Beiträge von NPC (RFRS)

    [Am Empfang] Natalie bei Lily, Cinnamon und Joe




    Das Mädchen war vermutlich gerade gewillt ihre Beweggründe zu schildern warum sie gerne eine Ausbildung zur Heilerin anstrebte, als die Eingangstür zur Klinik aufgerissen wurde und mit einem kräftigen Rumsen gegen die Wand dahinter knallte. Unweigerlich zuckte Natalie vor Schreck zusammen auch wenn es gewiss nicht das erste Mal war, dass hier Jemand mit ordentlich Karacho hereingestürmt war. In einer Klinik durchaus nichts ungewöhnliches und doch schoss der Puls der Brillenträgerin jedes Mal dabei in die Höhe. Der Blick der Ärztin fiel auf die beiden Neuankömmlinge - insbesondere auf den jungen Mann, welcher von Kannos Enkelin gestützt wurde - das war sie doch oder nicht? Es war schon länger her als sie Cinnamon das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Die alarmierenden drei Worte des Mädchens führten dazu, dass Natalie keine Zeit verlor und den Empfangstresen umrundete um nach dem Verletzten zu sehen. Als Allererstes nahm sie den jungen Mann entgegen - stützte ihn an Stelle der Anderen weil auch Cinnamon schon ziemlich erschöpft schien. Zwar schilderte sie ohne Punkt und Komma das was geschehen war und dafür war die Brillenträgerin ihr auch unheimlich dankbar aber auch der Enkelin des Magiermeisters war die Erschöpfung deutlich anzusehen. Sie rang nach Luft als Natalie ihren Blick über sie gleiten ließ - forschend - suchend. Nicht das ihr etwas entging. Oft stand man selbst so unter Schock weil man sich um einen Anderen so sehr sorgte, dass man selbst einfach nur funktionierte - egal wie es um einen selbst stand. War dies hier ebenfalls der Fall oder war es nur die Müdigkeit, die der Rothaarigen ins Gesicht geschrieben stand? So oder so war es auch wichtig sie im Auge zu behalten weswegen Natalie kurz nickte als ihre vielleicht neueste Schülerin sie nach einem Patientenzimmer fragte. Die Ärztin deutete in die Richtung der einzelnen Untersuchungsräume. Es waren nicht viele aber für die Beiden war noch alle Mal Platz. "Wärst du so freundlich und begleitest Cinnamon gleich in den ersten Raum?" Ihre Stimme war erstaunlich ruhig im Anbetracht des Tonfalls den die Enkelin des Magiermeisters an den Tag gelegt hatte aber für Natalie standen solche Dinge eben an der Tagesordnung. Es war auch wichtig in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren. Einstweilen unterstützte Natalie Joe dabei auf der Liege Platz zu nehmen, die gleich im Eingangsbereich stand - für genau solche Fälle. Als dieser sich mit einem Murren hingelegt hatte schob Natalie ihn auf der Liege ebenfalls in den ersten Raum. Der Raum bot ausreichend Platz um zwei Patienten zu behandeln. Obwohl sich die Beiden kannten zog die Ärztin den Vorhang vor aber nicht ohne Lily noch einmal zu versicher, dass sie gleich nebenan war und sich um Joe kümmerte falls sie etwas benötigte. Erneut glitt der Blick der Brillenträgerin über Cinnamon, welche inzwischen ebenfalls auf einer Liege Platz genommen hatte. "Danke, dass du ihn hergebracht hast..." kam es über Natalies Lippen, ehe sie hinter dem Vorhang verschwand und sich des jungen Mannes annahm. Sie kontrollierte seine Vitalzeichen, welche allesamt im Normbereich waren und checkte auch seinen verstauchten Knöchel, von dem Cinnamon gesprochen hatte. Er sah übel aus - war wirklich stark geschwollen, weshalb er unbedingt versorgt werden musste. "Ich muss dich jetzt auf Verletzungen untersuchen, in Ordnung?" erklärte die Brillenträgerin ihre folgenden Tätigkeiten. Der Körper des Anderen von Kratzern und Schrammen übersät musste Natalie feststellen als sie ihm aus den Klamotten geholfen hatte. Jedoch schien keine Verletzung derart erst das es seinen Zustand rechtfertigte. Erschöpfung? Vermutlich. Cinnamon hatte von einer Vergiftung erzählt - wahrscheinlich war sein Körper davon noch geschwächt. Natalie legte ihm einen Venenzugang und hing dem jungen Mann etwas Flüssigkeit an den Tropf. Das würde ihm ein wenig helfen das Gift aus dem Körper zu befördern falls noch etwas davon in seinem Kreislauf war. Dies erklärte sie dem Kerl auch nebenher auch wenn dieser die Augen geschlossen hielt - seinen Körper zur Ruhe kommen ließ. Etwas was er wirklich bitter nötig hatte. Manchmal forderte der Körper eben die Ruhe selbst ein wenn man sie ihm nicht freiwillig gab. "Ist bei euch alles in Ordnung?" hakte die Ärztin schließlich in Richtung Cinnamon und dem anderen Mädchen nach während sie schließlich auch noch alles für einen Verband bereitlegte, welchen sie am verstauchten Knöchel des Verletzten anbringen würde...

    [Bei Lily am Empfangstresen]


    In letzter Zeit war es ruhig gewesen. Zu ruhig. Die Heilerin fürchtete schon es könnte diese besagte Ruhe vor dem Sturm sein von dem Alle immer redeten aber sie nutzte die Zeit, die ihr dadurch geschenkt wurde dafür wieder neue Medizin herzustellen. Ihre Vorräte mussten aufgefüllt werden - Heiltinkturen mussten gemischt werden und auch von ihrer speziellen Wundsalbe war nicht mehr viel da. Es war immer eine Mammutaufgabe die zahlreichen Kräuter, die dafür von Nöten waren zu beschaffen. Ab und an hatte sie ihre Heiler Lehrlinge damit beauftragt aber wenn genug Zeit war ging die Ärztin auch gerne Mal selbst auf die Suche. Sie kannte die Plätzchen wie ihre Westentasche - wusste ganz genau wo sie suchen musste. Immerhin machte sie diesen Job schon eine ganze Weile. Irgendwann hatte sie zwar erwartet, dass ihr Sohn das Ruder an sich reißen würde aber dem war anscheinend nicht so. Wahrscheinlich hatte er mit seinen Teenager Zwillingen auch alle Hand voll zu tun. Ein amüsiertes Lachen entfuhr der Heilerin als sie schließlich ihren Namen hörte. Jemand fragte am Tresen nach ihr und da sie dem Herzchen am Empfang einen Weg ersparen wollte, schloss sie zu ihr auf und sah in das Gesicht eines Mädchens. Sie hatte sie schon öfters gesehen aber ihr Name wollte ihr gerade nicht einfallen. Die Mundwinkel der Brillenträgerin huschten nach oben als sie den Blick ihrer blauen Augen auf den Neuankömmling richtete. Sie schien nicht verletzt - nicht offensichtlich zumindest aber vielleicht führte das Mädchen ein anderes Gebrechen zu ihr. Nicht alle Dinge waren auf den ersten Blick ersichtlich weshalb Natalie schließlich über ihre Brillengläser hinweg zu der Anderen sah. "Wie kann ich dir helfen, Liebes?" erkundigte sich die Ärztin schließlich und war fast ein bisschen froh darum den Tag nicht ausschließlich mit dem Anrühren von Tinkturen und Mischen von Salben zu verbringen. Schließlich hatte sie diesen Beruf nicht deshalb gewählt...

    Sie hatte wahrscheinlich schon mit dieser Frage gerechnet. Irgendwie rechnete man doch irgendwie automatisch damit wenn man sich für einen Weg wie diesen entschied - die Beweggründe - das was einen antrieb. Jeder hatte sie. Meistens waren sie die Gleichen. Das Streben nach Stärke - das Wissen das man sich im Ernstfall verteidigen konnte. Es lief auf das Selbe hinaus. Als die folgenden Worte über ihre Lippen kamen nickte der Bartträger kurz und knapp. Sie war also wirklich eine von ihnen. Eine von den Seelen die ihr Leben gelassen hatten bei dem Angriff damals - eine von denen die zurückgekehrt waren, die eine zweite Chance erhalten hatten wenn man es denn als solche bezeichnen wollte. "Und du glaubst das Kriegerdasein bewahrt dich davor?" Er hatte das Zittern in ihrer Stimme bemerkt. Natürlich. Sie hatte viel durchgemacht. Das hatten sie alle. Aber es gab keine Garantie fürs Überleben. Manchmal schien es doch fast so als würde Gevatter Tod stehts über ihnen schweben und sich wahllos eine neue Seele herauspicken, die er für sich beanspruchen konnte. Unabhängig von Alter oder Kampfeskraft. Sein Blick ruhte auf der Elfe, welche für einen Moment ihren Blick abwandte. Vielleicht ein Stück weit in Erinnerungen schwelgte - ganz eindeutig nicht nur gute. Eine Sekunde lang glaubte Bade so etwas wie einen Zweifel in ihrem Gesicht entdeckt zu haben. Zweifel an dem Weg, den sie bestreiten wollte. Zweifel an sich. Doch es dauerte nicht lange und sie schien wieder gefestigt - fast so als hätte sie den innerlichen Kampf für sich gewonnen. Sie fuhr fort. Erklärte ihm warum es nicht dieses und nicht jenes werden sollte. Warum sie die Magie ablehnte und warum sie auch keine Heilerin werden wollte. Aber das waren nicht die Dinge, die er hören wollte. Er wollte keine Rechtfertigung warum sie all das nicht gewählt hatte. Er wollte Gründe die für den Werdegang als Krieger sprachen. Nicht für irgendjemanden. Er wollte ihr Gründe hören. Ihre Worte waren gewandt. Natürlich. Sie hauste schließlich bei der hiesigen Adelsfamilie. Worte schienen dort oft relevanter als andere Fähigkeiten aber das Adelshaus stand hier jetzt nicht zur Debatte. Die junge Frau war hier um für sich selbst einzustehen. Besonders hellhörig wurde der Bartträger als sie zum Ende kam - als es wirklich um das Kriegerdasein ging. Er hob eine Augenbraue. Ihre Einstellung war fragwürdig. Vielleicht nicht ihre Einstellung per se aber so wie sie ihre Aussage formulierte. "Man rettet keine Leben nur weil man das Leben eines Anderen nimmt." Ein Seufzen entwich seiner Lunge und der Krieger fuhr sich einmal durch das Haar bevor er sich wieder auf seinen Gegenüber konzentrierte, versuchte seine Sicht der Dinge deutlich zu machen auch wenn er keineswegs so redegewandt war wie die junge Elfe hier vor ihm. "Ein Leben zu nehmen sollte stehts die letzte Option sein." Er wollte sie nicht belehren aber vielleicht ein Stück weit sehen in wie weit sie diese ganze Sache durchdacht hatte oder ob es nur ein verzweifelter Versuch war stärker zu werden - sich beim nächsten Angriff vielleicht nicht so hilflos zu fühlen. "Glaubst du, du wärst überhaupt dazu in der Lage ein Leben zu nehmen? Könntest du mit den Folgen leben?" Mit dem Wissen das Blut an ihren Händen klebte? Manchmal blieben nur wenige Sekunden um eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. War sie in der Lage, wie auch immer ihre Entscheidung ausfallen würde, damit zu leben? Die Wenigsten konnten das. Die Wenigsten fanden danach Schlaf - zweifelten stattdessen oft jahrelang an ihren Entscheidungen. Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Sie wollte einen Neuanfang. Na schön. Er sei ihr gewährt. Eine Chance hatte schließlich jeder verdient. Danach würde er entscheiden ob die junge Frau sich als Kriegerin eignete. Der Blick des Bartträgers wanderte über die Gestalt vor sich, die sich verbeugte um ihr Anliegen erneut vorzubringen. "Von heute an werden wir jeden Tag trainieren - dann sehen wir weiter..." Bade nannte der jungen Elfe noch Treffpunkt und Uhrzeit. Sein Blick lies keine Widerworte zu. Wenn sie sich sein Lehrling schimpfen wollte musste sie sich beweisen - Tag für Tag aufs Neue.

    Ohne die Miene zu verziehen beobachtete Pico das Verhalten der Anwesenden. Sie legte den Kopf etwas schief als der Mann mit den längeren Haaren offensichtlich auf sie aufmerksam geworden war und doch nur mickrige Laute über seine Lippen kamen bevor er schließlich den Anderen vorschob und sich ein Stück weit hinter dessen breiter Statur versteckte. Das Mädchen blinzelte und der Blick ihrer grünen Augen haftete sich an das kantige Gesicht des Silberhaarigen, der wenigstens mehr über die Lippen bekam als seine Begleiter. Wortlos näherte sich Pico den Anwesenden - trat hinter dem Schreibtisch hervor auf dem Arthur eine ziemliche Unordnung hinterlassen hatte. Kurz vor dem Silberhaarigen kam sie zum Stehen - begutachtete das Gefäß in seinen Händen, in dem sich offenbar Spinnweben befanden bevor ihr Blick wieder über die unerwünschten Besucher wanderte und bei demjenigen Halt machte der zumindest der gemeinen Sprache mächtig war. Wieder legte sie den Kopf etwas schief was dazu führte das die kleinen Sterne an ihrem Hut zu ihrer Bewegung wippten. "Ich weiß nicht ob ihr das könnt. Das müsst ihr doch selbst wissen." Was für seltsame Gestalten. Sie kannte sie nicht also woher sollte Pico wissen, ob sie des Schreibens mächtig waren da bereits Zwei von ihnen offenbar schon Schwierigkeiten hatten auch nur einen vollständigen Satz über die Lippen zu bekommen. Außerdem leuchtete dem Mädchen nicht ein warum sie nicht einfach die Spinnweben genommen hatten, die hier in jeder Ecke zu finden waren. Offenbar mangelte es den Besuchern an Intelligenz. Eine Vermutung, die dem Mädchen nicht das erste Mal in den Sinn kamen. War für bemitleidenswerte Wesen. Sie wandte sich von den drei Gestalten ab und näherte sich wieder dem Schreibtisch bevor sie über ihre Schulter blickte ohne jegliche Regung in ihrem porzellanähnlichem Gesicht. "Ich glaube ihr solltet jetzt gehen." Ihre Langeweile hatten sie nicht vertrieben. Also gab es keinen Grund dafür zu bleiben. Richtig?

    Langsam drehte sich die junge Frau in seine Richtung. Unweigerlich hob der Bartträger eine Augenbraue als sie ihn mit Sir ansprach. Er erinnerte sich tatsächlich nicht daran wann dies das letzte Mal der Fall gewesen war. Man brachte ihm zwar gerne den nötigen Respekt entgegen aber es fühlte sich fast schon befremdlich an auf diese Weise angesprochen zu werden. Sie verriet ihm ihren Namen und einen Moment lang hielt Bade den Atem an. War sie nicht eine der Rückkehrerinnen? Kaum merkbar zog der Krieger seine Stirn in Falten - erinnerte sich zwangsläufig an jenen Tag. Es war nicht leicht sich daran zurück zu erinnern. Ein einschneidendes Erlebnis - für alle. Ganz besonders für jene die ihr Leben gelassen hatten und jene die Jemanden verloren hatten. Sein Blick lag wortlos auf der jungen Frau vor sich. Abwartend obwohl er den Grund für ihre Anwesenheit eigentlich schon kannte oder zumindest erahnen konnte. Da er weiterhin schwieg für sein Gegenüber fort - rückte folgend mit der Sprache heraus. Als sie ihr Anliegen Kund getan hatte schwieg Bade noch immer - lies sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Flüchtig wanderte sein Blick über ihre Bekleidung. Eine Dienstmagd. Ein langer Rock. Durchaus unpassend und störend als Kriegerin aber es mochte gut sein sie selbst darauf kommen würde wenn er sie in die Lehre nehmen würde. "Weshalb?" Erkundigte sich Bade beiläufig nach ihren Gründen. Er fragte nicht nach ihren Beweggründen warum sie sich verteidigen wollte. Die waren offensichtlich - lagen auf der Hand - waren mehr als nachvollziehbar. Diesen Wunsch hegte in Zeiten wie diese es waren irgendwo jeder. Man wollte in erster Linie das Leben seiner Liebsten und sein eigenes schützen - wollte im Falle eines Angriffs nicht machtlos sein. Warum genau wollte sie den Weg einer Kriegerin bestreiten. Ihre Arme waren dünn. Hatte wie überhaupt die Kraft an vorderster Front zu kämpfen und ein Schwert zu führen? Bade hatte keine Bedenken weil sie eine Frau war. Das Eine schloss das Andere schließlich nicht aus aber es war ein Fakt, dass es gewisse körperliche Anforderungen brauchte um dem Kriegerdasein gerecht zu werden. War sie sich dessen bewusst? Es musste so sein. Sie wirkte nicht wie Jemand der heute Morgen aufgestanden war und plötzlich diese Idee im Kopf gehabt hatte. Sie wirkte wie jemand der sich Gedanken dazu gemacht hatte aber hatte sie ihre Gedanken auch ein Stück weit weitergesponnen?

    [NPC] mit Odette & Kross am Kräuterstand


    Der Händler rieb sich die Schläfen, als die beiden Jungspunde meinten, nicht zahlen zu können. Er war davon ausgegangen, dass seine exzentrische Vertretung, die er wohl gut kannte, den Deal schon besiegelt hatte. Aber er hätte es wohl besser wissen müssen. Kopfschüttelnd blickte er die junge Dame, die mit großen, hoffnungsvollen Augen zu ihm aufsah und ihren Begleiter, der selbst peinlich berührt zu sein schien, an. Dann seufzte er. Tief. "Meinetwegen.", brummte er. Mit 27 Goldtalern hatte er zwar noch immer Gewinn gemacht, aber für den Aufwand und die Seltenheit des Univirhorns war das eigentlich zu wenig. Aber der Händler hatte ein Gespür dafür, wo das begehrte Gut landen würde und er würde so oder so noch Arthur zur Rede stellen. War man einmal nicht da... "Meinetwegen...", wiederholte er und murmelte noch etwas unverständliches vor sich hin, ehe er das Univirhorn, welches sich in Pulverform in einem kleinen Döschen befand, an die junge Dame mit dem lila Zopf aushändigte und im Gegenzug Gold und Gewürztütchen entgegen nahm. Diese beäugte er kurz um ihren Wert einzuschätzen. Etwas besonderes enthielten sie wohl nicht, aber dann würden sie zumindest sein Abendessen bereichern. "Und nun geht, bevor ich es mir anders überlege und dich doch als Pfand hier behalte.", meinte er, "Gegen ein bisschen mündliche Empfehlung hätte ich übrigens nichts einzuwenden, falls ihr euch noch eine Weile hier aufhalten solltet." Er zuckte mit den Schultern - was konnte es schaden? - ehe er die Goldstücke schließlich in seine Kasse - ein kleines Kistchen - einsortierte.

    Es war zwecklos, richtig? Warum hatte er überhaupt jemals etwas anderes gedacht? Ein Seufzen entwich der trockenen Kehle des alten Schmieds. Die Aufmerksamkeitsspanne seines Gegenübers lies ohnehin zu wünschen übrig. Leo runzelte seine Stirn und strich die Falten darauf folgend mit einer Hand glatt - fast so als würde ihm dieses Gespräch Kopfschmerzen bereiten weil es sich immer weiter im Kreise drehte. Wenigstens machte ihm das Elfenmädchen keinerlei Schwierigkeiten sondern zog fast schon verständnisvoll von dannen. Vielleicht war es auch ihr aufgefallen, dass sich die ganze Sache hier noch weiter in die Länge ziehen konnte. Sie tat gut daran zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu kommen. Die vorhin verhältnismäßig gelassene Stimmung des Alten war mit der Torheit seines Gegenübers gekippt und sie schien es auch diesen Jungspund zu ergehen. Die Beiden schenkten sich nicht wirklich etwas und der Bartträger war nahezu versucht das Bürschchen beim Kragen seines Hemdes zu erwischen und aus seiner Schmiede zu zehren. Noch bevor der Angetrunkene jedoch zu weit gehen konnte ertönte erneut das helle Glöckchen an der Tür. Es kündigte einen erneuten Besucher an. Nahezu zeitgleich entglitt den beiden Streithähnen ein genervter Laut. Es war fast so als würde eine höhere Macht verhindern wollen das dieses Geschäft über die Theke ging - wenn man denn an besagte höhere Macht glaubte. Leo fixierte das junge Fräulein, dem die Gesichtszüge entglitten als ihr die doch sehr zweifelhafte Stimmung in der Schmiede auffiel. Sie wirkte folgend etwas eingeschüchtert - fast so als würde sie die Schmiede am Liebsten gleich wieder hinter sich lassen. Dem Grauhaarigen käme das nur Recht. Sie konnte diesen aufmüpfigen Pimpf auch gleich mitnehmen damit endlich wieder Ruhe in diesen vier Wänden einkehrte. Das blonde Ding hatte ein Päckchen aus ihrer Tasche hervorgeholt, zögerte aber mit der Übergabe. Beinahe kam ihm wieder ein genervter Laut über die Lippen, den Leo gerade noch bremsen konnte indem er seine Lippen zusammenpresste und stattdessen nur ein Grummeln von sich gab als die Postbotin gleich wieder von dannen ziehen wollte. "Hmpf... darauf habe ich schon gewartet..." kommentierte der Schmied und nuschelte dabei in seinen Vollbart hinein. Er deutete dem Mädchen mit einer Geste das sie näher kommen sollte, damit er das Päckchen entgegennehmen konnte. Das mussten die Edelsteine sein, die er bestellt hatte um damit diverse Waffen aufzuhübschen. Er selbst gab nicht viel darum. Eine Waffe musste schlichtweg funktionieren aber es fand sich immer wieder Kundschaft, die doch eine gewisse Optik bevorzugten und dafür einen guten Preis zahlten. Leo hob eine Augenbraue und warf einen Blick in die Richtung des Jungen, der nach wie vor nur in die Luft schaute und keinerlei Anstalten machte sich für ein Schwert zu entscheiden. "Hast dus bald oder willst du noch den restlichen Tag hier rumstehen und Löcher in die Luft starren...?"

    Er spazierte gerade über das Gelände der Kaserne als sein Blick auf einen Neuankömmling fiel. Hier rund um die Kaserne sah man sonst für gewöhnlich immer die gleichen Gesichter. Zielstrebig marschierte die junge Frau den Weg entlang. Irgendwie wirkte sie fast schon fehl am Platz. War sie eine Bedienstete der hiesigen Adelsfamilie? Zumindest lies ihre Kleidung darauf schließen oder aber sie hatte einfach einen Faible für Dienstmädchenoutfits. Was es auch war - es war nicht seine Sache und trotzdem waren ihm diese Gedanken ganz automatisch gekommen, ließen sich gar nicht verhindern. Bade wischte sich mit der Rückseite seiner Hand über die Stirn. Auch wenn es gerade erst ein wenig wärmer geworden war, war die Arbeit in der prallen Sonne doch relativ schweißtreibend. Es war wohl Zeit für eine Pause. Auch er fand sich schließlich auf dem Weg wieder über den vorhin die junge Frau geschritten war. Erneut fiel sein Blick auf sie. Nicht zuletzt weil sie seine Gehilfen von der Arbeit abhielt. Als ihn und die Beiden nur noch wenige Schritte trennten, schnappte er ihre Worte zwangsläufig auf. Er hielt unweit von ihr entfernt an. Der Blick des jungen Mannes, der noch gar nicht zur Antwort angesetzt hatte, fiel auf ihn - wanderte über seine breite Gestalt. "Wer will das wissen?" erwiderte der Bartträger schließlich auf die Frage der Fremden auch wenn diese gar nicht an ihn gerichtet war. Es genügte ein Blick und der Gehilfe, der dem Fräulein noch eine Antwort ausständig war, widmete sich wieder seiner Arbeit. Bade war eigentlich nicht wirklich streng mit seinen Lehrlingen aber anscheinend schwang seiner Gestalt ein gesunder Respekt mit und das war auch gut so. Der Kriegermeister schätzte einen respektvollen Umgang. Genau genommen war Bade verhältnismäßig wohl noch einer der lockereren Lehrmeister wenn er seine Kollegen so ansah. Dennoch hatte der Mann hohe Erwartungen an seine Auszubildenden. Das Eine schloss das Andere aber nicht zwangsläufig aus. Sein Blick wanderte über das Gesicht der jungen Frau, als sie sich ihm zuwandte. Irgendwie war es ihm vertraut aber er konnte sich auch täuschen. Es war ihm so oder so unmöglich diesem Gesicht einen Namen zuzuordnen. Damit tat sich der Meister ohnehin immer relativ schwer - vor allem bei den Gesichtern, die ihm nicht allzu oft über den Weg liefen. Der Krieger neigte seinen Kopf zur Seite und hob eine Augenbraue. War sie hier um eine Kriegerin zu werden? Meistens war dies der Grund warum sich vereinzelte Dorfbewohner hierher verirrten.

    Das sarkastische Kommentar des angetrunkenen Mannes kommentierte der Schmied lediglich mit einem scharfen Blick seinerseits. Was für ein vorlautes Mundwerk dieser Bengel hatte. Kein Respekt vor dem Alter. Aber das war heutzutage sowieso eher eine Seltenheit. Ein höhnischer Laut drang über die spröden Lippen des alten Mannes als seine dunklen Augen über die Gestalt seines Gegenübers wandern lies. Er beäugte ihn wie er das Schwert in seinen Händen hielt, wie er damit sachte hantierte. Vielleicht damit dem Alten sein Zittern nicht auffiel. Vielleicht weil er sich selbst etwas beweisen wollte. Wer wusste das schon so genau. Eigentlich interessierte es den Schmied auch gar nicht. Sein Augenmerk lag auf das was vor ihm lag und nicht was hinter der Fassade verborgen war. Dafür war Jeder selbst verantwortlich. Leo war immerhin kein Seelenklempner und würde wohl auch gar nicht dazu taugen. Als auch der Blick des jungen Mannes in die Richtung der jungen Frau wanderte, die im nächsten Moment die Schmiede betrat entdeckte er eine Regung im Gesicht des Jünglings. Seine Hand hatte sich stärker um das Schwert darin zusammengekrampft. Der Grauhaarige hob eine Augenbraue und packte ihn am Kragen um ihm noch einmal auf den Zahn zu fühlen - böse Zungen würden vielleicht sogar behaupten um ihm zu drohen. Der Alte hatte ihn gerade wieder losgelassen als der Angetrunkene tatsächlich die Frechheit besaß sein Wort zu erheben - sich im Ton zu vergreifen. Leo war Niemand der auf Etikette sonderlich viel wert legte. Es war ihm schlichtweg egal. Aber dieser Taugenichts wollte immerhin etwas von ihm und nicht umgekehrt. deshalb ergriff der Bartträger die Hand des Anderen mit der er ihn weggeschoben hatte und riss ihn damit näher an den Tresen. Leo war zwar alt aber durch sein tägliches Handwerk war er keineswegs in die Jahre gekommen. Es erforderte immerhin einiges an Kraft um den Schmiedehammer zu schwingen. "Hör zu Bürschchen. Du bist es der etwas von mir braucht. Also überleg dir gut in welchem Ton du sprichst..." Seine dunklen Augen funkelten den jungen Kerl an. Ein Grollen drang aus seiner Kehle. "Ich gehe nicht davon aus das du dumm genug bist Jemanden mit diesem Schwert zu verletzen und wenn du dir damit selbst etwas antust ist es mir im Grunde egal..." Der Griff um den Arm des jungen Mannes wurde fester bevor er ihn schließlich wieder losließ. "Ich hoffe für dich du hast deine Gefühle im Kampf besser unter Kontrolle. Wenn dem nicht so ist sehe ich schwarz..." murmelte der alte Schmied in seinen Bart hinein und warf dem Kerl einen zweifelnden Blick zu, der wohl zeigen sollte, dass es ihm nicht verborgen geblieben war das die Anwesenheit der Elfe ihn aus der Bahn geworfen hatte. Eben jene dritte Person trat schließlich vor und ergriff das Wort. Ohne zu zögern verlangte sie nach Zwillingsschwertern. Kurz huschte der Blick des Schmieds über die schlanke Gestalt. Sie war eine der Toten, nicht wahr? Eine Sklavin pardon Dienerin der Adelsfamilie. "Ich bin beschäftigt..." kam es knapp über die Lippen des Grauhaarigen, der einen Blick in die Richtung des Anderen warf, der offensichtlich immer noch mit seiner Entscheidung haderte und somit das Geschäft aufhielt. "...also warte oder komm ein anderes Mal wieder..."

    Es war einmal eine kleine Familie bestehend aus Turner, seiner Frau Rita und ihrer gemeinsamen Tochter Eunice. Ihnen gehörte die kleine Bar im Keller des Gasthofes. Der Gasthof gehörte zu einem der ältesten Gebäude der gesamten Stadt. Er war gefühlt immer schon da gewesen - hatte zahlreiche Inhaber über die Jahre gehabt. So war es wahrscheinlich nur eine Frage de Zeit gewesen, dass es irgendwann dazu kommen musste. Was genau fragt man sich nun? Es geschah im Schutze der Nacht. Die Rohre des Gebäudes unterlagen ihrem Alter. Unbemerkt kam es zu einem Rohrbruch. Nach und nach sickerte Wasser durch die Bruchstelle. Erst waren es nur ein paar Tropfen doch dann wurde es immer mehr. Irgendwann stand der ganze Keller unter Wasser. Der Schock am nächsten Morgen war groß. Die ganze Bar war geflutet. Es war ein Kampf den ganzen Keller wieder von Wasser zu befreien. Noch viel Schlimmer war es für Rita und Turner zu sehen, dass das was sie geschaffen hatten den Bach hinunter ging. Sie hatten so viel Mühe und so viel Arbeit in die kleine Bar im Keller des Gasthofes gesteckt und nun war alles hinüber. Sie waren untröstlich - grübelten Tage lang darüber nach wie sie all das wieder hinbekommen sollten als sie durch eine glückliche Schicksalsfügung ein Angebot von der Stadt bekamen, welches sie nicht abschlagen konnten. Die Taverne war auf der Suche nach neuen Inhabern. Schnell war die Entscheidung gefällt. Das war es doch was sie sich immer erträumt hatten seit dem es sie nach Trampoli verschlagen hatte. Die Taverne bot so viele Möglichkeiten ihre Ideen umzusetzen. Möglichkeiten, die im Keller des Gasthofes nur begrenzt da gewesen waren. Die Beiden konnten gar nicht fassen so viel Glück im Unglück zu haben. Turner hatte wahrscheinlich sogar ein paar Tränen in den Augen - stritt es aber im Nachhinein vehement ab. So kam es das Turner und seine Frau Rita mit ihrer gemeinsamen Tochter Eunice in die Taverne umzogen und die Bar im Keller des Gasthofes Geschichte war. Ende.

    Der Schmied hob eine seiner buschigen Augenbrauen als der Angetrunkene schließlich zugab, dass er seinen Besuch in der Schmiede wohl länger hinausgeschoben hatte weil er sich den Tests nicht stellen wollte, für die der Alte bekannt war. Es dürfte sich immerhin schon herumgesprochen haben, dass der Grauhaarige seine Waffen nicht an Jeden verkaufte. "Vielleicht hattest du nüchterner auch einfach nicht die Eier um hier aufzukreuzen..." äußerte Leo mit einem strengen Blick auf den Jungspund, der gerade die Schwerter, welche auf dem Tresen lagen genauer begutachtete aber offensichtlich auch überfordert schien mit dem Hauch an Gutmütigkeit, wenn man es denn als solche bezeichnen wollte, die der Schmied an den Tag legte. Vielleicht war er über die Jahre auch einfach müde geworden - gnädiger gegenüber den Anwärtern. Wer wusste das schon genau. Auch Leo hatte mittlerweile schon einige Jahre auf den Buckel und es war immerhin allseits bekannt, dass man im Alter so seine Eigenheiten entwickelte. Argwöhnisch musterte der Bartträger seinen Gegenüber. Bemerkte dabei wie sein Gesichtsausdruck sich wandelte und er dem Schmied in einem ernsten Tonfall versicherte, dass er noch nie Jemanden mit seinem Schwert verletzt hatte. Vielleicht war es etwas in seinem Blick, dass dem Alten glauben lies, dass er die Wahrheit sprach. Wahrscheinlich hatte er viel durchgemacht. Wie jeder hier. Es war noch lange kein Grund besoffen in der Schmiede aufzutauchen aber wahrscheinlich hatte der Jungspund seine Gründe. Ein argwöhnischer Lacher verließ die Kehle des alten Mannes als sein Gegenüber seine Entscheidung hinterfragte und ihn im selben Atemzug beschuldigte sich ebenfalls berauscht zu haben. Und auch wenn der Bartträger es genoss sich ab und an in der Taverne ein Bier zu gönnen so war er dann doch nicht der Typ, der an Festivitäten wie diesen teilnahm. Er hatte genug Arbeit in der Schmiede. Vor allem seit er hier alleine war - ihm keiner zur Hand ging. Auch wenn er die Arbeit der Anderen stehts mit Argusaugen begutachtet hatte, so war er um eine helfende Hand doch dankbar gewesen. Mit den Jahren wurde das Schmiedehandwerk nicht wirklich leichter - eher das Gegenteil. "Glaubst du ich erkenne nicht wer fähig ist eine Waffe zu führen...?" Erneut drang ein Lachen aus der Kehle des Alten. "Unabhängig davon in welchem Zustand er ist...?" Leo zog eine Augenbraue nach oben. Das kleine Glöckchen an der Eingangstür ertönte. Er schenkte der jungen Frau einen flüchtigen Blick ehe er sich am Tresen vor sich abstützte und auf die Entscheidung des Jungspundes wartete aber auch nicht allzu lange da er folgend nach dem Kragen seines Gegenübers griff und ihn so näher an sich heran zog, so dass nur er seine Worte hören konnte. "Ich hoffe für dich das bisschen Verstand in deiner Birne reicht aus um Andere durch deine zweifelhaften Entscheidungen nicht in Gefahr zu bringen. Sollte es dazu kommen werde ich dich finden und du wirst es bereuen diese Schmiede jemals betreten zu haben..." Leo lies seinen Gegenüber wieder los. Seine Mundwinkel huschten kurz nach oben als er sich wieder etwas entspannter auf den Tresen lehnte. Wenn der Kerl glaubte er müsse sich betrunken in Abenteuer stürzen war das seine Sache. Aber es war etwas Anderes wenn er Andere mit hinein zog.

    Der alte Schmied musterte den Jungen. Vielleicht erinnerte er ihn ein Stück weit an sich selbst. So oder so er hatte etwas an sich was Leo daran hinderte ihn gleich aus der Schmiede zu befördern. Möglicherweise war er es über die Jahre hinweg einfach müde geworden zu testen ob seine Kunden seiner Waffen würdig waren oder ob es für die Allgemeinheit besser war wenn sie lieber keine Waffen führten. Es gab definitiv eine Vielzahl an Menschen, die in die zweite Kategorie zählten soviel war sicher. Ob der Kerl vor ihm dazu gehörte wusste der Bartträger nicht so recht. Er erinnerte sich nicht an das letzte Mal als er bei ihm gewesen war aber das war dem mittlerweile Grauhaarigen einerlei. Er erinnerte sich nicht immer an die ganzen Gesichter, die hier ein- und ausmarschierten. Eine seiner buschigen Augen hob sich als der Typ meinte, er wolle sich einfach auf der Bank vor der Schmiede ausschlafen wenn Leo ihn jetzt nicht bediente. Ein abfälliger Laut verließ die spröden Lippen des Alten als er genauer über den Vorschlag des Jungen nachdachte. "Vergiss es." drang es harsch aus der Kehle des Bartträgers. "Du vergraulst mir noch die ganze Kundschaft..." Er brauchte keinen nach Alkohol stinkenden Kerl, der hier vor seiner Schmiede herumlungert. Darauf konnte er gut und gerne verzichten weshalb sich Leo wortlos nach den an der Wand hängenden Schwertern umdrehte und eine Auswahl vor dem Anderen am Tresen auslegte damit er sich eines davon aussuchen konnte. Leo verschränkte die Arme vor seiner Brust und musterte den Kerl durch seine dunklen Augen. "Sei so gut und verletz wenigstens keine anderen Menschen damit...." murmelte der Alte in seinen Bart hinein und kniff die Augenbrauen zusammen. "Was du mit dir selbst anstellst ist mir einerlei..." Wenn er im Suff meinte mit dem Schwert zu hantieren konnte er das gut und gerne machen solange sonst Niemand dadurch zu schaden kam. Zuzutrauen wäre es dem Typen auch nachdem er ganz offensichtlich gerne einmal ein Paar über den Durst trank. Nichts was der Schmied nicht von sich selbst kannte aber dennoch konnte Leo selbst dann gut einschätzen wann es vernünftiger war lieber nicht zur Waffe zu greifen. Das konnte man nicht von Jedem behaupten.

    Es war ein furchtbar langweiliger Tag. Niemand war zu Hause mit dem sie sich beschäftigen konnte. Ein Seufzen verließ die Kehle des jungen Mädchens als sie schließlich die Eingangstüre hörte. Vielleicht war wenigstens Arthur wieder zu Hause und wusste wie man ihre Langeweile vertreiben konnte. Pico näherte sich der Treppe und schielte nach unten. Im Eingangsbereich standen drei Männer. Sie blinzelte und beobachtete die Fremden von ihrem Platz aus. Waren es Einbrecher? Wenn dem so war dann machten sie ihre Arbeit aber wirklich ganz schlecht, denn sonderlich leise waren sie jetzt nicht. Das Mädchen klammerte sich an das Geländer der Treppe und schielte nach unten. Vielleicht war Arthur ja bei ihnen aber dem schien nicht so zu sein, da der Kleinste der Truppe folgend gleich nach ihm rief. Es waren also Besucher? Zumindest schloss Pico schon einmal aus, dass sie böse Absichten hatten und schlich sich die Treppe nach unten. Sie bewegte sich leise - gab keinen Laut von sich und spazierte hintern den gut gefüllten Regalen vorbei ohne sich bemerkbar zu machen. In den Regalen waren unzählige Zutaten und zahlreiche Träne verstaut. Das Mädchen genoss es hier herum zu stöbern wenn Arthur einmal nicht zu Hause war auch wenn er ihr eben das schon mehrmals verboten hatte. Aber verbotene Dinge waren doch immer viel reizvoller, oder nicht? Die Männer schienen ungeduldig zu werden, weshalb Pico schließlich wortlos hervortrat, hinter dem Schreibtisch auftauchte, hinter dem meist nur Arthur anzutreffen war. Man hatte sie noch immer nicht bemerkt. Unhöflich eigentlich. Das Mädchen legte den Kopf schief und musterte die Männer, welche hier irgendwie unpassend wirkten. Zumindest zwei davon schienen doch viel lieber das Schwert zu schwingen als sich mit Alchemie zu beschäftigen. "Arthur ist nicht zu Hause." kam es knapp über die Lippen des Mädchens und der Blick ihrer hellen Augen wanderte kurz über die Gesichter der Männer, die sich ihr nun zugewandt hatten als müsste sie sich jedes kleinste Detail davon merken. "Und Meister Kanno wohnt hier nicht." Sie unterlies jegliche Erklärung. Ihr Blick wanderte kurz zu dem Glasfläschchen in den Händen der Unbekannten bevor sie ihren Kopf wieder anhob als wartete sie nur darauf das die Drei wieder abhauten oder zumindest den Grund für ihr Kommen verkündeten.

    [NPC] am Kräuterstand | mit Kross & Odette



    Arthur verzog das Gesicht, als Odette's düsterer Gefährte sich - mal wieder - ganz und gar flegelhaft verhielt. Höflichkeit war diesem Gesellen definitiv nicht in die Wiege gelegt worden! "Komischer Lackaffe...?", wiederholte der Alchemiemeister undercover pikiert. Vielleicht hätte er für diesen da wirklich keinen Heiltrank verschwenden sollen - aber was geschehen war, war geschehen. Arthur legte sich gerade die Worte zurecht, um die beiden abzuweisen - Kundschaft hin oder her - als Odette, die mit Gedanken offensichtlich völlig woanders gewesen war, ihm ein Angebot unterbreitete. Ach Kind, dachte er sich über ihre selbstvergessene Art und rückte seine Brille zurecht. Kross und Odette könnten wahrlich gegensätzlicher nicht sein. Ihre positive Ausstrahlung stimmte ihn jedoch wieder wohlwollender. Auch wenn er über die Fähigkeiten des Univirhorns irritiert war. Woraus zitierte sie dies? Nun, es war nicht vollkommen falsch, aber definitiv fantasievoller als die Wahrheit. Arthur sprach direkt zu Odette, Kross übergehend, ein offensichtliches Zeichen seiner Geringschätzung. "Nun, der Regelpreis beläuft sich auf 50 Goldtaler, für den verdorbenen Ausdruck deines Freundes hätte ich allerdings das Doppelte verlangt." Und hätte dabei kein Stück nachgegeben. Eigentlich. "Dein freundliches Angebot weiß ich jedoch sehr zu schätzen und so würde ich mich auf 35 Taler einlassen, wenn du hältst, was du versprichst." Vergaß der Alchemiemeister etwa gerade seine Verkleidung? Die fahrende Karavane würde immerhin nicht ewig in der Stadt Trampoli verkehren. Gerade als ihm dieser Fehler auffiel, kam jedoch sein Bruder zurück und trat von hinten in den Wagen ein. Er sah ihm zum verwechseln ähnlich, wenn auch feine Unterschiede erkennbar waren, doch hatte Cephandrius die Kapuze ebenso tief ins Gesicht gezogen, dass die zwei Männer diesselbe Statur abgaben. "Vielen Dank für die Ablöse, Ar-." Der Alchemist stieß dem Kräuterhändler mit dem Ellenbogen in die Seite, bevor dieser seine Person komplett verraten konnte. Nun, vermutlich war es dafür sowieso schon lange zu spät. Cephandrius begriff glücklicherweise sofort, nachdem sein Blick auf die Kundschaft gefallen war.

    "35 Taler und ein Abendessen für mich.", wiederholte Arthur den Preis und klopfte seinem Bruder auf die Schulter, als er sich zum Gehen wandte. Odette warf er jedoch noch einen Blick über die Schulter zu. "Auf Zweiteres komme ich auf jeden Fall zurück, sei dir gewiss.", meinte er mit Schalk in den Augen und ignorierte das Stöhnen seines Bruders. "35 Taler? Dich lasse ich nicht mehr übernehmen, sonst bin ich bald nicht mehr flüssig, wie sehr hast du dich nur feilschen lassen?" Doch Arthur war schon verschwunden und ließ seinen armen Bruder mit dem offenem Geschäft bei Kross und Odette zurück. Doch ein Wort war ein Wort und Cephandrius würde es nicht brechen. Außerdem wusste er, dass er übertrieben hatte. Alles in Allem waren 35 Goldtaler ein wirklich fairer Preis - und man musste ja nicht alles auf diesem Fest überteuert verkaufen.

    Der Jungspund nahm kein Blatt vor den Mund. Er sagte die Dinge geradewegs heraus. Vielleicht eine Eigenschaft, die der alte Schmied irgendwie an seinem Gegenüber schätzte, ihn zugleich aber missmutig seine buschigen Augenbrauen heben lies. Die dunklen Augen des Alten musterten den Kunden als suche er nach dem gewissen Etwas, dass ihn offensichtlich schon einmal dazu bewegt hatte diesem Kerl ein Schwert auszuhändigen. Vielleicht hatte er sich verändert - vielleicht war aber genau diese schonungslose Ehrlichkeit, die ihn letztendlich beeindruckt hatte weil Leo ebenfalls diese Art Mensch war. Ein Mensch der nicht viel auf geschönte Worte gab - ein Mensch der seine Aussagen nicht mit blumigen Worten ausschmückte um seinen Gegenüber auch ja nicht zu verletzen. Die Tatsache, dass der Kerl besoffen war schmälerte die Euphorie, wenn man es denn als solche bezeichnen wollte, ein kleines bisschen und dennoch lachte er einmal laut auf als die Worte des Anderen an sein Ohr drangen. "Es gefällt mir das du mir nicht versuchst irgendeine Geschichte zu erzählen in der du am Ende als strahlender Ritter da stehst..." meinte der Bartträger und lehnte sich auf den Tresen. Er erzählte mit einer gewissen Gleichgültigkeit von dem Verlust seines Schwertes - fast so als würde er nicht gerade dem Menschen gegenüber stehen der eben jenes Schwert damals geschmiedet und in seine Obhut gegeben hatte. Leo nickte nur knapp als der junge Mann von beschissenen Tagen sprach. Sie waren wohl Begleiter eines jeden Lebens. Mal mehr - mal weniger. Wahrscheinlich hatte auch der nach Alk stinkende Kerl hier vor ihm schon genug miterleben müssen. Es war längst keine Frage des Alters und das war sich Leo sehr wohl bewusst. "...aber glaubst du denn du hast auch im nüchternen Zustand den Mumm mir so etwas ins Gesicht zu sagen und mich im gleichen Atemzug um ein Schwert zu bitten oder bist du nur so mutig weil du besoffen bist...?" Der alte Schmied verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf die Antwort des Anderen - hatte dabei fast schon herausfordernd eine seiner buschigen Augenbrauen gehoben. Gehörte der junge Mann vor ihm zu dem Typ Menschen, der nur den Mund aufbekam wenn er sich Mut angetrunken hatte oder war er auch sonst so wortgewandt? Nicht das Leo jemand war, der Wortgewandtheit als eine Art von Kriterium sah um seinen Kunden eine Waffe auszuhändigen. Da waren andere Eigenschaften doch definitiv gewichtiger.

    Abwartend wanderte der Blick seiner trüben Augen über das bekannte Gesicht seiner Enkelin, die offensichtlich erleichtert schien ihn zu sehen. Wäre es nicht Mitten in der Nacht und hätte das Mädchen ihn nicht aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen würde die Freude vielleicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Dem war aber nicht so. Vielmehr verwunderte den Magier der aufgelöste Gesichtsausdruck, der das flüchtige Lächeln wieder aus dem Gesicht des Mädchens wischte. Offensichtlich war sein Kopf jedoch noch nicht ganz wach weshalb Kanno erst einmal die Augenbrauen zusammenkniff und sich mit seiner freien Hand die Stirn massierte um sich vielleicht besser konzentrieren zu können. Währenddessen versuchte er der wirren Erzählung seiner Enkelin zu folgen. Man musste kein Genie sein um zu bemerken das sie und dieser Joe oder wie auch immer sein Name war - es schien dem Magier in diesem Moment nicht sonderlich relevant - definitiv mehr als nur ein bisschen getrunken hatten. Cinnamon wankte bereits im Stehen und lallte so sehr, dass der Weißhaarige Schwierigkeiten hatte sie überhaupt zu verstehen und er war sich sicher das er mittlerweile wieder wach genug war um ihr folgen zu können. Zumal die Erwähnung eines ungewollten Kusses den Bartträger doch hellhöriger werden hatte lassen. Spätestens jetzt landete der Name des jungen Mannes, der seine Enkelin offensichtlich begleitet hatte auf der imaginären schwarzen Liste des Magiers. Cinnamon sprach immer aufgeregter - erzählte Wichtiges und Unwichtiges im gleichen Atemzug und Kanno versuchte eben jene wichtige Informationen herauszufiltern als das Mädchen schließlich in Tränen ausbrach, offensichtlich Sorge um diesen Perversen hatte, der sich einfach so an seiner Enkelin vergreifen wollte. Vielleicht kam dem Alten einen Moment der Gedanke, dass es diesem Tunichtgut Recht geschah, dass ihn einmal Jemand einen Denkzettel verpasste. Aber seine eigene Fehde war hier Fehl am Platz denn wenn man den Worten seiner Enkelin Glauben schenken konnte ging es ihrem Begleiter nicht sonderlich gut. Keine Sekunde lang hatte Kanno an ihren Worten gezweifelt - es für einen miesen Streich gehalten oder etwas in der Art. Dafür wirkte sie zu verzweifelt. Wenn es um keine erste Sache ginge, hätte da stolze Mädchen ihn auch nie freiwillig um Hilfe gebeten - dazu war sie zu stur. Aber Not trieb Menschen zu vermeintlichen unmöglichen Dingen. Der Magier nickte schließlich wortlos und lies sich von seiner Enkelin in die Küche bringen, wo ein junger Mann regungslos am Boden lag. Es war wirklich kein schöner Anblick. Kanno kniff die Augenbrauen zusammen und kniete sich neben dem Kerl hin. Er rückte seine Brille zurecht und lies seinen Blick über ihn wandern. Speichel floss aus seinem Mundwinkel. Der alte Magier kniff ihn in den Unterarm um eine fragliche Reaktion herbei zu führen aber er zuckte nur einmal kurz und blieb folgend wieder regungslos liegen während undeutbares Gemurmel über seine Lippen kam. Eine Schnecke hatte Cinnamon gesagt. Hatte sie vielleicht ein giftiges Exemplar erwischt? Der alte Magier beugte sich über den jungen Mann und schob mit seinem Daumen seine geschlossenen Augenlider nach oben. Seine Pupillen waren stecknadelkopfgroß. Seine Teint war blass und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Eindeutig Zeichen einer Vergiftung. Eigentlich ein Fall für Natalie. Das Heilen von Kranken und Verletzten fiel ganz eindeutig in ihr Fachgebiet. Aber es war unwahrscheinlich das der alte Magier und seine betrunkene und aufgelöste Enkelin es schaffen würden diesen Kerl in die Klinik zu bringen und wenn sie länger warten würden wäre es vielleicht zu spät für ihn. Cinnamon zitterte und noch bevor Kanno sich ans Werk machte legte er zögernd seine Hand auf ihre Schulter. "Er wird schon wieder - keine Sorge..." Kurz huschten seine Mundwinkel nach oben als er sich wieder dem regungslosen Körper des jungen Mannes zuwandte. Nun war nicht die Zeit für Vorwürfe oder Tadel. Dafür war nachher noch Zeit. Der Magiermeister schloss die Augen und legte seine Hände über den Anderen. Ein Zauber den er früher oft angewandt hatte. Nicht sonderlich angenehm aber erfüllte in der Not seinen Zweck. Fremde Worte verließen die schmalen Lippen des alten Mannes. Immer wieder wiederholte er besagte Worte, die dafür Sorgen würden das der Körper des Jüngeren das Gift abstoßen würde, es wieder aus seinem Organismus verschwand. Es blieb dem Bartträger nicht verborgen wie rasch das Gift vorgedrungen war - wie schnell es Besitz von dem Körper des Anderen ergriffen hatte. Kannos Magie reinigte das vergiftete Blut des Betroffenen und tatsächlich kostete es in einiges an Kraft den Zauber voran zu treiben - ihn zu helfen. Der Schweiß stand auf der Stirn des Weißhaarigen und während weiterhin Worte in einer längst vergessenen Sprache über seine Lippen kam, verschwand das Gift nach und nach aus dem Organismus des Mannes, dessen Name anscheinend Joe war. Der einzige Nachteil - sein Körper musste ebenfalls dagegen ankämpfen und das würde er. All das Gift, welches es über seine Schleimhäute aufgenommen hatte würde dafür sorgen, dass sich der gesamte Mageninhalt des Mannes sich folgend entleeren würde aber das war vergleichsweise auch das geringere Übel, nicht wahr? Da Kanno bereits ahnte wie Joe auf diesen Zauber reagieren würde wich er ein gutes Stück zurück um aus der Schusslinie zu gehen. Er konnte es jetzt nicht gebrauchen auch noch von diesem Halbwüchsigen vollgekotzt zu werden.

    Leo wollte sich gerade hinsetzen und seinen alten Knochen die wohlverdiente Ruhe gönnen, die er sich heute schon redlich verdient hatte. Wie immer war die ganze Arbeit an ihm hängen geblieben. Wie immer hatten diese miesen Schamrotzer, die hier auf seine Kosten hausierten sich vor der Arbeit gedrückt. Die Bedingung an die ihr Aufenthalt in der Schmiede überhaupt erst geknüpft war. Natürlich hatte der alte Bartträger den Platz übrig und natürlich konnte er ein paar zusätzliche Hände, die ihm bei der Arbeit unter die Arme griffen gut gebrauchen aber besagte Hände waren mehr schlecht als recht vorhanden und so musste der alte Schmied sich um alles selbst kümmern. Um die Verarbeitung der Materialien kümmerte er sich gerne. Er genoss es wie das Metall sich unter der Einwirkung von Hitze und roher Gewalt seinem Willen beugte. Diese Dinge lagen ihm. Auf Kundenkontakt konnte der alte Griesgram jedoch gerne verzichten auch wenn James immer viel zu gutmütig mit den Interessenten umgegangen war. Leo selbst war es immer wichtig gewesen das seine Waffen in gute und vor allem fähige Hände weitergereicht wurden. Es müsste ihn nicht kümmern. Im Grunde konnte er froh sein wenn er seine Waren loswurde und sein Geld damit verdiente aber für den Grauhaarigen war dies nur Nebensache - Geld war nur ein Mittel zum Zweck - nicht mehr und nicht weniger. Eine Stimme um Verkaufsraum hatte Leo schließlich um seine Ruhe gebracht und so schloss er für einen Moment seine müden Augen, schlug sie im nächsten Moment wieder auf und runzelte die Stirn als er sich schließlich der Lärmquelle näherte und einen jungen Mann auf der anderen Seite des Tresens entdeckte, der nicht lange haderte und gleich mit der Sprache heraus rückte. Eigentlich eine Eigenschaft die der Schmied schätze wenn sie nicht von einem Betrunkenen stammte. Menschen, die sich Mut antrinken mussten waren dem Alten zuwider und so kam nur ein herablassender Laut über seine schmalen Lippen während seine dunklen Augen den Jungspund musterten, der hier so dreist nach einem neuen Schwert verlangte. "Was ist denn mit dem alten Schwert passiert...?" hinterfragte der Alte schließlich und versuchte sich an jenen Tag zu erinnern als der Junge, dessen Name völlig irrelevant war, bei ihm gewesen war um sich seine Waffe zu besorgen - was seine Beweggründe gewesen waren diesem Feigling überhaupt erst eine auszuhändigen. Mit erhobener Augenbraue musterte der Bartträger den Jüngling, bemerkte die Alkoholfahne, die ihm über den Tresen entgegen wehte. "Hast du sie im Suff verloren...?" mutmaßte der Schmied und ein abschätziges Lachen drang aus seiner Kehle und stempelte seinen Gegenüber gleich ab.

    Der Lärm des Festes wurde vom Wind bis in sein Zimmer getragen. Kanno runzelte die Stirn und zog sich die Bettdecke über den Kopf während undefinierbares Gemurmel seine Lippen verließ. Wahrscheinlich war es ohnehin besser das man es nicht verstand, denn sonderlich nett war der Inhalt ganz sicher nicht soviel war sicher. Dieses schreckliche Fest bei dem Magie einfach so für alberne Späßchen hergenommen wurde und nicht mit der Ernsthaftigkeit behandelt wurde die ihr zu stand war ihm sowas von zuwider weshalb der alte Meister natürlich keinen Fuß dorthin gesetzt hatte auch wenn er es wahrscheinlich genossen hätte mit seinen alten Freunden ein paar Gläschen zu trinken aber dann lieber an einem anderen Abend. Selbst unter der Decke konnte er das Gejohle der Besoffenen noch hören und das Fluchen des Weißhaarigen wurde erneut von der Bettdecke verschluckt. Übermäßiger Alkoholkonsum in Verbindung mit Magie. Das war ganz sicher eine hervorragende Idee. Der Meister konnte schon förmlich das Magengeschwür in sich wachsen spüren als er an die etwaigen Folgen dieser Kombination dachte. Am Ende würden sie nur wieder angekrochen kommen weil irgendjemand Mist gebaut hatte. Am Ende würden sie ihn wieder um Hilfe bitten um ihre Fehler auszubügeln. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Irgendwann war der Bartträger dann doch eingeschlafen - hatte einen unruhigen Schlaf - drehte sich immer wieder in dem alten Bett herum und riss schließlich die Augen auf als sein Name fiel, er ein Poltern hörte. Kanno setzte sich im Bett auf - sein altes Herz klopfte schnell in seiner brust und er tastete am Nachttisch nach seiner Brille - fand sie auch schließlich und setzte sich die Gläser auf die Nase während er sich am Bettrand aufsetzte, sich erst einmal in Raum und Zeit orientierte. Hatte er sich das nur eingebildet? Ein Alptraum vielleicht? Erneut vernahm er ein Poltern auf der Treppe. Seine Knochen knackten als der alte Herr sich nach seinem Stock ausstreckte und diesen schließlich umschloss ehe er so schnell es ihm in seinem Alter und um diese Uhrzeit möglich war zur Zimmertür eilte und diese mit seiner freien Hand aufriss. Der alte Herr streckte seinen Kopf durch die Tür und schritt über die Schwelle, entdeckte schon im nächsten Moment seine Enkelin, die aufgebracht durch den Flur eilte. Sie wirkte verwirrt - verwirrter noch als sonst und das mochte in Cinnamons Fall wirklich etwas heißen. Ihr Name kam dem Brillenträger über die Lippen als er schließlich in seinem Schlafgewandt mitten im Flur stand und sie durch seine trüben Augen musterte. Seine buschigen Augenbrauen hoben sich fragend an als sich ihre Blicke kreuzten als ein dumpfes Geräusch ertönte. War noch Jemand hier im Runenarchiv? Die Augen des alten Mannes weiteten sich etwas und imemr noch wartete er auf eine Erklärung seitens seiner Enkelin.

    [NPC] am Kräuterstand | Odette & Kross



    "Das freut mich.", entgegnete Arthur, der Kräuterhändler, mit einem sanften Lächeln, Kross' triefender Sarkasmus dabei völlig ignorierend. "Geduld ist immerhin eine sehr löbliche Eigenschaft und macht das ganze Leben entspannter. Findet Ihr nicht auch?" Der düstere Hüne schob die Verantwortung dann direkt auf seine Begleitung. Sehr selbstsicher, also. Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen neigte er den Kopf also in Richtung von Odette. Tatsächlich erstaunte es ihn, dass diese beiden noch immer zusammen waren. Und dann dieser intime Körperkontakt! Offenbar war der Liebestrank also doch ganz bewusst eingesetzt wurden und konnte es sein, dass sich tatsächlich Liebe zwischen diesen so unterschiedlichen Geschöpfen angebahnt hatte? Wie schön! Auch wenn er Odette's Männerwahl... interessant fand. Arthur war fest davon überzeugt gewesen, er hätte ihrem Männerideal am besten entsprochen. Ein Scherz, ein Scherz. Narzissmus ziemte sich immerhin nicht für einen Meister der Stadt.

    Arthur's Augenbrauen zogen sich kurz irritiert zusammen, als Odette vier Finger in die Luft hielt, sein Lächeln verschwand jedoch nicht aus seinem Gesicht. Den Alchemiemeister sah man eben nur selten von schlechter Laune oder deprimierten Gemüt. Ein leises Glucksen entfuhr ihm dennoch und er hielt die Hand dabei kurz an den Mund, ehe er zu einer Antwort ansetzte. "Ah, gemahlenes Univirhorn.", wiederholte der Meister die Anforderung und sprach das Univir dabei viel weicher aus, als Odette es getan hatte. Es war immerhin ein Wort aus einer andere Sprache - das jenes Volkes - und besaß daher auch einen anderen Klang. Zudem hatten Zahlen darin nichts verloren, doch ihre Eselsbrücke war mehr als gewieft. Gut gemacht, Odette! "Eine überaus seltene Substanz." Das entsprach leider der Wahrheit und kurz wurde die Mimik des Alchemiemeisters nachdenklich, traurig gar. Es war eine Schande, dass diese Wesen bis an den Rand der Ausrottung gejagt wurden. Die Kraft ihrer Hörner hatte dem nicht unbedingt geholfen. Daher war es auch eine Resource, mit der man äußerst umsichtig umgehen musste. Umso mehr hatte es ihn geärgert, dass diese zwei seinen Trank mit Erbrochenen ruiniert hatten. "Tatsächlich bin ich der Einzige, der jenes Pulver auf diesem Fest akquiriert.", erklärte er und ging die Kisten mit Gläsern und Fläschchen derweil durch. Sein Bruder besaß tatsächlich eine überaus wohl sortierte Sammlung, auch von Seltenheiten. Nachdem Arthur sich selbst auch schon in aller Genüge auf dem Fest umsehen konnte und mit vielen Leuten gesprochen hatte, war seine Aussage nicht einmal gelogen - auch wenn es nach lächerlicher Verkaufsstrategie klang. Das hatte er aber nicht nötig. Alles in Allem, sprang er ja gerade nur ein. "Es wird euch einen hohen Preis kosten. Was seid ihr bereit zu geben?", fragte er und hatte gesuchtes Fläschchen mittlerweile gefunden. Arthur hielt es fest zwischen Daumen und Zeigefinger einer Hand, als er sich wieder zu seiner Kundschaft umdrehte. Auch wenn er das Mädchen mochte, konnte er nicht das Geschäft seines Bruders ruinieren. Univirhorn war sehr wertvoll. Daran gab es nichts zu rütteln. "Kennt ihr denn die Geschichte hinter den Univir? Oder zu welchem Zweck sucht ihr nach diesem speziellen Element?" Er wusste den Grund natürlich, war aber dennoch auf ihre Antwort gespannt. Außerdem war er ja Undercover unterwegs, damit galt es Fragen zu stellen, dessen Antworten er wusste. Tatsächlich, wurde er da doch manchmal überrascht. Ach, das Leben steckte einfach voll von Überraschungen!

    [NPC] am Kräuterstand | Odette & Kross


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    Ein großartiges Fest. Die magischen Künste pfiffen durch die Reihen und die Leute waren frohen Mutes, staunten der Zauberkunst der Hexer und den Tricks der Quacksalber gleichermaßen. Zu welcher Kategorie wohl der Besitzer dieses Standes gehörte? Die Atmosphäre war positive aufgeladen, selbst in einer eher ruhigen, abgeschiedenen Ecke der Feierlichkeiten und sorgten dafür, dass die Golddublonen in seiner Tasche klimperten. Obwohl das für ihn tatsächlich nur zweitrangig war - vielmehr interessierten ihn die Geschichten der Menschen, die an seinen Stand herantraten, ihre Begehren und Wünsche, die sie ihm freimütig erzählten, damit er ihnen so das passende Mittelchen verkaufen konnte. Ah, was er heute schon alles zu hören bekam - es war schon erstaunlich, welche Abgründe sich in den sonst so ehrlichen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Trampoli auftaten! Nicht, dass er es sonst besser wüsste - immerhin war er bisher nur seltene Male hier gewesen - oder etwa nicht?

    Seine Augen blitzten auf, als er die nächste Kundschaft erkannte. Sie hatten tatsächlich gewartet - ihr Anliegen musste also wichtig sein. Wie gut, dass er gerade für seinen Bruder einsprang und ihn vertrat, während dieser kurz für kleine Jungs musste (und im selben Atemzug eine rauchte, selbst einkaufte und einen Tratsch mit seinen Kollegen hielt, dem war Arthur sich gewiss). Welch glückliche Fügung, dass es also gerade jener Moment war, indem ausgerechnet Odette und ihr Liebhaber diesen Stand aufsuchten! Da hatte er bereits eine Ahnung wonach sie suchten - aber natürlich wusste er von nichts. "Wunderbaren schönen Tag, die Dame, der Herr.", grüßte er die Kundschaft freundlich, obwohl man Kross sicher als vieles bezeichnen könnte, aber 'der Herr' eher weniger auf ihn passen wollte. Arthur räusperte sich. Die Kapuze hing ihm nach wie vor tief ins Gesicht, doch er scherte sich nicht darum, ob er erkannt würde oder nicht - Odette war gewieft, seine samtweiche Stimme hatte sie bestimmt erkannt. Doch das würde ihn nicht daran hindern den Unwissenden zu mimen - der er ja auch war, gewiss doch, dem Antlitz seines Bruders stand er immerhin im Spiegelbild nicht nach! "Ich weiß eure Geduld sehr zu schätzen. Offenbar habt Ihr meinen bescheidenen Laden ganz bewusst ausgesucht im Anbetracht eurer wertvollen Zeit. Wie kann ich Euch behilflich sein?" Als Alchemiemeister lag ihm Höflichkeit am Herzen, doch eine derartige Demut zeigte er nur im Anbetracht seines eben erworbenen Verkäufer-Daseins. Seine Verwandtschaft würde ihn nur lynchen, wenn er die Kundschaft vergraulte - und war es so nicht auch mal ganz recht?