenteuerreise wie diese ausgerüstet.
    Nach wie vor hatte Dolce dem Silberhaarigen den Rücken zugekehrt. Ihr Blick war auf den weiten See gerichtet als sie diversen Gedanken nachhing. "Weißt zu zufällig wo es hier in der Gegend Hyänen gibt?" fragte die Elfe Dylas schließlich und hoffte inständig das er diese Frage mit einem 'Ja' beantworten würde. Noch besser wäre es wenn er es ihr auch verraten würde. Die Rosahaarige hatte schließlich keinen Nutzen von seinem Wissen wenn er es für sich behielt.

  • 15 - {Chlorica & Vishnal}


    »... Pah!« Ein einziges Wort, wohl eher ein simples, doch recht trotziges Geräusch, hatte sich dazu durchgerungen, die Kehle der jungen Dame zu verlassen und der Außenwelt einen Besuch abzustatten. Simpel, ja, so war es, simpel, wie es auch der Grund seiner Entscheidung gewesen war: Chlorica wandte ihren Blick von dem Herren ab, blickte auf die nimmer verharrende, sich stets in Bewegung befindende Wasser, welches das schwache Licht des täglichen Abendrots mit Freude reflektierte. Dumm. Unglaublich dumm. Ein Idiot. Nicht mehr und nicht weniger - Und wenn, dann trug der Tollpatsch sicherlich noch mehr von der Dummheit in sich. Die Braunäugige schüttelte ihr Haupt, die langen, wie üblich geflochtenen Haare wedelten, ebenso als grüßten sie irgendetwas, als hingen sie lediglich an dem Kopf des Fräuleins, was sie im Endeffekt auch taten. »Du lügst doch wie gedruckt!«, folgte wenige Sekunden später, Augenblicke, in denen das Blickfeld sich nur noch auf das tänzelnde Gras unter ihren Füßen und die hellen, fliederfarbenen Strähnen, die ein freies Sichtfeld gekonnt verhinderten beschränkte. Lüge. Was konnte eine einfache Kreatur schon als Wahrheit bezeichnen? Wie konnte sie unterscheiden lernen, wenn die gesamte eine einzige Illusion hätte sein können? Wie war es möglich, wenn sie nicht einmal die wundersame Fähigkeiten besaßen, die kurzen Wörtchen - "wahr" und "falsch" - zu definieren? So viele Fragen konnten sich einem Menschen, vielleicht sogar einem äußerst klugen Monster in den Weg stellen, ihn blockieren. Und dabei handelte es sich um dumme Fragen. Unpassend. Unerwünscht. War es doch eindeutig wichtiger zu erfahren, wer oder was genau der Ursprung war, der Quell, welcher die einstige Parfümeurin dazu veranlasste, den naiven Butler als "Lügner" zu bezeichnen. Überstürzte Spontanität - Höchstwahrscheinlich, nein, gewiss doch bot sie einen Grund für ebenjene voreilige Handlung, denn die Person, welche sich selbst versuchte aus einer elenden Situation rauszureden, hatte sich selbst betrogen. Selbstbetrug, geboren mit dem Versuch die Schuld verzweifelnd von sich zu schieben und auf die nächste Person zu übertragen. Oh, jämmerlicher Selbstbetrug. Plötzlich zuckte die eine Hand, langsam, schleichend bewegte sie sich fort, besuchte das eigene Haupt und strich durch die glatten Locken, die der Blauäugige zuvor in ein minimales Chaos gebracht hatte. Und da tauchte eine gewisse Sehnsucht auf - Die warme Hand, die sich aus heiterem Himmel auf dem Schädel der Dame platziert hatte, jene zierliche Hand... Nicht, dass die Bedienstete sich eingestand, dass ein Fehler begangen wurde, indem man die fünf Finger von ihrem Köpfchen entfernte - Genau genommen, war dem nicht einmal so, da gab es nichts, gar nichts. Nichts außer ein Fünkchen Sympathie das zu Existieren begann. Ein Erfolg, den der höchstpersönlich sich kurz darauf zerstörte und in sein genaues Gegenteil umwandelte. Doch um auf die Frage der Schuld, die Suche nach dem listigen Lügner zurückzukommen... Selbstverständlich war sie diejenige gewesen, die den Versuch gewagt hatte und diejenige, der ein bedrückendes Gefühl im Antlitz ebenjener irritierenden Situation entgegenkam, zulächelte.
    Der Blick, zuvor noch gen Boden, lebendigen Pflanzen gerichtet, inzwischen wieder emporgestiegen, während die eigens gehobene Hand abermals sank wie ein durchlöchertes Schiff. Lächeln. Ein mühsam beschworenes Lächeln bildete sich auf den dünnen Lippen Chloricas ab, ein Exemplar, welches man lieber vermeiden wollte - Eine weitere Lüge, ein weiterer Täuschungsversuch, wollte man dem Gesprächspartner doch Ruhe, Liebe vorgaukeln. Und so schnell wie es aufgetaucht war, war es auch wieder in den finsteren, unerforschten Tiefen verschwunden, schlagartig verfinsterte die Miene sich ein letztes Mal - Das Finale, wenn man sich ein Leben für das männliche Blauhaar wünschte. »... Nicht ganz so groß?!«, zischte das Fräulein, trat ein wenig näher an den verwirrten Mann heran, »Nicht ganz so groß sagst du?!« Abermals nahm sie einen großen Schritt, fletschte die Zähne, wenngleich es nicht sonderlich bedrohlich wirkte. Ein weiteres Mal erhob sich die linke Hand, war angespannt, der lange Arme zitterte ein wenig, bebte. Der Ansatz zur nächsten Ohrfeige war gebildet, bevor man ausholen konnte und - Schallendes Lachen. Erzwungenes Lachen. Punkte mussten her, ein Schlussstrich sollte gezogen werden - Zögerlich, peinlich berührt das Gelächter, übertönte es doch lediglich eine Angst vor dem Unbekannten. Es war genug, wenngleich süße Rache hinter einer nicht bekannten Ecke lauerte.

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