• Micah & Shara / in einer Höhle
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    Seine Hände ruhten schwer auf ihren zarten Schultern. Er hielt sie so dicht an seiner Seite, dass er sie atmen hörte. Flach und hektisch. Der Druck seiner Handinnenflächen wurde stärker. Da war es wieder, das schlechte Gewissen. Er hatte die Lippen fest aufeinandergepresst, die Stirn in Falten gelegt und die Augen starr auf das gegenwärtige Geschehen, dem flutartigen Unwetter vor der Höhle, gerichtet. Seinem schwermütigen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, beunruhigte ihn die aktuelle Wetterlage und - glücklicherweise konnte sie sein Gesicht nicht sehen, das glaubte er zumindestens, schließlich hatte er sich extra etwas hinter ihr positioniert -, erinnerte ihn der peitschende Wind und der strömende Regen an die gewaltige Flut an Worten, die sie ihn vor wenigen Minuten erst entgegen gebrüllt hatte. "Ich hätte auch deine Aufmerksamkeit gebraucht!" Verdammt! Diese Worte und die Art, wie sie ihn dabei angesehen hatte, sein Magen zog sich schmerzlich zu einem Klumpen zusammen. Er hatte nichts dazu gesagt, er hatte sie nur angestarrt, schockiert und zutiefst getroffen. Und dann hatte er so getan, als wüsste er nicht, wovon sie sprach, was sie meinte, damit er sich nicht rechtfertigen musste, weil es nichts zu rechtfertigen gab. Er erinnerte sich nicht. Er erinnerte sich einfach nicht. Was war während des Monsterangriffes auf Alvarna passiert? Warum hatte er überlebt? Warum hatten sie sich getrennt? Ceci, Raven, Shara ...? Und was war danach passiert? Hatte er wirklich jeden einzelnen Tag auf der Farm verbracht? Hatte er nicht an sie gedacht? An Shara? An Raven? Warum hatte er nicht nach ihnen gesucht? Die Zeit war so schnell vergangen, aber die Wunden waren noch nicht verheilt, dazu waren sie einfach zu tief. Und das schlimmste: er hatte nicht nur nichts gesagt, er hatte sich auch nicht entschuldigt. Er schämte sich, sie hatte eine Entschuldigung verdient und doch fand er keine Worte. Nicht einmal jetzt. Wenn es nicht schon zu spät dafür war ... Schließlich war es Shara, die die Stille durchbrach. Ihre zarten Worte trafen seine empfindlichen Ohren und doch dauerte es einen Moment, bis sie in seinem Kopf ankamen und Sinn ergaben. "Ähm", stammelte er, "n-nein, das macht mir nichts aus ..." Die Kälte. Seine Kleidung war vom Regen durchnässt. Und der Regen schien nicht enden zu wollen. Das Mädchen löste sich langsam aus seinem Griff. Besorgt beobachtete er, wie sie tiefer in die Höhle vordrang. "Ich hoffe nicht", beantwortete er ihre Frage. "Und wenn doch, hoffe ich, dass dieser 'Irgendjemand oder Irgendwas' gerade nicht zu Hause ist ..." Er zwang sich zu einem müden Lächeln, auch wenn sie es nicht sehen konnte, weil sie nicht in seine Richtung schaute. Sie inspektierte lieber die dunkle Höhle und der Farmer folgte ihr langsam. Vom langen Herumstehen waren seine Füße kalt geworden, und sie mussten auf ihre Schritte achtgeben, als der Untergrund immer holpriger wurde, umso tiefer sie in die Höhle vordrangen. Konzentriert setzte er ein Bein vors andere, als Shara sich plötzlich ein Herz fasste und erneut die Stille durchbrach. "Hm?" Leise und unwillkürlich kam dieser Laut über seine Lippen. Wegen vorhin? Wieder drückte der Klumpen schmerzhaft auf seine Magengegend. Beschähmt hatte er den Blick zur Seite gewandt, sonst hätte er sie wohlmöglich straucheln sehen und packen können, als sie auf einmal ausrutschte und einen kleinen Hang hinabstürzte. Ihr spitzer Schrei hallte durch die Höhle und Micah riss erschrocken die Augen auf. "Shara!", konnte er noch schreien, doch da war es schon zu spät. Das Mädchen war ungebremst den ganzen Abhang runter gerutscht, mehrere Meter in die Tiefe und als wäre das nicht schlimm genug, steckte sie auch noch, wie sie ihm verzweifelt zu rief, zwischen zwei Felsen fest. Scheiße! Warum hatte er sie auch soweit vorgehen lassen? Warum hatte er nicht besser auf sie aufgepasst?! "Warte!", rief er (überflüssigerweise, dem Mädchen blieb eh nichts anderes übrig), während er sich vorsichtig einen Pfad nach unten bahnte. Etliche große und kleine Steine kreuzten seinen Weg. Er musste aufpassen, er durfte nicht stolpern, wenn er sich jetzt noch verletzte oder ebenfalls irgendwo feststeckte war es aus, dann würden sie hier ster-! ... was war das? Micah blickte erschrocken auf. Ein tiefes Grollen hallte durch die Höhle. Verdammte Scheiße! Sein Herz schlug wie wild und er beschleunigte seinen Schritt rasant. Er achtete nicht mehr auf das, was unmittelbar vor ihm lag, er nahm nicht mehr den sichersten, sondern den schnellsten Weg nach unten! "Keine Angst!", rief er, als er glücklicherweise unverletzt bei ihr ankam, "ich rette dich, ich hol dich hier raus!" In seiner Panik zog er an ihren Arm, doch das führte zu nichts, im Gegenteil, wenn er so weiter machte, würde er sie nur schwer verletzen! Er musste einen anderen Weg finden! Schnell! Ein zweites Grollen hallte durch die Höhle, diesmal lauter, gefolgt von einem dumpfen Laut, als würde sich etwas schweres in Bewegung setzen. Micah hastete herum. Er versuchte einen der Felsen anzuheben, doch dieser bewegte sich keinen Zentimeter. Verzweifelt stemmte er sich mit dem gesamten Körper gegen den anderen Stein, einmal, zweimal, dreimal ... ohne Erfolg! Nein! Was, wenn er sich verwandelte? Vielleicht könnte er ja als Wooly ...? Ein dumpfes Geräusch folgte dem nächsten, es wurde immer lauter und immer schneller! Es ging nicht anders! Sich jetzt in ein Wooly verwandeln - dazu war keine Zeit! Es war verrückt, aber er hatte keine Wahl! Er musste es so schaffen! "Ich hol' dich hier raus!", wiederholte er. "Keine Angst, ich beschütze dich!" Nochmals drückte er ihre Hand. Fest. Dann drehte er ihr den Rücken zu. Entschlossen. Zitternd. Der Geräuschquelle entgegen. Sein Puls raste. Er baute sich auf. Er hatte nur einen einzigen Gedanken im Kopf: Ich. Beschütze. Dich.

  • [In einer Höhle] Micah & Shara

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    War es wirklich klug gewesen diese Worte auszusprechen? Nun würden sie die Freude des Wiedersehens unweigerlich überschatten. Unbewusst zog das Blumenmädchen seine Weste fester um sich, kuschelte sich in das flauschige Fell, welches nach ihm roch. Selbst nach all der Zeit war es ein vertrauter Geruch, der sofort Erinnerungen an früher wachrief. Eine Zeit die so unglaublich lange her war und doch erinnerte sie sich heute noch gerne daran. Irgendwie war es eine unbeschwertere Zeit als sie nun herangebrochen war aber vielleicht war sie einfach älter geworden und sie sah die Dinge klarer als damals. Sie ertrug die Stille, die zwischen ihnen herrschte nicht und war schließlich Diejenige, die sie durchbrach. Das Bedürfnis nach Harmonie war letztendlich also doch stärker als das Bedürfnis diese Sache die zwangsläufig irgendwie zwischen ihnen stand (vor allem seit sie es mehr oder weniger angesprochen hatte) zu klären. Gemeinsam in einer Höhle festzusitzen und in dieser Stimmung zu sein war dann doch nicht das was Shara unbedingt wollte. Wer wusste schon wie lange dieser Regen noch andauern würde und wann es möglich war den Nachhauseweg anzutreten. Seine Antwort kam in Bruchstücken. Wahrscheinlich saßen ihre Worte noch tief - standen zwischen den Beiden. Das hatte sie nun davon wenn sie Dinge aussprach, die ihr am Herzen lagen. Manchmal war es wohl besser einfach zu schweigen - sich darüber zu freuen einen alten Freund wieder getroffen zu haben. Aber sie war egoistisch gewesen und hatte ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse ganz oben auf die nicht vorhandene Liste gesetzt. Ein kaum hörbares Seufzen verließ die Lippen des Mädchens als sie sich von ihm abwandte, ihn nicht länger durch ihre blauen Augen musterte. Seine Antwort beunruhigte die Blumenverkäuferin ein kleines bisschen und unweigerlich hielt sie Ausschau nach Hinweisen die darauf schließen ließen ob die Höhle bewohnt war. Etwas Besseres hatten die Beiden nun ohnehin nicht zu tun, richtig? Sie konnten auch einfach abwarten bis der Regen nachließ aber vom herumstehen würde ihnen ebenfalls nur kalt werden und am Ende holten sie sich noch einen Schnupfen. Shara konnte sich das beim besten Willen nicht leisten. Sie war allein beim Blumenverkauf und wenn sie dann ein paar Wochen ausfiel würde es schon schwer werden ausreichend Geld zusammenzubekommen um Miete und Essen zu bezahlen. Während das Mädchen sich tiefer in die Höhle vortastete sprach sie ihren kleinen emotionalen Ausrutscher von vorhin an - zumindest wollte sie das. Das Schicksal hatte andere Pläne mit ihr wie es schien denn noch bevor wie es näher ausführen konnte rutschte Shara ab und stürzte unglücklich ein paar Meter in die Tiefe. Sie hatte Glück im Unglück und konnte sich zumindest ein kleines bisschen abfangen - den Sturz dadurch bremsen aber letztendlich steckte sie zwischen zwei Felsen fest und schaffte es nicht sich aus eigener Kraft zu befreien. Hilfesuchend sah sie nach oben nachdem sie mehrmals an ihrem Bein gezerrt hatte - vergebens. Micah war schon auf dem Weg zu ihr- versicherte ihr das er gleich bei ihr sein würde um ihr zu helfen, während er sich wesentlich eleganter als sie selbst den Hang hinuntergleiten lies. Das änderte sich jedoch schnell als ein tiefes Grollen zu hören war, welches immer näher zu kommen schien. Oder bildete sie sich das nur ein? Sie riss ihren Blick von dem Blonden los und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Unmöglich. Es war viel zu dunkel. Man konnte gerade mal die eigene Hand vor Augen sehen. Schwere Schritte verschluckten beinahe die Stimme des jungen Bauern, welcher zu ihr eilte, sich beinahe selbst etwas dabei tat. Sie wollte ihm gerade zur Vorsicht ermahnen, hatte ihre Lippen bereits geteilt als erneut ein Grollen durch die Höhle hallte, welches ihr eine Gänsehaut verpasste - ihr Herz schneller schlagen lies. Shara presste ihre Lippen aufeinander und im nächsten Moment spürte sie Micah an ihrer Seite. Ihre Blicke trafen sich als er ihr versicherte sie hier rauszuholen. Zweifel spiegelten sich im Blau ihrer Augen wider als der Blonde an ihrem Arm zerrte um so etwas zu bewirken. Sie verzog das Gesicht. "Aahhrgh..." glitt es über die Lippen des Mädchens als er ein bisschen zu fest zog. So würde das Ganze nicht funktionieren soviel war sicher. Auch der Fels war viel zu schwer um ihn zur Seite zu schieben soviel war sicher. Micah gab alles - stemmte sich gegen den Brocken aber er rührte sich keinen Millimeter. Immer wieder versicherte er ihr das er sie hier rausholen würde während sich schwere Schritte den Beiden näherten. Er zitterte. "Micah..." Er war unbewaffnet. War er der Magie mächtig? Sie vermochte es nicht zu sagen. So oder so war es eine ausweglose Situation. Sein Blick war weiterhin stur auf die Geräuschquelle gerichtet. "Micah...!" versuchte Shara es erneut - dieses Mal etwas energischer damit sie auch wirklich seine Aufmerksamkeit hatte. "Du musst dich verstecken..." Sie hatte Angst. Sie fürchtete das Ungewisse. Sie fürchtete den Tod. Aber sie würde nicht zulassen das er sich hier opferte. Nicht für sie. Nicht noch Jemand. Shara packte ihn am Arm. Ihre Fingernägel krallten sich ein Stück weit in seinen Arm. "Bitte!" flehte das Mädchen ihn fast schon an. Nur ohne sie hatte er noch eine Chance hier heraus zu kommen. In ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt, welche ihr die Sicht verschleierten, weshalb sie sie auch schnell wieder beiseite wischte. Die Schritte kamen näher. Erneut ein Grollen. Was auch immer sich ihnen gerade näherte es war gleich hier. Das Herz schlug dem Blumenmädchen bis zum Hals als sie schließlich eine große Gestalt um die Ecke biegen sah. Ein Golem. Hier? Das war ungewöhnlich. Wahrscheinlich hatte er sich von der Lacus-Grotte hierher verirrt. Anders konnte das Mädchen es sich nicht erklären. Der Polisee war normalerweise ein friedlicher Ort. "D-du darfst ihn nicht angreifen..." flüsterte Shara in die Richtung ihrer Begleitung, erinnerte sich dabei einen Ausflug mit ihrem Großvater bei dem sie ebenfalls einem Golem begegnet waren. Normalerweise waren sie friedliche Wesen solange man sich zurückhielt und nicht den Fehler machte sie anzugreifen. Aber war war heutzutage schon normal? Konnte man in diesen Zeiten überhaupt noch von Normalität sprechen? Monster verhielten sich anders seit dem Astor hier in der Nähe sein Unwesen getrieben hatte. Hatten sie sich schon wieder erholt? Waren sie zu ihren üblichen Verhaltensmustern zurückgekehrt? Der Golem kam immer näher. Seine Schritte ließen die Erde beben. Shara zitterte. Unentwegt flossen Tränen über ihre Wangen, die sie immer wieder beiseite wischte aber sie konnte sie einfach nicht kontrollieren. Mit großen Augen sah sie das Monster vor sich an, hörten beinahe ihren eigenen Herzschlag - so laut war er. War das ihr Ende? Hatte sie ihre zweite Chance auf dieser Welt vertan? Still schickte sie einige Stoßgebete in den Himmel - auch wenn sie sich eigentlich nicht für einen gläubigen Menschen hielt. In der Not versuchte man letztendlich doch alles, nicht wahr? Der Golem hob einen Arm. Erneut drang ein Grollen aus seinem Inneren als er den Arm in die Richtung des Mädchens bewegte, welches instinktiv zusammenzuckte.

  • Micah & Shara in einer Höhle
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    Sein Herz pochte. Unerbittlich. Es pochte in seinen Ohren. Dumpf und rasend schnell. Er hatte nur einen Gedanken in seinen sonst so leeren Kopf: Ich. Beschütze. Dich. Er würde es nicht noch einmal tun, er würde diesen einen Fehler nicht noch einmal begehen. Er würde sie nicht allein lassen - koste es, was es wolle. Er ballte die Hände zu Fäusten. Fest. Bereit zu zu schlagen. Unbewaffnet, wie er war. Schutzlos, der Bestie ausgeliefert.
    Wenn er ehrlich war, erinnerte er sich nicht im Geringsten an die Nacht des Monsterangriffes auf Alvarna. Seine Erinnerungen waren so lücken- und schemenhaft, dass sie auch aus Erzählungen hätten stammen können. Und leider wurde er das Gefühl nicht los, in dieser Nacht einen furchtbaren Fehler begangen zu haben, einen Fehler, der sich zu verdrängen lohnte. Einen Fehler, dessen Schuld nicht beglichen werden konnte. Eine bittere Erkenntnis, welche immer deutlicher wurde, umso näher sich das vermeintlich gefährliche Monster ihnen näherte. Schweren Schrittens. Quälenden Rufens. Plötzlich-! Etwas packte ihn am Arm. Fest. Energisch. "Shara?" 'Du musst dich verstecken ...!' Er blickte in ihre Augen. In ihre toten Augen. Spielte sein Verstand ihm einen Streich? Ihre Berührung war kalt, so kalt, wie das kühle Gestein der Höhle. Er öffnete den Mund, er wollte etwas sagen, seine Lippen formten einen Satz, ohne dass auch nur ein Ton über eben diese kam. Hab. Keine. Angst. Ich. Be-! Ein lauter Schrei. Micah fuhr in sich zusammen. Das Monster kam immer näher. Gefährlich näher. Er zögerte. Bitte!, fehlte das Mädchen. Er zögerte - immer noch. Was war richtig? Was war falsch? Wer vermochte das in diesem Moment zu sagen? Das Monster kam. Es war fast da. Ihre Augen fehlten. Fehlten ihn förmlich an. 'Geh!' Lass mich, sagten sie, allein hier sterben. Er packte ihre Hand. Drückte sie fest. "Es wird", sagte er, ohne es selbst recht zu glauben, "alles wieder gut." Er lächelte. Und dann verschwand er. Blitzartig. In der Dunkelheit. Er kraxelte so schnell er konnte eine Hang in der Dunkelheit hoch. Das Monster - ein Golem - wie sich mittlerrweile herausgestellt hatte, näherte sich der schutzlosen Shara. Micah hielt in seinem 'Versteck' kurz die Luft an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Verdammt. Er blickte sich verzweifelt um. So verzweifelt, dass er die ebenso verzweifelten Worte des wundervollen Blumenmädchens nicht vernahm. 'D-du darfst nicht angreifen ...' Was, verdammt nochmal, wäre passiert, wenn er eben diesen Worten Gehör geschenkt hätte? Was, hm? Das Monster hatte seinen starken Arm erhoben. Das Mädchen zitterte unter seinem Grollen. Und Micahs Beine zitterten ebenfalls. Unfähig sich zu bewegen. Aber seine Hand konnte sich bewegen, sie hörte auf sein Herz. Auf seine Intuition. Ob das der richtige Weg war? Zu spät. Es war zu spät, um sich das zu fragen. Er hatte den Stein schon geworfen und nach diesem folgte schon der nächste. "Hey!", rief er aus sicherer Entfernung. "Ich bin hier! Komm hier her!" Der nächste Stein traf sein Ziel direkt ins Schwarze. Der Golem rieb sich benommen den Hinterkopf. "Komm her! Du stinkendes Mistvieh!" Micah warf einen Stein nach dem anderen, bis er endlich die volle Aufmerksamkeit des Golems hatte. Endlich!, dachte er, als sich das Monster komplett zu ihm herum gedreht hatte. Und scheiße!, dachte er, als sich das Monster schnellen Schrittes auf ihn zu bewegte. Er sprang von der kleinen Erhöhung auf der er sich befand und rannte tiefer in die Höhle hinein. "Komm schon!", schrie er, auch wenn sein Herz mittlerweile in seine Hose gerutscht war. Hauptsache das Monster hatte von seiner Shara abgelassen! Er rannte, so schnell er konnte, doch leider übersah er ein Erdloch. "Urgh!", er landete hart auf den Knien. Er hörte das Monster hinter ihm schnaufen. Hörte sich so, fragte er sich, das letzte Stündlein an? Verdammt. Vielleicht hätte er sich das besser überlegen sollen ...? Seine Situation schien aussichtslos. Shara saß fest, sie konnte ihm nicht helfen. Und doch bereute er es nicht den Zorn des Golems auf sich gezogen zu haben. Hauptsache Shara befand sich in Sicherheit. Vorerst.

  • [In einer Höhle] Micah & Shara

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    Ihre Aufforderung schien ihn zu irritieren - zumindest glaubte sie das in seinem Blick zu erkennen aber wirklich sicher konnte sich das Blumenmädchen auf Grund der Dunkelheit auch nicht wirklich sein. Einen Moment sahen sich die beiden alten Freunde einfach nur an. Micah wirkte so als ob ihm etwas auf der Zunge lag aber er schwieg und eben jenes Schweigen wurde von dem durchdringenden Schrei des Monsters durchbrochen. Die gesamte Höhle schien dabei zu vibrieren und wenn sie nicht schon andere Sorgen hätten, hätte Shara vielleicht sogar befürchtet sie könne dabei einstürzen. An manchen Tagen wäre es wohl besser man wäre einfach zu Hause geblieben. Der Blick ihrer blauen Augen wanderte über das Gesicht ihres Gegenübers, der ihr Schutz versprach. Sie schüttelte den Kopf. Nein. Er durfte nicht hier bleiben - nicht um jeden Preis. Er musste hier sofort weg sonst würde dieses Monster ihn zu Mus verarbeiten und das war nicht nötig. Diese hirnrissige Aktion musste nicht zwei Menschenleben fordern. All diese Gedankengänge klangen vielleicht furchtbar heldenhaft und vielleicht sogar mutig aber in Wirklichkeit hatte das Mädchen furchtbare Angst. Ihr Herz pochte wie wild und das nicht weil Micah nach all der Zeit wieder aufgetaucht war und die vergangen geglaubten Gefühle in ihr wieder aufleben hatte lassen sondern viel mehr weil sie dem Tod ins Auge sah. Schon wieder. Sie wollte nicht sterben. Nicht schon wieder. Sie wollte ihre zweite Chance doch nutzen. Ihre Unterlippe bebte und ihre Augen füllten sich mit Tränen und dennoch schichte sie den Blonden fort - bat ihn sich in Sicherheit zu bringen - immer wieder auch wenn sie eigentlich um seine Hilfe bitten wollte - eine Hilfe die zwecklos war - aussichtslos. Shara spürte wie er ihre Hand ergriff. In einer anderen Situation hätte es ihr vielleicht Herzklopfen bereitet aber nun war nicht der richtige Moment darüber nachzudenken. Genau genommen hatte sich ihr Kopf längst ausgeklinkt. Er versprach ihr das alles wieder gut werden würde aber das Zittern in der Stimme ihres Freundes verriet ihr das auch er nicht daran glaubte. Micah wollte sie nur beruhigen. Irgendwie. Sie presste ihre Lippen aufeinander um ein Wimmern zu unterdrücken, schaffte es sogar sich zu einem traurigen Lächeln zu zwingen, welches lediglich dem Zweck diente ihren gegenüber zu beruhigen während sie nickte als wäre es ihr nicht aufgefallen das er seinen eigenen Worten nicht glaubte. "Okay..." Eine Träne kullerte über ihre Wange. Dieses winzige Wörtchen wurde beinahe von dem Grollen des Golems verschlungen. Vielleicht auch von dem Beben, welches die Höhle erfüllte während er sich ihnen näherte. Sie war erleichtert und besorgt gleichermaßen als Micah sich in Bewegung setzte - sie alleine zurück lies wie sie gebeten hatte. Ihre blauen Augen weiteten sich als das Monster vor ihr aufragte und sie von oben herab musterte. Shara zitterte am ganzen Leibe, hielt ironischerweise schützend ihre Hände über sich als könnte sie so verhindern, dass das Monster sie mit seiner Faust gleich zermalmte. Ihre Augen hatte sie zusammengekniffen um ihren Peiniger nicht in die Augen zu sehen. Jetzt konnte ihnen nur noch ein Wunder helfen. Damit rechnete Shara allerdings nicht. Erst als Micahs Stimme ertönte, wagte sie es ihre Augen wieder ein Stück zu öffnen. Ihre Augenlider flackerten irritiert bevor sie verstand was der Andere vor hatte. "Nein..." kam es ihr leise über die Lippen. Es war fast nur ein Flüstern. Es war jedoch zu spät als Shara versuchte die Aufmerksamkeit des Golems wieder auf sich zu lenken als sie bemerkte, dass Micah zu Fall gekommen war. Das Monster schien in eine Art Raserei verfallen zu sein. Wutentbrand stürmte es in Micahs Richtung, der am Boden zum Liegen gekommen war während Shara panisch an ihrem Bein zerrte um es irgendwie zu befreien auch wenn das Ganze vorhin schon nicht funktioniert hatte. Es war hoffnungslos. Der Golem schenkte dem Mädchen keinerlei Beachtung mehr. Egal wie laut sie auch rief - wie sehr sie ihre Stimme erhob. Immer mehr Tränen verschleierten ihren Blick wen sie daran dachte was gleich mit dem Blonden passieren würde. Der Schmerz der ihr Bein durchfuhr als sie es schließlich doch mit einem kräftigen Ruck frei bekam war durch den Adrenalinrausch ihres Körpers kaum spürbar. Ihre Sandale steckte noch in der Felsspalte fest aber das war dem Blumenmädchen egal. Ihr Bein schmerzte als sie auftrat und sie spürte eine warme Flüssigkeit, die ihr Bein hinabfloss. Blut? Wahrscheinlich hatte sie sich bei ihrem Befreiungsversuch verletzt aber das war jetzt egal. Shara zögerte keine Sekunde und wollte gerade in die Richtung des Golems laufen als das Grollen, welches aus seinem Inneren hervorkam die Höhle erneut zum Wackeln brachte. Doch dieses Mal lösten sich an der Decke der Höhle einige Felsen und krachten zu Boden. Shara schaffte es gerade noch einem herabfallendem Felsen auszuweichen. Schwer Atmend lag das Mädchen auf ihrem Bauch und rief nach Micah um ihn zu warnen. Ihr Schrei hallte durch die Höhle und wurde im nächsten Moment schon von dem lauten Gepolter verschluckt, welches entstand als der Golem unter einigen größeren Felsen begraben wurde. Aus ihrer Perspektive konnte das Mädchen nicht erkennen ob es auch den Blonden getroffen hatte und so rappelte sie sich schnell auf und humpelte in die Richtung der herabgestürzten Felsen, die zu dem Grab des Monsters geworden waren. "Micah!! Micah???" Verzweiflung war in ihrer Stimme zu hören während sie Ausschau nach ihrem Freund hielt. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte den Schmerz in ihrem Bein weiterhin zu ignorieren. Als sie einen blonden Haarschopf entdeckte beschleunigte sie ihren Schritt so gut es ihr möglich war und hastete auf ihn zu. Still flehte sie das es ihm gut ging - das er nicht von den Felsen getroffen worden war. "Geht es dir gut?" fragte sie voller Sorge und war schon fast bei dem regungslosen Körper angekommen. "S-sag doch etwas!" befahl sie nun in ihrer Verzweiflung und kniete sich bei ihm angekommen schließlich neben den jungen Mann hin bevor sie an seiner Schulter rüttelte.

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    Ein Schnaufen, ein Grollen, es war so dicht hinter ihm, ein falscher Schritt, ein kleiner Fehler und das könnte es gewesen sein. Wie ein Wimpernschlag so kurz mal nicht aufgepasst, landete der Farmer hart auf den Knien. Es zerfetzte seine Hose an einigen Stellen, seine Haut riss blutig von dem harten Untergrund auf. Aber er registrierte es gar nicht, er bemerkte den Schmerz nicht, das Adrenalin schoss durch seine Adern, sein Puls raste, auf dem Boden liegend drehte er sich um, das Monster hatte den Arm erhoben, er schnappte scharf nach Luft - verdammt. Es holte aus. Und sein Arm krachte hart auf den Boden. Es wirbelte den Dreck auf. Der Golem spaltete die Steine als wären es Wassermelonen. Im letzten Moment - im allerletzten Moment - war der Farmer dem Angriff des Monsters ausgewichen, da er ihn hatte kommen gehen sehen. Verdammt. Kleinste Steine, die aufgrund des Aufschlags aufgewirbelt, zerkratzten sein Gesicht. Einen Augenblick lang konnte Micah nichts sehen. Das Monster holte erneut zum Schlag aus. Aus der Ferne heraus hörte er Shara. Oder ... bildete er sich das nur ein? N-nein. Er hörte sie. Er hörte sie schreien. "Sh-Shara?!" Er riss sich hoch - im letzten Moment. Der kräftige Arm des Monsters krachte erneut zu Boden. Abermals wirbelte es Dreck und Steine auf. Es vernebelte Micahs Sicht. Es schrie. Schrie so laut, dass sich die Stalaktiten an der Decke zu zittern begannen. Sie bebten, sie lösten sich unter der kräftigen Schallwelle, die das Monster selbst versucht hatte. Hart krachten sie zu Boden. Micah riss die Arme vor das Gesicht. Verdammte Scheiße. Er versuchte dem nächsten Schlag des Monsters auszuweichen, etwas ein Stein oder der kräftige Arm des Golems - keine Ahnung - traf ihm hart am Kopf, der Blonde rollte sich schützend zur Seite, er schloss die Augen, ein spitzter Schmerz durchfuhr seinen Körper und einen Moment später war alles schwarz.
    Da stand er. Hilflos. Schutzlos. Die Hände blutüberstörmt. Licht. Dunkel. Was zur Hölle-. Ein spitzer Schrei. Er fuhr herum. Ballte die blutigen Händen zu Fäusten. Fäusten? Hufe! Wessen Blut klebte da an seinen Händen? Seins? Oder ihres? Das hatte er nicht gewollt. Er wollte kämpfen, koste es was es wolle, er würde kämpfen, oder guckte er einfach nur zu ...? Shara? Ein letzter Atemzug. Hatte er überhaupt eine Chance? Tote, blaue Augen ... das kannst du nicht zu lassen, Micah! Reiß dich verdammt nochmal zusammen! Licht. Dunkel. Er öffnete die Augen. Seine Hände ... es klebte kein Blut an ihnen ... oder? Hände? Welche Hände? Da waren Hufe, wo eigentlich Hände seinen sollten. Blutüberstörmt. Sie drückten auf die zarte Kehle des kleinen Blumenmädchens. So zart, so schön. So verderblich ... Wilde Augen. Er hatte sich verwandelt. Ansonsten hätte er den Angriffen des Golems nicht ausweichen können. Er würgte sie, das Mädchen, Shara, die Hufe drückten hart auf ihre Kehle, dabei hatte sie sich nur vergewissern wollen, dass er noch lebte, dass es ihm gut gehe. "Sh-Shara ...?" Der harte Blick wurde weicher ... das menschliche übersiegte ... zarte Finger streichelten den zarten Hals ... er wandte sich ab ... geistesabwesend ... Blut tropfte aus seiner Stirn, eine große Schürfwunde zierte seine Mitte, ein Stein oder der Arm des Monsters hatte ihn verletzt, das war auch nicht wichtig, seine Triebe, seine Überlebenstriebe hatten versucht das Mädchen, Shara ... er erinnerte sich nicht, er versuchte es zu vergessen, er wandte sich ab ... "Lass mich ...", murmelte er, "lass' mich in Frieden ..." Er kauerte sich in einer Ecke zusammen, das Monster neben ihn war unter Steinen vergraben, was - zur Hölle - war passiert ... hatte er wirklich versucht das Mädchen zu erwürg- ... nein, das hatte er nicht. Oder? Das konnte er nicht ...!? War das real oder war das ... eine Illusion ...? Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und begann bitterlich zu weinen ...

  • [In einer Höhle] Micah & Shara


    Er riss die Augen auf. Gott sei Dank. Erleichtert atmete das Mädchen aus. Für ein oder zwei Momente hatte sie Sorge gehabt seine Augen würden für immer geschlossen bleiben - sich nie wieder öffnen - nie wieder ihren Blick einfangen. Doch die Sorge schwand als sie in diese vertrauten Augen sah - sich in dem unverwechselbaren Blau fast schon ein kleines bisschen verlor. Ihre Mundwinkel hoben sich. Ein Lächeln malte sich auf ihre Lippen doch es war nicht von Dauer. Diese sonst so vertrauten Augen formten sich zu Schlitzen. Eine Kälte lag in ihnen, die Shara sonst nicht von dem Blondschopf gewohnt war. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und öffnete ihre Lippen einen Spalt - wollte gerade fragen ob alles in Ordnung war aber dazu kam es gar nicht erst. Die menschlichen Gesichtszüge ihres Freundes waren gewichen. Er hatte sich wieder in ein Wooly verwandelt und ehe das Mädchen sich versah, hatte er sie zu Boden gestoßen und hockte über ihr. Seine Hufe drückten auf ihre Kehle und das Blumenmädchen kam gar nicht erst dazu sich zu wehren - war mit der Situation doch ein ganzes Stück überfordert. Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust während sie nach Luft rang. Ihre Lippen versuchten seinen Namen zu formen aber mehr als ein Krächzen kam dem Mädchen nicht über die Lippen. Mit viel Vorstellungskraft konnte man vielleicht denken, dass es 'Micah' bedeuten sollte. Sie versuchte ihn von sich zu drücken aber schaffte es doch nicht gegen seine Kraft anzukommen. Eine Kraft, die man dem jungen Mann so vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Shara wandte sich unter seinem Gewicht. Keine Sekunde lang lies sie ihn aus dem Augen. Auch wenn sie nicht in der Lage war einen Laut hervorzubringen so formten ihre Lippen seinen Namen. Immer wieder während sie ihm direkt in die Augen sah, seine Hufe fest auf ihre Kehle drückten. Mit einem Mal wurde sein Blick wieder weicher - die Härte darin verschwand und im nächsten Moment sah ihr wieder das vertraute Gesicht ihres Freundes entgegen. Menschliche Züge. Fast schon weiche Züge. Der Druck an ihrem Hals lies nach und Shara schnappte rasch nach Luft, sog sie tief in ihre Lungen. Sie spürte seine Finger noch einen Moment um ihren Hals, ehe er sich ruckartig zurückzog - sich von ihr abwandte. Ungläubig legte sie die Hand an ihren Hals, brachte etwas Abstand zwischen sich und den Blonden. Immer noch spürte sie die Kraft, mit der er gegen ihre Kehle gedrückt hatte. Irritiert wanderte ihr Blick über ihren Freund. Zumindest über seine Rückenansicht. Immer noch schlug ihr Herz schnell - drohte fast aus ihrer Brust zu springen und dieses Mal waren nicht diese Gefühle, die immer noch irgendwie in ihr ruhten dafür verantwortlich. Dieses Mal hatte dieses Phänomen eine völlig andere Ursache. Sie hatte Angst. Angst vor ihm. Sie wagte es nicht das Wort zu ergreifen. Sie wagte es nicht auch nur einen Mucks von sich zu geben - wusste ohnehin nicht wohin mit ihren Gedanken - mit ihren Gefühlen. Zum Glück nahm Micah ihr die Last des ersten Wortes ab. Sein Gemurmel war es das die Stille zwischen ihnen brach. Doch hätte das Blumenmädchen nicht damit gerechnet. Sie zuckte unweigerlich zusammen als seine Stimme an ihr Ohr drang. Erneut kehrte die Stille zurück. Erdrückend wenn man bedachte was gerade geschehen war - was gerade gesagt wurde. Es war ihr unmöglich etwas darauf zu erwidern obwohl ihr Kopf voller Fragen war. Fragen, die sie ihm gerne gestellt hätte aber deren Antworten sie zugleich fürchtete. Immer noch ruhte ihr Blick auf ihm. Sie wagte es nicht sich abzuwenden. Sie wagte es nicht ihm den Rücken zuzukehren. Oder? Hatte sie tatsächlich Angst vor ihrem langjährigen Freund? Waren sie das überhaupt noch? Freunde? Sein Schluchzen riss sie aus ihren Gedanken. Sein Weinen löste ein Ziehen in ihrem Herzen aus. Langsam erhob sich das Mädchen. Zögerlich. Sie schluckte und spürte dabei einen leichten Schmerz in ihrer Kehle, widerstand aber dem Verlangen sich zu räuspern. Stattdessen näherte sie sich zögerlich dem Blondschopf, der unweit von ihr entfernt in der Ecke kauerte. Shara setzte einen Fuß vor den anderen - überwandte den Abstand zwischen ihnen und legte schließlich ihre Hand auf seine Schulter. Vorsichtig. Fast schon ungewohnt distanziert. Sie spürte das Zittern seines Körpers unter ihrer Berührung. "Mi-cah..." Ihre Stimme klang sanft aber doch irgendwie zittrig, was nicht zuletzt daran lag, dass sie immer noch den Druck seiner Hufe an ihrer Kehle spürte. "Das werde ich nicht..." Diese Worte klangen eine Spur bestimmter. Fast so als würde sie keine Widerrede zulassen auch wenn Viele sie nach dem was passiert war wahrscheinlich für völlig bescheuert hielten. Einen Moment lang überlegte sie ihn in eine Umarmung zu schließen - ihn zu trösten aber ein Teil von ihr wollte sich nicht aufdrängen, wusste nicht in wie weit es in Ordnung war sich ihm anzunähern. Sie hielt ihm die zweite Hand hin und ihre Lippen formten ein unsicheres Lächeln. "Lass uns hier raus gehen..." schlug das Mädchen vor. Bestimmt hatte es längst aufgehört zu regnen. Shara versuchte seinen Blick einzufangen aber es gelang ihr nicht weil er sich so sehr in die Ecke gekauert hatte. Er würde ihr doch niemals absichtlich weh tun - richtig? Dafür musste es eine Erklärung geben. Ganz sicher.

  • 3934-micah-pngMicah und Shara auf dem Weg nach Hause


    Er schluchzte. Er schluchzte laut. Verdammt. Er war so erledigt. Micah war erledigt. Ausgelaugt. Leer. Als hätte man ihn all seiner Kräfte beraubt. Das - verdammt nochmal - was geschehen war, hätte niemals geschehen dürfen. Niemals. Er konnte nicht denken, er konnte nicht darüber nachdenken, sein Kopf war voll und doch so leer. Sein derzeitiger Gemütszustand war nicht zu beschreiben. Es war unmöglich. Seine Hände, die Hände, die ebend noch beharrlich auf ihre Kehle drückten, zitterten. Zitterten unaufhörlich. Verdammt. Jene Hände wischten nun die Tränen aus seinem Gesicht, ungläubig. Als wäre er ebend nicht anwesend gewesen, als hätte er nur aus der Ferne heraus zugesehen - außerhalb des Geschehens. Die bittere Realität sah leider anders aus. Er hatte es getan. Und auch wenn er es nicht wollte wusste er, im tiefsten Herzen wusste er es, was er getan hatte, verdammt.
    Er zuckte zusammen. Unwillkürlich. Ihre zarte, kleine Hand berührte seine Schulter. Kalt und doch so warm. Sie sagte nichts. Seine Augen suchten die ihrigen. Shara? Seine Mundwinkel zuckten nicht in die Höhe, aber die Fältchen in seinen Augen verrieten seine wahren Gefühle: Dankbarkeit. Sie sagte nichts und er brauchte infolge dessen auch nichts zu sagen. Das erleichterte so vieles. Er brauchte sich nicht zu rechtfertigen, es gab auch nichts zu rechtfertigen ... er wüsste nicht, wie. Und sie prangerte es auch nicht an. Ungerechterweise. Zum Glück. Er wollte, dass sie ihn in Frieden lasse, aber sie weigerte sich. Wieder einmal. Im ersten Augenblick wirkte sie nicht so, aber Shara besaß eine starke Persönlichkeit. Und das bewunderte er so an ihr. "Das werde ich nicht ..", sagte sie und Micah schluckte schwer. Er konnte nichts darauf erwidern. Was sollte er auch darauf erwidern? Im Geheimen war er froh drum, dass sie ihn nicht sich selbst überließ, dass sie trotz allem bei ihm blieb, dass ihre Hand immer noch auf seiner Schulter ruhte. Seine Hände zitterten. Er legte eine Hand auf ihre. "Lass uns hier raus gehen ..." - nichts lieber als das. Er drückte ihre Hand. Fest. Fester. Er drehte den Kopf zur Seite, auch wenn sie ihn schon hatte weinen sehen, die weiteren Tränen, die aus seinen Augen kullerten, sollte sie nicht bemerken. Es war genug. "Ja", flüsterte er leise. Wir sollten gehen. Er nahm ihre Hand von seiner Schulter und drückte sie fest. Er ließ sie nicht los. Er führte sie aus der Höhle und durch die Wälder des Polisees. Die Hand, die ebend noch aus unerklärlichen Dingen auf ihre Kehle drückte, ihr den Lebensgeist raubte, drückte er nun so fest, auf die ihrige, weil er sie um Gotteswillen nicht verlieren wollte. Niemals. Er starrte stur nach vorne. Er vermied ihren Blick. Er hätte ihn nicht ertragen. Es genügte ihn, ihre Hand zu halten, sie aus der Gefahr heraus zu führen. Und er war ihr unglaublich dankbar, nicht mit ihr reden zu müssen. Zu schweigen. "Ich bring' dich nach Hause", hatte er noch geflüstert. Ohne es recht zu bemerken. Als wäre er gar nicht anwesend.



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